Kapitel 26
Teil 3
Wann genau ich zum ersten Mal Zweifel daran bekam, dass dieser Haufen von Magiern von einem fünfzehnjährigen Jungen geführt werden kann, weiß ich nicht. Vielleicht war es da, wo Lilia mir erzählte, welches Schicksal sie dann erlitt. Oder aber da, wo ich erfuhr, dass Wilfred zu dem Kreis der möglichen Könige gehörte. Auf jeden Fall wusste ich es nach der Gerichtsverhandlung von Arnaud.
In den drei Wochen, die es dauerte bis die Verhandlung anlief, war nichts großartiges mehr passiert. Der wackelige Waffenstillstand zwischen Morgan, Lance und mir hielt solange wir die Themen Lilia, Damien Omar und König totschwiegen. In Wind- und Heilmagie machte ich mit ihrer Hilfe große Fortschritte, mittlerweile beherrschte ich die Elemente Wasser und Wind mühelos. Allerdings hatte das Üben so viel Zeit beansprucht, dass ich noch nicht dazu gekommen war die Bücher über das Feuerelement auch nur anzugucken. Aus Gründen, die ich nicht recht nachvollziehen konnte, hatte Damien Omar keine Beschwerde über mich eingereicht, so wie ich es bei Arnaud getan hatte. Als ich mich bei ihm entschuldigen wollte, was wirklich nicht oft vorkam, allerdings hatte ich es diesesmal wirklich viel zu weit getrieben, hatte er nur abgewunken und gesagt, das wir da wohl beide dran Schuld gewesen wäre und er es auch schon irgendwie verdient gehabt hätte. Tja, Wunder gibt es also doch noch, was? Allerdings hatte er klar gestellt, dass wir jetzt ganz offiziell Feinde waren, womit ich jedoch allemal leben konnte. Wayne versuchte immer noch zu verhindern, dass ich Kontakt mit Lilia hatte, die Betonung liegt auf versuchen, denn ich hatte Lilia Zutritt zu meinem Haus gewährt, das wusste zwar keiner, aber das kam uns nur zu Gute. Oft saßen wir einfach nur in der Bibliothek und machten unsere Hausaufgaben, wirklich reden taten wir nun wirklich nicht.
Nun aber zu Arnaud's Verhandlung. Es gab keine Anwälte. Arnaud, Lance, Morgan und ich waren als Zeugen geladen und sollten unsere Vision der Tatsachen den Oberhäuptern der Familien unter dem Vorsitz von Dooley darlegen. Normalerweise hätte Socrate den Vorsitz gehabt, da es sich bei dem Angeklagten allerdings um seinen Sohn handelte, übernahm Dooley und Socrate saß bei den anderen Oberhäuptern, mit entscheiden durfte er also dennoch. Da Morgan als Zeugin geladen war, übernahm ihr Vater Antonin ihren Oberhauptsposten in dieser Angelegenheit. Es waren erstaunlich viele Zuschauer gekommen, die Bänke, die man in den Saal neben der Tür aufgestellt hatte, waren bis zum letzten Zentimeter ausgefüllt. Ich entdeckte Lilia neben einem blonden grimmig dreinschauendenTypen mitte vierzig, dessen Haare schon grau wurden, ihr Vater Clement. Gregory saß auf dem Schoß von Janice, da sonst nirgendwo mehr Platz gewesen wäre. Damien saß neben Amandine Grygo, ich ging jetzt einfach mal davon aus, dass die beiden zusammen waren, wenn man bedachte, wie intensiv sie dabei waren sich gegenseitig aufzufressen. Erst als Dooley um Ruhe bat, hörten die beiden damit auf. Zuerst wurde Lance als Zeuge aufgerufen, als es leise geworden war. >Also, Lance Welay, so viel ich dem Antrag entnehmen kann, warst du zu dem Zeitpunkt, als Arnaud Sleight angeblich William Niels verprügelt hat, nicht mal in der Nähe des Hauses Niels, dem vermeintlichen Tatort. Von deiner Mutter wissen wir, dass du zu Hause warst. Stimmt das?<. fragte Dooley Lance, der nickte. >Wie kannst du uns dann in dieser Sache weiterhelfen?<
>Ich war dabei als Morgan Bley Will geheilt hatte<, meinte Lance.
>Wie sahen die Verletzungen für dich aus, Lance?<
>Schwer. Und schmerzhaft. Ich bin kein Heiler, aber selbst ich habe gesehen, wie sehr Will gelitten hat. Er konnte sich nur durch seine Willenskraft bewegen, war sogar bewusstlos, als wir ihn fanden. Das Atmen fiel ihm schwer und... es war kein schöner Anblick<
>Und wie kamt ihr auf die Idee, dass Arnaud ihn so zugerichtet hat? Laut Antrag, hattet ihr Will dazu drängen müssen, es euch zu sagen<
>Das stimmt. Wir waren am Tag vorher zu Arnaud und Socrate geladen worden, und diese beiden waren die letzten die Will an dem Tag gesehen haben. Und Arnaud mochte Will offensichtlich nicht, das haben wir ja alle mitbekommen< Damit war Lance entlassen und Morgan wurde aufgerufen. Sie beschrieb meine Verletzungen detailiert, ließ keine Einzelheit aus. Sie erklärte, dass solche Verletzungen nicht zufällig passiert sein konnten, sondern mir jemand gezielt Schaden hatte zufügen wollen. Nach ihrer Aussage war Arnaud an der Reihe.
>Also, Arnaud Sleight du hast gehört, was man dir vorwirft. Stimmt es, dass du William Niels brutal zusammengeschlagen hast?<, fragte Dooley und machte sich noch ein paar Notizen, vermutlich zu Morgan's Bericht.
>Ja<, meinte Arnaud, woraufhin Dooley und so ungefähr jeder in dem Raum, ich eingeschlossen, ihn verblüfft ansahen.
>Du gibst es also zu?<, fragte Dooley nochmal zur Sicherheit nach.
>Ja, allerdings war es anders, als der Junge behauptet<
>Und zwar?<
>Ich sollte Will zu seinem Haus bringen, nachdem mein Vater ihm klargemacht hat, dass er sich hier nicht so aufführen kann, wie da wo er herkommt. Wie wir alle wissen, wurde Will bereits an seinem ersten Schultag des Unterrichts verwiesen, weil er gewaltätig gegenüber einem anderen Schüler wurde. Dazu kam noch, dass er bei dem Gespräch mit Socrate keine Einsicht oder Respekt zeigte, woraufhin Morgan Bley und Lance Welay, die die Mitbeteiligten an dem Geschehen waren, entlassen wurden und Socrate ein ernstes Gespräch mit Will führen konnte. Danach brachte ich ihn zu seinem Haus, wo er plötzlich auf mich einschlug, als ich ihm sagte, dass das nicht so weiter gehen könne. Da habe ich halt zurückgeschlagen, vielleicht habe ich dabei etwas übertrieben, aber in dem Moment wusste ich mir nicht anders zu helfen<
>Warum sollte Will einfach so auf dich einschlagen? Und wieso hast du dich nicht versichert, dass es ihm gut geht danach?<, fragte Dooley scharf nach.
>Will ist ein Kind mit enormen Aggressivitätsschwierigkeiten. Es ist jetzt knapp drei Wochen her, da hat er Damien Omar brutal zusammengeschlagen, ja fast umgebracht hat Will ihn. Und als mein Vater ihn hierher holte, war das unmittelbar nachdem Will einen ehemaligen Mittschüler verprügelte und fast in Flammen aufgehen lassen hatte. Sein Straftatenregister ist lang, Dooley. Es wäre nicht das erste Mal, dass er so plötzlich ausrastet< Panisch sah ich zu Arnaud und dann zu den Oberhäuptern. Nathan und Ethan Vaneev saßen genauso wie Nouria, Antonin und Donna Rachin geschockt da, während sich über Socrate's Gesicht ein leichtes Lächeln schlich. Na warte, du Mistkerl.
>Danke, Arnaud. Das wäre dann alles. Will kommst du bitte nach vorne?< Als ich an Arnaud vorbeikam, warf er mir ein teuflisches Grinsen zu, bevor er aus meinem Blickwinkel verschwand. Okay, Will, ganz ruhig. Es ist nicht das erste Mal, das man dir sowas unterstellt. Du schaffst das, einfach cool bleiben. >William Niels, du hast gehört, was Arnaud gesagt hat. Möchtest du uns sagen, was deiner Meinung nach passiert ist?<
>Bis zu dem Punkt, wo Arnaud mich bei dem Hause Niels abliefer ist alles wahr, das bezieht auch meine Aggressionsprobleme, meine kriminelle Vergangenheit und meine Schlägerei mit Damien Omar mit ein. Allerdings habe ich Arnaud nicht angegriffen, sondern er mich. Ohne Grund ist er auf mich losgegangen, ich hatte keine Chance mich zu wehren. Am Ende ließ er mich vor dem Hauseingang liegen, blutend und nur halb bei Bewusstsein<
>Warum sollte er das tun, Will?<, fragte Dooley nach.
>Das ist dieselbe Frage, die ich mir seit drei Wochen stelle, aber ich weiß es nicht. Vielleicht wegen meinem Vater, aber ich weiß es nicht<, antwortete ich ehrlich. Ein Schweigen machte sich breit, die Morgan durchbrach.
>Wir wissen doch alle, dass Arnaud dazu durchaus in der Lage wäre<, rief sie.
>Du bist nicht mehr dran, Morgan!<, ermahnte Dooley sie, doch sie war anscheinend noch nicht fertig.
>Wir wissen alle, dass Arnaud vor fast dreizehn Jahren seine eigene Schwester eigenhändig umgebracht hat!<
>Dafür gibt es keine Beweise!<, brüllte Socrate. >Sie hatte ihr Todesurteil unterschrieben, als sie diesem Verräter auf seinem Weg gefolgt ist! Nicht Arnaud hat sie getötet, sondern Lucas Niels!< Bitte was?
>Lucas hatte sie geliebt. Er hätte sie niemals gefährdet, aber wir kannten doch alle Leana's Sturkopf! Sie wollte ihm helfen und das hätte sie gemacht, egal was wir oder er gesagt hätten<, schaltete sich Gagathrig Bley aus dem Publikum mit ein.
>Er hätte sich gar nicht erst auf diese Beziehung einlassen dürfen<, meldete sich nun auch Jonathan. >Dann wäre das alles nie passiert<
>Wenn wir schon so anfangen, hätten wir von Anfang an verhindern sollen, dass die beiden sich überhaupt kennenlernen<, meinte Delphin Rachin, die Tante 2. Grades von Donna und Iqbal, die ich vor wenigen Tagen kennengelernt hatte.
>Vor allem hätten wir die Heirat verhindern müssen! Und das dieser Bastard meine Schwester schwängert!<, warf Arnaud in den Raum. Heirat... Schwängern...
>RUHE!<, brüllte nun Dooley dazwischen. >Ihr redet hier immer noch über die Eltern des Jungen< Meine Augen weiteten sich erschrocken und ich drehte mich zu Morgan um. Diese sah sehr schuldbewusst aus und da verstand ich es. Sie hatte es gewusst. Sie hatten es alle gewusst. >Das bringt hier offensichtlich nichts mehr. Lasst uns jetzt mit der Abstimmung fortfahren...< Ich bekam den Rest nicht mehr mit, genauso wenig wie den Urteilsspruch von Dooley, erst die Worte: >Ihr könnt gehen<, bekam ich wieder mit, worauf ich sofort aus dem Saal stürmte. Leider warteten Morgan, Lance, Lilia, Gregory, Janice, Nouria, Ethan und Nathan bereits davor auf mich. Ich beachtete sie nicht weiter und ging einfach an ihnen vorbei, doch da hatte ich die Rechnung ohne Morgan gemacht. Sie fasste von hinten nach meiner Schulter, worauf ich zwar stehenblieb, aber ihr Hand abschüttelte.
>Will...<, fing sie an.
>Habt ihr es gewusst?<, unterbrach ich sie und drehte mich zu ihnen um. Sie sahen mich alle schuldbewusst an, bis auf Lilia, die eher verwirrt wirkte. >Habt ihr gewusst, dass Leana Sleight meine Mutter ist?<, wiederholte ich meine Frage.
>Das wusstest du nicht?<, fragte Lilia geschockt, die anderen schwiegen.
>Tolle Freunde seid ihr. Ich habe euch gefragt, ob ihr etwas über meine Mutter wisst! Vor allem ihr, Morgan und Lance, hättet es mir schon an meinem ersten Schultag sagen müssen!<
>Will, es tut uns leid, wir...<, fing Lance an, doch ich ging einen Schritt zurück, während ich abwehrend den Kopf schüttelte.
>Ihr könnt mich mal. Ihr seid keine Freunde< Ich sah zu LIlia, die immer noch geschockt da stand. >Tut mir leid< Danach drehte ich mich um und lief zurück zum Hause Niels.
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