Kapitel 3
Ich saß geschockt auf dem Rücksitz,während Reginald mir versuchte alles zu erklären. Ich bekam nichts von dem was er sagte wirklich mit. Mein Vater war ein Magier,angeblich sogar der Beste. Aber wie kann ein Magier in einem Innenhof tot aufgefunden werden? Ich verstand das einfach nicht. Selbst wenn ich an so etwas wie Magie glauben würde,dann wäre es doch Schwachsinn das ein Magier von irgendeiner Räuberbande oder durch Kälte getötet werden würde. Vielleicht verschaukelte mich Reginald ja nur. Vielleicht war es eine Art Test um festzustellen wie man mich am besten aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
Magie war für mich etwas das ins Reich der Märchen gehörte,genau wie mein Vater. Beides gehörte für mich in meine Kindheit,in meine Vergangenheit,und das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. Ich musste diese Gedanken vertreiben. Aber das konnte ich nicht,denn schon brach die Erinnerung an mein Gespräch mit der Polizei über mich herein.
Es war kurz nach Sonnenaufgang gewesen. Ich war die gesamte Nacht über hindurchgerannt und hatte mich erst hingesetzt als die Sonne aufgegangen war. Ich wusste nicht weshalb ich gelaufen war,wusste nicht warum ich nicht schon früher angehalten hatte. Doch plötzlich kam da eine alte Frau,die mich erschrocken ansah. Sie wollte von mir wissen wo meine Eltern seien,wie ich denn heißen würde und wo ich hin wollte. Keine dieser Fragen hatte ich beantwortet. Die Frau hatte daraufhin einen anderen Passanten angehalten und ihn gebeten die Polizei zu rufen,da sie gerade ein kleines Kind ohne Eltern gefunden habe. Irgendwann fuhr dann ein Polizeiauto vor. Die Polizisten fragten mich genau dasselbe wie die Frau,aber auch dieses Mal antwortete ich nicht. Daraufhin meinten sie,ich stünde unter Schock und fuhren mich in ein Krankenhaus,damit ich durchgescheckt werden könnte. Ungefähr gegen Mittag kam dann eine andere Polizistin die den Männern,die mich ins Krankenhaus grfahren hatten,etwas zuflüsterte. Danach reichte sie ihnen ein Stück Papier ubd ging wieder. Einer der Männer kniete sich vor mir hin. Ich werde niemals seine Worte vergessen.
>He,Kleiner. Guckst du dir bitte mal dieses Foto an? Ist das dein Papa?<,fragte er mich. Ich weiß noch wie ich auf das Bild geschaut und genickt hatte. Die Person auf diesem Foto war mein Vater gewesen. Die Männer hatten sich daraufhin traurig angesehen. Sie hatten mir nicht gesagt,dass er tot war. Stattdessen sagten sie mir meinen Namen:William Niels. An all das konnte ich mich erinnern,aber weder daran,warum ich die Nacht durchgelaufen und erst nach Sonnenaufgang stehen geblieben war,noch an das Bild auf dem ich meinen Vater identifizierte. Die Erinnerung an meinen Vater war verflucht vage. Die Ärzte waren der Meinung,dass ich die Erinnerungen daran verdrängt hatte und dass ich mich irgendwann wieder an ihn erinnern könnte. Mittlerweile glaubte ich nicht mehr daran.
Reginald war verstummt. Vielleicht hatte er bemerkt,dass ich ihm nicht zuhörte. Aber das war auch ganz gut so. Zum ersten Mal seit ich mich erinnern konnte,wollte ich nicht reden. Ich wollte einfach nur zurück in mein altes Leben,wollte diesen einen Tag nochmal von vorne erleben um es anders zu machen. Das alles hatte mit der Schlägerei vor dem Bus angefangen,wenn ich nicht die Beherrschung verloren hätte,wäre ich jetzt auf meinem Bett im Waisenhaus,würde mit meinem Freund Kyle Poker spielen und mich mit Dani darüber streiten ob es okay war,dass Mädchen und Jungen nie allein zu zweit in einem Zimmer sein durften. Mein Leben war zwar von Fragen beherrscht gewesen,auf die niemand eine Antwort wusste,aber es war ein normales und gutes Leben gewesen.
Der Schlaf kam schneller,als ich es bemerkte. Ich konnte mich weder daran erinnern eingeschlafen zu sein noch konnte ich mich daran erinnern,dass ich geträumt hätte. Nornalerweise überfielen mich im Schlaf immer Albträume oder mögliche Erinnerungen an meinen Vater. Doch dieses Mal wachte ich langsam auf ohne auch nur genau zu wissen warum ich aufwachte. Ich setzte mich aufrecht hin und sofort fiel mir die Kinnlade runter.
Reginald fuhr den Bulli direkt auf eine hohe Mauer zu,dessen Tor sich öffnete nachdem er einen Code auf eine Schaltfläche eingab. Hinter dem Tor führte eine Straße durch riesige Grasflächen. Am Horizont stand ein riesiges Gebäude,das irgendwie fehl am Platz wirkte. >Wo bin ich?<,fragte ich.
>Im Heim des Königs<,antwortete Reginald fast ängstlich. Er wirkte niedergeschlagen. Es wirkte fast so als hätte er mich gegen seinen Willen hierher gebracht. Doch da drehte er sich etwas zu mir um und lächelte. >Hier wirst du in den nächsten Monaten leben<,meinte er aufmunternd. Dann fuhr er weiter.
Das Gebäude war riesig,größer als meine High-School,sogar größer als die Internate auf denen ich gewesen war. Es war zehn Stockwerke hoch und mehr als einen halben Kilometer breit. Hunderte Fenster waren zu sehen,die das Gebäude noch prunkvoller erscheinen ließ. Direkt vor dem Gebäude führte die Straße unter die Erde,wie eine U-Bahn oder eine Tiefgarage.
Reginald fuhr fünf Stockwerke lang unter die Erde. Es schien tatsächlich eine Art Tiefgarage zu sein,denn hier parkten sehr viele Autos,nicht nur Bullis und Limousinen. Ich konnte Kleinwagen sehen,sogar ein Schulbus war dabei. Neben der Auffahrt führte eine Treppe nach oben,vielleicht in das Gebäude von eben. >Komm,ich bring dich nach oben<,sagte Reginald und stieg aus. Ich blieb noch einen Moment sitzen,bevor ich ihm folgte. Wie ich vermutet hatte,gelangte man über die Treppe in das große Gebäude,was ich vorhin gesehen hatte. Allerdings waren hunderte Treppenstufen zwischen mir und der Erdoberfläche. >Habt ihr keinen Fahrstuhl?<,fragte ich Reginald,der schüttelte nur den Kopf und begann mit dem Aufstieg. Mir blieb nihts anderes übrig,als hinterher zu gehen.
Als wir endlich in der Eingangshalle ankamen,war ich total außer Atem. Reginald hingegen schien sich nicht einmal angesträngt zu haben. Trotzdem wartete er,damit ich wieder zu Atem kommen und mich etwas umsehen konnte. Die Halle war richtig altertümlich eingerichtet. Ein großer Kronleuchter,der von der Decke hing,spendete das meiste Licht durch sehr viele-echte!-Kerzen. Überall standen Kerzenständer auf denen ebenfalls Kerzen brannten. Eine Frau stand hinter dem Empfang,der genauso altertümlich aussah wie der Rest der Halle. Hinter der Frau führten rechts und links eine Treppe in die oberen Etagen des Gebäudes. Von der Eingangstür,die genauso groß war wie die einer Kathedrale,führte ein dunkelroter Teppich um den Empfang herum zu den Treppen. Nirgendwo gab es auch nur den Anschein,dass es hier Elektrizität gab. Und hier soll ich bleiben?,fragte ich mich selbst. >Geht es wieder?<,fragte Reginald und wartete stumm auf meine Antwort. Als ich langsam nickte,setzte er sich wieder in Bewegung. Ich folgte ihm,obwohl mir dieser Ort von Minute zu Minute unwirklicher vorkam.
Reginald blieb nicht,wie ich vermutet hatte,bei der Frau hinter dem Empfang stehen,sondern nickte ihr nur zu und bedeutete mir ihm die Treppe hoch zu folgen. Zu meinem Glück handelte es sich um eine einfache Treppe,zumindest was die Höhe und Stufenanzahl betraf. Somit war ich nicht völlig am Ende,als wir auf dem Flur stehen blieben. >Okay. Du wirst jetzt den...ähm...Chefs vorgestellt. Benimm dich und rede nur,wenn man dich dazu auffordert. Je besser du dich jetzt anstellst,desto kürzer das Gespräch,verstanden?<,fragte mich Reginald.
Diese Ansage hätte er sich eigentlch schenken können. Genau dasselbe hatte mir der Leiter des Waisenhauses jedes Mal gesagt,wenn ich dem Direktor einer neuen Schule oder der Polizei einen Besuch erstatten musste. Ich gab mir jedes Mal wirklich Mühe mich an diese Vorschriften zu halten,aber bisher war mir das nie gelungen. Deshalb sagte ich:>Ich geb mir Mühe< Reginald seufzte. Mit dieser Antwort war er eindeutig nicht zufrieden,dennoch klopfte er an eine große Tür. Eine gedämpfte Stimme rief und herein,woraufhin Reginald die Tür öffnete und in das Zimmer trat. Ich ging hinterher und hätte fast einen entsetzten Schrei von mir gegeben.
Mitten im Raum stand ein großer Schreibtisch auf dem sich zwei ordentlich aufeinander gelegte Stapel lagen. Daneben stand die erste elektrische Lampe,die ich bisher gesehen hatte,ansonsten war der Schreibtisch leer. Davor standen zwei gepolsterte Stühle,wobei einer davon besetzt war. Der Mann war etwas älter als Reginald,hatte allerdings blondes,lockiges Haar. An einem der Fenster lehnte neben einem anderen Mann,der eine Glatze hatte und so an die vierzig sein musste,ein Mädchen in meinem Alter.
Sie sah genauso schön aus wie eine Elfe oder Fee. Ihre Haare mussten blond sein,aber sie waren so hell,dass sie schon fast weiß waren. Ihre Hautfarbe war bleich,aber beides passte ausgezeichnet zueinander. Ihre Augen hatten die Farbe des Himmels und ihr Lächeln war freundlich und gütig.
Ich konnte nur schwer den Blick von ihr abwenden,aber schließlich tat ich es doch. Demjenigen den meine Aufmerksamkeit nun zu Teil wurde,saß hinter dem Tisch. Er hatte die Hände gefaltet und sah mich mit einem düsteren Blick an. Es war Mr.Smith,der mich wütend anfunkelte.
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