Kap. 7 Gewalt ist die Sprache der dummen, also versteht er mich jetzt endlich!

Percy pov

Wir verbrachten den gesamten Abend am Lagerfeuer. Eine längere Ausführung war nötig, um alle auf den neusten Stand zu bringen. Leo erzählte, wie er gestorben, wiederbelebt und an Ogygias Küste angespült worden war. Anschließend erzählte ich erst vom Kriegsende und anschließend von meinem Auftrag, da ich ja seitdem mit niemandem wirklich in Austausch gekommen war. Ich erzählte auch, was am Abend zwei Tage zuvor geschehen war. Ich wollte eigentlich auch erzählen, dass ich auch mit Annabeth vorher gesprochen hatte, aber dazu kam ich nicht so schnell. Leos Augen gingen im wahrsten Sinne des Wortes in Flammen auf. Ich zog Wasser aus der Luft und löschte sie damit, woraufhin sich der Sohn des Hephaistos erst fluchend über irgendwelche mechanischen Komplexitäten, deren Zusammenhang zu verstehen ich mir keine Mühe machte, ausließ und mich dann fragte, ob es mich stören würde, wenn früh am nächsten Morgen die Kabine von Annabeth voll mechanischer Spinnen sein würde.

Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass er das besser lassen würde, ging ich nochmal ein wenig weiter auf die wenigen Dinge ein, die Mathew bisher hier getan hatte. Danach brannten Leos Augen und von den Wassermassen, die ich zum löschen benötigte, ging um ein Haar unser Lagerfeuer aus. „Stört es dich denn, wenn morgen früh die gesamte Zeus-Kabine brennt?", wollte er mit einem absolut nicht unschuldig wirkendem Grinsen wissen. Ein amüsiertes Schmunzeln im Gesicht gab ich zurück: „Ich nicht, aber ich fürchte, Jason wird nicht all zu begeistert sein. Ich schätze deine Handlungsbereitschaft und werde darauf zurückkommen, aber lass es lieber vorerst bleiben und hör mir zu Ende zu." Zu meiner Überraschung tat er das.

Bevor ich nun Annabeth in Schutz nahm, wirkte ich zur Sicherheit ein wenig Magie, die jedem Wesen, das schwächer als drei Urgottheiten zusammen war, die Möglichkeit nahm, uns zu belauschen. Auch wenn es eigentlich überflüssig war, da niemand wirklich Vorteile uns gegenüber daraus ziehen könnte, aber dennoch war es mir lieber. Und du Angeber wolltest deine Kräfte auf dieser Welt austesten. Gib's zu! Er kann dich nicht hören.

Ich erzählte ihnen von den Nachrichten, die ich mit meiner Freundin ausgetauscht hatte. Ihren Schwur ersetzte ich jedoch durch die Aussage, dass ich ihr vertraute und Hermes Frage nach dem Verkauf der Rechte an Hephaistos TV ließ ich vollständig aus, da es nicht gerade unwahrscheinlich ist, dass Leo sich über mein Verbot hinwegsetzen würde und darauf konnte ich gut verzichten.

Zuerst erntete ich nur verwirrte und verständnislose Blicke, aber als ich dann erklärte, dass das unser Versuch war, Mathew ohne Gewalt, so gerne ich sie eigentlich ihm gegenüber auch angewendet hätte, von seinem monumentalen Ego runterzuholen. Aus den Gedanken der meisten konnte ich sehr gut ablesen, dass sie ebenfalls kein grundsätzliches Problem damit hätten, ganz frontal platt zu machen, er hatte sich in der kurzen Zeit, die er im Camp war, bereits arroganter als ein Arescamper und eingebildeter als die gesamte Aphroditehütte zusammen verhalten und in Selbstverliebtheit selbst seinen Vater übertroffen. Dass das eine fast unmenschliche Leistung ist, muss ich wohl niemandem erklären.

Zum weiteren Vorgehen sagte ich nicht allzu viel, aber ich fragte, ob jemand Ideen hatte, für kleine Fallen, die ein jeden abgehobenen Narzissten erzwungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen würden. Nun ja, das konnte man vorher schwer wissen, aber zumindest war klar, dass danach niemand mehr Gefahr laufen könnte, ihm den Schwachsinn abzukaufen, den zu verzapfen er versuchte. Besser wäre es natürlich, wenn er damit einfach einsehen würde, dass die Realität etwas anderes war als seine Heldenträume.

Als dieser Teil zu Ende besprochen und ich mir sicher war, dass niemand der Anwesenden wirklich glaubte, dass Annabeth mich tatsächlich betrogen hatte, wechselten wir wieder auf etwas entspanntere Themen zum Sprechen. Dominiert wurde das Ganze von unserem feurigen Alleinunterhalter mit dem Koboldgesicht, aber das wurde wohl von allen mehr positiv als störend aufgenommen.

Ich gab mir alle Mühe, während der Gespräche nicht gemein zu der leicht hinter Leo verstecken Kalypso zu sein, aber es fiel mir nicht leicht. Was ich auch versuchte, am besten Ende von jeder Ausrede und Entschuldigung, die ich in meinem Kopf für sie erdachte, sah ich wieder meine Freundin blind auf einen Abgrund zulaufen und dabei verletzt meinen Namen rufen. Ich konnte ihr auch nicht ansehen, ob sie spürte, wie ich in diesem Moment dachte, aber ob es so sein mochte oder nicht, ich würde das Thema nicht ewig totschweigen können. Spätestens zusammen mit Annabeth würde eine offene Konfrontation unausweichlich werden.

Manfred schickt euch klamm und heimlich zum nächsten morgen. Es interessiert eh niemanden, worüber die Halbgötter geredet haben. Äh doch... mir egal!

Am nächsten Morgen ging ich zur Ares Hütte. Etwas, was ich wirklich nicht gerne tat, aber wenn ich eine perfekte Illusion wollte, die möglichst weitreichend geglaubt wurde, durfte ich nicht nachlässig sein. Jeder wusste, dass ich mich niemals freiwillig mit der Ares Hütte zum Flagge erobern verbünden würde, das hatte ich noch nie, wenn es irgendeine andere Möglichkeit gab. Erst wollte ich vorsichtig über den Platz vor dem rot ange... naja, malt ist das falsche Wort. Angegatscht würde vielleicht passen, Gebäude zu schleichen, in der Hoffnung keine Tretmienen auszulösen, aber dann erinnerte ich mich, dass ich ja inzwischen ein paar praktische Fähigkeiten hatte. Ich mochte noch so viele Jahre damit Trainiert haben, intuitiv benutzte ich meine Kräfte noch immer nicht. Dazu war der Unterschied zwischen gewöhnlichem Alltagsleben und Training auf dem Planeten des Herrschers des Universums doch zu groß.

Ich erzeugte eine hauchdünne Luftschicht, die dennoch härter als Stahl war, auf der ich stehen konnte, ohne Druck auf den Boden auszuüben. Das bedeutet, auch wenn es von außen nicht sichtbar ist, würde ich über dem Boden schweben und so sicher vor allen im Boden lauernden Fallen zu sein. Ich hatte gerade den ersten Schritt auf den Stacheldraht überzogenen Boden gesetzt, oder eher über besagten Boden, als ich eine altbekannte Stimme hinter mir hörte: „Was suchen wir denn?"

Ich drehte mich, obwohl oder vielleicht auch weil ich wusste, wer hinter mir stand, blitzschnell um und wie erwartet stand dort das braunhaarige Mädchen, das bei unserer ersten Begegnung versucht hatte, den Kopf des Sohns des Poseidon in die Toilette zu drücken. „Ob du es glaubst oder nicht, Clarisse, ich habe dich gesucht und gerade überlegt, wie ich lebend über euren Todesstreifen komme."

„Der Sohn des Poseidon sucht mich...", halte sie misstrauisch nach, „was willst du von mir?" Ich schilderte ihr mein Vorhaben mit Mathew. Den Teil mit Annabeth ließ ich aus, da ich trotz alledem gerne das Gesicht meiner alten Rivalin sehen wollte, wenn ihr auffallen würde, dass ich auch sie hinters Licht geführt hatte. Als ich mit meinen Ausführungen geendet hatte, wartete ich auf ihre Ablehnung. Ich hatte ehrlich gesagt eher wenig Hoffnung, dass sie sich tatsächlich mit mir verbünden würde aber den Versuch wollte ich trotzdem machen. Natürlich wäre es mit meinen neuen Fähigkeiten auch ohne weiteres möglich, sie davon zu überzeugen, ein einmaliges Bündnis einzugehen, aber dreierlei Dinge sprachen dagegen. Zu allererst wollte ich bei solchen kleinen Entscheidungen nicht einem Lebewesen, ja, ich zähle selbst Clarisse in diese Kategorie, seine eigene Entscheidungsfähigkeit rauben. Des Weiteren würde sie dann nicht in der Lage sein, vor den anderen Bewohnern der Areshütte ihre Entscheidung nachvollziehbar zu decken und zu guter letzt, und das ist eigentlich ein recht erbärmlicher Grund, hatte ich mal wieder meine Kraft vergessen. Ich spürte sie eigentlich in jeder noch so kleinen Bewegung meines Körpers, aber dennoch ging das Bewusstsein dafür in meinem Kopf immer wieder verloren.

Wenige Augenblicke später stellte sich heraus, dass ich mir diese letzte Gedankengruppe auch hätte sparen können. Nicht dass sie irgendwie anstrengend war, mein neues Ich dachte automatisch in jeder Sekunde hundert mal mehr als mein Altes in einem ganzen Jahr, aber es waren Rechtfertigungen für das ausbleiben von Handlungen meinerseits, die überhaupt nicht mehr nötig waren, als Clarisse sagte: „Na gut, von mir aus." Ich blickte sie verwirrt an und fragte mich, ob ich mich verhört hatte. Zum Glück ersparte sie es dem zweitmächtigsten Wesen dieses Universums, eine dumme ‚Hä, was?'-Frage zu stellen.

„So wenig ich dich auch leiden kann, Percy, ich kann sehr wohl zwischen Held und narzisstischem Emporkömmling unterscheiden und solange niemand versucht, uns unsere Kriegsbeute streitig zu machen, solltest du wissen, dass ich bei größeren Auseinandersetzungen immer auf der richtigen Seite stehe. Wir sind in deinem Team dabei und werden Elektrohackfleisch aus unseren Feinden machen. Mögen die Athenegören lernen, dass Ares der erste Gott des Krieges war." Damit war dann wohl klar, wie sie ihre Geschwister überzeugen wollen würde. Ich bedankte mich. Auch wenn es um Ares ging, sie hatte etwas gutes getan und ich hatte es positionserzwungen nötig, mich ein klein wenig in Höflichkeit zu üben.

Ich wusste, dass Annabeth genug Überzeugungskraft hatte, dass sich alle Kabinen, deren Anführer nicht direkt mit mir befreundet waren, auf ihre Seite schlagen würden. Umso besser, wenn sie fallen würden.

Bevor es jedoch am Abend losgehen würde, musste ich noch eine weitere Vorbereitung treffen. Gewinnen war eine Sache, aber viel wichtiger war mir, dass Mathew seines Stolzes beraubt werden würde und die einfachste Methode, dies hier im Camp zu erreichen, waren wohl die Stoll Brüder. Ihre Scherzartikel konnte ich mir vielleicht auch selbst erschaffen aber erstens würde das Fragen aufwerfen, die ich noch nicht beantworten konnte, aber zum anderen konnte man bei ihnen immer auf originelle Ideen vertrauen. Der Vorteil bei ihnen: wenn es die Möglichkeit gab, einen Streich zu spielen, würden sie niemals verhandeln sondern sofort zustimmen.

Wie erwartet, so ist es passiert. Genau genommen sogar noch ein bisschen einfacher. Nachdem ich den Namen von Zeus Nachkommen, im Körper und definitiv der Gesinnung nach, erwähnt hatte, fragten sie sogar noch, ob die Scherze schmerzhaft und/oder tödlich sein dürften. Ich wollte mir nicht jetzt schon wieder die Schuld für Tode auflasten und so erklärte ich ihnen, dass es gerne schmerzhaft sein durfte, aber keine dauerhaften oder tödlichen Verletzungen entstehen sollten. Sie sagten mir, dass sie das Schlachtfeld am Abend kurz vor Flagge erobern, entsprechend präparieren würden. „Von außen wird man nichts sehen und selbst wenn jemand anderes darüber läuft, wird nichts passieren. Dein Dad gibt dir eine einmalige Fähigkeit, mit der du kontrollieren kannst, wann sie hochgeht." So bewarb Travis Stoll mir ihren Plan. Was genau sie vorhatten, sagten sie mir nicht und ich wollte mich lieber überraschen lassen, als ihre Gedanken zu lesen.

Außerdem konnte ich inzwischen so schnell reagieren, dass selbst wenn sie es übertreiben würden oder, was sehr unwahrscheinlich war, langweilige Dinge vorbereiten würden, ich noch rechtzeitig die Möglichkeit hätte zu reagieren.

Der mächtige Manfred schickt euch 3 Stunden, in denen absolut nichts interessantes passiert, in die Zukunft. Ihr Werdet nie erfahren, was in dieser Zeit passiert ist. Hahahahahahahahahahaha. beruhig dich Manni! Beruhigen? Ich fange gerade erst an. Oh shit, dann will ich nicht dabei sein, wenn du wirklich überdrehst.

Die letzten Reste meines Abendessens, in blauem Sirup ersoffene blaue Pancakes, verschwanden vom Tisch. Chiron stampftet mit dem Huf auf und die Tische waren plötzlich voll beladen mit Rüstungen und Schwertern aus himmlischer Bronze. Unbeeindruckt sah ich mich um. Ich kämpfte nur dann mit Rüstung, wenn große Gefahr für Verletzungen bestand, da ich lieber agil kämpfte und man ohne Blech vor der Brust und sonst wo einfach beweglicher war. Zusätzlich war ich inzwischen unsterblich und bei Bedarf auch unverletzlich. Aus dem Augenwinkel sah ich amüsiert Mathew zu, der scheinbar versuchte, sich in eine luftdicht verschlossene Einmachdose zu verwandeln. Wenn er nicht das Glück hätte, dass Halbgötter, insbesondere Kinder der großen drei, viel mehr physische Kraft hatten als jeder Mensch, hätte ich gewettet, dass er so nichtmal stehen könnte. Trotzdem könnte so jeder Gegner ihn besiegen. Ganz davon abgesehen, dass die meisten Monster stärker waren und man somit besser kämpfen musste als sie. Das war als lebender Blechhaufen definitiv unmöglich. Warum frage ich eigentlich Profis, ob sie mir mit Streichen und Fallen helfen, wenn er sich schon selbst zum depp macht?

Wir liefen alle jubelnd in den Wald, wo sich die beiden Teams aufteilten. Dieses Mal versuchten wir nicht, die Flagge zu verstecken oder an einen taktisch guten Ort zu platzieren. Annabeth war grob in den Plan eingeweiht und hatte somit Mathew vermutlich noch in seiner ohnehin felsenfesten Entschlossenheit, der eine zu sein, der uns die Flagge klaut, bestärkt. Ich streckte mein Bewusstsein aus und stellte fest, dass der Plan tatsächlich so aussah. Alle verteidigen die Flagge und der großen Held und Sohn des Zeus würde die Flagge holen. Ich sprach mit den Hüttenältesten und teilte ihnen mit, dass sie alle versuchen sollten, den anderen die Flagge zu stehlen.

Ich erntete verwirrte Blicke und mindestens fünf mal wurde mein gesunder Menschenverstand in Frage gestellt. Drei mal davon von Clarisse. Mit höchstmöglicher Autorität und vielleicht ein klein wenig Macht in der Stimme, die einen automatisch überzeugender wirken lässt, versicherte ich: „Ich weiß was ich tue. Aus verlässlichen Quellen kann ich sagen, dass es keinen Angriff außer einer Blechdose gibt und mit der würde ich gerne persönlich fertig werden." „Wenn wir wegen diesem Plan verlieren, bringe ich dich höchstpersönlich um, Perseus Jackson!", knurrte Ares Tochter. Auch die anderen schienen nur begrenzt überzeugt, vielleicht sollte ich beim nächsten Mal wirklich Macht in meine Stimme legen, nicht den kleinen Funken, den ich hier genutzt hatte. Trotzdem schien es nicht vollkommen wirkungslos gewesen zu sein. Auch wenn sie nicht so ganz zufrieden aussahen, fügten sich nun doch alle meiner Entscheidung und teilten ihren Hütten die Aufgabe mit. Die Zwillinge blieben noch einen Moment länger stehen und warfen mir bedeutungsvolle Blicke zu. Sie hatten scheinbar ihre Vorbereitungen schon getroffen.

Während nun auch sie, eine goldene Kette von Clarisse in der Hand, zu ihren anderen diebischen Brüdern zurückkehrten, tastete ich die Umgebung auf der nicht mit den Augen beobachtbaren Ebene ab und fand tatsächlich ein kleines Objekt, dass scheinbar sehr stark auf Wasser reagieren würde. Was genau es dann tun würde, wollte ich jedoch noch nicht herausfinden. Die Überraschung gefiel mir.

Ein lautes Horn schallte durch den Wald und mit lautem Geschrei rannten die anderen aus meiner Gruppe in den Wald. Ihre Rufe wurden leiser von der anderen Seite des einige Dutzend Meter entfernten Baches erwidert. In Sachen Lärm machen waren die Kinder des Kriegsgottes wahrhaft unschlagbar.

Nach einer Weile verhallten die Schreie und man hörte nur noch in der Ferne das Klirren von Schwertern. Aus dem Gestrüpp in der Nähe hörte ich etwas, was in Büchern oder Filmen meistens das leise Knacken eines Astes gewesen wäre, wenn jemand versucht, sich unauffällig anzuschleichen, hier jedoch mehr klang als würde Zerberus versuchen, den erymanthischen Eber im Gestrüpp zu zerfleischen, wenn man sich das Jaulen und Brechen von Knochen einmal wegdachte. Kurzum, selbst ein Taubstummer mit verbundenen Augen von hinten hätte von einem Dutzend Meilen Entfernung, auf denen ein Freizeitpark und ein Flughafen lagen, gehört und gesehen, dass sich da jemand von hinten anschlich.

Trotzdem wollte ich ihn in dem Glauben lassen, ich würde ihn nicht bemerken. Ich stellte mich so hin, dass er und die Flagge hinter mir lagen und tat so, als würde ich dort den Wald mit den Augen absuchen. Spätestens an diesem Punkt, wo ich in eine Richtung Ausschau hielt, in der nichts spielrelevantes sein konnte, hätte jeder gescheite Mensch und jeder, der nicht gescheit war, aber irgendwie eine Situation einschätzender beobachten konnte, misstrauisch werden müssen, ob es sich vielleicht um eine Falle handelte. Ich versuchte in dieser Situation so weit es mir möglich war auf Fähigkeiten zu verzichten, die ich als Sohn des Poseidon nicht besitzen sollte, wie zum Beispiel alles in meiner Umgebung wahrzunehmen, aber das war hier auch nicht schwer.

Auf einmal änderten sich die Geräusche hinter mir und wurden zu etwas, was vermutlich nur die schwerfälligen Schritte eines in Blech verpackten Idioten waren, sich aber eher anhörte, als wäre der Koloss von Rhodos ein Automaton und er käme gerade angelaufen. Etwas, was vermutlich keine, wie es sich anhörte, Krähe war, sondern nur eine aufgeplusterter Sohn des Zeus, stieß einen lauten Siegesschrei aus und dann hörte ich wieder das „Klonk, klonk" seiner Schritte, die in Richtung Fluss davon... naja, nicht liefen, vielleicht eher stolperten. Praktischerweise lief er auch noch genau auf die Falle der Stolls zu. Von nun an war es Zeit für Fähigkeiten.

Kurz bevor er auf der Falle stand, streckte ich mein Bewusstsein aus und spürte, dass Clarisse inzwischen zwei Dutzend Halbblute, die meist etwa vier Jahre jünger als sie waren, KO geschlagen hatte und sich nun mit einer grauen Flagge mit einer Eule drauf in unsere Richtung gelaufen kam, gefolgt von unserem gesamten Team und wenige Schritte dahinter auch verfolgt von unsern Gegnern, vorne an die Kinder der Weisheit. Als ich meine Wahrnehmung wieder auf meine Augen und die Fähigkeiten meines Vaters beschränkte, sah und spürte ich ihn am Rande der Lichtung direkt über der Wasserfalle stehen. Ich konnte fühlen, wie sich dort unter der Erde etwas tat, aber weder mit meinen Augen noch mit meinem intuitiven Wasser- und Flüssigkeitendetektor konnte ich etwas ausmachen, was den Vorstellungen der Kinder des Hermes entsprechen könnte.

Leicht ratlos ob dieser Umstände prüfte ich nun mit meiner eigentlichen Macht, wie die Realität wirklich aussehen würde, wäre alles sichtbar. Ich fand keine ausgeklügelte Falle. Nur irgendetwas spezielles in der Luft, was vermutlich, wenn ich meinem allwissenden Bewusstsein vertrauen konnte, was der Fall zu sein hatte, eine Art Wahrnehmung vernebelndes Gas war. Es war nicht wirklich gesundheitsschädlich, also entschloss ich mich, einfach zu sehen, was passieren würde. Ich drang in die Wahrnehmung von Mathew ein. Was er dachte wollte ich lieber nicht wissen, aber zumindest seine direkte physische Wahrnehmung. Dabei fiel etwas sehr komisches auf. Sein gesamtes Blickfeld war gerade dabei, sich auf die Seite zu drehen. Ähnlich als würde man den Kopf auf die Schulter legen und sich in die selbe Richtung zur Seite lehnen.

Ich stellte es mir unangenehm und ungewohnt vor, aber verabschiedete mich, hoffentlich für immer, von dem, was er durch seine Augen wahrnahm. Das Ergebnis war sehr leicht von außen zu sehen. Er torkelte zur Seite weg und begann dann, immernoch wie ein Betrunkener laufend, loszurennen. Allerdings nicht geradeaus in die Richtung, in der ihre Seite des Kampfgebietes wäre, sondern im rechten Winkel dazu gegen einen Baum. Im selben Moment kamen die anführenden Kinder des Ares aus dem Wald gestürmt und hielten verwirrt inne, als sie den Sohn der größten mir bekannten Dramaqueen mit der Nase an einem Baum sahen.

Von selbigem fiel nun, scheinbar durch den Zusammenstoß zum Fallen gebracht, ein weißer Beutel hinab, direkt auf den Kopf des ... Vielleicht nicht Waldläufers, eher Baumrenners, hinab, wo er zu einem bunten Gemisch aus Farbstaub in der Luft wurde. Dieser überlagerte jede Farbe seiner Kleidung, sofern zusehen, und seiner bis ins kleinste Detail optimierten Rüstung. Gleich hinterher stürzte ein Schwall Wasser, dessen Herkunft ich nur schwer ausmachen konnte, vermutlich von einem umgekippten Eimer. Wie der allerdings dort hoch gekommen sein sollte, blieb mir weiterhin ein Rätsel. Die Farbe wurde nicht abgewaschen sondern begann wie ein Regenbogen zu funkeln.

Während inzwischen alle Camper in Sichtweite standen, gelang es ihm nun, seine Nase aus der Rinde zu reißen. Er machte eine hundertachtzig grad Drehung und lief auf einen zweiten Baum zu. Von da aus rannte er nun, nicht mehr in dem einen Baum steckend, direkt frontal in den zweiten und im Fallen hin. Neben seinen Ohren tauchten aus dem Nichts zwei vor Elektrizität nur so blitzenden Wolken auf, die ihm die Frisur eines Igels verlieh. Wo genau die Brüder Miniaturgewitterwolken herhatten, wollte ich glaube ich garnicht wissen. Nun waren Annabeth und ich an der Reihe, die Situation aufzuklären. Wir fassten den Entschluss, dass wir nur von relevanten Informationen sprechen würden, weil der Rest privat war.

Während wir einen Vortrag über verschiedene grundlegende Charakterschwächen hielten, bei denen ich theoretisch jede einzelne an Mathew beispielhaft hätte beschreiben können, kam selbiger langsam wieder zu sich. Er hatte das Bewusstsein oder zumindest die Fähigkeit, sich zu bewegen, scheinbar bei seiner zweiten innigen Bekanntschaft mit einem Baum verloren. Nun kam meine weiterhin bezaubernde Freundin zu mir rüber und ich legte einen Arm um ihre Schulter. Sie vollendete diese Haltung, indem sie ihren um meine Hüfte legte. „Und nun...", rief ich, „noch eine Ankündigung für dich, Mathew, Sohn des Zeus. Egal wie sehr du dich selbst überschätzt, von außen sieht man, wer oder was du wirklich bist. Selbst wenn du es wärest, wäre das keine Berechtigung, dich so zu verhalten, wie du es tust. Egal was du gedacht hast, Annabeth ist nicht die Art Mensch, die sich nach einer Stunde von jemandem, insbesondere nicht von jemandem wie dir, um den Finger wickeln lässt.

Du hast keine Ahnung, was es heißt, unser aller Leben zu leben. In unseren Leben, und ich weiß, dass ich damit für jeden, der schon länger hier im Camp ist, spreche, brauchen wir nicht noch mehr Leute, die versuchen uns herumzukommandieren. Wenn du nicht lernst, dich realistischer einzuschätzen, wirst du nicht lange überleben. Denk über diese Worte nach, solange du dich mit deinen Einhornhaaren nicht traust, deine Hütte zu verlassen." Ich hätte lieber noch ganz andere Dinge gesagt oder getan, aber ich wollte versuchen, es möglichst neutral zu lösen.

Er schien den letzten Satz gekonnt überhört und den Rest ignoriert zu haben, zugegebenermaßen hatte ich nichts anderes erwartet, aber ich hatte es zumindest versuchen müssen. „Morgen Mittag, in der Arena, dann kämpfen wir um Annabeth und darüber, wer hier das sagen hat." Ich konnte es nicht fassten, wie dumm und respektlos ein einzelner Mensch oder Halbgott sein konnte. Nur Dutzende Jahre Selbstbeherrschung hielten mich davon ab, ihm einfach die Nase zu brechen. „Wenn du wirklich so dumm bist, zu glauben, dass ich dich jemals lieben würde, oder dass ein Sieg in einem Kampf Einfluss darauf hätte, dann könnt ihr beiden das gerne machen. Das Ergebnis steht sowieso schon fest." Sprach Annabeth neben mir meine Gedanken aus.

„Wenn du noch immer nichts gelernt hast, dann sollst du deine weitere Niederlage haben, ich werde da sein.", ergänzte ich Annabeth Bemerkung. „Mach dich auf die Niederlage deines Lebens gefasst, Jackson.", rief er nun über die Lichtung, bevor er hoch erhobenen Hauptes davon stolzierte und dabei versuchte, weiterhin würdevoll auszusehen. Zumindest sollte es so sein. Eine längere Liste an Dingen hielt diese Tatsache auf. Erstens hatte er vorher nicht würdevoll ausgesehen, zweitens humpelte er, drittens sah sein stolzieren selbst ohne diese Einschränkung eher so aus, als müsste er dringend auf Toilette, Viertens lief er viel zu schnell, was ebenfalls eher auf eine Flucht zur Toilette als auf einen stolzen Gang schließen ließ, fünftens lachten ihn fast alle anwesenden aus, weil er sechstens immernoch wie ein vollständig in Regenbogenfarben getränkter Igel aussah. Keine besonders vielversprechenden Voraussetzungen.

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3729 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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