Aus der Staatskasse- in die Staatskasse

Gut gelaunt kam Cothaels Bande in den späten Abendstunden zurück. Der Raub war allem Anschein nach wohl gelungen und keiner aus dem Trupp war körperlich zu Schaden gekommen. Ein Erfolg, den Cothael mit seinen Leuten zu feiern gedachte.

Wie kleine Kinder freuten sich die Wegelagerer über die zurückliegende Aktion.

Zuerst folgten Cothael die Männer Reuko und Zod nach. Sie trugen gemeinsam eine Truhe an deren seitlichen Griffen.

„Hast du gesehen, wie bleich die Wachknechte geworden sind? Das war so witzig.", flachste der großgewachsene Krieger Zod mit Reuko.

Auch Krieger Reuko schien bester Laune. „Ja. Und dieser miese Geldeintreiber, dieser Mongoll? Hat sich fast eingeschissen, mit dem Dolch vor der Nase."

Shawn, der hinter den Beiden ging und einen Sack auf dem Rücken schleppte, schien weniger belustigt. „Wichtig ist nur, dass wir keinen Mann im Kampf da auf der Straße verloren haben. Das zählt mehr, dass keiner von Uns verletzt wurde."

Ranka kam hinter Shawn aus den Gebüschen. Ihr erster Blick fiel auf die drei gefesselten am Baum, die unruhig hin und her rutschten. Ranka schien in sich gekehrt, kommentierte all das Erlebte nicht. Sie steuerte auf den Baum zu, wo Walla, Sina und Simon angebunden waren.

„Wie geht's Euch?", fragte Ranka in die Runde und besah sich jeden Einzelnen kurz.

„Wir müssen pissen! Dringend!", gab Simon zurück. „Mach die Mädchen bitte zuerst los. Wir versprechen auch nicht zu türmen."

„Gut. Aber Einer nach dem Anderen, klar? Keine Flucht! Ich halte Euch auch nicht am Strick dabei, wenn ihr es mir versprecht."

Sina nickte zustimmend. Hierfür wurde sie belohnt und zuerst losgebunden.

Ranka brachte sie einige Meter in den Wald hinein. Kurz darauf kamen sie zurück. Sina wurde erneut gebunden, dann von Walla die Fesseln gelöst.

„Ich werde nicht fliehen. Ich würde meine Schwester hier nicht allein zurücklassen."

Ranka nickte, half Walla auf und brachte auch sie in die Büsche hinein.

Nun kamen Troin, Beldi und Pesno auch ins Lager des Trupps zurück. Sie hatten wohl die Flucht abzusichern und bildeten die Nachhut. Beldi schleppte einen Weidenkorb auf dem Rücken, eine Kiepe, die recht schwer aussah und wohl voll mit Beute war.

„Und?", fragte Shawn. „Folgt uns jemand nach? Oder können wir eine Nacht in Ruhe verbringen?"

„In Ruhe, denke ich.", antwortete der ruhige Troin. Wir haben gut daran getan, so zu tun, als würden wir uns nach Osten zurückziehen- in Richtung Grenzland und Nalbitz. So werden sie hier im Westen wohl nicht suchen. Bis sie die Kutsch- Pferde wieder eingefangen haben und in Moorfeld oder Nalbenburg berichten können, wird sicherlich einige Zeit vergehen. Das kann für Uns nur gut sein."

Ranka kam mit Walla nun zurück.

„Ich hab's gehört. Das war klug eingefädelt.", meinte Ranka beiläufig in Richtung von Troin und Shawn.

Dann half Ranka wieder Walla, sich zu setzen und sie band Walla erneut. Simon wurde hierbei schon von Ranka gemustert. „Und?

Simon sagte nichts. Mit zusammengepressten Lippen und gekniffenen Beinen nickte er nur zustimmend zu Ranka herüber. Das befreite auch ihn von den Fesseln und sorgte dafür, von Ranka beobachtet in den Wald zu dürfen, um sich zu erleichtern.

Cothael scharrte dann alle seiner getreuen um sich.

„Dann lasst uns nachsehen, was wir hier angebracht haben."- sagte es und schon wurde die Truhe geöffnet und die Inhalte der Weidenkiepe und der Säcke auf den Waldboden ausgekippt.

Unmengen kleinerer Beutel mit Silberabgaben lagen umher. Cothael warf den einzelnen Leuten jeweils ein oder zwei kleine Beute mit lachendem Gesicht zu, ohne den Inhalt auch nur anzusehen oder das Silber darin auszuzählen.

Ein Met- Fässchen kam aus der Kiepe hervorgerollt, woraufhin sich Beldi beschwerte, dass er das Ungetüm in der Kiepe hatte tragen müssen.

„Hätte ich das gewusst, hätten wir es vor Ort noch ausgesoffen. Niemals hätte ich das geschleppt!"

Pesno klopfte ihm dafür auf die Schulter. „Dann würde die Feier heute nur halb so gut, wenn Du es ausgesoffen hättest!"

Ein rotes Frauenkleid wurde unbeachtet zur Seite geworfen.

Cothael missfiel dies. „Heda! Das gute Stück war für die Frau des Grafen bestimmt! Das kann ich bestimmt morgen für gutes Silber verschachern. Auch diese Steine dort im Beutel. Lasst sie gleich zusammen und packt sie in die Weidenkiepe!"

Walla uns Sina sahen sich an. Trotz ihrer gefesselten Lage etwas abseits hatten sie schon gesehen, was dies für komische Steine waren, die Reuko nur kurz zeigte und die Cothael ihm dann sofort gierig entriss. Es waren kleinere Lomasit- Kristalle, die viel wertvoller als all das andere Zeug waren, was hier herumlag.

Und das sich Cothael energisch dieses Beutels bemächtigte und ihn danach fast verborgen vor den Anderen hielt, war ebenfalls seltsam.

Die Beute wurde weiter durchgesehen und verteilt, wie es halt eine Räuberbande so treibt. Cothael zwackte hier und dort etwas ab und verstaute es in der Kiepe. Dann forderte er die anderen Kämpfer auf, sich noch einen Met zu nehmen.

Ranka stand hierbei mit Shawn etwas abseits. Sie schienen sich zu besprechen. Doch weder die Drei, noch der Rest der Truppe- auch Cothael nicht- konnten die Unterredung mithören. Shawn nickte letzten Endes, woraufhin ihm Ranka – wohl dankbar- auf die Schultern klopfte.

Ranka befasst sich dann mit einem großen Fleischstück, dass kurz darauf aufgespießt war und sich über dem Feuer drehte.

„Ich weiß ja nicht viel über eine Räuberbande. Und ich war auch noch nie so nah bei so einer Truppe.", tuscherte Walla leise zu Simon herüber. „Aber genau so stelle ich mir das Räuberdasein vor."

Ranka kam späterhin zu den Dreien, gab ihnen Brot und Fleisch. Auch einen Weinschlauch ließ Ranke kurz herumgehen, fütterte damit selbst den Trunk in die Münder der Gefangenen.

„Ranka? Ich dachte, ihr würdet uns nun gehen lassen?"

„Cothael will es noch nicht. Erst wenn er morgen von dem Hehler zurückkommt, könnt ihr gehen. Er sagt, da soll nichts anbrennen. Das Risiko ist noch zu hoch."

„Aber das ist aus meiner Sicht grober Wortbruch. Wir sind doch für Euch wertlos. Warum dann also uns noch durchfüttern?", Sogar Sina machte sich Luft- und war sogar, für ihre sonstigen Gewohnheiten zum Trutz, mehr als mutig, so zu sprechen.

Als Simon dann noch hinzu fragte, wiegelte Ranka ab.

„Und Ranka? Gefällt Dir dieses „Geistbewahrer"- Leben? Erreicht ihr so, was ihr vorhabt zu bewirken? Durch Raub?"

„Lass mich!"

Ranka zog sich zurück auf ihren Liegeplatz, von wo sie die anderen beobachtete.

Cothael hielt sich mit dem festen Trinken zurück, jedoch die Anderen gaben sich dem Met recht deutlich hin. Sie lallten nach einer Weile, zwei von ihnen stützten sich gegenseitig beim Gang in die Büsche vor dem Schlaf.

So brach die Nacht herein.

Am frühen Morgen ließ Cothael eine Taube steigen, die in westlicher Richtung wegflog, dem Aufkäufer des Stehlgutes entgegen.

Ranka sah dem Tun von Cothael, unter dicken Fellen eingepackt und schlaftrunken wirkend, zu.

Cothael verstaute mancherlei Dinge in der Weidenkiepe, auch Dinge aus der Truhe packte er um. Dann machte er sich auf, ohne sich von den Schlafenden oder halb wachen Mitgliedern seiner Truppe zu verabschieden. Cothael warf die mit einem Tuch abgedeckte Weidenkiepe auf seinen Rücken und entschwand in die Büsche am westlichen Rand des Lagers.

Kaum war er weg, da stand Ranka sofort auf. Sie war schon vollens marschbereit.

Mit kurzem Blick auf die drei Gefesselten nahm sie den Zeigefinger der rechten Hand und legte ihn sacht vor die Lippen, um ein Schweigen zu gebieten.

Ranka ging zu Shawn herüber, der ebenfalls sofort aufstand und marschwillig bereit war. Er nahm sich schnell noch einen Brotleib mit, dann folgte er Ranka nach, die ebenfalls mit Shawn in Richtung Westen durch die Büsche entschwunden war.

Die zurückgelassenen Gesellen im Lage schienen mit sich selbst und ihrem ausgeschlafenen Rausch befasst zu sein. Die verdösten den Vormittag zum Großteil. Es war zwar aufgefallen, dass Cothael, Ranka und Shawn nicht im Lager waren, aber sie taten dies damit ab, dass Cothael ja mit dem Hehler handeln musste und Ranka und Shawn sicherlich das Umfeld bestreifen würden.

Doch wie sich später herausstellte, war dies nicht der Fall.

Zeit verging. Nach einem Gang in die Büsche, neuerlicher Fesselungen an den Baum und einem flachen Mittagsschlaf kam Unruhe im Lager auf.

Sowohl Ranka als auch Shawn kamen zurück ins Lager. Ranka war bleich im Gesicht, vollkommen verweint und mit einem nassen, feuchten Fleck auf ihrer Kutte und der Rüstung- als habe sie etwas ausgewaschen darauf.

Auch Shawn war wohl leidvoll geplagt. Er sah ebenfalls kreideweiß aus, schlotterte am ganzen Körper.

Was auch immer die Beiden erlebt hatten, es musste sich etwas Furchtbares zugetragen haben.

Von Cothael fehlte jede Spur. Er war noch nicht zurück.

Die Rückkehr der Zwei sorgte für Irritationen, vor allem das Verhalten von Ranka. Sie wirkte, als sei sie geschändet worden.

Sich tränen abwischend, kam sie zu den drei Gefesselten. Sie zog ihren Dolch und schnitt die Vielen Seile bei Einem nach dem Anderen durch.

„Ihr seid frei, könnt gehen, wann ihr wollt und wohin ihr wollt. Wenn ihr jedoch noch bleibt, werde ich Euch morgen einen wichtigen Schutzzauber lehren, den wir Geistbewahrer beherrschen."

„Ranka? Geht es dir gut?", fragte Walla – ebenso irritiert, wie alle anderen im Lager.

„Nein. Mir geht es gerade überhaupt nicht gut."

„Was ist denn geschehen, Ranka?", fragte Troin- ebenfalls besorgt im Anblick von Rankas ungewöhnlichem Verhalten. „Shawn? Was ist los mit Euch? Es scheint, ihr hättet einen Geist gesehen?"

Ebenfalls besorgt, versuchte Pesno auf die Beine zu kommen. „Ja? Was ist mit Euch los?"

Shawn sah mit traurigem, leeren Blick zu Ranka herüber.

Ranka nickte Shawn daraufhin zu, als sie dies wahrnahm. Augenscheinlich fand Ranka kaum Worte, wollte Shawn das Reden überlassen.

Shawn holte tief und lang Luft. Dann fing er an, zu erzählen.

„Wir sind getäuscht und verraten worden. Allesamt, wie wir hier sitzen."

„Was?", fragte der eine. „Aber wie?", fragte ein Zweiter. „Wie getäuscht? Und durch wen?", fragte der Dritte in die Runde- so schnell folgend, dass es unwichtig war, von wem gesprochen.

„Cothael hat uns getäuscht. Und er hat auch den Verrat an Uns allen verübt.", sprach Shawn und ließ sich auf seinen Lagerplatz fallen.

„Cothael? Du spinnst doch!" Zod mochte es nicht glauben. Dennoch war er wohl nun auch bleich im Gesicht- und wohl auch wieder nüchtern.

Ranka stand auf und sprach in die Runde.

„Nein. Es stimmt! Was Shawn sagt, ist die Wahrheit!"

Alle waren stumm, keiner wollte es begreifen. Mit geschlossenen, verweinten Augen berichtete Ranka weiter.

„Shawn hatte schon in Haida, als die Wachen Pippa und Densell gefasst haben, einen Verdacht. Doch wem willst Du sagen, was du denkst, wenn du Zweifel hast? Cothael, deinem Anführer, dem du folgst und vertraut hast? Er war sich auch nicht sicher, jedenfalls nicht so sicher, dass der Verdacht ausgesprochen werden sollte. Das hätte nur Unfrieden in unsere Runde gebracht. Doch gegenüber mir hatte es Shawn angedeutet, dass er denkt, dass die Festnahme auf Cothael zurückfällt."

Shawn führte fort. „Ranka wollte mir nicht glauben, verbot mir, offen darüber zu sprechen."

Ranka zeigte auf die Drei- auf Sina, Walla und Simon.

„Diese Drei hier, sie gehören nicht zu uns, lebten nicht mit uns im Wald und waren nicht mit uns auf der Flucht. Und ohne uns zu kennen und ohne uns helfen zu wollen, taten sie, was wir nicht getan haben: Sie sprachen offen aus, was sie als Missstand hier im Lager sahen und auch, welchen Verdacht sie hatten. Und gestern? Der Überfall? Hat es Euch nicht verwundert, wie wenig Widerstand es da gab? Nein! Das ging im Vergleich zu den anderen Sachen viel zu leicht aus."

Die Kämpfer sahen sich an. Ranka hatte wohl die Wahrheit gesagt.

„So ging ich zu Shawn. Wir beredeten, Cothael heute Morgen zu folgen, was wir auch taten. Und ich bereue, dies getan zu haben. Cothael ging vorsichtig und gedeckt in Richtung der Siedlung Mübs, wo er sich bei einem ausgebrannten alten Gehöft aufhielt. Und dann passierte es! Ihr werdet nicht glauben, wer unser vermeintlicher Hehler war!"

„Na sagt schon! Wer war es?", forderte einer.

Shawn sprach die Worte aus, die alle erschütterten.

„Es war Hofmagister Ryth. Ryth war es, der ankam. Ryth, der Bluthund Torgyff und vier Wachen der Grafengarde kamen an den Treffpunkt!", platzte es aus Shawn heraus.

Reuko sprang auf, packte Shawn an den Sachen- doch Shawn entwand sich mit einem Schlag der Hand.

„Ich schöre es! Die waren gekommen! Kein Händler, kein Bauer, kein Müller- dafür diese Hunde!", rechtfertigte sich Shawn gegen Reuko – und auch andere, die es ihm gleichtun wollten.

Ranka pflichtete ihm bei. „Es ist, wie Shawn sagt! Ryth und Torgyff. Ich wollte es auch nicht wahrhaben. Cothael begrüßte sie mit einem Lächeln. Hände wurden freundschaftlich geschüttelt- ohne dass sie Cothael mit Feindschaft entgegentraten. Sie redeten wie gleichgestellte Freunde miteinander. Wir suchten näher heran zu kommen, um sie zu belauschen, mussten aber gedeckt in einem Wassergraben im Gras bleiben. Nur so viel sei gesagt: was wir erbeuteten, wurde an Ryth gegeben, der Cothael dann mit einem Geldlohn im Beutel dafür bezahlte. Sie lachten und scherzten. Cothael riet Ryth, ein besonderes Auge auf Chisto zu halten. Er sprach auch von euch Dreien- junge Magier, die zur Gefahr werden könnten. Er fragte, was mit Euch zu tun sei- die Antwort von Torgyff war eindeutig: Hals aufschlitzen oder Euch in seine Falle tappen lassen. Cothael sprach eine Falle ab, wollte Euch nach Moorfeld unter einem Vorwand schicken. Ryth sagte, er werde sich Eurer armseligen Gestalten selbst annehmen, wenn ihr erst gefangen seid. Cothael erhielt die Zusage, dass sein Haus in Moorfeld auf ihn warte. Dann ritten die Moorfelder ab. Wir zogen uns zurück und bald danach kam auch Cothael mit der leeren Kiepe aus dem Gehöft zum Wald zurück."

Shawn sprach weiter- Ranka war sehr aufgewühlt vom Geschilderten.

„Wir stellten ihn am Waldrand, kaum dass er frohen Gemütes dort ankam. Wir verlangten Aufklärung darüber, was wir selbst gesehen und in Bruchstücken gehört hatten. Cothael beschwichtigte. Er wich den Fragen aus, tat unsere Vorhalte ab. Doch spielte er schon am Schwertknauf herum, um sich notfalls auf uns stürzen zu können. Ranka sprach, dass sie ihm Glauben würde. Sie suchte ihn zu umarmen, was Cothael auch gutgläubig- und wohl auch schon den Sieg seiner Überzeugungskraft vor Augen- zuließ. In der Umarmung stach Ranka ihm den Dolch ins Herz. Mit entsetzten Augen fiel er langsam nieder."

Rankas Tränen brachen erneut hervor.

Alle waren entsetzt über die Schilderungen und diese Wendung.

„Cothael ist tot? Ranka? Von dir getötet?" Beldi sah den ebenso entsetzten Pesno entgeistert an, dann Ranka und Shawn.

Ranka nahm ihre Hand vor den Mund. Tränen flossen.

Und sie nickte – selbst fassungslos über die eigene Bluttat.

„Es tut mir so leid. Aber Cothael hat uns alle getäuscht und an Ryth verraten. Wir sind auf Weisung Ryths durch die Lande gezogen, Ryth hat Cothael gesagt, was getan werden soll und wo wir zuschlagen können. Wir waren die Handlanger für Ryth und wohl auch Torgyff. Cothael hat Pippa und Densell damals in Haida verraten und ausgeliefert- ein Blutopfer, damit Ryth und Torgyff dem Schwarzen Grafen gute Erfolge vermelden können."

„Warte mal kurz, Ranka.", forderte Pesno. „Wie will den Cotharel den Ryth immer informiert haben?"

Shawn ging zum Taubenkäfig. „Das fragst Du wirklich noch? Hier hast Du deine Antwort."

Troin war entsetzt. „Drei Sommer und zwei Winter folgte ich Cothael. Ich vertraute ihm. Dieser Mistkerl! Dann haben wir also die Staatskasse beraubt, um sie dann in die Staatskasse zurückzugeben? Aber das ist doch ohne jeden Sinn? Warum gestattet der oberste Magister Ryth so etwas? Und der Graf? Der muss es ja auch gewusst haben, oder?"

Ranke wischte sich erneut Tränen aus dem Gesicht. Doch schien sie Kraft genug zu haben, hierzu ihre Meinung kund zu geben.

„Ich denke, so konnten sie uns unter ihrer Kontrolle halten. Wenn du genau weißt, wo der Feind ist und was er so treibt, dann bist du in einer wirklich guten Lage gegen deinen Gegner gebracht. Und wenn du dann noch deren Anführer kaufen kannst, umso besser für dich. Wir haben uns vollkommen von dem abgewendet, was wir eigentlich vorhatten: etwas für die magisch begabten Leute hierzulande zu bewirken. Und ich weiß ja nicht, wie es Euch grade geht, ich habe vor es diesen miesen Verbrechern auf Burg Moorfeld jetzt erst recht heimzuzahlen. Allerdings weiß ich noch nicht genau, so wir anfangen sollen und wohin uns dann unser Weg führen wird. Wer will, der kann gern nach Hause gehen. Ich könnte es niemanden verübeln. Doch bedenkt, dass wir in den Augen der Voigte allesamt vogelfrei sind. Man wird uns jagen und irgendwann hinter die Mauern des Gefängnisses in Gedesheim stecken, wo wir gefordert der getötet werden können, ohne dass es Jemanden interessiert oder wir etwas im Leben erreichen konnten. Daher will ich gleich hier anfangen, Cothaels Fehler nicht zu wiederholen. Ich werde diesen drei Magiern unseren Schutzzauber lehren, damit sie besser gegen magische Angriffe oder Geistangriffe geschützt sind, wenn es bei ihnen einmal darauf ankommt. Shawn hat schon versprochen, mir die Treue dabei zu versprechen und hier zu bleiben. Dann machen wir es, wie die Reichen: der König der Geistbewahrer ist tot, es lebe der neue König, besser gesagt, dieses Mal eine Königin der Geistbewahrer. Wir finden einen Weg, für die Menschen in der Grafschaft da zu sein. Mit geraubten Gütern helfen wir den Armen und Bedürftigen im Land und verdienen uns dadurch nach und nach deren Vertrauen zurück. Denn wenn wir vogelfrei sind, dann brauchen wir Leute, die uns helfen, uns schützen und lieber gegen den Grafen und Ryth handeln sehen, als uns zu verraten."

Ranka hatte gut und ehrlich gesprochen. Walla war überrascht- nicht nur von dem Mut, den Ranka mit ihrer Bluttat bewiesen hatte, sondern auch darüber, dass sie den Kampf weiterführen wollte- trotz der heute erlittenen Niederlage und der Opfer der Bande aus der letzten Zeit.

Shawn stellte sich neben Ranka. „Also überlegt es Euch. Entscheidet nicht zu vorschnell, denn jetzt kommen harte Tage auf uns zu, wenn ihr bleibt."

„Und Cothaels Leiche? Was machen wir damit?", fragte Beldi nach.

Pesno hatte dazu einen Vorschlag. „Wir nehmen von ihm, was uns nützt. Waffen, Rüstung und was vielleicht hilft. Dann verscharren wir ihn. Auch wenn er sich als mieser Verräter erwiesen hat- lasst uns heute Nacht auf seine letzte Reise anstoßen. Und morgen beginnt ein neuer Tag und ein neues Leben. Ich stehe dir bei, Ranka. Wenn du meinen Schwertarm haben willst."

Ranka nickte. Dann sah sie zu Shawn.

„Shawn? Kannst Du das mit Pesno übernehmen, Cothael in die Erde zu bringen? Ihn noch einmal zu sehen, bekommt mein Herz heute nicht mehr hin. Gebt ihm ein gutes letztes Geleit."

Erneut übermannte es Ranka und sie musste gegen nasse Augen ankämpfen.

Walla und Simon sahen sich an. Simon presste seine Lippen aufeinander, dann nickte er Walla und Sina zu.

„Dann bleiben wir? Bis Morgen zumindest?", fragte Simon, um sich wenigsten sicher zu sein, dass Walla und Sina gleicher Meinung waren, wie er.

Die Frauen nickten zustimmend.

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