Kap. 56 Herr der Lüfte
Glaedr pov
Ich verabscheute es. Ich habe zwar eine große Ausdauer, aber ich kann nicht den ganzen Tag fliegen. Außerdem konnte ich mich mit nur zwei Beinen nur sehr schwer abstoßen. Also war ich gezwungen, fast den ganzen Tag rumzuliegen wie es eigentlich nur unsere Beute tun sollte. Einzig und allein Oromis Gegenwart hielt mich von völliger Verzweiflung ab. Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich schon längst aufgegeben. Percy hatte uns beide gerettet und ich wusste, was das für ein Geschenk war, doch fürchtete ich, dass ich nun bis ans Ende meiner Tage so an einen Ort gefesselt war. Wann immer ich mich von einem Ort zum anderen bewegen wollte, musste ich entweder fliegen oder mich mit der Schnauze durch den Dreck schieben. Ersteres war ungeheuer aufwändig und zweiteres war eines Drachen unwürdig. Schlangen mögen sich damit vielleicht abfinden, aber das ist einer von vielen Gründen, aus denen sie nur sehr ferne Artverwandte von uns sind.
Ein weiterer Grund wäre, dass wir uns um unsere Jungen kümmern, statt ihre Eier in der Wildnis auszusetzen und sie zu fressen, wenn wir ihnen jemals wieder begegnen würden. Es mag sein, dass ich mal wieder abgedriftet bin, aber womit soll ich mir sonst die Zeit vertreiben? Es gab hier nichts, was ein schwer verkrüppelter Drache tun könnte. Als dann doch Abwechslung kam, war ich doppelt überrascht. Zum einen wagen sich nur sehr wenige Lebewesen, so frech zu einem Drachen, insbesondere in meiner Größenordnung, zu sprechen wie Leo es tat und zum anderen, dass Percy und oder Annabeth so weit gedacht hatte, dass sie nicht nur uns beide retten, sondern auch die unvermeidbaren Folgen von uns nahmen.
Es war mehr, als wir oder ins besondere ich mir meiner Ansicht nach verdient hatten und dann kam zu meinem Stolz noch dazu, sodass ich tatsächlich anfangs nicht sicher war, ob ich diese Angebot guten Gewissen annehmen könne, wolle und dürfe. Ein Drache, der sich nicht ohne Hilfe durchschlagen kann, ist kein ordentlicher Drache. Diese uralte Lektion hatte ich zwar immer behalten doch ich entschied, dass es besser war, dieses Symbol der Schwäche zu akzeptieren, wenn es mir dafür die Möglichkeit gab, diesen Verlust meines Rufes durch Leistungen in Kämpfen und Schlachten wieder auszugleichen. Ein Leid auf Kosten eines anderen aufgelöst, doch wenigstens würde es mir Freiheit schenken.
Selbst als ich noch nicht vollends sicher war, dass das die richtige Entscheidung war, war ich dankbar gewesen, für die Möglichkeit. Sie machten Geschenke, die ganze Leben verändern und in gewisser Weise auch retten könnten. Als verkrüppelter Drache wäre ich nach dem Krieg, soweit wir gewinnen würden, nur noch Ballast und in manchen Fällen eine Wissensquelle, aber niemals was ein Drache eigentlich sein sollte. Ein Kämpfer und Krieger, der sich niemals unterkriegen lässt.
Genau deshalb hatte ich auch angenommen. Mit dieser Hilfe hätte ich einmal das Gefühl, hilflos und abhängig zu sein, gehabt. Ohne diese Hilfe hätte ich dies vermutlich mein restliches Leben und diese Last wollte ich definitiv nicht tragen. Lieber einmal als immer! Auch wenn ich wusste, dass es niemandem außer Oromis von außen auffallen würde, wurde ich von Minute zu Minute nervöser. Man sollte vielleicht meinen, in meinem Alter wäre man darüber hinweg, aber das war Unsinn. Es war nicht so, dass ich Angst davor gehabt hätte, eher, dass ich nicht wusste, wie gut die Prothesen sein würden. Natürlich gab es kaum jemanden, der es besser könnte als diese zwei, aber das, was sie planten, war einfach noch zu unbegreiflich für mich.
Kalypso hatte mir versichert, dass es danach fast genauso wie vorher wäre, doch ich traute mich noch nicht so richtig, daran zu glauben. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen, egal wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sie wären. Deshalb tat ich in diesem Moment auch einfach, was sie mir sagten, ohne mir weiter groß Gedanken zu machen. Das Gerüst war so geformt, dass mein Gewicht recht gleichmäßig auf alle Streben verteilt wurde und es so nicht viel unangenehmer war, als auf hartem Steinboden zu liegen. Es war außerdem so aufgebaut, dass ich, sobald ich einmal drauf lag, nicht mehr herunterrutschen würde, solange ich es nicht selbst wollte.
Ich nahm nur verschwommen wahr, wie Leo die beiden Beine-aus-Metall unter mich schob und richtig positionierte. Seit ihrer Ankunft hatte er, wenn er nicht gerade irgendwelchen Unsinn erzählte, mir enorm viele Fragen zu Aufbau, Aussehen und genauen Fähigkeiten meiner früheren Vorderbeine gestellt. Ich hatte nicht alles beantworten können doch er hatte gemeint, dass das nicht schlimm sei und er es auch so hinbekommen würde. Ich hoffte es... natürlich.
Das Leo ein großartiger Handwerker war, bewies sich dabei bereits ein weiteres Mal. Die neuen Beine befanden sich tatsächlich nur Millimeter unter den Stümpfen meiner Alten. Ich spürte ein leichtes vibrieren und mein Gefühl sagte mir, dass ich sehr langsam abgesenkt wurde. Das kalte Metall jagte mir einen Schauer durch den Körper. Leo musterte das ganze kritisch und streckte dann einen Daumen nach oben. Er schloss für einige Sekunden seine Augen und plötzlich erschien ein rauchiger Schemen vor uns.
Ich versuchte sein Gesicht zu erkennen und stellte fest, dass es sich um ein Mädchen handelte. Hazel. Sie wurde von lila Schwaden umwunden, aber soweit ich das erkennen konnte, waren diese einfach nur zur Dekoration da und vielleicht um noch etwas Spaß zu haben, wenn man sich die Gesichter der umstehenden Elfen ansah, lag auch relativ nah, auf wessen Kosten.
Ein kraftvoller Geist streifte meinen und bestätigte mir einerseits, dass meine Vermutung richtig war, Hazel, und andererseits mich nochmal endgültig nach meinem Einverständnis fragte. Nachdem ich diese gegeben hatte, spürte ich ein komisches Ziehen in den Beinstümpfen und danach erschienen sie mir vom körperlichen Gefühl her nicht mehr richtig wie zwei separate Gegenstände. Ich konnte sie noch immer nicht bewegen, aber soweit ich das verstanden hatte, war das auch noch nicht der Zweck dieser Magie gewesen.
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Hazels Lippen und sie stieß die Handflächen vor ihrer Brust zusammen. Ein mystisch wirkendes Funkeln umgab sie und sie löste sich in Rauch auf, der nach Süden davonwaberte. Nun trat Kalypso wieder vor und sprach in einer moderaten Lautstärke, die vermutlich nicht bis zu den zuschauenden Elfen durchdrang: „Und jetzt der letzte Schritt!"
Sie hob die Hände und ein weißes Glitzern trat daraus hervor. Dieses schwebte auf mich zu und ich widerstand dem Drang, davor zurückzuweichen. Das Funkeln umringte mein Haupt und gleichzeitig die beiden Metallkonstrukte an meiner Unterseite. Als es dann in beides eindrang, spürte ich ein erneutes Ziehen, deutlich stärker als das erste.
Das Gefühl schwächte sich langsam ab und stattdessen war da ein Kribbeln. Es ließ sich mit dem Vergleichen, was die Zweibeiner laut Oromis manchmal haben, wenn sie ein Körperteil für längere Zeit garnicht bewegen. Auch dies ebbte langsam ab und stattdessen spürte ich wieder den Boden unter meinen Pranken. Halt, nicht zwei mal... vier mal. Ich nahm am Rande wahr, dass der Druck an Brustkorb und Rumpf schwächer wurde und dann vollends verschwand. Es dauerte mehrere Sekunden bis ich feststellte, dass das Gerüst, welches mich gehalten hatte, wieder im Boden versunken war und ich trotzdem nicht mit der Schnauze voran auf dem Boden lag. Ich stand ... Normal!
Da das funktionierte, ohne dass es mich anstrengte oder ähnliches, entschied ich mich gleich den endgültigen Test zu machen. Leo hatte gesagt, dass das einzige magische an diesen Beinen die Energieversorgung und Reparatur war. Soweit ich das verstanden hatte, bedeutete das, dass mich das Nutzen dieser Beine keine Kraft kosten würde und sie keinen dauerhaften Schaden nehmen könnten. Wie das gehen sollte, verstand ich nicht und ich versuchte es auch nicht.
Ich versuchte vorsichtig das Bein einen Schritt nach vorne zu bewegen, welches ich erst kürzlich verloren hatte. Es knirschte beim Auftreten, aber soweit ich das beurteilen konnte, kam das vom Boden, nicht aus dem Metall. Davon angetrieben versuchte ich das selbe mit dem anderen. Es fühlte sich ungewohnt an. So als hätte mein Geist vergessen, wie es geht. Das war auch kein Wunder nach inzwischen gut hundert Jahren. Dann gelang es mir jedoch und ein erneutes Knirschen ertönte. Das reichte mir als Bestätigung. Meine Bewegungen waren ungelenk, aber sie waren da.
Ich breitete meine Schwingen aus, stellte mich auf die Hinterbeine und ließ eine Feuersäule in den Himmel rauschen, während mein Brüllen die Luft und den Boden vibrieren ließen. Diese Befreiung aus dem Gefängnis meiner Verletzung hatte fast die selbe Wirkung auf mich, wie die Informationen darüber, dass ein neuer Drache außerhalb der Einflüsse des dunklen Tyrannen geschlüpft war. Unbändige Freude, Erleichterung und Befreiung. Durch diesen Nebel aus Emotionen nahm ich den Jubel der Elfen kaum wahr.
Ich tat dies mehrere Minuten lang, ohne Unterbrechung, und stellte dabei fest, dass meine Prothesen sich wirklich kaum von meinen alten Beinen unterschieden. Sie waren genauso groß und schwer und ließen sich genauso gut steuern. Sie waren mindestens genauso robust, auch wenn Leo behauptet hatte, das Geflecht an Silber, welches sie überzog, wäre unzerstörbar. Das konnte ich mir natürlich wieder nicht vorstellen, aber es bedeutete zumindest, dass sie sehr stabil sein mussten.
Als ich mein Maul dann irgendwann schloss und mich wieder auf alle viere fallen ließ, spürte ich auch, dass diese metallenen Pranken um einiges stärker waren, als es meine alten jemals gewesen waren.
Schließlich verdrehte ich meinen Hals so weit, dass ich, zumindest mit einem Auge, inspizieren konnte, wie nah das Äußere sich von denen aus Fleisch und Blut unterschied. Es gab nur zwei winzige Unterschiede, die einem geübten Beobachter auffallen könnten. Aber das war besser, als ich angenommen hatte. Zum einen hätte man normalerweise hinter den Schuppen manchmal von der Seite irgendetwas hautähnliches erspähen können, wenn auch nur an ganz kleinen Stellen, und zum anderen konnte man manchmal, wenn die Schuppen das Sonnenlicht richtig reflektierten, die silbernen Fasern über den darüber sehen. Leo meinte, es sei das, was die Schuppen unzerstörbar machte und unter diesen Umständen, selbst wenn ich es nur als große Robustheit sah, konnte ich damit leben. Dafür war der Übergang zu meinem lebendigen Körper fließend. Egal wie genau ich hinsah, ich konnte von außen nicht erkennen, was wo endete und was wo begann. Ich hatte starke Zweifel, ob irgendjemand außer unserem Besuch aus dem Universum das so hinbekommen würde.
Mich erreichten zwei fragende Gedanken und einige hundert Gesichter, die wissen wollten, was ich davon hielt. Leo und Oromis antwortete ich direkt und den anwesenden Elfen gab ich eine allgemeine Antwort, die beinhaltete, wie perfekt ich mich nun fühlte. Den Rest mit Danke im Namen von uns beiden und so weiter übernahm Oromis, da über diese gedankliche Kommunikation die Gefahr bestand, dass zu meinen Worten auch mein Wissen über Leo, Kalypso und Hazel geteilt werden würde. Das wäre fatal.
Noch ehe Oromis geendet hatte, wurden aus den großteils misstrauischen Mienen, die wahrscheinlich hauptsächlich von Hazels Auftauchen herrührten, erst glückliche und dann Jubel. Ich wusste zwar, wie sehr die Elfen das Leben und die Drachen insbesondere liebten, aber ich genoss diese offene Freude trotzdem jedes Mal aufs Neue. Ja, ich bin mir im Klaren darüber, dass das Eitelkeit ist, aber diese sitzt sehr tief im Blut unserer Rasse, zurecht eigentlich, wenn man bedachte, wie sehr wir uns von allem anderen unterschieden.
Und auch ja, das ist eine Schwäche, aber wir könnten sowieso nur begrenzt etwas dagegen tun. Lernen es zu beherrschen, ja, die Gedanken im Kern loswerden, nein. Jedenfalls ... Ich wusste leider, was nun auf mich warten würde. Glückwünsche, Glückwünsche und noch mehr Glückwünsche. Alle Zweibeiner, einige wenige ausgeschlossen, hatten diese Angewohnheit, zu viel zu reden und zu wenig zu tun.
Ich ließ es über mich ergehen und erwiderte sogar jeden einzelnen davon. Einer stach aus der Menge heraus. Däthedar. Das wenige, was mich interessierte und was ich dementsprechend wusste, war nur, dass er sich von Anfang an gegen diesen Besuch geäußert hatte. Islanzadí hatte am Vorabend noch mit Oromis gesprochen und über unsere Verbindung hatte ich mitgehört. Dieser Fürst schien irgendwie besonders misstrauisch gegenüber aller Wesen von außerhalb des großen Waldes zu sein und war sich meines Wissens nach sehr sicher gewesen, dass die Mission von Leo und Kalypso von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Als er an der Reihe war, sagte er: „Glaedr Elda, es erleichtert mein Herz, dass es Euch besser geht. Das ist aber nicht der einzige Grund, aus dem ich hier stehe. Ich möchte mich entschuldigen. Sowohl bei Euch, als auch bei unseren Besuchern. Ich habe Euch für töricht gehalten, dass Ihr diesen Fremden von nirgendwo so einfach vertraut und dabei habe ich mich selbst töricht verhalten. Deshalb möchte ich mich auch bei Euch entschuldigen." Ich gab meine Antwort sofort ab. „Du weißt, dass Drachen sich nicht darum scheren, was andere von unseren Taten denken und du weißt, dass Worte uns nichts bedeuten. Zeige eine Veränderung in deinem Verhalten und begleiche damit die Schuld, die du auf dich genommen hast."
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Kalypso Leo zurück hielt und mir danach zustimmte. „Glaedr hat recht. Du scheinst deine Fehler ehrlich zu bereuen und wenn du dementsprechend handelst, ist das in Ordnung. Lerne daraus für die Zukunft. Törichter als einmal einen dummen Fehler zu machen, ist es, zweimal den selben dummen Fehler zu machen. Es haben schon andere Leute schlimmere Dinge über uns gesagt also nochmal, keiner von uns wird es dir nachtragen, wenn du dich besser verhältst." Offensichtlich können auch die Zweibeiner vernünftig urteilen. Bei ihnen hätte ich es zwar nicht anders erwartet, aber ich hatte zu viel Sinnloses von ihnen gesehen.
Däthedar sah zwar irgendwie nicht so überzeugt aus, nickte aber und nach einer förmlichen Verabschiedung ließ er den nächsten an die Reihe, damit ich mir noch öfter anhören könnte, wie großartig es doch sei, dass ich mich wieder bewegen könne.
Thalia pov
Gleich dürfte ich mir etwas ganz großartiges und schönes ansehen. Das Punk-Mädchen beziehungsweise der ehemalige Leutnant der Jägerinnen sagt danke, dass es zusehen darf, wie die Welt mal wieder auf sexistischst mögliche Art aufgeteilt wurde. „Die Männer sind die Kämpfer und müssen arbeiten, die Frauen sollen auf die Kinder aufpassen und das Haus putzen." Wenn ich das schön höre, kam sogar mein Essen hoch, um sich das anzusehen. Gut, diese Welt steckt noch im Mittelalter, aber das ist einerseits keine Entschuldigung und andererseits ist es in der Welt, aus der wir kommen, auch nicht besser.
Ich glaubte nicht, dass Roran Katrina schlecht behandeln würde. Ich glaubte auch nicht, dass letztere sich an dieser Aufteilung störte, aber das ist bereits der erste Punkt, der mich daran aufregt. Das solche Ungleichheiten als Norm akzeptiert werden. Ich hatte Percy und Annabeth versprochen, dass ich es einfach über mich ergehen lassen würde, aber gut fand ich das nicht. Also schön, Thalia, hol tief Luft und komm ein bisschen runter. Ein ... elektrisches Missgeschick würde niemandem weiterhelfen.
Ich hob einen faustgroßen Stein auf und drückte so fest zu, dass er zu Sand zerbarst. Das half ... ein wenig. Aus diesem Grund nahm ich mir einen etwas größeren und wiederholte den Prozess. Dieses Gefühl von Stärke war recht angenehm zu spüren. Ob ich mich je daran gewöhnen würde, dass ich nicht mehr die große Schwester war, die zusammen mit Luke auf klein Annabeth aufpasste und ständig auf der Flucht war. KRACH. Der nächste Stein musste dran glauben. Ihr könnt mich mal mit eurer Religion, dass Steine leben, blöde Zwerge. Blöde Zwerge, blöde Menschen, blöde Regeln, blöde Hochzeiten ver-DAMM-t noch eins. KRACH. Ein weiter faustgroßer Stein lag nun als Sand auf dem Boden.
Ehe ich dieses steinige Feld weiter in eine Wüste umwandeln konnte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Meine Reflexe reagierten vor meinem Gehirn und ich versuchte, die Person über meine Schulter zu schleudern. Ich war nicht in einer Stimmung, mich gegen diesen Impuls zu wehren. Betonung liegt trotzdem auf versuchte. Meine Hand griff ins Leere und stattdessen wurde ich nach hinten gezogen. Noch ehe ich einen zweiten Angriff starten konnte, legten sich sanft zwei Arme um meine Taille. Das brachte dann doch selbst mich von den Planungen möglicher Morde ab und nach einigen Sekunden ließ ich mich mit einem Seufzen nach hinten sinken. „Luke, was machst du hier?"
Ein raues, leises Lachen erklang von hinter mir. „Darf ich nicht mal nach meiner Freundin schauen und mich ein klein wenig wundern, wenn sie gerade Steine zu Sand zermahlt?" Immerhin hat er Freundin ohne weitere Kommentare gesagt. Hat auch lange genug gedauert. In dem Punkt ist dieser Schussel fast so stur wie Percy. Er muss nicht mehr immer so tun, als wäre jedes Glück mehr, als er verdiente. Er hatte sich geopfert in der Erwartung, bestenfalls im Asphodeliengrund zu landen. Das habe ich ihm schon oft genug gesagt und erklärt, dass das genug für einen Neuanfang war.
.... Weiter im Text. Ich gab zuerst eine ausweichende Antwort, gefolgt von etwas Unverständlichem, war jedoch scheinbar offensichtlich und absichtlich nicht deutlich genug damit gewesen, weshalb er nochmal nachhakte. Resigniert seufzte ich. „Hochzeiten sind scheiße! Als ob solche Trennungen schon so viel zu oft ausgeübt werden, nein, es gibt auch noch ein extra bescheuertes Event, bei dem die Rollen noch eindeutiger zugeteilt werden. Ich bin keine Jägerin mehr, aber das muss ich auch nicht sein, um sowas absolut gehirnamputiert zu finden. Und wenn ich noch eine Minute weiter darüber rede, werde ich so wütend, dass es mir egal ist, was ich Percabeth versprochen habe. Dann brenne ich den ganzen Mist nieder, egal ob Leo da ist, oder nicht."
Ich spürte seinen Brustkorb vibrieren, als er unter einem leisen Lachen antwortete: „Das überrascht mich nicht und ich habe keine Zweifel, dass du das wirklich machen würdest. Deshalb hörst du jetzt sofort auf, darüber nachzudenken. Such dir irgendetwas anderes zum Nachdenken, aber hör auf, dich in die schlechten Dinge reinzusteigern. Es bekommt dir nicht, es bekommt uns nicht und es bekommt deinem Umfeld ganz bestimmt nicht, gegrillt zu werden. Falls dich das beruhigt, solltest du wissen, dass Roran es nicht wirklich genau mit diesen Rollen nimmt. Vielleicht nicht in dem Ausmaß, in dem du es dir wünschen würdest, aber definitiv mehr als die meisten anderen Menschen hier.
Er hat ihr eine Aufgabe abgenommen, für die sich selbst die Fußsoldaten vermeintlich zu fein sind. Hast du hier auch nur ein einziges Mal einen Mann waschen sehen? Nein! Hast du nicht, weil Roran der einzige war, der es irgendwie gemacht hat. Wie gesagt, das ist definitiv keine Gleichberechtigung oder irgendwas, aber ich finde es sollte genügen, um dich bei der Hochzeit von Spielen mit Strom abzuhalten. Mehr verlangt niemand von dir und das nächste Mal, dass du zu einer Teilnahme halbwegs verpflichtet sein wirst, wird wohl noch eine ganze Weile brauchen. Also, lass es über dich ergehen, tu so als würdest du dich darüber freuen und tritt mir meinetwegen noch dreimal gegen das Schienenbein. Das hilft dir vermutlich auch, dich abzureagieren."
Da hatte er allerdings recht. Bereits der erste Tritt, der ihn überhaupt zu diesem Kommentar gebracht hatte, half. Ja, natürliche nehme ich so eine Möglichkeit sofort wortwörtlich. Das Problem dabei ist, sobald es einem angeboten wird, macht es keinen Spaß mehr. Also atmete ich noch einmal tief durch und stieß mich dann leicht nach vorne. Luke ließ es geschehen und folgte mir, während ich sagte: „Also schön, bringen wir es hinter uns ... aber erwarte nicht, dass ich dabei lächeln werde. Ich werde mir Mühe geben, niemanden mit Blicken oder wirklich zu erdolchen, aber für ein Lächeln kann ich nicht garantieren."
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3196 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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