~Kapitel 9~
Man würde sich nun fragen, warum sagt eine emanzipierte junge Frau wie ich, die nichts von schlüpfrigen Karriereleitern hielt, einem Kaffee mit Thiele zu? Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht, was mich geritten hatte. Er war irgendwie anders, er hatte etwas, das ich gerne erkunden wollte, er hatte meine Neugierde geweckt, den Willen etwas mehr von Alfons Emanuel Tietze kennenzulernen.
So hatten Worte, Taten gefolgt und wir hatten uns in einem der zahlreichen Kaffeehäuser der Stadt verabredet. Es war das Kaffeehaus Seifert, welches in der Nähe meiner Wohnung lag.
Ein kleines Kaffee mit großen Fenstern, durch die das Licht in den kleinen Raum mit einigen schwarzen Tischen fiel. Ich mochte es, hier gab es guten Preis-werten Kaffee und dazu war die Atmosphäre wirklich nett. Die Kellner, waren nicht so furchtbar aufdringlich, es spielte immer Musik auf einem Grammofon und es war nicht allzu viel los. Es war einfach perfekt.
Alfons und ich hatten uns an einem der Tische niedergelassen und Kaffee bestellt, dazu jeder ein Stück Kuchen. Ich hatte meinen Lieblingskuchen-Apfelkuchen.
Es war am Anfang etwas holprig, wir hatten jeder nicht viel zu sagen, wir waren wohl beide zu beschäftigt damit, mit der ungewohnten Situation zurechtzukommen.
Doch die anfänglichen mauen Gesprächsthemen verflogen schnell, denn wir kamen in ein gutes Gespräch. Alfons war ein Nürnberger, den die Arbeit nach München verschlagen hatte, im Gegensatz zu mir war er im Krieg gewesen und kam aus einer Militärfamilie.
Wir sprachen über unser Leben bisher, über Alltägliches und Belangloses und persönliche Präferenzen. Tietze überraschte durchaus positiv, wir hatten offensichtliches einiges gemeinsam, zum Beispiel fanden wir den Gedanken an Kindern beide unerträglich, wir mochten beide gerne Hunde und fanden beide Musik und Kunst sehr interessant.
Wenn ich daran denke, muss ich gestehen, dass es mir schwer viel, die kühle Maskerade aufrechtzuerhalten. Die Distanz zu wahren, ich wollte mich nicht präsentieren wie ein Schulmädchen, welches alles für einen Mann tun würde. Das war ich nicht, ich war Henriette, der nächste Mensch der mir am nächsten kam, war ich selbst. Doch Tietze, der gab mir irgendwie ein neues Gefühl, eines welches seltsam befremdlich, aber dennoch irgendwie schön zu gleich war.
Wir machten uns über einige Menschen lustig, die draußen saßen und insbesondere über eine Frau, die theatralisch über das schlechte Wetter und die falsche Kette zum Kleid schluchzte. Über einen Mann, der 5 Stücke Kuchen verdrückte und daraufhin von seiner Frau eine Zurechtweisung bekam.
Es war so gute Unterhaltung, dass die Zeit dahin raste und es Zeit war zu zahlen.
„Ich zahle."
Alfons hatte seinen Geldbeutel gezückt, doch ich lehnte entschieden ab. Ich ließ mich nicht einladen, nicht an unserem ersten Treffen. So eine wahr ich nicht.
„Nein ich zahle."
„Aber ich wollte dich auf Kaffee einladen."
Die Diskussion endete erst, als ich der jungen Kellnerin das Geld gab, noch bevor Alfons reagieren konnte.
„Sie sind unmöglich Fräulein."
Gespielt beleidigt zog Alfons den schwarzen Mantel an, während ich meine Lederhandschuhe anzog und nur frech die Schultern hob.
„Sie müssen einfach schneller sein, Tietze."
Wir verließen das Kaffee und er begleitete mich noch bis zu meiner Wohnung, ich wohnte vom Kaffee entfernt, drei Straßen weiter und so liefen wir zusammen durch München, bis wir vor der dunklen Tür zum Gebäude kamen.
Meine Wohnung war im dritten Stock, eines Mehrfamilienhauses. Nichts Großes, zwei kleine Zimmer und ein mickriger Balkon. Doch mehr ließ mein Gehalt nicht zu.
„Ich hoffe der schlechte Kaffee, mit mir, hat dir keinen Nachmittag gestohlen."
Ich grinste kokett und drehte mich um.
„Das muss ich mir noch überlegen, Herr Kollege."
Ich mochte es ihn zu necken, es ihm nicht ganz so einfach zu machen. Ich schloss die Tür auf und drehte mich noch mal um.
„Nein, es war sehr schön."
„Heißt das, du würdest mich noch mal treffen wollen?"
Seine Stimme hatte beinahe etwas Hoffnungsvolles gehabt.Das war irgendwie niedlich.
„Ich wäre nicht abgeneigt, nein."
„Gut, dann sehen wir uns bei einem zweiten Kaffe."
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