Kap. 42 Entscheidungen
Percy pov
Ich öffnete das Portal, welches Thalia in dieses Mittelalter zurück holen sollte und als sie hindurch getreten ... fallen war, fragte ich: „Und, wie ist es gelaufen?" Sie antwortete nicht, aber das bunte Farbspiel ihrer Emotionen war sehr ausgefallen. Etwas Genervtheit schwang darin mit, dafür war wohl ich verantwortlich, aber alles in allem waren es eher positive Gefühle. Sie hatte sich anscheinend ganz gut mit Artemis verstanden. Annabeth neben mir war offensichtlich zu dem selben Schluss gekommen denn sie lächelte. „Mit etwas Glück findet jetzt auch Thalia ihr Glück."
Eine Weile lang saßen wir schweigend so da und genossen die Ruhe und unsere gegenseitige Anwesenheit. Egal wie lange wir jetzt schon so mächtig waren, wir hatten uns noch immer nicht daran gewöhnt, dass wir in keinster Weise in Gefahr waren. Schließlich atmete mein weises Mädchen neben mir tief ein und meinte: „Los komm, Eragon ist eben aufgestanden. Wir wollen ihn doch nicht warten lassen..."
Das Funkeln in ihren Augen machte unmissverständlich klar, dass sie mich ignorieren würde, sollte ich anfangen ihr zu erklären, dass ich eigentlich kein Problem damit hätte, unseren jungen Schützling einen Moment warten zu lassen. Ein guter Krieger sollte wissen, wann er verloren hat und in meinem Fall war das in dem Moment, in dem meine Frau mir einen strengen Blick zuwarf, der Fall. Armeen von Monstern... kein Problem, Urgötter die Amok laufen... gewöhnt man sich dran, aber einem strengen Blick von Annabeth zu trotzen ist annähernd unmöglich. Selbst wenn man das mächtigste Wesen aller Zeiten war und noch dazu im Recht, nichtmal das traf hier zu, war Widerstand zwecklos.
Also stand ich auf und wir gingen zusammen aus dem Raum. Unmittelbar nachdem wir die Haupthalle unseres Gast-Clans betreten hatten, im exakt selben Moment wie Eragon mal wieder, kam bereits Orik auf uns zu und bedeutete uns, ihm zu folgen. Keine Begrüßung, nur ein grummliges Nicken.
Genau darin bestand auch die Antwort auf seine Aufforderung und er führte uns schlichtweg in einen Raum, der vermutlich sein Arbeitszimmer war. Glücklicherweise ersparte er uns die Formalitäten und erzählte Eragon sofort, was sie herausgefunden hatten.
Die Kurzfassung: letztendlich genau was wir ihnen verraten hatten. Im dreizehnten Stock waren einige Festnahmen gelungen. Die ausgestoßenen, die sich dort versteckt hatten, hatten den Angreifern Unterkunft gewährt und sie ausgerüstet. Oriks Leute hatten sie völlig unvorbereitet erwischt und somit war es ihnen gelungen, drei der fünf festzunehmen, bevor diese sich mit Selbstmord aus den Folgen ihrer Taten ziehen konnten.
Und aus dem Geist des einen hatten sie erfahren, dass diese Zwerge ihre Anweisungen auf direktestem Weg vom Anführer des Zwergenclans der Dûrgrimst Az Sweldn rak Anhûin, Vermûnd, persönlich erhalten. Für Orik ganz offensichtlich das beste Ergebnis, was diese Forschung hatte bieten können. Dieser Clan hatte Eragon, Saphira und Arya in der Stadt Tarnag, auf dem Weg nach Ellesméra, bereits die Feindschaft erklärt und versucht, eine Aufruhr gegen sie zu starten. Sie hatten keinen Erfolg gehabt, aber ihre Haltung Fremden, insbesondere allem im Zusammenhang mit Drachen gegenüber, stand dem Rassismus in unserer Welt zweifelsohne um nichts nach. Spätestens nach diesem Angriff.
Orik hatte auch den Weg der Waffen der Angreifer weiter zurück verfolgen lassen und auch wenn er dabei keine Beweise gefunden hatte, unterstützten die Erkenntnisse daraus ebenfalls die Annahme, dass der Clan der rak Anhûin dahinter steckte. Die Waffen stammten nämlich aus einer Stadt unter der Kontrolle eben dieses Clans.
Als er seinen Bericht abgeschlossen hatte, wandte er sich uns zu. „Ihr lagt mit eurem Tipp gestern Abend steinrichtig." Ich war zuerst etwas verwirrt ob des letzten Wortes, bis mir einfiel, dass Steine bei den Zwergen ja heilig waren. Im Vergleich dazu sind ja sogar diese Religionen von den Menschen in unserer Welt, dass es nur einen Gott gibt, der noch dazu gütig sein soll, vollkommen vernünftig. Also wirklich, Steine anbeten. Es gab auch in dieser Welt Götter, aber sie hatten die Lebewesen genauso wenig aus Stein erschaffen wie die Menschen in unserer Welt aus Schokolade bestanden.
Der Zwerge sprach einfach weiter, ohne auf eventuelle innere Monologe Rücksicht zu nehmen. „Ich weiß zwar nicht, woher ihr das ahnen könntet, aber wir haben tatsächlich in dem von euch beschriebenen Raum eine Gruppe aus Zwergen gefangen nehmen können." Achso, hatte er das garnicht in seinem ersten Bericht erwähnt und ich wusste es nur schon vor ihm? Ups.
Er sprach nun wieder zu Eragon. „Wenn wir nachher von diesem Vorfall berichten, werden die Clanchefs von dir verlangen, dass du deine Erinnerungen an den Vorfall überprüfen lässt." Eragon unterbrach ihn prompt. „Das geht nicht. Erstens hast du doch angeblich diese Zwerge festgenommen. Ihre Erinnerungen müssen doch reichen. Außerdem gibt es Dinge in meinen Erinnerungen, die unter gar keinen Umständen an irgendwen gelangen dürfen."
Orik schüttelte nur den Kopf und erklärte: „Eigentlich sollten die Erinnerungen der Gefangenen ausreichen, aber wenn du dich weigerst wird man behaupten, wir würden etwas verheimlichen. Ich bin sicher, wenn du entsprechende Bedingungen an die Überprüfung hängst, werden sie das akzeptieren."
Damit sah er wieder mich an. Ich fand das eigentlich etwas unhöflich, da immer ich und nie Annabeth als erstes angesehen wurde. Jeder, der uns kennt, weiß Bescheid, dass Annabeth für mich IMMER auf der selben Stufe steht. „Seid ihr unter diesen Umständen ebenfalls bereit, eure Gedanken untersuchen zu lassen?" Mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und ich wollte schon verneinen, da kam Annabeth mir zuvor.
„Ja, sind wir, aber wir werden nur unter sehr, sehr strengen Bedingungen zustimmen, bei denen wir dir Erinnerungen raus geben, nicht jemand anders hinein lassen. Mehr können wir nicht erlauben. Wir haben viel mehr gesehen und viel gefährlichere Geheimnisse, als sich irgendjemand in dieser Welt nur vorstellen könnte. Wenn diese an die Öffentlichkeit kommen, ist jegliche Ordnung in dieser Welt verloren und schon ein einzelner könnte zu viel Unheil damit anrichten."
Das war zwar nicht gerade vertrauensfördernd gewesen doch der Griesbrot des Ingietum nickte nur. Danach gingen wir in die Richtung Versammlungshalle. Eine Verspätung hätte sich wohl kaum zu unseren Gunsten ausgewirkt.
„Habt ihr schon darüber nachgedacht, dass dieser Clan, der den Angriff befohlen hat, eventuell auch zu weiteren derart drastischen Maßnahmen schreiten könnte? Ich habe eigentlich keine Lust, gegen die Truppen eines gesamten Clans zu kämpfen." Als Antwort auf diesen berechtigten und trotzdem von mir kommenden Einwand, knurrte der Zwerg. „Das würde einen Clankrieg anzetteln, aber ja, selbst für diesen Fall haben wir Vorbereitungen getroffen. In der Nähe des Versammlungsraums sind einhundert Soldaten unseres Clans versteckt. Sie werden im Notfall eingreifen, aber wir wollen es eigentlich friedlich regeln. Chaos und ein Clankrieg, in dem sich nicht alle gegen die ran Anhûin wenden, würde bedeuten, dass wir keine Möglichkeit mehr haben würden, euch bei eurem Feldzug gegen das Imperium zu unterstützen."
Ob gleich er weder besonders alt noch erfahren war, waren die Entscheidungen von Orik schon sehr vernünftig. Da niemandem mehr etwas zu besprechen einfiel, oder zumindest nichts, was mich interessierte, schaltete ich ab und als Orik, Eragon und Annabeth losgingen, folgte ich ihnen. Auf dem Weg wurde nicht viel gesprochen, da Reiter und Zwerg zu angespannt waren und wir beiden anderen unsere Gespräche nicht vor den beiden führen konnten.
Als wir in der Halle ankamen, fragte ich Annabeth leise: „Würdest du mir ein Zeichen geben, sobald ich etwas tun muss?" Sie sah mich zuckersüß an und antwortete: „Aber natürlich. Du kannst dich schon mal auf das Zeichen freuen!" Ups, das war eine Drohung. Und zwar eine, die ich lieber nicht erleben wollte. Ich stieß also ein frustriertes Grunzen aus und setzte mich aufrecht hin. In dieser Position war an Schlafen nicht zu denken.
Wohl oder übel begann ich also zum ersten Mal seit Tagen zuzuhören. Selbstverständlich nicht den Zwergen sondern Annabeth, denn erstens hatte sie dieses Mal wieder Energie in der Stimme, statt einfach die Worte der Zwerge monoton wiederzugeben, und zweitens hörte ich ihre Stimme einfach lieber.
Nachdem also der Vorsitzende dieses Tages, schon wieder Griesbrötchen Gammel, die Versammlung für eröffnet erklärt und alle willkommen geheißen hatte, verlangte er von Orik eine Erklärung für das Abbrechen der Versammlung des Vortages . Und diese sollte er auch bekommen, wenn auch nicht in dem Ausmaß, in dem er, und scheinbar auch alle anderen am Tisch, es erwartet hatten.
Er begann zuerst lange auszuschweifen, bis in die Zeiten der uralten Zwergenväter. Korgan, ihr erster König, kam mehrfach vor und erst nach mehr als fünf Minuten kam er langsam in etwas modernere Zeiten. Will heißen, den Beginn der Drachenreiter als Organisation von Menschen und Elfen, noch immer Jahrhunderte früher.
„...In diesen Jahrzehnten erlebten wir die größte Blütezeit unseres Volkes. Und es war, so schwer es auch ist, das zuzugeben, nicht unser Verdienst, sondern der der Reiter!" Diese Worte schürten viel Geflüster und allen voran Nado und Vermûnd, doch viele schienen auch empfänglich für diese kritischen Worte zu sein.
Nach einer gebührenden Pause ging es also weiter. „Aber schließlich, nur etwas mehr als einhundert Jahre vom heutigen Tag zurück liegend, in einer Zeit, die Hrothgar, unser letzter König und das letzte Oberhaupt unseres Clans, und einige von euch auch noch miterlebt haben, kam ein Junge zur Welt. Seine Eltern nannten ihn Galbatorix und er sollte der Niedergang all unseres Friedens und unserer Freiheit aus der Zeit der Reiter werden.
Auch hier, es war genauso wenig unsere Schuld, doch das spielte keine Rolle. Die Blütezeit des Glücks fand ihr abruptes Ende und für das gesamte nächste Jahrhundert konnte sich kein Zwerg mehr aus dem Beor-Gebirge, unserer Heimat hinaus trauen. Unsere einzige Hoffnung wurde alle paar Monate von Surda nach Farthen Dûr bis hin in den hohen Norden des großen Waldes getragen. Ein einzelnes Drachenei, aus dem wir eines Tages hofften, den Schimmer einer Hoffnung zu sehen. Es war nicht mehr als das. Die Hoffnung auf Hoffnung.
Doch von inzwischen über einem Jahr ist die Schale gebrochen und nicht nur ein neuer Drache samt Reiter in diese Welt gekommen, sondern obendrein noch einer, der das Imperium und alles, was Galbatorix geschaffen hat, zu tiefst verabscheut und als sei das nicht schon genug, der erste, der jemals Teil eines Zwergenclans geworden ist und somit derjenige, der unserem Volk und unseren Traditionen den größten Respekt beimisst.
Trotzdem muss man zugeben, als er das erste mal hier ankam, war er nur ein menschlicher Junge. Begabt im Schwertkampf, überdurchschnittlich fähig in der Magie und nur Wochen später verkrüppelt durch den Kampf mit einem Schatten, der wohlgemerkt unsere Hauptstadt, unsere Heimat bedroht hat, doch selbst damit waren viele enttäuscht und es war für kaum einen die wahre Verkörperung der Hoffnung. Trotzdem hat er schon in dieser Verfassung Tronjheim auf eine Weise gerettet, die kein anderer vermocht hätte.
Und jetzt seht ihn euch an. Er hat auf den brennenden Steppen, wo unser König gefallen ist, fast dauerhaft in der vordersten Reihe gekämpft, hat für uns alle den Luftkampf gegen den roten Feind ausgefochten.
Hrothgar ist tot, doch er hat sein Vertrauen in Eragon gesetzt, von dem Moment, in dem er ihn in unserem Clan aufgenommen hat, bis zu dem Tag, an dem er entschieden hat, unser Volk würde an der Friedensschaffung im Imperium teilnehmen. Und seine Hoffnungen haben sich mehr als erfüllt. Eragon ist jetzt älter, kämpft besser als jeder andere und er schätzt unser Volk.
Ich frage euch, welche besseren Vorraussetzungen könnte es für eine Rückkehr unseres Volkes in die Freiheit geben? Die Antwort ist simpel. Es gibt keine. Wenn wir als gleichberechtigtes Volk in Alagaësia leben wollen, ist das unsere beste Chance.
Doch einige von uns...", Orik atmete tief durch, bevor er zum letzten Teil kam. „...einige von uns kommen noch immer nicht über Schmerz hinweg, der so alt ist, dass sie ihn selbst garnicht erlebt haben. Schmerz für den Verlust eines Großteils des eigenen Clans, obwohl der, an dem es ausgelassen wurde, nur das Erbe der Reiter als Gemeinsamkeit mit dem Schuldigen trägt und sonst für alles steht, was dieser ursprünglich Schuldige, Galbatorix, nicht ist.
Denn warum sonst hätten sie versucht ihn zu ermorden?", endete Orik mit Grabesstimme und für einen Moment war alles still. Dann wurde wieder Lärm laut, bis Annabeth sich, ohne äußere Aufforderung, einmischte, laut aufstampfte und in der Sprache der Zwerge rief: „Ruhe! Ihr könnt reden, wenn er fertig ist!" Dafür erntete sie zwar viele verwirrte und größtenteils missbilligende Blicke, doch das störte sie natürlich nicht.
„...Ein solcher Angriff ist nicht nur eine Feigheit sondern auch ein Angriff auf einen Gast, einen Gesandten und gleichzeitig ein Mitglied meines Clans und damit auf den Clan selbst. Grimstborith Vermûnd, ich nenne dich hiermit einen Feind des Ingietum. Ich nenne dich einen Feind unseres Volkes und einen Feigling. Was hätte wohl der Drache Saphira getan, hätte sie davon erfahren, dass unser Volk ihren Reiter ermordet haben? Sie hätte unseren gesamten Berg in ein feuriges Inferno verwandelt. Was außer unserem Untergang wolltest du damit erreichen?" Orik war gegen Ende immer lauter geworden und als er zum Schluss dieser Brülltirade seine Faust auf den Tisch schlug, hallte dieser Klang durch den ganzen Raum.
Beeindruckende Anschuldigung auf jeden Fall. Der Vorsitzende, Gammel, aus dem Clan der religiösen Heinis, sprach nun zu dem Schuldigen, Annabeth und ich wussten ja bereits, dass die Vorwürfe vollständig richtig waren, und es sich nicht nur um einen Verdacht handelte, „Grimstborith Vermûnd, was sagst du zu diesen äußerst ernsten Anschuldigungen?"
Dieser antwortete ziemlich schnell, zu schnell würde ich fast sagen: „Ich leugne sie mit jeden Knochen in meinem Leib. Ich fordere meinen Ankläger auf sie vor einen Wächter des Rechts zu legen und sie werden nicht stand halten." Ich blickte zu Orik um dessen Reaktion zu sehen. Ich konnte ein kleines selbstgefälliges Lächeln ausmachen und vermutete, dass er genau das gewollt hatte.
Dann wurden eine zufällige Auswahl an Richtern aus den Anwesenden, für diese Rolle vorgesehenen ausgewählt. Die nächsten Minuten bestanden zuerst daraus, dass diese Richter einige Schwüre leisten die gewährleisten sollten, dass keiner der Wächter parteiisch entscheiden würde.
Sie ließen Eragon zuerst die Geschichte des Anschlags selbst erzählen, da er ja direkter Zeuge und im Gegensatz zu uns frei redeberechtigt war, und anschließend legte Orik zuerst den recht schwachen Beweis über die von den rak Anhûin kontrollierte Stadt vor, von dem er selbst wusste, dass dieser nicht ausreichen würde. Das wurde natürlich auch klar verkündet, doch das störte den Zwerg nicht weiter.
Als Nächstes wurden drei gefesselte Zwerge in den Raum gebracht von denen einer bewusstlos war. Orik erzählte die Geschichte, wo sie diese gefunden hatten und was sie durch ihre Gedanken hatten herausfinden können. Eine kleine Gruppe Magier wurde damit beauftragt, ihren Geist zu untersuchen und nach einigen Minuten teilten die Magier mit, dass diese tatsächlich den Angreifern in der Nacht vorher Unterschlupf gewährt hatten und tatsächlich genau Vermûnd der Auftragsgeber war. Selbiger wurde beim Vorlegen dieses Beweises bereits sichtbar bleich, doch er sprach kein Wort.
Stattdessen forderte Nado, Griesbrot des Dûrgrimst Knurlcarathn und vermutlich derjenige, der Vermûnds Ansichten am ehesten teilte, „Lasst uns auch sichergehen, dass der Vorfall selbst so wie beschrieben abgelaufen ist, nicht dass wir ein fehlerhaftes Urteil wegen mangelnder Prüfungen fällen! Ich fordere die Überprüfung des Reiters und seiner Leibwache!" Dabei sah ich ihn heimtückisch grinsen. Er erwartete offenbar, dass der junge Reiter seiner Geheimnisse wegen einen Rückzieher machen würde.
Eragon stand jedoch einfach auf und verkündete nachdrücklich: „Ich bin bereit meinen Geist hierfür untersuchen zu lassen doch ich möchte, dass sich der Magier, der die Untersuchung durchführt, über Folgendes im Klaren ist: Sollte er sich an Erinnerungen vergreifen, die ihn nichts angehen und nicht diesen Vorfall betreffen, werde ich mich gezwungen sehen, seine Erinnerungen an diesen Tag restlos zu löschen."
Gammel nickte. „Wenn keiner der Anwesenden etwas dagegen sagt, denke ich können wir diese Bedingung akzeptieren." Es gab zustimmendes Gemurmel und daraufhin wurde ein Magier ausgewählt. Man sah ihm an, dass er sehr viel Angst hatte, etwas falsch zu machen und man konnte Eragons Gesicht ablesen, dass auch ihm nicht ganz wohl dabei war.
Die Untersuchung verlief jedoch ohne Zwischenfall und der Magier verkündete, dass auch diese Erinnerungen mit der berichteten Geschichte übereinstimmten. Er kam nun, etwas sicher dreinblickend, auch zu uns, doch bevor er versuchen konnte, unsere Gedanken zu lesen, hob ich eine Hand.
„Auch wir müssen dies an Bedingungen knüpfen. Erstens, der untersuchende Magier wird ausschließlich die Erinnerung an diesen kurzen Zeitraum des Angriffs begutachten. Zweitens, er wird nicht schildern, was genau er gesehen hat sondern nur bestätigen, dass der Angriff so abgelaufen ist wie bisher erzählt. Sollte er mehr erzählen, werden wir ihn stoppen müssen. Das ist bei uns leider notwendig." Dies war ganz klar eine Drohung und sollte es auch sein.
„Die letzte Bedingung ist, dass der Magier zustimmt, seine Erinnerungen an das Gesehene entfernen zu lassen. Restlos! Außerdem müssen wir noch eine Warnung aussprechen. Wer immer die Untersuchung durchführt, wird danach vermutlich einige Zeit nur begrenzt einsatzbereit sein. Es werden dadurch jedoch keine dauerhaften Schäden entstehen." Diese Sicherheitsvorkehrungen mussten sein, sonst würde dem Magier eventuell auffallen, dass wir viel mehr Eindrücke wahrnahmen als wir sollten. Wir hätten auch allen im Raum eine falsche Erinnerungen einpflanzen können, aber es wäre möglich, dass sich eventuell später jemand wundern würde und es dann Jahre später zu unschönen Folgen kommen könnte.
Der Magier, der Eragon kontrolliert hatte, trat nach diesen Drohungen gegenüber den einflussreichsten Zwergen ihrer Zeit überrascht einen Schritt zurück und bat in die Richtung der Richter: „Herren, darf ich darum bitten, dass für diese Aufgabe andere Magier ausgewählt werden? Ich habe einen neu heranwachsenden Sohn zuhause und sofern diese Angaben wahr sind, möchte ich seine Kindheit nicht verpassen!" Die Wächter des Rechts legten den Kopf schief oder machten irgendeine ähnliche, nachdenkliche Pose, bevor sie alle akzeptierend nickten.
Tatsächlich zweifelte niemand explizit unsere Forderungen an, und nachdem ein weiteres Mal nach dem Einverständnis aller Clanmitglieder gefragt worden war, wurden zwei neue Magier ausgewählt von denen je einer einen von uns untersuchen sollte. Ich nickte dem Magier zu und er versuchte in meinen Geist zu kommen. Ihm passierte das selbe wie jedem, der das versuchte und ich sagte: „Halt dich an die Bedingungen und du wirst es unbeschadet überstehen!" Ja, möglicherweise etwas traumatisierenden, aber im Gegensatz zu mir würde er dieses Ereignis im Nachhinein schnell vergessen.
Danach, auch wenn ich für den Effekt einen Augenblick wartete, ließ ich ihn wieder frei und an die Erinnerungen, die für ihn relevant waren. Ich öffnete kurz meine Augen und sah, dass der Magier zu zittern begonnen hatte. Selbst wenn ich wirklich versuchte es zu reduzieren, war die Macht meines Geistes für Sterbliche kaum auszuhalten. Bei Elfen lag immer eine vom Charakter abhängende Melodie im Hintergrund, bei mir spürte man immer eine dunkle Präsenz, die gleichzeitig da und zu spüren war und dann doch irgendwie nicht greifbar, da sie sonst alle Eindringlinge augenblicklich pulverisieren würde.
Nach etwa einer Minute zog er sich zurück und sagte laut, aber mit zitternder Stimme: „Seine Erinnerungen bestätigen den Tathergang, den Eragon Schattentöter und Grimstborith Orik uns bereits geschildert haben!" Danach brach er zusammen und schnell, noch bevor er weit gefallen war, fing ich ihn auf. Eine kleine Bewegung meiner Lippen um die Zwerge in den Glauben zu bringen, ich würde den Vergessenszauber wirken, doch in Wirklichkeit tat ich das auf die griechisch-göttliche Art, später, waren die Erinnerungen dieses Magiers restlos verschwunden.
Wenige Sekunden später passierte zwischen Annabeth und dem ihr zugeteilten Zwerg das selbe. Gammel gab zwei Wachen ein Zeichen und diese beiden brachten die auf dem Boden liegenden Zwerge aus der Halle. Danach drehte sich Gammel, keine Ahnung, warum ich mir den Namen merken kann, zu den Richtern. „Haben die von Grimstborith Orik vorgelegten Beweise euch überzeugt?" Daraufhin zogen sich die Wächter des Rechts zum Beraten in einen Nebenraum zurück.
Wir mussten kaum eine Minute warten bis sie zurück kamen. Die Entscheidung war wohl nicht besonders schwer gewesen. Einer von ihnen trat vor und sagte: „Das haben sie, Grimstborith Gannel!" Na bitte, so schwer war es wohl nicht. Warte was, Gannel? Da hab ich wohl was mit dem Namen vertauscht. Anders als bei ihrer Anrede mache ich das mit den Namen nämlich nicht absichtlich.
Als Vermûnd danach weiterhin behauptete, es wären Verleumdungen, und jede weitere Beleidigung und dergleichen mehr einen Angriff zur Folge haben würde, hätte ich gerne gerufen: „Mach doch, ich mach dich platt!", hielt mich aber zurück. Auch wenn mich der Kerl dezent nervte, wollte ich nicht zu offen agieren.
Oriks bald folgenden Vorschlag, den Clan zu verbannen, fand ich hervorragend. Außerdem war diese Art, das gesagte umzukrempeln, auf einem Niveau, welches selbst Leo und Annabeth nur schwer überbieten könnten. Leo um seine Untaten als rechtens darzustellen und Annabeth um ihm zu zeigen, dass sie die Regeln präzise genug formuliert hatte, um ihn auch an diesem Unsinn abzuhalten.
Tatsächlich stimmten diesem Vorschlag auch alle Clans zu. Selbst die, die Vermûnds Verhalten eigentlich guthießen, taten dies, denn wenn sie es nicht tun würden, würde ihnen vermutlich Mitbeteiligung unterstellt werden. Einer der wenigen Fälle, wo Gruppenzwang positive Auswirkungen hat.
Als fest stand, dass er verloren hatte, begann Vermûnd eine Schimpftirade über die Verwaschenheit der anderen und darüber, dass er eigentlich etwas gutes für sein Volk getan hätte. Ich unterdrückte den Impuls zu gähnen. Laaaaaaangweilig!
Als er schließlich auch einen der anderen Clanführer am Kettenhemd fasste, fragt mich nicht, warum er eins trug, entschloss ich mich, das zu beenden. Ich rief einen kleinen Windstoß herbei, welcher den Verräter aus der Halle warf. Zu meinem Glück ignorierten die anderen Zwerge den Ausgestoßenen vollständig und stellten keine Fragen. Denn genau das hieß es, ausgestoßen zu sein. Du existierst für die anderen nicht mehr und somit wird niemand darauf eingehen, was du tust oder was andere mit dir tun.
Schließlich sagte Orik: „Nun, ich möchte noch einen weiteren Vorschlag machen. Ich frage euch ob wir bereit sind, und meiner Meinung nach sind wir mehr als das, in drei Tagen die Wahl abzuhalten. Ich für meinen Teil stimme mit ja!" Das klang gut. Vielleicht kommen wir dann auch endlich aus diesen ver-DAMM-ten Tunneln. Mich erinnern sie immernoch an Dädalus Labyrinth und wir konnten nicht alles wie unser Zimmer umgestalten.
Tatsächlich stimmten alle verbleibenden Oberhäupter mit Ja und so war es beschlossen. Wir würden voraussichtlich nicht mehr länger als eine Woche in diesen Katakomben stecken.
Dabei kam mir eine Idee, die wieder bewies, dass ich nur manchmal ein Algenhirn war. „Hey, weises Mädchen, wollen wir heute Nachmittag vielleicht einfach mal etwas Pause von Labyrinth und Politik machen? Ich habe gerade mal wieder Lust auf fliegen." Sie stimmte mir erfreut zu. Mit unterirdischen Gängen, Labyrinthen, Gewölben und Politik hatten wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Auch sie wollte nur wenige Dinge mehr als für eine Zeit hier raus zu kommen.
Thalia pov
Habe ich erwähnt, dass ich bei solchen Szenen immer Angst habe, sie total zu verkacken? Gerne hier ins besondere jeden Vorschlag zur Verbesserung abgeben.
Ich trat aus dem Portal und wollte gerade einen Schritt machen, als mir auffiel, dass ich nichts unter meinen Füßen hatte, auf dem ich einen Schritt machen könnte. Und dass ich in Rückenlage sowieso nicht stehen könnte.
Ich schwebte, wenn ich meinen Sinnen für Luft und Hohlräume trauen konnte, und das war meistens der Fall, etwa fünf Meter hoch in der Luft und da ich mich nicht rechtzeitig konzentrierte, stürzte ich hinab. Ich reagierte nicht schnell genug und schlug auf dem Boden auf.
Genannter Boden schob mich nun aber von sich runter und Luke, auf den ich scheinbar gestürzt war, murmelte: „Ja Thals, es ist schön, dass du wieder da bist, aber du hättest mich auch etwas diskreter darauf hinweisen können." Dabei spielte ein spöttisches Lächeln um seinen Mund. „Du weißt genau, dass Percy nicht zielen kann. Ich hätte mir ganz sicher nicht dich als Landefläche ausgesucht."
Dabei blickte ich ihm fest in die Augen und auch einen kleinen Schimmer von Enttäuschung über den letzten Satz. Warum das denn? Hatte das zu hart geklungen oder war falsch rübergekommen? Ich hatte in seinen Erinnerungen zwar gesehen, dass er ... in mich verliebt war, konnte es aber irgendwie nur schwer glauben. Eigentlich müsste es doch unglaublich unwahrscheinlich sein, dass ich mich in den Jungen verliebte, der sich in mich verliebt hatte. Das es dabei fast nicht auf Gemeinsamkeiten ankam, bewiesen unsere Freunde alle einwandfrei.
Frank saß am anderen Ende unseres Rastplatzes und ich war mir ziemlich sicher, dass das kein Zufall war. Luke räusperte sich leise. „Also, Thals..." "Jaaa...?", fragte ich und hoffte einfach, dass er es versuchen würde. Es muss nichts raffiniertes sein, er muss sich nur trauen. Ich würde auf jeden noch so dummen Versuch anspringen, solange er ihn auch so meinte.
In meinem Kopf klang das dann ungefähr so: LUKE, DU BIST NICHT FEIGE! ES NÜTZT UNS BEIDEN NICHTS, WENN DU SO SCHÜCHTERN BLEIBST. Ja, in der Lautstärke. Ich wusste, ich würde nicht den Anfang machen können, und das lag nicht nur daran, dass ich mich genauso wenig wie er traute. "Wo warst du eben?" - „Ich habe mich von Percy nach hause bringen lassen um mit Artemis zu sprechen." Bitte Luke! Ist das ernsthaft nicht eindeutig genug? Versteh es doch endlich auch! Flehte ich innerlich. So blind kann doch nichtmal ein Junge sein.
Seinem Gesicht nach, setzte er gerade die Puzzleteile zusammen. "Heißt dass, du bist nicht mehr..." "Jaaaaaaaa...", sagte ich auffordernd. REIß DICH ZUSAMMEN! Danke, liebe Stimme im Kopf, wen meintest du jetzt? Mir egal, euch beide!
Wieder dieser Stücke-zusammensetzen-Blick und endlich sagte. "Heißt das, du hast dich wegen irgendjemandem von deinem Schwur befreien lassen?" Wenn du jetzt ernsthaft noch einen Rückzieher machst, bist du tot, Luke, das verspreche ich dir! Ich habe das nicht gesagt, möchte ich anmerken. Nein, aber du hast es gedacht und das zählt mehr.
„Und wegen wem..." Ich warf ihm einen patentierten Ernsthaft-Blick zu. Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, also hatte er noch eine kleine Überlebenschance. „... warte ...wegen mir?" - „Na bitte! Ich war kurz davor, dir für deine Blindheit die Fresse zu polieren. Ich glaube, ich bin froh, dass das nicht nötig war."
Er sah mich ungläubig an und murmelte: "Kann das wirklich sein? ... Träume ich?... Kneif mich mal!" Ich schlug ihm einmal reichlich fest gegen die Schulter. Vergesst, was ich über Fresse polieren und nicht notwendig sein gesagt habe! "Nein, du träumst nicht!" Das hatte scheinbar noch nicht gereicht, denn er schien es noch nicht ganz begriffen zu haben.
"Das Mädchen, das ich liebe, aber eigentlich keine Beziehungen eingehen darf, erklärt mir gerade, dass sie mich auch liebt?" Ich unterbrach sein Gemurmel indem ich meine Lippen auf seine drückte. Nach einem Moment der Überraschung erwiderte er und in meinem Bauch veranstaltete gerade eine Horde Tausendfüßler einen irischen Holzschuhtanz. Mit Stahlkappen!
Ich hätte gerne noch länger so dagesessen doch ich hörte ein leises Stöhnen und erkannte, dass der erste Soldat aufwachte. Sowas muss auch IMMER zum ungünstigsten Zeitpunkt passieren, oder? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich ‚Ja!' und das nervt mich. Ich löste mich widerwillig von ihm und murmelte: „Das klären wir später! Jetzt müssen wir erstmal deine Anwesenheit hier erklären."
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4378 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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