Kap. 75 Umstrittene Wege
Percy pov
Dunkle Schleier. Drei dunkle, rauchige Schleier waren es, die mir seit Tagen Sorgen machten. Also Tage auf der Erde, auf OTC wären es Jahrhunderte. Sie waren unterschiedlich dicht, aber aus mir unbekannten Gründen ließen sie sich nicht lichten. Der erste und schwächste befand sich auf der abgelegenen Insel, die den Reitern früher als Hauptstadt gedient hatte. Dieser verdeckte Details, aber er konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass dahinter viele Leben waren. Leben, die genug Energie hatten, um auch nach außen hin kenntlich zu sein. Aber auch eine Art Gift strahlte von dort ab.
Der zweite lag bereits in der Stadt Dras Leona. Das Lager der Varden lag noch mehr als zwei Tagesmärsche entfernt von der Stadt und trotzdem spürte ich, dass unter dem dortigen Schleier eine Bosheit lauerte, mit der ich am liebsten garnicht konfrontiert werden würde. Worum es sich dabei handelte, war unter gegebenen Umständen unmöglich herauszufinden.
Der letzte war auch gleichzeitig der besorgniserregendste. Ich sah nur eine düstere Ansammlung aus Nebel, aber nichts dahinter. Er lag direkt über der Zitadelle von Urû'baen. Ich wusste eigentlich, dass es niemand mit meiner Kraft aufnehmen können sollte, aber trotzdem machte mich diese Ungewissheit nervös. Allein schon die Tatsache, dass ich diese Verstecke nicht durchbrechen konnte, waren schon mehr als beunruhigend.
Aus genau diesem Grund hatte ich Jeod Meine Autokorrektur schlägt mir Heidi vor, wenn ich Jeod tippe! Wie? Wie kommt man von Jeod auf Heidi? dahingehend manipuliert, dass er als nächstes das Buch finden würde, in dem es um Dras Leonas Geschichte und Bauweise der Stadt ging. Ich wusste, dass es in dieser Stadt irgendeine Form von geheimen Zugängen gab, aber warum es so direkt sagen, wenn man auch jemand anders die Chance geben konnte, etwas gutes beizutragen? Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?
Wohl in Kenntnis über die Geschwindigkeit, mit der Jeod las, konnte ich selbst ohne nachzusehen sehr genau einschätzen, wie lange es wohl dauern würde, bis er Eragon, der mit ziemlicher Sicherheit als erster davon erfahren würde, davon in Kenntnis setzen würde. Es stand außer Frage, dass sie danach zu Nasuada gehen und ihr die Annahmen des alten Gelehrten vorlegen würden.
Mehr als Annahmen waren es leider nicht. Ich konnte zwar, ohne auch nur Sekunden verstreichen zu lassen, das Wissen und den Text von jedem Buch in meinem Kopf abrufen, aber leider war es mir, wie schon erwähnt, unmöglich, die Umgebung der wichtigsten, noch auf unserem Weg liegenden Städte mit meinen Kräften zu untersuchen. Ich hatte Chaos bereits gefragt, ob er darauf eine Antwort wüsste. Meine Macht in diesem Multiversum sollte eigentlich uneingeschränkt sein. Ich konnte selbst aus diesem Universum, wenn ich wollte, jeden Schritt jedes Schülers aus Hogwarts, aus der Goode High School und jedes Halbgottes in Camp Half-Blood und Camp Jupiter verfolgen, aber irgendetwas blockierte hier meine Sicht. Chaos hatte mir versprochen, alles zu tun, um herauszufinden, wo diese Blockaden herkamen, aber er hatte auch gesagt, dass er dafür einige Zeit brauchen würde. Zum einen hatte er das damit begründet, dass es zu viele Möglichkeiten gab und zum anderen mit der traurigen Tatsache, dass seine Kraft abnahm und ihm viele Möglichkeiten versperrte.
Zur gleichen Zeit jedoch hatte er mein Angebot, mit meiner Kraft mitzuhelfen, weitestgehend abgelehnt und gesagt, dass ich immer nahezu auf Höchstform sein müsse, um wahrhaftige Sicherheit in dieser Welt garantieren zu können. Ich solle einen möglichst weitreichenden Blick über alle Universen haben, mit meiner Kraft jedoch nach Möglichkeiten sparsam sein.
Es wäre gelogen, zu behaupten, ich würde diese Erklärung wirklich nachvollziehen können, aber ich konnte nicht leugnen, dass ich weiterhin viel weniger Erfahrung als er hatte. Mein Vertrauen in ihn war auch weiterhin groß genug, dass ich seine Entscheidungen und Empfehlungen beherzigte. Es war schließlich immernoch möglich, dass er etwas wusste, das mir immer noch verborgen geblieben war. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, was das sein sollte, da ich durchaus das Gefühl hatte, alles zu wissen, aber das hatte ich schon zu oft geglaubt, um mich davon leiten zu lassen. Komme ich vom Thema ab? Ich glaube, ich komme von Thema ab. Nein, mach ruhig weiter und erzähl uns mehr über die Pläne des Autors für ein offenes Ende und einen potentiellen zweiten Teil. Aus! Sei leise Manni, das sollte noch nicht jetzt kommen! Ach, sollte es nicht? Wieso steht es dann da? Weil... weil Percy sich nicht an regeln hält und die Geschichte selbst erzählt. Der ist unberechenbar.
Ich teleportierte mich weg von Chaos Planeten und hinab in Eragons Universum, sodass ich hinter ihm wieder Gestalt annahm. Ich hatte den Moment so abgepasst, dass ich genau zum Ende der Konversation zwischen dem Gelehrten und unseren beiden Schützlingen erschien. „Wir müssen schnellstmöglich mit Nasuada sprechen. Ob sie sich entscheidet, auf Basis dieser wenigen Indizien eine Sonderoperation zu starten oder nicht, wir sollten sie davon unterrichten.", sagte Eragon gerade. „Wenige Indizien?", empörte sich Joed. „Merkwürdig hohle Geräusche unter der Stadt, zwei Berichte von Arbeiten an einem Tunnel, von dem in neueren Büchern niemand mehr weiß. Was wollt ihr denn noch von einem geheimen Gang?"
Ich räusperte mich. Nachdem alle drei überrascht herumfuhren und ich von zweien von ihnen, ratet mal wem, ein Schwert an den Hals gehalten bekam, sagte ich: „Keine schlechten Reflexe ihr beiden, aber in dem Fall unangebracht. Ich schlage euch vor, wir diskutieren das bei Nasuada aus. Anderenfalls müsstet ihr es vermutlich doppelt machen." Sie sahen mich erst verwirrt an, Eragon und Arya stimmten mir aber dann schnell zu, während Joed eher skeptisch wirkte. „Ihr wollt mitkommen?", wollte er wissen. Als ich nickte, wandte er sich wieder an den jungen Reiter, den er ja am besten kannte. „Können wir ihm so weit vertrauen, ihn in so wichtige Besprechungen mitzunehmen?"
Ich musste zugeben, selbst wenn er mich nicht wirklich kannte, war es schon ein wenig kränkend, so direkt in der eigenen Vertrauenswürdigkeit angezweifelt zu werden. Ich sah, wie sowohl Eragon, als auch Arya versuchten, sich ein Lachen zu verkneifen, während er antwortete: „Ja, wir können ihm vertrauen und selbst wenn wir es nicht könnten, hätten wir keine Möglichkeiten, ihn davon abzuhalten. Mach dir darum keine Gedanken."
„Außerdem ...", murmelte Arya so leise, dass man es kaum hörte. „wenn Percy sich dafür interessiert, muss irgendetwas dahinter stecken. Wenn es ihn interessiert, kann es nichts nebensächliches sein." Zu ihrem Unglück hatte ich sie a trotzdem gehört und b war es einer der wenigen Fälle, in denen meine Anwesenheit tatsächlich Interesse war, nicht das Wissen über ihnen unbekannte Umstände. Ansonsten fand ich jedoch das System, nachdem Arya scheinbar über mich dachte, durchaus interessant. Sie war wohl auch sehr gut im Muster erkennen.
Jeod hatte sie wohl nicht gehört, Eragon schon, aber er zeigte es nicht. Tatsächlich versteckte er es aus mir unerfindlichen Gründen, bedeutet aus Gründen, für deren Nachforschung mir das Interesse fehlte, überdurchschnittlich gut. Vielleicht aus eben diesem Grund wurde kein weiterer Kommentar mehr zum Thema meiner Vertrauenswürdigkeit gemacht und stattdessen bewegten wir uns in Richtung des Zeltes in der Mitte des Lagers, um dort hoffentlich die Herrin der Varden anzutreffen. ‚Hoffentlich' bedeutet in diesem Fall in etwa ‚ist so', da ich eigentlich logischerweise genau wusste, dass sie dort war und nicht plante, diesen Ort zeitnah zu verlassen. Gleichzeitig gab es auch niemanden, der gerade in irgendeiner Hinsicht den Plan oder die Aufgabe verfolgte, sie von dort wegzuholen. Warum sagst oder schreibst du es dann? Gewohnheit. Sowohl von meiner, als auch von Percy's Seite. Und warum änderst du es nicht, jetzt wo ich es dir gesagt habe? Naja, weil ... Baum.
Noch immer erforderte es zumindest etwas an geistiger Präsenz, mich davon abzuhalten, in meinem instinktiv normalen Tempo zu laufen, welches aus zwei Gründen deutlich höher gewesen wäre, als das der anderen. Zum einen, auch wenn das bei diesem Verhältnis eigentlich nebensächlich wäre, war ich gut einen Kopf größer als nahezu alle Menschen hier. Über die Zeit waren Menschen gewachsen und diese Welt war auf einem Fortschritt, der etwa der Erde vor anderthalb tausend Jahren entsprach.
Ein wenig wichtiger war jedoch die Tatsache, dass meine physischen Fähigkeiten, wie auch meine magischen und eigentlich auch psychischen, quasi um einen unendlichen Faktor größer waren, als die meiner Mitlaufenden. Die Gesetze der Natur der Sterblichen zu brechen kostet immer Kraft, je grundlegender diese Gesetze jedoch sind, desto schwerer wird es. Aus diesem Grund hatte ich meine normale Geschwindigkeit zum rumlaufen meistens so gewählt, dass ich in keinem Moment gewisse Geschwindigkeiten von dreihunderttausend Kilometern pro Sekunde überschreiten würde, aber davon abgesehen könnte ich eigentlich fast unbegrenzt schnell laufen, müsste ich nicht mal wieder auf einige Sterblichen warten.
Zugegebenermaßen, es war nicht so schlimm, wie ich es gerade darstelle. Schließlich hatte ich ja keinen Zeitdruck, aber dennoch etwas gewöhnungsbedürftig. Zweihundert Worte, nur um zu beschreiben, wie schnell Percy läuft. Du hast ab- und ausschweifen wirklich auf einem anderen Level maximieret. Du bist immernoch hier. So langweilig kann es ja scheinbar nicht sein. Ich bin hier, weil ich mehr Kekse haben will. Andere Leute bieten auch Kekse an. Warum willst du sie von mir, wenn ich dir zu viel ausschweife. Weil... Baum, aber ganz bestimmt nicht weil ich deine Geschichte mag. Na wenn du das sagst.
Da ein gewisser Langweiler, der denkt ich wäre wegen etwas anderem als Keksen hier, keine Lust hat zu beschreiben, wie ein paar Leute durchs Lager laufen und spannende Dinge sehen, Stoff, Schweiß und ... Staub, überspringe ich mal ein wenig Zeit, bis wir vor diesem komischen Papillon? Nee, Garnison? Nee, auch nicht... Pavillon? Ja, natürlich. Ich wollte euch nur testen. Jedenfalls stehen sie jetzt da, vor dem großen roten Pavilldings.
Die Wachen kreuzten ihre Waffen, lästig, aber das war nunmal ihre Aufgabe, und ließen uns um Einlass bitten. Eigentlich erniedrigend und unnötig, außerdem verboten. Der einzige Grund, aus dem ich theoretisch jemanden um etwas bitten sollte, wäre, dass ich jemanden besonders ehren will oder mit einer höhergestellten Persönlichkeit reden würde. Letzteres gab es nicht, also war meine Großzügigkeit eigentlich der einzige Grund.
Wie dem auch sei, es dauerte nur wenige Sekunden, bis wir hereingerufen wurden. Als wir den Innenraum betraten, wurde Nasuada für einen Moment bleich und sah mich mit einer Mischung aus flehendem und entschuldigendem Blick an. Aus ihren Gedanken konnte ich lesen, dass sie durchaus beträchtliche Angst hatte, erneut etwas Falsches getan zu haben oder dafür verantwortlich zu sein. Auf der Sprache der Wüstenstämme, um Jeod vom Zuhören abzuhalten, beschwichtigte ich sie jedoch:
„Macht Euch keine Sorgen, es ist vernünftig, jedem die Pflicht, Einlass zu erbitten, aufzuerlegen, Ausnahmen würden zu Verwirrung führen. Ich beurteile eine Situation primär danach, welchen Zweck eine Handlung erfüllen soll und solange dieser nicht direkt gegen unsere Prinzipien widerspricht, müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Zumindest nicht um diese Ebene.
Ich würde Euch vermutlich nichtmal bestrafen, wenn Ihr Euren Leuten befehlen würdet, mich anzugreifen, solange das nicht dem Zweck dient, gegen mich zu rebellieren, sondern um Eurem Ziel des Friedens näher zu kommen. Ich könnte mir zwar keine Situation vorstellen, in der das der Fall wäre, aber rein hypothetisch ist es so. Für mich sind Strafen das allerletzte Mittel, wenn rationales reden nicht mehr funktioniert.
Also bitte, macht Euch keine Sorgen um derartiges. Es gibt Regeln und es gibt Gründe, warum diese Regeln existieren und wenn es irgendwas gibt, was mich zum Handeln bringt, dann sind es Verletzungen der Gründe dieser Regeln." Ich bin sicher, als Mensch hätte ich mich in dieser Erklärung mindestens fünf mal verhaspelt, aber zum Glück war mein Gehirn, gut, mein Bewusstsein, welches ich für den Moment an der Stelle verankert hatte, an der bei Menschen das Gehirn war, jetzt unendlich viel schneller, so dass ich mich eher darauf konzentrieren musste, nicht schneller als verständlich zu sprechen.
An Nasuadas neuem Gesichtsausdruck konnte ich einwandfrei ablesen, dass sie mich zwar akustisch weitestgehend verstanden hatte, jedoch der Inhalt noch verarbeitet wurde. Gleichzeitig wurde ich von drei Seiten angestarrt. Eragon und Arya schienen sich nur zu fragen, was ich gesagt hatte, aber Jeod ... er war weit davon entfernt, nur Fragen zu wollen.
Durchaus verständlich, da nahezu niemand außerhalb der Stämme ihre Sprache sprach und sie spätestens nach ihrem Sieg gegen Fadawar auch niemand so direkt angesprochen hätte. Ich ignorierte die Blicke gekonnt und fragte stattdessen in einem ganz neutralen Tonfall, als wäre nichts geschehen: „Wie steht es um Eure Wunden, Nasuada." Ich wusste bereits, dass sie heilen würden. Angela wusste als Halbgöttin, wie man Wunden, auch tiefe Schnitte, so ordentlich reinigte und verband, dass keine Gefahr für nachbleibende Schäden bestand.
Nachdem sie sich aus der Benommenheit gerissen hatte, antwortete sie fast etwas hastig: „Die Schmerzen werden weniger. Nur wenn ich sie wirklich anspanne, ist es noch eine nennenswerte Behinderung." Smalltalk abgehakt. Weiter gehts im Text. Eine leicht verwirrt dreinblickende Arya war wohl meiner Meinung, denn sie sagte, nachdem sie die Finger an den Mund geführt und die immer gleich bleibenden Worte in der alten Sprache von sich gegeben hatte, wie es bei den Elfen zur Begrüßung üblich war: „Jedenfalls, wir sind hier, weil es hier gespaltene Meinungen zu einer Entdeckung und deren vermeintlichen Ausmaßen gibt und Ihr letzten Endes diejenige seid, die über den Umgang damit zu entscheiden hat."
Die Herrin der Varden hob überrascht eine Augenbraue. „Ja, ist das so? Worum geht es denn?" Irgendwo aus den Falten seines Umhangs, der fast so unpraktisch aussah, wie es die Roben der Zauberer damals taten, zog er Einen Wälzer hervor, dessen Größe ernsthafte Bewunderung über den Platz unter seinem Gewand in mir auslöste. „Dieses Buch hier", er hielt es hoch wie etwas heiliges, „hat uns einen weiteren Eingang in eine der Städte des Imperiums gezeigt. Es gibt eine große Anzahl von Anzeichen auf einen versteckten Tunnel, der von vor der Stadt bis hinter die Mauern führt."
Bevor er fortfahren konnte, wurde er von der mondhellen Stimme Aryas unterbrochen, die sich darüber empörte, wie unfassbar unzureichend die Beweislage und wie erfunden große Teile des Buches waren. „Der Autor mag viel erfunden haben, aber wie ich gerne ohne Unterbrechung ausgeführt hätte, es ist nur die detaillierteste Quelle. In vier weiteren Büchern lassen sich mehr oder weniger direkte Hinweise und Anzeichen für einen solchen Tunnel finden. Nur weil er viel schlechtes über Euer Volk geschrieben hat, bedeutet das nicht, dass alles geschriebene..." - „Ruhe! Wenn ihr streiten wollt, dann macht es so, dass ich folgen kann.", unterbrach Nasuada mit klarer Autorität das entstehende Wortgefecht. Beide Seiten nickten nach einem bösen Blickabtausch und der menschliche Gelehrte sah seine Herrin fragend an. „Darf ich fortfahren?"
Sie nickte zustimmend und er begann zu erklären. „In neueren Berichten lässt sich nichts darüber finden. Nur, dass sich Einwohner in bestimmten, sehr gradlinig verlaufenden Gebieten immer wieder über Lärm beschweren, der von unter der Stadt zu kommen scheint. Geht man jedoch mit den Quellen mehrere hundert Jahre zurück, so finden sich ein paar wenige Berichte von geheimen, engen Tunneln, die Abwasser aus der Stadt leiten sollten. Während der Fertigstellung wurde die Stadt jedoch angegriffen und eingenommen. Seit dieser Einnahme werden die Abwasser mit keinem Wort mehr erwähnt.
Die detailliertesten Aussagen dazu stammen von einem Mann, der damals viel vermeintliche Sachliteratur verfasste. Arya räumt seinen Schriften teilweise zurecht kein Vertrauen ein. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass er maßgeblich zu dem schlechten Bild, was Menschen heutzutage von Elfen haben, beigetragen hat. Auch wenn er aber über das schöne Volk viel erfunden hat, waren seine Berichte über die Geschichte und Begebenheiten bei den Menschen bisher meist korrekt. Dieses Buch alleine würde auch ich nicht als faktisch belegte Informationen weitergeben, jedoch gibt es, wie schon gesagt, mehrere klare Zeichen in andern Büchern, dass dennoch etwas dahinter steckt."
Sein einräumen, ob der Unzuverlässigkeit des Autors, hatte offenbar gereicht um Aryas grundsätzlich widerspenstige Haltung gegen dieses Thema an sich aufzugeben. Man konnte ihr ansehen, dass sie es immernoch klar missbilligte, aber es wirkte nicht mehr so, als wäre der Gedanke an sich absurd.
„Was, Meister Joed", fragte Nasuada nun nach, „könnte man im besten Fall von diesen Tunneln und Abwassersystemen erwarten?" Mit nachdenklicher Miene, als denke er selbst noch darüber nach, antwortete der Gelehrte: „Einen Weg, der knapp unter der Oberfläche, einige hundert Meter vor den Mauern, beginnt und im besten Fall in einem verstaubten oder vergessenen Keller unter der Stadt endet. Von dort aus könnte eine kleine Gruppe durch die Stadt zum Tor laufen und dieses für unsere Krieger öffnen. Das könnte Hunderten, die bei der Belagerung ihr Leben verlieren würden, selbige retten." An Arya gewandt fragte er: „Möchtet Ihr noch etwas ergänzen oder anfechten?"
Die Elfe musterte ihn misstrauisch, als wittere sie eine Falle, schüttelte dann aber den Kopf. Jeod nickte zufrieden und somit sahen alle Anwesenden Nasuada erwartungsvoll an. Auch wenn ich mit meiner Macht hinter ihre nachdenklich dreinblickende Fassade sehen konnte, war ich gespannt, wie sie ihre bereits getroffene Entscheidung rüberbringen würde. Sie entschied sich offenbar, ganz offen heraus ihre Gedanken als Entscheidung auszugeben, indem sie sagte: „Es ist zu riskant. Kein normaler Soldat würde bis zu den Toren gelangen und wenn wir jemanden mit seltenen Begabungen hinschicken und es ein Hinterhalt ist, wäre das viel fataler als eine Belagerung über mehrere Tage. So traurig es auch sein mag. Dennoch, stellt weitere Nachforschungen auf und habt die Texte griffbereit. Sollten die Umstände dazu führen, dass wir unsere Taktik ändern müssen, sollten wir diese Möglichkeit definitiv im Auge behalten."
Ich wusste, dass das so oder so ihre Sicht der Dinge war, aber tatsächlich war das ein relativ guter Kompromiss zwischen Aryas fast störrischer Haltung auf der einen Seite, mit der sie quasi nicht bereit war, sich mit der Vorstellung anzufreunden, dass dieser Autor auch inhaltlich korrekte Dinge geschrieben haben sollte, und zum anderen Jeods Auswahl an Indizien, dass etwas an diesen Berichten dran sein musste. Auf jeden Fall war für beide genug von ihrer Position in der Entscheidung enthalten, damit sie sich damit abfanden. Darüber war vor allem Eragon offenkundig recht glücklich, da man ihm die ganze Zeit vom Gesicht und in meinem und theoretisch auch Aryas Fall auch von den Gedanken ablesen konnte, wie sehr ihm dieser Streit missfiel. Klassischer Interessenkonflikt.
Der Gelehrte war, wenn auch nicht so eng wie die Elfe, auch irgendwie ein guter Freund von ihm und es ist wohl klar, dass es niemand gerne sieht, wenn zwei Freunde oder ein Freund und eine Geliebte in seinem Fall, lasst ihn das bloß nicht hören, bei dem Thema ist er immernoch empfindlich, streiten. „Gibt es noch irgendwelche fragen oder Widersprüche?", wollte Nasuada nun abschließend wissen. Erneut musterte jeder jeden, ob jemand etwas sagen würde, tat aber niemand.
„Schön, dann werde ich mich mit unseren anderen Verbündeten absprechen. Ich hätte sie hierher geladen, aber da König Orrin eher mit gleichrangigen kommuniziert und ich mir durchaus im Klaren darüber bin, dass einige von euch sich nicht all zu gut mit ihm verstehen, werde ich das persönlich übernehmen. Zum Glück bin ich durch den Oberbefehl ermächtigt, diese Entscheidungen ohne Absprache zu treffen. Dennoch bedanke ich mich, dass ihr mir diese Information weitergeleitet habt. Ihr dürft nun gehen."
So schade es auch war und so nett ich Nasuada sonst wahrnahm, an einer etwas herzlicheren Verabschiedung musste sie noch arbeiten. Wir brachten zu großen Teilen etwas offenere Verabschiedungen vor und verließen dann das Zelt.
Auch wenn ich es ihr einfach hätte via Gedanken erzählen können, ich liebte es einfach, alleine mit Annabeths zusammen zu sein und schlicht mit ihr zu reden, weshalb ich mich entschloss, sie in diesem gigantischen Universum aufzusuchen. Es ging nicht nur darum, ihr von dem Gespräch mit Nasuada zu erzählen, sondern auch weiter mit ihr über ihre Meinung zu diesen magischen Schleiern zu sprechen. Wir hatten bereits darüber geredet, so etwas blieb natürlich nicht unbemerkt, aber es gab einfach zu viele Möglichkeiten, um zu einem Ende zu kommen. Das Leben als Allmächtiger war immernoch kompliziert.
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3247 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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