Kap. 97 Möglichkeiten
Nasuada pov
„Werdet Ihr mir ewige Gefolgschaft schwören?" Es war immer der selbe Satz. Jedes Mal, bevor er Murtagh befahl, mich weiter zu foltern, oder es zumindest zu versuchen, stellte er diese Frage. Jedes Mal biss ich die Zähne zusammen und presste eine ablehnende und endgültig klingende Antwort hervor. Und jedes Mal kam danach das etwas unangenehme Ziehen, das den Schmerz ersetzte. Trotzdem verkrampfte ich mich jedes Mal mutwillig und imitierte theaterreif einen gequälten Menschen, der nichts als Schmerz verspürt. Ich hatte nicht das Gefühl, als würde der Tyrann oder sein Folterknecht auch nur im entferntesten ahnen, dass ich eigentlich garnicht unter Schmerzen oder irgendetwas anderem litt, sondern das wenige Unbehagen nur den Zweck hatte, mein Schauspiel zu verbessern.
Bereits vor seinem ersten Besuch hatte ich mich mit meiner Situation abgefunden. Ich hatte akzeptiert, dass ich hier bis zum Ende des Krieges festsitzen würde. Ich hatte akzeptiert, dass mein Körper bis dahin Tag um Tag weiter zerstört werden würde und ich hatte die Hoffnung, dass es weiterhin schmerzlos bleiben würde. Wenn es wirklich so sein würde und eigentlich auch wenn nicht, würde Luna für den Rest meines Lebens mein höchstes Maß an Dankbarkeit zugeschrieben werden. Wäre sie nicht da, hätte ich hier unten vielleicht versucht, mich selbst aus der Gefangenschaft zu holen, indem ich dem Tod einen voreiligen Besuch abstattete.
Vermutlich hätte mich immer die Hoffnung davon abgehalten, aber ich konnte es trotzdem nicht ausschließen. Jetzt jedoch dachte ich nichtmal mehr daran. Ich nutzte meine Zeit hier, in der ich von allen äußeren Einflüssen abgeschirmt und jede meiner Aufgaben zwangsläufig einem anderen zugeschrieben worden waren. Selbstbeherrschung meistern, mit mir selbst ins Reine kommen, mir eine Struktur eines besseren Reiches zu konstruieren und den Schutz meines Geistes bis zum absoluten Limit optimieren. Einige dieser Dinge würden mir hoffentlich nach unserem Sieg noch etwas nützen. Von selbigem war ich jedenfalls vollständig überzeugt. Ich würde hier rauskommen und dann könnte die Vision, für die ich seit über einem Jahr alles andere vernachlässigte und hinten anstellte, endlich wahr werden. Vielleicht würde ich trotz oder sogar wegen meiner Gefangenschaft die Anführerin werden, ich hoffte es und würde dafür zumindest mit Worten kämpfen. Auf anderen Ebenen jedoch nur, wenn der alternative Kandidat wahrhaft ungeeignet wäre.
Als Befehlshaberin für allgemeine Gerechtigkeit zu sorgen war schon lange mein Ziel. Macht nicht im Interesse der Autorität, sondern im Sinne der Sicherheit, niemals wieder in einen ungerechten System leben zu müssen. Ich war überzeugt, dass ich niemals zulassen würde, zu einer solchen Schreckensgestalt wie mein Peiniger zu werden. Ich hörte und überdachte nämlich im Gegensatz zu ihm Kritik. Ein paar Dinge hatte er schon in der Theorie richtig, doch seine Art der Umsetzung war einseitig und rücksichtslos. Er hatte recht, dass man es nicht allen zu gleichen Stücken recht machen konnte, das hatte ich bei den Varden gelernt, aber man konnte sich dem trotzdem etwas annähern. Er hatte recht, dass Magie das größte Ungleichgewicht unserer Welt war, doch einen Diktator über jede Form von Magie war nicht die Lösung und Massenmord auf dem Weg dahin und darüber hinaus erstrecht nicht.
Außerdem war ich nicht besonders überzeugt von dem Prinzip Geburtsrecht. Es würde sich niemals vollständig verhindern lassen, dass Adlige von Beginn an eine bessere Position hatten, aber unter meiner Herrschaft würde der Adel sich damit abfinden müssen, dass er nicht die Oberherrschaft über die ihm zugehörigen Gebiete hatte. Ich wusste noch nicht so recht, wie genau ich es anstellen würde, ohne jeden einzelnen von ihnen abzusetzen oder mir zum Blutsfeind zu machen, aber ich spielte schon länger mit dem Gedanken, lokale Stadtherren zumindest zum Teil auch von den Leuten vor Ort und meiner Zustimmung abhängig in diese Position zu bringen.
Noch war das jedoch Zukunftsgeplänkel. Erst musste ich meine Rolle glaubhaft spielen und bewusstlos werden. Diese Schmerzen, die ich ja offensichtlich haben sollte, würde nämlich kein Mensch lange aushalten können. Ich hatte schon ein paar mal gesehen gehabt, wie man dabei aussehen würde und dank ein wenig Übungszeit mit Luna konnte ich dieses erschlaffen vollständig imitieren. Der Vorteil dabei war, dass ich gegebenenfalls zuhören könnte, wenn Galbatorix mit Murtagh sprach. Das war bisher jedoch nie passiert, außer wenn er den Befehl gab, mein vermeintliches Martyrium zu beginnen. Das Ende verstand sich anscheinend von selbst.
Kaum waren beide draußen, schlug ich die Augen wieder auf. Am Anfang hatte ich noch für eine Weile so getan, als würde ich wirklich abwesend sein, aber inzwischen wusste ich, dass sie nicht zeitnah wiederkommen würden. Quasi sofort nahm ich mein Training mit Luna wieder auf, denn wie schon gesagt, etwas anderes konnte ich hier nicht machen und garnichts tun blieb für mich keine Option.
Auf irgendeine Art war diese Art von Training auch physisch anstrengend. Etwas, dass ich früher nie gespürt hatte. Dass der Kampf mit Waffen einen körperlich auslaugte, war wohl zu erwarten, aber dass denken und sich fokussieren noch viel kräftezehrender sein konnte, hätte ich mir vor meiner Gefangenschaft niemals vorstellen können.
Als wir irgendwann eine Pause machten, nutzte ich die Gelegenheit auch wirklich, um eine Mütze Schlaf zu bekommen. Müde war ich eigentlich garnicht, aber ich hatte keine Energie mehr und für eine gewisse Zeit einfach garnichts tun, nichtmal denken, half mir meistens, mich wieder aufzuladen. Früher hatte ich das nachts und am Stück getan, jetzt schlief ich mehrmals am Tag, zumindest fühlten sich die Zeitspannen so an, ich konnte ohne Tageslicht nicht beurteilen, wieviel Zeit verging, und Luna meinte ebenfalls, dass ihr Zeitgefühl ihr etwas ähnliches sagte. Manchmal fragte ich mich, ob ich überhaupt erfahren würde, wenn die Varden angriffen. Schließlich konnte ich es nicht zuverlässig an der Zeit ausmachen und ich traute es dem König durchaus zu, mich absichtlich in Unwissenheit zu lassen. Wenn das sein Plan sein sollte, hatte er Pech gehabt. Ich würde so lange warten, bis er mir entweder jemanden her brachte, der eindeutig zu den Schlüsselfiguren bei den Varden gehörte, oder bis ich hier rausgeholt werden würde.
Ich schloss also die Augen und es dauerte nicht lange, bis meine Gedanken davon glitten. Wenn ich erschöpft bin, geht das viel schneller, als wenn ich unter Stress stehe. Hier unten gab es kein Stress. Keine Gewalt, die wirklich auch Folgen hatte. Keine Konflikte, um die ich mich kümmern musste, ich konnte ihnen einfach aus dem Weg gehen. Der König sah hier vielleicht einen Konflikt, ich sah nur einen alten grimmigen Mann mit Probleme in der Beherrschung seiner Wut, der mich von seinem Fanatismus überzeugen wollte.
Sie mag keine Ahnung haben, aber ich weiß, wie viel Zeit vergangen ist. Pech für euch, dass ich es euch nicht sage.
Ich wurde von dem Geräusch geweckt, das sonst immer Essen oder Verhör bedeutete. Die Tür ging auf. Herein trat eine, soweit ich das sehen konnte, schwarz gewandete Gestalt, die auch nach dem Schließen der Tür so dort stehen blieb. Als sie sich gefühlt mehrere Minuten lang nicht bewegte, fing ich langsam an zu glauben, dass es mir hier unten doch nicht so gut ging und ich zu halluzinieren beginnen würde. Luna versicherte mir jedoch, dass das nicht der Fall gewesen war. Sie konnte es ebenfalls sehen und wenn dieses wundervolle Wesen die gleichen Wahnvorstellungen leiden würde wie ich, dann wäre sowieso alle Hoffnung verloren.
Als der Vermummte schließlich doch bewies, dass er weder ein Trugbild, noch eine ausgestopfte Puppe war, brachte mich das jedoch auch nicht weiter. Er lief nur quer durch den Raum und setzte sich gegenüber der Tür auf den Boden. Dort blieb er so lange stumm sitzen, dass ich fast begann, mich an das Bild zu gewöhnen. Er schien gleichzeitig vertraut und fremd an diesem Ort zu sein. Er schien hier her zu passen und trotzdem in einer anderen Welt zu sein. Dieser kahle weiße Raum und die schwarze Gestalt. Diese geraden Formen und seine gebeugte Haltung. Es waren eigentlich totale Gegensätze, aber vielleicht schien er sich deshalb so gut hier drin zu machen.
Irgendwann, nach gefühlten Ewigkeiten, wagte er es, mich anzublicken. Es war kein geringerer als Murtagh. Sohn des letzten Abtrünnigen, Drachenreiter, Folterknecht. Zwei dieser Dinge waren schlecht und die dritte wurde gegen alles gute verwendet. Mit heiserer Stimme krächzte er schließlich: „Ich...", er brach nochmals ab und räusperte sich geräuschvoll. „Ich wollte das nicht." Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen? Er war hergekommen, da würde ich ihn nicht ausfragen. Wenn er mir etwas erzählen wollte, nur zu, aber ich würde nicht mehr Interesse vortäuschen, als tatsächlich da war.
Er schien allerdings gehofft zu haben, ich würde etwas sagen. Dass ich es nicht tat, brachte ihn wohl dazu, seine Anwesenheit und sein Ziel nochmal zu überdenken, ehe er schließlich fortfuhr: „Er hat nicht gelogen, als er euch als größten Feind bezeichnet hat. Ihr seid die Trägerin aller Hoffnung für den Widerstand. Er plante, euch von einem Attentäter ermorden zu lassen, doch gerade als er den Befehl dazu gab, war ich zufällig im Raum und hörte mit. Ich habe ihn überzeugt, dass ihr ihm lebend mehr nützen würdet als tot. Also schickte er mich, um euch zu entführen." Er seufzte wie ein Mensch, dem jeder Traum, jede Illusion und alles, was ihm wichtig war, gestohlen worden war. Als ich ihn so sah, passierte in meinem Kopf genau das, was ich am aller wenigsten wollte. Er tat mir leid. Ich empfand Mitleid mit ihm, obwohl ich weder einen Beweis hatte, dass er nicht einfach versuchte, sich einzuschleimen, noch mit ihm verbündet war. Mitgefühl war in jeder Hinsicht hinderlich und doch... ich kam nicht dagegen an und schließlich brach ich wütend auf mich selbst mein Schweigen.
„Ich wäre lieber gestorben, als hier unten auszuharren." Eine Lüge? Definitiv. Aber es war die Antwort, die jeder erwartet hätte und die angemessen war, wenn man bedachte, in was für einer Situation er mich glaubte. Fataler Irrtum, aber solange er mein Folterknecht war, der mir jedoch keinen Schmerz zufügen konnte, würde ich ihm so oft ins Gesicht lügen wie ich wollte und wie es mir etwas brachte. Viel Erfolg mit eurem Vorsatz der Wahrheit in dieser Kammer!, flüsterte ich in Gedanke an die Decke.
Er blickte mich betrübt an. „Ich weiß, aber damals hatte ich noch die Hoffnung, dass es schief gehen würde, wie der Angriff auf den brennenden Steppen. Stattdessen scheinen alle Eure wichtigen Kämpfer sich für die Dauer des Überfalls frei genommen zu haben und erst wieder in Dienst zu kommen, als wir, Dorn und ich, den Befehlen folgend zurück nach Urû'baen flohen." - „Aber sie sind gekommen?", wollte ich wissen. Ich unterbrach ihn, gerade als er seinen Satz beenden wollte und zeigte damit vielleicht mehr über meine Interessen und Prioritäten, als ich ihm rational betrachtet hätte verraten sollen. Er schien es mitzubekommen und hob überrascht eine Augenbraue. Trotzdem lief er nicht sofort los um seinem Herren davon zu berichten, sondern nickte und erklärte: „Ich war schon weit weg, aber ich habe gespürt, wie etwas nach mir Ausschau gehalten hat und ich habe aus der Ferne gesehen, wie sich sehr plötzlich sehr große Teile des Lagers löschten und viele Auseinandersetzungen fast sofort beendet wurden.
Der König hat meine Erinnerungen wie nach jedem Auftrag überprüft und ist der Ansicht, dass das von eurer Elite ausgeht. Er hat schon ein paar mal die Frage an sich selbst gerichtet, wer sie seien, aber er bleibt sich vollkommen sicher, dass sie ihm nicht gefährlich werden können. Ich bin da nicht ganz so enthusiastisch, wenn ich sehe, was sie bereits getan haben und zu was für einem Gegner sich mein Bruder unter ihrem Einfluss entwickelt hat, aber das ist keine Frage, die mir je gestellt wurde. Also um Eure Frage zu beantworten, ja, sie sind gekommen und immernoch Eure Verbündeten, soweit ich weiß."
Ein wenig musste ich bei seiner Erzählung aufhorchen. Er gab viel mehr Preis, als ich eigentlich gefragt hatte. Das war mit Sicherheit kein Versehen. Entweder es war eine Falle, die mich verunsichern oder auf seine Seite holen sollte, oder seine Aussage vom Anfang, „Ich wollte das nicht!", war wirklich ernst gemeint und ein Ausdruck echter Reue. Ersteres erschien mir irgendwie unwahrscheinlich. Weder er, noch der König würden mit Sicherheit auf so banale Methoden zurückgreifen. Blieb also nur noch die andere Möglichkeit, wenn ich nicht etwas sehr offensichtliches übersehen hatte. In einem kleinen Anflug von Selbstüberschätzung stufte ich letzteres als unwahrscheinlich ein. An diesem Ort gab es doch fast nur Extreme.
Für den Moment schien es mir tatsächlich nach einer Möglichkeit zu riechen, selbst von hier aus etwas zu bewirken. Noch musste ich dafür nichtmal ein Risiko eingehen. Kein Gefallen, kein Preis, nichtmal vertrauen. Als er sich schließlich mit den Worten: „Ich muss gehen, bald wird er nach mir rufen und wenn ich dann nicht da bin, wird er Verdacht schöpfen", erhob, ignorierte ich alle intuitiven Alarmsirenen, mit denen mein Unterbewusstsein mich warnen wollte und machte ihm ein Angebot. „Wenn du sprechen möchtest...", ich musste schlucken, weil mein Fokus so sehr auf dem Überwinden zum Sprechen gelegen hatte, dass ich den Inhalt nur grob überdacht hatte.
„... dann kannst du hier her kommen. Der Krieg hat uns auf unterschiedliche Seiten gestellt, aber zuhören kann ich dir trotzdem. Denk an diese eine Sache, Murtagh." Ich gab mir Mühe, ihm so direkt wie nur möglich in die Augen zu blicken. Oder dahin, wo seine Augen wären. Ich hatte den Satz ganz bewusst so klingen lassen, dass er unfertig wirkte und es funktionierte. Als ich nicht weitersprach, drehte er sich zu mir und ich konnte ihn mit den Augen fokussieren. „Du bist nicht böse, weil du böse Befehle befolgst. Stell dir die Frage, ob du wirklich für das stehen möchtest, was du tust und versuche nicht, Eragon für seine Geburt zu beschuldigen. Nimm die Situation wie sie ist und frage dich, ob du so mit ihr zufrieden bist, beziehungsweise wie du zu deiner Zufriedenheit darauf Einfluss nehmen kannst. Von Schuldzuweisungen wird es niemandem außer dem Völkermörder persönlich besser gehen."
Einen Moment lang hielt er den Augenkontakt aufrecht, dann senkte er den Blick und für einen kleinen Augenblick glaubte ich Scham über sein Gesicht huschen zu sehen. Vermutlich hatte ich tatsächlich in irgendeiner Form einen wunden Punkt angesprochen. Etwas, das er verleugnete, obwohl er in seinem Inneren wusste, wie es wirklich war.
Einen kurzen Moment lang blieb er so mit gesenktem Haupt da. Etwas ging in ihm vor sich, aber was genau es war, konnte ich noch schwer ausmachen. Es dauerte aber nicht lange, bis er sich schließlich abwandte und ohne ein weiteres Wort ging. Das war in Ordnung. Ich hatte soeben das vielleicht dritte Mal mit ihm gesprochen, das zweite ohne offiziellen Anlass und das erste, bei dem ich ihm unterlegen war, aber ihm trotzdem Ratschläge gab. Irgendwie gab mir das das Gefühl, etwas gutes zu tun. Eine weitere Facette, an der ich beweisen konnte, dass ich nicht für Macht, sondern für eine bessere Welt kämpfte.
Natürlich würde es mir einen Vorteil bieten, wenn er sich gegen den König wenden würde, aber genauso gut hätte ich hoffen können, dass er einfach aus Verzweiflung Selbstmord begehen würde. Das würde es uns noch weitaus einfacher machen. Nein, der eigentliche Grund war, dass ich glaubte seine Verbitterung zu verstehen, aber hoffte ihm zeigen zu können, dass sie sich gegen die Falschen richtete. Sicherlich spielte Eigennutz mit dort hinein, aber ich hatte das Gefühl, als wäre das nicht der treibende Motor.
Als er die Zelle verlassen hatte, lag die Halle der Wahrsagerin, dieser von König erfundene Name war meiner Ansicht nach eine bodenlose Beschönigung, es war keine Halle sondern ein Grab und die Wahrsagerin war nun eine Gefangene, wieder still und einsam da. Nun hatte ich wieder Zeit, in Ruhe über die Geschehnisse nachzudenken. Hatte ich irgendetwas übersehen, was das Ganze gegen mich umkehren könnte? Ich hatte ihm nichts über die Varden erzählt und ich hatte auch keine Schwäche von mir offenbart. Wenn Galbatorix diese Vorgänge spitz bekommen würde, würde das vielleicht Potential bieten, die Folter noch zu verschlimmern, weil ich Widerstand leistete, aber da ich dank Luna keine Schmerzen fürchten brauchte, sah ich das eher als etwas Gutes. Es wäre der Beweis, dass er meinen Willen nicht brechen konnte und dass ich mich ihm widersetzen würde, bis er dessen leid wäre und mich hinrichten ließe.
Ich beschloß, trotzt des unerwarteten Besuchs auch den letzten möglichen Nachteil zu minimieren. Der wäre, mich ablenken zu lassen. Murtagh eine Chance auf Rehabilitation zu gewähren hin oder her, aber ich würde trotzdem fortfahren, meine Gedanken zu schärfen und die Festung meiner Gedanken bis ans uneinnehmbare zu stählen. Ich tauschte mich in Verschnaufpausen mit Luna aus, da sie zu allem anderen auch ein ausgezeichnetes Gespür für absolut jede mögliche Emotion hatte. Ihr zufolge, und das war wohl die vertrauenswürdigste Quelle, die ich bekommen konnte, war keiner seiner Ausdrücke geschauspielert gewesen. Entweder wurden ihm die Gefühle magisch eingeflößt, oder sie waren echt und wie schon erwähnt, mit magischem Einfluss könnte man um ein Vielfaches effizienter vorgehen. Mein Schutzengel teilte meine Ansicht und Auffassung aus ebenjenen Gründen und versprach mir, mich dabei zu unterstützen. Versprechen mit ihrer Sprache zu formulieren, war wirklich nochmal eine anspruchsvolle Aufgabe, aber aus eben jenem Grund hatten wir auch das oft geübt. Inzwischen war ich darin sicherer, als in der Sprache der Nomaden und reisenden Stämme der Wüste, die ich als Kind immer gesprochen hatte. Es schien aber auch so, als sei es diese einzigartige Form der Kommunikation, die ich mehr als alles andere brauchte.
Roran pov
„Sie wurde entführt. Vor rund einer Woche, etwa zu dem Zeitpunkt, an dem ihr Aroughs verlassen habt, wurden wir im Rausch des Sieges angegriffen und Nasuada entführt. Viele sind verletzt worden, einige verloren ihre Leben, die Brände haben sie im Schlaf überrascht." Bisher hatte Jörmundur nur diesen einen Satz gesprochen, aber der ließ meine Ohren für eine volle Minute klingeln. Schlimme „was wäre wenn"-Szenarien von Katrina und unserem Ungeborenen flogen schneller durch meinen Kopf, als ich rational dagegen reden konnte. Irgendwann, als dieses Paranoia mich fast dazu brachte loszubrüllen, nahm ich noch einmal alle Willenskraft zusammen um nicht mehr meine Welt aufgrund von Annahmen und Ängsten zu definieren.
Vermutlich mit klar hörbar zitternder Stimme fragte ich also: „Geht es meiner Frau gut?" Eine viel zu förmliche Frage für den Inhalt ‚lebt die Liebe meines Lebens noch', aber irgendwie schaffte ich es nicht, das über die Lippen zu bringen...
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3021 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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