Kapitel 8

Kapitel 8

Einen Moment überlegte das Mädchen und entschied sich für warm. Solange Schnitt Freya ihr das Brot in mundgerechte Stückchen, bevor sie sich selbst eine Scheibe nahm und sie mit der frischen Butter bestrich. Allerdings nur wenig. „Stellt ihr die Butter selbst her?", fragte sie begeistert, nachdem sie gekostet hatte. Die Butter war um einiges aromatischer und geschmacksintensiver als andere.

Selene, die Magie einsetzte, um Melodys Kakao zu erwärmen, lächelte. "Ja. Die Butter kommt von einer Rasse, die den Kühen nur ähneln. Es sind mehr Büffel", versuchte sie zu erklären. "Wir halten sie auf einer unserer Farmen."

„Darf ich sie eines Tages sehen?", bat Freya interessiert. Sie wollte gerne wissen, wie die Farmen aussahen. Langsam kaute sie auf ihrem Brot herum und genoss den knusprigen Rand sehr.

Melody hatte bereits ihr Brot verspeist und verlangte lautstark nach einem weiteren. „Sonnenschein, bitte iss nicht so schnell. Das bekommt deinem Magen nicht gut", erklärte Freya zärtlich und nahm ein weiteres, dass sie ihr vorbereitete. Aber nur soweit, damit sie es selbst belegen konnte.

"Ich bin sicher, dass Damian dir eines Tages alles zeigt", meinte Selene zuversichtlich, während sie eines der Eier nahm und mit einem Messer köpfte, damit sie es einfacher löffeln konnte.

Sofort hatte sie damit Melodys Aufmerksamkeit, denn jetzt wollte sie ebenfalls eines.

„Das wäre schön", erwiderte Freya und warf Damian einen kurzen, fragenden Blick zu. Ihn streichelte sie ab und zu an seinem Bein unterm Tisch.

"Wann immer du willst", lächelte er ihr zu, während Selene ein Ei für Melody vorbereitete.

Dankbar nickte Freya und widmete sich dann dem Essen. Dieses verlief ruhig und wurde von Melodys Geplapper unterbrochen. Sie erzählte von Dingen, sie sie geträumt hatte und spielte auch mit der Puppe am Tisch.

Etwas, was Freya eigentlich nicht erlaubte, denn es war ihr wichtig, dass Melody sich aufs Essen konzentrierte. Da sie aber selbst mit ihren Gedanken weit weg war, ließ sie es durchgehen.

Als sie schließlich gesättigt waren, bat sie Damian, einen Moment auf Melody aufzupassen, damit sie mit Selene sprechen konnte.

Diese erhob sich, warf Melody noch ein Lächeln zu und machte dann eine Handbewegung, die Freya deuten sollte, dass sie in den Nebenraum gehen konnten. Es war ein kleiner Salon.

Beim Eintreten erblickte Freya eine gemütliche Sitzecke mit einigen Kissen, die farblich an den Teppich angepasst waren. Die Regale, auf denen nicht nur Bücher, sondern auch Dekorationen zu sehen waren, harmonierten hübsch mit den Pflanzen in den Töpfen, die auf manchen standen.

„Ich ... weiß nicht, was ich sagen soll", begann Freya verlegen und suchte nach geeigneten Worten, „ich weiß es sehr zu schätzen, dass du veranlasst hast, ein paar Kleider anfertigen zu lassen. Aber ... ist das nicht ein wenig viel? In Damians Schrank hängen schon so viele."

Selene lachte lediglich leise. "Meine Liebe, es war eigentlich geplant, dass Damian sie dir nach und nach schenken kann", sagte sie. "Und natürlich, dass du etwas hast, wenn du hier bist", sagte sie zwinkernd. "Solltest du ihn zu Feierlichkeiten begleiten", fügte sie hinzu, bevor sie etwas ernster wurde. "Leider haben sich die Umstände deines Besuches geändert", sagte sie und seufzte leise. Dabei trat sie auf Freya zu und nahm sie sanft in den Arm. "Du kannst hier bleiben, solange du möchtest. Du bist hier immer willkommen."

Von ihrer Fürsorglichkeit überwältigt schaffte Freya es nicht, sich zurückzuhalten. Sie legte ihre Arme um Selene und drückte sie leicht. Genau wie bei Damian brach sie in Tränen aus. Selene hatte Recht: Die Umstände hatten sich geändert. Nicht im positiven Sinne.

Jedoch versuchte sich Freya schnell wieder zu fangen. „Vielen dank für eure Freundlichkeit", sagte sie und räusperte sich. „Ich habe doch gar nicht so viele Anlässe, wo ich die schönen Kleider anziehen kann", flüsterte sie gebrochen. „Was heißt denn Feierlichkeiten bei euch?" Den Begriff setzte sie mit Feiern von Adligen gleich, auf denen sie schick angezogen sein musste.

Selene streichelte sanft ihren Rücken. "Es gibt bei uns viele Feste", sagte sie sanft. "Stadtfeste, Familienfeste und auch Feierlichkeiten bei anderen ... Adligen."

Musste Damian bei so etwas tatsächlich teilnehmen? Verbrachte er so normalerweise seine Ferien? So hatte sie sein Leben nicht eingeschätzt. Schüchtern lächelte Freya Selene an und rieb sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich habe nicht erwartet, dass er an solchen Ereignissen teilnimmt", gestand sie mit gesenktem Blick.

Selene wirkte überrascht. "Nun, er ist unser Sohn und trifft dort auch viele seiner Freude", erklärte sie, lächelte aber leicht, bevor sie Freya sanft tätschelte.

„Sind das viele Feste, an denen er teilnehmen muss?", fragte Freya vorsichtig. Immerhin waren die Ferien nur zwei Wochen. Jedoch konnte sie sich vorstellen, wie anstrengend das sein musste.

"Er muss gar nicht", sagte Selene blinzelnd. "Er nimmt in der Regel nur an denen Teil, an denen er auch teilnehmen will. Ihn zu mehr zu bringen wäre vergebene Mühe."

Erleichtert lächelte Freya. „Das freut mich", gestand sie ehrlich. Es hätte ihr nicht gefallen, wenn Damian zu etwas gezwungen werden würde. So, wie sie ihn kannte, würde er sicherlich an ein paar teilnehmen. Und sie sollte mit. Nicht umsonst hingen die Kleider im Schrank. „Ich weiß nur nicht, ob ich so etwas gewachsen bin."

"Mach dir nicht viele Gedanken, Liebes", sagte Selene, bevor sie sich etwas von ihr löste. "Damian weiß sicherlich, was dir gefallen wird und was nicht."

„Ich versuche es", erwiderte Freya kleinlaut. „Danke für die Kleider. Ich hoffe nur, es gibt nicht noch mehr an Auswahl, wenn wir heute in die Stadt gehen." Wie sollte sie diese jemals alle tragen?

Selene lachte. "Damian liebt es, dir Dinge zu schenken. Da kommt er ganz nach seinem Vater." Selene zwinkerte ihr zu, was Freya sich fragen ließ, ob Selene ebenfalls ständig Geschenke bekam.

Davon ging sie irgendwie aus, denn es schien in der Familie zu liegen, die Frauen glücklich zu machen. Egal in welcher Weise. Das fand Freya sogar niedlich und zuvorkommend, aber sie musste nicht ständig etwas haben. Mit der Zeit hatte sie allerdings akzeptiert, dass Damian ihr ab und an etwas schenkte. Oder ihrer Tochter.

Im Hintergrund hörte sie Melody mit Damian spielen und sie musste unwillkürlich lächeln. „Es tut mir leid wegen gestern. Mein Verhalten war nicht richtig", druckste Freya herum. Sie schämte sich deswegen sehr.

"Ach quatsch", sagte Selene mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Du hast schreckliches erlebt. Niemand wird dir böse sein, wenn du trauerst und dich zurückziehst. Es ist deine Entscheidung, wie du damit umgehst und ich werde es so akzeptieren, wie du es für richtig hältst."

Jedoch war Melody ihre Tochter und Freya trug eine große Verantwortung für sie. Diese hatte sie fahrlässig an andere abgegeben, weil sie nicht damit zurechtgekommen war. Es gehörte sich nicht, auch, weil Melody trauerte, es aber auf eine andere Weise verarbeitete. „Ich bin froh, euch zu haben", flüsterte Freya gerührt und gleichzeitig traurig.

"Du wirst hier mit Melody immer willkommen sein", sagte Selene sanft. "Egal, was ist", versprach sie und küsste Freyas Stirn.

Die junge Frau schluckte schwer und spürte ein warmes, geborgenes Gefühl in sich aufsteigen. Sie hatte ihre eigene Familie verloren, war jedoch in Damians immer willkommen. Das nahm ihr ein wenig die Angst, wohin sie gehen sollte, wenn sie wieder Ferien hatten. Oder auch im allgemeinen, wie es weitergehen würde.

"Danke, Selene. Das weiß ich zu schätzen und es bedeutet mir sehr viel", brachte Freya mit zitternder Stimme und voller Dankbarkeit hervor, bevor sie Damians Stiefmutter fest in den Arm nahm und sie an sich drückte.

Diese erwiderte die Geste. "Und selbst, wenn das vielleicht mit Damian nicht funktioniert", sagte sie ernst. "Du bist trotzdem immer willkommen. Wenn du nicht hier sein willst, finden wir sicher auf einer der Farmen eine Bleibe für dich. Ich würde mir allerdings sehr wünschen, dass ich dich bald offiziell in die Familie aufnehmen darf."

Selene war eine Frau, die mit ihren Gedanken nicht lange hinter dem Berg hielt, wie Freya wieder einmal feststellen musste. Sie sagte, was sie dachte und schien an alles zu denken.

Darüber war die junge Frau tatsächlich sehr froh. Verlegen strich sich Freya eine Strähne hinter ihr Ohr. „Vielen dank. Das weiß ich wirklich zu schätzen", sagte sie gerührt. Es war nicht selbstverständlich, so großzügig und selbstlos zu sein. Die Möglichkeiten, die sich durch Selenes Worten auftaten, beruhigten sie ungemein. „Ich würde mich sehr freuen, zu euch zu gehören und bin mir sicher, dass es zwischen Damian und mir funktioniert", sagte Freya im Brustton der Überzeugung. Schließlich verstanden sie sich hervorragend.

Selene lachte. "Er liebt dich sehr", sagte sie sanft und fuhr ihr durch die Haare, bevor sie sich von ihr löste. "Und Melody auch. Sie ist einfach niedlich."

Prustend erklärte Freya, dass er ihrem Charme unterlegen war. „Sie weiß, was sie will und wie sie es bekommen kann", lachte Freya verschmitzt. Dankbar sah sie in Selenes Gesicht. „Ich bin so froh, ihn, aber auch euch, zu haben. Vor allem, dass er Melody ein ... sehr guter Vater ist", sagte sie stotternd. Ersatzvater würde eher passen, doch Melody sah ihn als ihren richtigen Vater an.

"Eine eigene Familie ist schon immer sein größter Wunsch", meinte Selene grinsend. "Ich denke, weil er es selbst besser machen will, als seine Mutter", fügte sie etwas ernster hinzu. "Jedenfalls sollten wir uns den beiden wieder anschließen."

Zustimmend nickte Freya und flüsterte Selene noch zu, dass sie Damian gerne das geben würde, was er wollte. Dann öffnete sie die Tür zum Speisesaal und lächelte, als sie Melody und ihn noch am Tisch sitzen sah. Es war ein niedliches Bild, das sie beruhigte. „Seid ihr zwei fertig?", fragte sie amüsiert.

"Sind wir", meinte Damian, der Melody hochhob, damit sie losgehen konnten. Sie war scheinbar genau so unruhig wie er.

Freya lächelte ihnen zu, gab beiden einen sanften Kuss auf die Wange und ging mit ihnen aus dem Speisesaal. "Werden wir mit der Kutsche fahren?", fragte sie und spürte langsam eine kleine Vorfreude in sich. Das Gespräch mit Selene hatte ihr gut getan und beruhigter werden lassen. Vor allem, dass sie trauern konnte, wie sie es wollte und jemand für Melody in der Zeit da war.

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