》21. Kapitel《
Cam fährt vors Haus und hupt als Zeichen für Meli, dass wir da sind. Es dauert nicht lange, da öffnet sich die Tür und sie kommt breit grinsend hinausgestürmt. Schnell steigen wir aus.
"Uuuund??" Die Kleine strahlt und hüpft vor mir herum.
"Alsooo..." Ich nehme die gekauften Sachen aus der Tüte. "Einmal ein Einhorn, das..." Cam tritt neben mich. "...alle Bösewichte vollglitzern kann. Danach werden sie gut!"
Mellory kichert.
"Und dann haben wir da noch ... die Sonnenbrille. Wenn du die aufsetzt, kannst du alle Bösen erkennen, damit du nicht in Schwierigkeiten kommst, meine Kleine!"
Ich reiche ihr die Geschenke. Lächelnd nimmt sie sie entgegen und drückt sie an ihre Brust. "Die sind PERFEKT!!!", kreischt sie.
"Na dann, bin ich aber beruhigt!"
Sie heftet sich an mein Bein. "Danke, Aviiiiiii!" Ihre Augen schimmern verräterisch.
"Ohhh, alles gut, Süße!" Ich hebe sie hoch und knuddle sie. "Das hab ich gerne gemacht."
Sie drückt ihre Backe an meine Schulter. Dann flüstert sie verstohlen: "Wer ist das?", und zeigt zu Cam hinüber. Upsss, da war ja noch was...
"Ohhhh, Meli, das ist Cam!" Ich lächele ihn versöhnlich an. Er scheint aber nicht im mindesten beleidigt, sondern einfach amüsiert.
"Hallo Meli, ich hab schon viel von dir gehört!", gibt er zu.
Mellorys Augen werden risieg. Sie schaut zu mir.
Doch plötzlich lässt sich Sus am Eingang der Tür blicken. "Es gibt Essen!", erklärt sie. Als ich den Mund aufmache, unterbricht sie mich. "Und zwar jetzt!" Ihr Blick schweift zu Cam. "Cameron, du kannst gerne mitessen!"
Cam nickt dankend. Seufzend ergebe ich mich, freue mich, dass Cam mitisst und lasse Meli wieder herunter. Dann schlendern wir zum Haus.
~☆~
"Und, was machst du heute noch, Cameron?", versucht Sus ein Gespräch am Laufen zu halten. Ich schiebe mir weiter dampfenden Auflauf in den Mund.
"Ich gehe mit Avi ins Kino!", antwortet er und trinkt einen Schluck.
Meine Augen weiten sich. Hustend richte ich mich auf und starre zu Cam.
Heute? Ich hab gedacht irgendwann ...
"Das wusste ich ja gar nicht!", meint Sus und sieht zu mir.
"Ach das haben wir erst kürzlich ausgemacht." Er winkt ab und schaut zu mir. "Oder Avi?"
Ich schüttele den Kopf, nicke dann aber. "Ja, irgendwie schon." Ich schlucke.
Ich. Cam. Kino. Zusammen ... Ich schlucke nochmal. Nervös wische ich meine Hände trocken.
"Na dann, viel Spaß." Sus fängt an, den Tisch abzuräumen. "Aber kommt nicht zu spät nach Hause!", ermahnt sie.
Auch ich stehe auf. "Klar!" Dann schaue ich zu Cam. "Ich zieh mich nur schnell um."
Er nickt grinsend. "Lass dir nur Zeit. Ich kann warten!"
Kann er das wirklich?
Ich flitze in mein Zimmer und reiße meinen Kleiderschrank auf. Scheiße. Nichts, einfach nichts.
Hecktisch stürme ich in Sus Zimmer hinüber und durchwühle ihren Kleiderschrank. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich am Ausrasten bin, kommt Susan ins Zimmer geschlendert und schließt die Tür hinter sich.
"Ist das etwa ein Date?", fragt sie neugierig und lächelt.
"Ich, ..." Mein Blick schweift zum gefühlt hundertsten Mal zum Kleiderschrank. "... weiß nicht!"
Sie nickt. "Komm mal her, da finden wir schon was!"
Susan brauchte genau zehn Sekunden, bis sie mir etwas vor die Nase hält und ich es betrachte. Es sieht gut aus, wirklich gut. Ein nachtblaues Kleid ... aber, es ist ein Kleid!
"Sus, ich ...", fange ich erklärend an.
"Ahhhh ok, nichts für dich!" Ich nicke. "Na gut, dann muss ich mich etwas mehr ins Zeug legen."
Nach ein paar Minuten hat sie eine schwarze Hose mit Spitze an den Hosentaschen gefunden und ein knallenges violettes Top. Mit Widerrede streife ich mir die Sachen über. Schließlich will ich Cam nicht noch länger warten lassen.
Am Ende habe ich alles an und trage mir Wimperntusche auf. Sonst belasse ich es dabei. Susan macht mir einen Pferdeschwanz, der hinten in Locken ausfällt. Vorne hängen zwei Strähnen, die sie herausgezupft hat, herunter.
Ich betrachte mich im Spiegel.
Es sieht schön aus. - Ich sehe schön aus.
Einen Moment verweile ich noch am Spiegel und betrachte mich, mustere meine Narben. Mich. Mich selbst. Betrachte mich nicht verhöhnend, sondern aufmerksam und offen. Mich befällt ein komisches Gefühl. Mein Gehirn schaltet sich aus. Als ich zu lange verweile und das merke, fährt mein Kopf zu Sus, die mich anlächelt und ich greife langsam nach meiner Maske. Durchatmend ziehe ich sie an und trete dann aus der Tür. Dabei habe ich Sus im Schlepptau. Wie eine Rettung im Rücken. Also schnappe ich mir in Eile irgendeine schlichte kleine Tasche, in die ich Handy und Geld hineintue. Danach trete ich zu Cam in den Gang.
Einen Augenblick geschieht alles ganz langsam, wie in Zeitlupe.
Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht zieht, als mich Cam mustert und schließlich lächelt. Mein Körper fängt an zu prickeln. Um abzulenken, muss ich schnell handeln. "Komm gehen wir, wir wollen ja nicht ..." Gerade will ich aus der Tür, da hält mich Cameron an der Hand fest. Sein Daumen fährt sanft über meinen Handrücken. Hecktisch blicke ich zu ihm auf.
Er kommt näher. Mir stockt der Atem. "Du siehst wunderschön aus. Wie immer!", flüstert er rau und ich bekomme augenblicklich Gänsehaut. Lächelnd entfernt er sich wieder und nimmt meine Hand in seine.
Es ist ein Date ...oder? ... Mir ist immer noch die Sprache abhandengekommen, aber ich zwänge ein kleines "Danke" hinaus.
Mein Blick schweift zu Sus, die mir zu verstehen gibt, es nicht zu übertreiben. Zu Loren, die mir einen Daumen nach oben zeigt. Zu Meli, die mich verstohlen und süß kichernd anstarrt.
Dann gehe ich nach draußen.
~☆~
Mittlerweile sind wir im Kino. Wir haben uns für einen Actionfilm entschieden und haben in der Mitte einer recht zentralen Sitzreihe einen Platz gefunden. Im Augenblick läuft noch die Werbung, bevor der Film endlich startet.
Aufgeregt blicke ich zu Cam hinüber, der mir grinsend die Popcornschachteln hinhält. Mein Blick schweift wählerisch zwischen den beiden Sorten hin und her. Wir konnten uns einfach nicht entscheiden. Salzig oder süß? Meine Hand greift erst mal nach dem süßen Popcorn und ich fläze mich in den Sitz. Von hier aus hat man eine gute Sicht und das Kino ist nur zur Hälfte besetzt. So fühle ich mich wohler.
Cameron greift in beide Packungen und schiebt sich das Popcorn gemischt in den Mund. Mit großen Augen dreinblickend, verschlucke ich mich beinahe und fange an zu röcheln. Hilfsbereit klopft mir Cam auf den Rücken. Nach ein paar Minuten habe ich mich wieder, und sehe den Leute, die sich um uns herum aufgerichtet haben, entschuldigend in die Augen.
"Danke", nuschele ich zu Cameron hinüber. "Aber was war das bitte?" Ich deute auf die Popkorntüten und seinen Mund.
"Hast du das noch nie probiert?" Seine Augenbrauen wandern forschend nach oben.
"Was denn? Beide Sorten gleichzeitig?" Er nickt und ich verziehe den Mund. "Arg! Um Himmels Willen, NEIN!"
Cams Mundwinkel zuckt und ich schaue ihn ermahnend an. "Wehe!", gebe ich von mir. Doch da ist es schon zu spät.
Er prustet los und hält sich die Hand vor den Mund, damit ihm sein Getränk, das er gerade noch zu sich genommen hat, nicht wieder vorne herauskommt. Hastig schluckt er. Dann lacht er weiter und ich vermeide die zahlreichen Blicke, die auf uns gerichtet sind.
"Pssst!", flüstere ich. "Schon gut!"
Er lächelt und stupst mich an der Schulter an. "Du weißt, was du jetzt machen musst, oder?"
Mir schwant Böses. Trotzdem schüttle ich langsam den Kopf. "Was denn?"
"Probieren! Jetzt!" Er hält mir die Packungen wieder hin und ich weiche augenblicklich in den Sitz zurück.
"Auf. Gar. Keinen. Fall!!!!", schreie ich aus Versehen etwas zu laut und halte mir kurz danach den Mund zu. Das kann er doch nicht ernst meinen!
"Doch und wie!" Als ich mich nicht rühre und sich meine Nase weiter kräuselt, plumpse ich beinahe auf den Nachbarsitz, auf dem zum Glück niemand sitzt.
"Komm! Wenn du so was noch nie probiert hast, hast du nicht gelebt, Avi! Ich verspreche es dir! Es wird schmecken!" Er kommt mit seinen beiden Tüten näher an mein Gesicht und ich würde sie liebend gerne weggestoßen. In meinen Kopf geht so etwas einfach nicht rein.
Aber andererseits, was kann schon passieren?
"Wenn es mir nicht schmeckt, spuck ich es wieder aus. Und zwar auf dich!" Das meine ich todesernst, doch er nickt heftig.
"Gut, du kannst mich als deinen persönlichen Müllbeutel betrachten. Aber jetzt hopp!" Er kommt wieder näher. Als ich schlucke, legt er sich großzügigerweise eine ordentliche Portion auf die Hand.
"Mund auf!" Er scheint begeistert. Noch kann ich mich drücken. Die Werbung ist bald aus und der Film wird gleich beginnen. Ich muss nur Zeit schinden...
Ohne, dass ich es registriere, schiebt er mit der einen Hand meine Maske hoch und mit der anderen stopft er mir seine Mischung in den Mund. Nicht alles landet im Ziel, aber das Meiste auch jeden Fall.
"Ich kann das nicht essen!", wehre ich mit vollem Mund nuschelnd ab. Er schüttelt aber nur den Kopf.
"Runter damit, es ist eh schon drin, Avi!" Er scheint sich köstlich zu amüsieren und, da ich das Popcorn nicht einfach ausspucken will, fange ich zögerlich an zu kauen.
Langsam. Ganz langsam ...
Als ich fertig bin, schlucke ich hinunter. "Es ..."
"Jaaaa?" Er mustert mich neugierig und ich grinse, als ich fortfahre.
"Es ist ok. Aber nicht herausragend, du Oberschwärmer. Man kanns machen, muss man aber nicht!" Ich sehe ihn herausfordernd an. "Sorry ..."
"Spielverderberin, du bist kein waschechter Popfunn!"
"Was ist denn das schon wieder?" Waschechter Popfunn ...
"Kelly ist auf meiner Seite. So nennen wir uns immer gegenseitig, wenn wir im Kino Popcorn essen.", erklärt er.
"Na schön, dafür bin ich im Club, süß oder salzig getrennt! Und nicht gemischt!" Ich verschränke die Arme. Dann lache ich, schüttle darauf den Kopf und schiele zu Cam.
"Du bist verrückt! Ihr beide seid verrückt!!!", ergänze ich und klaue ihm nur das süße Popcorn, das ich mir ALLEINE in den Mund stecke.
"Wie du meinst! Ich find's geil!"
"Schön! Ich nicht!" Genüsslich kaue ich weiter.
"Gut!"
"Gut!" Sogar sehr gut...
Auf der großen Leinwand vor uns erscheint Eiscreme-Werbung. Ein schlagendes Herz ertönt und danach die Typischen Worte: "Langnese Eiscreme, gibts hier auch im Kino" oder so , ich weiß es nicht genau, weil ich Cam anstarre.
Ich habe nach dem Unfall nie wieder so richtig gelacht, wie mit ihm. Ich habe mich zurückgezogen, bin eine Einzelgängerin geworden. Was ich immer noch bin, aber nicht, wenn Cam dabei ist und das ist er so gut wie immer ... Aber das ist eh nicht mehr wichtig, er ... er hat mir auf die Beine geholfen, ob er es weiß oder nicht, in ALLEN Bereichen. Unterbewusst hat er mir so viel gegeben.
Als er entdeckt, wie ich ihn anstarre, legt er seine Hand um mich und zieht mich an sich.
"Na dann, lasst den Film beginnen!" Jault er und ich stütze mich an seiner Brust ab. Der Film wird abgespielt und ich bekomme die Hälfte nicht mit. Staat dem Herzklopfen in der Werbung nehme ich nun Cams Herz wahr. Und das faszinierte mich.
~☆~
Betäubt vor Freude, hitzig und mit roten Backen komme ich aus dem Kino und schlendere neben Cam her. Der Film war spannend, aber ein zweites Mal würde ich ihn mir nicht anschauen ... zumindest nicht ohne Cam. Andererseits habe ich nicht so viel mitbekommen, ich war etwas abgelenkt. Aber, nun ja, wie das halt immer so ist, von nichts und doch so viel, man kennt es ja ... Ganz in Gedanken merke ich nicht wie ich zurückgeblieben bin. Cameron dreht sich zu mir um und schaut wo, ich bleibe. Ohne noch einen Gedanken an irgendetwas zu verlieren flitze ich zu ihm und nuschele ein kleines: , "Sorry".
Er schmunzelt nur und nimmt meine Hand in seine. "Damit du mir nicht mehr abhandenkommst", erklärte er.
Meine Backen werden rot und wir schlendern zu seinem Auto. Er hält mir die Tür auf und ich knickse wie eine Dame. "Vielen Dank, Monsieur, ein echter Gentleman!"
Er neigt den Kopf. "Aber immer doch, meine Dame!" Nachdem ich drinnen sitze, wird meine Tür geschlossen und er steigt selber ein. "Ich kutschiere sie zurück, Miss, wäre das für sie in Ordnung!"
Ich falte meine Hände ordentlich zusammen und richte mein Kinn auf. "Aber sicher doch, Charles!", betone ich den üblichen Butler Namen. "Nur zu, lassen sie ja nicht nach!"
Was habe ich da gerade gesagt? Oh Gott...
Mit einem Blick zu Cam, prusten wir beide los.
"Ich doch nicht, niemals!", erwidert er plötzlich ernst, als wir uns wieder gefasst haben.
"Na dann, ist ja gut!", pflichte ich bei, als der Wagen losfährt und ausparkt.
Mein Blick schweift aus dem Fenster. Es war ein wunderschöner Abend!
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