Kap. 62 Wahrnehmung der Elfe
Arya pov
Ich schloss schon ab mit mir. Elfen waren schneller als Menschen, aber auch wir konnten nicht in einem Sekundenbruchteil einen so großen Zauber wirken oder unvorbereitet mehrere Meter zur Seite springen. Und selbst wenn mir das gelingen sollte, wäre die Wirkung der Magie vermutlich nicht ansatzweise rechtzeitig gekommen. Schnell ist sie, aber trotzdem tritt der Effekt im Normalfall nicht augenblicklich ein. Je schneller, desto anstrengender, und es wäre schon so ein kaum zu stemmender Aufwand geworden.
Der Felsquader hatte meinen Arm bereits getroffen und nur dank meiner elfischen Sinne konnte ich das so als fortlaufenden Prozess spüren. Der riesigen Maße des Steins hatte ich nahezu nichts entgegenzusetzen und so knickten zuerst meine Arme ein und danach musste ich gleichzeitig auf die Knie sacken und dabei den Kopf einziehen um noch einen weiteren Augenblick Zeit zu ergattern. Es war natürlich überflüssig, da ich auch in diesem winzigen Zeitraum weder eine Idee entwickeln, noch durchführen konnte.
Ich machte mich darauf gefasst, zerquetscht zu werden, aber da kam nichts. Ich wartete eine halbe Sekunde, ich wartete eine Sekunde. Um mich herum nahm ich das Dröhnen von vielen weiteren Steinen wahr, also erlebte ich nicht nur meinen Tod langsamer als er wirklich war, aber das Ding über mir presste mich aus irgendeinem Grund nicht zu einem Fladen zusammen. Ich blickte auf und musste blinzeln. Feiner Staub und Sand rieselten auf mich herab, von dem Felsen keine Spur.
Nachdem ich fertig war, mich darüber zu wundern, dass ich noch am Leben war, was für meine Verhältnisse wirklich lange dauerte, sah ich mich nach einem möglichen Grund dafür um. Ich entdeckte ihn auch sehr schnell. Thalia hatte sich scheinbar doch schnell genug umgedreht und feuerte nun in einer irren Geschwindigkeit Salven an Pfeilen, die von gelben und weißen Funken umzuckt wurden, ab. Es gelang mir irgendwie, einen dieser blitzartigen Pfeile zu verfolgen. Er flog direkt gegen einen garantiert Tonnen schweren Felsen, der drauf und dran war, drei Soldaten auf einmal das Leben zu kosten. Beim Aufprall auf den Felsen, der normalerweise kaum eine Scharte hinterlassen hätte, barst dieser ebenfalls zu Sand und Staub, der so fein war, dass er fast in der Luft schwebte.
Ihre Bewegungen konnte auch ich nur verschwommen erkennen, aber ich bezweifelte, dass sie sich wirklich so bewegte. Wenn Percy die Wahrheit sagte, was ich inzwischen weitestgehend glaubte, auch wenn es mir nicht gefiel, musste auch Thalia göttliche Kräfte haben. Möglicherweise täuschte sie die unmögliche Geschwindigkeit nur vor und tat in Wirklichkeit etwas anderes und diese Blitz-Pfeile wurden vielleicht von Hand geworfen. Ich wusste nicht, wie es das ganze leichter machen sollte, aber es erschien mir eine Möglichkeit zu sein, die so logisch war, wie im Zusammenhang mit Göttern oder was auch immer nur irgend möglich.
Ich merkte erst jetzt, dass der Felsen, den sie eben über mir zerstört hatte, mich so weit zu Boden gepresst hatte, dass ich, wie die Zwerge beim beten, im Staub saß. Mühsam versuchte ich mich zu erheben. Man sollte meinen, dass ich von meinem vorher so energiegeladen Zustand niemals so schnell in einen vollkommen entkräfteten wechseln würde. Oft gab einem soetwas Kraft oder einen gewissen Rausch, aber die Gewissheit, dass ich ohne Thalia tot wäre, saugte jegliche Stärke auf, die sonst vielleicht da gewesen wäre. Dieser Umschwung war etwas überraschender gekommen, als mir lieb war.
Tatsächlich war es nicht so, als wäre ich einfach müde, nein, es war tatsächlich so als sei jegliche Kraft aus mir gewichen. Es gelang mir, mich auf ein Knie zu stützen, aber bereits das fühlte sich anstrengender an, als es jede Schlacht hätte sein können. Innerlich stieß ich einige derbe Flüche aus, als sich eine Hand in mein Sichtfeld schob. Ich blickte auf und sah, dass die Göttin der Blitze, wie es schien, mir ihre Hand hinhielt. Ich zögerte eine Sekunde, stolz war eine klare Schwäche von mir, doch schließlich sah ich ein, dass alles andere kindisch wäre und ergriff ihre Hand.
Sie zog mich hoch und so stand ich nun auf die Knie gestützt da und wartete, dass zumindest ein Teil meiner Kraft wieder zurück käme, sobald ich den Schreck einigermaßen überstanden hätte. „Danke!", murmelte ich in Thalias Richtung. Sie winkte jedoch ab, als wäre nichts besonderes geschehen. Ich zuckte also mit den Schultern, sah mich um und stellte fest, dass die meisten unserer Leute sich gerade ebenfalls gegenseitig aufhalfen. Niemand schien tödlich verletzt zu sein, auch wenn die Gesichter von einigen so aussahen als hätten sie den Tod persönlich gesehen, jedoch konnte ich bei einem von ihnen erkennen, dass er sich einen Arm gebrochen hatte. Der Winkel, in dem dieser abstand, war auf keinen Fall natürlich.
Noch ehe ich dazu etwas unternehmen konnte, deutete Thalia auf ihn und seinen Nebenmann und rief letzterem zu: „Bring ihn zum Krankenzelt! Mit einem gebrochenen Arm ist er bei dieser Operation nicht mehr hilfreich. Gib danach Nasuada über diesen Angriff Bescheid!" Danach wandte sie sich an die anderen. „Alle anderen, auch wenn der Schreck tief sitzt, wir müssen unsere Aufgabe zu Ende bringen. Wir haben alle ungefähr gesehen, von wo die Angreifer kamen. Wir müssen ihnen jetzt so schnell wie möglich alle Fluchtwege abschneiden. Teilt euch in zwei Gruppen. Eine wird die Durchgänge zu den naheliegenden Häusern blockieren. Die andere wird die Häuser dazwischen durchsuchen, Verdächtige werden festgenommen, aber nur bei starker Gegenwehr umgebracht, da wir am schnellsten dort hin kommen, werden Arya und ich diejenigen einfangen, die sich noch immer auf den Dächern aufhalten."
Man merkte sofort, dass Thalia Erfahrung mit derartigen Plänen hatte und es war ihr anzuhören, dass sie nicht zum ersten Mal Befehle erteilte. Vielleicht beurteilte ich gerade alles, was mit ihr zu tun hatte, etwas zu positiv, aber wer könnte es mir verdenken?
Das Militärtraining der Soldaten zeigte Wirkung und nach wenigen Sekunden standen zwei annähernd gleich große Gruppen vor uns. Sie liefen ohne weitere Anweisungen zu den Bereichen der Häuserreihe, die ihnen zugewiesenen worden waren. Es war gut mit anzusehen, wie schnell sie sich an neue Anführer anpassen konnten. Ich hatte schon Truppen gesehen, die auch nach dem ausdrücklichen Befehl ihres Anführers, dass nun jemand anderes das Kommando hätte, nicht oder fast nicht auf diesen neuen Kommandanten gehört hätten, insbesondere wenn dieser neue weiblich war, aber entweder Nasuadas oder Thalias Autorität hielten sie weiter unter Kontrolle.
Als die Gruppen zum größten Teil in den Häusern verschwunden waren, nickte sie mir zu. „Alles wieder in Ordnung?" Zögerlich nickte ich. Ich fühlte mich nicht mehr als wäre ein Drache auf mir gelandet, aber so ganz auf der Höhe war ich trotzdem nicht mehr. Offensichtlich hatte etwas mich verraten, möglicherweise meine Miene, ich glaubte nämlich nicht, dass sie deshalb meine Gedanken lesen würde, denn sie verdrehte die Augen und meinte: „Das heißt dann wohl nein. Also schön, ich fliege dich mit hoch. Ich sehe, dass du das nicht willst, aber wenn du danach noch kämpfen können willst, ohne ein größeres Himmelfahrtskommando als Eragon im Imperium zu starten, ist es die einzige Möglichkeit."
Ergeben hob ich die Arme. „Hast ja recht, also schön." Sie grinste und irgendwie hatte ich das Gefühl, als sei ich der Auslöser, was sie einen Augenblick später bestätigte. „Geht doch. Man muss nur deutlich werden, dann hörst du genau wie Eragon auf, den Helden zu spielen. Auch wenn du dabei meistens etwas vernünftiger bist, ist es eine ziemlich auffällige Ähnlichkeit... Hör auf es zu bestreiten und denk an das, was Percy und Annabeth dir zu diesem Thema gesagt haben. Und jetzt los, sonst können wir es auch gleich lassen." Zwischendurch war ich wohl ein klein wenig rot angelaufen aber, am Ende grinste ich wieder.
„Wieso los? Du hast gesagt, du übernimmst das. Ich warte nur darauf, dass du loslegst." Ihre Miene verfinsterte sich und nach einer Sekunde, in der sie mehr oder weniger erfolgreich Ersteres! versuchte, mich mit Blicken zu durchbohren, brummte sie: „Na wenigstens nicht auf den Mund gefallen." Ich spürte, wie die Kraft, die mich nach unten zog schwächer wurde und ich langsam empor stieg. Über den Dächern angekommen spürte ich die Kraft plötzlich wieder und stürzte nach unten. Nicht aufs Dach sondern zwei Meter daneben.
Noch bevor ich einen Gedanken an einen Zauber verschwenden konnte, fing die Luft mich wieder auf und trug mich, dieses Mal ordentlich, aufs Dach. Ich kam neben Thalia zum Stehen, die frech grinste, „Ups!" Sie machte keinen Hehl daraus, dass das volle Absicht gewesen war. Ich starrte sie böse an, sagte aber nichts weiter und blickte mich stattdessen um. Fünf Leute rannten vor uns weg, zwei in die eine, drei in die andere Richtung. Noch während ich sie entdeckt hatte, rannte die Frau, die mich eben fast hatte abstürzen lassen, hinter der Dreiergruppe her.
Ich lief in die entgegengesetzte Richtung los, ignorierte mehrere einzelne Gruppen von Menschen auf den anderen Dächern der Stadt und hörte gleichzeitig Kampfgeräusche von hinter mir. Es hatte sich wohl mindestens einer von ihnen gegen Aufgeben entschieden. Da beim Rennen mein Adrenalin Stück für Stück wiederkehrte, erreichte ich die beiden Flüchtigen noch vor dem Ende der Häuserreihe. Kurz bevor ich sie erreichte, rief ich ihnen das typische Angebot hinterher. „Ergebt euch und ihr überlebt. Kämpft oder lauft weg und ihr sterbt."
Man sollte meinen, dass dieses Scheinangebot mehr als aussagekräftig war, aber leider hatten die meisten Soldaten noch nicht verstanden, dass bei den Elfen Frauen nicht schwächlich waren, wie sie bei den Menschen behandelt wurden, und auch nicht, dass das schöne Volk grundsätzlich um ein Vielfaches stärker war, was bedeutete, dass auch ein zwei gegen eine für die Menschen zum Verhängnis werden würde.
Einer von den beiden schien es zu schaffen, sein Leben über sein Ego zu stellen, blieb stehen und hob die Hände. Der andere sah ihn erst verwirrt an, fluchte dann und zückte sein Schwert. „Ich weiß nicht was du mit ihm gemacht hast..." Dabei spuckte er dem, der sich ergeben hatte, vor die Füße, „... aber ich falle nicht darauf herein. Du bist nur eine Frau. Du wirst es bereuen, dass du versucht hast, mich aufzuhalten."
Ich starrte ihn nur kühl an. Es war nicht das erste Mal, dass ich solche Dinge hörte und so fiel es mir leicht, die kochende Wut, die ihn auf der Stelle verbrennen wollte, im Zaum zu halten. Selbst wenn er das verdient hätte. Sein Ego konkurrierte alleine mit seiner Dummheit. Was davon die Überhand hatte, ließ sich nicht genau sagen.
Ich zog mit tödlicher Gelassenheit meine Klinge und gab vor, sie in einem schlechten Winkel zur Seite abstehen zu lassen. Er brauchte mehrere Sekunden um das zu erkennen und statt zumindest zu versuchen, es auszunutzen, rief er: „Nichtmal dein Schwert kannst du ordentlich halten!" Wenn ich nicht etwas derartiges erwartet hätte, wäre mir spätestens jetzt jede Geduld gerissen, aber es war wie schon gesagt nicht das erste Mal. So aber tat ich weiterhin so, als würde ich es nicht besser wissen. Wenn es stimmte, was laut Percy und Annabeth nach dem Tod kam, konnte ich ihn in seinen letzten Sekunden vielleicht noch so weit reizen, dass er eine lohnenswerte Strafe bekommen würde. Denn das würde ich ihm zugegebenermaßen gönnen, so wie er sich gerade aufführte.
„Hörst du schlecht? So brauche ich garnicht gegen dich zu kämpfen!", rief er schon wieder. Ich seufzte tief. „Noch irgendwelche letzten Worte?" Verächtlich schnaubend empörte er sich: „Ich brauche noch gar keine letzten Worte, aber wenn du willst. Lass deine Waffe fallen, du kannst scheinbar sowieso nichts damit anfangen, und ergib dich. Schwöre mir ewige Treue als Sklavin und ich lasse dich vielleicht am Leben. Ansonsten kannst du jetzt deine letzten Worte sprechen und dir sicher sein, dass sie wie alles andere an dir in Vergessenheit geraten werden."
Genau auf sowas hatte ich gewartet. Es kostete mich zwar wieder einige Überwindung, aber es gelang mir doch, ihn wieder nicht sofort anzugreifen. Es sollte also nach dem Tod Gerechtigkeit geben und Percy, als scheinbar höchste Autorität hatte Eragon zufolge fast die Beherrschung verloren, als es um Sklaverei ging? Wenn das so wäre, würde er spätestens für seine letzten Sätze eine lohnenswerte Bestrafung bekommen. Zumindest glaubte ich nicht, dass man in einer Welt, die letztendlich von Percy und Annabeth regiert wurde, mit auch nur einem davon, Sklaverei oder Frauenfeindlichkeit davon kommen würde. Natürlich könnte man argumentieren, er habe es nur so dahin gesagt, aber man konnte von seinem Gesicht ablesen, dass er es genau so gemeint hatte.
Nun, wo er nachhaltig bestraft werden würde, nahm ich mein Schwert in eine vernünftige Position und wartete, dass er mit seinem Ego einen Fehler machen würde. Ich musste ungefähr so lange warten, wie ich für diesen Gedanken brauchte. Er stürzte fast augenblicklich, nachdem er meinen Wechsel der Pose gesehen hatte, auf mich zu. Ich hatte eigentlich keine Lust, einen langen oder anstrengenden Kampf daraus zu machen und so fing ich seine Waffe mit meiner ab, ließ sie über meinem Kopf einmal kreisen und schlug dann zu. Ich konnte wortwörtlich sehen, wie die Vibration meines Schlages seinen Arm erreichte und er fast den Griff losgelassen hätte.
Um es elegant zu beenden täuschte ich einen Schlag von links an, änderte dann aber die Richtung so, dass seine Klinge, die er gerade noch richtig in Position gebracht hatte, nun in einem für ihn ungünstigen Winkel über meiner lag. Ich riss mein Schwert nach oben und seins segelte ihm aus der Hand. Ich wandelte den Schwung, den ich aus dieser Bewegung noch hatte, in einen Tritt um, welcher ihn in hohem Bogen vom Dach beförderte.
Er schrie im Fallen, aber das kümmerte mich herzlich wenig. Mein Mitgefühl war auf die beschränkt, die selbst solches besaßen. Er hatte es provoziert und nun musste er die Folgen tragen. Ziemlich eingeschüchtert sah mich der andere Attentäter, der sich zumindest ergeben hatte, an. Ich steckte mein Schwert wieder weg und sagte, die ersten Worte betonend: „Die Varden halten ihr Versprechen. Wenn du weiterhin keinen Widerstand leistest, wirst du überleben. Alles weitere hängt nicht mehr von mir ab."
Sichtlich erleichtert dreinblickend, nickte er schnell. Er war wie es schien nicht so schwer von Begriff wie die meisten imperialen Soldaten. Ich bedeutete ihm, mir zu folgen, und ging zu der Stelle zurück, an der Thalia und ich auf das Dach gekommen waren. Bei ihr hatte sich wohl auch nur einer der drei ergeben, denn mehr sah ich nicht in ihrer Nähe. Als ich jedoch ihren finsteren Gesichtsausdruck sah, fragte ich nach und erfuhr, dass sich eigentlich zwei ergeben hatten, aber der eine das nur vorgetäuscht hatte und dann versucht hatte, sie von hinten zu meucheln. Was für ein Idiot.
Als nächstes sprang sie dann einfach vom Dach und stoppte einige Sekunden vor dem Boden. Ich wandte mich den beiden Gefangenen zu. „Ihr seid die nächsten. Wenn ihr springt, wird fair über euch gerichtet, und ich meine nicht nach dem Tod, lasst es sein und ihr endet wie eure Kameraden. Ich habe keine Lust, wegen euch einen Umweg zu gehen." Nun wirkten beide wirklich entsetzt.
„Das kann doch nicht euer Ernst sein...!" Ich unterbrach ihn augenblicklich denn meine Geduld war heute schon genug strapaziert worden. „Ihr werdet vor dem Boden abgebremst. Ihr seht doch, dass Thalia schon gesprungen ist... und jetzt los!" Nicht gerade einfühlsam, aber auch ich hatte keine Lust mehr auf einfühlsam.
Mit einem Ausdruck, als würden sie in ihr Verderben laufen, traten die beiden zusammen an die Kante und nach einigen weiteren Sekunden des Zögerns sprangen sie schließlich beide. Auch das war allgemein nicht sonderlich helle, aber in diesem Fall die richtige Entscheidung. Natürlich bremsten sie einige Meter über dem Boden, aber da es Thalia eigentlich fast egal war, ließ sie die beiden zwei Ellen über dem Boden aus dem Wind fallen, so dass die beiden zwar unbeschadet, aber zumindest verschreck auf den Steinen landeten. Ich sprang hinterher und noch im Flug hörte ich Thalia fragen: „Soll ich dich auffangen oder willst du dieses Mal selbst?"
Ihr Tonfall provozierte mich so weit, dass ich schließlich sagte: „Nein danke, ich bekomme das hin" Ich hatte das Gefühl, dass ich es inzwischen wieder schaffen würde. Also rief ich im Moment ehe ich aufschlug: „Letta!" Es war kein besonders filigraner Zauber, aber solange er funktionierte, war mir das für den Moment egal. Ich blieb nochmal einen Augenblick schweben und manipulierte den Zauber gedanklich so, dass meine Füße unten waren, und löste die Magie dann wieder.
Ich landete erfolgreich auf den Füßen ... knickte dann aber ein und wäre um ein Haar gefallen, hätte Thalia mich nicht in letzter Sekunde aufgefangen, in dem sie mich mit einer Hand knapp unterhalb meines Halses stoppte. So schob sie mich auch wieder auf die Füße zurück und feixte. „Man sieht, alles unter Kontrolle." Ich brummte nur etwas unverständliches. Ich wusste selbst nicht, was ich sagen wollte, aber es ging ja auch eher um das Ausdrücken des Unwillens. Auch das fand sie offenbar eher komisch als alles andere. „Ach komm, ich finde es nur lustig zu sehen, wie lange du brauchst um aus freien Stücken Hilfe zu akzeptieren."
Ich fand es immernoch nicht gut, nickte aber stumm und signalisierte damit, dass ich bereit wäre um wieder wieder zurück zu gehen, da auch unsere beiden Trupps eine beachtliche Anzahl an Soldaten hatten festnehmen können. Falls auf irgendeine Weise doch noch welche entkommen wären, fiele das nicht weiter ins Gewicht, da uns sowieso die meisten in der Stadt feindlich gesonnen waren.
Thalia übernahm nun wieder das Kommando und rief: „Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Soweit ich das sehe ist niemand von uns in den Häusern gefallen. Ist das richtig?" Aus mehreren Richtungen ertönten weitestgehend motivierte, bestätigende Rufe. „Sehr gut, dann können wir Nasuada melden, dass es ein voller Erfolg war. Marsch zurück." Und mit diesen Worten lief sie voran. Ich schloss schnell zu ihr auf und fragte: „Du scheinst Erfahrung mit sowas zu haben. Woher?"
Ein geheimnistuerisches Schmunzeln spielte um ihre Lippen. „Ich war früher mal Leutnant in einer Art Eliteeinheit. So groß ist der Unterschied hier auch nicht." - „Nicht so viele Details auf einmal.", meinte ich. Wenn sie schon solche Dinge andeutete, wollte ich eigentlich auch etwas mehr darüber wissen. Statt einer ausführlichen Erklärung, auf die ich wider besseres Wissen gehofft hatte, sagte sie: „Vielleicht ein Andermal." Immerhin etwas. Den restlichen Weg liefen wir schweigend.
Als wir den großen Platz am Eingang von Belatona erreichten, stellten wir fest, dass die anderen Gruppen fast zeitgleich mit uns ankamen. Einige waren bereits da, bei anderen war zumindest schon zu sehen, dass sie gleich eintreffen würden.
Wir warteten noch die wenigen Minuten, bis die letzten ankamen, und Zusammen liefen wir zu Nasuada, die in der Nähe der Mauer stand und mehreren Boten, Heilern und anderen Unterstützern Anweisungen gab. Als sie uns sah, schickte sie alle anderen weg und fragte: „Ist alles gut gegangen?"
Es folgten eine Reihe von Berichten, die verdächtig nach dem Angriff auf unseren Teil klangen. Offenbar waren alle Anschläge genau zum gleichen Zeitpunkt gestartet und deshalb hatten wir nicht mitbekommen, dass die anderen auch angegriffen worden waren. Vielleicht hätte ich es mir denken können, nachdem ich beim Verfolgen unserer Angreifer auch auf den anderen Dächern viele Leute gesehen hatte, aber dabei war ich nunmal beschäftigt.
Schließlich ergriff Nasuada wieder das Wort. „Es ist schön, dass ihr alle wohlbehalten zurück seid. Wisst ihr, ob irgendwer entkommen ist?" Es war Percy, der antwortete. „Entkommen ist niemand. Das haben wir... auf unsere Weise kontrolliert. Viele haben sich jedoch ergeben. Es ist Eure Entscheidung, was nun mit ihnen passiert."
Sie nickte. „Hervorragend. Was die Soldaten angeht, solange niemand etwas dagegen hat, würde ich ihnen den Schwur abnehmen, in keiner Weise dem Imperium zu helfen. Wenn wir sie zu Treueschwüren zwingen würden, könnten wir uns auch direkt dem Imperium anschließen. Danach stellen wir sie vor die Wahl, sich uns anzuschließen oder ein neues Leben, außerhalb des Militärs anzufangen. Seid ihr einverstanden?"
Es war etwas, dass ich in ihr als Anführerin sehr schätzte. Die meisten Feldherren hätten jeden Soldaten zu einem Treueschwur gezwungen. Sie jedoch achtete selbst im Krieg darauf, nichts zu tun, dass sie nicht auch so oder so ähnlich als Königin tun würde. Primär aus diesem Grund sagte ich dann: „Ich halte das für eine vernünftige Lösung." Danach sprachen sich auch alle anderen dafür aus.
Nasuada winkte einen Boten heran und trug ihm auf, den Soldaten aufzutragen, die Gefangenen ins Lager zu bringen, vorerst jedoch bewachen zu lassen. Als dieser davongeeilt war, trat Annabeth nochmal vor. „Ich würde Euch übrigens raten, die Eingangshalle möglichst schnell wieder in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. Ihr werdet in einigen Minuten von einem Späher erfahren, dass Besuch ansteht."
Die Herrin der Varden sah überrascht aus, nickte dann aber schlicht. Annabeth schien, genau wie Thalia vorhin, keine Lust zu haben, weitere Details zu erzählen.
Tatsächlich ertönte kurz darauf ein Horn und von irgendwo rief jemand: „Die Werkatzen kommen! Die Werkatzen kommen!" Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber seit wann mischt sich dieses alte Volk denn so offen in Kriege und Feldzüge ein? Und seit wann kamen sie überhaupt in Gruppen zusammen? Ich hatte noch nie mehr als eine von ihnen an einem Ort gesehen.
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3469 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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