Kap. 52 Kreative Namensgebung

Percy pov

Das Gespräch vom vorigen Abend war einigermaßen planmäßig verlaufen. Wir hatten bereits genug von unserer Macht demonstriert, um zu verhindern, dass die drei es als vollständigen Müll abtun würden. Selbst Arya, welche ja eindeutig erzatheistisch war, hatte sich nach meiner kleinen Demonstration dieser Tatsache vorerst einigermaßen damit abgefunden. Ich erwartete zwar, dass sie in den nächsten Tagen noch fragen würde, warum die Gesetze der Natur, die die Elfen gefunden hatten, funktionierten aber das würde sich leicht klären lassen.

Für diesen Morgen hatten wir eigentlich nichts vor als mögliche Fragen beantworten. Mir war allerdings kürzlich noch eine bekannte Aura aufgefallen. Wir hatten besagte Person bereits mehrfach gesehen aber ich hatte nie darauf geachtet. Besagte Aura war der von den Halbgöttern aus den beiden Camps sehr ähnlich. Es war eindeutig nicht die selbe aber naja, wie schon gesagt, ähnlich.

Sie lässt sich vielleicht mit dem Unterschied von der eines griechischen Demigotts oder Göttin und der von beispielsweise Annabeth' Cousin, Magnus, vergleichen. Ich hatte mir diese Person bereits am Abend zuvor ein wenig genauer angesehen und war zu dem Schluss gekommen, dass sie vermutlich eine Tochter von einer recht weit verbreiteten Weisheitsgöttin war. Sie schien unfassbar viel zu wissen, war aber auch in verschiedenen anderen Bereichen recht begabt. Um den Namen dieser Göttin hatte ich mich nicht gekümmert, da er an sich nichts zur Sache tat.

Ich lief gerade Hand in Hand mit Annabeth durch das Lager, als eben diese Person uns in den Weg trat. Die Kräuterhexe, zumindest gab sie sich offiziell als dies aus, sah uns misstrauisch an. „Wer seid ihr? Ich habe euch schon lange genug beobachtet. Ihr seid keine normalen Menschen, aber versucht so zu tun als würdet ihr euch wie welche verhalten." Ach ja, hatte ich erwähnt, dass sie ein wenig exzentrisch und sonderbar war? Nein? Gut, dann habe ich es jetzt gesagt.

„Ist da jemand neugierig?", provozierte ich. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich kann es nicht leiden, wenn ich etwas nicht weiß. Außerdem, was man kennt bringt einen seltener um. Ich spreche aus Erfahrung."

Ich konnte nicht anders. Es war unglaublich häufig, dass einen bekannte Dinge umbringen. Deshalb sagte ich, während ich versuchte ein Kichern niederzuringen, „Ich habe eher das Gegenteil gelernt. Einen großen Teil der Wesen, die mich umbringen wollten, kannte ich eigentlich recht gut." Angela schnaubte belustigt. „Dann haben wir definitiv unterschiedliche Gegner."

„Das stimmt wohl", murmelte Annabeth, „aber ursprünglich waren sie doch recht ähnlich!" Ihre Augen wurden kurz glasig und ich ergriff schnell ihre Hand. Meistens half das gegen solche kurzen Flashbacks an den Tartarus. Das Misstrauen, mit dem Angela uns beäugte, wurde dadurch nicht unbedingt kleiner. „Was war das denn eben?" Ich wusste, dass sie normalerweise eher diejenige war, die mysteriöse Andeutungen und Hinweise von sich gab aber jetzt schien sie ziemlich wissbegierig.

Ich sah kurz mein Wissen über deren Mythologie durch. Halbwegs erleichtert stellte ich fest, dass diese in jeder Hinsicht große Ähnlichkeiten mit der griechisch-römischen aufwies. Vielleicht war es Zufall, vielleicht lag es an den vielen Ähnlichkeiten, die das Leben der Menschen hier mit dem der Menschen aus der Antike hatten, vielleicht lag es daran, dass Rhunön als ursprünglich Göttin der Menschen hergekommen war und somit die Ideen der Menschen Vorort beeinflusst hatte.

Ich blickte sie scharf an. „Du kennst die Regeln für das Weitergeben von Informationen deine beziehungsweise unsere Herkunft betreffend?" Ihr Augen weiteten sich vor Erkenntnis. Sie nickte hastig. „Auf jeden Fall. Kein Wort zu niemandem."

Ich nickte. „Also... du weißt, was nach den Tod passiert? Keine Sorge, du musst nicht aufpassen, nichts wichtiges beziehungsweise nichts komisches zu sagen, wir kennen die Wahrheit auch." Sie nickte hastig erneut. „Man kommt in die Unterwelt. Suratrat, Ledohpsa, Muisyle." Damit stand fest, wie diese Welt zu ihrer Mythologie gekommen war. Rhunön hatte dich einfach nur einen riesigen Scherz erlaubt.

„Nicht immer mit dem Schlimmsten anfangen, aber ja." - „Und was ist damit? Und woher kennt ihr das?" sie klang eine Mischung aus genervt und neugierig also antwortete Annabeth: „Immer langsam, du magst es sonst auch nicht, wenn dich jemand wegen deiner Geheimnisse ausquetscht..."- „In dem Fall sind es ja auch meine." gab sie schlagfertig zurück. Genau meine Art zu argumentieren.

Und genau deshalb verdrehte ich die Augen. Annabeth meinte: „Wie dem auch sei, wir kommen von einem anderen Ort mit einer anderen Variante dieser Mythen und dort gab es einen Krieg. In Folge eines recht gefährlichen Einsatzes... sind wir in das gestützt, was bei euch Suratrat ist. Wir haben mehrere Wochen dort unten verbracht und mehrere neue Freunde gefunden und wieder verloren und haben uns letzten Endes wieder dort hinaus gekämpft. Wir haben überlebt aber seit dem leiden wir unter diesen Erinnerungen, welche entweder wenn wir getrennt werden oder bei bestimmten Gesprächsthemen hochkommen."

Sie hatte das schnell und fast vollkommen emotionslos heruntergerattert aber schon während dieser monotonen Erzählung hatte sich Angelas Gesicht von dem typischen hellrot bis leicht beige auf eine unnatürliche Blässe reduziert.

„A... aber... wie ist das möglich? Ich habe von meiner Mutter einen Auftrag bekommen, etwas von Sedah zu klauen und schon dieser Auftrag war fast unmöglich. Selbst seit ich für meinen Erfolg das Geschenk erhielt, nicht durch alter sterben zu können, habe ich weder etwas schlimmeres gesehen, noch auch nur aus halbwegs vernünftigen Quellen, welche weniger als drei Krug Bier am selben Abend getrunken hatten, von etwas schlimmeren als meinem Auftrag gehört. Wie habt ihr das überlebt?" Offenbar musste man ihr nur viel von sich selbst erzählen, und schon bekam man alle möglichen Informationen aus ihr heraus, die man sich nur erdenken konnte.

Wir wechselten einen Blick. „Es gab hauptsächlich drei Punkte. Erstens war Percy damals der mächtigste Halbgott aller Zeiten und zusätzlich auch der beste Schwertkämpfer, während ich die beste Strategin seit mehreren Jahrtausenden war, scheinbar, zweitens haben wir zusammen durchgehalten und drittens hatten wir unfassbares Glück. Die letzten beiden Punkte sind definitiv die wichtigsten." Zögerlich nickte sie doch ziemlich schnell wechselte das wieder auf einen neugierig-skeptisch Blick.

„Bekomme ich trotzdem noch eine Antwort? Wer seid ihr? Ihr habt behauptet, ihr wäret ebenfalls..." Sie blickte sich schnell doch ich winkte ab. „Niemand wird etwas davon hören", versprach ich. „...Halbgötter, habt dabei aber in der Vergangenheit gesprochen. Also, was seid ihr jetzt. Ich werde keine Lügen akzeptieren." Annabeth und ich lachten lautstark. „Selbst wenn wir vorhätten, dich anzulügen, würdest du es weder bemerken, noch etwas daran ändern können."

Ihr misstrauischer Ausdruck verstärkte sich noch weiter. „Also?!" Ich seufzte. „Entspann dich mal. Wir werden dich weder umbringen, noch entführen. Keiner von uns hat in irgendeiner Form Zeitdruck, also sollten wir uns auch nicht so verhalten." Und mit diesen Worten nickte ich Annabeth zu, da sie ja mal gesagt hatte, sie fände es doof, wenn nur ich irgendwelche wichtigen Dinge erklärte.

Mein weises Mädchen erzählte also die Kurzfassung unserer Geschichte und, an dem Versuch, ein Lächeln zu unterdrücken, scheiternd, beobachtete ich, wie Angelas Gesichtsfarbe, welche inzwischen wieder einen einigermaßen gesunden Ton angenommen hatte, sehr schnell wieder zu einer ähnlichen Farbe wechselte, wie sie bereits nach der Erwähnung unserer Tartarus-Tour gewesen war.

Anschließend stellte sie exakt die selben Fragen wie Nasuada, nachdem wir ihr unser Geheimnis offenbart hatten. Auch unsere Antworten blieben gleich, mit dem winzigen Unterschied, dass wir weniger weit ausholen mussten. Zumindest die Grundzüge waren ja bereits bei Angela vorhanden. Auch sie wollte hauptsächlich wissen, warum wir hier waren und wie sie uns ansprechen sollte. Auch ihr sagten wir letzten Endes nur, dass wir Formalitäten hassten. Auch ihr gaben wir einige Zeit, um diese neuen Informationen zu verarbeiten. Für sie war dies vermutlich noch schlimmer, da sie bereits wusste, dass das real war. Der Schock, dass alle Geschichten über Götter und ähnliches wahr waren, war natürlich für die anderen, insbesondere Arya, schwerer aber diese verstanden noch nicht wirklich, was das alles bedeutete, explizit die Chaos-Universums Geschichte.

Bei der Kräuterhexe war diese Grundverständnis bereits vorhanden und deshalb trat sie uns mit nachdenklicher, ungläubiger und vor allem verwirrter Miene an, während sie langsam aus dem Weg trat. Es war natürlich verständlich, dass auch sie Zeit benötigte.

Da sich nun der Grund, aus dem wir eigentlich durch das Lager gelaufen waren, erübrigt hatte, schließlich hatte Angela uns ja angesprochen, liefen wir einfach zurück zu unserem Zelt. Man muss schließlich nicht jeden Tag etwas besonderes machen, oder?

Auf dem Rückweg dachte ich ausnahmsweise mal nach. Es wunderte mich, dass Angela uns so schnell geglaubt und weitestgehend vertraut hatte. Sie war mir bisher zwar immer sonderbar vorgekommen aber nie wie jemand, der so einfach deren vertraut oder sogar leichtsinnig war. Natürlich hatte dies immens das Gespräch beschleunigt und hatte sie mir auch gleich noch etwas sympathischer gemacht aber ich wollte trotzdem den Grund herausfinden.

Es war mal wieder beeindruckend, wie lange ich dafür brauchte. Die Antwort war die selbe, aus der Arya, Eragon und Nasuada uns überhaupt zugehört und letzten Endes geglaubt hatten. Ich hatte mit dieser Art Charmsprech, die ich als Herrscher besaß, auf sie eingeredet. Es hatte eigentlich den selben Effekt, nämlich dass man leichter überzeugen und besser Befehle erteilen konnte, nur das es eben durch autoritär und nicht durch Schönheit und ähnliches funktionierte. Und natürlich, dass es viel zuverlässiger als selbst das Charmesprech von Piper war.

Diese Art der Kommunikation hatte das Misstrauen auf Angelas Seite extrem schnell gesenkt und so ein, zumindest für diese Art von Inhalt, vernünftiges und ruhiges Gespräch ermöglicht. Auch hatte diese Autorität dafür gesorgt, dass die alte Halbgöttin nichtmal einen Beweis für unsere Behauptung gefordert hatte.

Das überraschendste an der ganzen Aktion war aber eigentlich die Tatsache gewesen, dass ich das Ganze nicht wirklich willentlich getan hatte. Ich hatte natürlich nicht aktiv versucht, es zu verhindern doch ich hatte nicht den Impuls gesetzt und es nichtmal mitbekommen. Im Nachhinein war ich eher dankbar dafür, da es uns ja einen Vorteil geschaffen hatte, doch es machte mich ein wenig unruhig. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich bald selbst eine neue Welt erschaffen, nur das ich es versehentlich tue. Das wäre äußerst unangenehm. Vor allem für die Lebewesen dort. Schließlich wären sie ja einfach zufällig zusammengewürfelt.

Auf dem Weg durch die Zeltreihen unterhielten wir uns leise. Wir hatten herausgefunden, dass Roran und Katrina in sehr naher Zukunft heiraten wollten und da Roran uns bisher recht aufgeweckt, meistens recht vernünftig und normalerweise auch ganz nett war, hatten wir vor, auch das ein oder andere dazu beizusteuern.

Bis wir an unserem Zelt ankamen, hatten wir noch keine Entscheidung getroffen und so stiegen wir unverrichteter Dinge hinein. Wie immer genoss ich den Einfluss, welchen die Umgebung auf mich hatte. Beim Gestalten hatten wir sowohl den ästhetischen, als auch den praktischen Wert vor Augen. Es war unabstreitbar, dass es sich hierbei um eine schöne Umgebung handelte. Für uns war sie allerdings nochmal von besonderer Bedeutung. Die Luft war klar, der Himmel frei und man konnte jedes Sternbild sehen, welches es in dieser Welt gab. Zoe zum Beispiel war nicht dabei. Manchmal fand ich das schade, doch es hielt mich davon ab, regelmäßig in traurigen Erinnerungen zu versinken.

Alles in allem war dieser Ort das exakte Gegenteil von unserer schlimmsten und traumatischsten Erinnerung. Der Tartarus hatte nämlich, ehe ich ihn zerstört hatte, aus verpesteter, rauchiger Luft und schroffen Steinwänden, welche irgendwann in eine ebenso schlimme Decke übergingen, bestanden. Selbst das weiche Gras auf dem Boden war der genaue Gegensatz zu den schwarzen Glasscherben dort.

Dieser Kontrast sorgte dafür, dass ich, selbst wenn Annabeth nicht permanent an meiner Seite lag, seltener wegen diesen Erinnerungen aufwachte und selbst dann sogar selbst einigermaßen zur Ruhe kam. Es half nicht vollständig aber es war auf jeden Fall besser als früher. Laut eigener Aussage, welcher ich in diesem Fall zu einhundert Prozent vertraute, ging es ihr genauso. Auch nach mehreren Wochen genoss ich es immernoch, so weit davon weg zu sein.

Da ich meine Gedanken hier sehr gut entspannen konnte, legte ich mich ins Gras und dachte schon wieder nach... nein Spaß, ich unterhielt mich weiterhin mit Annie. Es dauerte zwar seine Zeit, da die meisten Ideen, welche trotz alledem großteils von ihr kamen, mehr in die Welt und Zeit passten, aus der wir kamen, aber irgendwann hatten wir eine ganz passable Auswahl getroffen. Für Katrina sah das im großen und ganzen eine Menge qualitativ hochwertigen Schmucks vor, in dieser Welt waren solche Dinge ja noch sehr streng festgelegt, sowie einen silbernen Armreif und ein Diadem, welches die Zeit um sie herum verlangsamen konnte. Über das letzte Geschenk hatten wir länger diskutiert, da es auch einige Risiken mit sich brachte.

Da ein Verlust dieses speziellen Gegenstandes ein zu großes Risiko dargestellt hätte, nahmen wir uns vor dafür zu sorgen, dass er spätestens nach einigen Minuten wieder dorthin zurückkehren würde. Weil dies bedeutete, dass die junge Frau ihn dann fast ununterbrochen tragen musste, machten wir uns auch vermehrt Gedanken über Bequemlichkeit. Auch da fanden wir eine passende Lösung und so gingen wir zu Roran über.

Auch bei ihm mussten wir uns mehr oder weniger an die Vorgaben dieses Landes halten, was einige kreative Möglichkeiten ausschloss. Die beiden hatten schon das ein oder andere für einander getan und auch wenn bei ihnen der größte Teil von Roran ausgegangen war, fanden wir, dass sie es verdient hatten, zusammen zu bleiben. Aus diesem Grund hatten wir auch für Roran einige Dinge gefunden, die sein Überleben zumindest unterstützen würden.

Zum einen etwas klassisches, zumindest für uns. Einen kleinen Anhänger plus Halskette, welcher zu etwas zwischen Dolch und Kurzschwert werden konnte. Dies würde zum einen in vielen Situationen einen Überraschungsmoment für den Gegner auslösen und zum anderen verhindern, dass er jemals unbewaffnet sein würde beziehungsweise, dass ihm das zum Verhängnis werden würde. Natürlich hatte auch dieses Geschenk den typischen Rückkehrereffekt. Außerdem hatte es zusammen mit Katrinas Armreif noch einen praktischen Nebeneffekt...

Zum anderen ein verbessertes Kettenhemd, welches undurchdringlich und nicht viel schwerer als ein normales Shirt werden würde. Roran hatte sich bereits mehrmals als furchtloser Krieger erwiesen und wir wussten, dass er sich nicht so leicht enthaupten lassen würde aber einschränkende Verletzungen an Oberkörper und Armen können immer passieren und sich häufig in vielerlei Hinsicht störend auf den Kampf auswirken und selbst jemand mit einem so starken Willen konnte nicht ewig mit unzähligen Verletzungen kämpfen.

Dazu kam, dass Nasuada scheinbar geplant hatte, Roran als Prüfung zum Hauptmann auf einen Einsatz zu schicken, welcher einem Himmelfahrtskommando glich. Da es um die Belagerung einer Stadt gehen würde, war dieser Schutz um so wichtiger. In den engen Straßen würde sehr viel in extrem kurzer Zeit passieren und auch noch so viel Wille, Entschlossenheit und Erfahrung konnten einem das Überleben nicht garantieren. Zwar würde dieser Einsatz erst nach dem Angriff auf Belatona beginnen, doch für diesen würde Schutz mindestens ebenso wichtig werden. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass ich mich mal wieder verzettelt habe.

Weiter im Text. Es gab vorerst noch einen Punkt, den wir klären mussten. Wenn die Elfen Gil'ead angreifen und Murtagh mit seinem roten Drachen sich einmischen sollte, könnten die Elfen nur wenig tun, da Glaedr nicht mehr wirklich einsatzfähig war. Ohne Vorderbeine war der Nachteil, den er im Kampf hatte, auch durch Kraft und Erfahrung nicht mehr auszugleichen. Wir überlegten eine Weile denn es durfte nichts zu auffälliges sein.

Natürlich könnten Frank oder wir das Bein normal nachwachsen lassen, aber das würde zu viel Misstrauen bei den Elfen sähen. Wenn sie gekonnt hätten, hätten sie bereits das erste Bein neu gemacht aber die dafür benötigte Kraft wäre definitiv zu viel für sie und so eindeutig wollten wir unsere Überlegenheit nicht zeigen. Gegen kleinere Demonstrationen hatte ich inzwischen nichts mehr), aber so offensichtlich... lieber nicht.

Als Annabeth dann eine Idee bekam, rief ich in Gedanken: „Leo! Schalte die Kamera in Thalia und Luke's Zelt ab, sonst bekommen die beiden einen anonymen Hinweis, und komm mal her!" Als Antwort erhielt ich ein großes Maß an Unmut aber schließlich erkannte er, dass diese Drohung erstens ernst gemeint war und zweitens sehr gefährlich für ihn enden könnte. Mit einem deutlich hörbaren gedanklichen Grummeln drückte er zwei Knöpfe auf seiner Fernbedienung, ja, auch wenn er in einem anderen Zelt ist kann ich notfalls sehen, was darin vor sich geht, tue es aber aus Gründen der Privatsphäre nur selten, und warf sie dann irgendwie quer durch sein Zelt. Na bitte, geht doch.

Vor uns loderte überflüssigerweise eine Feuersäule auf und unser Alleinunterhalter, der als Urgott nebenjobte, stand in seinem Mechanikeroutfit mitten auf unserer Wiese. Glücklicherweise hatte das Gras unter ihm keinen Schaden davongetragen. Mit total übertriebener Genervtheit fragte er: „Also, was gibts?" Annabeth und ich verdrehten synchron die Augen. „Du bekommst einen kleinen Auftrag." - „Gehts noch unspezifischer, Eulchen?"

Schneller als irgendjemand, außer mir Flex! reagieren konnte, stand meine Freundin neben ihm und hatte ihm den Arm auf den Rücken gedreht. Sie ignorierte Leos überraschten und schmerzerfüllten Aufschrei und mit trügerisch freundlicherem Gesicht und Tonfall fragte sie: „Wie bitte? Ich habe dich nicht ganz verstanden."

„Wie kann ich euch AU! behilflich sein, eure AU!Hoheit?" Zufrieden lächelnd setzte sich Annabeth wieder neben mich. „Na bitte, habe ich mich doch nicht verhört. Ich meinte gehört zu haben, dass mich jemand als Eulchen bezeichnet hatte. Zum Glück ist NIEMAND sooooo blöd, nicht zu wissen, dass es nicht so eine gute Idee ist, mir Spitznamen zu geben."

Während er sich Arm und Schulter rieb, fragte Leo: „Also, was soll ich machen?" - „Du erinnerst dich an Glaedr und Oromis in Ellesméra?" Als er nickte, fuhr ich, ehe er auch den beiden Spitznamen verpassen konnte, fort. „Die beiden sind in den Kämpfen über Ceunon schwer verletzt worden. Oromis geht es inzwischen wieder gut aber Glaedr hat sein zweites Vorderbein verloren und ist jetzt mehr denn je im Kampf im Nachteil. Wir möchten, dass sich dies ändert und das ist am ehesten dein Fachbereich. Alles weitere kannst du dir annähernd frei überlegen.

Die einzigen Einschränkungen sind folgende: Du hältst dich mit Beleidigungen zurück, vor allem gegenüber Königin und Adel. Das ist nicht unsere Aufgabe und könnte andernfalls zu einigen ... Komplikationen führen. Außerdem übertreibst du nicht mit deinen Fähigkeiten. Verwandlung: gerade so okay, permanent in Flammen stehen, nein, vollkommen unnötiger Quatsch, nein! Wenn es um das beschaffen von Material geht, tust du bitte so als würde es aus dem Boden kommen. Der Rest ist dir freigestellt und sollte zusammen mit Drache und Reiter besprochen werden. Verstanden?"

Während ich ihn über die Einschränkungen informierte, zog er einen ziemlichen Flunsch, was mich in der Auffassung bestätigte, dass jede einzelne dieser Regeln mehr als notwendig bei ihm waren, doch am Ende grinste er wie ein verrückter, ging in Flammen auf und rief mit seitlich ausgestreckten armen: „Leo Mc Snizzel Bad Boy Supreme regelt das!" Noch während wir erneut mit den Augen rollten, fragte er nach: „Kaiserliches Gold ist in dieser Welt nicht so wie bei uns, auch Menschen können es sehen und anfassen, oder?"

Na also, er macht zwar unfassbar viel Quatsch aber inzwischen schafft er es zumindest, danach schnell wieder ernst zu werden. Annabeth antwortete mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf diese Frage. „Ja allerdings. Die Elfen sind deutlich schneller als die Varden. Deshalb würde ich vorschlagen, du machst dich direkt auf den Weg... und nimm bitte Kalypso mit, irgendwas in Richtung Erzieher brauchen wir für dich auf jeden Fall." - „Vertraut ihr mir etwa nicht?", wollte Leo wissen doch man sah im an, dass er sich eigentlich über die Begleitung seiner Freundin freute.

„Hältst du das denn für unberechtigt?", hakte Annabeth nach. Die Antwort kam aus einem verdrießlichen Gesicht. „Ich nutze mein Recht zu schweigen." - „Uns gegenüber hast du kein Recht zu schweigen... aber ich denke, wir wissen sowieso alle die Antwort", setzte ich noch nach. Während ich sprach, trat Kalypso durch die Zeltluke. „Also Leo, so betritt man ein Zelt ordnungsgemäß. Flammensäulen kommen in geschlossenen Räumen selten gut an!", trat Annabeth nochmal nach und begann danach kurz für die Tochter des Atlas zu erklären, worin der Auftrag der zwei bestand. Diese hielt es ebenfalls für vernünftig, Leo nicht alleine zu einem Volk zu lassen, welches einen besonders großen Wert auf Höflichkeit legte.

Wir verabschiedeten uns kurz und danach verwandelten sich die beiden in Geschöpfe der Luft. Besser kann man es nicht ausdrücken. Wir entschieden uns dafür, weil es zu viel Unordnung geben würde, wenn sie einfach plötzlich da wären, ohne das jemand sie ankommen sehen hatte. Kalypso wurde zu einer weißen Friedenstaube und erhob sich elegant in den Himmel. Leo wurde zu einem aus lodernden Flammen bestehenden Phönix.

Ein weiterer Grund, aus dem man ihn nicht alleine lassen sollte. Schnell legte ich eine doppelte Schicht Nebel um ihn und schon startete auch der Sohn des Hepheistos. Starten ist vielleicht das falsche Wort. Katapultierte oder sprengte trifft es eher. Ob dieser Feuerball durch den Nebel ausreichend verborgen wurde, wusste ich nicht. Ich hoffte es zumindest... und ich hoffte, dass Leo nicht allzu viel Chaos stiften würde. Dann gingen Annabeth und ich wieder ins Zelt um Königin Islanzadí über den anstehenden Besuch zu informieren. Klassische Regel, erst die Entscheidung treffen, dann die Beteiligten informieren.

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3462 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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