Kap. 43 Die nächste Krönung
Percy pov
Drei langweilige Tage später versammelten wir uns wieder in der Halle zur Ratssitzung. Seit der Verbannung von Vermûnd war der Ablauf wieder so öde gewesen wie alles, das mit Politik zu tun hat. Das einzige Gespräch, das annähernd interessant war, war das mit Íorûnn. Ihr Clan, der Dûrgrimst Vrenshrrgn, war der der Krieger und ihr Neffe war es gewesen, den ich bei dem Juwel der Zwerge gerettet hatte. Sie war wohl anfangs eher gegen Orik gewesen, da sie zu denen gehörte, die dachte, alle von außerhalb der Berge würden den Zwergen schaden wollen. Sie war nicht so blind zu glauben, Galbatorix würde sie in Frieden lassen, sollten sie den Varden nicht helfen, aber sie dachte, es könne auch nicht schlimmer sein als von irgendwelchen ‚bösen' anderen Völkern abhängig zu sein.
Ich hatte ihr offenbar weit genug die Augen geöffnet, sodass sie nun tatsächlich bereit war, Orik zu unterstützen. Mit einem hinterhältigen Grinsen fragte Annabeth: „Würde es dir, Íorûnn, etwas ausmachen, nach außen so zu tun als würdest du Nado unterstützen? Wenn er sich schon als König glaubt, könnte ihn das erstens unvorsichtig werden lassen und zweitens wäre seine Miene, sobald du bei der Wahl Orik unterstützt, sicherlich auch sehenswert." Sie lächelte. „Gefällt mir, wie du denkst! Ich denke, das lässt sich einrichten."
Das war aber auch das einzig interessante gewesen. Sonst war es nur Politik, Politik, noch mehr Politik und ... ach ja, Politik. Nachdem ich euch jetzt erklärt habe, was mich alles nicht interessiert, Politik, nun wieder weiter im Text. Wir folgten Eragon und Orik in der Hoffnung, wir würden nicht wieder erst ewig lange warten müssen sondern die Zwerge würde sich schnell entscheiden.
Ich hätte natürlich einfach vorhersehen können, wie das Ganze ausgeht oder Luke fragen können, aber wo bleibt denn da der Spaß. Wenn's mir nicht passt, kann ich ja ein klein wenig daran feilen, was einer der Clanvertreter sagt. Wenn ein Giesbrot zum Beispiel versehentlich einmal zwei Namen vertauscht und sich nicht korrigiert, kommt gleich ein ganz anderes Ergebnis heraus. Okaaaaay, technisch gesehen ist das Betrug, aber damit könnte ich leben... sagt das bloß nicht Annabeth, die würde sich wieder darüber beschweren, von wegen Anführer, Vorbild und Fairness.
Es gab tatsächlich nur wenig Geschwafel vorher und so begannen die Zwerge mit dem abwechselnd wählen. Ohne den nunmehr ausgestoßenen Clan von Vermûnd gab es jetzt noch zwölf übrige. Soweit ich das mitbekommen hatte, hatten sieben davon Orik versprochen, dass sie für ihn stimmen würden. Mit ihm zusammen waren das also acht, was wiederum bedeutete, dass ihn höchstens einer seiner Verbündeten verraten dürfte und ich hatte nicht bei allen das Gefühl, als wären sie sich wirklich sicher, ihn zu unterstützen. Trotzdem, für den Fall, dass ihn zwei hintergehen würden, würde es unentschieden stehen und somit nach einiger Zeit einen neuen Wahldurchgang geben, in dem man zumindest mit offeneren Karten spielen würde, da ja jeder gesehen hatte, für wen die Leute wirklich stimmten.
Die Wahl begann recht ausgeglichen. Die beiden bekamen fast immer abwechselnd ihre Stimmen. Einmal bekam Orik zwei hinter einander und sofort danach wandte sich der Quak-Clan, oder wie die religiösen Typen heißen, gegen ihn. Dieser hatte zwar nicht zu denen gehört, die Orik ihre Loyalität versichert hatten, aber es war trotzdem ein herber Schlag. Religion hat hier einen noch größeren Einfluss als in unserer Welt. Tatsächlich wirkte es sich direkt danach aus. Der Anführer einer der weniger bedeutenden Clans, ich war zu faul, mir den Namen zu merken, welcher eigentlich für unseren, naja, fast Freund stimmen wollte, entschied sich für Nado. Nun hieß es hoffen.
Die letzte, die ihre Stimme abgeben musste, war zuvor eine von Nados stärkeren Vertretern. Als mir jedoch auffiel, wer die letzte war, entspannte ich mich und murmelte Eragon, für den Annabeth noch immer übersetzte, zu: „Mach eine angespannte Miene, dann lohnt sich Nados Gesicht gleich noch viel mehr." Das gleiche teilte ich Orik mit, welcher zwar tatsächlich angespannt war, aber mir zustimmte. Eragon sah mich überrascht an. „Bist du sicher, dass sie uns unterstützt?" - „Todsicher!", antwortete ich. Sie war uns so gesehen etwas schuldig und das passte ihr überhaupt nicht. Íorûnn würde Nado vielleicht etwas zappeln lassen, aber sie würde sich an unsere Abmachung halten.
Mit einem Lächeln, dass einwandfrei klar machte, wie sehr sie diese Situation genoss, erhob sich Íorûnn und begann zu sprechen: „Nun, wie es aussieht, wird meine Entscheidung den Ausgang dieser Wahl bestimmen." Diese Macht gefiel ihr offenkundig.
Ich hörte natürlich trotzdem weiter lieber Annabeth zu, statt zu versuchen, zwergischen Machtkomplexen aus erster Hand zu folgen. „Gimstborithen Nado und Orik, ich habe mir eure Argumente beide sehr genau angehört und stimme euch beiden in bestimmten Punkten zu. Allerdings glaube ich, der wichtigste Punkt ist zur Zeit der, ob wir die Varden weiterhin in ihrem Kampf gegen das Imperium unterstützen. Ich bin grundsätzlich der Ansicht, unser Volk sollte sich um sich kümmern doch wie unsere Gäste eindrucksvoll bewiesen haben, sind nicht alle Völker so gegen uns Knurla, wie Nado es darstellt.
Außerdem halte ich es für ein so altes Volk wie das unsere für unwürdig, sich in den Höhlen zu verkriechen während die anderen Völker Geschichte schreiben. Wir sollten uns nicht einfach verkriechen, zusehen und hoffen, dass wir damit durch kommen. Das von Beginn der Zeit an in Alagaësia angestammte, älteste Volk wird sich seine Autorität im Aufbau der Zukunft weiter sichern. Deshalb stimme ich im Namen meines Clans für ... Grimstborith Orik als unseren neuen König!"
Nado sah aus als hätte ihm mehrfach jemand ins Gesicht geschlagen. Hatte aber niemand. Noch nicht. Ich sah, dass Eragon neben mir, genauso wie ich, sich stark zusammenreißen musste, um nicht laut loszuprusten, als er diesen Gesichtsausdruck sah. Annabeth gestattete sich ein leichtes Lächeln und Orik blieb ernst, auch wenn es ihn ebenfalls zu erheitern schien. Er stand auf und hielt eine kurze Rede in der er sich bei seinen ‚Wählern' bedankte. Nichts spektakuläres. Der spektakuläre Teil kam erst danach.
Die am Rande der Halle versammelten Wächter des Rechts erhoben sich, traten vor und während einer von ihm einem Boten einen Bogen Pergament übergab, rief der Vorderste laut aus: „Es ist entschieden! Sag ihnen, dass es vier Schläge auf den großen Trommeln bedarf, denn Grimstborith Orik wurde heute zu unserem neuen König gewählt!"
Der Bote verschwand und für eine Weile kehrte Ruhe in der Halle ein. Nervtötende Ruhe. Ich lehnte mich an Annabeth an, doch langsam begann ich mich zu fragen, wie lange wir eigentlich noch warten mussten.
Garnicht so lange, wie sich herausstellte, als plötzlich, völlig aus dem nichts, mein Trommelfell in die Luft gejagt wurde. Ich übertreibe natürlich, aber dafür, dass wahrscheinlich hunderte Meter Stein zwischen uns und den Trommeln lagen, war es wirklich merkwürdig, dass wir selbst hier das tiefe Dröhnen noch so laut wahrnehmen konnten. Es war ein Zeichen von Kraft und Stärke, soviel war klar, aber ich wollte mir nicht vorstellen, wie groß die Trommeln sein mussten, die den Ton erzeugten.
Nach diesem Ritual löste sich die Versammlung aber auch recht schnell auf. Das kam vor allem uns Zuschauern sehr entgegen, denn Eragon war von dem Warten auf die Trommelschläge noch viel frustrierter als ich. Es hatte ihm offensichtlich zu lange gedauert.
Wir begleiteten Eragon wie immer zurück zu seinem Zimmer, nur dass wir dieses Mal unsere Gespräche noch drei weitere Male unterbrechen mussten, weil lautes Dröhnen jeden Ton verschluckte.
„Ich glaube, heute Abend wird es einige Feiern hier geben", murmelte Eragon. „Das stimmt, aber hast du nicht etwas vergessen?", erinnerte ihn dann jedoch Annabeth. Er sah sie fragend an. „Isidar Mithrim!" DONG! Perfekt passend zu diesem Hinweis ertönte der inzwischen dritte Schlag von den Trommeln. Seine Augen weiteten sich und er begann lautstark darüber zu fluchen, was für ein Ochse er sei, auch wenn wir davon nur die zweite Hälfte hörten, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Annabeth und ich tauschten einen belustigten Blick aus.
Der junge Reiter lächelte verlegen und entschuldigend und verschwand dann in seinem Zimmer. „Wow, ich bin scheinbar nicht der schlimmste, wenn es um sowas geht. Bei mir hat Hera es versucht und ist gescheitert und er schafft es ohne Hilfe." DONG! Der letzte Schlag. Meine Bemerkung Eragon gegenüber war zwar nicht böse gemeint gewesen, aber korrekt war es trotzdem.
Mein Neunmalklug schmunzelte und gab mir einen kleinen Kuss. „Und woran hat das gelegen?" - „Dass du nicht in meinem Kopf sondern in meinem Herzen steckst?", flüsterte ich übertrieben verführerisch. Früher hätte sie mir diese Antwort vermutlich Monate lang unter die Nase gerieben, aber so wussten wir beide, dass es die sinnvollste Erklärung war. Annabeth ist inzwischen fast ein Teil von mir und umgekehrt. Wir können uns nicht mehr vergessen. Percabeth forever! Ich empfehle das nur selten, aber hört auf Manfred, er hat recht!
Ja moin!!! Nachdem der Autor und ich uns ausnahmsweise mal wieder einig sind, habe ich auch gerade keine Lust auf böse Zeitsprünge. Das Problem ist, hier gibt es eigentlich fast nichts zu erzählen. Saphira ist angekommen und Isidar Mithrim ist gerade rechtzeitig fertig zusammengesetzt worden, müssen also nur noch wieder magisch zusammengefügt werden. Sie gehen gerade in die große Haupthalle von Farthen Dûr um sich die Krönung von Orik anzusehen. Adios Amigos. Wir sehen uns!
Wir liefen rechts und links von Saphira, auf deren Rücken Eragon saß, und liefen gerade zur größten Halle in diesem hohlen Berg. Ich wäre lieber neben Annabeth gelaufen, weniger wegen der Gesprächsmöglichkeit, sondern eher auf Grund der Nähe zu ihr, aber solange wir offiziell als Leibwache für Eragon fungierten, konnten wir nichts daran ändern ohne die Ausstrahlung von Sicherheit zu vernachlässigen. Egal wie lange wir nun schon zusammen waren, ich liebte jeden Moment mit ihr genauso wie ich es früher getan hatte. Leider darf ich meine Pflichten nicht über solche, manche Leute würden es Kleinigkeiten nennen, Dinge stellen. Außerdem handelt es sich dabei glücklicherweise immer nur um kurze Zeiträume und so kann auch ich einigermaßen damit leben.
Wir waren etwas spät dran und so kamen wir gerade noch rechtzeitig an. Wir setzten uns in die letzte Reihe, da wir eigentlich nur als Gäste anwesend waren. Zuerst wurde von einigen der zwergischen Wächter des Rechts das Ergebnis verkündet und bestätigt. Danach traten alle 12 anderen Clanführer, inklusive Vermûnd tatsächlich, vor und schworen Orik die Gefolgschaft.
Als sowohl Vermûnd als auch Nado geschworen hatten, wurde im Saal sichtlich aufgeatmet. Scheinbar hatten einige tatsächlich befürchtet, die beiden würden sich quer stellen. Dann trat Gammel, nein warte, Gannel, genau, das war der Name, vor und begann mit einem langen Sprechgesang, welcher eine Mischung aus Gebet und Zauber war.
Annabeth warf mir einen Blick zu, welcher vermutlich sagen sollte, dass es gleich unangenehm werden könnte. Sie hatte natürlich recht. Das Ritual des Priesters war dazu gedacht, den hiesigen König der Götter, Guntera, herbeizurufen. Wir wussten ja bereits, dass es auch in diesem Land einige Göttergruppen gab, aber wir wussten auch, dass diese uns vermutlich erkennen würden, gewisse Muster in unserem Geist und unserer Aura können vernünftige Götter manchmal erkennen, außerdem wusste er wohl, wie wir aussahen. Es würde also echt schwierig werden, uns da rauszureden ohne unseren wahren Status auch für alle anderen zu verraten.
Tatsächlich erschien in dem riesigen Gewölbe hinter Orik und Gannel eine riesige Gestalt. Die Anwesenden konnten nur ihre Konturen erahnen, da sie sich eigentlich unsichtbar gemacht hatte und nur durch den Platz, den sie verbrauchte, zu erkennen war. Für uns erübrigte sich das jedoch, da wir sowohl seine Unsichtbarkeit durchblicken, als auch seine Aura und Umrisse spüren konnten. Er hatte starke Ähnlichkeiten mit Hephaestus, nur dass er scheinbar bereit war, mit menschlichen Wesen zu kommunizieren. Ganz im Gegensatz zu unserem Gott der Schmieden.
Mal wieder ganz formell fragte der religiöse Gartenzwerg ihn: „Oh großer Guntera, gibst du Grimstborith Orik deinen Segen als neuer König unseres Volkes?" Der, nur für uns sichtbare, Blick des Gottes glitt über die Anwesenden zu Orik. Gerade als er dort angekommen war, fuhr er hektisch zu uns zurück. Na großartig. Um jetzt noch unauffällig zu bleiben, bräuchten wir sehr viel Glück und eine hervorragende Ausrede. Beides nicht meine Stärke.
„Seid ihr damit einverstanden?", wollte der Blütenwirbel-Gott wissen. Eigentlich wollte er auch noch unsere vollständigen Titel nennen, aber glücklicherweise gab Annabeth ihm einen schwereren gedanklichen Schlag. Ich seufzte und da es plötzlich vollständig still war, redete ich mit normaler Stimme. „Ja, das sind wir! Orik wird einen guten König abgeben."
Woraufhin der Gott rief: „Dann hat Orik Thrifks Sohn hiermit meinen Segen!" Es schien als hätten die Zwerge noch nie einen Gott sprechen gehört. Wieso das denn? Ich habe mit zwölf meinen ersten Gott gesehen, gesprochen, beleidigt und besiegt. Mit einem strengen Blick rief mir Annabeth in Erinnerung, dass ich vielleicht auch eine etwas besondere Geschichte habe. Na wenn sie meint...
Nachdem wir Orik befürwortet hatten, beugte sich Gunti zu dem neuen Zwergenkönig herunter und setzte ihm einen kleinen runden Gegenstand, welchen ich dank meiner starken Augen als Krone ausmachen konnte, auf den Kopf. Danach verbeugte er sich überflüssigerweise vor uns und verschwand dann wieder. Wie immer, die meisten Götter reden nur mit mächtigeren Wesen und auch das nur, weil sie es müssen.
Es folgte eine Zeit langes schweigen und schließlich gab Gannel zu verstehen, dass die Zeremonie zuerst zu Ende geführt werden sollte. So traten die einzelnen Vertreter vor und wiederholten nochmal öffentlich ihre Treueeide. Normalerweise würde jetzt jede wichtige Persönlichkeit vortreten und dem König ein Geschenk überreichen. Bevor das jedoch geschehen konnte, übertrug die blaue Drachendame ihre Gedanken auf alle Anwesenden: „Nachdem wir den Sternsaphir zerstört haben um alle in diesem Berg zu retten, habe ich versprochen, diesen wiederherzustellen. Das wird mein Geschenk für dich sein, König Orik."
Als ihre Worte verklungen waren, begannen leise von irgendwo her mehrere Instrumente zu spielen. Annabeth neben mir griff in ihre Tasche und zog eine sehr speziell aussehende Flöte daraus hervor und setzte mit ein. Eigentlich war Musik weder ihres noch mein Talent, aber inzwischen konnten wir ja glücklicherweise alles. Auch zu einer uns bisher unbekannten Melodie spielen, ohne dass es unpassend oder falsch klingen würde. Es war der einzige helle Klang im Raum und verlieh dem ganzen einen schönen und sehnsüchtigen Unterton.
Saphira schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Leider spürte ich, dass das Verlangen in ihr noch nicht stark genug war um diese Kraft zu entfesseln. Da musste ich wohl etwas nachhelfen. „Entspann dich und konzentriere dich auf die Bedeutsamkeit der Dinge, die hier passiert sind. Du hast das erste mal Feuer gespien. Du hattest den Willen und die Hoffnung, Eragon zu retten. Erinnere dich daran und es wird dir gelingen. Du wirst nicht scheitern!" Ich spürte, wie sie meine Worte wahrnahm und beherzigte, wie sich in ihr langsam die Emotionen und die Kraft hochschaukelten, bis sie irgendwann unvermeidlich überlaufen und ausbrechen würde. So dauerte es kaum zehn weitere Sekunden bis sie ein Brüllen ausstieß und das Gerüst in Flammen badete.
Das Holz zerfiel zu Asche und Staub und das Juwel stand nun in seiner alten Pracht da. Zumindest fast. Die Farbe war nun ein wenig heller und mit meinen scharfen Augen sah ich, dass am Rand der einzelnen Blütenblätter hauchfein die Namen aller eingemeißelt waren, die beim Wiederaufbau geholfen hatten. Der Name des ursprünglichen Meisters, Dûrok Ornthrond, stand ganz in der Mitte, so fein eingraviert, dass man es nur sah, wenn man es wusste.
Die Musik der Zwerge verstummte und Annabeth ließ ihre Flöte verschwinden. Für einen Laien hätte es ausgesehen als hätte sie sie in die Tasche gesteckt, aber eigentlich hatte Neunmalklug es wortwörtlich getan. Sie verschwinden lassen. In der Halle brach Jubel aus und ließ die allgemeine Aufmerksamkeit sinken. Ein Fehler welcher fast schreckliche Folgen gehabt hätte. Mir fiel auf, dass der fünfeckige Edelstein nun ohne Gerüste auf zwei seiner Spitzen stand. Langsam neigte er sich in unsere Richtung und wurde dabei immer schneller. Ich fluchte, sprang auf und rannte dort hin. Ein leises Knirschen verriet nun auch allen Zwergen in der Nähe, was gerade passierte und sie stoben auseinander. Mit einem Hechtsprung kam ich darunter an und stellte mich sicher hin.
Als der Edelstein meine Handfläche berührte, spannte ich meinen gesamten Körper an und bremste den Sturz. Ich gab trotzdem etwas nach, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass der Aufprall auf meine Hände ihn erneut zerstört hätte. So kam er zum Stillstand als ich etwa auf den Knien angekommen war, was in mir wieder böse Erinnerungen an die Herkunft meiner grauen Strähne im Haar wach rief. Genau in dieser Position hatte ich den Himmel getragen.
Ich ließ mich davon jedoch nicht ablenken und rutschte langsam nach hinten. Als ich am Mittelpunkt des Kunstwerks angekommen war, legte ich ihn ganz vorsichtig auf den Boden, stand auf und ging zurück zu meinem Weisen Mädchen. Diese lächelte mir anerkennend zu und meinte: „Du hast wohl was gelernt. Wenn du auf Statue gespielt hättest, hätten wir jetzt wieder einen riesigen Trümmerhaufen." Ich zuckte mit den Schultern und streckte ihr dann, als mir auffiel, dass das eigentlich eine Beleidigung gewesen war, die Zunge raus.
Da herum ist mir vermutlich aufgefallen, dass alle mich anstarrten. Für meine Reaktion darauf hätte ich mir nochmal ein doppeltes „Algenhirn" verdient. „Habe ich was im Gesicht?" Neben mir schlug sich Annabeth vor die Stirn und gab mir zumindest eins der beiden Algenhirns, so fiel es mir dann doch auch auf. Liebe Zwerge, bitte tut einfach so als wäre das normal!
Als nach einigen Minuten fast alle Anwesenden wieder einigermaßen normal sprechen konnten, ging die Geschenkübergabe weiter. Keiner verlor ein weiteres Wort über den eben geschehenen Unfall. Wir stellten uns relativ weit hinten an und sahen zuerst zu, wie eine ewig lange Kette vor uns unterschiedlich besondere Gaben überreichten.
Schließlich waren wir an der Reihe und übergaben dem nun gekrönten König einen schwarz-silbernen Ring mit einem tiefblauen Saphir, Ähnlichkeiten zu unserem Ehering sind zwar nicht rein zufällig, aber keine Sorge, die Muster sind sehr unterschiedlich, und dem Vermerk, „Solltest du dich einmal in einer lebensbedrohlichen Situation befinden, denke ganz fest an einen bestimmten Ort und drück auf den Edelstein. Im nächsten Moment wirst du dort sein. Es funktioniert an sich unendlich oft, aber es gibt eine gewisse Abkühlphase, die wir aus Sicherheitsgründen nicht genauer benennen. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen, weder der Wald der Elfen, noch die schwarze Zitadelle in Urû'baen sind von diesem Zauber ausgeschlossen. Wir vertrauen dir so weit, dass du damit keine Dummheiten anstellst."
Seine Augen weiteten sich und er murmelte: „Ich wusste nicht mal, dass sowas mit Magie möglich ist! Vielen Dank!" Scheinbar hatten wir ihn inzwischen so weit, dass er uns einigermaßen vertraute. Ich hätte nicht erwartet, dass das nach der Aktion mit Gunti noch der Fall wäre, aber vielleicht hatte ich das mit dem Retten von Isidar Mithrim wieder ausgeglichen.
War mir eigentlich auch egal, Hauptsache, wir müssen uns wegen einem Anführer weniger Sorgen machen. Ich entschied mich mal wieder für eine mysteriöse Andeutungen. „Es ist auch nicht alleine mit dem, was ihr Magie nennt, möglich." Er blickte etwas verwirrt, fragte aber nicht weiter nach. Einerseits weil er wusste, dass weder ich noch Annabeth mehr sagen würde und andrerseits, weil er selbst nicht allzu viel Erfahrung mit Magie hatte.
Eragon hatte sein Geschenk bereits überreicht und wartete am Ausgang der Halle mit Saphira auf uns. „Warum hat sich dieser Schemen, den Orik als Verkörperung von Guntera bezeichnet hat, vor euch verbeugt?", wollte er unvermittelt wissen. Na schön, ich konnte ihm diesen Wissensdurst nicht verübeln. „Dieser Schemen wurde nicht nur von Orik so genannt, es war Guntera persönlich." Annabeth fuhr fort: „Was die Verbeugung und seine Frage nach unserm Einverständnis angeht, Denk an deine Ankunft in Ellesméra. Warum hast du dich vor Königin Islanzadí verbeugt?" Mit einem freundlichen Lächeln gab sie zu verstehen, dass zu diesem Thema alles gesagt war.
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3256 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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