Kap. 79 Desertion

Roran pov

Die Feuerwand raste auf uns zu und ich hatte das Gefühl, es wäre besser, sich nicht von ihr treffen zu lassen, da das unschöne Folgen haben könnte. Das Problem dabei, ich hatte keine Ahnung, wie ich Einfluss darauf nehmen sollte, ob sie uns träfe oder nicht.

Musste ich auch nicht, wie sich herausstellte. Als sie Frank und Thalia, zufälligerweise zum exakt gleichen Zeitpunkt übrigens, traf, wirbelte das Feuer dort um sie herum und schloss sie vollkommen ein. Jedoch schien es, als haben sie irgendeine anziehende Wirkung darauf, denn alles Feuer, was eigentlich zwischen ihnen hindurch und zu uns hätte rollen müssen, machte hinter ihnen Bögen und traf ebenfalls sie.

Ich glaubte, auch bestätigt durch meine Beobachtung als die Flammen sich legten, die beiden haben sich geopfert um uns zu retten. Als sich das Feuer nämlich gelichtet hatte, standen anstelle der beiden nur noch zwei menschlich geformte Ascheskulpturen dort. Ein großer Verlust in jeder Hinsicht, wenn man bedachte, an wie vielen Stellen sie uns schon geschützt oder geholfen hatten... wäre es gewesen, wenn die Aschehaufen nicht plötzlich begonnen hätten sich zu schütteln und, nachdem sie den Schmutz losgeworden waren, völlig normal auf uns zu gelaufen kamen.

„Müsstet ihr nicht...", setzte ich verwirrt an. Ich kam wirklich nicht ganz hinterher mit dem, was ich gesehen hatte oder zu sehen geglaubt hatte, doch Thalia lachte mich einfach nur aus. „Tot sein? Nein, nur weil wir mehrere Sekunden in einem brennenden Inferno gestanden haben, sind wir doch nicht tot." Auch Frank lächelte über meinen vermutlich mehr als nur dummen Gesichtsausdruck, aber er wirkte doch ein bisschen mitgenommen. War er irgendwie schwächer und das abwehren hatte ihn etwas zu viel Kraft gekostet? Nö, obwohl du der Hauptcharakter bist, errätst du nicht immer sofort die richtige Lösung. Er ist einfach kein Feuerteufel, nachdem sein Leben so lange von einer Streichholzflamme beendet werden hätte können. Wow, das war tatsächlich mal ein qualifizierter Beitrag, Manni, ich bin beeindruckt.

Da ich nicht weiter bescheuert und dumm in die Gegend schauen wollte, sah ich mich um. Ich stellte fest, dass niemandem von uns etwas zugestoßen war. Ich sah auch, dass auf der anderen Seite viele am Boden lagen, einige immernoch brennend. Soweit war es also gut gelaufen. Von den ursprünglich Kontrahenten stand nur noch der, den ich nicht mehr stehen sehen wollte. Jedoch in einer merkwürdigen Starre.

Hakennase bewegte sich nicht mehr. Also wirklich überhaupt nicht. Es sah aus, als wäre er eingefroren. Zu meinem Leid sah ich ein verkohltes etwas, welches sich leider nicht mehr bewegte, am Boden an der Stelle liegen, wo mein Freund vorher gestanden hatte. Ich wollte zu ihm hin laufen, aber hatte Angst, dass dort noch irgendeine Form von Magie wirkte. Würde ich so in eine Falle laufen, wäre für niemanden außer dem Imperium etwas gewonnen.

Ich konnte es aus der Entfernung nicht genau sehen, aber ich meinte unter dem Magier eine Lichtreflexion zu sehen, die sich anscheinend ausbreitete. War das eine Pfütze? Wenn ja, dann wollte ich mir nicht vorstellen, was der letzte Zauber von Carn, dem Magier, war. Schnell wurde jedoch auch von meinem Standpunkt aus klar, was er getan hatte. Dem Erstarrten fielen die Wangen ein, und seine Haut wurde dunkler. Irgendwie verschwanden seine Augen und die Kleidung unter seinem Umhang begann zu flattern. Nachdem ich ihn schon fast eine Minute beobachtet hatte, zerfiel auf einmal seine Haut und ich wurde von einem Totenschädel mit gebleckten Zähnen angestarrt. Noch ein paar Sekunden und er zerfiel vollends zu Staub, der in der inzwischen weit ausgebreiteten Pfütze unter ihm schwamm und das Wasser trübe machte.

Das letzte Werk des Magiers war so beeindruckend wie beängstigend. Allem Anschein nach hatte er auf irgendeine Weise dafür gesorgt, dass alles Wasser aus dem Körper seines Gegners entwich. Ich wollte mir garnicht erst vorstellen, woraus diese widerliche Pfütze, deren Gestank man selbst hier wahrnehmen konnte, alles bestand.

Nun ging ich zu Carn. Man erkannte kaum noch, dass die Gestalt am Boden einmal er gewesen war. Ich hatte keinen Schrei gehört, hoffte also, so schmerzhaft ich es mir von dem sich mir darbietenden Bild auch ausmalen konnte, dass es schnell gegangen war. Wenn er schon vom Schicksal zum Tode verdammt worden war, sollte sein Dahinscheiden wenigstens keine lange Qual gewesen sein, wenn auch klar ersichtlich war, dass es definitiv nicht abgelaufen sein konnte. Möge er in Frieden ruhen.

Ich wollte erst fragen, ob der Magier Familie gehabt hatte, aber ich wüsste nicht, warum jemand hier mehr als ich wissen sollte. Ich war schon recht gut für die wenigen Wochen, die wir uns kannten, mit ihm befreundet gewesen und er hatte nicht wirklich etwas über seine Heimat erzählt, außer, dass er aus Narda kam und noch nicht viel länger bei den Varden war, als ich.

Ich kann nicht sagen, warum es mich immernoch überraschte, dass ich Fragen beantwortet bekam, die ich nicht laut gestellt hatte, da es ja in letzter Zeit nicht selten vorkam, aber das tat es, als Frank sprach: „Carn hat keine Familie mehr. Sie ist gestorben und der Tod seines älteren Bruders, welcher sein letzter Verwandter war, war der Grund, warum er sich den Varden angeschlossen hatte. Sein Bruder wurde bei einem Konflikt in einer Taverne mit zwei Soldaten verletzt und erlag eine Woche später einer Infektion der Wunde. An diesem Punkt war es ihm wichtiger, dass es kein Regiment mehr geben würde, die soetwas ungestraft lässt, wie in seinem Fall, als es ihm sein Leben war. Aus diesem Grund kämpfte er entschlossen für uns und war auch bereit dafür zu sterben. Nun ist er wieder mit seiner Familie vereint." Ich nickte, dankbar für die detaillierte Auskunft. „Möge er in Frieden ruhen." - „Möge er in Frieden ruhen!", erwidertet unsere gesamte Truppe meinen Aufruf.

„Und nun", rief ich, „macht sie fertig. Beenden wir es, auf dass es keine weiteren Toten geben wird. Wer seine Waffen wegwirft und sich mit erhobenen Händen an den Rand stellt, wird nur festgenommen, wer dies nicht tut, wird sterben." Den letzten Teil richtete ich an die Soldaten. Ich wusste, dass nicht alle von ihnen den König unbedingt liebten und nicht alle freiwillig in der Armee waren und ich wollte niemandem sein Schicksal zu einem solchen werden lassen, wie es Galbatorix ihnen aufzuzwingen versuchte. „Nicht ihr sondern das Imperium ist unser Feind. Wenn ihr es vertretet, ist das euer Untergang, wenn ihr euch jedoch ergebt, weil ihr nicht kämpfen wollt oder in diese Armee gezwungen wurdet, wird euch Gnade zuteil. Wir nehmen jedoch keine Rücksicht gegenüber jeder Form von Widerstand. Egal in welchem Ausmaß."

Auf meine Ansprache hin hörte man vielfaches Klirren von Waffen und ich sah, wie viele der am Boden liegenden davon robbten oder krabbelten. Ordentlich laufen schien nach dem Druck und Feuerwerk niemand mehr zu können. Trotzdem versuchten einige sich aufzurichten. Es war klar gewesen, dass sich nicht alle ergeben würden, aber bei diesen konnte ich mein schlechtes Gewissen beruhigen. Sie hatten sich für den Tod entschieden, er war ihnen nicht zugeteilt worden. Selbst wenn ich ihren Willen respektierte, dass sie selbst in einer solchen Situation nicht aufgaben, war es töricht.

Ich hob mein Hammer senkrecht in die Luft und deutete dann auf unsere Feinde. Wir stürmten los und für etwa zwei Minuten war der Platz vom Lärm der Schlacht erfüllt, dann wurde es wieder ruhiger. Ich betrachtete das Schlachtfeld. Hunderte Soldaten lagen in roten Lachen auf dem Boden, kaum eine Hand voll trug unsere Zierden. Die restlichen Krieger aus Aroughs knieten mit erhobenen Händen in kleineren Gruppen zusammen und wurden von mehreren Schwertern zur Sicherheit in Schach gehalten. „Gibt es eine Möglichkeit, sie von ihren Schwüren gegenüber des Imperiums zu entbinden?", wollte ich von den beiden, von denen ich am ehesten auf ein Bestätigung hoffte, wissen. Ich glaubte, schon mehrfach das Gegenteil gehört zu haben, aber ich hatte so viele unmöglich scheinende Sachen erlebt, dass ich nichts mehr von Grund auf ausschloss.

Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Thalias Mund. „Du fragst die richtigen. Ich glaube, dass es in diesem Land nichtmal ein halbes Dutzend Wesen gibt, die etwas anderes als ‚Nein!' sagen könnten. Es gibt diese Möglichkeit, aber ich werde sie niemandem aufzwingen, denn jeder, der den Schwur behalten will, wird auch ohne ihn so handeln." Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und fragte dann: „Haben wir irgendeine Möglichkeit, sie hier und jetzt festzuhalten, ohne Männer zurückzulassen?"

Nun bekam ich ein Lächeln von den beiden. Frank antwortete dieses Mal. „Im Prinzip das gleiche wie eben, nur dass der Kreis der Leute, die ‚Ja!' sagen würden, eher noch kleiner ist. Kann ich dir organisieren. Ein Kreis um diesen Platz. Jeder, der diesen verlässt, fällt auf der Stelle tot um. Es wäre auch möglich, ihn nur ohnmächtig werden zu lassen, aber ich fürchte, dass das unschöne Versuche, wie das Überqueren der Grenze und sich dann von außen helfen lassen, begünstigen würde." Ich knurrte zustimmend und sagte dann: „Ja, das wäre ungünstig. Und meine Bereitschaft zu übermäßiger Rücksicht ist heute aufgebraucht."

Anschließend wandte ich mich an die, die sich ergeben hatten. „Jeder, der uns helfen will, diesem Land Freiheit vor dem Tyrannen zu bringen, kann sich sogleich hier anstellen. Eure Gelübde werden von euch genommen, ihr müsst aber einen Schwur leisten, euch uns anzuschließen und denen, die bei uns das Kommando haben, widerspruchslos zu folgen und in keinem Fall jemanden von uns in irgendeiner Form anzugreifen. Wir verzichten normalerweise auf soetwas, aber hier können wir kein Risiko eingehen. Wer das nicht möchte, bleibt auf diesem Platz eingesperrt. Wer versucht ihn zu verlassen, ohne uns Gefolgschaft zu schwören, wird augenblicklich tot umfallen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Entscheidet euch jetzt!" Von irgendwo kam ein Ruf: „Ihr habt doch garnicht die Macht, das durchzusetzen." Ich war nicht überrascht. Es wäre dumm zu glauben, jeder, der sich ergeben hatte, hätte das wegen seiner Abneigung gegen das Imperium getan. Viele waren sicher nur aus Angst vor einer Niederlage desertiert.

Bevor ich jedoch auf den Ruf antworten konnte, tat Thalia das für mich. „Möchtest du es ausprobieren?" Die gleiche Stimme gab die wohl dümmste Antwort, die nur irgend möglich war. „Ich habe nicht dich gefragt, Weib!" Der Himmel verdunkelte sich und ein Blitz zuckte und schlug irgendwo in einer der knienden Gruppen ein. Ein Aufschrei ertönte und man hörte das Aufschlagen von jemandem auf dem Boden. Auch ein Donner blieb nicht aus und übertönte fast das übliche Geflüster nach einer solchen Darbietung.

„So gern ich das auch hätte, ich habe ihn nicht getötet, sondern nur betäubt. Das war ein Warnschuss. Sollte jedoch noch jemand solche Fragen stellen, ganz gleich ob über unsere Durchsetzungsfähigkeit oder über meine Berechtigung zu antworten, werde ich auf weitere Warnungen verzichten. Das Gleiche gilt für die Frage, ob es wirklich an meiner Entscheidung und nicht vielleicht an meiner Fähigkeit lag, dass er nicht tot ist. Seid froh, dass ihr noch am Leben seid, statt diese Gnade mit den Füßen zu treten!" Danach herrschte schweigen.

Ich gab ihnen allen noch ein paar Sekunden Zeit und rief dann: „So, entscheidet euch!" Die Entscheidung fiel eindeutiger aus als ich erwartet hatte. Fast zwei Drittel stellten sich auf die Seite, wo die Anwärter hinkamen. Der Rest ging ein Stück nach hinten, aber weglaufen wagte niemand mehr. Ich vermutete, die meisten hatten Angst vor Blitzschlägen. Thalia murmelte etwas und rief dann: „Jeder tritt jetzt einzeln vor und sagt folgenden Satz der Selbstverständlich in der alten Sprache steht: ,ich schwöre, ich werde mich niemals gegen Hauptmann Roran oder einen seiner Untergebenen wenden. Ich werde sie nicht angreifen, in Frage stellen oder ihnen widersprechen.' Vielleicht lösen wir diese Gelübde nach dem Krieg, das stellt sich dann heraus. Für den Moment müsst ihr euch darauf verlassen." Danach hörte ich sie noch etwas murmeln, worin mit ziemlicher Sicherheit die Worte „hier ausreichen" und „übertrieben" enthalten waren. Ich konnte mir leider keinen Reim über einen möglichen Kontext machen.

Es dauerte einige Minuten, aber zum Glück machte keiner von denen, die einen Schwur abzulegen hatten, Schwierigkeiten oder zögerte den Prozess heraus, sodass es sich nicht endlos hinzog.

Zur gleichen Zeit lief Frank um den Platz und hinterließ einen silbernen Nebel hinter sich. Ich wusste nicht warum, aber schon von bloßen ansehen lief mir ein Schauer über den Rücken. Ohne weiteres glaubte ich, dass dieser tödlich sein könnte.

Als schließlich jeder einzelne Schwur aufgesagt war, rief ich für alle vernehmlich: „Jeder, der sich für ein Bündnis entschlossen hat, darf sich jetzt wieder eine Waffe nehmen und sich uns danach anschließen. Jeder der das nicht tut, möge wissen, dass auch jeder andere, der den Platz von jetzt an betritt, ihn von da an ebenfalls nicht mehr lebendig verlassen kann, bis wir das gestatten. Richtet das jedem vom Pech Geleiteten aus, der hier zufällig herkommen soll. Da euer Anführer sich für den Tod entschieden hat, möge nun bitte der Ranghöchste unter ihm oder jemand, der sich sehr gut im Palast auskennt, zu mir kommen." Alle, für die meine Ansprache eine direkte Anweisung zur Handlung war, folgten dieser Aufforderung.

Ein dunkelhäutiger Kahlkopf kam zu mir. „Leutnant Jardin, einziger unter den Offizieren dieser Brigade, die nicht aus freien Stücken für das Imperium einstehen. Zu Euren Diensten." Ich nickte, sagte dann aber: „Ihr dürft Euch die Förmlichkeit sparen, ich gebe etwas auf den Inhalt einer Aussage, nicht auf die Formalien darum herum. Was könnt Ihr uns über den Stand der Verteidigung zur Zeit sagen?" Ich konnte ein anerkennendes Schmunzeln in seinem Gesicht sehen. Scheinbar war er auch nicht der Mensch, der sich gerne mit Formalien aufhielt. Gefällt mir. „Obwohl hier niemand erwartet hat, Euch wirklich gegenüberzustehen, gibt es Notfallpläne. Sollte etwas darauf hindeuten, dass ihr die Mauern überwunden habt, wie zum Beispiel eine riesige Feuerwand, wird die gesamte königliche Familie evakuiert. Wohin hängt davon ab, wo ihr seid und von weiteren Faktoren, die uns nicht mitgeteilt worden sind.

Die genauen Pläne sind nur der Familie und deren persönlichen Dienern bekannt. Es gibt, soweit weiß ich es, unterirdische Wege aus dem Schloss hinaus, aber nicht an den inneren Mauern vorbei. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, der größte Teil der Verteidiger scheint ja nun in der einen oder anderen Art zweckentfremdet worden zu sein, aber ein paar wird er vermutlich noch haben. Wenn ihr die beiden Wachstuben und die Mauer von einigen eurer Männer sichern lasst, müsste es unmöglich sein, diesen Teil der Stadt zu verlassen." Ich musterte ihn argwöhnisch. Dieser Vorschlag hatte eigentlich zu viel Charakter von einer Strategie, uns aufzuspalten und in einen Hinterhalt zu locken, aber er sah nicht aus, als wäre das eine Falle und ich musste zugeben, dass seine Erklärung im Kern Sinn ergab.

„Also schön, dann möchte ich dir vertrauen. Du klingst wie ein aufrichtiger Mann und deshalb werde ich deinem Vorschlag nachkommen und mehr noch, dich zu unserem Führer durch das Schloss machen. Dabei sei jedoch gesagt, dass du in jedem Fall zu erklären hast, warum du einen Weg einschlägst oder eben nicht. Bist du damit einverstanden?" Auf meine Antwort hin flog ein Schimmer Freude über sein Gesicht, auch wenn es nicht verschlagen aussah, und er salutierte, während er sagte: „Jawohl, das bin ich, Hauptmann..." Gegen Ende kam er ins Stocken, auch wenn ich nicht vollends sicher war, ob das an der Unkenntnis über meinem Namen lag, oder ob er sich erinnerte, dass er garnicht formell sein musste. Oder natürlich beides.

„Hammerfaust werde ich genannt.", gab ich ihm eine Möglichkeit, seinen Satz zu vollenden. Es war mal wieder peinlich, seine Reaktion zu sehen. „Hauptmann Ha... Hammerfaust? Der Hammerfaust? Der, der in ach, schon wieder dieser gottver-DAMM-te Name und die Suche danach Deldarad einhu..." - „Ja, der, bitte reibt es mir nicht nochmal unter die Nase, ich höre das zu oft und ich möchte nicht, dass der Name dieses Ortes alles ist, wofür ich stehe", unterbrach ich ihn. Er schien überrascht, nickte aber verstehend. „Wie Ihr wünscht."

Ich verkündete für alle hörbar meine Befehle und ließ meine Leute in zwei gleich große Gruppen aufteilen. Die Deserteure wollte ich alle mitnehmen. Ich hatte Angst, dass einige von ihnen dadurch, dass sie nicht direkt von mir befehligt wurden, in der Lage wären, Befehle zu missachten. Thalia und Frank teilten sich jedoch auch auf, sodass das vermutlich nichtmal einen Unterschied machen würde. Thalia gesellte sich zu der Gruppe, die sich um die Mauern und das Tor kümmern würde, Frank stellte sich an meine Seite.

Wir machten uns auf den Weg und schon als man um die erste Ecke kam, sodass sich zum Tor des Schlosses freie Sicht bot, konnte man sehen, dass dieser Teil der Stadt nicht auf eine Belagerung ausgelegt war. Viel mehr diente das Schloss dem Vergnügen einiger weniger. Auf dem Hof waren Springbrunnen und Ziervögel verteilt und jede Pflanze war so präzise in eine Form geschnitten, dass es eher wie eine Theaterkulisse wirkte, als wie eine ernstzunehmende Residenz eines Herrschers.

Jardin erklärte: „Es wird nicht davon ausgegangen, dass jemand beide Mauern überwinden kann. Deshalb ist alles dahinter schwach geschützt und dient mehr dem Vergnügen. Aus eben diesem Grund können wir auch direkt den Vordereingang nehmen. Er wird nicht besser bewacht als irgendein Schleichweg, nämlich garnicht."

Diese Erklärung klang in meinen Ohren plausibel genug, um mich zu überzeugen. „Und wohin nun?", wollte ich wissen. Jardin schien nachzudenken. Er stützte dabei sein Kinn in die Hand, was eigentlich eine stützende Position wäre, würde dieser Arm auf einer festen Oberfläche ruhen und nicht allein aus seiner eigenen Kraft in der Luft gehalten werden.

„Wie schon gesagt, wie eine Evakuierung stattfinden sollte, kann ich Euch nicht sagen. Ich würde jedoch vermuten, dass sie weiter nach unten in die Keller geflüchtet sind, da sie ja nun wissen, dass ihr bereits in die Oberstadt vorgedrungen seid. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, wenn ich die gelegentlichen Paranoia des Königs richtig einschätze, dass sie sich dort verschanzen und einen Kundschafter ausschicken, der überprüfen soll, ob der Weg frei ist. Unser Stadtherr wittert hinter jeder Ecke einen Verräter oder jemanden, der seine Macht stürzen will. Das gilt im sprichwörtlichen wie im bildlichen Sinne und hat schon einige Diener ihre Anstellung und selten sogar ihr Leben gekostet.

Sollte dies der Fall sein, würde ich am ehesten glauben, dass der Weinkeller ein potentielles Versteck wäre. Ich kann euch dort hinführen, aber die Treppen sind schmal, gerade so breit, dass Diener ein Fass hoch rollen könnten, ohne dabei mit den Seiten die Wände zu streifen. Mit mehr als dreißig Mann brauchen wir dort garnicht aufkreuzen, wenn die nicht reichen, dann wird die gesamte Armee auch nicht mehr ausrichten können." Auch das klang wieder nach einer Taktik, die entweder genial war, oder uns ans offene Messer liefern würde. Nichts desto trotz glaubte ich ihm erneut. Zu meiner Erleichterung hörte ich neben mir eine wohlbekannte und in den letzten Tagen oft gehörte Stimme, die von Frank, sagen: „Er lügt auf jeden Fall nicht vollständig. Unter uns befindet sich definitiv eine Gruppe Menschen, die allesamt in Haltungen kauern, die auf verstecken hindeuten."

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3124 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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