Kapitel 6
Kapitel 6
"Ich meine bei Mondfinsternis", konkretisierte Damian. "Dann sieht man nur die wunderschönen Sterne."
„Sag das doch gleich", lachte sie leise. Bisher hatte sie noch keine miterlebt, obwohl sie gewusst hatte, dass es welche gab. „Wenn es soweit ist, möchte ich es mit dir und Elias zusammen ansehen."
Damian lächelte. "Das können wir machen", stimmte er zu und blickte noch immer nach oben. Freya war jedoch aufgefallen, dass er, wenn sie hoch blickte, immer zu ihr sah.
Das war am Ende des Semesters ebenfalls gewesen, doch seit sie zurück war, fiel ihr auf, dass er sie beinahe ständig anstarrte. Elias verliebter Blick war ihr nie aufgefallen, bis Damian ihr das erzählt hatte. Aber der Schwarzhaarige mit der Brille hatte nicht den gleichen, durchdringenden Blick wie Damian.
„Versuchst du mir gerade in die Seele zu schauen, oder habe ich doch etwas im Gesicht?", fragte sie. Den Kopf hielt sie noch immer der Kuppel entgegen, aber sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.
"Ich genieße das Strahlen in deinen Augen", gestand er und klang nicht, als würde er scherzen.
„Wenn man dich so hört, klingst du richtig romantisch", kicherte Freya, die seine Worte sehr gern mochte. Ihr war klar, dass sie glücklich aussehen musste. Dass er sie dennoch so durchdringend ansah, war etwas seltsam.
Sie wandte ihren Kopf zu ihm und bemerkte, dass eine Mischung aus Ernst, Zärtlichkeit und Sorge in seinen Augen zu lesen war. „Was ist los, Damian?", fragte sie verwirrt.
Er schüttelte leicht den Kopf. "Es ist etwas, das ich mit mir ausmachen muss", gestand er. "Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich."
Seine Worte verwirrten sie noch mehr. Was musste er mit sich ausmachen? „Wieso denn? Hat Ardelia oder Loyd irgendetwas gesagt, dass den Anlass dazu gibt?", wollte sie alarmiert wissen. Vor ihnen hatte sie richtig Angst bekommen.
Damian schüttelte den Kopf. "Nein, es geht um andere Dinge. Dinge, die du noch nicht weißt, die ich dir aber auch nicht erzählen kann", seufzte er.
Wahrscheinlich lag ihm etwas wegen seiner Familie auf der Seele. Etwas, über das er nicht so einfach sprechen konnte. Anstatt ihn weiter zu bedrängen, drückte sie sanft seine Hand. „Wenn du darüber reden willst, lass es mich wissen", sagte sie. Trotzdem hatte sie ein seltsames Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte.
„Du bist nicht allein, Damian. Vielleicht kannst du sogar mit Rosalie darüber reden, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt."
Damian seufzte leise. "Das ist leider nicht so einfach, aber wenn ich soweit bin, werde ich mit dir sprechen", versprach er.
„In Ordnung", lächelte sie und wandte wieder den Kopf hinauf zum Mondschein. Für einen Moment schloss sie die Augen und ließ sich das Gesicht anscheinen, bevor sie diese wieder öffnete. „Mach dir nicht so viele Gedanken um mich, sondern um Rosalie."
"Sie kommt schon klar", meinte Damian nüchtern.
„Sei nicht so gemein zu ihr. Du liebst sie über alles", sagte Freya mit einem sanften Boxer in seine Seite.
Dann wechselte sie das Thema. „Melody wird es hier oben sicherlich gefallen, wenn sie eines Tages kommen sollte", meinte sie gedankenverloren.
Damian lachte leise. "Sie wird hier wohl ein Chaos verursachen", behauptete er grinsend.
„Macht doch nichts. Dann hast du wenigstens Abwechslung vom langweiligen Alltag", prustete Freya erheitert. Dabei hatte sie angenommen, dass Rosalie eher ruhig sein würde.
"Aber erst, wenn Melody da ist", meinte er schmunzelnd.
„Reiche ich Tollpatsch dir eigentlich nicht aus?", fragte Freya leicht empört, aber ihrer Stimme war anzuhören, wie erheitert sie war. „Brauchst du unbedingt zwei, die du regelmäßig vor den Treppen beschützen kannst?"
"Ja, natürlich", meinte Damian erheitert. "Du allein bist gar nicht so anstrengend, wie du denkst."
Schnaubend verschränkte sie die Arme vor der Brust und setzte ein schmollendes Gesicht auf. „Vielleicht sollte ich das ändern, wenn es dir langweilig ist?", schlug sie vor.
"Du kannst es versuchen", sagte er grinsend und fuhr ihr durch die Haare. "Dann wird es lustiger."
„General Fiesling", murmelte sie. Dennoch musste sie grinsen. Sie hatte gewiss nicht vor, noch tollpatschiger zu werden. „Weiß Rosalie, wie fies du manchmal sein kannst? Oder bist du zu ihr immer lieb?"
"Sie weiß wie fies ich sein kann und sie kann es auch", meinte Damian lächelnd und wirkte irgendwie zufrieden.
„Dann sollte dir klar sein, dass ich dich nicht in Melodys Nähe lasse?", zog sie ihn auf und zog ihren Umhang etwas mehr um sich. Langsam wurde ihr kalt, denn hier oben war es sehr kühl. Im Sommer musste es hier hingegenunerträglich drückend heiß sein.
"Und du glaubst, dass du sie davon abhalten kannst?", neckte Damian und legte ihr seinen Mantel ebenfalls um.
Zuerst zog sie diesen fest um sich, bevor sie ihn zurückgab. „Behalte ihn, ich möchte nicht, dass du krank wirst", sagte sie ernst. Mit Melody hatte Damian recht. Es war nicht einfach, sie davon abzuhalten. „Du wirst ihr nur Unsinn beibringen", seufzte sie.
Damian legte ihr den Mantel erneut um. "Ich habe einen Wärmezauber auf meiner Kleidung", erklärte er. "Mir wird nicht kalt."
Dieses Mal zog sie ihn noch fester um sich und lächelte ihn dankbar an. „Danke. Du solltest Pluspunkte sammeln, damit ich dir notfalls vergeben kann, wenn Melody Dank dir eine kleine Prinzessin wird", grinste sie frech. Es schien, als würde sie sich richtig in Damians Mantel kuscheln. Er war so schön warm und roch nach ihm.
Damian grinste und plötzlich zog er sie an sich und wie ein Kleinkind auf die Arme.
Überrascht stieß sie einen kleinen Schrei aus. „Hast du mich erschreckt", keuchte sie, denn mit der Aktion hatte sie nicht gerechnet. Freya hatte nicht einmal Zeit zum Reagieren gehabt.
Dafür war sie Damian plötzlich so nah. Anfangs war ihr das unangenehm gewesen, doch nun fühlte es sich sehr schön an.
"Wieso darf ich die Kleine nicht verwöhnen?", fragte er leise. "Bei ihrer Mutter darf ich es doch auch."
„Damian ...", seufzte Freya und entspannte sich in seinen Armen, obwohl er sie hochgehoben hatte. „Es ist wirklich sehr lieb von dir, aber nicht nötig. Und ich habe dir nicht einmal die Erlaubnis gegeben, mich zu verwöhnen", bemerkte sie erheitert. Daran würde sie sich erinnern.
"Wirklich nicht, dann habe ich mich verhört", grinste er und hielt sie einfach im Arm, als würde er sie wärmen wollen.
Und Freya kuschelte sich auch an ihn und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Vermutlich hast du eher Wörter verstanden, die gar nicht im Satz vorgekommen waren", lachte sie leise und sah ihm in die Augen.
Mit einem lauten Seufzen meinte sie, dass sie sich für Melody einen Vater wie Elias oder Damian wünschte. „Einfach ein Vater, der ihr zeigt, wie wichtig sie ist. Ich allein bringe das wahrscheinlich nicht fertig."
"Das werde ich sicherlich machen können, auch ohne ihr Vater zu sein", sagte er leise und küsste sie auf die Stirn. "Ich bringe dich ins Bett, du bist müde", stellte er leise fest.
Freya wollte sagen, dass es nicht seine Aufgabe sei, aber sie verstand, dass Damian an ihrer Tochter hing. Warum sollte sie so ein Verhältnis zerstören wollen? Es war gut, wenn Melody einen männlichen Beschützer hatte.
Dass Damian auf sie aufpassen würde, wusste Freya hundertprozentig. Nicht umsonst war seine Stimme immer liebevoll, wenn er von ihr sprach.
Ob Elias ihre Tochter auch mochte? Bisher hatte er sie noch nicht kennengelernt.
„So, bin ich das? Woher weißt du das denn?", fragte sie neugierig.
"Deine Augen sind klein und du hast fast gegähnt", bemerkte er nüchtern und trug sie Richtung Tür.
„Das liegt an deiner Wärme und an deinem Geruch, der mich entspannt. Lass mich runter, dann bin ich wieder wach", erklärte sie schmunzelnd.
"Nichts da", lachte er. "Ich bring dich gleich ins Bett."
„Ich bin nicht deine Tochter", protestierte Freya lachend, die sich nicht wehrte. Damian hatte Recht: Sie war müde, aber sie hatte die Zeit mit ihm sehr genossen. „Wenn Melody da ist, kannst du sie täglich ins Bett bringen. Wie es scheint, magst du kuscheln. Genau wie sie", kicherte sie bei der Vorstellung, dass Damian mit Melody im Bett lag und ihr Geschichten erzählte.
"Ja, da hast du Recht, das mag ich", lachte er und brachte sie die Treppe des Turms nach unten.
„Dann hast du in ihr das perfekte Opfer gefunden", meinte sie trocken. „Mit ihr kannst du den ganzen Tag kuscheln, baden, Geschichten erzählen. Melody wird davon nicht müde", erklärte Freya lächelnd.
"Das ist gut", lachte Damian. "Aber leider werde ich nicht so viel Zeit dazu haben."
Nachdenklich sah Freya zu Damian hinauf. Wieso konnte er sie nur so leicht tragen? Hatte er bis zum Umfallen trainiert?
„Bis dahin dauert es noch etwas. Ich habe zwar mit meinen Eltern gesprochen und sie finden die Idee sehr gut. Sie sind der Meinung, dass ich weiterhin zur Schule gehen sollte. Aber ich bin mir einfach noch nicht sicher, ob ich nicht doch nach den nächsten drei Semestern gehe", sagte sie vorsichtig. Die Entscheidung hatte sie noch nicht fällen können, obwohl sie ihr leichter fiel, nachdem sie die unterstützenden Worte ihrer Eltern gehört hatte.
"Solange du hier auf der Schule bist, werden deine Eltern mit allem versorgt, was sie brauchen und du kannst Geld für sie sammeln", erklärte er, während sie die leeren Flure entlangliefen.
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