Kap. 50 Eine erste Lösung
⬆️ Ich finde das sooooo niedlich
Percy pov
Ich überlegte, ob ich mich sofort wieder materialisieren sollte, entschied mich jedoch dagegen, weil zumindest Eragon und Arya noch dachten, Oromis wäre tot und Glaedr zumindest schwer verletzt. Wenn ich jetzt wieder zum Menschen würde, könnten die beiden sich nur begrenzt freuen, da Eragon noch nicht wusste, dass der alte Elf noch lebte, und solche Gedanken es einem fast unmöglich machen, sich wirklich frei darüber zu freuen, dass jemand anders wohl auf ist. Das mag komisch klingen, war jedoch nicht unwahrscheinlich. Glaubt mir, ich habe damit mehr Erfahrung als mir lieb ist.
Also beschloss ich, nachdem der Schatten vernichtet werden würde, wieder menschliche Gestalt anzunehmen. Vermutlich würden Annabeth und ich den beiden dann zusammen mit Nasuada von uns erzählen müssen. Von den Toten zurückzukehren oder bei einer derartigen Wunde garnicht erst bei ihnen zu landen ist nicht mehr so leicht zu erklären.
Bei Annabeth hatte ihre Weisheit wohl einen kleinen Aussetzer, da sie trotz der sehr offensichtlichen Zeichen nicht sicher war, ob ich noch lebte. „Perseus Jackson! Wenn du es tatsächlich geschafft hast zu sterben, bringe ich dich um... und wenn du noch lebst und nicht sofort wieder herkommst, weil du dir einen Scherz erlauben willst, bringe ich dich gleich zwei mal um!" Das funkeln in Annabeths Augen machte deutlich, dass sie kurz davor war, diese Drohung ernst zu meinen.
Es war zumindest klar, dass es schmerzhaft werden würde, sobald ich mich wieder materialisieren würde. Den ersten Teil ihrer Wut lenkte sie allerdings auf den Schatten. Die Kraft, die im Blick meiner Frau lag, ließ selbst dieses finstere Wesen unruhig zucken. Und mich daran denken, wie wundervoll sie aussah, wenn sie ihre Emotionen frei ließ.
Das Monster hatte von irgendwo Zwillingsschwerter bekommen und hielt diese bereits in Angriffsposition. Eine Geste, für die ich ihm ein „er hat sich stets bemüht" gegeben hätte. In der Schule die Note fünf. Annabeth stieß einen Kriegsruf aus, welcher eine fast ebenso starke Wirkung hatte, wie ihr Todesblick und sprintete auf die dunkele Gestalt zu. Trotz der überlegenen Reichweite und Anzahl der Waffen, konnte das finstere Wesen ihren ersten Hieb nur mit Mühe ablenken. Selbst dies war nur dem Umstand verschuldet, dass mein Neunmalklug nur einen winzigen Bruchteil ihrer eigenen Kraft und Geschwindigkeit nutzte.
Er hob eine seiner Klingen und schlug nach ihr doch sie stand bereits nicht mehr vor, sondern hinter ihm und schlug erneut zu. Dieses Mal war es einzig und allein der Vielzahl an Geistern, die sich zu dem Schatten vereint hatten, zu verdanken, dass dieser Dolchstoß ihn nicht durchbohrte. Im letzten Moment schob sich noch die flache Seite des zweiten Schwertes zwischen seinen Rücken und den Dolch. Somit erlitt er zwar keine Wunde, die Prellung sollte jedoch selbst diesem Wesen der Finsternis weh tun.
Er stolperte nach hinten und riss erneut nur ganz knapp seine Waffen in den nächsten Angriff. Annabeth kämpfte wie eine Dämonin. Sie war eine hervorragende Dolchkämpferin und hatte so genau das vorausgesehen. Sie verpasste ihm einen Tritt in den Bauch, welcher sicherlich mindestens genauso geschmerzt hatte, wie die Prellung am Rücken, und ihn mehrere Meter nach hinten fliegen ließ. Es war ein sehr großer Raum...
Mit Hilfe von Magie blieb er jedoch in der Luft aufrecht stehen und konnte ein weiteres Mal den Stoß abfangen, doch er hatte sich zu sehr auf die Frau vor ihm konzentriert. Mit dem lautlosen Gang, der für ihr Volk üblich war, lief Arya von hinten auf das Wesen zu und richtete ihr Schwert auf den Rücken des Schattens. Annabeth sah dies und täuschte einen Schlag an.
Statt ihn auszuführen und erneut in seine vorbereitete Verteidigung zu laufen, sprang sie hoch und schlug mit ihrer freien Hand in sein Gesicht. Die Magie, die die dunkle Gestalt in der Luft hielt, löste sich auf und der Schatten landete, gerade so, auf seinen Füßen. Arya erkannte in etwa Annabeths Vorhaben und machte sich bereit, mit ihrem Schwert vorzustechen.
Meine Liebe täuschte einen Schlag gegen die Füße des Monsters an, machte stattdessen jedoch eine halbe Radwende und stieß sich mit beiden Armen vom Boden ab, sodass der Schatten einen Tritt mit beiden Beinen von unten ans Kinn abbekam. Einem Menschen hätte das das Genick gebrochen, doch ganz so leicht ging das bei einem Dämon nicht. Stattdessen stolperte er rückwärts, wo Arya auf ihn wartete und ihm mit aller Kraft ihr Schwert von hinten zwischen die Schultern stieß.
Der Schatten stieß ein lautes Heulen aus, was fast so schlimm klang, wie die Klagen von Achlys im Tartarus, und wurde immer blasser. Als er fast nicht mehr zu sehen war, zerbarst er zu vielen schwarzen Fäden der Dunkelheit, die in alle Richtungen verschwanden. Das nahm ich als Auftakt um selbst wieder zu erscheinen.
Egal wie mächtig man ist, das Gefühl, seine äußere Form zu ändern oder zurück zu erhalten, war immer ein kurzer Moment, in dem man sich an die neuen äußeren Einflüsse gewöhnte. Noch in diesem kurzen Moment bekam ich einen seeeeehr heftigen Kinnhaken. Der mich glatt von den Beinen fegte.
„Perseus! Der töteste! Jackson! Erschreck! Mich! Nicht! Nochmal! Sonst! Bist! Du! Tot! Verstanden?!", schrie sie und fing mich trotzdem auf, bevor ich zu Boden stürzen konnte. Danach umarmte sie mich und gab mir einen Kuss... und dann ließ sie mich wieder los und schlug mir mehrfach härter als nötig gegen die Schulter.
„Aua, Neunmalklug, du musst nicht gleich übertreiben. Wenn du nachgedacht hättest, hättest du selbst mitbekommen, dass es mir gut geht... man, es fühlt sich echt gut an, wenn man mal selbst in dieser Position ist." Sie verpasste mir einen Todesblick. „Wäre es dir lieber, wenn ich deinen scheinbaren Tod einfach ignorieren würde? Fang keine Diskussion auf dieser Ebene mit mir an oder du wirst es bereuen." Dabei ließ sie auffällig unauffällig ihren Dolch ver-DAMM-t schnell zwischen den Fingern kreisen.
Ich hob ergeben die Hände und rief ängstlich, wenn auch mit zumindest etwas Ironie am Ende: „Jaja, du hast ja recht. Tut mir leid, bitte nicht nochmal schlagen..." Sie funkelte mich nochmal böse an, verpasste mir aus Prinzip noch einen Schlag gegen die Schulter und drehte sich dann zu Elfe, Reiter und Stadtherrin, die mit offenen Mündern da standen.
Zu den ersten beiden murmelte sie nur: „Spart euch die Fragen für später. Wir werden nachher noch einiges aufklären, aber jetzt und hier sind sowohl der falsche Ort, als auch der falsche Zeitpunkt." Danach wandte ich mich an Fürstin Lorana. „Ihr habt Euch daran gehalten, keine Probleme zu machen. Es freut mich, dass wir ohne weitere Komplikationen hiermit durch kommen."
Sie stieß ein trauriges Lachen aus. „Wenn ich könnte, hätte ich euch die Tore von Grund auf geöffnet. Ich möchte weder, dass die Leute in meiner Stadt sterben, noch dass sie astronomische Summen an das Imperium abgeben müssen. Im Gegensatz zum König verspricht eure Anführerin zumindest, dass sie solche Ungerechtigkeiten nicht weiter dulden wird."
Ich nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. „Das zeichnet eine gute Anführerin aus. Sie hat nicht nur ihr eigenes Wohl und ihre eigene Bereicherung im Kopf. Wenn Ihr uns dann bitte folgen würdet, wir haben bereits am Anfang dieser Schlacht festgestellt, dass sich so gut wie niemand aus dieser Stadt ergeben wird, solange ihr in diesem Turm bleibt." Mit einer kleinen Geste gab sie zu verstehen, dass sie einverstanden war.
Eragon und Arya rissen sich nach einigen weiteren vergangenen Sekunden aus ihrer Starre und gingen dann die Wendeltreppe hinunter. Die Fürstin folgte ihnen und als letztes folgten wir. Annabeth gab mir noch einen kleinen Kuss zum Zeichen, dass sie mir weitestgehend verziehen hatte. Ich war wohl vergleichsweise glimpflich davon gekommen.
Als wir aus dem Gebäude hinaus traten, erstarben rund herum die Kämpfe. Offenbar waren die Einwohner dieser Stadt ihrer Fürstin gegenüber so loyal, dass eine Schlacht für sie an dem Punkt verloren war, an dem Lorana gefangen wurde. Einige wenige flohen doch die meisten ließen ihre Waffen fallen und ergaben sich. Glücklicherweise hatten die Varden meine Worte vom Anfang beherzigt und so wurden den andern zwar die Waffen vollständig abgenommen und im Normalfall auch gefesselt doch es wurden weder Unbewaffnete wirklich verletzt, noch getötet. Dieser Effekt setzte tatsächlich überall in Feinster ein und es sorgte dafür, dass es nur sehr wenige Tote und nicht allzu viele Verletzte gab. Es war so auf jeden Fall angenehmer als ein Pyrrhussieg.
Am Tor wurden wir von Nasuada persönlich erwartet. Soweit ich das mitbekommen hatte, hatte sie zwar hauptsächlich Befehle erteilt, sich jedoch auch aktiv an den Kämpfen beteiligt. Für eine Anführerin war das schon sehr viel, da diese normalerweise eher von ganz hinten ihre Truppen herumkommandierten und nur sehr selten selbst mitkämpften... zumindest in dieser Welt.
Sie begrüßte Lorana auch recht freundlich und nachdem diese auf die gleiche Art erwidert hatte, fing die Herrin an: „Seid Euch bitte dessen bewusst, dass wir keinesfalls vorhaben, Euch auf irgendeine Weise für Euren Widerstand zur Rechenschaft zu ziehen. Wir kämpfen nicht für Macht sondern für Gerechtigkeit und solche Strafen, wie sie Galbatorix für jegliche Form von Widerstand verordnet, fallen in keinster Weise zu diesen Idealen. Das Problem ist, dass Ihr vermutlich, wie alle anderen Befehlshaber unter der Tyrannei des Königs, einen Treueeid leisten musstet, welcher Euch an jeglicher Form der Unterstützung hindert, egal ob Ihr eigentlich wollt oder nicht." Sie ließ diesen Teil unvollendet.
Ich dachte kurz über das Problem nach und fragte anschließend Annabeth und stoppte dabei die Zeit, damit niemand etwas von unserer kurzzeitigen Abwesenheit mitbekäme. Trotzdem sprachen wir über Gedanken, da wir so schneller sprechen konnten.
„Diese Schwüre wirken doch nur, weil die Schwüre der alten Sprache ein Teil ihrer Seele sind und sie durch Bruch ihrer Versprechen ihre Seele brechen würden, oder?" Nach einem Moment der geistigen Pause bekam ich dann eine etwas zögerliche Antwort. „An sich ja, wieso?" Dieses Mal brauchte ich einen kurzen Augenblick, um meine Idee in Worte zu fassen. „An sich ist die alte Sprache, Altgriechisch, hier fast wie ein magisches Netz, was alles verbindet und durchdringt." - „Ich verstehe noch immer nicht, worauf du raus willst", meinte sie leicht genervt.
„Die einzige Möglichkeit, einen Schwur von der eigenen Seele zu lösen, ohne sie dabei in Stücke zu reißen, muss also darüber funktionieren, diesen Strang der Sprache von der Seele abzutrennen. Und weil auch alle leblosen Dinge einen wahren Namen besitzen, der sie vollends kontrollierbar macht, ist es doch nur naheliegend, dass auch die Sprache selbst einen Namen besitzt, der für sie genau das gleiche ermöglicht."
Ich konnte sehen wie sich die Augen meiner Geliebten weiteten. „Wenn du so weiter machst, muss ich einen anderen Namen für dich finden. Teilzeit-Algenhirn vielleicht", und mit einem frechen Lächeln fügte sie hinzu: „Möchtest du den Namen finden oder soll ich?" - „Kann ich gerne machen, aber ich habe keine Lust, jeden einzelnen Anführer und jede einzelne Anführerin im Imperium persönlich davon zu befreien, geschweige denn jeden Soldaten.
Wenn wir zum Beispiel Eragon nur den wahren Namen der gesprochenen alten Sprache verraten würden. Es würde ihn erstens deutlich stärken, zweitens uns diese Arbeit abnehmen und drittens wäre es nur gegen bereits gewirkte Zauber nützlich, weil er nur mit dem Namen keinem Zauber vorbeugen kann. Er kann jede Magie abwehren, aber nur wenn er rechtzeitig spricht, und das wird bei einem solchen Namen wohl kaum schnell genug gehen. Wir greifen also auch nicht in Dinge wie menschliche Bestimmung und menschliches Bestreben ein.
Das Risiko, dass er diese Kraft missbrauchen würde ist zwar vorhanden, aber wir können das regulieren, indem wir ihn einen wichtigeren Schwur, beispielsweise auf uns, leisten lassen, der ihm verbietet, den wahren Namen auf sich selbst anzuwenden und ihn allgemein nur erlaubt, wenn er mehr Leid löst, als er verursacht." Sie sah mich ungläubig an. „Du hast tatsächlich alles bedacht. Ganz sicher, dass du gesund bist?"
Ich verdrehte die Augen, sagte aber nichts weiter dazu. „Also schön, ausnahmsweise ist es eine gute Idee, obwohl sie von dir kommt. Aber lass uns erst noch Loranas Antwort abwarten." Ich gab mit einem Nicken die Bestätigung, dass ich ihrer Meinung war, und ließ dann die Zeit weiter laufen.
Die Fürstin antwortete auf Nasuadas ‚Zugeständnis' mit den Worten: „Und das ist der Grund, aus dem ich, wenn ich könnte, lieber die Varden unterstützen würde. Dieser Krieg hat uns leider auf unterschiedliche Seiten gestellt doch das bedeutet nicht, dass jeder mit der seinen zufrieden ist." - „Es muss nicht so sein...", warf ich ein. „Wir kennen eine Möglichkeit, selbst solche Bindungen durch die alte Sprache aufzuheben."
Nun wurden wir, mal wieder, komisch angestarrt. Arya fand als erste ihre Sprache wieder. „Aber..." begann sie rhetorisch gekonnt ihre Rede. „...das sollte nicht möglich sein. Wenn man solche Schwüre so einfach lösen könnte, würde kein so großes Aufheben darum gemacht werden. Mein Volk sucht bereits seit vielen hundert Jahren nach einer Möglichkeit dafür, doch selbst die Ältesten, Weisesten und Mächtigsten von uns haben nie eine Lösung gefunden, die auch nur ansatzweise funktionieren würde."
Annabeths Augen blitzten. „Vielleicht solltest du mal aufhören, die Elfen grundsätzlich als in allem überlegen wahrzunehmen. Es gibt immer Wesen, die noch viel stärker sind als ihr. Alleine mit raten und Erfahrung kann man nicht auf diese Art von Lösung kommen." Daraufhin zog Arya ein wenig die Schultern hoch. Es war ihr scheinbar etwas peinlich, und das war auch gut so, dass sie tatsächlich in einem gewissen Maße von dieser Überlegenheit überzeugt war.
Ehe weitere Diskussionen ausbrechen konnten, auch wenn das eh nicht passiert wäre, warf Nasuada ein: „Von was für einer Art Lösung reden wir hier?" Mit einem Schmunzeln auf den Lippen antwortete ich: „Eine kleine Wortgruppe, mit der sich jegliche Auswirkungen von ausgesprochener Magie der alten Sprache vollständig verändern und mit der richtigen Absicht auflösen lassen."
Danach flüsterte ich leise und mit einem magischen Schleier, welcher verhinderte, dass diese Worte von irgendeinem Sterblichen Gehirn verarbeitet werden konnten. Es handelte sich dabei um etwas, das ziemlich genau dem Nebel in unserer Welt entsprach. Hier war er allerdings bedeutend schwächer, was daran lag, dass in diesem Land viel von der Kraft, die bei uns den Göttern innewohnte, in der Magie der alten Sprache steckte. Natürlich war diese Magie bedeutend schwächer, aber es waren eben viel mehr Leute in der Lage, sie auf die eine oder andere Weise einzusetzen.
Danach fragte ich die Stadtherrin: „Gibt es etwas, wovon Ihr ganz sicher seid, dass Ihr es nicht tun könntet, solange der Schwur noch seine Kraft hat?" Daraufhin legte sie ihre Stirn in Falten. „Eigentlich ist das einfach. Ich konnte niemals direkt etwas gegen ihn sagen." - „Dann...", meinte Annabeth und gestattete sich ein Lächeln, „...sagt uns doch jetzt einmal ganz offen, was Ihr von Galbatorix und seiner Form zu herrschen so alles kritisiert. Keine Sorge, das ist keine Falle."
Mit wachsendem Erstaunen begann sie zu sprechen. „Der König ist ein egoistischer machthungriger Tyrann und verdient es, vom Thron gestoßen zu werden. Ich werde euch so gut ich kann dabei unterstützen... Ihr habt recht, Percy, es scheint tatsächlich zu funktionieren. Es gab schon viele Anlässe, an denen ich das oder etwas ähnliches schon sagen wollte doch dieser Schwur hat mich bisher immer daran gehindert."
Man konnte ihrer Stimme anhören, dass dieses Erstaunen echt war und so sagte Nasuada: „Das ist sehr gut, Fürstin, im Normalfall würde mich eine so einfache Aussage nicht überzeugen, aber Percy hat uns schon oft gezeigt, dass Unmöglichkeit für ihn anders definiert ist und Ihr scheint einen guten Kern zu haben. Ich möchte Euch daher ein Angebot machen. Ihr habt Euch scheinbar so weit bei Euren Untertanen beliebt gemacht, dass sie Euch bedingungslos folgen und schützen wollen. Wenn Ihr möchtet, biete ich Euch an, dem Kreis meiner Berater beizutreten, vorausgesetzt Ihr besteht erstens eine kleine Prüfung meines kleinen Schutzengels und schafft es danach, Euch in einer gewissen Probezeit, unter genauerer Kontrolle, zu bewähren. Wir können nicht nachlässig sein, aber Ihr scheint eine fähige Führung abgegeben zu haben."
Offenbar kam dieses Angebot sehr unerwartet, denn Lorana machte ein entsprechend überraschtes Gesicht. „Euer Angebot ehrt mich, Nasuada. Ich habe es bereits vorhin diesen vier beziehungsweise eigentlich fünf hier erklärt. Ich halte absolut nichts von dem König und habe das Amt unter ihm nur angenommen, um mein Volk vor anderen Stadtherren zu schützen. Aus diesem und aus vielen weiteren Gründen würde ich Euer Angebot gerne annehmen, es jedoch bevorzugen, wenn ich vorerst nicht öffentlich dieses Amt erhielte, da das ein gewisses Maß an Misstrauen vor allem unter den Varden schüren würde..."
Sie schien nachzudenken machte dann aber, mit dem Kopf nickend, eine leicht überraschende Ergänzung, den ersten Teil sogar auf Altgriechisch. „...Ich werde mich Euch anschließen und nach Kräften helfen, den König von seinem Thron zu stoßen. Mehr geben meine Kenntnisse dieser Sprache leider nicht her doch ich hoffe, dass diese Worte ein wenig mehr Sicherheit bringen wird."
Eragon übersetzte dieses Versprechen noch schnell, da die Herrin der Varden nicht mehr Altgriechisch verstand, als den traditionellen Elfengruß und eine sehr stark beschränkte Auswahl an weiteren Wörtern. Diese Übersetzung schien dieses Mal Nasuada zu überraschen. „Das wird es, Lorana. Es zeigt wieder, dass Ihr auf jeden Fall eine bessere Wahl seid, als es viele der Edelleute unter Orrin sind. Ich rechne es Euch sehr positiv, dass Ihr einen solch schwerwiegenden Eid ohne Aufforderung leistet. Auf das Gespräch oder zumindest eine kurze Begegnung mit Elva muss ich trotzdem bestehen."
Lorana nickte eilig. „Natürlich. Das war weder ein Versuch, sich an dieser Kontrolle, wie auch immer diese aussehen soll, vorbeizuschleichen, noch wollte ich Euch zur Unvernunft anstiften." - „Gut, gut. Schön, dass Ihr das versteht. Dieses Misstrauen ist zwar nicht schön doch für uns essenziell." Die Fürstin quittierte diese Information nur mit einem verstehenden Kopfnicken. Eine Antwort hätte nur in eine Endlosschleife geführt.
Stattdessen fragte sie nach einigen Sekunden des Schweigens: „...Herrin ... wenn es eine Möglichkeit wäre, würde ich weiterhin in Feinster bleiben, da ich hier vermutlich am meisten helfen kann." Nasuada hob eine Augenbraue. „Das mag sein, doch wenn Ihr eben die Rolle einer Beraterin angenommen habt, wie wollt Ihr dann an logischerweise anfallenden Besprechungen teilnehmen?"
Annabeth räusperte sich. „Ich denke, dabei könnte ich Abhilfe schaffen." Unter ihrem Wams zog sie zwei kleine Handspiegel hervor und reichte diese den beiden Frauen. Lorana schien zunächst etwas unsicher, wie sie reagieren sollte, doch als Nasuada ihn ohne zögern in die Hand nahm, ergriff sie das Gegenstück. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Teile und mir fielen zwei Dinge auf. Erstens waren sie sehr kompliziert verziert und zweitens waren in beide Griffe drei Edelsteine eingelassen.
Noch ehe die Fürstin, die solche Kunststücke ja noch nie gesehen hatte, einen Kommentar der Überraschung von sich geben konnte, begann Annabeth die Funktionen zu erklären. „Zuerst einmal der obere, blaue Knopf..." Dabei sah sie mich mit einem vielsagend Blick an. Ich hoffte nur, sie würde ihm nicht als Provokation die Aufgabe der Selbstzerstörung oder ähnliches zuteilen. Ich hatte Glück. „...mit diesem könnt ihr jegliche audiovisuelle Einflüsse auf die Oberfläche des anderen Spiegels projizieren. Oder es eben wieder unterbinden.
Als Nächstes der Rote. Drückt ihr ihn, leuchtet die Oberfläche des anderen in dieser Farbe auf. Ich dachte, dass das praktischer wäre, damit keine von euch in private Angelegenheiten der anderen hereinplatzt. Zu guter letzt der Grüne. Dieser ändert die Gestalt des Handspiegels in die eines Wandspiegels. Ich bezweifle, dass solche Besprechungen so einfach sind, dass ihr dabei noch einen Spiegel in der Hand halten wollt."
Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Nasuada hob die Augenbraue, wohl wegen der Auswahl an Funktionen, während Lorana stark verwirrt schien und, wie das alle beim ersten Beweis unsere Fähigkeiten getan hatten, murmelt: „Wie ist das möglich? Nicht mal die mächtigsten Magier, die von Galbatorix persönlich ausgebildet wurden, haben nichts auch nur ansatzweise so starkes produziert." Ich zwinkerte ihr frech zu. „Gewöhnt Euch lieber daran, dass auch die Magier des Tyrannen nicht alles können." Sie sah mich mit einem das-meinst-du-nicht-ernst-Blick an und fragte: „Das sagt Ihr so leicht, aber es ist nicht möglich, alles zu können."
Ich lächelte. „Es ist richtig, niemand kann alles, aber es gibt da gewisse Unterschiede, wie ihr gesehen habt." - „Ich zum Beispiel kann nicht sterben", ergänzte ich zu Annabeth. Als Reaktion bekam ich ausnahmsweise das, was ich wollte. Ein freches Lächeln, welches sie zu verstecken versuchte ... aber woran sie letztendlich doch brach. Ab und zu schaffe selbst ich es, sogar sie mit etwas Albernheit anzustecken, auch wenn es letzten Endes die Wahrheit war. Sterben ist eine der wenigen Möglichkeiten, die ich erstmal nicht habe.
„Inwiefern?", wollte Fürstin Lorana wissen. „Nun", antwortete Annabeth, „Die Dinge, die solche Magier für gänzlich unmöglich halten sind völlig andere als die, von denen wir wissen, dass sie unmöglich oder zumindest für uns niemals erreichbar oder erstrebenswert sind." Es war interessant, ihre Reaktion auf diese Erklärung zu beobachten. Sie glaubte nämlich zu verstehen, wovon wir sprachen, zumindest ganz grob, doch in Wirklichkeit sprachen wir über etwas, was ihr ohne Probleme selbst möglich wäre. Sterben. Sie konnte es, wir nicht. Sagen tat sie jedoch nichts und so folgte eine längere Phase des Schweigens.
Diese wurde schließlich erneut von unserer neuen Verbündeten unterbrochen. „Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe eine Stadt neu zu organisieren und über einige Dinge, die ich hier erfahren habe, nachzudenken. Wenn ich etwas für Euch tun kann, Nasuada, lasst es mich bitte über dieses neue Kommunikationsmittel wissen. Ich bin ziemlich neugierig, wie das funktioniert." Bei dem letzten Satz bildete sich ein schiefes Lächeln um ihr Gesicht. Auch im Alter wird man solche Neugier kaum oder garnicht los.
Freundlich lächelnd erklärte sie: „Tut das. Ich werde Euch vermutlich in den nächsten Tagen einige Anweisungen geben. Bis dahin könnt Ihr Euch gerne einzig und allein der Bevölkerung von Feinster widmen. Jetzt im Nachhinein tut es mir fast ein wenig leid, dass wir eure Mauern in diesem Ausmaß eingerissen haben, aber da wussten wir noch nicht, dass ihr zu Verbündeten werden würdet. Wenn Ihr beim Wiederaufbau noch Hilfe braucht, könnt Ihr Euch gerne an mich wenden. Solange wir hier stationiert bleiben, haben unsere Krieger sowieso nichts besseres zu tun und wenn sie Langeweile haben, entstehen Streits. So gesehen ist es für beide Seiten ein Gewinn."
Es folgte eine typische, recht formale Verabschiedung und Nasuada rief einige Wachen, die zumindest den Anschein erregen sollten, dass die Fürstin noch bewacht, aber auch geschützt wurde. „Darum, wie wir es arrangieren können, dass sie nicht offiziell zu meinen Beratern gehört, aber auch unsere Leute in Feinster ihre Befehle entgegennehmen, kümmere ich mich später", murmelte die Herrin der Varden. Ich räusperte mich vernehmlich. „Bevor Ihr Euch wieder diesen Aufgaben verschreibt, würden wir gerne noch einige Dinge aufklären. Und glaubt mir, das hat Priorität vor den Problemen, die es in der Lieferung von Bogensehnen gibt. Eragon, Arya, ihr solltet vielleicht wissen, wie man Schwüre löst, wenn jemand es wirklich und ehrlich möchte, aber das können wir später machen. Es gibt da eine weitere, um Längen bedeutsamere Sache..."
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3731 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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