Kapitel 2

Kapitel 2

Damian nahm sie in den Arm, streichelte sie sanft und war einfach nur für sie da. Er blieb bei ihr, hielt sie, schwieg aber.

Irgendwann, als ihre Tränen versiegten und ihr Körper ausgetrocknet war, hörte Freya auf zu weinen. Zwar spürte sie immer wieder, wie sie beinahe weinte, doch ihr Körper signalisierte ihr, dass er im Moment nicht mehr konnte.

Also musste sie sich zusammenreißen. „Wir sollten nach Melody sehen", sagte sie leise. Wahrscheinlich war ihre Tochter verwirrt, wenn sie in einem fremden Zimmer aufwachte und allein war.

"Ihr geht es sicher gut", sagte er sanft und küsste ihr eine Träne von der Wange.

Vorsichtig lächelte Freya und hob ihre Hand, um sein Gesicht zu streicheln. Wie sehr sie es liebte, ihn so fühlen zu dürfen. Seine weiche Haut zog sie immer magisch an. Genau wie seine fuchsfarbenen Augen, in denen sie sich häufig verlor.

Auch dieses Mal passierte es beinahe, doch sie wandte ihren Kopf ab und schluckte. Sie schaffte es jetzt nicht, ihm in die Augen zu sehen. „Ich möchte trotzdem nicht, dass sie Angst hat", gestand Freya traurig.

"Komm erst einmal kurz mit ins Bad und wasch dir das Gesicht", sagte er sanft und erhob sich, um sie mit sich zu ziehen. Allerdings sehr vorsichtig.

Widerstandslos ließ sich Freya mitziehen und befand sich kurz darauf in einem geräumigen, hellen Badezimmer. Dieses besaß eine Wanne sowie eine Dusche und ein Waschbecken. Zudem zierten zahlreiche Pflanzen, die sich wohl in der Feuchte wohlfühlten, die Regale, auf denen auch diverse Flaschen standen. „Sehr hübsches Bad", kommentierte Freya und sah sich um.

Damian schob sie zu einem Hocker. "Setz dich", bat er, bevor er einen Lappen nass machte und ihr damit sanft das Gesicht säuberte.

Dazu schloss sie die Augen, um die Kühle zu genießen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie heiß ihr wirklich war. Ihr Kopf musste so reif wie eine Tomate aussehen. „Danke, Damian", flüsterte Freya und atmete tief durch, damit nicht noch eine Welle von Tränen sie heimsuchte. Zum Glück waren sie allein. Es war schwer, sich immer zurückzuhalten.

"Wie fühlst du dich?", fragte er sanft und rieb leicht ihre getrockneten Tränen weg.

Die junge Frau senkte die Lider und versuchte, es zu erklären. „Nicht wirklich gut", gestand Freya niedergeschlagen. Sie fühlte sich, als wäre sie von einer Kutsche überfahren worden. Das war jedoch eine vage Erklärung, da sie selbst nicht genau wusste, was sie fühlte.

Damian küsste sie ganz leicht auf die Lippen. "Komm, gehen wir zu Melody."

Zustimmend nickte Freya und stand wackelig auf. Um nicht gleich zu fallen, hielt sie sich an Damian fest. „Solltest ... du nicht deinen Eltern sagen, dass wir angekommen sind?", fragte sie unsicher. Auch, weil sie hoffte, dass sie dann nicht den unangenehmen Fragen ausgeliefert war. Im Moment wollte Freya sich zurückziehen und sich später bedanken, dass Damians Familie sie über die Ferien aufgenommen hatte.

"Die Diener haben es schon gesagt", versicherte Damian. "Wir haben Zeit. Also ruh dich zuerst aus."

Dankbar, dass sie sich nicht beeilen musste, öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer und bemerkte, wie Melody noch schlief. Zum Glück.

Noch immer wusste Freya nicht genau, wie sie es ihrer Tochter beibringen sollte.

"Sag mir, wenn du mit meinen Eltern reden möchtest", sagte er sanft.

„Ich ...", begann Freya leise und hielt inne, bevor die weitersprach, „ich glaube, ich kann im Moment mit niemanden sprechen, Damian. Tut mir wirklich leid."

Sie wusste, dass es seiner Familie gegenüber nicht gerecht war, aber wie sollte sie Worte finden, wenn sie selbst keine hatte?

Am liebsten wäre es ihr, wenn er mit seinen Eltern sprach, aber es war feige von Freyas Seite aus. Nur ging alles so schnell, dass sie nicht wusste, was geschah.

"Es ist schon in Ordnung", sagte Damian sanft. "Die Diener haben gesehen, dass es dir nicht gut geht. Meine Eltern werden das akzeptieren", erklärte er, während er sie zu Melody führte.

Diese schlief noch immer tief und fest. Sie war wahrscheinlich genauso müde wie Freya.

„Danke. Lässt du mich noch einmal eine Weile allein?", fragte sie bittend. Einfach, dass sie ihre Gedanken formen konnte. Irgendwann musste sie mit seinen Eltern sprechen. Ewig konnte sie es nicht hinauszögern.

Bevor Damian allerdings etwas sagen konnte, wachte Melody völlig verschlafen auf und rieb sich ihre Augen.

"Ich kann mit meinen Eltern reden", flüsterte er ihr zu, richtete seinen Blick aber auf Melody.

„Würdest du es tun?", wollte sie erleichtert wissen. Damian war darin geübter, Dinge sachlicher zu erklären und sich von Gefühlen nicht beeinflussen zu lassen. Es würde ihr enorm helfen, wenn er zuerst mit seinen Eltern sprach. Allerdings musste sie über ihren Schatten springen und durfte nicht feige sein. „Wenn du möchtest, gehen wir gemeinsam", sagte sie leise und streichelte Melodys Kopf, bevor sie diese aus dem Bett hob. Das kleine Mädchen schien die neue Umgebung noch nicht aufgefallen zu sein.

"Bleib erst einmal bei Melody", sagte er sanft. "Ich kümmere mich um den Rest", versprach er, während er ihr den Nacken kraulte.

Seine Berührung hatte etwas Beruhigendes an sich. „Danke", sagte Freya und versuchte zu lächeln. Sie war froh, noch etwas Zeit für sich zu bekommen. Vielleicht konnte sie sich mit dem Umsehen im Zimmer ein wenig ablenken. „Komm, meine kleine Maus. Wir waschen erst einmal dein Gesicht", sagte sie zu Melody und küsste ihre Wange.

Das Mädchen blinzelte und sah sich um, bevor ihre Augen strahlten. "Puppen", sagte sie überrascht, als sie die ganzen Puppen und Kuscheltiere entdeckte.

Ihr Verhalten zauberte ein kleines, aber trauriges Lächeln auf Freyas Lippen. „Ja, Puppen", sagte sie liebevoll und versprach, dass sie damit spielen würden, nachdem sie Melodys Gesicht gewaschen hatten. Sie warf Damian einen fragenden Blick zu, in der Hoffnung, er verstand ihre stumme Frage, ob Melody spielen durfte.

Dieser nickte. "Rosalie hat gesagt du darfst damit so viel spielen wie du magst", sagte er zwinkernd.

Melody strahlte begeistert und forderte ihre Mutter auf, sich zu beeilen.

Deshalb kam Freya auf Damian zu und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss und ein leises: „Danke", zukommen zu lassen. „Ich schulde dir viel", sagte sie mit zitternder Stimme.

Er fuhr ihr über die Wange. "Ich spreche mit meinen Eltern. Spiel du mit Melody", bat er und schien Mühe zu haben, den Ton zu halten.

Freya nickte traurig. Er wirkte ebenfalls getroffen. Es war kein schöner Grund, warum sie hier waren. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn es aus einem anderen Anlass gewesen wäre.

„Komm, Melody. Ab ins Badezimmer mit dir", sagte sie und versuchte, fröhlich zu klingen, während sich ihre Wege trennten.

Wie sollte sie Melody nur erzählen, was geschehen war?

„Hast du gut geschlafen?", fragte Freya ihre Tochter im Badezimmer, als sie diese absetzte. Genau wie Damian sie auf den Hocker gesetzt hatte. Erst einmal wollte sie so unbefangen wie möglich sein. Melody verdiente es nicht, ihren Gefühlsausbruch zu erleben. Daher nahm Freya den Lappen und machte ihn nass.

Melody gähnte noch einmal herzhaft. "Ja, es war schön weich", gestand sie und grinste. "Es roch nach Tante Rosalie."

Das brachte Freya zum Lächeln. Melody nannte Elias auch gerne Onkel. Irgendwie war sie mit ihrer Art total niedlich. „Es ist Rosalies Kinderzimmer", berichtete Freya ihrer Tochter. „Sobald wir hier fertig sind, werden wir spielen", versprach sie und säuberte sanft Melodys Gesicht. Sehr schmutzig war sie nicht, doch durch das Essen in der Kutsche hatte sie ein paar Flecken.

Das Wackeln während der Fahrt hatte nicht gerade dafür gesorgt, dass das Essen sehr einfach gewesen war.

"Wirklich?", fragte Melody überrascht. "Rosa hat aber viele Spielzeuge. Kann sie denn mit allen spielen?", fragte sie und wirkte wirklich, als würde sie diese Frage beschäftigen.

Nachdenklich schüttelte Freya den Kopf. „Nein, sie kann nicht mit allen gleichzeitig spielen", erklärte sie liebevoll und bürstete Melodys weißblondes Haar, bevor sie zwei Zöpfe hinein machte. „Aber nacheinander ganz sicher. Oder zumindest mit zwei und drei auf einmal. Fertig. Jetzt ist Spielzeit."

"Spielen", rief Melody aufgeregt und sprang vom Stuhl, um Freya ein breites Grinsen zu schenken. "Dürfen wir mit allem spielen?"

„Ich denke, ja", lächelte Freya und brachte sie zurück in das hübsch eingerichtete Zimmer. Ihr gefiel die Einrichtung sehr gut, obwohl sie eher das Einfache gewohnt war. „Schau dich ruhig um und entscheide dich, mit was du zuerst spielen möchtest", bat Freya ihre Tochter liebevoll. So konnte sie sich in Gedanken zurechtlegen, wie sie mit dem Thema beginnen konnte.

Statt sich auf das Bett zu setzen, ließ sich Freya davor nieder und lehnte sich daran. Ihre Beine zog sie nah zu sich und schlang ihre Arme drumherum, um Melody zu beobachten.

Schließlich kam Melody mit einigen Kuscheltieren zurück und stellte sie mit einem Grinsen vor Freya ab. "Spielen wir Abenteuer?"

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