Kap. 77 Was nun?
Nasuada pov
Als die Sonne sich dem Horizont näherte, traf ich eine Entscheidung. Wir würden nicht näher an Dras-Leona heran rücken. Gut tausend Meter voraus lagen die ersten Holzhütten, die streng genommen dazu gehörten. Im gesamten Imperium gab es keine Stadt, in der es den Menschen so schlecht ging und in der so viele Menschen nichtmal wirklich ein Dach, bestehend aus mehr als ein paar Brettern, über dem Kopf hatten. Es war traurig und sofern ich irgendwie die Möglichkeit dazu haben sollte, wäre das einer der ersten lokalen Anlaufpunkte, an denen ich etwas ändern würde.
Ich gab das Zeichen zum Halten und hinter mir kam der ewig lange Tross langsam zum Stehen. Ich gab einige Befehle zum Beginn des Aufschlagens des Lagers und sah dann einen kurzen Moment lang dem geschäftigen Treiben zu. Dieser Moment wurde jedoch abgebrochen, ehe er länger hätte werden können, als eine Druckwelle über die Ebene fuhr. Ich sah mich nach einer Ursache um, vergeblich. Zumindest für den Moment. Ich war nicht verrückt, soviel ließ sich sicher sagen, da scheinbar alle in meiner Blickweite es gespürt hatten und nun als Folge dessen fast wie angewurzelt dastanden und warteten, dass etwas passieren würde.
Im Nachhinein wäre es mir lieber gewesen, hätten sie bis in alle Ewigkeit darauf warten müssen, denn nun hob sich die Ursache über den Häusern von Dras-Leona ab und sie hatte für meinen Geschmack ganz eindeutig zu viele rote Schuppen. Dorn, Murtaghs roter Drachen, breitete seine Flügel aus und erhob sich über der Stadt. Murtaghs höchstwahrscheinlich magisch verstärkte Stimme schallte über das Land hinweg. „Flieht. Diese Stadt wird von mir, meinem Drachen und dem gesamten Orden des Helgrind beschützt. Wir werden diese Stadt verteidigen und wenn ihr sie haben wollt, dann nur über meine Leiche!"
Eigentlich sollte an dieser Stelle ängstliche Stille unter allen anwesenden herrschen, doch eine einzelne Person beugte dem auf ihre ganz eigene Art und Weise vor. Leo, zumindest wenn ich die Stimme richtig in Erinnerung hatte, dabei bin ich immer noch nicht so ganz sicher, schien eine Antwort nach oben zu rufen, die jedoch aus irgendwelchen Gründen sehr metallisch klang. „Was soll's, du standest uns eh schon zu oft im Weg. Wenn du unbedingt willst, nehmen wir deine Leiche in Kauf." In dem selben metallisch verzerrten Ton hörte man nun verschiedene Stimmen kichern, aber ich hatte das Gefühl, dass das unecht Klingen von selbigen eher dazu beitrug, noch mehr Unbehagen auszulösen, da die Menschen das sicher nicht gewöhnt waren.
Scheinbar nicht gewillt, eine Antwort zu geben, drehten Reiter und Drachen, ab und sanken hinab auf die Stadtmauern. Dort legte sich Dorn nieder und ließ Rauch aus seinen Nüstern aufsteigen. Es krachte ein bisschen, aber offensichtlich hatte er nicht vorgehabt, uns anzugreifen sondern lediglich die Situation klarstellen wollen und gehofft, damit die größtmögliche Panik auszulösen. Leos Kommentar schien die Situation zwar nicht zwangsläufig aufgelockert zu haben, aber immerhin schienen die Leute nicht zu wissen, vor wem sie Angst haben sollten, statt sich vor Galbatorix Reiter zu fürchten. Ich glaube, das war grundsätzlich ein guter Handel.
Auch wenn es so aussah, als hätten wir es nur mit einer Bedrohung zu tun gehabt, schickte ich trotzdem mehrere Boten aus, um verschiedene wichtige Anführer oder Würdenträger zur Beratung und Abstimmung weiterer Vorgehensweisen herzuholen. Ich hatte den Oberbefehl, konnte also theoretisch alles entscheiden, was ich wollte, aber nachdem meine Arme noch immer verbunden waren und ich noch immer nur unter Schmerzen ein Schwert halten konnte, wollte ich Konflikte über Rücksichtnahme nach Möglichkeit meiden. Eigentlich waren meine Arme nicht der Grund dafür, sondern mehr die Tatsache, dass sich so sehr viel leichter Loyalität gewinnen ließ, aber im Ergebnis war das kein Unterschied.
Während ich wartete, herrschte um mich herum geschäftiges Treiben, denn das Lager musste ja jeden Abend neu aufgebaut werden, aber nicht dem widmete ich meine Aufmerksamkeit. Stattdessen war mein Blick fast permanent auf das rote Monstrum in unserem Weg gerichtet. Es schien tatsächlich so, als hätte dieser nach dem Landen einfach die Augen geschlossen und wäre eingeschlafen. Ich wusste natürlich, dass er, selbst wenn das der Fall gewesen wäre, was ausgesprochen unwahrscheinlich war, von so vielen beschützt wurde, dass man Ideen wie heimliches im Schlaf Anschleichen direkt vergessen konnte.
Orik, den ich zwar öffentlich meist als König ansprach, aber eigentlich immernoch als den Freund sah, der er ohne seinen Rang war, König Orrin, mit dem ich zu viele Probleme hatte, als dass ich ihn ohne Rang als Freund sehen würde, Eragon und Arya, die beide keine offiziell verpflichtenden Titel hatten, auch wenn sich Reiter und Botschafterin sehr in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeschlichen hatten, trafen nach einigen Minuten ein. Der Zwerg war der letzte, was sich sehr direkt darauf zurückführen ließ, dass er zum einen kürzere Beine hatte und zum anderen mit seinesgleichen sehr weit hinten in unserer übergroßen Karawane lief.
Die Begrüßung fiel relativ kurz aus, da es offensichtlich dringendere Dinge gab. Nachdem Orrin wieder mal mit seinen kritischen Nachfragen, wie es möglich sei, dass Leo die selbe Magie wie der Feind beherrscht, die scheinbar keiner der Magier an seinem Hof konnte, fragte ich in die Runde, ob jemand Vorschläge hätte, wie wir nun weitermachen sollten. Es gab eine Hand voll Ideen, aber keine wäre auch nur ansatzweise in der Nähe einer möglichen Umsetzung. Der dreisteste, nicht wirklich überraschend von Surdas König kommende war ein frontaler Angriff. Dieser wurde jedoch sofort von allen anderen Parteien abgelehnt. In reiner magischer Stärke waren unsere Magier und unser Reiter Galbatorix Schergen so weit unterlegen, dass selbst Glück uns nicht zu retten vermochte. Die Zahl an undurchführbareren Vorschlägen stieg weiter in die Höhe während die der neuen guten Ideen drastisch abnahm.
Als schließlich keiner mehr weiter wusste, kam wie aus heiterem Himmel, auch wenn ich so meine begründeten Zweifel hatte, dass es Zufall gewesen war, eine junge ebenfalls dunkelhäutige Frau mit farbwechselnden Augen und braunen Locken hinter einem Zelt vorbei gelaufen. Ich erkannte Hazel wieder, aber sie benahm sich so, als würde sie garnicht merken, dass hier quasi die wichtigen Persönlichkeiten der Varden vereint standen und sagte einfach nur mit gelangweilter Stimme: „Also ich würde es mit den Tunneln probieren." Ach richtig, noch so etwas, was vollständig aus meinen Gedanken verschwunden war. Ich schloss die Augen, als ich sah, dass Arya bereits zum Protest ansetzte.
Sie kam jedoch nicht so weit, dass es in einem Streit ausarten könnte. Vollkommen ruhig, aber auf irgendeiner Weise mit ein wenig Hall in der Stimme, so als käme die Stimme irgendwo tief aus einer Höhle, fügte sie an: „Wenn es dir nicht gefällt, Arya Elda", an dieser Stelle wirkte die respektvolle Anrede mehr wie Ironie als wie eine Ehrerbietung, „kannst du gerne etwas besseres vorschlagen. Das hat ja scheinbar bei euch allen bisher hervorragend funktioniert." Man konnte Arya ansehen, dass sie diese Aufforderung auf höchstem gerade unbequem fand. Nichts desto trotz unterbrach sie ihren aufkommenden Protest. An ihrer statt legte nun König Orrin los. Als ich ihm davon berichtet hatte, hatte er irgendeine Meinung zwischen der meinen und der von Arya vertreten. Er wollte noch abwarten, aber eigentlich widerstrebte ihm diese Idee sehr stark.
In diesem Fall mischte sich dies jedoch mit seinem sehr stark auf Erbrecht basierenden Weltbild. Er wurde wütend und begann zu schimpfen: „Was könnt Ihr Euch anmaßen, uns vorzuschreiben, was wir zu tun haben?" Er wollte noch weiter reden, so weit bis ich ihn vielleicht hätte unterbrechen müssen, ehe er Dinge sagen würde, die ihn vor den Göttern eher weniger gut dastehen lassen würden und vielleicht sogar Abrechnung zur Folge hätten, aber dazu kam es nicht, denn in der selben Stimme wie eben antworte Hazel: „Ich habe nichts vorgeschrieben, ich hab vorgeschlagen. Aber selbst wenn ich es getan hätte, hätte ich es mir durchaus anmaßen können. Ich hätte mir sogar anmaßen können, euch einen selbstgefälligen, eingebildeten Sack zu nennen, ohne dass Ihr etwas dagegen unternehmen könntet." Sie lächelte ihn scheinheilig an, als man in seinem Gesicht ganz klar sehen konnte, wie sich Furchen in der Stirn bildeten.
Unverhohlen fügte sie noch an: „Ihr könnt jetzt einen riesigen Streit vom Zaun brechen, weil ich Euch nicht den Respekt entgegenbringe, den Ihr zu verdienen glaubt, oder Ihr akzeptiert dies und seht ein, dass dieser Krieg und die Eroberung dieser Stadt Priorität über Euren Stolz hat." Bei dem letzten Teil starrte sie ihm direkt in die Augen und an ihrem Gesichtsausdruck konnte man sehen, dass sie, so lieb und unschuldig sie sonst so oft aussah, sehr wohl in der Lage wäre, einige unschöne Dinge zu tun. Orrin machte einen eher lächerlichen Versuch, ihrem Starren standzuhalten, aber vergeblich. Nach kaum fünf Sekunden senkte er seinen Blick und auch wenn er noch weiter grimmig drein blickte, so hielt er zumindest den Mund, was scheinbar genau das war, was die nun zufrieden lächelnde Hazel erreichen wollte.
„Also, was hast du uns noch zu sagen?", fragte ich, ehe es zu weiteren unliebsamen Unterbrechungen kommen würde. „Nun, ich habe die Umgebung nach Tunneln abgesucht und..." - „Wie soll das gehen? Ihr seid offenkundig ein Mensch und warum solltet Ihr so etwas können, wenn nicht einmal die Du Vrangr Gata oder meine Hofmagier soetwas könnten?", unterbrach Surdas König sie.
Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie an dem Punkt deutlicher geworden wäre, aber sie hob nur die Arme und die gesamte Welt um uns herum zerfiel zu Staub. Zumindest sah es so vermutlich für Orrin und wahrscheinlich auch Orik aus. Ich sah eine transparente Illusion davon über der Realität liegen. Als ich in die Gesichter der anderen sah, war sofort klar, wer was sah. Orrin hatte blankes Entsetzen ins Gesicht geschrieben und drehte seinen Kopf hektisch von einer Richtung zur anderen, vermutlich sah er also nur die Illusion, in undurchsichtiger Form, die ganze Umgebung in Staub auflösen. Eragon und Arya schauten sich interessiert um, sie schienen also anscheinend auch beide Realitäten zu sehen. Orik sah höchstgradig verwirrt drein, aber es wirkte nicht so, als hätte er Angst. Da er nicht wusste, wer in etwa Hazel war, konnte er wohl kaum verstehen, was da vor sich ging, aber bei dem großen Unterschied zu Orrin war es nicht unwahrscheinlich, dass er auch nur die überlappenden Welten sah.
Als würde sie schwimmen wollen, schob die braunhäutige Frau ihre Arme auf Brusthöhe ausgestreckt zu ihren Seiten und von ihr ausgehend löste sich die Illusion, oder das was wir davon sahen, immer weiter auf, bis wieder die reine Realität vor uns lag. Mit verstellter Stimme, so dass zu dem Hall auch noch irgendetwas magisches, rauchiges dazu kam, fragte sie an König Orrin gewandt: „Sieht das für Euch aus wie das Werk eines gewöhnlichen Menschen?"
Sie bekam keine Antwort, fuhr aber dementsprechend fort. „Und habe einen Gang gefunden, der in die Richtung der Stadt führt. Leider kann ich nicht sagen, wie es hinter den Stadtmauern weitergeht. Von dem Bereich, auf dem Dorn liegt, bis hin zum See ist die Erde und die Luft so mächtig verzaubert, dass einige Dinge, wie zum Beispiel Aufspürmagie, nicht funktionieren. Nichtmal unser Anführer kann darüber genaueres sagen, und wenn er es nicht kann, dann kann es wahrhaft niemand. Ich würde mich als Begleitung einer Expeditionsgruppe anbieten. Eigentlich wollte Percy das machen, aber er arbeitet fieberhaft daran, die Ursache dieser Magie auszumachen."
Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein sagte mir, dass eine Magie, deren Herkunft Percy nicht kannte oder bestimmen konnte, durchaus ein weitreichendes Problem sein konnte. Nun, selbst wenn dem so sein sollte, brauchte ich mir keine Sorgen darum machen. Entweder jemand mit mehr Macht würde sich darum kümmern oder alles wäre verloren. Ein dazwischen gab es nicht wirklich. Vor allem keines, bei dem ich und meine Entscheidungen einen Unterschied in der Waagschale machen könnte.
Da ich weitere Konflikte vermeiden wollte, fragte ich schnell: „Gibt es irgendwelche Einsprüche gegen diesen Plan?" Orrin war von seiner Vision noch zu benommen und so gab es diese nicht. Orik wirkte zwar nur zum Teil überzeugt, aber letzten Endes schwieg er. Gleich im Abschuss auf meine Frage wollte Hazel wissen: „Wer möchte denn mitkommen?" - „Gibt es irgendwelche Umstände, die darauf einen Einfluss haben könnten?" Mit einem frechen Lächeln konterte Hazel Eragons Gegenfrage aus. „Dass die Personen ein Schwert führen können sollten? Dass sie bestenfalls nicht im Zweikampf mit einem Soldaten Risiko laufen, verletzt zu werden oder zu sterben? Dass Magie von Vorteil wäre? Was willst du wissen, was du nicht schon weißt?"
Ein bisschen verwirrt sah der junge Reiter durchaus drein, als dächte er tatsächlich gerade nach, ob seine Frage wirklich so blöd war, wie Hazel tat. Diese übernahm die Antwort auf diese Frage allerdings indirekt für ihn indem sie seufzte und meinte: „Die Gänge sind, nach dem was ich gefunden habe nicht besonders hoch und so schmal, dass nebeneinander laufen unmöglich sein dürfte. Ansonsten eben das übliche. Wir haben nur eine Chance und deshalb sollten die mitkommenden die größtmöglichen Fähigkeiten haben.
Aus diesem Grund liegt für mich eigentlich nur noch eine Auswahl auf dem Tisch. Eragon, Arya, ihr seid ganz eindeutig unsere beiden besten verfügbaren und inzwischen vielleicht sogar überhaupt, Kämpfer aus den bekannten Völkern. Dazu möchte ich noch Angela vorschlagen, die einige sehr hilfreiche Kenntnisse und Tricks auf Lager hat und ebenfalls beeindruckende Fähigkeiten im Schwertkampf besitzt. Ich werde euch begleiten und mehr sollten auch nicht mitkommen, da jede weitere Person einerseits die Wahrscheinlichkeit, aufgespürt zu werden, erhöhen würde, aber zum anderen auch mehr ein Klotz am Bein als eine Hilfe wäre."
Ausgerechnet diesen Moment suchte sich König Orrin, um aus seiner Starre zurückzukehren. „Und was veranlasst Euch zu dem Glauben, eine alte Kräuterhexe oder ein junges Mädchen wie ihr wären in der Lage mit einem Reiter und einer Elfe mitzuhalten?" Man konnte bei genauem Betrachten ein böses rotes Funkeln in den Augen der Angesprochenen sehen, aber ihre Stimme blieb ruhig, auch wenn sie einen tödlichen Unterton bekam. „Angela ist zu viel mehr fähig, als Ihr wisst. Sie wird kein Problem darstellen und was mich angeht, solltet Ihr Eure Lektion von eben gelernt haben. Ich bin nicht nur das liebe, unschuldige, schwache Mädchen auf dem Bild von mir in Eurem Kopf, Orrin." - „Es heißt Kön...", wollte er dazwischengrätschen, doch sie unterbrach seine Unterbrechung. „Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie unfassbar egal es mir ist, was für einen Titel Ihr Euch gebt. Ich spreche jeden so an, wie ich es für angemessen halte."
Sie wurde dafür böse angestarrt, aber mit wenig Erfolg. Nach ein paar Sekunden war der einzige Punkt, an den Surdas König starren konnte, die Spitze seiner Schuhe. Musste sehr interessant sein, wenn er nichts anderem mehr wirklich Aufmerksamkeit schenken konnte. Hazel wandte sich nun gen Kern des inzwischen weitestgehend aufgebauten Lagers und fragte zu Arya und Eragon gewandt: „Ich gehe mal Angela fragen, wollt ihr mitkommen?"
Von beiden gefragten erhielt sie Zustimmung und so entfernte sich die Hälfte der Anwesenden. Von den verbleibenden konnte man verschiedene Dinge aufnehmen. Der König der Zwerge schien hauptsächlich verwirrt und wusste noch nicht, wie er mit der Situation umgehen und sie bewerten sollte. Seit Hazel sich unserem Gespräch angeschlossen hatte, hatte er kein Wort mehr gesprochen. Orrin hingegen war stinksauer und machte keinen Hehl daraus. „Wie kann sie es wagen, diese eingebildete..." Mitten im Satz schnitt ich ihm das Wort ab. „Solange Ihr nicht wisst, wer sie ist, solltet Ihr Euch mit unanständigen Bezeichnungen vielleicht nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Es wird Euch mehr schaden zufügen, als es Euch Eure Ehre helfen wird." Ja, diese Worte kommen von der Anführerin der Varden, die normalerweise auch keine Respektlosigkeiten zulässt. Nun ja, hin und wieder konnte es doch recht amüsant sein und es war wichtig, dass Orrin hier nichts Dummes tat. Wir waren an zu vielen Stellen auf die göttliche Gunst angewiesen, als dass wir sie einfach beleidigen sollten.
Dazu kam noch, dass der König des einzigen bisher offiziell vom Imperium anerkannten Land nicht den Anschein erweckte, als würde er es bei Beleidigungen lassen. Mehr hatte es den Anschein, als würde er Rache wollen und das wäre wahrhaft fatal. So leicht wurde es mir aber leider nicht gemacht. Dieses Mal ließ ich ihn jedoch, um Streit zu vermeiden, ausreden, als er halb sprach, halb rief:„Ihr könnt doch nicht zulassen, dass ein einfaches Mädchen aus dem Gesindel so mit einem Adligen oder gar einem König spricht. Was soll dann als nächstes kommen? Wo ist dann der Unterschied zwischen dem Adel und dem einfachen Volk?"
Innerlich musste ich unfassbar breit grinsen. Er hatte mir soeben die beste Anlaufstelle für ein hervorragendes Gegenargument geliefert. „Dieser Unterschied sollte darin bestehen, dass der König seine Pflichten und seine Macht so gut ausführt beziehungsweise ausnutzt, dass das Volk ihn als solchen respektiert und ihm dafür eben jene höhere Stellung bereitwillig zugesteht. Ist es nicht, wenn Menschen uns nicht wegen unseres Tuns und unserer Fähigkeiten respektvoll behandeln, sondern weil es ihnen unter Androhung von Strafe befohlen wird, mehr eine Diktatur, wie Galbatorix sie führt, als ein funktionierender, guter Staat?
So wie ich das sehe, sieht unsere Freundin, mit deren Verhalten Ihr Euch nicht anfreunden könnt, Euch nicht als den besten Erfüller der königlichen Pflichten und möchte deshalb nicht in den für Euch gewöhnlichen Tönen über und mit Euch sprechen. Ich habe so meine Zweifel, ob Rache oder etwas ähnliches einen positiven Einfluss darauf haben oder ob sie nicht eher dafür sorgen, dass Ihr noch weniger respektiert werdet. Außerdem möchte ich anmerken, dass auch Adjihad und damit ich ursprünglich aus dem kommen, was Ihr hier als Gesindel verschimpft." Auch wenn man ihm ansah, dass er nicht wirklich zufrieden mit dem war, was ich gesagt hatte, ließ er das Thema vorerst ruhen und wechselte zu den alltäglichen Dingen über, also vor allem Versorgung und Logistik. Auch wichtig, aber nicht ansatzweise so kontrovers.
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2914 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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