Kap. 61 Gefangennahme

Arya pov

Die blauen Flammen glühten noch einige Sekunden, auch wenn das eigentliche Material schon nicht mehr da war. Ich hatte Eragon vorher geholfen, weil ich wusste, wie schlecht es wirklich um seine Kraft stand und dass er trotzdem nicht aus eigenem Antrieb nach Hilfe fragen würde. Manchmal war diese unter den meisten guten Wesen weit verbreitete Angewohnheit ziemlich nervig und führte zu Problemen, aber ich fand es besser als wenn er alle naselang nachfragen würde. Die neue Taktik hatte problemlos funktioniert, auch wenn es nicht nötig gewesen war. Es war ziemlich sicher niemand in der Nähe, der versuchen würde in unsere Gedanken einzudringen.

Die Flammen erloschen, der Staub legte sich und wir traten mit gezogenen Schwertern durch den Torbogen. Dahinter stand eine größere Anzahl Adliger, zumindest implizierte ihre Kleidung das, die jetzt, wo sie uns sahen, versuchten schnellstmöglich ihre erschrockenen und teilweise verängstigten Gesichter hinter einer grimmig dreinschauenden Maske zu verbergen... es klappte nicht so richtig. Selbst wenn die meisten ihre eben noch offen stehenden Münder geschlossen hatten, so konnte ich doch sehr deutlich sehen, was sie versteckten.

Während ich meinen Blick durch den Raum streifen ließ, stachen mir zwei Personen ins Auge. Zum einen der Fürst, welcher sich mit Gewand und Krone nicht hatte lumpen lassen, selbst wenn sie gerade angegriffen wurden, und ein Mann der einfach nicht in dieses Bild zu passen schien. Er trug als einziger eine Kapuze und auch sonst wirkte er weniger aufgebläht. Trotzdem gehörte er nicht zu den wenigen Soldaten, die links und rechts von Bradburn standen. Ein Blick auf geistiger Ebene verriet mir, dass es sich vermutlich um einen Magier handelte. Zwar hatten außer den Soldaten und Melina alle anwesenden in irgendeiner Form einen Schutz um ihr Innerstes errichtet, aber dieser war von Grund auf so aufgebaut, dass man sich dahinter nicht nur verkriechen sondern im Notfall auch zurückschlagen konnte. Stark war er trotzdem nicht, aber man sollte es im Hinterkopf behalten.

Obwohl zumindest Eragon und Luke es scheinbar erkannt hatten, versuchte der Magier sich noch immer unter die anderen Anwesenden zu mischen. Er war wohl nicht besonders helle. Melina hielt sich so weit im Hintergrund, dass sie scheinbar noch von niemandem bemerkt wurde, während wir vier so in den Raum traten, dass garantiert niemand ohne unser Einverständnis den Raum verlassen könnte. Dies geschah ohne dass wir uns vorher abgestimmt hatten, zeigte jedoch, dass wir uns bei sowas auch ohne Worte verstanden, selbst wenn ich mit Luke und Roran nicht allzu oft zu tun hatte und selbst mit Eragon regelmäßig Schwierigkeiten beim wortlosen Kommunizieren entstanden. Zumindest wenn wir gerade nicht kämpften. Da wir die selben Lehrer gehabt hatten, waren in diesem Bereich wirklich langsam keine Worte mehr nötig.

„Was wollt ihr?!" Bradburn riss mich mit seinen versucht strengen sowie inhaltlich total überflüssigen Worten aus den Gedanken. Bevor ich mir eine schlagfertige Antwort ausdenken konnte, meinte Luke: „Dich vor eine Entscheidung stellen!" - „Wie kannst du es wagen so respektlos mit mir zu sprechen? Das hier ist meine Stadt!", entrüstete er sich.

Vollkommen unerwartet brach Luke plötzlich in Gelächter aus und verstummte dann abrupt wieder. „War! Das hier ist definitiv nicht mehr deine Stadt und ich rede mit dir so, wie ich will. Zwei Drittel deiner Leute sind bereits gefallen oder haben sich ergeben. Dein feiger Plan ist fehlgeschlagen und jetzt hast du die Wahl: Befiel deinen Leuten die Kapitulation oder rechne damit, dass wir dich gefangen nehmen und alle deine Leute vor die Wahl zwischen Exekution und Kapitulation stellen. Noch Fragen?"

Bradburn spuckte aus... auf seinen eigenen Teppich, wie blöd muss man sein. „Versucht es doch!" Das war wohl so in etwa das dümmste was er hätte tun können. Luke steckte sein Schwert weg. Das hätte mich früher vielleicht überrascht, aber ich wusste, dass er es eigentlich nicht brauchte. Er lief direkt auf den Trottel auf dem Thron Hey, dieser Titel ist Zeus vorbehalten! zu, ohne Rüstung, ohne Waffe, ohne irgendein Zeichen, dass er die bewaffneten Soldaten auf seinem Weg überhaupt zur Kenntnis nahm.

Diese schlugen nach ihm, aber er tat als merke er es nicht. Bereits das erste Schwert drang durch seine Seite, aber anstatt dass es, wie auch ich erwartet hätte, dort stecken bleiben würde, ob er nun eine Reaktion zeigen würde oder nicht, schien es einfach durch ihn hindurch zu gleiten. Ich vernahm ein leises Quieken hinter mir, welches ich instinktiv Melina zuordnete, da sie vermutlich noch eher selten gesehen hatte, wie jemand verletzt oder fast verletzt wurde. Die Wache konnte ihre Waffe jedenfalls nicht mehr bremsen und schlug damit ihrem Gegenüber mit sehr viel Schwung in die Seite. Besagte Wache stieß einen Fluch aus und stürzte zu Boden. Somit war einer unbewaffnet und der andere kampfunfähig, ohne dass Luke einen Handschlag getan hatte.

Die restlichen Soldaten waren vorsichtiger und verletzten sich nicht mehr selbst, aber weiterhin glitten alle Waffen durch Lukes Körper hindurch. Der Fürst schien zu denken, dass das bedeutete, dass Luke nur eine Illusion war und lächelte siegesgewiss... bis Luke ihm in den Bauch schlug und trotzdem weiterhin nicht zu treffen war. Bradburn krümmte sich und stieß mehrere Flüche aus, die nicht für seinen Stand angemessen waren.

Als wäre nichts passiert, fragte Luke erneut: „Bleibt es bei Eurer Weigerung?" Erneut fluchend knurrte Angesprochener: „Und wenn ihr mir die Haut abzieht und mich in Säure werft, ich werden niemals mit Umstürzlern und Ungeheuern kooperieren!" Dieses mal seufzte unser Geleitschutz und meinte: „Warum überrascht mich das nicht? Warum habe ich Vernunft erwartet? Insbesondere ich müsste es inzwischen besser wissen. Aber wie Ihr wollt, damit habt Ihr auch Eure letzte Chance, weiter im Amt zu bleiben, verwirkt."

Er schnippte einmal mit den Fingern und Bradburn stand in festen Seilen eingewickelt, so dass er grade noch laufen konnte, da. Ich vernahm ein leises Murmeln hinter mir und sah, wie der Möchtegernmagier fieberhaft seine Lippen bewegte. Ich konnte heraushören, dass er irgendetwas mit Feuer zu tun hatte, aber ehe ich einen Gegenzauber improvisieren konnte, schoss ein manngroßer Feuerball aus seinen Händen und flog auf Luke zu. Dieser drehte sich nicht mal um sondern wedelte nur mit der Hand. Die flammende Kugel schrumpfte auf Faustgröße zusammen und zischte in deutlich höherem Tempo zurück. Luke hatte offenbar nicht töten wollen denn er traf nur die Kapuze des Magiers, ich war sicher, dass das Absicht gewesen war, und diese wurde augenblicklich zu Staub.

„Möchte noch jemand beweisen, dass es ihm an gesundem Menschenverstand mangelt oder seht ihr endlich ein, dass Widerstand zwecklos ist?", fragte er in den Raum. Dieses Mal gab es tatsächlich keinen Widerspruch, außer Bradburn welcher selbst gefesselt noch fluchte und rief, dass unsere Besatzung hier unrechtmäßig wäre. Als ob Galbatorix das Land rechtmäßig erobert oder verwaltet hätte. Luke schien das genauso zu sehen denn er wedelte einmal mit der Hand und augenblicklich war es ruhig. Die Lippen der Nervensäge bewegten sich zwar noch, aber offenbar drang kein Ton daraus hervor.

„Danke", sagte dann Eragon, nachdem Luke ihm zugenickt hatte. „Ich denke ihr kennt das Spiel. Solange ihr nicht versucht uns hinters Licht zu führen, brauchen wir nicht weiter handgreiflich werden oder müssen uns durchsetzen. Es bleibt weiterhin dabei, dass Galbatorix der einzige ist, den wir wirklich loswerden möchten. Ihr seid nur solange unsere Feinde, wie ihr euch dazu erklärt."

Niemand sagte etwas, auch wenn Bradburn es scheinbar versuchte, ich konnte jedoch von ihren Gesichtern ablesen, dass die Botschaft angekommen war. „Sehr schön, wenn die Soldaten dann bitte ihre Waffen fallen lassen und alle anderen bitte ordnungsgemäß uns folgen würden...", meinte ich dann in einem ähnlich förmlichen Ton.

Unser Auftritt war wie es schien alles in allem überzeugend genug gewesen zu sein, dass alle sofort taten wie ihnen geheißen. Es klirrte mehrere Male und die Soldaten liefen ohne Waffen aus dem Raum. Es war egal, da selbst noch so viel Verstärkung nicht zu mehr als einer kurzen Verzögerung des unvermeidlichen geführt hätte.

Melina sah Eragon fragend an und dieser nickte. Sie lief wieder vor, Luke direkt dahinter und wir passten auf, dass keiner der Adligen, insbesondere der Stadthalter persönlich, einen Abgang machte. Unsere Führerin lief in einem recht zügigen Tempo für Menschen los, für so athletisch hätte ich sie auf den ersten Blick garnicht gehalten, und mit einem Anflug von Schadenfreude stellte ich fest, dass Sportlichkeit hier wohl vor allem im Adel niemanden interessierte. Die meisten sahen aus als würden sie rennen müssen.

Der Burgturm war ein Labyrinth. Wir waren bereits einmal hindurch, aber ich hatte auf dem Rückweg das Gefühl, wir wären auf dem Hinweg anders gelaufen. „Alle Türen auf dem Weg sind ‚zufällig' verschlossen", merkt Luke in Gedanken an. Ich verschwendete keine Zeit mit nachfragen. Wenn er das so sagte, war er auch dafür verantwortlich.

Auf dem Weg stellte sich heraus, dass es definitiv die richtige Entscheidung gewesen war. Die Gänge waren so verwunden, dass es immer wieder Abschnitte gab, auf denen weder Luke noch Eragon und ich all die Adligen im Auge behalten konnten. Einmal hörte ich hinter einer Ecke Geklirr. Die Soldaten, die wir aus irgendwelchen Gründen hatten laufen lassen, hatten wohl einen Akt der Verzweiflung versucht und wollten uns überfallen.

Dieser Verdacht bestätigte sich als wir dann weiter liefen und an einer Gruppe ohnmächtig auf dem Boden liegender Männer in Rüstungen vorbei liefen.

Wir liefen mehrere Minuten, aber es kam mir viel mehr vor. An sich sah auch nicht alles gleich aus, aber zum einen war alles im selben Stil und zum anderen war ich eine Elfe, die wie alle anderen in ihrem Volk die Natur liebt. Diese Burg war mir somit in jedem Punkt zuwider. Es war eng, verschachtelt, die Verzierungen waren im Grunde alle gleich und zeigten zu größten Teilen Bilder des ach so großartigen Fürsten und es gab schlicht kein Leben. Ich wusste dass viele, wenn nicht alle menschlichen Bauten in einem ähnlichen Stil entstanden waren, aber dies war wirklich ein Meisterwerk in diesen Punkten. Ich versuchte mich davon nicht ablenken zu lassen, aber eigentlich wollte ich lieber irgendwo im Freien sein.

Dort könnte ich in einem Kampf wenigstens weitestgehend abschalten, da die Bedingungen fast immer gleich waren, aber hier war es anders. Ob es nun am hässlich Pomp oder dem Gestank der Pechfackeln, die die Gänge spärlich erleuchteten, lag, wusste ich nicht. Ich empfand nur das tiefe Unwohlsein.

Dementsprechend war ich ziemlich froh als ich hinter einer Ecke gleißendes Licht sah und laute Rufe hörte. Diese Euphorie verstärkte sich noch mehr als ich an der Ecke vorbei trat. Mit einem kurzen Blick erkannte ich, dass wir ziemlich genau auf der gegenüberliegenden Seite unseres Einganges heraus gekommen waren. Das hatte vermutlich seine Gründe, aber eigentlich wäre ich lieber früher aus diesen Tunneln entkommen.

Das praktische war, sobald wir ihren Herren gefangen hatten, ergaben sich fast alle Soldaten. Viele flohen zwischen die Häuser, aber niemand stellte sich uns mehr offen entgegen. Irgendwie war diese Art von Schlacht mir deutlich angenehmer als die in Farthen Dûr. Hier waren nämlich die Varden die größere und stärkere Streitmacht... was die Soldaten aber selbst nach dem Einsturz nicht von Widerstand abgehalten hatte. Ich konnte kein bisschen nachvollziehen, warum sie das taten. In Feinster war es ziemlich klar gewesen, Fürstin Lorana war für ihr Volk da, aber hier... ich hätte als Einwohner hier eher die Tore geöffnet als sie verteidigt.

Wie auch immer, wir führten Fürst Bradburn, weiterhin gefesselt, zu den Varden, wo Luke den Zauber, mit dem die Nervensäge bis eben ruhig gestellt worden war, löste. Glücklicherweise schien selbst er noch genug Anstand im Leib zu tragen um nicht erneut vor allen Menschen rumzukreischen. Das eine Mal war schon mehr als genug gewesen. Leider trat nicht Vernunft an diese Stelle sondern noch mehr Eitelkeit als ohnehin schon. Nasuada fragte ihn, ob er bereit wäre zu kapitulieren, aber er tat als würde er nichts hören. Keine Veränderung zum Guten also, sondern nur eine Verschiebung des Problems.

Nasuada schien offensichtlich genauso zu denken. Sie schloss die Augen und atmete tief ein, was ich als Impuls nur zu gut kenne, und sagte dann weitestgehend ruhig zu ihrer Leibgarde: „Bringt ihn weg. Sobald er bereit ist mit jemandem zu sprechen, lasst es mich wissen. Anderenfalls wird er so behandelt wie der Gefangene, der er bis dahin ist." Die Nachtfalken, wie sie sich irgendwann nach dem Namen, den die Urgals Nasuada gegeben hatten, Nachtjägerin, genannt hatten, gehorchten diesem Befehl ohne einen Kommentar, auch wenn ich bei den meisten sehen konnte, dass sie keinesfalls ein Problem damit hatten, den Fürsten wegzusperren.

Ich selbst fand das auch mindestens angemessen, wenn nicht untertrieben. So viel Arroganz hatte ich in meinem Leben nicht gesehen. Nichtmal auf Seiten einiger Vertreter meines Volkes, als Eragon allein mit menschlichen Fähigkeiten in Ellesméra war. Schon da hatte ich es nicht leiden können, hatte aber nichts gesagt, da ich sonst in irgendwelchen politischen Diskussionen und so weiter stecken geblieben wäre.

Nasuada wandte sich uns zu und meinte: „Gute Arbeit, wie es scheint habt ihr eure kleine Rettungsaktion noch etwas ausgeweitet. Schön, dass es euch allen gut geht, aber es ist leider noch nicht ganz vorbei. Meine Späher haben berichtet, dass man in Belatona mit einer Niederlage gerechnet hatte. Aus diesem Grund wurden viele Entscheidungen getroffen, die uns schaden sollten, auch wenn sie uns nicht besiegt hätten.

Zum einen war darunter die Rede von einem Versuch, Saphira auszuschalten, etwas, dass sie sich niemals getraut hätten, wenn sie mit einem Sieg gerechnet hätten. Galbatorix hätte sie für den Rest ihres elenden Lebens gefoltert. Deshalb habe ich dich gestern so detailliert über ihre Schutzzauber ausgefragt, Eragon. Zum anderen haben viele Adlige ohne Wissen von Bradburn, da dieser überzeugt war, Galbatorix persönlich würde kommen und die Stadt verteidigen, ihre Soldaten beauftragt, sich rechtzeitig zurückzuziehen und zu versuchen, unsere Verluste um ein Vielfaches zu steigern, indem sie zum Beispiel von Dächern auf Truppen, die die Reste der Stadt sichern sollen, hinab schießen. Ich bezweifle, dass unsere Leute alleine mit diesen Hinterhalten fertig werden können, ohne dass zu viele sterben.

Es sind nach meinem Kenntnisstand acht Gruppen, von denen wir nur sehr grob wissen, wo sie geplant haben, sich zu verschanzen. Solange sie da sind, ist diese Stadt nicht sicher. Ich bitte euch," dabei sah sie sowohl Percys Freunde, als auch Eragon und mich an. „jeweils einen Teil unserer Leute zu nehmen, in die einzelnen Gebiete führt und gleichzeitig beschützt. Gibt es jemanden von euch, der das gerade nicht machen kann? Warum auch immer?" Niemand sagte etwas und so sagte ich: „Auch wenn er es nicht zugeben will, Eragon hat zu viel Kraft verbraucht, alleine besteht das Risiko, dass ihn sein Heldenmut heute Kopf und Kragen kostet."

Eragon begann zu protestieren, aber er kam nicht weit, da Nasuada meinte: „Das sehe ich. Nun gut, da hast du natürlich recht, aber da er es eh nicht freiwillig akzeptiert, schlage ich folgendes vor: Eragon, du begleitest Annabeth oder Percy, da sie im Notfall aufpassen können, dass es dir nicht zum Verhängnis wird. Ansonsten könnt ihr euch frei entscheiden, Hauptsache es erfüllt seinen Zweck."

Als Nasuada verstummte wurden zwischen den anwesenden Göttern schneller Blicke gewechselt als ich aufnehmen konnte. So entstanden ziemlich schnell Gruppen aus ein bis zwei Personen. Ich war zusammen mit Thalia für einen Trupp verantwortlich, aber man konnte sehen, dass es nicht ihre erste Wahl war. Das war natürlich verständlich, ich hoffte nur, dass sie trotzdem aufmerksam bleiben würde.

Nachdem Nasuada ihren Leuten ausdrücklich befohlen hatte, für die Dauer der Stadtsicherung auf unseren Befehl zu hören und dabei auch eine recht deutliche Begründung geliefert hatte, liefen wir in südwestlicher Richtung durch die Straßen. Die Reihen steinerner Fassade wirkten doppelt bedrohlich, da wir wussten, dass wir vermutlich direkt in eine Falle liefen. Wäre ich alleine gewesen, wäre ich vermutlich im obersten Stockwerk der Häuserreihe, oder wie man das bei dem Aufbau der Stadt nennt, entlang gelaufen, aber das war jetzt gerade weder zielführend noch praktikabel. Wir liefen mehrere Minuten, auch wenn ich die Strecke auch in weniger als einer Minute geschafft hätte, ohne auf irgendetwas zu treffen. Ich war kurz davor mit Thalia zu besprechen ob wir umkehren sollten als ich einen leisen Pfiff von oben hörte. Durch die wachsende Anspannung nahm ich jedes Geräusch mehr und mehr deutlich wahr und so hatte ich im Bruchteil eines Augenblicks Gewissheit, dass dieser Pfiff keinem Vogel gehört hatte. Dafür klang er zu unregelmäßig und zu laut.

Thalia schien es noch nicht bemerkt zu haben, was mir Sorgen bereitete, doch ehe ich sie darauf aufmerksam machen konnte, explodierte die Häuserfront über unserem Trupp und Meter große Steine stürzten auf uns hinab. Ich stand am Rand, aber leider flog ein besonders großer Brocken direkt in meine Richtung. Durch den Überraschungsmoment reagierte ich nicht schnell genug um zur Seite zu springen. Ich riss noch schützend meine Hände vors Gesicht und konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie Thalia noch mit leeren Händen herum wirbelte. Ehe ich mehr sehen konnte, berührte der Felsen meine fast ausgestreckte Hand.

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2778 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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