Kap. 98 Die schönste Erinnerung

Eragon pov

Saphira glitt unter die Wolken und alle Gedanken an Gefühle waren vergessen. „Wir haben mehrfach gelehrt bekommen, dass die Winde in und unter Gewitterfronten stürmisch und unberechenbar sind, aber müssen sie das wirklich als Herausforderung nehmen?", beschwerte sich Saphira, als wir fast augenblicklich mit unfassbarer Gewalt zur Seite gerissen wurden. Der Wind kam nun aus genau der Gegenrichtung zu der, aus der er den gesamten bisherigen Flug gekommen war. Uns blieb nicht mehr Zeit, um uns weiter über diesen Wechsel zu beschweren, denn nach wenigen Sekunden presste uns ein Fallwind nach unten. Entsprechend passte die beste Fliegerin unserer Zeit ihre Flügelstellung an, sodass wir davon schneller wurden. Nach unten gedrückt wurden wir trotzdem, aber so war unsere Flugkurve etwa die eines Gleitfluges, bei dem nicht mit den Flügeln geschlagen wurde und mit den kleinen Unterschieden, dass unter uns Wellen tosten, über uns schon jetzt Blitze zuckten und wir mehr als dreimal so schnell wie bei einem normalen Gleitflug waren. Der Luftstrom riss erst zwei Dutzend Meter über den Brechern ab, nah genug um uns einem zufällig anwesenden Nïdhwal wie auf dem Präsentierteller anzubieten. Zum Glück schienen auch diese solche Unwetter zu vermeiden.

Was kommt nach einem Fallwind? Richtig, eine Säule aufsteigender Luft. Sie war mindestens genauso stark wie der nach unten und machte es uns noch dazu unmöglich, gegen ihn anzukämpfen. Würde Saphira ihre Flügel einklappen um Höhe zu verlieren, würde dieser Wind sie wieder aufwärts blasen und dabei vermutlich so viel Momentum haben, dass selbst ihre unglaublich starken und ausdauernden Flugmuskeln Probleme mit dem abfangen haben würden. Wir würden also einfach Kurs halten müssen und dabei warten, bis die Natur uns in die Freiheit entließ. Wie lange das jedoch dauern würde, ließ sich nicht schätzen. Wir näherten uns den Wolken und Blitze zuckten. Es war wahrlich ein Glück, dass wir mit den Zaubern nicht erst bis zum Anfang gewartete hatten. Blitze waren wohl das erste, wovor wir uns zu schützen hatten. Alles andere waren optionale Dinge für bestimmte Situation oder Bequemlichkeit.

Wir waren uns alle einig, dass wir im Namen unserer Überlebenschancen lieber auf ein wenig Komfort verzichten konnten, denn die Kraft sollte uns wahrlich nicht ausgehen. Aus eben diesem Grund hatte Arya mir angeboten, mich auch ihrer Kraft zu bedienen. Ich wollte darauf zwar nach Mitteln verzichten, aber lieber von ihr, als von Saphira. Arya war nicht ganz so begabt im Langstreckenflug wie meine Drachendame und deshalb stimmte ich mit mittleren Widerwillen ein. Trotzdem würde ich damit warten, bis es nötig wurde.

Bereits unsere erste Luftsäule schien eine besonders hohe zu sein, denn es wurde immer kälter. Solange man das aushalten konnte, entschied ich dennoch auch dort dagegen, noch war es nicht lebensbedrohlich. Als Reaktion darauf zog Arya mich näher an sich und so konnten wir uns gegenseitig zumindest von einer Seite wärmen, was besser als nichts war. Dennoch wurden wir sehr schnell danach auch auf unser zweites Problem aufmerksam gemacht. In dieser Höhe musste man die Luft der Umgebung für sich selbst konzentrieren, indem man sie alle in einem gewissen Rahmen auf uns zuströmen ließ. Dadurch war es uns auch schnell wieder möglich, fast normal zu atmen.

Als ich durch Saphira hindurch schließlich die Erleichterung spürte, dass sie nun wieder frei war, steckten wir trotzdem noch irgendwo in den Wolken. Die schier unbegreiflichen Wolkenmassen reichten wirklich fast vom Meer bis so weit in die Höhe, dass wir weniger Luft zum Atmen hatten. Ein Phänomen, was ich nur im Beor Gebirge auf dem Weg zu den Varden, als einzigen, die uns nicht feindlich gesinnt waren und die Arya rechtzeitig heilen konnten, zu spüren bekommen hatte. Ich erinnerte mich zurück, wie Saphira und ich versucht hatten, die Spitze von einem der monumentalen Felsspitzen zu erreichen. Das Ende war noch nichtmal in Sicht gewesen, als meine Atmung schwerer gegangen war und die Kälte mich fast umgebracht hätte.

Es war hier definitiv wärmer als in den Bergen, aber das zusammen mit der Vorahnung, wie viel höher uns die Winde wohl tragen könnten, war wohl Warnung genug. Wir würden unsere Wärme in irgendeiner Form speichern müssen, nicht nur aus Bequemlichkeit. Saphira mochte das Feuer inne leben, aber die von ihr abgestrahlte Hitze wärmte bestenfalls die Innenseite der Beine.

Einen Moment glitten wir fast normal durch die Wolken und man merkte nur daran, dass uns mehrmals pro Minute plötzlich grell weiß vor Augen wurde, und dann alles dunkel war, dass wir überhaupt noch unterwegs und nicht einfach im Nebel waren. Es war ein Segen, dass wir uns von Blitzen und Donner im Voraus geschützt hatten. Ohne die Dringlichkeit, mit der Annabeth uns dazu geraten hatte, wäre ich entweder schon gegrillt worden, oder zumindest vollkommen taub, denn wir waren ja quasi genau in dem Entstehungsort vom Donner. Selbiger war aus der Ferne schon laut, aber wenn er dir nun im übertragenen Sinne direkt ins Ohr brüllte, war das definitiv nochmal schlimmer. Die Lösung dafür war die denkbar einfachste. Wir schirmten unsere Ohren vollständig ab. Wir würden sowieso nicht sprechen können, mehr wichtiges gab es eigentlich hier nicht zu hören und der Austausch konnte auch über unsere Verbindungen im Geiste stattfinden.

Immer wieder suchten wir die Umgebung nach etwas Lebenden ab, aber es war wirklich vollkommen leer. Selbst auf der Spitze des Helgrinds der ja genau für seine Lebensunfreundlichkeit bekannt war, waren zumindest ein paar wenige Insekten gewesen und irgendwo in der Luft hatte ich auch ein paar Krähen ausgemacht. Hier war die Welt der Geister von Lebewesen völlig schwarz. Es gab drei energetisch glühende Punkte für uns drei und immer wieder tauchten die beiden scheinbar menschlichen Punkte von Percy und Annabeth in meiner Reichweite auf, aber sie verschwanden immer wieder. Letztendlich konnte man ihren Geist nur von dem eines Menschen unterscheiden, wenn man wusste, wonach man Ausschau halten musste.

Wie die Gedanken eines jeden Elfen von der Melodie seiner Persönlichkeit durchströmt wurde, so gab es auch bei ihnen solche Dinge. Jeder hatte ein eigenes Lied, das auf seine eigene Art vollkommen einzigartig war. Jeder von ihnen war dazu aber auch mit einem ganz schwachen pulsieren gekennzeichnet. Auch das unterschied sich zwischen ihnen, aber das Licht ihres Lebens änderte seine Größe fließend.

Dazu kam, dass die Umgebung um sie immer ein klein wenig trüb war. So als würde man dort etwas überschatten. Man hatte so ein dunkles Gefühl, dessen Herkunft man nicht bestimmen konnte, und erwartete die ganze Zeit, dass irgendetwas großes, magisches oder sogar gefährliches passieren würde, selbst wenn man nicht wusste, dass all diese Dinge auf sie zutreffen konnten. Diese Merkmale waren ausgezeichnet versteckt. Man merkte es wirklich nur dann bewusst, wenn man wusste, dass es da war und sich genau darauf konzentrierte. Bei den Elfen hörte man immer eine Melodie, meistens einer Flöte, wenn man sich in ihrem Geist aufhielt.

Bei ihnen war das weit aus subtiler. Es war ein dunkles Gefühl, nicht im negativen Sinne, durch das man spürte, dass da noch irgendetwas unbekanntes sein musste. Vielleicht versteckte sich ja dahinter ein Teil ihres Geistes, den man nicht finden sollte oder etwas Ähnliches. Jedenfalls konnte man das besagte dunkle Gefühl auch außerhalb spüren, ein klarer Unterschied zum Volk der Elfen, aber man musste sich wirklich darauf konzentrieren und jede körperliche und geistige Ablenkung Eliminieren.

Das Wissen, dass sie im Notfall in der Nähe waren, gab mir ein Gefühl von Sicherheit, denn ich merkte bereits jetzt, wie die permanenten Zauber mich Kraft kosteten. Etwa so wie ein Ausdauerlauf in Rüstung. Wenn ich unsere Fluggeschwindigkeit jedoch richtig einschätzte, würden wir noch fast einen Tag brauchen und einen Tag konnte ich wohl kaum in Rüstung rennen können.

Der Nachteil an unserer Kommunikation: viele Gedanken werden ausversehen mitgehört und diese letzte Feststellung gehörte scheinbar dazu. Bevor ich danach fragen, oder mir selbst auch nur überlegen konnte, wann ich es tun würde, hatte Arya ihre Gedanken bereits mit meinen verbunden und spendete mir fließend die Hälfte des Maßes an Energie, die ich verlor. Somit war es fast so effizient, dass wir beide schneller regenerierten, als wir Kraft verloren. Fast.

Von da an überging die Reise fast in eine Monotonie. Wir sprachen nicht viel, da Saphira sich wirklich auf den Flug konzentrieren musste und Arya und ich abwechselnd schliefen und über den Schlaf des Anderen wachten, um unsere Kraft möglichst effizient zu regulieren. Tatsächlich war es garnicht so schwer, wie man bei Wind und Blitzen annehmen würde. Es war fast so, als würde der Körper nach einer Weile instinktiv jeden starken Ruck durch wechselnde Windrichtungen abfedern und ausgleichen. Die Blitze sah man sowieso nicht mehr, wenn man sich eine dicke Kapuze oder ein anderes Kleidungsstück übers Gesicht legte. Der oder die jeweils schlafende saß immer vorne und konnte sich nach hinten anlehnen. Wie lange wir jeweils schliefen, ließ sich unmöglich sagen. Es konnten nicht mehr als zwei Stunden am Stück sein, denn sonst wären wir nach weniger Zyklen angekommen, aber genauer konnte ich es nicht einschätzen.

Wir waren beide bereits bei fünf oder vielleicht auch mehr Durchgängen des Schlafens angekommen, als wir ein weiteres Mal in einen Aufwind gerieten. An sich war das inzwischen nichts besonderes mehr, denn eigentlich befanden wir und fast die Hälfte der Zeit in solchen, aber was ich da noch nicht wusste, war, dass dieser Wind höher wehte. Erst als Saphira mir nach einiger Zeit, deren Länge ich wieder einmal nicht schätzen konnte, mitteilte, dass wir nun schon sehr lange aufwärts fliegen würden und es den Anschein hätte, als würden wir uns langsam Schichten nähern, in denen nichtmal die Wolken mehr so dicht waren, setzte bei mir ein erstes Gefühl von Unruhe ein. Auch wenn ich es nicht gern tat, rüttelte ich Arya leicht an der Schulter und hatte einen Sekundenbruchteil später ihre Hand an meiner Kehle. Dann sah sie genauer hin und hörte auf sich darauf vorzubereiten, mich zu erwürgen.

Stattdessen spürte ich sofort in meinen Gedanken ihre Stimme fragen: „Was ist passiert?" Die Hektik darin war unüberhörbar, Elfen werden nicht gerne aus dem Schlaf hochgeschreckt, da sie es gewohnt sind, dass sie das entscheiden können und niemand in der Lage ist, sich an sie anzuschleichen und so aus ihrem Reich der Wachträume zu holen. Genau aus diesem Grund tat ich es auch nicht gerne. Bei ihr war schließlich davon auszugehen, dass dieser Effekt nochmals von der Tatsache verstärkt wurde, dass sie Jahre lang als Botschafterin durchs Land gereist war und der König vermutlich ganz Urû'baen ermorden lassen hätte, um sie in die Finger zu bekommen.

Aus diesen Gründen versuchte ich einen etwas beruhigenderen Tonfall anzuschlagen, und das gesagte mit entsprechenden Emotionen zu untermalen, als ich sie beschwichtigte: „Noch nichts akut gefährliches, keine Sorge, aber Saphira meint, dass wir bei weitem höher getrieben werden, als den gesamten Flug bisher und wenn uns die Kräfte ausgehen, weil Wärme sichern und Luft konzentrieren hier schwieriger ist, möchte ich dich nicht in eine solche Situation hinein wecken müssen." Zur Reaktion legte sie nachdenklich die Stirn in Falten. Die panische Impulsreaktion war abgeklungen und sofort durch rationale Logik ersetzt worden.

Mit der Begründung entschuldige ich mich sogar, dass ich fast versucht hätte, dich zu erwürgen", teilte sie mir mit. Was hatte ich gesagt, Logik? Humor wohl auch. So machte eine lebensgefährliche Situation doch gleich viel mehr Spaß.

Ich spürte, wie die Zauber immer mehr Kraft verbrauchten. Noch war es auszuhalten, aber auf Dauer könnten wir uns das trotzdem nicht leisten. Fast gleichzeitig dazu stieg auch der Umfang der Stärke, die Arya mir übermittelte, damit ich uns beide schützen konnte. Sofort fühlte es sich weniger fatal an, obwohl die verbraucht werdende Kraft nicht sank.

Dann war es auf einmal so weit. Wir brachen aus den Wolken hervor und binnen weniger Sekunden war die Sicht wieder vollkommen klar. In alle Richtungen erstreckten sich dunkelgraue Wolken bis zum Horizont. An manchen Stellen ragten nochmal Säulen nach oben, aber ansonsten war es eine raue Masse, die mehr oder weniger auf der selben Höhe endete.

Und dann blickte ich nach oben. Dort erstreckte sich das Bild, was ich die wenigen Male, die ich in Percy und Annabeth Zelt gewesen war, gesehen hatte. Nachtblau, ohne auch nur die geringste Spur von störenderem Fackelschein. Sterne in der Form von weißen Mustern oder teilweise nur sanftem Leuchten zierten das Himmelszelt und ich konnte meinen Blick nicht mehr davon lösen. Über unsere gedankliche Verbindung spürte ich, dass Arya einen Laut der Überraschung von sich gab, den ich jedoch der Magie wegen nicht hören konnte. Für einen Augenblick riss ich meine Augen von dieser atemberaubenden Schönheit los und wandte mich der anderen zu, die diese Bezeichnung in meinen Augen verdiente.

Ich hatte garnicht gemerkt, dass sie ihren Kopf noch immer in meinem Schoß gebettet hatte. Die Behauptung, ich würde mich an dieser Tatsache stören, wäre eine glatte Lüge, aber ich war ursprünglich davon ausgegangen, dass sie sich bei der Warnung vor potentieller Gefahr sehr schnell aufgesetzt hätte. Geistige Präsenz war allerdings eigentlich auch genug.

Als ich in ihre Augen blickte, sah ich dort ein entzücktes Funkeln und als sie mich Sekunden später anblickte, bekam ich nahezu sofort auch das entsprechende Lächeln dazu. Ich brauchte das garnicht mehr bewusst zu erwidern, denn mein Gesicht wurde schon längst von einem seligen Ausdruck des Genusses geziert. Die Schönheit dieses Ortes war trotz der Gefahren, die nur ein wenig unter uns lauerten, atemberaubend.

Es ist wunderschön!", stellte Arya fest. Ich konnte ihr nur zustimmen. Ich tat mich schwer damit, all das in Worte zu fassen und so ließ ich sie einfach meine Euphorie spüren. Dieser Ausblick, dieses Gefühl und diese Situation an sich würde ich niemals aus meinem Gedächtnis verlieren können. Die Zeit verstrich und während sich dieser Moment bis ins unlösbare einbrannte, stellte ich noch etwas fest.

Die Welt ist rund!", rief ich sowohl mit normaler Stimme, was nur niemand hörte, als auch mit meinen Gedanken. Nun wurde ich von zumindest den beiden, die nicht absolut alles wussten, verwirrt angesehen. „So heißt es in dem kollektiven Gedächtnis meines Volkes, aber wieso glaubst du das, Kleiner?", fragte mich meine Seelenpartnerin. Ich musste nachdenken, wie ich meine Erkenntnis erklären sollte. „Schaut an den Horizont. In alle Richtungen sehen wir irgendwann nichts mehr, aber warum? Wenn wir auf einer Ebene wären, müsste sich diese doch dort weiter erstrecken. Obwohl kein direktes Hindernis dazwischen ist, können wir selbst von so weit oben Landmarken wie Urû'baen und unser riesiges Armee Lager nicht sehen. Das lässt sich nur durch eine Abrundung erklären." Ihnen beiden leuchtete meine Erklärung fast sofort ein.

Während ich jedoch von dieser Tatsache an sich schon völlig begeistert war, konnte ich den Bildern aus ihren Gedanken entnehmen, dass Saphira versuchte, dass mit ihrem Fliegen zu verbinden und Arya sich ein Bekanntes Naturphänomen nach dem anderen damit erklärte. Wind war dabei noch eins der einfacheren. Erst als ich auf diese Weise wieder recht rabiat auf unsere aktuelle Situation hingewiesen wurde, merkte ich, dass wir nicht mehr an Höhe gewannen, sondern langsam absanken. Unser Auftrieb wurde schwächer. Trotz der potentiellen Gefahr waren das wohl einige der wertvollsten Minuten meines Lebens gewesen. Einer der malerischsten Anblicke, die ich in meinem gesamten bisherigen Leben gesehen hatte, und ein vollkommen neues Weltbild in so kurzer Zeit entdeckt und dabei den Moment mit Arya auf meinem Schoß genießen. Diesen Flug würde ich wahrhaftig auf ewig behalten.

Roran pov

Meine Gedanken rasten, als ich von Jörmundur keine sofortige Antwort bekam, sondern er erst in nachdenkliches Schweigen verfiel. Ich konnte meine Frage jetzt nicht mehr zurück nehmen und mich einfach der Illusion hingeben, bis ich mich selbst überzeugen könnte. Stattdessen richtete ich stumme Gebete an alle übersinnlichen Wesen, die mir bekannt waren. Ich glaubte an keine von ihnen, aber in dem Moment interessierte mich das wirklich herzlich wenig. Nur das hielt mich davon ab, mir weiter Horrorszenarien von ihr in einem brennenden und einstürzenden Zelt auszumalen. Zumindest zum Teil.

Dann schließlich sah er mich mit unergründlicher Miene an und gab mir endlich die Antwort. „Ich glaube, bereits ein oder zwei mal gesehen zu haben, wie sie beim Aufräumen half." Ein Teil meiner Anspannung fiel ab und wich extremer Erleuchtung, aber dennoch musste ich noch einmal nachhaken. „Was heißt, Ihr glaubt?" Er zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Es tut mir leid, Hauptmann Hammerfaust..." - „Roran!", unterbrach ich ihn schnell, auch wenn das gerade nichts zur Sache tat. „...Roran", fuhr er fort. „Es gibt hier zu viele Menschen und ich kann nicht behaupten, ich hätte einen besonderen Augenmerk auf deine Frau geworfen. Ich weiß, wie sie aussieht und ich habe ein paar mal in der Nähe der Zelte von euch allen eine Frau gesehen, die diesem Bild recht genau entsprochen hat und beim Aufräumen einigen zur Hand gegangen ist. Genaueres vermag ich leider nicht zu sagen."

Ich nickte dankbar. Es war genug, um meine Hoffnung am Leben zu halten. Es gab optisch schon nicht viele Frauen, die sich dort aufhielten und so aussahen wie meine Liebe, aber in einer solchen Lage anderen helfen, wie er doch nachdrücklich betont hatte, war wirklich eine Rarität. Unter anderem genau aus diesem Grund liebte ich sie.

Ich bedankte mich bei ihm und neigte angemessen dazu den Kopf. Danach richtete ich mich jedoch wieder aufrecht auf und entschied, im Gegenzug noch für die nächsten Minuten mein bestes zu geben, bevor mir eine kleine Pause hoffentlich vergönnt wäre. „Ich habe vorhin etwas gesehen und möchte gerne von Euch wissen, was das war. Wenn Nasuada nicht da ist, seid Ihr denke ich dafür der beste Ansprechpartner", wechselte ich also abrupt das Thema. Über meine Angst um Katrina hatte ich Nasuadas Entführung wohl einfach hingenommen und nicht weiter hinterfragt. Dafür erntete ich einen neugierigen Blick. „Ich bin gespannt. Was mag es sein, was ich vor Eurem Cousin oder Bruder, ich habe inzwischen beides schon öfter gehört, erfahre?"

Ich blickte ihm ernst in die Augen. „Als wir hier her geritten sind, habe ich etwas gesehen. Einen blauen Drachen, der über dem Lager aufgestiegen ist und dann in der Luft verblasste. Was ist da geschehen?" Der ältere Mann musterte mich überrascht. „Das sollte eigentlich niemand gesehen haben. Ich habe jedoch zwei Bedingungen an Euch, bevor ich diese Frage beantworten kann und möchte." Auch wenn das streng genommen eine Aussage war, wurde die implizite Frage sofort deutlich. „Nennt mir zuerst diese Bedingungen. Vorher werde ich nichts zustimmen."

Anerkennend zog er einen Mundwinkel hoch. „Ihr habt über Politik gelernt, meinen Glückwunsch. Nun, das erste ist schlicht und einfach Stillschweigen. Genau genommen kann ich Euch ohne dieses Versprechen nichtmal hier raus lassen. Dazu ist es zu wichtig." Ich nickte nur und winkte ab. Ich würde über kaum etwas aus Führungskreisen mit irgendjemandem sprechen. „Und die zweite?"

Dafür bekam ich einen abschätzigen Blick. „Das zweite ist mit Euch als Person verbunden. Ihr habt Durchsetzungsfähigkeit, Mut, Ausdauer und die extrem rare Fähigkeit, alle Menschen für Eure Pläne zu gewinnen, bewiesen. Ich möchte Euch bitten, mir nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch darum herum zu helfen, dieses Lager zu organisieren und zu führen. Seid Ihr damit einverstanden?"

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3123 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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