17. Suilerua

Majikku

Als ich wieder zu mir kam, schmerzte mein Kopf und das stetige Auf und Ab machte es auch nicht besser.
Stöhnend versuchte ich, mich in eine bessere Position zu bringen, doch ich konnte mich nicht rühren. Die dicken Seile um die Brust und die Unterschenkel machten den instinktiven, verschwommen Wunsch nach Schlaf endgültig zunichte.
Wer hat mich gefesselt und warum?
Immer noch benebelt versuchte ich, mich umzusehen, doch da war nur Schwärze.
Während mein Hirn noch mit diesem Rätsel beschäftigt war, öffnete ich den Mund und holte tief Luft, um nach Hilfe zu schreien.
"Das würde ich an deiner Stelle lassen, sonst muss ich dich nochmal betäuben."
Mein Kopf schnellte zu der Quelle der Stimme. Ich konnte den Mann zwar nicht sehen, erkannte ihn aber trotzdem.
"Aurelius?!", zischte ich ungläubig.
Mein Entführer antwortete nicht, doch ich war mir sicher, dass er es war.
"Lass mich runter!"
Ich wusste, dass es vergebens war, doch irgendwas musste ich einfach tun. Selbst in einem benebelten Zustand war mir klar, dass er Taurus' Verstärkung sein musste. Wahrscheinlich befand sich der elende Kerl ganz in der Nähe.
"Träum' weiter."
"Bringst du mich eurem Sensei?", fragte ich.
Keine Antwort.
"Ist Taurus hier?", startete ich einen neuen Versuch, ihn zum Reden zu bringen, denn inzwischen hatte ich begriffen, dass er mir die Augen verbunden haben musste.
Schweigen.
Vielleicht musste ich ihn provozieren, damit er anfing zu Sprechen.
Bevor ich jedoch den Mund öffnen konnte, sagte jemand wütend:
"Es ist doch völlig egal, was dieses Menschlein zu sagen hat! Befrei dich, oder ich werde es tun! Niemand wird mich gefangen halten!"
Ich zuckte vor dem scharfen Fauchen zurück, doch Aurelius schien nichts gehört zu haben.
Da begriff ich und sagte rasch:
"Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Wie du sehr gut weißt, kann ich nicht laufen und auch die Magie nicht kontrollieren."
Ich versuchte, meinen flehenden Unterton, mein Schamgefühl und die Wut auf mich selbst zu verbergen, doch ich wusste bereits, dass es vergebens sein würde.
Die Befriedigung von Felicitas war Bestätigung genug.
Schnurrend erwiderte die Raubkatze:
"Wie gut, dass ich da bin, um dir aus der Patsche zu helfen, was? Das kostet dich eine zusätzliche Jagd mehr im Anschluss."
Ich nickte stumm, die Zähne fest zusammengebissen, um nichts Dummes zu sagen.
Die Welt bestand für einen Moment nur aus Schmerz, dann zerrissen Augenbinde und Seile unter dem großen, kräftigen Körper der Raubkatze.
Im nächsten Moment wieherte das Pferd erschrocken und ängstlich – der Mann im Sattel fluchte, während er versuchte, nicht abgeworfen zu werden.
Felicitas verlor keine Zeit, sprang vom Pferderücken und ignorierte das schmerzerfüllte Wiehern des Tieres.
Geschmeidig landete sie neben dem felsigen Untergrund in der Nähe des Wasserlaufs und wollte in den Wald rennen, doch ich stemmte mich Gewalt gegen sie.
"Was soll das, Mensch?!", fauchte sie und versuchte, sich mir zu widersetzen.
Unter gewaltiger Kraftanstrengung machte ich einen Schritt stromabwärts zum Wasserfall.
"Wir müssen zurück zu den anderen und sie warnen. Vielleicht werden noch andere Neko angegriffen!", erwiderte ich wütend und etwas außer Atem.
"Vergiss es! Bevor ich deinen schwachen Menschlein-Freunden helfe, bringe ich mich lieber in Sicherheit!"
Die Verwunderung, dass ausgerechnet Felicitas lieber vor ihrem Feind floh, anstatt ihn zu bekämpfen, überdeckte fast gänzlich meine Wut.
"Ich bin nur vernünftig! Bist du etwa so beschränkt, dass du seine Krallen übersehen hast?"
Vor Verblüffung hatte mein Griff etwas nachgelassen und Felicitas hatte sich ein paar Schritte vom Ufer entfernt.
Wütend verstärkte ich den Druck und versuchte, ihren Einfluss auf ihre – nein, auf meine – Muskeln zu lösen.
"Mir egal, ob er ein Schwert oder eine andere Waffe besitzt! Ich werde nicht davonlaufen, wenn dafür hunderte ihr Leben lassen müssten!"
Dieser Edelmut ist ja zum Kotzen.
Bevor ich eine scharfe Erwiderung von mir geben konnte, sagte Aurelius hinter mir:
"Ein interessanter Körper. Ich bin gespannt herauszufinden, wie du das gemacht hast. Mein Pferd hat deine grobe Behandlung jedoch nicht verdient."
Wir wirbelten herum, doch bevor uns einig waren, ob wir angreifen oder fliehen sollten, trafen uns die Hufe des panischen, steigenden Pferdes an den Schultern und wir wurden nach hinten geschleudert.
Felicitas jaulte und ich stöhnte, während wir versuchten, uns auf die Pfoten zu stemmen.
Das Klappern der Hufe kam näher und die Raubkatze zog instinktiv den Schwanz ein und bleckte die langen Fänge, während ich versuchte, nicht auf das Pferd, sondern seinen Reiter anzuschauen.
Aurelius' Gesicht blieb ausdruckslos, während er auf uns herabsah.
"Ich tue das nicht gerne, aber du lässt mir keine Wahl."
Erst da entdeckte ich das in etwa zehn Zentimeter lange, schmale Rohr in seiner Hand.
Bevor ich Felicitas aufhalten konnte, machte sie einen aus Angst geborenen, gewaltigen Satz zur Seite, aller Schmerz vom Adrenalin verdrängt.
Noch im Sprung konnte ich das untypische Verhalten des Pumas nicht verstehen, bis eine hauchdünne, metallisch glitzernde Nadel eine unserer Schultern streifte.
Ohne mein oder Felicitas' Zutun wurde die Welt gleißend hell und meine Anatomie bildete sich zurück zu einem Menschen. Noch nie war ich so panisch darüber gewesen, diese Gestalt zu verlieren, wie jetzt.
"Felicitas!"
Mit einem harten Aufprall landete ich – immer noch blind vor Helligkeit – und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich Wasser berührte.
"Felicitas, wo bist du?!"
Immer noch keine Antwort.
Ich schluckte Wasser und spürte beinah sofort die gewaltige Strömung, die mich in die Mitte des Flusses zerrte, während ich langsam wieder etwas sehen konnte.
Eine gewaltige Wut überrollte mich – obwohl es nicht meine eigene war – während sich mein Körper erneut veränderte. 
"Dieser räudige Aasfresser wollte mich verjagen, da hat er sich aber geschnitten! Diese Krähe gehört mir!"
Durch das grelle Licht und meine Erleichterung hörte ich Aurelius sagen:
"Eigentlich solltest du diesen Körper nicht mehr benutzen können. Das nächste Mal werde ich besser treffen und dann wird dir nichts anderes übrigbleiben, als mitzukommen."
Ich verzichtete auf eine Antwort, verwandte meine ganze Energie lieber darauf, nicht stromabwärts zu treiben.
Mit einmal paddelte ich wie wild um mich und hielt den Kopf über Wasser, ohne Plan und verschwendete damit die letzten Kraftreserven.
Die Wut der Raubkatze hatte sich in pure Panik verwandelt, als sie erkannte, wo wir waren.
"Felicitas, hör auf!"
"Nein! Ich will nicht sterben! Ich kann nicht einfach wie eine elende Ratte ersaufen! Ich werde ganz bestimmt nicht-"
"Hey, reiß dich zusammen! Wir werden nicht ertrinken! Warum hast du solche Angst? Kannst du etwa nicht schwimmen?"
Die alles überwältigende Panik, die mir von ihr entgegenschlug, war Antwort genug.
Ich fluchte, während ich versuchte, das panische Paddeln zu kontrollieren.
Eine Bewegung im Augenwinkel zeigte, dass Aurelius weiter von seinem neben uns am Ufer her
reitenden Pferd auf uns schoss und uns nur knapp verfehlt hatte. 
"Hör zu. Beruhig dich. Ich kann schwimmen."
Felicitas sagte nichts, doch ihre unverminderte Angst und ihr Misstrauen sprachen Bände.
"Bitte, vertraue mir. Nur dieses eine Mal. Ich kann uns hier rausbringen, wenn du mir
deinen Körper leihst."
Das hektische Paddeln erstarb und ich griff automatisch ein, damit wir nicht untergingen. Sofort fing die Raubkatze wieder an, wie verrückt um sich zu schlagen.
Besorgt schossen meine Augen von Aurelius zu dem stromabwärts fließenden Wasser.
Ich hatte schon aufgegeben, noch etwas bei Felicitas bewirken zu können, als ihr Misstrauen etwas nachließ und sie sagte:
"Na schön. Solltest du mich allerdings reinlegen, werde ich dafür sorgen, dass du stirbst, Menschlein."
Meinetwegen, dass ist kein Problem für mich. Hauptsache, wir kommen hier weg., dachte ich, sagte aber nichts. Sie würde meine Gedanken vermutlich sowieso lesen.
Ich begann, zielstrebig schräg zur Strömung auf das gegenüberliegende Ufer zuzupaddeln, weg von Aurelius. Den Schwanz nutzte ich als Ruder und ließ auch die Hinterbeine arbeiten. Nach einer Weile ahmte Felicitas die Bewegung nach und verlieh den Schwimmstößen so mehr Kraft, als ich besaß. Um die Raubkatze nicht zu beunruhigen, versuchte ich, die Tatsache zu ignorieren, dass wir immer noch flussabwärts trieben. Da die Raubkatze krampfhaft versuchte, ein Niesen durch die Wassertropfen auf ihren Schnurrhaaren zu unterdrücken, bemerkte sie meine Sorge nicht.
Felicitas' Ohr zuckte, als eine weitere Nadel nah an unserem Kopf vorbeischoss und ich war beeindruckt, wie schnell sie die aufkeimende Angst unterdrückte und noch energischer auf das Ufer zupaddelte, was immer noch ein gutes Stück entfernt lag.
Die Raubkatze war auf der einen Seite geschmeichelt, auf der anderen Seite pikiert, dass ich dieses Verhalten von ihr nicht als selbstverständlich betrachtete. Aber sie sagte nichts und auch ich akzeptierte, dass sie schon wieder meine Gedanken beobachtete. Wir hatten weder die Zeit, noch die Energie, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen.
Das Ufer rückte näher und ich begann gerade zu hoffen, dass wir noch vor der gefährlichen Wasserkante des Wasserfalls diesem Sog entfliehen konnten, als ich einen scharfen Stich im Nacken spürte.
Entsetzen strömte schneller als jedes Gift durch mich hindurch.
"Nein!"
Ein trüber Schleier legte sich auf meine Sicht und meine Bewegungen verlangsamten sich. Zuerst hielt ich das für eine Schockreaktion, doch dann bemerkte ich, dass die Veränderung der Anatomie ausblieb und ich meine Muskeln immer schlechter ansteuern konnte.
Was hat er mir jetzt gespritzt?, dachte ich verschwommen.
"Suilerua beschränkt sich nicht nur darauf Verwandlungen umzukehren, Kätzchen."
Selbst mein Entsetzen schien gemeinsam mit meinen Sinnen immer mehr abzustumpfen und machte Stück für Stück Gleichmut Platz.
Irgendwann musste es ja so kommen., dachte ich, plötzlich müde, während es dunkel um mich wurde.

Elias

Ich versuchte mit mäßigem Erfolg mein schlechtes Gewissen zu vertreiben, als ich meinen Posten am Wachfeuer verließ, um einer Gestalt zu folgen, die halb gebückt scheinbar einer Fährte nachging. Diese führte endgültig aus dem Lager hinaus und hätte ich die Person nicht erkannt, hätte ich sie aufgrund von leichtsinnigem Verhalten zur Rede gestellt. Stattdessen folgte ich Nyoko leise, neugierig, was sie entdeckt hatte.
Als sie jedoch minutenlang dem Wasserfall stromaufwärts folgte und ich nichts weiter entdecken konnte außer das Gewirr aus Fußspuren, dass größtenteils stromabwärts, manchmal aber auch in die entgegengesetzte Richtung führte, schloss ich zur schwarzhaarigen, jungen Frau auf.
"Was siehst du, was ich nicht sehe?", fragte ich ohne große Vorrede und hoffte, sie damit etwas aus dem Konzept zu bringen, wenn schon nicht durch mein plötzliches Auftauchen. Vergeblich.
"Fußspuren.", erwiderte sie, ohne auch nur aufzusehen.
Ich lachte auf.
"Das konnte ich auch noch gerade so erkennen."
"Fußspuren, die ins Lager geführt haben und tiefer in den feuchten Boden eingesunken sind, als sie das Lager wieder verließen.", fuhr Nyoko ungerührt fort.
"Was ist daran so ungewöhnlich? Ein Wachposten könnte ein zusätzliches Zelt getragen haben.", wandte ich ein.
Nun erkannte ich die Fußspur, der sie folgte – sie unterschied sich nicht von der Masse, war sie doch tiefer eingegraben als die einen und flacher als die anderen.
Plötzlich vermischte sich die Spur mit Pferdehufabdrücken, um dann ganz zu verschwinden. Es war offenkundig, dass der- oder diejenige zu Pferd weitergezogen war.
Doch auch das war kein Grund zur Beunruhigung, bis Nyoko ihren Schritt beschleunigte und ruhig hinzufügte:
"Die Fußspuren endeten vor Majikku's Zelt. Ohne Pferd hatte ich gehofft, die Situation klären zu können, ohne das Lager wie einen Bienenstock aufzuscheuchen. Ein mögliches außerplanmäßiges Training ohne ihre treue Stute seitens Aadil, der sie trug, hätte ihr sicher nicht geschadet. So macht es das Ganze allerdings etwas kompliziert."
Wütend und entsetzt beschleunigte ich meinen Lauf, bis die junge Frau rennen musste, um mit mir schrittzuhalten.
"Etwas kompliziert?! Verdammt, Nyoko! Eine erneute Entführung wäre eine Katastrophe, besonders jetzt, wo sie jeden Irrtum bezüglich ihrer Magie ausgeschlossen haben!", rief ich erzürnt.
"Reiß dich zusammen. Den Kopf zu verlieren wird es nicht besser machen. So wissen wir zumindest, dass Majikku nicht von einem Schwarm Krähen fortgetragen wurde. Das hätte es praktisch unmöglich gemacht, sie wiederzufinden."
"Wie tröstlich! Ich bin sicher, dass-"
Plötzlich erstrahlte ein grelles Licht weiter flussaufwärts und das schmerzerfüllte Wiehern eines Pferdes erreichte die beiden Krieger. Nun verschwand Nyoko's Ruhe und auch sie begann zu rennen.
Schweigend lauschten wir auf weitere Geräusche und wurden nicht enttäuscht: Ein dumpfes Krachen hallte unheimlich zurückgeworfen von den Bäumen durch den Wald.
Während ich nach Luft schnappte, erhöhte Nyoko neben mir bloß das Tempo und zog die Klingen hervor.
Die Beraterin des Anführers verschwendete keine Zeit oder Luft damit, Vermutungen anzustellen, doch ich fragte schwer atmend mit letzter Hoffnung:
"Vielleicht hat Aadil sie auf seinem Hengst mitgenommen?"
Es wunderte mich nicht, dass sie schwieg, denn ich glaubte ja selbst kaum daran. Der Hengst des Anführers ließ selten andere Reiter zu, Majikku oder Aadil würden diesen vermutlich ebenso nicht zu solch einem panischen, schmerzerfüllten Wiehern bringen.
Das fließende Wasser verfluchend, lauschte ich vergeblich auf weitere Geräusche, bis plötzlich ein weiteres Mal das mir inzwischen vertraute, gleißende Licht einer Verwandlung aufleuchtete.
Inzwischen keuchte ich vor Anstrengung, doch ich zwang mich, meine Geschwindigkeit noch einmal zu erhöhen. Spätestens, als das Licht ein drittes Mal die Bäume in verzerrte Schattengestalten verwandelte, verstand ich gar nichts mehr. Was geschah da bloß?
Mit Schrecken musste feststellen, dass Nyoko verschwunden war. Hastig warf ich einen Blick voraus, doch nichts. Bei dem Versuch, sie auf den Bäumen zu entdecken, schaute ich halb zurück, da sie in diesem Fall etwas zurückgeblieben sein müsste und sah überrascht, dass sie stehengeblieben war. Bevor ich etwas sagen konnte, wandte sie sich plötzlich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Fluchend bremste ich ab.
Was dachte sie sich dabei? Hatte sie Majikku vergessen?
Ich verlor einen kostbaren Moment bei der Entscheidung, ob ich der Logik folgen und flussaufwärts weitergehen oder Nyoko und damit dem Instinkt flussabwärts nachrennen sollte, bevor ich ebenfalls kehrtmachte – immer noch lauthals fluchend. 
Ich werde mir das nie verzeihen, sollten wir den Schlüssel der Prophezeiung wegen einem weiteren Alleingangs Nyoko's verlieren!
Nur langsam konnte ich die schwarzhaarige Frau einholen, die aus irgendeinem Grund ihre Geschwindigkeit gesteigert hatte.
Erst da konnte ich sehen, was sie schon längst erkannt hatte:
Auf der anderen Seite des Ufers versuchte ein Reiter, der sich nicht zu erkennen gab, schneller zu sein als Nyoko. Vermutlich, um zu entkommen. Der Abstand zum tosenden Wasserfall verringerte sich rasend schnell, während der unbekannte Reiter ein kleines, schmales Etwas hervorzog, damit jedoch nicht auf uns zielte, sondern auf das schäumende Wasser.
Reichlich verspätet erkannte ich, dass sowohl er als auch Nyoko eine schwarze Raubkatze beobachteten, die sich paddelnd zu unserem Ufer arbeitete.
Ein fast unsichtbares Aufblitzen über dem Wasser – so kurz, dass ich schon glaubte, es mir eingebildet zu haben – und mit einem Mal erlahmten die Bewegungen der Raubkatze, um dann ganz zu versiegen. Nur die Luft in dem Brustkorb verhinderte jetzt, dass sie unterging. Nach Luft schnappend überbrückte ich die letzten Meter zu Nyoko, wollte wissen, ob sie das Tier auch für Majikku hielt, bekam jedoch kein Wort über die Lippen.
Das Pferd auf der anderen Uferseite machte einen scharfen Haken weg vom Wasser. Im Glauben, dass der mögliche Entführer aufgegeben hatte, verlangsamte ich meinen Lauf, doch Nyoko ließ nicht im Geringsten nach. Im Gegenteil, sie schien unbedingt das Unmögliche erreichen zu wollen und noch schneller zu werden. Sie hatte inzwischen die Raubkatze trotz reißender Strömung überholt und rannte immer noch ungebremst auf die den Wasserfall zu. Instinktiv gab ich alles, um wieder zu ihr aufzuschließen, obwohl meine Muskeln schmerzhaft protestierten und ich Seitenstechen bekam.
Mein Verdacht in Bezug auf die Raubkatze sah ich spätestens jetzt bestätigt, als das Licht erneut erschien und mich blendete. Obwohl es unglaublich dumm war, folgte ich weiter in selbstmörderischem Tempo praktisch blind der jungen Frau, die für mich fast wie eine Schwester war.
Inzwischen war ich so nah, dass ich selbst über das Rauschen des Wassers das Klirren der Ketten und ihren Atem hören konnte.
Da meine Sicht langsam wieder zurückkehrte und ich automatisch nach der offenbar bewusstlosen Magierin Ausschau hielt, hätte ich Nyoko's gekeuchte Worte fast überhört:
"Halt mich um jeden Preis fest."
Ausgerechnet Nyoko – diejenige unter ihnen, die am seltensten Risiken einging und stets wohlüberlegt handelte – ausgerechnet sie tat das Verrückteste, was ich je gesehen hatte:
Die Kante des Wasserfalls war nur noch wenige Schritte entfernt, als sie die Arme ausbreitete, dabei die Ketten hervorschnellen ließ und sich mitten im Lauf fallen ließ.
Mit einem wortlosen Entsetzensschrei packte ich sie an der Hüfte und wurde so durch ihr Gewicht mit zu Boden gerissen. Noch bevor ich ganz auf ihrer unteren Körperhälfte landete, zog ihr Oberkörper, der über die Felsenkante hinausragte, uns unaufhaltsam in die lebensbedrohlichen Tiefen. Ohne Rücksicht auf Anstand packte ich Nyoko noch fester und robbte unter gewaltiger Kraftanstrengung rückwärts – für anderes Denken als Überleben oder gar Fragen war keine Zeit.
Meine Muskeln brüllten vor Schmerz und Schweiß tropfte in mein Gesicht, doch ich ignorierte es und zog einen Fuß unter meinen Körper, als ich sie weit genug zurückgezogen hatte, dass ich es wagen konnte. Eigentlich hatte ich den zweiten Fuß nachziehen und damit einen besseren Hebel zum Ziehen schaffen wollen, doch so weit sollte ich – wieder einmal – nicht kommen.
Ein gewaltiger Ruck durchfuhr Nyoko und ich hörte sie zum ersten Mal schreien, überzeugt, dass es echt war. Automatisch schaute ich nach vorne, auch wenn mir mein Körper bereits den Schaden übertrug. Ich schwankte gefährlich, zerrte mir die Muskeln meiner Arme und schmeckte Blut, als ich so verzweifelt versuchte, den Ruck abzufangen, dass ich mir durch die Bewegung auf die Zunge biss. Mir wurde schwindelig, als ich den Abgrund hinabsah.
Da erkannte ich auch den Grund für den Ruck:
Nyoko hatte ihre Ketten hinabgeschickt und eingewickelt darin wie in einer metallenen Fessel lag die bewusstlose, unversehrte Majikku. Das elektrische Knistern, was durch die Kette teilweise geleitet wurde, verriet, dass der Schutzmechanismus gewirkt haben musste. Einen Moment glaubte ich, flüssig gewordene Dunkelheit an den Ketten hinaufkriechen zu sehen, doch das verwirrende Bild war verschwunden, als ich die schweißgetrübten Augen blinzeln ließ.
Angestrengt versuchte ich mit vergeblich, nun zwei Gewichte vom Abgrund wegzuziehen. Mir war bewusst, dass ich die beiden Frauen – die eine bewusstlos und die andere nahe dran, es der ersten gleichzutun – nur halten und nicht aus der Gefahrenzone ziehen konnte. Doch ich weigerte mich, aufzugeben und konzentrierte mich darauf, den Griff erneut zu verstärken und die Muskeln trotz aller Schmerzen weiter anzuspannen.
Nyoko stöhnte dumpf und zusammen mit meinen eigenen Leiden hätte ich das Geschehen unten am Wasserbecken fast völlig ausgeblendet.
Der Reiter hatte entgegen aller Erwartungen nicht aufgegeben, sondern war in halsbrecherischem Tempo den Wasserfall hinabgeritten und hatte sein nervöses Pferd sogar dazu gebracht, in das schäumende, dort nur hüfthohe Wasser zu springen, um Majikku auf den Rücken des Pferdes landen zu lassen. Dass sie sich dabei das Rückgrat brechen konnte, hatte er offenbar vergessen oder, was noch schlimmer war – er hatte mit dem magischen Schutzreflex kalkuliert.
Nun starrte er zu uns hinauf und auch mit Kapuze waren seine missmutigen, zornigen Gedanken offensichtlich. Erneut zog er sein kleines, schmales Etwas, doch glücklicherweise hatten andere Wachen den Auffuhr bereits gemerkt und lenkten ihn mit ihrer Überzahl und den vielen Fackeln, die seine Enthüllung bedeuten konnten, ab. Das war auch gut so, denn ich hätte mich, geschweige denn die Frauen, niemals auch nur einen Zentimeter bewegen können. Kurz schien der Reiter abzuwägen, dann warf er einen letzten Blick nach oben und stieg seine Uferseite hoch. Die meisten folgten ihm und ich verfluchte die krachenden Wassermassen, dass ich sie nicht warnen konnte. Glücklicherweise begannen aber auch einige Männer und Frauen den Aufstieg zu mir.
Schwankend fokussierte ich mich wieder darauf, Nyoko festzuhalten.
Ohne Zusammenhang ging mir plötzlich der Gedanke durch den Kopf, wie schön die junge Frau war, die so viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen und als Kriegerin, Beraterin und Strategin so viel Verantwortung zu tragen hatte. In ihrer Bewusstlosigkeit war der Schatten um ihre Augen, die reservierte Ernsthaftigkeit und die unglaubliche Selbstbeherrschung verschwunden und zurück blieb nur eine einfache, von allen Lasten befreite, wunderschöne Frau.
Inzwischen zitterten meine Arm- und Beinmuskeln unkontrolliert und ich konnte nur hoffen, dass die Unterstützung rechtzeitig da sein würde. Also schärfte ich meine Sicht, die bereits zu verschwimmen begann und betrachtete Nyoko.
Ihre langen, dunklen Wimpern, das schmale, blasse Gesicht und den zierlichen Hals. Mir schnürte sich die Kehle zu, als ich trotz dem langärmligen Kleid erkannte, dass der Ruck ihr gleich beide Schultern ausgekugelt und beide Handgelenke gebrochen hatte. Die sich an meinen Händen ansammelnde Feuchtigkeit ließ erahnen, dass auch eine Rippe gebrochen sein könnte. Kein Wunder, dass selbst sie das Bewusstsein verlor; allein der Schock der vielen Verletzungen war dafür bereits ausreichend.
Endlich erreichten die ersten Helfer die gefährlich nahe Wasserkante, wobei einige Nyoko und einige mich umfassten und wir so gemeinsam vollbrachten, wozu mir die Kraft fehlte. Obwohl, eigentlich mussten sie mich zum Ende hin fast so sehr ziehen, wie die Frauen. Als es endlich geschafft war, setzte ich mich kraftlos auf den Hosenboden und versuchte, Schmerz und Müdigkeit zu verdrängen. Als mich zwei Männer an den Schultern packten und hochzogen, protestierte ich schwach und halbherzig.
"Spar dir die Kraft.", sagte einer der Männer bestimmt, aber nicht unfreundlich.
"Wir bringen euch alle zu Izanami. So können wir wenigstens sicherstellen, dass du den Abstieg ohne Unfälle schaffst."
Nach einem Moment nickte ich dankbar, verdrängte alle Fragen über das soeben geschehene und konzentrierte mich voll und ganz darauf, einen Schritt nach dem nächsten zu machen.


Majikku

Stille. Der Flusslauf und sein Wasserfall waren nicht zu hören.
Erleichtert seufzte ich.
"Wen interessiert schon dieses höllische Element? Endlich bist du wach!"
Ich lächelte.
"Hallo, Felicitas."
Die Erleichterung, dass die Raubkatze da war, war zwar meine eigene, doch ich registrierte überrascht, dass auch Felicitas erleichtert war.
"Ohne deinen Körper kann ich schließlich nicht jagen."
"Und ich kann ohne dich keinen Entführern entkommen.", erwiderte ich immer noch lächelnd.
Eigentlich sollte sie diese Schwäche beunruhigen. Menschen sind seltsam.
Eigentlich sollte sie diese Abhängigkeit von meinem Körper mehr stören., dachte ich zurück und wusste – nicht zuletzt durch ihre Verlegenheit und das Ausbleiben von Zorn – dass uns diese Gefahr mehr aneinander geschmiedet hatte als Dutzende Jagden es je tun würden.
Zuversicht und Kraft wie seit langem nicht mehr durchströmten mich. Nun hatte ich die Meisterin der Jagd, des Tötens und des Fährtenlesens an meiner Seite – so lange ich bei Bewusstsein war, würde ich nie mehr schutzlos jemandem ausgeliefert sein. Und das Beste war, dass wir nicht mehr länger versuchen würden, den anderen als Marionette zu nutzen. Ich konnte instinktiv spüren, dass auch Felicitas inzwischen nicht mehr auf mich herabsah, auch wenn ihr Charakter von Stolz geprägt blieb.
"Du solltest mir nicht zu schnell vertrauen. Immerhin bin ich ein Monster, was nach Blut lechzt."
Als die Raubkatze das sagte, dachte sie an Elias' erste Reaktion auf sie und meine Reaktion auf die erste Jagd.
Doch auch dieser Kommentar konnte meine untypische Fröhlichkeit nicht vertreiben und ich grinste breit.
"Zu schade, dass deine gute Laune nicht durch das Huhn Fredolin verursacht wurde. Was ist denn so amüsant?", gackerte es plötzlich.
Dieses Huhn riecht trotzdem immer noch köstlich. Damit ich nicht allzu sehr in Versuchung gerate, sollte es uns wirklich weniger oft besuchen.
"Fredolin!", rief ich überrascht.
Ruckartig öffnete ich die Augen und wurde direkt geblendet. Trotzdem versuchte ich mich aufzurichten und musste feststellen, dass meine Muskeln mir immer noch nicht wirklich gehorchen wollten. Nur unter größter Kraftanstrengung konnte ich die Schultern von meinem Bett lösen, bevor mein Körper zitternd aufgab.
Das braune Huhn saß am Fußende meines Bettes und musterte mich mit schräggelegtem Kopf.
"Deine Freude ist ja wirklich von kurzer Dauer. Aber um das zu ändern, bin ich ja hier."
"Du bist hier, weil ich mich nicht dreiteilen kann, nicht für deine Gefühlsduseleien!", hörte ich eine nur allzu bekannte Stimme gedämpft durch eine einfache Trennwand aus Tuch.
"Izanami!"
Eigentlich sollte ich nicht überrascht sein, war es dennoch.
"Bist du wirklich die einzige Heilerin der ganzen Organisation? Irgendwie scheine ich immer an dich zu geraten.", versuchte ich lachend, meine düsteren Gedanken aufgrund der Schmerzen zu verdrängen.
Nein, Gott bewahre! Wie ich bereits sagte; dafür müsste ich mich schon aufteilen können. Aber du und die anderen beiden hier, scheint euch immer gleich von Magie umweben, Körperteile fast abzutrennen oder anders wie halb umbringen zu lassen, egal, wie wichtig ihr für die Neko seid."
"Wie bitte?! Ich habe doch gar keine Magie genutzt, also kann es mir doch gar nicht so schlecht gehen!", rief ich entsetzt aus.
Mein Muskelkater konnte doch unmöglich die gewöhnlichen Heiler überfordern!
"Wem willst du die Schwäche verheimlichen? Du weißt, dass das mehr war, als Muskelkater. Immerhin hat uns diese Krähe irgendwie getrennt.", warf Felicitas mit einer Spur Hochmut ein.
Wütend ignorierte ich sie, um nichts Dummes zu sagen.
"Du bist tatsächlich ausnahmsweise am wenigsten verletzt, doch du irrst dich, wenn du glaubst, keine Magie gewirkt zu haben."
Während sie das sagte, streiften mich ihre grünen Augen nur kurz, während sie sich an ein zweites Krankenbett auf meiner Seite des Tuchs kniete.
"Heilige Scheiße, Nyoko!", rief ich aus.
Die junge Frau war fast völlig am sichtbaren Teil ihres Körpers bandagiert.
Sowohl die Schultern als auch die Handgelenke waren dick verbunden, erstere durch eine Schlinge und letztere durch Schienen geschont. Der Brustkorb war noch stärker verbunden, und sie hatte Hämatome an jedem sichtbaren Stück Haut, selbst im Gesicht. Dieses zierten zusätzlich einige Schürfwunden. Alles in allem sah sie einfach furchtbar aus.
Die alte Heilerin strafte mich mit einem warnenden Blick, doch ich bemerkte ihn kaum.
"Was zum Henker ist passiert?!"
Nyoko stöhnte leise, öffnete aber ihre Augen nicht. Erst da begriff ich, dass sie nicht wach war. Ich hatte sie noch nie schlafend gesehen und war bei ihrer Charakterstärke davon ausgegangen, dass sie nie gegen ihren Willen vor anderen einschlafen und ihnen damit ihre Schwäche offenbaren würde. Irgendwie war es erleichternd und befremdlich zugleich, dass selbst so eine starke Frau gegen die Bedürfnisse ihres Körpers letztlich keine Chance hatte.
"Majikku! Sei still und lass sie schlafen!", zischte Izanami.
"Oh, verdammt... Kann mal einer den Krach abstellen? Ich versuche zu schlafen.", nuschelte es stöhnend von der anderen Seite des Tuches.
Beinahe hätte ich ungläubig auch seinen Namen gerufen, doch Izanami fuhr dazwischen:
"Ein Glück, du bist wach. Ich komme sofort."
Wieder einmal bekam ich einen bitterbösen Blick ihrerseits – ungewohnt und einschüchternd angesichts ihrer sonstigen Freundlichkeit und Fürsorge – und strich eine dicke, trübe Paste auf Nyoko's bläulich verfärbtes Schlüsselbein, bevor sie hinter das Tuch verschwand.
Ich konnte nur das unwillige Brummen hören, Izanami's Erwiderung ging in einem einzigen Geschnatter unter.
"Es war nicht einfach, die schrullige Izzy zu überreden, mich mitzunehmen. Aber weißt du, manchmal kann ich ziemlich überzeugend sein. Und es hat sich gelohnt: Ich konnte dich lächeln sehen. Das ist immerhin ein Anfang, um der Trübsal dieser miesepeterigen Organisation entgegenzuwirken. Du darfst dir die Probleme nicht zu sehr zu Herzen nehmen, denn es sind ihre, nicht deine, verstehst du? Worum du dich allerdings kümmern solltest, ist die Katze, die sich unter deiner Haut eingenistet hat, sonst geht sie noch ohne deine Einwilligung auf die Jagd und bringt dich damit-
Felicitas zupfte mit einer Mischung aus Belustigung und Ärger an der Anatomie meines Körpers und nach einem kurzen Blick in ihre Absichten ließ ich sie gewähren.
Mein einer Unterarm und mein Kiefer verbogen sich noch, als die Pranke schon energisch auf einem der Flügel landete.
"Verstehe, auch dich zum Lachen zu bringen ist schwierig.", gackerte das weiße Huhn amüsiert, konnte aber die Beunruhigung nicht ganz verbergen, während es versuchte, den Flügel unauffällig an seinen flauschigen Körper zu ziehen.
"Zugegeben, das Huhn reizt mich zwar bis aufs Blut, hat aber auch eine erheiternde Seite. Es sollte allerdings nicht vergessen, wer Räuber und wer Beute ist."
"Soll ich das ausrichten?", erwiderte ich halb ernst, halb im Scherz.
"Ich glaube, dass hat das Huhn auch so schon verstanden."
Felicitas zog sich aus meinem – inzwischen eher unserem – Körper zurück. Nur ihre Gedanken und Gefühle blieben allgegenwärtig in meinem Kopf.
"Was ist denn nun passiert?", fragte ich halblaut in den Raum, um Nyoko nicht zu wecken.
"Das sollte ich eher dich fragen: Was ist dort im Flusslauf passiert? Wie seid ihr da reingeraten?", fragte Elias verärgert, was jedoch durch die verschlafene Stimme abgemindert wurde.
Ich seufzte.
Würde er je seine Abneigung gegen mich ablegen?
"Ich nehme an, dass mich Aurelius betäubt hat und entführen wollte, aber offenbar bin ich zu früh aufgewacht, sodass Felicitas uns befreien konnte."
"Aurelius hat dich entführt? Eigentlich sollte es mich ja nicht überraschen, aber zweimal das gleiche Duo? Hoffentlich bedeutet das, dass die Rekruten rar sind."
"Mir scheint es wahrscheinlicher, dass die Karasu euch mit so wenigen Personen wie möglich bekannt machen wollen.", erwiderte Izanami leise und ernst.
Sie kam wieder hinter dem Tuch hervor, ein paar schmutziger Verbände in den Händen.
"Um es kurz zu fassen: Du wurdest tatsächlich entführt, betäubt und die Beiden hier haben dich gerettet, weil sie ohnehin nach dir gesucht haben."
"Das ist alles? Wie haben sich die Beiden denn so verletzt? Habt ihr gegen Aurelius gekämpft?", fragte ich direkt an Elias gewandt.
"Gekämpft? Nur zu gerne hätte ich der Krähe für diese Dreistigkeit die Zähne ausgeschlagen.", knurrte Elias.
"Nyoko hat dich vor dem Sturz den Wasserfall hinunter gerettet. Und ich musste sie retten."
Ich machte große Augen.
"Wie hat sie denn das geschafft? Hat sie eine Dummheit angestellt?"
Schon wieder?, fügte ich an, sprach es aber nicht aus.
"Eine Dummheit angestellt!", brauste Izanami plötzlich auf.
"Sie hat sich halb umgebracht, um dich an der Wasserkante mit ihren Dolchen aufzufangen, damit du nicht auf dem Pferderücken deines Entführers gelandet wärst!"
Ich wurde blass und tastete mich hastig ab, konnte jedoch keine Einstiche oder Verbände entdecken.
"Hat sie mich damit... durchbohrt?", fragte ich und musste bei dieser grausigen Vorstellung schlucken.
"Natürlich nicht! Sie hat dich mit den Klingen umwickelt und dein magischer Schutzreflex hat verhindert, dass die Dolche dich berührt haben."
Das erklärte, was für eine Magie ich gewirkt haben sollte.
"Aber wie habe ich Magie gewirkt, ohne es bewusst zu tun?", sprach ich aus, was ich dachte.
"Deine Magie scheint dich vor Schaden durch andere automatisch zu bewahren. Du musst nur an die Situation denken, als wir uns das erste Mal getroffen haben und als ich dich versuchsweise ins Gesicht schlagen wollte, dann weißt du, dass ich recht habe.", erwiderte Elias.
"Und der Schlag auf meine Ohren?", fragte ich zurück.
"Nun ja..."
"Ist das jetzt wirklich wichtig? Mich würde eher interessieren, wie wir verhindern, dass der Zauber überhaupt einschreiten muss. Du musst lernen, eine Waffe zu-", fing Izanami an, wurde jedoch unterbrochen.
"Waffe! Wo ist Saile?", fragte Elias sehr nervös.
"In einem Zelt, indem alle eure Waffen sind."
"Warum haben eure Waffen eigentlich so merkwürdige Namen?", fragte ich.
Einen Moment sagte niemand etwas, dann seufzte Izanami:
"Es ist zwar vielleicht etwas früh, aber warum nicht? Solange ihr hier sowieso das Bett hüten musst, ist diese Geschichte genauso gut wie jede andere."
Elias gab einen nicht ganz zufriedenen, aber zustimmenden Laut von sich.

Fredolin gackerte leise; er schien jeder Situation irgendwas Witziges abgewinnen zu können. Und das machte ihn sowohl merkwürdig und ein wenig unheimlich als auch sympathisch. 

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