Kap. 48 Wiedersehen
Luke pov
Mit einem mulmigen Gefühl folgte ich Thalia und Frank durchs Lager. Man konnte bei den grauen Zelten sofort erkennen, dass sie ausschließlich zweckgemäß gebaut waren. Auch wenn ich mich nicht gerne daran erinnern wollte, erinnerten sie mich sehr stark an die Massenlager der Ungeheuer, die unter Kronos Manhattan angegriffen hatten. Der größte Unterschied war jedoch, dass ich dieses Mal nicht den Oberbefehl hatte sondern eher den Status eines Rekruten. Eigentlich war mir das auch lieber doch in dem Moment hatte ich einfach Angst vor dem Bevorstehenden.
Ja, Luke Castellan, ehemals Medium des Kronos und von den Toten Zurückgekehrter hatte Angst. Egal was Thalia versucht hatte, ein etwas beklemmendes Gefühl war immer geblieben und je näher der Zeitpunkt, an dem ich die wiedersehen würde, die ich einmal verraten hatte, desto nervöser wurde ich. Was wenn...? Aufhören!, rief ich mich zum hundertsten Mal zur Ordnung, noch ehe ich beginnen konnte, mir die schlimmsten Ausgänge dieser Begegnung auszumalen.
Leider konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich eher auf etwas gutes, irgendetwas mit Thalia machen zum Beispiel, oder etwas noch schlimmeres konzentrieren sollte. Wer denkt denn bitte an etwas noch schlimmeres, wenn er/sie Angst vor etwas hat und nicht will, dass diese die Überhand gewinnt. Wie du siehst, Nikolaj, bin ich nicht immer wie ein zehnjähriges Kind.
Somit blieb ich unruhig und lief einfach Thalia und Frank hinterher. Sie hatten entschieden, dass sie vor gehen würden, da sonst niemand einen etwas voreiligen Sohn des Jupiter zurück halten könnte. Jason hatte mich zumindest in Kronos Kontrolle gesehen und hatte laut Percy manchmal Probleme, sich zu beherrschen. Sollte er zu schnell handeln, würden sie, laut Thalia, ihn ‚davon abhalten'. Es ist nicht so, dass ich ihr nicht vertraue, was für ein Freund, das hört sich immernoch so ungewohnt und komisch an, wäre ich denn dann, ich schaffte es zu der Zeit nur schwer bis garnicht, mich auf solche Aussagen zu verlassen. Zu wenig Zeit hatte mich noch zu wenig abstumpfen lassen.
Da ich während diesen schwarzmalerischen Gedanken etwas langsamer geworden war, auch wenn es kindisch ist, vermutlich hatte ich gehofft, dass ich das Unvermeidliche so noch etwas hinauszögern könnte, musste ich meine Schritte nun wieder etwas beschleunigen um nicht zurück zu bleiben. So fügte ich mich meinem Schicksal und versuchte, auf das beste zu hoffen. Es gelang mir so leidlich. Es kam mir nun nicht mehr so vor, als wäre es vorbestimmt, dass gleich alles schief laufen würde. Das Wissen über das Risiko war jedoch noch immer allgegenwärtig.
Als wir dann endlich bei den magischen Zelten von uns Urgöttern ankommen, war ich nur noch ein blankes Nervenbündel. Hätte mir jemand unerwartet auf die Schulter getippt, hätte ich vermutlich so schnell mein Schwert gezogen und nach ihm oder ihr geschlagen, wie er oder sie nicht mal gucken könnte. Selbst wenn Thalia nochmals versucht hätte, mir Mut zuzusprechen, hätte ich es, selbst wenn es von ihr käme, nur am Rande wahrgenommen.
Ich könnte zwar noch bestimmt fünf weitere Ausgänge für bestimmte Situationen nennen, doch das würde auch niemandem weiterhelfen. Ich würde es trotzdem gerne hören. Diese Szenarien sind lustig. Kann er dich hören? Nein, natürlich nicht, ich würde trotzdem gerne mehr davon hören. Wie war das mit 10 Jahre alt? Klappe! Sag ich doch...
Ich konnte gerade so erkennen, dass die meisten um ein kleines Lagerfeuer saßen. Keiner von ihnen hatte mich bisher bemerkt und tief in meinem Inneren wünschte ich mir, dass das auch so bleiben würde. Ein trauriges Abbild meiner eigenen Feigheit. Thalia und Frank traten in den Feuerschein. „Hallo kleiner Bruder, wir sind zurück." Während sie sprach, ging sie zu Jason herüber und umarmte ihn kurz. Das hätte mich vielleicht neidisch gemacht, wären sie nicht erstens Geschwister, zweitens Jason, laut Annabeth mit Piper zusammen, würde Jason nicht zum dritten denken, dass Thalia noch immer eine Jägerin wäre und wäre ich zu guter letzt nicht so angespannt, dass es auch keinen Unterschied mehr machen würde.
Zur gleichen Zeit war Hazel aufgesprungen und Frank um den Hals gefallen. Im Nachhinein konnte ich das sogar recht gut verstehen, doch in diesem Moment erschien mir alles nebensächlich. Schließlich gab Thalia den Anstoß. „Auf dem Weg haben wir noch einen alten Bekannten... aufgelesen." Ha ha, beeindruckende Wortwahl. Mit einem drohenden Unterton, mit dem sie auch Zyklopen hätte zwingen können, ihr aus dem Weg zu gehen, fuhr sie fort: „Hier wird ihm niemand etwas tun, sonst tue ich dieser Person etwas." Ich hatte das Gefühl, dass sie das zwar eher zu den eigentlichen Anwesenden sagte, mir jedoch klar machen wollte, dass auch ich damit gemeint war. Niemand würde mir etwas tun und wenn ich nicht sofort hinter den Zelten hervor käme, würde sie mir eine reinhauen.
Ich holte tief Luft. Es war klar, dass sich weiter verstecken keine Lösung wäre. Erstens konnte ich meinen Geist zwar verteidigen, aber nicht verstecken, zumindest nicht vor ihnen, und zweitens würde mich meine leicht aufbrausende, inzwischen, Freundin, womit auch immer ich sie verdient hatte, mir sonst eine, oder mehrere, verpassen, was bei ihr ziemlich schmerzhaft werden könnte. Ich trat hinter dem Zelt hervor und stellte mich halbwegs sichtbar ins Licht des Feuers. Wie erwartet sprangen Jason, und Will auf und richteten Schwert beziehungsweise Bogen auf mich. Nico blieb sitzen, hatte jedoch eine Hand auf seinem Totenkopfring, welcher zu seinem Schwert werden könnte, soweit ich das von Percy erfahren hatte, und musterte mich misstrauisch. Die anderen schienen jedoch nicht zu erkennen, wer ich war.
Nico fand als erstes seine Worte wieder und mit mehr Sicherheit in der Stimme, als die meisten anderen vermutlich aufgebracht hätten: „LUKE! Wie kommst du hier her? Solltest du nicht im Elysium sein?" Alle, die es vorher noch nicht verstanden hatten, schnappten nach Luft. „Das ist Luke Castellan? Der Halbgott, der Saturn auferstehen lassen hat?", wollte Hazel wissen. Ich konnte mich gerade nicht darüber wundern, dass sie die römischen Namen verwendete, auch wenn ich schon lange wusste, dass römischen Varianten existierten. Leider kam auch bei Saturn die selbe Erinnerung hoch. Mit trauriger Stimme antwortete ich: „Für mich war er damals Kronos, aber ja."
„Warum sollten wir glauben, dass du jetzt nicht mehr ihm unterstehst?", forderte Jason zu wissen. „Weil er sich ver-DAMM-t nochmal geopfert hat um Kronos zu vernichten und weil die Totenrichter seine guten Taten für überwiegend befunden haben!", schoss Thalia scharf zurück. Dabei hielt sie schon fast ihre Waffen in der Hand. Ich war zwar dankbar für ihre Unterstützung, wusste aber, dass es sehr schnell eskalieren würde, wenn ich das nicht klären würde. Also legte ich ihr meine Hand auf die Schulter, in der Hoffnung, dass sie mich dafür nicht schocken würde. Sie zuckte leicht zusammen, entspannte sich dann aber etwas. „Das verlange ich garnicht, Jason Grace. Ich hoffe nur, dass ihr mich nach meinen neueren Taten beurteilen könnt. Ich kann meine Fehler nicht ungeschehen machen, doch ich kann dir versichern, ich bin aus keinem bösartigen Grund zurück geholt worden. Es wäre nett, wenn ihr beide, Will und Jason, eure Waffen zumindest nicht mehr auf meine Brust richtet. Ich kann nur schwer und werde euch garnicht davon abhalten, aber ich finde, so kann man nicht ordentlich sprechen."
Sie blickten skeptisch drein doch mit noch immer scharfer Stimme sagte Thalia, die inzwischen verstanden hatte, dass ich das lieber friedlich klären wollte, „Jason, das ist nicht zu viel verlangt. Luke hat keine Waffe in Reichweite seiner Hände und ihr könnt eure immernoch auch in der Hand oder deren Nähe behalten. Das war KEINE Frage, ihr beide!" Zögerlich ließ Jason sein Schwert sinken und ließ sich ebenso langsam zu Boden gleiten. Will tat es ihm gleich doch der Pfeil blieb an der Sehne. Ich beschloss das zu ignorieren. Das war schon besser, als die meisten erwarteten Szenarien.
Ich zog meinen Anhänger unter diesem Wams hervor, welches viel unbequemer war, als zum Beispiel T-Shirt und Shorts, und hielt ihn so ins Licht, dass alle ihn sehen können. „Ich schwöre bei Percy und Annabeth, ihr wisst, dass das schwerwiegender ist als der Styx, dass ich euch heute Abend weder anlügen noch angreifen oder ähnliches werde!" Ein schwarzer Blitz zuckte über den Himmel. Offensichtlich hatten die beiden eine eindrucksvollere Lösung als der altbekannte, langweilige Donner. Auf jeden Fall eine Verbesserung.
Jason zog die Augenbrauen zusammen und fragte, ohne mich aus dem Blick zu lassen oder sein Schwert verschwinden zu lassen: „Also schön, Luke, bist du dann einverstanden, dass wir dir einige Fragen stellen, ehe wir dich verurteilen oder eben nicht?" Ich zuckte die Schultern, erleichtert, dass er mir zumindest eine halbwegs faire Chance gab. „Deshalb habe ich diesen Schwur geleistet. Bitte beschränkt euch dabei jedoch auf wichtige Dinge. Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr Fragen über meine leibliche Familie und ähnliches unterlassen würdet. Das sollte jeder hier aus eigener Erfahrung kennen."
Sie sahen sich alle gegenseitig an und schließlich meinte Will dann: „Also schön, Luke. Mit dieser Einschränkung kommen wir klar, fast jeder von uns hat schließlich so seine Probleme mit der Familie." Ich nickte dankbar und fragte dann: „Wer möchte anfangen?" Ganz sicher war ich mir bei der Sache noch nicht, doch die Bereitschaft mir zuzuhören, ließ zumindest etwas mehr Hoffnung aufkeimen.
Nico hob die Hand. „Wie bist du hergekommen? Vater hätte niemals eine Seele gehen lassen, welche sich nicht für die Wiedergeburt und damit das Vergessen entschieden hat. Bei dir ist ganz klar keins von beiden der Fall." - „An irgendeinem Nachmittag hat es an der Tür meines Zimmers im Elysium geklopft und statt dem Zimmerservice stand unser Herrscherpärchen vor der Tür. Kurz gesagt haben sie mir das selbe angeboten wie euch allen und da es dort langweilig geworden ist, habe ich angenommen. Ich bin jetzt Urgott der Entscheidungen. Mindestens einer der beiden fand das wohl lustig." Jetzt wurde ich wieder von allen angestarrt. Nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte, wollte Jason wissen:
„Und warum bist du dann hier und nicht auf der Erde oder so?" - „Warum seid ihr hier?", konterte ich. Okay, scheinbar konterte ich doch nicht, denn mit grimmiger Miene meinte er: „Wir stellen jetzt die Fragen. Also nochmal, warum bist du hier?" Ich schwieg einen Moment. „Offen gestanden, Ich weiß es nicht so genau. Ich kann zwar ein paar Vermutungen aufstellen, warum die beiden mich in diese Welt geschickt haben, aber ich würde euch bitten, nicht weiter zu fragen und euch damit zufrieden zu geben, dass Percy und Annabeth mich her geschickt haben.
Ansonsten hatte ich keine Lust alleine durch die Wildnis zu schlagen und dort zu leben und so habe ich mich dem Trupp, den Thalia und Frank begleitet haben, angeschlossen." Das war an sich keine Lüge. Es war vielleicht nicht die ganze Wahrheit, aber dafür hätte ich zugeben müssen, dass Thalia und ich jetzt... egal. Hoffentlich merkt Piper es vorerst nicht und wenn doch, sagt sie es mit etwas, na gut, sehr viel Glück nicht direkt allen.
Erneut wurde ich misstrauisch von allen, insbesondere Jason, gemustert. Ich hatte nicht gegen meinen Schwur verstoßen aber es war klar, dass es ihnen nicht gefiel, dass ich etwas zurück halten wollte. Zu meinem Glück schaltete sich jetzt Kalypso ein. „Das ist dein gutes Recht. Auch wenn Percy damals, als er auf meiner Insel angeschwemmt wurde nachdem er einen Vulkan gesprengt hatte, nichts besonders gutes über dich erzählt hat, scheint er dir verziehen zu haben. Wenn die beiden das haben, sollten wir das auch. Außerdem, auch wenn deine besonders groß waren, hat jeder von uns schon seine Fehler gemacht, bereut und ausgeglichen. Ich denke, das hast auch du inzwischen zur Genüge getan. Hat irgendwer etwas dagegen, wenn Luke sich zu uns gesellt?"
„Nein, ich definitiv nicht!", antwortete Thalia mit einem Unterton, welcher hervorragend mit den Funken harmonierte, die über ihren Fingern umher sprangen. Irgendwie war ich ihr für diese Drohung ganz dankbar. Es war mehr als eindeutig, dass sie jeden grillen würde, der mit etwas anderes als ‚Ja' antworten würde. Nico reagierte dann als erster. „Ich habe keine Einwände. Ich habe bereits bei den Totenrichtern mit dir gesprochen und Frieden geschlossen." Nach ihm stimmte auch Will zu und darauf folgten dann auch die anderen. Jason blieb schließlich über.
„Ich habe dich nur als den Körper des Bösen kennengelernt, deshalb fällt es mir schwer, dich jetzt als neuen Menschen oder Halbgott oder Urgott oder was auch immer zu sehen. Auch kann ich die Dinge, die wegen deiner Entscheidung, Kronos bei der Auferstehung zu helfen, geschehen sind, nicht vergessen." - „Wie gesagt, das verlange ich auch nicht. Ich bitte lediglich darum, dass du bereit bist, Änderungen, die in mir vorgegangen sind, aufzunehmen. Vergessen kann und will ich meine Fehler auch nicht. Ich will nicht nochmal soetwas durchleben!", erwiderte ich mit vermutlich einiger Verzweiflung in der Stimme. Daraufhin legte er die Stirn in Falten und sagte dann zögerlich: „Das ist gut. Da du immernoch die Wahrheit sagen musst, glaube ich dir das auch. Außerdem vertraue ich ... größtenteils dem Urteil meiner Schwester. Wenn du hier bleiben willst, dann willkommen in der Familie."
Ich brauchte wieder einen Moment, um diese Aussage zu verarbeiten. Das letzte mal, dass ich etwas wie Familie hatte, die ich auch so bezeichnet hätte, war zusammen mit Annabeth und Thalia, ehe sie gebaumt wurde und ich den größten Fehler meines Lebens machte. Erst als meine neue feste Freundin mich gegen die Schulter boxte, konzentrierte ich mich wieder auf die Gegenwart und lächelte erleichtert. „Familie!"
Piper stieß einen seeeehr hohen Ton aus und rief dann: „Gruppenkuscheln!" Die meisten, allen voran Nico, sahen etwa so begeistert aus wie ich... aber wir fügten uns ihr, da sie uns sonst dazu zwingen würde. Als wir dann dabei waren, fühlte ich mich jedoch recht wohl und genoss es. Für einen Moment gab es keine blöden Probleme wie Titan, Könige oder sonstige Wesen, die mehr Macht wollten als ihnen zu stand.
Eragon pov
Als kurz vor Morgengrauen die Silhouette einer Stadt, bei der es sich eigentlich nur um Feinster handeln konnte, am Horizont auftauchte, hörte ich wie Saphira zu Annabeth sagte: „Danke, aber den Rest schaffen wir auch ohne weitere Energie." Die beiden verwandelten sich zurück in geflügelte Menschen und sahen zu mir auf.
„Das stimmt aber ich würde dir raten, die Kraft zumindest noch einige Minuten zu nutzen und eher noch einen Zahn zuzulegen. Deine... Angebetete, Arya, hat sich dazu entschieden, die Tore der Stadt zu öffnen. Leider war der Plan so spontan, dass nur sie und Nasuada davon wissen. Nachdem sie über die Stadtmauer war, ist sie unglücklicherweise in eine größere Kolonne Wachen gestolpert. Wenn ihr niemand zu Hilfe kommt, wird sie in etwa..." Er sah dabei auf einen komischen Reif an seinem Handgelenk, „...vier Minuten die erste schwere Verletzung erleiden und knapp eine Minute später tot sein. Wenn du dich sehr stark beeilst und keine Zeit mit Fragen wie, woher wir das wissen, aufhältst, könntest du ihr noch geradeso rechtzeitig zu Hilfe kommen."
„Bitte wa..." Ich erinnerte mich gerade noch an seinen Warnung. Ohne dass ich ein weiteres Wort sagen musste, schlug Saphira mehrere Male hinter einander so schnell und intensiv mit den Flügeln, dass sie wie ein Pfeil nach vorne schoss. Ich konnte mich nur knapp an der Zacke vor mir festhalten und rief dabei nach hinten: „Könnt ihr Nasuada Bescheid geben, dass wir die Tore öffnen werden?" Das nach hinten rufen war scheinbar nicht notwendig gewesen, da die beiden auch jetzt noch scheinbar mühelos mit uns mit hielten. Egal, keine Zeit darüber nachzudenken. Hätte ich nicht gespürt, dass sie bereits alles gab, hätte ich vermutlich versucht, Saphira noch weiter anzutreiben.
„Geht klar, wir sorgen dafür, dass sie euch direkt hinter den Toren erwarten. Kümmern du dich lieber darum, deinen und Aryas Hals da heil rauszuholen. Wir werden noch etwas Verstärkung schicken." Auch wenn sie alleine schon unfassbar gut kämpfen konnte und ich fast genauso gut war, gab es irgendeinen Punkt an dem auch wir nichts mehr ausrichten könnten. Da hatte er leider mal wieder Recht.
Ich versuchte fieberhaft, mir einen Lösung dafür zu überlegen, doch mir wollte und wollte einfach nichts einfallen. „Kleiner, denk an deinen Unterricht in Ellesméra. Was haben die beiden euch beigebracht als ihr den normalen Zahnstocher-Kampf einigermaßen gemeistert hattet?" Ich versuchte mich zu erinnern.
„Rücken an Rücken kämpfen! Zu zweit wie eine Einheit arbeiten und sich auf den anderen verlassen!" Warum ist das nicht mir eingefallen? „Weil du kein Drache bist...und statt mich zu fragen, ob ich zugehört habe, solltest du dich bereit zum Absprung machen. Wir sind fast über der Stadt und noch kann ich nicht näher heran, weil ich sonst vom Himmel geschossen werde." Ich hüstelte amüsiert über ihr kleines Eigenlob und ließ sie dann meine Zustimmung spüren.
Ich löste meine Beinriemen und sprang ab. In weiser Voraussicht hatte ich ein schwarzes Wams über eines von Rhunöns dünnen Kettenhemden gezogen. So war ich in der Dunkelheit nur schwer erkennbar. Wir flogen so hoch, dass höchstwahrscheinlich noch keiner der Verteidiger den großen Vogel am Himmel als Drachen hatte ausmachen können, und so hoffte ich, ich könne unbemerkt bis fast zum Boden fallen.
Mein Plan funktionierte hervorragend. Keiner der Soldaten bemerkte mich ehe ich weniger als einen Meter über dem Kopf eines der Soldaten, die gerade daran scheiterten, Arya zu treffen, ein leises Wort murmelte, „Leta!", Stopp, und dort kurz in der Luft stehen blieb, ehe ich mich fallen ließ und den Soldaten zur Seite trat.
Das kam überraschend genug um das Gemenge für einen Moment zu pausieren. Arya besann sich schneller wieder und erkannte mich. Also fragte ich schnell: „Rücken an Rücken wie wir es gelernt haben?" Sie nickte entschlossen und wir stellten uns entsprechend auf. Ich befürchtete zuerst, dass die vielen Wochen ohne Übung dafür zu unserem Verhängnis werden würden doch ich täuschte mich. Es funktionierte so gut wie im Training und keiner von uns musste mehr einbüßen als die Kraft, zu blocken und zurückzuschlagen.
Leider brachte uns das nicht weiter. Je mehr Soldaten wir niederschlugen oder töteten, desto mehr kamen nach. Noch während ich darüber nachdachte, hörte ich ein lautes scheppern. Es kam in festem Rhythmus und war ungeheuer laut. Ich wollte mich gerade nach der Ursache umsehen, als die Ursache mich fand. Die Mauer, die seitlich von uns lag, stürzte ein und ich konnte nur knapp den Steinen ausweichen.
Auch die Frage nach dem wie beantwortete sich sehr schnell, auch wenn ich erst an meiner mentalen Gesundheit zweifelte. Hinter dem riesigen Schutthaufen stand eine menschengroße Gestalt, welche in einen Umhang gehüllt war. Aus der Ferne würde ich auf Leo tippen denn ich meinte, ein halb wahnsinniges Lächeln unter der Kapuze zu sehen. Das war allerdings nicht das absurde.
Der kleine Umstand, der mich glauben ließ, ich hätte einen Schlag zu hart an den Kopf bekommen, war das Objekt in seiner Hand. Es sah aus wie ein Hammer, welcher für die Gestalt des Zwergengottes Guntera geschmiedet worden war. Eine zehn Meter lange Stange mit einem großen schwarz-silbernen Block in der Größe eines kleinen Hauses auf der Spitze. Ich wollte jetzt wirklich nicht in der Haut eines Verteidigers oder Anwohners von Dras-Leona stecken.
Noch ehe ich erneut meine geistige Verfassung oder die Realität oder gleich alles in Frage stellen konnte, holte die Gestalt, bei der ich inzwischen ziemlich sicher war, dass es sich um Leo handelte, scheinbar mühelos erneut aus und schlug erneut gegen die Mauer daneben. Dieser Teil stürzte augenblicklich ein. Ich konzentrierte mich wieder und sah, dass den Soldaten Angst ins Gesicht geschrieben stand doch keiner gab auf und ließ die Waffen fallen. Zugegeben, dafür brauchte man nicht besonders genau schauen. Sie zogen sich nur weiter in die Stadt zurück. Das war wohl eine sehr vernünftige Taktik, da Leo die Mauer weiterhin in einem Tempo zerlegte, auf welches selbst meine blaue Drachendame stolz gewesen wäre.
Ich drehte mich um und sah, dass Arya auf dem Boden kniete um sich abzustützen und ziemlich schwer atmete. „Alles okay?" Die Elfe nickte keuchend. „Alles gut. Das war nur viel zu knapp. Danke für die Hilfe!" Ich schmunzelte und reichte ihr die Hand. „Solange es dir gut geht, immer." Das brachte das Lächeln in ihr Gesicht zurück und sie zog sich hoch. „Danke, dass du da bist, Eragon." Und mit diesen Worten gab sie mir einen leichten Kuss auf die Wange. Vermutlich war der Rausch davon größer als der des Kampfes. Und das will schon etwas heißen.
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3343 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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