Kapitel 2

Kapitel 2

Ihr Blick ging wieder zum Fenster und gedankenverloren sah sie nach draußen. Dass Damian ihr von seiner Mutter erzählt hatte, zeigte ihr, dass er ihr vertraute.

Sie lag halb in seinen Armen und Damian streichelte sie, als würde er sich damit selbst beruhigen wollen und nicht sie.

„Es tut mir trotzdem leid. Du verdienst Besseres", sagte sie plötzlich leise. Es wäre vielleicht besser gewesen, das Thema nicht in diesem Moment anzuschneiden. Ihre Hand legte sich auf sein Knie und ruhte dort, während sie eine innere Unruhe, die durch das Gehörte ausgelöst worden war, verspührte.

Es tat ihr weh, dass Damian so aufgewachsen war. Sie hätte es ihm gegönnt, wenn seine Mutter so liebevoll wie Selene gewesen wäre. „Ist deine Mutter auch Magierin?", wollte sie wissen, da sie bisher nicht verstanden hatte, wie Magier überhaupt geboren werden konnten. Mussten es immer zwei Magier sein? Ihre Eltern waren keine, das wusste sie. Wie war es dann möglich, dass Freya Magie in sich trug?

"Ja. In unserer Familie achtet man sehr darauf, dass beide Eltern Magier sind, denn dann ist es wahrscheinlicher, dass das Gen vererbt wird", erklärte Damian und küsste sie auf die Nase.

Dass Damian ihr einen Kuss auf die Nase gab, verwirrte sie. Bisher hatte er ihr nur auf die Stirn und diesen einen, hauchzarten und vorsichtigen Kuss auf die Lippen gegeben. „Aber theoretisch kann trotzdem ein Kind ohne Magie herauskommen?", fragte sie vorsichtig.

"Ja. Genau so, wie du ein Kind von nichtmagischen Eltern bist", nickte er und musterte sie.

Freya hatte sich etwas aufgerichtet, um ihn besser ansehen zu können. „Aber wie ist das überhaupt möglich, wenn beide keine Magie beherrschen?", forschte sie mit gerunzelter Stirn nach.

"Indem das Gen zwar vererbt wird, aber nicht ausbricht", erklärte er. "Deine Mutter und dein Vater haben beide einen Magier in der Familie und du hattest das Glück, dass beide diese Gene an dich vererbt haben. Deine Geschwister haben wohl nur eines."

Nachdenklich sah Freya in Damians fuchsfarbene Augen und nickte dann als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Es war trotzdem irgendwie seltsam. Ob ihre Brüder auch Magie in sich getragen hatten?

"So und jetzt genug davon", bat Damian und zog sie weiter zu sich. "Ruh dich noch etwas aus, wir sind bald da."

„Ja, General", grinste Freya und lehnte sich wieder an ihn. Jetzt, da sie wieder schwiegen, überlegte Freya, ob Elias schon in der Schule war. Sie hoffte es nicht, denn er war sicherlich nicht erfreut, wenn er erfuhr, dass Damian und sie die ganze Zeit zusammen gewesen waren.

Das würde ihm sicherlich nicht so sehr gefallen.

Was wäre gewesen, wenn Elias statt Damian gekommen wäre? Ob sie die Tage dann auch so genossen hätte?

Er hatte nicht einmal erwähnt, sie jemals besuchen zu wollen. Was sie ziemlich traurig machte, denn wenn er sie mochte, würde er doch kommen, oder?

Elias fragte auch nicht wirklich viel über ihre Familie oder ihrer Tochter. Im Gegensatz zu Damian.

Vielleicht wollte er, dass sie von sich aus zu ihm kam? Bei ihr war es auch so, dass sie Damian nicht gefragt hatte, weil sie glaubte ihn zu drängen. Eventuell war es bei Elias nicht anders.

Jedoch hatte Freya auch das Gefühl, dass er gar nicht wollte, dass sie ihn besuchen kam. Nicht einmal zu seinen Brüdern konnte sie mitkommen, da diese das angeblich nicht wollten. Daher hatte sie das Gefühl, dass es seiner Familie auch nicht recht sein würde, wenn sie kam. Sie wusste, dass Elias schüchtern war und Zeit brauchte. Aber es war seltsam, dass er sie nur selten irgendwohin begleitete.

Es war alles so kompliziert. Freya mochte Elias sehr gern und auch mehr. Genau wie er. Doch irgendwie passte etwas nicht, was sie nicht herausfinden konnte.

Elias war ein Mann, den sie nur schwer durchschauen konnte. Vielleicht hatte Damian recht und er verbarg etwas, das vielleicht sogar gefährlich war?

Wenn seine Familie für den König arbeitete, konnte er nicht gefährlich sein. Zumindest wenn Freya darüber nachdachte. Der König würde keine gefährlichen Menschen um sich herum haben. Da war sie sich sicher.

„Damian?", fragte Freya plötzlich leise und hob ihren Kopf.

"Ja?", fragte dieser und blickte sie direkt an.

„Gehst du wieder mit mir in den Turm, wo die Elemente zu sehen sind?", fragte sie hoffnungsvoll. „Auch wenn Melody kommen sollte?"

"Natürlich. Sehr gern sogar", lächelte er. "Warum sollte ich nicht?"

„Weil ich immer noch nicht herausgefunden habe, warum du mich dorthin gebracht hast", murmelte Freya etwas verlegen. „Es ist ... als wäre der Ort ein magischer, verzauberter Ort, an den niemand anderes gelangen darf. Es fühlt sich falsch an, jemand anderen dorthin mitzubringen", gestand sie.

"Ich wollte dich an dem ersten Abend einfach nur aufmuntern", gestand er etwas verlegen.

Freya lächelte. „Du hast keine Ahnung, dass du mich bereits aufgemuntert und glücklich gemacht hast, als du zufälligam Tor gewartet hast", bemerkte die junge Frau und strich sich eine Strähne hinter das Ohr.

"Das war nicht zufällig", sagte er abwinkend. "Das war einfach, weil ich mich gefreut habe, dich wiederzusehen."

Freyas melodisches Lachen erklang und erfüllte die Kutsche. „Das weiß ich, deshalb habe ich das Wort auch betont. Warum sonst würdest du ganz allein da draußen herumstehen? Um die Füchse im Schnee zu beobachten?", fragte sie neckend. Anfangs hatte sie nicht geglaubt, dass er auf sie gewartet hatte, weil er nicht hatte ahnen können, wann sie kam. Aber jetzt hatte er es bestätigt.

Er hatte auf sie gewartet und das wärmte ihr Herz.

Damian schmunzelte. "Na ja, ich hatte angenommen, dass du so viel Zeit wie möglich mit deiner Familie verbringen willst."

„Natürlich. Sie ist mir sehr wichtig und sie brauchen viel Hilfe", meinte sie und seufzte. „Trotzdem denke ich mir manchmal, dass es besser wäre, keine Magie zu besitzen. Dann müsste ich nicht so weit von ihnen weg sein und könnte Melody aufwachsen sehen", fuhr sie mit einem sehnsüchtigen Tonfall fort.

"Aber dann hättet ihr Schwierigkeiten, über den Winter zu kommen. Hättet nicht so viel Essen und du könntest die Badewanne nicht so schön erhitzen, damit es Melody gemütlicher hat", zählte Damian auf.

„Ich weiß. Erst jetzt sehe ich die Vorteile. Aber der Nachteil bleibt: Ich sehe sie so lange nicht", erwiderte Freya und ließ ihren Kopf wieder gegen seine Schulter senken.

Bald würden sie wieder in der Schule sein. Welchen Stein sie dieses Mal suchen mussten? Und was für Missionen sie wohl ausführen würden? Darauf war sie gespannt.

"Das stimmt, aber bald wirst du sie herholen können", sagte er beruhigend.

„Muss ich mit der Direktorin darüber reden? Oder wie muss ich das machen?", erkundigte sich Freya, als sie bemerkte, dass die Kutsche langsamer wurde.

Ein Prickeln breitete sich in ihr aus, sobald sie die leuchtende Glaskuppel der Schule erkannte.

"Wir können gern bei ihr vorbeigehen und fragen", schlug Damian vor. "Leider weiß ich auch nicht viel darüber."

Aber nicht mehr heute. Das konnten sie am nächsten Morgen tun oder nach der Steinsuche, wenn sie noch ein paar Tage frei hatten.

Die Kutsche blieb stehen und Freya hatte es eilig, diese zu verlassen. Sie freute sich zu sehen, wo sie wohnen würden. Im gleichen Komplex oder ob sie ein Stockwerk weiter höher gewandert waren. Ihre Aufregung war deutlich spürbar.

Damian stieg aus und reichte ihr die Hand. Daran hatte sich bisher nichts geändert, obwohl sie mittlerweile etwas sicherer auf den Beinen war.

Aber nicht, wenn sie sich freute. Da übersah sie gerne eine Stufe. Doch Damian kannte sie mittlerweile gut genug und war meistens da, um Schlimmeres zu verhindern.

Durch seine Hilfe kamen sie sicher am Tor an und dann machten sie sich auf den Weg zu ihren neuen Zimmern.

„Du bist bestimmt schon in den neuen Komplex gezogen, falls wir einen haben?", fragte Freya auf dem Weg die endlos wirkende Wendeltreppe hinauf. Ihren kleinen Koffer trug sie vor sich, da er nicht sehr schwer war und nicht viel beinhaltete. Dabei fragte sie sich, ob sie immer in dem gleichen Turm sein würden oder nicht.

"Ja, bevor ich zu dir gekommen bin, wurden wir bereits eingeteilt", sagte er und hielt Freya davon ab, in den Turm zu gehen, in dem sie vorher waren.

Irritiert blieb sie stehen und wirkte verwirrt. „Wo wohnen wir denn dann? Und hast du mein Kleid mitgenommen?", wollte sie neugierig wissen.

"Ich habe alles aus deinem Zimmer mitgenommen, was du noch dortgelassen hattest", sagte er beruhigend. "Ich habe alles schon umgeräumt."

„Danke", lächelte sie. Damian war einfach zu liebenswürdig. Hatte an ihre Dinge gedacht, die sie besaß. „Wo wohnen wir dann?", fragte Freya übermütig. Hoffentlich ein schöner Komplex.

"In einem anderen Turm mit größeren Zimmern", erklärte Damian und führte sie einen anderen Weg entlang. "Dort gibt es auch mehrere Gemeinschaftsbäder", erklärte er. "Etwa drei für jedes Geschlecht."

Noch größere Zimmer?", fragte Freya entsetzt. Was sollte sie da alles reinstellen? Schon davor war ihr Zimmer eher kahl gewesen, da sie nicht so viele persönliche Dinge besaß. Je größer ein Raum war, desto unwohl fühlte sie sich. Ihr waren kleinere Räume lieber.

"Nicht die Schlafzimmer, sondern die Gemeinschaftsräume", lachte Damian und versuchte sie zu beschwichtigen.

Erleichtert seufzte sie auf und fuhr sich verschmitzt durch die Haare. „Dann ist es gut. Und drei Bäder sind noch besser, da habe ich eine größere Wahrscheinlichkeit, allein zu sein", bemerkte sie grinsend.

"Ja, ich dachte mir, dass dir das gefallen würde", lachte Damian und führte sie in einen Turm und die Treppe nach oben.

Dieser Turm war nicht weit von ihrem Alten entfernt. Sie musste lediglich die nächste Brücke benutzen, um dorthin zu gelangen. 

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