Kapitel 18
Ich verstand mittlerweile gar nichts mehr. Nachdem Morgan mir nach diesem Test erklärte, dass ich alle fünf Magieformen beherrschen würde, waren alle relativ baff. Der Typ mit den komischen Fragen schrie rum, dass das unmöglich wäre und, ich zitiere, " dieser nichtsnütziger kleiner Bengel mit der Intelligenz einer Erbse niemals mächtiger als Socrate sein kann". Ich hatte beschlossen, ihn einfach zu ignorieren. Morgan war einfach fassungslos und schüttelte nur den Kopf, während Nouria irgendetwas vor sich hinmurmelte und sich komplett verwirrt immer wieder durch die Haare fuhr. Ethan hingegen hatte ein irres Grinsen im Gesicht und hüpfte um mich herum, wobei er schon beinahe sang: Socrate wird abgesetzt, Socrate wird abgesetzt. Überhaupt nicht creepy, ist vollkommen normal. Lilia hielt sich aus dem Tumult heraus und lächelte lediglich leicht vor sich hin. Ganz im Gegensatz zu Jonathan, der sofort aufsprang und aus dem Saal flüchten wollte. >Warte mal, bitte<, rief ich ihm hinterher. Allerdings warf er mir nur einen undefinierbaren Blick über die Schulter zu, bevor er durch die Tür verschwand. Sofort löste ich mich von den anderen, die wurden mir grad eh etwas zu verrückt, und lief ihm nach.
>Jonathan, bitte warte eine Minute<, rief ich ihm hinterher und dieses Mal blieb er wirklich stehen, allerdings drehte er mir den Rücken zu.
>Was willst du, Niels?<, fragte er kalt ohne mich auch nur anzusehen. Ich stand hinter ihm und kam mir etwas blöd dabei vor mit dem Rücken von Jonathan zu reden, aber es war besser als nichts.
>Du hast meinen Vater gekannt, oder?<, fragte ich.
>Woher willst du wissen, wen ich kenne und wen nicht?<, schoss er zurück.
>Der Typ, der mich in den Saal gebracht hat, hat gesagt, du hättest viel Zeit mit Magiern verbracht, die das Feuer-Element beherrschen. Das waren nur mein Dad und Leana Sleight<, erklärte ich.
>Dumm bist du nicht, das muss ich dir lassen<, erwiederte er und drehte sich zu mir herum. >Ja, ich kannte deinen Vater, er war mein bester Freund< Meine Augen weiteten sich bei seiner Antwort und ich war sprachlos. >Zumindest dachte ich das bis er eines Tages zu mir kam und mir sagte, dass er mit den anderen Magierfamilien gesprochen hat, mit denjenigen, die ein unschuldiges Kind immer und immer wieder ermorden wollen, mit unserem Feind. Nicht genug, dass er Socrate seines Amtes entheben wollte, Nein, Lucas wollte die Seiten wechseln, wollte mich ebenfalls davon überzeugen und hat seine Frau und seinen Nachwuchs da mit reingezogen. Er wird zurecht als Verräter beschimpft. Und ich will nichts mehr mit euch Niels' zu tun haben, also sprich mich nie wieder an< Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich vollkommen fassungslos zurück. Mein Vater wollte die Seiten wechseln? Aber warum? Das ergab doch keinen Sinn! Ich war nur hier um dabei zu helfen diesen König zu finden, da konnte mein Vater sich doch nicht den anschließen, die genau diesen König umbringen wollten. Ich erinnerte mich zwar nicht mehr so gut an meinen Vater, aber er war kein Verräter, er konnte keiner sein. Das durfte nicht die Wahrheit sein! Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben, als auch schon Morgan neben mir auftauchte und mich mit zu meinem Magieunterricht zu nehmen.
····
>Ich mach das nicht!<, wiederholte ich mich zum gefühlten hunderten Mal. Die waren doch irre, alle miteinander.
>Das ist nicht so gefährlich, wie es sich vielleicht anhört<, versuchte Leanne Welay, meine Lehrerin, mich zu überzeugen. Leanne Welay war eine Frau Ende der dreißiger Jahre mit schwarzen Haaren und grauen Augen, die gleichzeitig nicht nur die Tante von Lance und seiner Schwester Nouria, sondern auch die Frau von Arnaud Sleight war. Keine Ahnung was das über sie aussagte...
>Will, du musst dir wirklich keine Sorgen machen<, meinte Janice Bley, die neben mir stand. Janice sah genau wie ein typisches Mitglied der Bley aus, schwarze Haare und braune Augen, und sah damit genau so aus wie ihr Vater Antonin und sah dennoch komplett anders aus wie ihre jüngere Schwester Morgan. Was die beiden aber gemeinsam hatten, war ihr Temperament.
>Keine Sorgen machen, ja nee ist vollkommen normal sowas zu machen, schon klar<, entgegnete ich sarkastisch.
>Stell dich nicht so an. Je eher du das machst, was wir von dir wollen, desto schneller kannst du endlich zum richtigen Unterricht übergehen<, meinte Morgan schon sichtlich genervt.
>Aber sicher doch, ihr seid doch völlig verrückt<, stellte ich klar. Vielleicht sollte ich mal erklären, worum es überhaupt ging. Ich stand zusammen mit Morgan, Janice, unsere Lehrerin Jeanne und einem Typen namens Pépinot Omar, ein 16 jähriger blonder Junge mit grau-blauen Augen, vor einem einfachen Schwimmbecken, wie es in hunderten Hallenbädern zu finden war. Das Becken war vier Meter tief, zwanzig Meter breit und fünfundzwanzig Meter lang und lag draußen direkt vor dem Hauptgebäude. Das war an sich nicht das Problem. Das Problem war, dass diese Klugscheißer neben mir doch tatsächlich dachten, ich würde in dieses Becken springen und meine Fußknöchel von Pépinot mit einer Kette und Vorhängeschloss an ein Gewicht am Grund festketten lassen. Und das ganze ohne Schlüssel oder Sauerstoffflasche. Aber sicher doch.
>Will, dir wird nichts passieren, das haben wir dir doch schon erklärt. Du hast die Magie des Wasserelements in dir, aber diese Magie muss erst freigesetzt werden. Bei dem Test haben die Prüfer ihre Magie benutzt um deine Magie aus ihrem Gefängnis zu locken, aber das war nur kurzfristig, dauerhaft kannst du deine Magie erst benutzen, wenn du das Schloss von dem Gefängnis sprengst. Und das passiert nur in extrem emotionalen Momenten oder wenn du in.Lebensgefahr schwebst. Bevor dir wirklich was ernsthaftes passieren könnte, würde deine Magie freigesetzt werden und du konntest sie zu deiner Rettung benutzen<, erklärte Leanne mir und hoffte wohl ernsthaft, ich würde mich jetzt kooperativ zeigen und das tun, was sie verlangen. Da waren die aber schief gewickelt. Never.
>Vielen Dank auch, aber ich hänge an mein kleines erbärmliches Leben. Ich werde das nicht machen und Punkt<, klärte ich alle Umstehende auf. Gerade wollte ich mich umdrehen und einfach den Unterricht schwänzen in dem ich zum Hause Niels ging, als ich einen Stoß an meiner Schulter spürte. Ich verlor das Gleichgewicht und landete schlussendlich doch im Wasserbecken. >Morgan!<, schrie ich wütend als ich prustend wieder an die Wasseroberfläche kam.
>Was ist, William?<, fragte sie gespielt unschuldig, allerdings nützte das rein gar nichts. Wenn ich eins hasste, dann wenn man mich gegen meinen Willen zu etwas zwang.
>Das weißt du ganz genau, Bley<, rief ich ihr zornig entgegen.
>Ach komm. Das ist nur Wasser, Will<
>Darum geht es nicht<, schrie ich sie an, als ich mich aus dem Becken gehievt und mich vor sie gestellt hatte.
>Was ist denn schon dabei? Es war doch nur Spaß< Mein ganzer Körper war angespannt, meine Hände zu festen Fäusten geballt. Mein rational denkendes Gehirnteil wusste, dass ich grad maßlos übertrieb, was meine Wut anging. Der Rest meines Gehirns war dabei sich in jedem einzelnen Detail auszumalen, wie ich auf Morgan losgehen und ihr den größtmöglichen Schmerz zuzuführen. Beruhige dich, Will. Sie ist ein Mädchen, sie ist nicht böse, versuchte ich mich selbst wieder zu beruhigen. Gleichzeitig versuchte ich Morgan zu signalisieren, dass sie verschwinden sollte. Die Anspannung, die in der Luft lag, war fast zum greifen nahe und es schien so als bräuchte es nur eine falsche Bewegung um meinen inneren Vulkan zum Ausbruch zu bringen.
>Will muss das Schloss nicht mehr brechen<, meinte plötzlich Leanne, woraufhin sich urplötzlich meine Anspannung und Wut in Luft auflösten und nur das Gefühl des schämens und Ungläubigkeit zurückließen. Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich bereit war Morgan zu schlagen. Was ist falsch in meinem Hirn?!
>Wie meinst du das, Leanne?<, fragte ich nach um mich von dem Gedanken abzubringen, dass ich nicht mehr ganz gesund im Kopf war, wobei meine Stimme zitterte.
>Dein Schloss ist schon zerbrochen<, erwiederte sie und deutete hinter mir aufs Becken. Ich drehte mich um und sah wie alle anderen auch mit großen Augen auf den Körper aus Wasser, der über dem Becken in der Luft schwebte. Es war ein Pfeil und die Spitze zeigte direkt auf Morgan.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top