Kap. 60 Glücklicher Einbruch
Eragon pov
Verflucht, verflucht und nochmal verflucht! „Halt durch, Saphira, ich denke mir was aus...", ich wusste nicht, wen ich mit diesen Worten eigentlich beruhigen wollte, sie oder mich. Letzteres wäre vermutlich dringender notwendig denn auf irgendeine Weise schaffte sie es auch jetzt noch, Vertrauen und Zuversicht auszustrahlen, während ich um meine Selbstkontrolle rang. Ich verlor mich immer mehr und immer schneller in düsteren Befürchtungen.
Musste sich Oromis so gefühlt haben, als sie damals von den zwei Abtrünnigen angegriffen worden waren und Glaedr sein erstes Bein verloren hatte, oder der alte Drache selbst, als sein Reiter gerade schwer verwundet und am Sterben war? Oder vielleicht... „KLEINER, aufhören!", tönte es in meinem Kopf. „Es nützt niemandem etwas, wenn du dich in Ängsten und Zweifeln verlierst. Du hast schon kompliziertere Zauber gemeistert, und da hattest du auch keine Pergamentfetzen vor der Nase, aus denen du sie aufgesagt hast. Stell dir einfach vor, es wäre eine von Oromis' Übungen. Wenn es sein muss, helfe ich dir dabei. Du machst fast keine Fehler, solange du sie nicht erwartest. Das einzige, was dir gerade im Weg steht, ist deine eigene Angst und die musst du überwinden!", wies sie mich zurecht.
Ich wusste natürlich, dass sie recht hatte, hatte sie fast immer, aber wissen und tun sind zwei Dinge. Ich versuchte zwar, die Situation auszublenden, aber selbst mit Saphiras Hilfe wollte es mir nicht gelingen. Kurz bevor ich resigniert aufgeben wollte, erstrahlte ein wohlig warmes Licht hinter mir und noch ehe ich mich umdrehen konnte, lag eine Hand auf meiner Schulter. Ich war zuerst erstaunt, überwand dies aber schnell und gerade als ich mich dann dem Besitzer dieser Hand zuwenden wollte, erklang seine Stimme. Will, wenn ich mich nicht täuschte, ich war mit den Namen immernoch nicht so richtig sicher, erklärte mir ohne auch nur einen Funken von Unsicherheit in der Stimme: „Führe du den Zauber aus und wenn etwas schiefgehen sollte, woran ich allerdings sehr stark zweifle, korrigiere ich das. Und jetzt konzentriere dich oder es läuft wirklich schief!"
„Kannst du wirklich jeden dummen Fehler, der mir unterlaufen könnte, beheben?" Er lachte. „Ich bitte dich, selbst wenn du mit dem Kopf voran in Saphiras Schädel stecken würdest, könnte und würde ich euch beide retten. Das ist meine Aufgabe als Arzt." Ich konnte und wollte mir das zwar nicht so richtig vorstellen, aber er klang bei diesen Worten sicher genug, dass ich es nicht direkt anzweifelte.
Gerade wollte ich mich nochmals sammeln, als sich auch auf meine andere Schulter eine Hand legte. Ich war mir ziemlich sicher zu wissen, wem diese gehörte, aber besonders wegen dieser Vermutung wollte ich nichts dummes tun und versuchte einfach nur einen Teil meiner Anspannung loszuwerden. Die Person trat in mein Sichtfeld und mit einem sanften Lächeln im Gesicht sagte Arya: „Ich vermute, Saphira hat dir dies schon gesagt, aber scheinbar hat es nicht gereicht. Du magst diesen Zauber noch nie angewandt haben, aber das gilt für die meisten. Das hier ist kein Test deines Könnens, denn du hast bereits bewiesen, dass du zu solcher Magie in der Lage bist. Ich glaube, nein, ich weiß, dass du das schaffst, Eragon Finiarel. Und jetzt los, du schaffst das!"
Meine Gedanken schwirrten wild umher. Seit wann sagte Arya so offen, dass sie an mich glaubte? Oder war das wieder die Offenheit, die sich bei ihr im Kampf nach außen hin zeigte? Sicher, auch vorher hatte sie das auf einer höheren Ebene kommuniziert, aber es so zu sagen war nochmal was anderes.
Ich wollte diesen Gedanken gerade abschütteln, als mir ein Licht aufging. Genau darum ging es. Ich sollte zumindest teilweise abgelenkt sein. Solange ich mich nicht auf die Folgen meines Scheiterns konzentrieren würde, würde dieses Scheitern auch nicht eintreten. Aus diesem Grund legte ich mir das frische Bild von Arya, wie sie mich anlächelte, vor mein inneres Auge und dachte einen Moment über den Zauber nach, den ich im Kopf hatte. Dabei fiel mir auf, wie still es war, dafür dass wir gerade eigentlich eine Stadt eroberten. Ich konzentrierte mich wieder auf Arya's Bildnis und legte mir um dieses herum die alten Wörter zurecht.
Da ich mir nach wie vor nicht ganz sicher bei der Formulierung war, entschied ich mich, immer nur kleine Wortgruppen zu sagen und mir im Geiste den Hintergrund zurechtzulegen. Ich atmete einmal tief ein und rief dann die magischen Worte, auch wenn jeder erkennen könnte, dass es kein besonders raffinierter Zauber war. Wie schon gesagt, ließ ich hier den größten Teil auf meiner Vorstellung basieren.
Mit dem ersten Teil der Magie wollte ich verhindern, dass die Widerhaken weiteren Schaden anrichten würden. Dies funktionierte auch ohne weiteres und die gesamte Spitze der Waffe wurde von der gleichen Magie umgeben, die auch mein Schwert in Übungskämpfen stumpf machte. Das entfernen funktionierte ebenfalls tadellos, auch wenn ich spürte, dass für dieses Gebiet mehr Magie aufgewandt worden war, als ich mir vorstellen konnte. Sie verhinderte hauptsächlich den Einfluss auf die Bewegung der Lanze, also änderte ich ganz schnell meinen vorgestellten Hintergrund zu der Magie. Statt zu versuchen, sie im Raum zu bewegen, nutzte ich Saphiras Fleisch und Blut, um sie wieder nach außen zu drücken. Die Vorstellung ist nicht schön, aber es ist eine sehr zuverlässige Methode, Schutzzauber gegen andere Magie zu umgehen. So gab es schließlich keine direkten magischen Einwirkungen auf die Waffe.
Dann kam jedoch der problematische Teil. Die Heilung. Zu spät viel mir auf, dass das über alles hinaus ging, was ich jemals in diesem Gebiet geleistet hatte. Ein paar Soldaten gebrochene Rippen zu heilen ist nicht schwer. Ganz anders verhält es sich mit einer so tiefen Wunde bei einem so großen Wesen. Schon beim ersten Teil sackte ich in mich zusammen. Es gab unglaublich viele Venen, Arterien, Sehnen und Muskeln, die durchtrennt worden waren und nun erstmal wieder verbunden werden mussten. Dabei achtete ich noch nicht so wirklich auf die kleinen Details. Das war der letzte Schritt...
Und auch mit Abstand der schwierigste. Ich hatte leider schon alle Teile des Zaubers ausgesprochen, deshalb konnte ich ihn nicht mehr abbrechen und da ich schon jetzt mit meinen Kräften am Ende war, war ich mir sicher, dass ich nicht die Kraft hätte, auch nur einen Bruchteil davon wieder ordentlich in die ursprüngliche Form zu bringen. Saphira war verletzt, so dass diese Verschwendung ihrer Kraft kontraproduktiv wäre und ich konnte es jedoch auch nicht frühzeitig beenden oder es unordentlich beziehungsweise einfacher und weniger detailliert machen. Es war genau einer der Fehler, vor denen mich Brom und Oromis immer gewarnt hatten. Genau deshalb sollten Zauber als ein fortlaufender Prozess formuliert werden.
Gerade als ich mich mit dem Gedanken anfreundete, dass ich gerade meinen letzten, tödlichen Fehler gemacht hatte, spürte ich einen Geist in meinen eindringen. In meinem Körper machte sich ein Gefühl der Wärme breit. Komisch, ich dachte, der Tod wäre eher kalt. Entweder entdeckte ich gerade, dass alle Geschichten über das Sterben Quatsch waren, oder ich starb gerade garnicht sondern bekam neue Kraft von diesem Geist und die Wärme war ein Nebeneffekt. Zu meiner Erleichterung bestätigte sich letzteres. „Nein, du stirbst nicht. Unter meiner Obhut ist es eine ärztliche Anweisung, nicht zu sterben. Ich habe dir gesagt, dass ich deine Fehler verbessern würde also los. Mach deine Arbeit. Der Ansatz war richtig, aber um die Kraft hättest du dich frühzeitig kümmern müssen... aber das hast du wahrscheinlich schon selbst gemerkt."
Ich erkannte, dass es Will war und ließ ihn zuerst meine Zustimmung und einige Sekunden später, nachdem ich den Inhalt wirklich verarbeitet hatte, auch meine Dankbarkeit spüren. Also konzentrierte ich mich wieder auf Saphira, die mich noch immer besorgt beobachtete. Das ganze war so schnell passiert, dass für keinen von uns genug Zeit geblieben war, um wirklich Angst zu bekommen.
Will versicherte mir, dass ich mir ruhig Zeit lassen sollte um es dafür ordentlich zu machen und da er mir eben das Leben gerettet hatte, beschloss ich dem nachzukommen. Ich begann mit dem angeschlagenen Teil der Lunge. Dieser war so beschädigt, dass einfaches Zusammenfügung nicht gereicht hätte. Oromis und Glaedr hatten uns bis ins kleinste Detail erklärt, wie die einzelnen Teile des Körpers von Menschen und Drachen aufgebaut waren. Erstere hatten grundsätzlich den gleichen Aufbau wie Elfen, Zwerge und Urgals, auch wenn es kleine Abweichungen gab, deshalb war das genug gewesen. Egal, es gibt gerade wichtigeres.
Ich begann mit der Außenwand und erst als ich damit fertig war, versuchte ich die Innenseite zu rekonstruieren. Das wäre nämlich noch schwerer, wenn gleichzeitig von außen neue Schäden entstehen würden. Bereits dabei spürte ich, wie riesige Mengen Energie durch mich hindurch flossen. In meinem Kopf tauchte parallel dazu der genaue ehemalige Aufbau des Teils, den ich heilen wollte, auf.
Ich war mir sehr sicher, dass Will dahinter steckte, es kümmerte mich in dem Augenblick allerdings herzlich wenig und so arbeitete ich genau nach diesem Plan. Es schien mir tatsächlich zu gelingen und ich endete mit nur minimalen Fehlern zu denen Will meinte: „Schade, aber nicht schlimm. Entweder wird ihr Körper das von selbst berichtigen oder es bleibt so denn so wie es ist, würde es auch funktionieren." Ich entschloss mich einfach, ihn nicht in Frage zu stellen. Er schien zu wissen, wovon er redete.
Der restliche Teil der Schulter war deutlich einfacher, jedoch kein Grund nachlässig zu werden. Ich arbeitete mich von innen nach außen. Auch hier tauchten wieder Pläne dazu in meinen Gedanken auf und so formte ich die Muskeln ordentlich, verband sie alle mit einem angemessenen Geflecht aus Kapillaren und so weiter. Es dauerte fast so lange wie die Arbeiten an der Lunge, aber als ich fertig war, meinte Will: „Gute Arbeit, du hast deine Konzentration weitestgehend aufrecht erhalten und vermutlich hättest du es auch ohne mein ergänzendes Wissen geschafft, wenn vorher alles glatt gelaufen wäre."
Ich wollte mich gerade nochmals bedanken, aber er war bereits weg und mit ihm der berauschende Kraftstrom. Allerdings schien er noch ein wenig davon zurück gelassen zu haben, denn ich hatte nicht das Gefühl, als hätte ich alle meine Kraft bei diesem Zauber verbraucht, auch wenn ich eigentlich noch deutlich mehr als meine eigene aufgebraucht hatte und glücklich sein konnte, oder eigentlich war, dass ich noch am Leben war. Ich schloss vor Erleichterung die Augen und entspannte mich für einen Augenblick. Dabei vergaß ich sogar, dass wir eigentlich mitten auf einem Schlachtfeld standen. Sicher, keiner der Soldaten wagte es in dem Moment, uns anzugreifen, aber das änderte nicht wirklich etwas an der Sachlage.
Saphira ging es ähnlich nur dass sie das etwas deutlicher zeigte. Sie stieß ein Brüllen und gleichzeitig eine Flammensäule aus, die sich mit nichts bisher vergleichen ließ. Ich konnte mir schnell die Ohren zu halten und sah, dass alle um mich herum das selbe taten. Es war trotzdem sehr laut und ich spürte wie jeder Knochen in meinem Körper vibrierte. Da sie den Kopf in den Nacken gelegt hatte gab es keine Schäden in der Stadt außer möglicherweise der einen oder anderen gegrillten Krähe, die einem Soldaten auf den Kopf gefallen sein könnte.
Plötzlich ertönte ein noch viel lauteres Geräusch, welches einwandfrei nicht von einem Lebewesen kommen konnte. Ein Knirschen, dass mir die Haare zu Berge stehen ließ und den Wunsch entfachte, einfach taub zu werden. Ich sah mich um, konnte jedoch zuerst nicht die Ursache ausmachen. Dann rief Annabeth: „Da!", und als ich der Richtung folgte, in die ihr Finger zeigte, entdeckte ich die Ursache und sie war noch schlimmer als das Geräusch. Ein tiefer Riss zog sich von oben nach unten durch ein an die Burg angrenzendes Gebäude, etwa fünfzehn Fuß von der eigentlichen Außenwand entfernt. Das schlimmste war, dass unterhalb des fast hundert Fuß hohen Gebäudes große Teile unserer Leute standen. Die Anführer hatten die Gefahr bereits erkannt und wedelten wild mit den Armen umher während sie Befehle schrieen. Mein Entsetzen steigerte sich noch, als ich unter ihnen Roran erkannte. Jeder Funke Glück und Erleichterung, der mich eben noch durchflutet hatte, war verschwunden und machte einer Mischung aus Angst, Entsetzen und Unglaube Platz.
Er stand in einer Position, von der aus er niemals in irgendeine Richtung entkommen konnte, ehe er unter tausend Tonnen Schutt begraben werden würde. Zu viele Leute im Weg, eine zu weite Strecke. Davon ließ er sich aber nicht aufhalten und gab weiter hektisch Befehle. Ich wollte ihn zuerst mit Magie aus der Gefahrenzone holen, aber die Distanz zwischen uns, sowie die, die ich ihn bewegen müsste, waren zu groß. Ich wäre an der Erschöpfung gestorben ehe er auch nur die Hälfte der Strecke aus dem Weg wäre. Und damit wäre ihm auch nicht geholfen gewesen.
So musste ich tatenlos zusehen, wie die Mauer sich langsam vom Rest des Hauses weg lehnte und dann erst wie in Zeitlupe, aber immer schneller werdend, kippte und auf den Platz zustürzte. Bis auf Roran standen dort noch etwas mehr als zwei Dutzend Leute. Kurz bevor er unter einer Wolke aus Staub und Trümmern verschwand, sah er noch einmal auf und ich blickte ihm in die Augen. Ich war nicht sicher, was ich da sah. Akzeptanz? Furcht? Ergebenheit? Der Moment war zu kurz um mit Sicherheit sagen zu können. Dann war er verschwunden.
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2168 Wörter
Und natürlich war das nur ein Scherz, so böse bin ich nun auch wieder nicht.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Das konnte, nein, das durfte nicht wahr sein. Ich hatte schon mehr als genug verloren. Meinen Vater, meinen leiblichen Vater, in irgendeiner Weise meinen Halbbruder, wie konnte das Schicksal so grausam sein und mir jetzt auch noch meinen Cousin, für mich Bruder nehmen. Ich weigerte mich das zu glauben. Vermutlich wäre ich sonst verzweifelt. Fieberhaft überlegte ich nach einem Ausweg. Die Steine aus dem Weg schleudern? Unmöglich. Glaedr um Hilfe bitten? Es würde zu lange dauern den Eldunarí zu holen und ich war nicht sicher, ob dieser für soetwas solch gewaltige Mengen Kraft aufgeben würde. Percy und seine Freunde? Vermutlich keine gute Idee, sie wollten und sollten nicht mehr von ihren Fähigkeiten zeigen als unbedingt nötig und leider musste ich mir eingestehen, dass selbst mein Bruder nicht über soetwas stand. Außerdem, wie sollte ich darum bitten?
Noch ehe ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, hörte ich eine düstere Stimme hinter mir. „Er ist nicht tot! Er hatte mehr Glück als man auch nur hätte hoffen können, aber er lebt und liegt nichtmal eingequetscht zwischen diesen Steinen." Ich fuhr herum. Dort stand Nico, selbst bei der Hitze vollständig schwarz gekleidet und mit einem entsprechenden Schwert in der Hand. „Woher weißt du...", schrie ich etwas zu laut. Er brachte mich mit einem scharfen Blick zum Verstummen. „Noch lauter und wir können auch gleich öffentlich verkünden, wer wir sind. Ich spüre Tod und sowas. Das sollte dir genügen."
Nun meldete sich Arya zu Wort. „Ich komme mit. Irgendwer muss dir den Rücken frei halten. Wenn ich Nico richtig verstanden habe, muss dein Cousin, Bruder", ich nickte bei zweiterem, „was auch immer dir lieber ist, irgendwie außerhalb dieses Trümmerbergs sein. Da wir es in alle anderen Richtungen gesehen hätten, muss er irgendwie nach drinnen gekommen sein. Dabei kann uns der einmalige Aufbau dieser Stadt wohl helfen." Ich sah dankbar zu ihr. Ihre Unterstützung bedeutete mir unfassbar viel, egal ob es das erste, zweite oder hundertste mal heute wäre.
Ich wusste, dass wir schon zu zweit gute Chancen auf einen erfolgreichen Einbruch in die Burg hatten, aber dann hörte ich: „Ich komme auch mit!" Ich drehte mich um und sah, dass dieses Angebot von Luke, ich glaube das war sein Name, kam. Er war irgendwie aufgetaucht, während ich der Wahl des Zwergenkönigs beigewohnt hatte. Zu Anfang war sich niemand ganz sicher gewesen, was er hier ta, aber spätestens nach der Offenbarung von Percy und Annabeth wussten wir in etwa, dass „er ist nachgekommen" es ziemlich gut auf den Punkt brachte. Ich verstand natürlich kaum etwas von dieser Göttlichen Kraft, aber ich wusste, dass erstens das Urteil der beiden sehr zuverlässig war, zweitens er vermutlich aus der Welt kam, aus der auch die andern gekommen waren, und drittens es auch nichts ändern würde, wenn ich ihm misstrauen würde, da kein normales Wesen auch nur den Schimmer einer Chance gegen einen von ihnen hatte.
Unter anderem aus diesen Gründen nickte ich ihm einmal dankbar zu und wollte gerade losgehen als Luke auf ein Gebäude, welches den Einsturz weitestgehend unbeschadet überstanden hatte und das eine direkte Verbindung zu den Innenräumen des Zerstörten hatte, deutete. Die Tür war durch nicht mehr als einen eisernen Riegel versperrt, auch wenn selbst ein vollständiges Eisengitter uns nicht lange aufgehalten hätte.
Ich war immernoch schwer nervös und wollte so schnell wie möglich Gewissheit haben, dass er wirklich am Leben und halbwegs unversehrt war. Deshalb sprintete ich in Richtung dieser Tür und nahm mir auch nicht die Zeit, den Riegel, der vermutlich auf beiden Seiten war, zu öffnen sondern hieb ihn einfach mit dem Schwert durch. Die Tür knarzte als ich sie öffnete, aber das ignorierte ich. Wir würden drinnen sowieso so laut sein, dass jede Wache uns hören würde.
Dahinter lag ein langer Gang, an dessen Seiten einige Türen waren, die vermutlich in die Zimmer der Leute führten, die sich kein eigenes Haus leisten konnten oder wollten. Am Ende war eine Wendeltreppe, die sowohl nach oben als auch nach unten führte.
Ich vermutete, dass unten eher ein Kellergewölbe wäre und lief deshalb nach oben. Was im Nachhinein doppelt Sinn ergab, da die Verbindung zwischen diesem und unserem Zielgebäude gut drei Meter über dem Boden lag. Das auf diesem Übergang Soldaten gestanden hatten, großteils Bogenschützen, fiel mir erst ein, als ich mit vollem Tempo gegen einen rannte. Er startete zuerst eine Reihe wüster Verwünschungen, in denen er mich eigentlich ausschimpfen wollte, weil ich nicht aufgepasst hatte, aber dann bemerkte er, dass ich nicht einer der Stadtbewohner war sondern zu den Angreifenden gehörte.
Eindeutig verwirrt fragte er: „Du...?" Im Normalfall hätte ich jetzt vermutlich irgendeinen kindischen Scherz gemacht, den niemand außer mir in dieser Situation lustig finden würde, aber meine Gedanken waren nunmal bei meinem Bruder.
Ehe der Soldat wirklich realisieren konnte, wer wir waren, oder sogar Hilfe holen konnte, enthauptete ich ihn und lief weiter. Da er der einzige auf diesem Gang war, vermutete ich, dass sich der ganze Rest, der noch nicht tot war, entweder verbarrikadiert hatte oder versuchte zu entkommen. Leider ließ sich letzteres aus den typischen Gründen fast ausschließen.
Ich sollte Recht behalten. Als wir den Wehrgang hinter uns gelassen hatten, stellte ich fest, dass dieses Gebäude definitiv kein Wohnhaus war. Es wirkte mehr wie eine Art Vorbau zur eigentlichen Burg. Der Flur war jetzt so breit, dass wir zu dritt neben einander laufen konnten und dabei trotzdem noch genug Platz hatten um unsere Waffen gegebenenfalls uneingeschränkt schwenken zu können. Als wir auch hier an gut einem Dutzend Türen vorbei gerannt waren, war dort wieder eine Wendeltreppe.
Irgendwie eine schlechte Angewohnheit des Erbauers, zumindest für uns Angreifer, denn hier hatten wir weder Platz um neben einander zu kämpfen, noch um überhaupt alleine ungestört kämpfen zu können. Es war nicht schwer zu erraten, dass dies nicht zufällig geschehen war. Trotzdem war bei dieser Treppe die Einschränkung eher gut für uns. Die Treppen wanden sich nämlich immer so; dass man von oben mit dem rechten Arm besser ausholen konnte, um den Verteidigern einen Vorteil zu verschaffen. Nur leider waren jetzt wir als Angreifer diejenigen, die nach unten durch wollten.
Wir hatten allem Anschein nach eine Tür im anderen Gebäude verpasst, denn als wir wieder aus dem Treppenhaus hinaus traten, befanden wir uns nicht wie erwartet in einem Raum, welcher zur Hälfte von Schutt versperrt war sondern in einem, der eher an eine kleine Halle erinnerte. Die Decke war hoch und in alle Richtungen türmten sich Haufen von Schätzen. Wir waren wohl in der städtischen Schatzkammer gelandet. Dieser Verdacht erhärtete sich noch, als ich von der Seite eine Stimme hörte: „Tötet die Eindringlinge! Ein Viertel dieses Raumes für jeden ihrer Köpfe!" Ich drehte mich nur mäßig überrascht um, an sowas gewöhnt man sich irgendwann, und sah Fürst Bradburn persönlich hinter etwa zwanzig Kriegern stehend, während er wie wild mit den Armen fuchtelte.
Ohne stehen zu bleiben zog ich gleichzeitig mein Schwert und rief: „Versucht es und sterbt oder lasst uns in Ruhe und verschwindet. Damit könnt ihr das Schicksal, welches euch sonst blüht hinauszögern oder sogar vermeiden. Es liegt an euch. Wir sind noch nicht mit dem Ziel, euch gefangen zu nehmen oder zu töten hier unten!" Dann rannte ich weiter in dem Wissen, dass mich zum einen niemand von den Soldaten einholen könnte und falls doch Arya und vermutlich Luke ihn sehr sehr schnell auf die eine oder andere Art kampfunfähig machen würden. Es war ein gutes Gefühl mit Leuten zu Kämpfen, denen man soweit vertrauen konnte, dass sie einen nicht sterben lassen würden, bei Arya sogar noch etwas mehr.
Am hinteren Ende der Schatzkammer befand sich eine unauffällige Tür, welche ich aus naheliegenden Gründen einfach eintrat. Möge der Fürst auf seinem Reichtum versauern, für mich stand mein Bruder eindeutig über einer heilen Tür. Dahinter lag ein finsterer Gang, bei dem ich mich fragte, wieso er überhaupt gebaut worden war. Für gewöhnlich hatten solche Räume nur einen Eingang, damit es leichter war ihn zu bewachen. Als ich durch die Tür trat, hörte ich leise, unregelmäßige scheppernde Laute, die möglicherweise von einer körperlichen Auseinandersetzung kamen. Davon angetrieben folgten wir dem Verlauf mehrere Windungen lang bis hinter einer Ecke ein Flackern zu sehen war. Von uns hatte niemand eine Lichtquelle dabei, da Arya und ich elfische Sicht auch in der Dunkelheit hatten und Luke vermutlich sowieso.
Ich war mir ziemlich sicher, dass die Personen hinter dieser Ecke uns noch nicht bemerkt hatten, da mein Kettenhemd kaum einen Laut von sich gegeben hatte, ich seit dem Agaetí Blödhren kaum Geräusche beim Laufen erzeugte und für Arya und Luke das selbe galt. Außerdem hätten die inzwischen lauter gewordenen Geräusche vermutlich sowieso jeden Ton von uns überdeckt. Trotzdem noch mehr um Ruhe bemüht schlich ich zu der Ecke. Dahinter entdeckte ich gleich zwei wichtige Dinge. Zum einen einen riesigen Schutthaufen, der zeigte, dass wir nun hoffentlich am richtigen Ort waren und zum anderen Roran, der mit seinem Hammer auf zwei Soldaten gleichzeitig einschlug und etwas abseits ein Mädchen, welches mir recht bekannt vorkam.
Sie versuchte, möglichst unauffällig zu sein, aber als ich genauer hinsah, kam sie mir bekannt vor, ich wusste jedoch nicht mehr woher. Das hatte jetzt allerdings auch weniger Priorität. Ich merkte schnell, dass Roran zwar wie ein Berserker kämpfte, aber seine rechte Schulter schlaff nach unten hing. Meine Vermutung war sofort gebrochen.
Und dann, noch ehe ich das alles verarbeiten konnte, war da die Situation. Roran stand in die Richtung des einen Soldaten und schlug nach ihm, gleichzeitig hob der andere sein Schwert und ich wusste, dass er nicht schnell genug aus der Gefahrenzone kommen konnte.
Doch bevor es tatsächlich passieren konnte, bevor mir alle Hoffnung genau vor meinen Augen wieder geraubt werden konnte, geschah etwas, womit weder ich noch der angreifende Soldat gerechnet hatte. Eine komisches etwas, was ich gerade so noch als Polierbürste erkannte, flog auf ihn zu und traf ihn auf die Nase. Die drei Kämpfer und auch eigentlich wir Neuankömmlinge waren völlig verwirrt, aber wie schon so oft erholte sich Roran am schnellsten. Er hatte diese Art, äußere Ablenkung einfach zeitweise zu ignorieren und so im Moment aufmerksam zu bleiben. Seine Gegner waren nicht so schnell und so blockten sie den nächsten Schlag von Roran nicht, reagierte der, der ihn von hinten erschlagen wollte, nicht schnell genug, als ihm Roran seinen Hammer ans Knie schmetterte.
Bevor der andere wusste, wie ihm geschah, hieb er ihm mit seinem Hammer so stark in den Nacken, dass dieser knackte, in einem unschönen Winkel verdreht wurde und danach mitsamt restlichem Soldaten zu Boden stürzte. Jetzt drehte er sich wieder zu dem ersten um, der nun mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag und versuchte, wieder sein Schwert zu heben. Roran schlug schwungvoll gegen die Waffe und die Klinge flog ihm aus der Hand. „Verschwinde!", brüllte er den Mann an, eindeutig nicht interessiert, einen am Boden liegenden so umzubringen. Der Angesprochene wimmerte und zog sich dann auf zwei Händen und einem Knie durch den Raum, zurück in den Gang, aus dem wir eben gekommen waren. Ich sah mich genau um. Eine weitere Leiche lag bereits auf dem Boden.
„Roran, du lebst!", stellte ich unnötigerweise für alle die es noch nicht bemerkt hatten und auch erst jetzt fest. Er zuckte mit den Schultern, verzog dabei das Gesicht, was meine Vermutung mit der gebrochenen Schulter untermauerte, und brummte dann: „Scheint so, durch welch Wunder auch immer." Ich hatte es zwar die ganze Zeit gehofft, aber jetzt wo ich darüber nachdachte, war es unglaublich unwahrscheinlich. „Wie?"
Erneut mit den Schultern zuckend und dabei erneut das Gesicht verziehend antwortete er: „Ich hatte mehr Glück als ein Mensch in seinem Leben haben kann. Jeder Stein, der mich zu Brei zerquetscht hätte ist irgendwie gegen einen andern gestoßen. Es ging zu schnell um es wirklich nachvollziehen zu können, aber irgendwie haben sich die Brocken so aufgetürmt, dass eine Art Hohlraum um mich herum entstanden ist. Als sei das nicht genug gewesen, war zwischen den meisten Steinen so viel Platz, dass ich mich hindurch schieben konnte. Danach bin ich hier in diesem Raum gelandet, wo drei Soldaten standen. Keiner von ihnen hat mich sofort angegriffen aber spätestens als ich auf ihre Aufforderung hin, ich solle meine Waffe fallen lassen, nicht reagiert habe, haben sie es dann doch versucht.
Sie waren leider klug genug mich zu umzingeln und einer hat mich härter als gut für mich war an meiner schwachen Schulter getroffen. Dann hatte ich ein drittes und eben auch viertes Mal Glück als ..." - „Melina", warf das Mädchen ein. „Melina aufgetaucht ist und dem mittleren eine Bürste an den Kopf geworfen hat. Praktischerweise lassen sich die meisten Soldaten von sowas vollkommen ablenken und so konnte ich einen von ihnen erschlagen. Den Rest kennt ihr genauso gut wie ich." Jetzt erinnerte ich mich wieder. Natürlich, das Mädchen aus Eastcroft, das Ganze schien mir so unwahrscheinlich, dass es einfach kein Zufall sein konnte.
Jedenfalls dankte ich dem Schicksal innerlich für diesen einen Beweis, dass es sich nicht vollständig gegen mich verschworen hatte. Ich bezweifle, dass ich Rorans Tod in einer realistischen Zeit hätte verkraften können. „Es ist schön und richtig, dass du überlebt hast, Bruder! Hoffen wir, dass soetwas nicht nochmal passiert. Und nun, Melina, wie kommt es, dass du zufällig hier warst und trotz des Risikos meinem Bruder geholfen hast?" Während des ersten Teils umarmte ich Roran. Irgendwie brauchte ich das als endgültigen Beweis, dass er es überstanden hatte.
„Ich bin tatsächlich ohne weitere Schwierigkeiten hier angekommen und meinen Onkel habe ich auch schnell gefunden. Er ist nicht das gleiche wie ein Vater und hat auch keine so große Faszination für Bücher, aber er hat mich trotzdem aufgenommen. Ich wollte nicht so sehr zur Last fallen und habe mich deshalb nach einer Möglichkeit umgesehen, etwas Geld zu verdienen. Naja", an dieser Stelle zuckte sie mit den Schultern, „Fürst Bradburn ist eitel und setzt deutlich mehr auf Schönheit als auf alles andere. Ich habe einen Lappen und diese beiden Bürsten in die Hand bekommen und sollte die Reichtümer wieder blank putzen. Nicht besonders gut bezahlt, aber besser als nichts. Heute Nachmittag habe ich das Rumpeln dieses Einsturzes gehört und wollte wissen, wo es herkommt. Dann habe ich Roran gesehen und auch wenn ich nicht wusste, dass er dein Bruder ist, hatte ich noch in Erinnerung, dass ein Herzogtum auch auf seinen Kopf ausgesetzt war. Dementsprechend habe ich vermutet, dass er irgendwie auch wichtig bei euch ist und wollte mich ein wenig revanchieren."
Als sie geendet hatte, musste ich grinsen. Nur wenige Menschen hätten Roran in dieser Situation geholfen. Ein weiterer Beweis, dass Melina schlau, ehrenhaft und trotzdem lieb war. Plötzlich vernahm ich ein Kichern hinter mir. Es kam von Luke, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. Ich hob eine Augenbraue. Entweder hatte jemand einen Witz erzählt, den nur er gehört hatte oder irgendwas war hier gerade unbemerkt komisch. Er bemerkte meinen Blick, winkte aber nur ab und meinte: „Ich habe eine sehr ähnliche Erinnerung, nur dass ich dabei mit einer Haarbürste beworfen wurde. Es hat ebenfalls jemandem das Leben gerettet und ich habe mich gerade daran zurück erinnert."
Na wenn er meint... Auch die anderen schienen nicht ganz überzeugt, aber schließlich meinte Arya: „Melina, du scheinst Eragon ja schon zu kennen, wenn du uns schon geholfen hast, kannst du uns dann vielleicht auch den schnellsten Weg zum Thronsaal zeigen? Es würde mich stark wundern, wenn dieser ach so unsympathische Fürst so dumm wäre, in der Schatzkammer zu bleiben. Zu glauben, er würde uns mit zwanzig Soldaten etwas anhaben können vielleicht, aber darauf warten, dass wir zurück kommen würden, wohl eher nicht. Er sitzt für meinen Geschmack jedenfalls schon viel zu lange auf seinem Thron."
Wir stimmten ihr alle zu und Melina runzelte die Stirn. „Ich denke, das sollte ich hinbekommen. Ich bin zwar erst einmal da gewesen, aber eigentlich habe ich ein gutes Gedächtnis und normalerweise ändert sich der Weg ja nicht." Ich grinste. Genau mein Humor. Nachdem sie dem jungen Mädchen, welches in Wahrheit mehr als ein Jahr älter ist als ich, dankbar zugenickt hatte, fragte Arya noch: „Und könntest du uns auf dem Weg vielleicht erklären, warum in dieser Sackgasse Soldaten stationiert waren? Ich habe eine grobe Vermutung, aber das reicht nunmal nicht."
„Das sollte sich einrichten lassen. Normalerweise hing hier eine etwa zwei Meter lange Lanze, die irgendwie komisch aussah und die unter keinen Umständen ohne persönliche Genehmigung des Fürsten berührt werden durfte. Heute morgen ist er mit einigen Wachen in diesen Gang gelaufen und mit der Lanze zurück gekommen. Im vorbeigehen hat er mir noch Höchststrafe angedroht, falls ich jemandem davon erzähle, aber die bekomme ich jetzt erstens ohnehin, falls er mich erwischt, und zweitens ist bei ihm Höchststrafe weder selten, noch wirklich anders als die anderen Strafen. Der Ablauf ist immer gleich, man wird gefesselt, kommt mit ihm in einen Raum, eine Stunde später oder so wird man abgeführt und entweder in den Kerker oder zum Henker gebracht. Was dazwischen ist, möchte man sich garnicht vorstellen.
Jedenfalls sind diese Soldaten einfach hier geblieben. Vermutlich war er einfach zu faul sich zu überlegen, wo er sie sonst hinschicken sollte. Ach ja, soll ich zur Überraschung vorne laufen oder lieber ihr, um eventuelle Zusammenstöße augenblicklich zu beenden?", gab sie Auskunft.
Sie hatte natürlich recht, nachdem sie einen Soldaten angegriffen und damit das Leben gekostet hatte, war es auch egal ob sie sich ausdrücklichen Verboten Bradburns widersetzte. Und nach ihrer nebenstehenden Anmerkung über dessen Art von Umgang mit Verbrechen war ich noch überzeugter, dass er ganz klar lang genug auf seinem Thron gesessen hatte. Die Frage danach, wer voran gehen sollte, war aber natürlich berechtigt.
Ehe ich mich entscheiden konnte, meldete Luke sich einigermaßen überraschend zu Wort. „Ich gehe vor. Das sollte das Risiko auf Schäden weitestgehend reduzieren. Melina läufst du hinter mir und sagst mir an Abzweigen, vor wichtigen Räumen oder an Orten, wo du dir Wachen hinter der Ecke vorstellen könntest Bescheid?" Sie nickte und damit gingen wir los. Wie erwartet war die große Schatzkammer jetzt menschenleer und auch bis zu dem Übergang, wo ich den Soldaten umgerannt hatte, begegneten wir niemandem.
Melina war eine sehr hilfreiche Begleitung, da sie abgesehen von ihrem Wissen über den Weg auch wirklich gute Vermutungen über Wachposten in den Gängen aufstellte. Sie hatte nicht immer recht und es waren eigentlich auch nie mehr als zwei, aber einmal trafen wir auf eine größere Gruppe. Wie auch bei den anderen erkannte ich das jedoch nur an den Toten auf dem Boden. Luke war unglaublich geschickt darin, mehrere Gegner in der kürzest möglichen Zeit aus dem Weg zu räumen.
Schließlich standen wir vor einer großen mit Metallbeschlägen verstärkten Holztür. „Das sollte der Eingang zum Thronsaal sein. Wenn ich das richtig höre, sind zumindest Menschen darin und ich bezweifle, dass Bradburn jemandem gestatten würde, diesen Raum ohne seine Anwesenheit zu betreten." Meinte sie in gedämpftem Tonfall. Dieser wäre allerdings nicht nötig gewesen. Die Stimmen, die durch die Tür drangen, waren laut genug um jedes normale Gespräch von uns zu verschlucken.
Soweit ich das hören konnte, versuchte jemand mit aller Kraft gegen uns aufzuhetzen und eindeutig zu betonen, dass sie sich nicht ergeben würden. Der Art, wie die Person sprach, nach war es der Fürst persönlich, aber die Tür verzerrte es zu stark, als dass man das mit Sicherheit hätte sagen können. Luke's Aufforderung Folge leistend zog ich, auch wenn der Name mir noch immer nicht gefiel, ich sollte mir vielleicht bei Zeiten einen anderen überlegen, Zar'roc aus der Scheide und ließ es mit einem geflüsterten Wort in Flammen aufgehen.
Ich stach an einer Seite in das Holz, welches um diese Stelle herum verkohlte, und zog einen mannshohen Kreis. Das Feuer war wohl etwas zu heiß gewesen denn ich hatte selbst bei den Metallstreben kaum Widerstand gespürt. Den Kraftverlust hatte ich klar und deutlich gespürt doch ich war schnell genug gewesen und so konnte ich danach auch noch ohne größere Schwierigkeiten stehen. Das war schon mehr als ich im Nachhinein hätte erwarten können... geschwächt war ich trotzdem
Arya hatte dies offenbar bemerkt, was mich nicht sonderlich verwunderte, legte mir eine Hand auf die Schulter, was mich deutlich mehr verwunderte, und ich spürte, wie wieder etwas neue Energie durch mich hindurch floss. Nicht ansatzweise so viel wie ich hatte, wenn ich ausgeruht war, aber wenn man bedachte, dass sie selbst auch schon Kraft verbraucht hatte und selbst auch noch mit der verbleibenden auskommen musste, war es doch ziemlich viel.
Es war ungewöhnlich, aber ich hatte in den letzten Tagen auf verschiedenste Art mit ihr trainiert. Von Einzelkämpfen mit dem Schwert über geistige Duelle, bei denen ich nur mit Saphiras Hilfe eine Chance hatte, bis zu solchen Dingen. Wir hatten so oft kleine Mengen an Energie ausgetauscht und uns dafür gegenseitig den Geist geöffnet. Mit der Zeit war es schneller von statten gegangen und inzwischen reagierten wir fast instinktiv auf einander, so dass wir unsere geistige Barriere aufrecht erhalten und trotzdem im Austausch stehen konnten.
Ich lächelte dankbar und wusste, dass sie es auch so erkennen würde. Man musste nicht immer ganz deutlich sein, wenn die andere einen verstand.
Das Ganze lief binnen weniger Sekunden ab und nun, da auch ich vorbereitet war, verschafften wir uns Eintritt. Das bedeutet etwas direkter gesagt, dass ich gegen den kreisförmigen Ausschnitt trat und dieser nach innen weg kippte. Er kam allerdings nicht weit, denn nach einigen Zentimetern stieß die Holzscheibe gegen etwas. Ich sah daran vorbei und stellte fest, dass die Tür mit schweren Gegenständen verrammelt war, welche sich vermutlich noch deutlich weiter stapelten.
Dank meines scharfen Gehörs glaubte ich ein leises Geräusch, das einem Rascheln nahe kam, hinter mir zu hören. Ich drehte mich um und sah, dass Luke sich die Hände rieb. „Darf ich?" Es war wohl besser, da ich nicht mehr viel Kraft hatte. „Ja!", nickte ich. Mit einem frechen Grinsen hakte er nach: „Dramatisch?" Ich seufzte in dem Versuch zu verbergen, dass er mich damit durchaus erheiterte, und nickte. Wenn er daran seinen Spaß hätte, wollte ich ihn ihm nicht nehmen.
Sein Grinsen wurde breiter, bis es eindeutig nicht mehr als natürlich rüber kam, auch wenn es das schon am Anfang nur in sehr bescheidenem Ausmaß getan hatte. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schlug diese vor seiner Brust zusammen. Soweit nichts Neues. Ein Flimmern in der Luft verriet mir, dass irgendetwas passierte. Der eigentliche Effekt trat erst mehrere Sekunden später auf. Die massive Tür zerfiel Stück für Stück zu in hellblauen Flammen brennendem Staub und als der Eingang im Prinzip schon frei war, sah ich, wie das selbe mit dem tatsächlich mehr als drei Meter hohen Haufen aus Gerümpel hinter der Tür geschah. Die Adligen dahinter hatten ganze Arbeit bei dieser Barrikade geleistet und die war jetzt in einem Sekundenbruchteil in Flammen aufgegangen.
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5949 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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