Kap. 39 Herausforderung und Wetten
Thalia pov
Als am Morgen die ersten der Krieger aufwachten, gelang es mir endlich, Luke für einige Minuten aus meinem Kopf zu verbannen. Es dauerte nicht lange, da kam einer der Urgals in meine Richtung und rief: „Wir sehen, keine Probleme diese Nacht?" Arrogant. „Fast keine." Meinte ich trocken und deutete über meine Schulter.
Ein Dutzend Blicke folgten meinem ausgestreckten Daumen. Ich genoss den Anblick von über zehn abgestürzten Kinnladen und ebensovielen Augenpaaren, welche fast aus ihren Höhlen fielen. Die Toten lagen recht ordentlich und nicht sonderlich unauffällig auf der Wiese. Ich hatte nicht vor sie wegzuräumen. Wer versucht sich an mich heranzuschleichen, ist selbst schuld und kann nicht erwarten, dass ich seinen Dreck wegmache.
Seit diesem Morgen hatte ich zumindest meine Ruhe vor der männlichen Aroganz. Es gab nochmal einiges aufleben, als ich mich auch an den beiden darauffolgenden Tagen freiwillig für die Nachtwache meldete, aber daran gewöhnten sich sowohl Menschen als auch Urgals mit der Zeit.
Zeitlich gesehen bestand der größte Teil unseres Auftrags aus reisen. Es dauerte fast eine Woche bis wir, also Frank und ich mit unseren göttlichen Augen, die erste Karawane erblicken. Wir gaben Roran diese Information weiter und er brachte den gesamten Trupp in Schleichformation. Wenn wir zu früh bemerkt werden würden, könnten vielleicht einige fliehen und dann müssten wir mit göttlichen Fähigkeiten ein ganzes Heer vernichten. Ich hätte damit nicht wirklich ein Problem, aber Percy meinte, wir sollten nicht noch auffälliger werden, als wir bereits waren. Spaßbremse! Ups, hoffentlich hat er das nicht gehört... Natürlich hat er das.
Der Überfall verlief ganz nach Plan. Die Menschen schlichen sich auf die Rückseite und bildeten dort einen Bogen durch den niemand so leicht durch käme. Die Urgals rannten von der Seite in die Wagen und stießen mehrere der Gefährte um. Nun war die Karawane umzingelt und unkoordiniert. Ich sah etwas über fünf der Soldaten überhaupt erst ihre Waffen ziehen. Drei davon nahm ich mit meinem Bogen raus, der Rest fiel Frank zum Opfer.
Ich wollte uns gerade selbst auf die Schulter klopfen als ich einen Schrei hörte ich blickte mich um und fluchte laut. Die Urgals hatten sich die letzten drei Überlebenden genommen und drückten sie nun an einen nahe stehenden Baum. Warum konnten sie sie nicht einfach wie alle anderen töten? Aber nein, sie mussten die drei in den letzten Sekunden ihres Lebens foltern. Ich war zu weit weg um direkt eingreifen zu können also zielte ich mit meinem Bogen und schoss einem der Soldaten zwischen die Augen.
Ich hatte den Mittleren erschossen und im gleichen Moment hatte Roran dem Linken den Schädel eingeschlagen und Frank den rechten enthauptet. Ich lief zu ihnen herüber und hörte bereits auf dem Weg wie Roran mit einem der Gehörnten stritt.
Und wie Männer so sind, keiner kann einen Schritt zurück treten und so hatte Yarbog, einer der Urgals, ihm nur Sekunden später ein Duell ans Bein genagelt. Das war wirklich nicht besonders lange gut gegangen.
Ich hatte so meine Bedenken, ob das einen gute Idee wäre, aber ehe ich mich dagegen aussprechen konnte, kamen die beiden Anderen, deren Opfer wir erlöst hatten, auf Frank und mich zu. „Für euch gilt das selbe. Ihr habt nichts getan, was euch in die Position bringt zu entscheiden, was wir tun und lassen sollen."
Noch so ein Idiot. „Bedeutet das, ihr wollt gegen uns kämpfen? Dann nur zu!", forderte ich sie angriffslustig und gleich in ihrer Sprache heraus. Man konnte das langsame Hirn hinter der Stirn des Kull, natürlich mussten unsere Gegner gleich zu den Rammböcken gehören, förmlich rattern sehen. Allerdings kam er scheinbar zu keiner Lösung, woher ich seine Sprache sprach, und beschloss schließlich, es einfach zu ignorieren.
„Euer Selbstbewusstsein wird euch auch nicht helfen. Ich habe siebzehn Rivalen besiegt, die meisten davon trugen das alte Blut in sich. Wenn ihr mir vorschreiben wollt, welche meiner Traditionen ich leben darf, dann müsst ihr euch zuerst im Kampf Mann gegen Mann meinen Respekt verdienen!" Frank neben mir murmelte etwas von: „Bei solchen Traditionen bin ich ja kurz davor, selbst zu Artemis Leuten zu gehen. Bei sowas kann man keinen guten Blick auf Männer bekommen oder behalten." Ich grinste, ignorierte den Umstand, dass ich eigentlich nicht in den Worten inbegriffen gewesen war, Mann gegen Mann, und sprach wieder in ihrer Sprache zu den beiden Kull: „Also schön, sobald Roran mit Yarbog fertig ist, können wir anfangen! Aber vergesst nicht, ihr wolltet diesen Kampf!"
Wir stellten uns an den Rand und beobachteten Roran. Er kämpfte gegen diesen Urgal so wie wir es gegen den Minotaurus getan hätten. Warten, dann zur Seite springen. Man sah ihm an, dass er versuchte eine Schwäche bei dem Gehörnten zu finden und scheinbar hatte er Erfolg. Tatsächlich tat er fast genau das selbe, das Percy, den Erzählungen nach, gegen den Minotaurus ihn bei seiner Ankunft im Camp getan hatte. Er schwang sich auf den Rücken seines Gegners und zog an den Hörnern. Der einzige Unterschied war, dass Roran seinen Widersacher so auf den Boden zog und zum Aufgeben zwang. Annabeth hatte mir erzählt, Percy habe dem Monster das eigene Horn in die Brust gerammt. Der Minotaurus war aber auch eine andere Größenordnung und würde sich vermutlich nicht auf den Boden ringen lassen.
Der Urgal hielt Aufgeben offensichtlich für ehrenlos, als wäre einen Hilflosen foltern das nicht, und so wälzten sie sich fast fünf Minuten lang über den Boden. Als der Gehörnte dann schließlich doch aufgab, wurde Roran sofort von seinen Leuten beglückwünscht und danach von ihrem Heiler untersucht. Währenddessen zog ich ein zweites Feld neben das, in dem Roran und Yarbog gekämpft hatten.
Als mich irgendwer fragte, warum ich das tat brummte ich nur: „Frank und ich werden gleichzeitig kämpfen. Ich habe keine Lust, mehr Zeit damit zu verbringen als nötig." Ich sah mich nach der Person um, die gefragt hatte, und entdeckte Carn. Der menschliche Magier, den die Anführerin der Varden mit auf unseren Einsatz geschickt hatte. Mäßig begabt aber nicht dumm.
„Hat dieser bescheuerte Kampf eben Folgen für Rorans Rücken?" Der Magier schüttelte den Kopf. „An einigen Stellen ist der Schorf über den Wunden aufgeplatzt aber nichts gefährliches. Er war klug genug, sich nicht besonders weit zu dehnen, sonst wären durchaus Schäden nicht auszuschließen gewesen, bei denen auch ich nicht mehr viel tun könnte. Seine Wunden waren bereits ungewöhnlich gut verheilt, es gab aber keine Anzeichen einer Heilung die über das von Nasuada genehmigte hinaus geht." Bei den letzten Sätzen schmunzelte ich leicht. Offenbar hatte meine Magie ihr Ziel erreicht.
Wenige Minuten später stand ich einem der beiden Dummen Rammböcke gegenüber. Er hatte einen eingeölten freien Oberkörper und sah schon siegesgewiss aus. Zugegeben, der Größenvergleich ging an ihn, aber das war seit ich von zuhause weggelaufen war in jedem Kampf so gewesen. Und trotzdem lebte ich noch.
Ich hatte noch immer mein Wams an. „Wollt ihr so versuchen zu kämpfen?", brüllte er zu mir herüber. Och Nö, ernsthaft? „Ja, was dagegen? Ich werde ganz sicher nicht vor dreißig Männern mit freiem Oberkörper kämpfen, falls du das meinst." Er knurrte und senkte den Kopf. aus dem Augenwinkel sah ich, dass Frank zwar sein Wams abgelegt hatte und nun mit freiem Oberkörper da stand, aber er sich, anders als sein Gegner, kein Fett auf den ganzen Körper geschmiert hatte. Auch sein Gegenüber hatte den Kopf zum Ansturm gesenkt.
Ich wandte mich wieder meinem Gegner zu. Andere wären von dem zweieinhalb Meter großen Wesen vielleicht beeindruckt oder eingeschüchtert gewesen, aber ich hatte Porphyrion beim auferstehen gesehen. Dessen Gestalt war mindestens genauso abstoßend wie die der Urgal, mit dem kleinen Unterschied, dass er sechzehn Meter groß war. Bevor ich gebaumt worden war, hätte mich dieses Vieh vielleicht erschreckt. Inzwischen war das nicht mehr wirklich möglich. Zumindest nicht durch besonders abstoßende Wesen. Da stumpft man irgendwann ab.
Er rannte auf mich zu und in dem Augenblick, in dem er mich mit seinen Hörnern durchbohrt hätte, griff ich seine Hörner. Ich ließ mich nach hinten Fallen und zog gleichzeitig so stark es ging an seinen Hörnern. Im fallen platziert ich einen Fuß an seiner Brust und nutze seinen Schwung aus. Es wäre etwas auffällig wenn ich ihn einfach festhalten würde.
Während ich mich elegant abrollte, schmetterte ich den Koloss auf den Boden hinter mir. Der Boden bebte leicht und ich sprang auf. Ehe der Kull seine Verwirrung über den Sturz überwand, packte ich einen Arm von ihm, riss ihn daran hoch und drehte ihn hinter seinem Rücken so weit, dass er sich vorne über beugen musste. Damit er sich nicht einfach aus diesem Griff heraus drehen konnte, schnappt ich mir auch seine Zweite Pranke und verdrehte sie auf die gleiche Weise.
Ich wollte eigentlich hoffen, dass er schon aufgab, wusste es jedoch besser. Er knurrte wütend auf und versuchte sich mit einer Mischung aus Salto vorwerts und Purzelbaum aus meinem hebelartigen Griff zu befreien. Statt es zu verhindern, gab ich ihm noch mehr Schwung und drehte seine Arme mit. Er flog voll auf sein Gesicht. Ich stellte meinen Fuß auf seinen Kopf und nun lag er mit verdrehten Armen und einem Fuß auf dem Kopf im Dreck. Er machte schließlich noch einige klägliche Versuche, sich zu befreien, hatte aber keine Chance.
Auch er wollte sich nicht ergeben und lieber sterben. Ich ignorierte diese Versuche, drehte seine Arme aber noch etwas weiter als er sagte, er wolle nicht mit der Schande leben, von einer menschlichen Frau besiegt worden zu sein. Nach über zehn Minuten gab er schließlich auf und ich ließ ihn los.
Frank war offensichtlich noch in der selben Situation wie ich eben. Allerdings war die Pose, in der sein Gegner steckte, noch deutlich beeindruckender. Die Hörner des riesigen Kull steckten bis zum Kopf im Boden und Frank hatte seine Beine so weit nach unten gezogen, das sie fast den Boden berührten. Ich lehnte mich an einen der nebenstehenden Karren und beobachtete die Diskussion. Offenbar hatte Franks Gegner noch immer nicht eingesehen, wie hoffnungslos seine Lage war.
Auch wenn der Kampf schon längst entschieden gewesen war, dauerte es noch über fünf Minuten bis auch dieser Gehörnte aufgab. Auch uns wurden Glückwünsche mitgeteilt, wenn auch nicht so viele wie bei Roran.
Carn trat vor. „Na, das war dann wohl eine Überraschung. Ihr drei seid vermutlich die ersten Menschen, die mit einem Urgal gerungen haben. Zumindest die ersten, die es überlebt haben. Dabei war einer von euch verletzt und zwei haben es direkt mit einem Kull aufgenommen..." - „Wenn du sagst, ‚und eine von euch ist ein Mädchen', ziehe ich dir bei lebendigem Leibe die Haut ab!", flüsterte ich mit einem zuckersüßen Ton. Er schluckte und man sah im an, dass er das tatsächlich vor gehabt hatte, schwieg dann aber... zu seinem Glück. Es waren eben nicht alle Idioten.
Bei unserem vorerst als solcher akzeptierten Kommandanten hatte mein halbgarer Heilzauber offensichtlich recht gut gewirkt. Roran sah zwar ziemlich erschöpft aus, wirkte aber weder als würde er gleich umkippen, noch als hätte er unerträglich starke Schmerzen. Nun, da wir drei den Urgals gezeigt hatten, dass wir uns sehr wohl einigen Respekt verdient hatten, blaffte er mehrere Befehle, denen man durchaus anmerkte, dass ihn der Kampf durchaus etwas mitgenommen hatte. Er gab nämlich keinen Befehl ohne einen Fluch darin einzubauen. Kommt mir einigermaßen bekannt vor. Und zwar von mir selbst. Ich verstand ganz gut, dass er nicht besonders gut gelaunt war und das war eine sinnvolle Art, das rauszulassen.
„Gut gekämpft, Hauptmann!" Er sah mich fragend an. „Muss das ‚Hauptmann' sein?" Ich grinste. „Nö, aber es macht Spaß irgendwelche Anführer damit aufzuziehen, dass man ihren Titel zu oft nennt." Er zog die Augenbrauen zusammen und fragte dann: „Hattest du schon öfters die Gelegenheit dazu?" Ich brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Sehr viel öfter als mir lieb war."
Er lachte rau und sagte dann: „Wenn du das sagst... übrigens ebenfalls ein guter Kampf. So elegant hat sicher noch niemand einen von ihnen in den Boden gestampft." Als Antwort bekam er zuerst ein gemeines Lächeln und dann den Kommentar: „Das in den Boden stampfen war Franks Teil, aber ja, ich habe etwas Übung mit Wesen dieser und höherer Größenordnung. Übung und Training."
Percy pov
An diesem Nachmittag hatte ich mal wieder absolut keine Lust auf Politik. Wen interessiert es schon, welcher ver-DAMM-te Clan seine Steine durch einen bestimmten Tunnel transportieren durfte? Ich hatte meine Aufmerksamkeit so weit herunter gefahren, dass ich gerade noch mitbekommen hätte, wenn jemand eine Frage an mich gestellt hätte, auch wenn das garantiert nicht passieren würde.
Ich saß in einem Meditationssitz auf einer der Bänke am Rand, die Füße jeweils auf dem Oberschenkel des anderen Beins platziert, und ließ meine geistige Aufmerksamkeit etwas durch die Gegend schweifen. Durch die Gegend hieß in meinem Fall an die tausend Meilen.
Ich hätte auch noch Millionen mal weiter gekonnt, aber dafür hätte ich mich konzentrieren müssen. Das wollte ich nicht. Stattdessen hielt ich, ganz auf die Art, wie Oromis es Eragon in der Grotte in Ellesméra gelehrt hatte, etwas Ausschau nach größeren Ansammlungen von Lichtpunkten, je größer die einzelnen Punkte desto stärker wären die einzelnen Wesen und ich hatte einfach gerade Lust, ein bisschen zu erfahren, was es hier draußen so gab.
Ich konnte ohne Probleme viel Städte und Dörfer ausmachen. Der gesamte Wald im Norden war so von Kraft durchdrungen, dass er, auch wenn er am Rand der von mir ausgewählten Reichweite lag, vollständig mit einem tiefen, grünen Leuchten unterlegt war.
Als mein Blick dann übers Meer glitt, war es fast dunkel. Weit in der Tiefe befanden sich einige sehr helle Punkte und auch viel Gruppen aus winzig Kleinen ließen sich ausmachen, aber an Land war einfach viel, viel Meer. Vor allem im Vergleich zu den Tiefen des Ozeans.
Jedes Lebewesen hatte ein geistiges Leuchten in der Farbe seines Charakters. Je sonderbarer und tiefer verwurzelt diese Züge waren, desto intensivster der Farbton.
So war der Geist von Islanzadí ein dunkelgrüner, der von Eragon neben mir und Saphira im Vardenlager ein blauer, der des dunklen Königs in Urû'baen ein blutroter Lichtpunkt. Es gab noch viele weitere, aber alle aufzuzählen lohnt sich nicht. Ganz in der Nähe des Königs befanden sich hunderte sehr stark leuchtende Punkte, sie alle schienen eine Farbe zu haben, die aber fast vollständig von einem rot-grau überschattet wurde. Ich hatte nur eine dumpfe Ahnung, was das war und wollte im Moment nicht darüber nachdenken. Nicht gleich von Politik auf Krieg. Das Leuchten von meinen Freunden und mir hatte ich bewusst ausgeklammert da sonst alles blau-grau gefärbt wäre.
Als ich den wirklichen Rand meiner selbstgewählten Reichweite abtastete, kam ich zu einer Insel im Norden. Wie auch in Du Weldenvarden war hier alles grün unterlegt. Jedoch nicht in den satten Farben des Lebens, nein, dieses Grün sah schon von weitem giftig aus, so wie der chemische Müll, den die sterblichen im letzten Jahrhundert in die Flüsse geleitet hatten.
Im Zentrum dieses nuklearen Unfalls, tief unter der Erde fand ich jedoch eine weitere Ansammlung von Leben, deren Kraft sogar die Strahlung um sie herum durchbrach. Jeder von ihnen hatte eine andere Farbe, die nicht das Grün der Wesen auf der Insel war, aber alle schienen merkwürdig getrübt. Nicht wie die in der Hauptstadt des Imperiums sondern eher als ob sie seit langer Zeit in einer riesigen traurigen Eintönigkeit waren. Vielleicht sollte ich mich irgendwann mal um diese Insel kümmern, aber jetzt hatte ich keine Lust darüber nachzudenken. Wie gesagt, ich wollte weg von anstrengenden Diskussion und nicht hin zu anderen Sorgen der Welt.
Und was macht man dann? Man lenkt seinen Blick wieder aufs Lager der Varden, folgt dort einer Besprechung im Kommandozelt und ganz nebenbei auch den Gedankengängen der Anwesenden. Richtig. Hinterfragt einfach meine Logik nicht.
Es war interessant wie viele Gedanken sich Nasuada und wie wenig im Gegenzug Orrin sich über die Dinge, die sie sagten, machten. Zu den meisten anderen gab es nicht viel zu sagen. Naja, vielleicht doch, Thalia wirkte etwas abgelenkt und war sehr eifrig dabei, als es um die Möglichkeit ging, das Lager für einige Zeit zu verlassen. Dem wollte ich etwas auf den Grund gehen, ohne ihre Privatsphäre weiter zu verletzen als ich es bereits tat indem ich zuhörte. Dass ich das tun konnte und manchmal würde, wussten sie alle, aber von Gedanken versuchte ich mich insbesondere bei denen, die ich schon lange kannte und noch länger in Zukunft kennen würde, zu vermeiden.
Ich hörte dem Gespräch, welches Frank und sie auf dem Weg zu ihren Zelten führten, zu und dachte danach sogar darüber nach. Beeindruckend, Percy! Ich nahm mir vor mit Annabeth darüber zu sprechen und tat von da an wieder so als würde ich den Gesprächen der Grinsebrötchen folgen. In Wirklichkeit dachte ich tatsächlich über Thalia nach. Sie hatte kein einfaches Leben gehabt und ich wollte auch bei ihr, dass sie glücklich wäre.
Wir wissen alle was Percy von den Verhandlungen hält. Weitere Anmerkungen, welche er eventuell zu den Diskussionen machen könnte, würde ich gerne von euch lesen. Ja, ich lese die Kommentare auch!!! Ihr dürft als Nächstes einem Gespräch zwischen Annabeth und Percy am Abend folgen. Bin ich nicht großzügig? Ähm... nein, du machst einfach deine Aufgabe.
„Offensichtlich bist du nicht der einzige, der beim Bemerken von Gefühlen oder so blind sein kann." - „Oder Thalia kann es einfach gut verstecken." Annabeth blickte nachdenklich drein. „Das mag ja sein, aber eigentlich hätten wir es mitkriegen müssen." - „Mach dir keine Vorwürfe, wir können nichts dafür."
Seit ich Annabeth von dem Gespräch zwischen Thals und Frank berichtete, machte sie sich genau das, Vorwürfe, dass sie es nicht von selbst und schon früher bemerkt hatte. Ich wusste, dass es ausnahmsweise mal nicht unsere Schuld war, aber es wird trotzdem nicht leichter, sich das einzugestehen. Wir beide hatten die Angewohnheit, uns selbst die Schuld zu geben. Ich allgemein mehr, aber wenn es um Leute ging, die sie schon so lange kannte wie Thalia, dann wechselte das Verhältnis plötzlich.
„Lass uns bis morgen darüber nachdenken und uns dann auf eine Lösung einigen", schlug sie vor, ganz offensichtlich um weiterem sich selbst die Schuld geben vorzubeugen. Das war mir bewusst, also nickte ich und wir gingen schlafen.
Am nächsten Morgen fragte Annabeth mich direkt: „Also, was hat du dir überlegt?" Ich machte ein Schmollmund. „Kein guten Morgen-Kuss?" Sie funkelte mich böse an. „Vielleicht wenn wir eine passende Lösung haben. Vorher nicht", und sie streckte mir die Zunge raus. Ich quittierte das mit einem Augenrollen, sonst ihre Aufgabe, wusste aber eigentlich, dass sie recht hatte.
„Also..." Ehe ich meinen Vorschlag machen konnte, rief Annabeth plötzlich „LUKE!" Ich bekam einen ziemlichen Schreck. Es war nicht mehr so, dass ich ihm nicht vertraute, er war letzten Endes als Held und eigentlich auch als Freund gestorben, doch weder hatte ich diesen Vorschlag erwartet, noch in dieser Lautstärke. Ich wollte erst nachfragen, wieso gerade er, da beantwortete sie meine Frage auch schon.
„Selbst wenn aus Thaluke nichts werden sollte, obwohl ich die Chancen dafür nicht für so gering halte, kennen sich die beiden schon ewig und ich weiß, dass Thalia es schon lange geschafft hat, ihm zu verzeihen. Ich glaube, er ist genau das was sie braucht."
Ich dachte darüber nach und meinte schließlich: „Du könntest recht haben. Im Prinzip stimme ich dir zu, aber es gibt ein zwei Probleme. Erstens, Luke ist tot und auch wenn wir ihn zurück holen könnten, müssten wir uns danach eine lange Predigt von Chaos oder Hades anhören. Sie könnten uns nicht mehr daran hindern, aber...na ja, du weißt schon..." Sie nickte nachdenklich und murmelte irgendwas vor sich hin. Nach einigen Sekunden kam ein weiterer Ausruf. Nicht ganz so euphorisch wie der erste aber dennoch sehr überzeugt. „HERKULES!"
„Was hat der eitle Sack denn damit zu tun? Und warum die ganze Zeit schreien?" Ihr vorwurfsvoller Blick war genug um mich zum Nachdenken zu bringen. „...ah...Nach seinem Tod ist er zum Gott ernannt worden und außer ein paar wenigen, deren Ansicht Zeus nicht interessiert hat, beispielsweise seine Frau, hat sich niemand beschwert. Es wurde damit begründet, er sei der größte Held aller Zeiten gewesen, absoluter Quatsch, wie wir beide wissen, aber seine herausforderndste Tat, eine der wenigen, die bis heute noch niemand nachmachen konnte, war der Diebstahl eines goldenen Apfels.
Daran ist Luke zwar gescheitert aber er hat sich geopfert um Kronos zu vernichten. Ich denke, das ist auf jeden Fall genug um eine Beförderung zu rechtfertigen. Den Rest können wir dann entscheiden." Meine Verlobte nickte zufrieden. „Na bitte. Teilzeit Algenhirn." - „Dein Teilzeit Algenhirn" Sie versetzte mir einen leichten Stoß und ich ließ mich gespielt verletzt auf das Bett fallen. Sie warf sich auf mich, verpasste mir eine innige Umarmung und gab mir einen liebevollen Kuss.
Ich erwiderte und wir lagen einige Minuten so auf dem Bett. Als wir uns schließlich lösten, waren ihre, und vermutlich auch meine, Wangen gerötet und ihre Haare waren verwuschelt. Meine waren das sowieso und deshalb konnte man dazu nichts ungewöhnliches sagen. Sie seufzte einmal zufrieden und bemerkte dann: „Du hattest noch von einem zweiten Problem gesprochen?"
Ich nickte. „Ich glaube dir, dass Thalia ihm verziehen hat, und die anderen bekommen wir auch überzeugt. Aber was wird sie sagen, wenn wir diese Entscheidung für sie treffen? Meiner Erfahrung nach ist Thals nicht so begeistert, wenn andere Leute entscheiden, mit wem sie etwas machen soll."
Annabeth blickte überrascht auf, als sei ihr dieser Gedanke noch überhaupt nicht gekommen. „Vielleicht hast du recht. Vermutlich sogar für die meisten Fälle, aber hier geht es um Luke. Ich finde nicht, dass wir ihr das aufzwingen würden. Ihr erstes Zusammentreffen mit Leo ist, soweit ich weiß, auch eher so gelaufen, dass sie nicht wirklich etwas mit ihm zu tun haben wollte, und trotzdem sind sie jetzt beide hier. Außerdem geben die Sachen, die sie sagt, durchaus klare Hinweise darauf, dass wir ihr damit einen Gefallen tun. Wenn die beiden nicht wieder zu besten Freunden oder mehr werden, dann müssen sie eben nichts miteinander machen. Entweder sie gewinnt oder es bleibt alles mehr oder weniger unverändert für sie, oder nicht?"
Diese letzte Frage kam wirklich eher selten in Annabeths Wortschatz vor. Es war nicht ihre Art, danach zu fragen, ob sie recht hatte. Sie hatte fast immer recht und wenn jemand einen Fehler bemerken sollte, dann war sie es gewohnt, dass dieser sofort geäußert werden würde. Das zeigte mir nochmal, wie wichtig ihr das Thema war.
Nach einem Moment des Nachdenkens stimmte ich ihr schließlich zu. „Wahrscheinlich schon. Selbst falls es nicht klappt, war Luke in der kurzen Zeit, die er nicht versucht hat, mich umzubringen, wirklich nett. Thalia bekommt das Vorrecht, aber selbst wenn sie nicht mehr mit einander auskommen, hätte ich nichts dagegen, Luke hier zu haben."
Sie lächelte zufrieden. „Dann los, je schneller wir ihn haben, desto besser! Vor allem für Thals." - „Hast recht, die Tannenzapfenfresse sollte man nicht warten lassen." Für den Spitznamen bekam ich zwar einen Todesblick, aber sie lächelte trotzdem. Eine Kombination, die auch wirklich Neunmalklug-patentiert war.
Es war nach hiesiger Zeit erst zwei Uhr nachts und so mussten wir nicht mit der Zeit spielen, oder mich fragen, um unser Vorhaben nicht mit anderen Dingen zu überkreuzen. Mit einer dramatischen Geste, welche leider nur mit einem Augenrollen quittiert wurde, erschuf ich einen schwarzen von Blitzen durchzuckten Wirbel. Ich hätte ihn auch einfach in einen langweiligen grau-gelb halten können, aber wie gesagt, da würde die Dramaturgie fehlen. Hand in Hand traten wir hinein und mir fiel plötzlich auf, dass ich keinen festen Zielort auf der Erde festgelegt hatte. Die gute Nachricht: wir landeten nicht irgendwo im Weltall. Die schlechte, wir waren im Nico-Style über dem Vesuv aufgetaucht.
Dafür kassierte ich einen weiteren ihrer patentierten Blicke. Den ‚Ernsthaft, Algenhirn'-Blick. Na gut, ich hatte es vermutlich verdient. Dieses Mal übernahm sie die Teleportation, nur Sekunden, bevor es um uns herum ganz schön warm geworden wäre, und wir landeten ganz ruhig in der Unterwelt. Das wäre vielleicht der Moment für einen schlechten Spruch meinerseits gewesen, aber in diesem Fall war es ja unser Ziel.
Nun musste ich ihren zuckersüßen Kommentar: „So geht das! So schwierig?", über mich ergehen lassen. Ich scheiterte glamourös daran, diese Bemerkung zu ignorieren und wir traten Hand in Hand durch die Tore des Elysiums. So hatten wir es uns immer gewünscht, nur dass wir, um das ganze noch zu toppen, nichtmal tot waren.
Okay, das einfach Eintreten war gelogen. Damit nicht einfach Seelen da rein marschieren, war das Paradies von einem Wassergraben und einer mehrerer Meter hohen Mauer umgeben.
Wir hatten uns für die elegante Lösung entschieden. Die Christen hatten sich Jesus ausgedacht und ihn übers Wasser laufen lassen, dieses Erkennungsmerkmal kopierten wir mal schnell. Nur eben über einen der mächtigen Flüsse der Unterwelt und dann, direkt im Anschluss, mit dem Kopf durch die Außenwand gingen, nicht auf irgendein normales, freies Meer.
Auf der anderen Seite erwartete uns etwas, das aussah wie ein fünf Sterne Luxus Hotel. Wir wählten den offiziellen Weg und betraten die Empfangshalle. Am Tresen saß ein recht alt aussehender Mann. Eigentlich komisch, hier sah jeder so aus wie in seinen besten Zeiten. Erst nachdem Annabeth seinen Namen murmelte, erkannte ich, dass ich ihn bereits kannte. „Dädalus?"
Er sah auf und lächelte. „Soso, ihr habt es also auch her geschafft, meine Lieben." Annabeth schmunzelte und erwiderte dann: „Nicht ganz. Wir sind noch nicht tot. Wir wollen lediglich jemanden besuchen. Aber eins wüsste ich gerne von dir. Wie bist du hier hergekommen? Versteh mich nicht falsch, du hast es eigentlich verdient, aber ich hätte erwartet, dass Minos dich auf die Felder der Bestrafung schicken würde."
Jetzt lachte er und erklärte dann: „Wollte er auch. Die beiden anderen haben mich allerdings irgendwie nach Asphodel geschoben bekommen. Aus irgendeinem Grund, vielleicht hat Hades oder sein Junge da, Nico, daran rumgespielt, habe ich nicht vergessen, wer ich war und, wenn ich das richtig geschätzt habe, ein Jahr später ist eben Nico hier aufgetaucht. Er kann die Entscheidung der Richter zwar nicht ändern, aber er hat Hades offenbar überredet, mir diesen Platz zu verschaffen. Dagegen können auch die Richter nichts sagen. Nun zu euch. Wen wollt ihr denn besuchen?"
Ich nickte Annie, bitte nicht verraten, zu und sie erklärte: „Luke Castellan!" Dädalus blickte überrascht auf, entschied dann aber, dass verhandeln nicht in seinem Sinn wäre, und blätterte in dem Buch vor ihm herum. „Könntet ihr mir vielleicht den Grund nennen, aus dem er hier ist? Lässt sich nach meiner letzten Erfahrung mit ihm schlecht schätzen, aber damit würde ich ihn eher finden." - „Hat sich geopfert um Kronos zu vernichten." Gab ich knapp als Auskunft. Der größte Erfinder aller Zeiten musterte uns überrascht. „So, hat er das?" Eine rhetorische Frage.
Er blätterte schnell einige Seiten weiter und murmelte dann: „Ah, hier, wäre eigentlich auf den Feldern der Verdammnis gelandet, hat aber in seinen letzten Minuten echte Loyalität bewiesen und sich damit einen Platz hier gesichert. Dreihundertzweiter Stock Zimmer Siebentausenddreihundertfünfundzwanzig, nehmt am besten den Fahrstuhl da vorne, der bringt euch im Nu in die Nähe." Den letzten Satz sagte er laut und klappte dann den Deckel des Kataloges der glücklichen Seelen zu. „Viel Glück und ein langes Leben euch noch." Ich verkniff mir den Satz: ‚unendliches Leben' und meinte stattdessen „Und dir ein schönes Nachleben!" Annabeth wünschte ihm ebenfalls alles Gute und wir verließen das Foyer.
Wir hatten eigentlich keine Probleme bei der Suche nach Luke's Zimmer. Betonung auf eigentlich, ich bin einmal in die falsche Richtung gelaufen, aber Annabeth hat mich am Kragen hinter sich her und zurück in die richtige Richtung gezogen. Als wir vor dem Zimmer standen, bemerkte ich, dass Annabeth fast so nervös war wie ich, als ich nach dem Krieg gegen Gaia bei Mom und Paul klingeln sollte. Also warf ich ihr einen fragenden Blick zu und als sie nickte, klopfte ich an.
Ein überraschtes, „Herein!", ertönte. Ich öffnete die Tür und da saß er. Luke, keine fünf Meter vor mir, ganz locker auf dem Bett sitzend. Locker zumindest bis er uns sah. „A-...Annabeth, Percy?" Man konnte die Unsicherheit in seiner Stimme deutlich hören. Annabeth sprang vor und fiel ihm um den Hals. „Luke!" Er erwiderte die Umarmung zögerlich und fragte dann: „Was macht ihr denn hier? Tot seht ihr nicht aus..."
Da Annabeth gerade abgelenkt war, übernahm ich den frechen Kommentar. Nicht böse gemeint, aber so war unser Umgangston schon immer gewesen. „Allerdings, Adlerauge." Er grinste und nachdem sich Annabeth wieder von ihm gelöst hatte, begrüßten auch wir beide uns. Wir begnügten uns mit einem Handschlag. Für eine Umarmung waren wir uns nie nahe genug gewesen.
„Bevor ich euch frage, wie und warum ihr hier her gekommen seid, möchte ich wissen was seit meinem Tod passiert ist... Und wann Percy es endlich gemerkt hat." Bei den letzten Worten deutete er mit einem Kopfnicken in Richtung unserer Hände, an welchen wir uns bereits wieder hielten. Annabeth übernahm mit einem frechen Grinsen einen Teil der Antwort. „Nachdem wir uns fast vier Jahre kannten, hat er es direkt an dem Abend... danach gemerkt."
„Und was die erste Frage angeht", fuhr ich fort, „Mehr, viel mehr als uns lieb gewesen war." Er blickte mich besorgt an. „Es gab einen größeren Schub an Neuzugang hier. Knapp ein Jahr nachdem ich Kronos losgeworden bin." Sein Gesicht verdüsterte sich.
„Der blöde Herr der Zeit hat noch mehr ins Rollen gebracht als er dachte, oder?" Unsere Mienen waren offenbar Antwort genug gewesen. „Na schön. Ihr seid anscheinend nicht tot, daraus schließe ich, dass das schlimmste abgewendet wurde. Dann fangt mal an zu erzählen. Ich bin bereit."
Ein spöttischer Unterton lag in der Stimme meiner Verlobten als sie lachte: „Wette dagegen. Du bist nicht darauf vorbereitet." Seine Augen wurden hart als er mit etwas gekränkter Stimme meinte: „Ich habe über ein Jahr diesen blöden Titanen in meinem Kopf gehabt. So leicht überrascht ihr mich nicht." Ich schaltete mich schnell ein. „Wetten doch?" - „Schön. Der oder besser gesagt die Verlierer müssen sich in die elysische Küche schleichen und eine Packung Chips klauen."
Wir schlugen ein und begannen zu erzählen. Die Tatsache, dass es auch römische Halbgötter gab, nahm er recht einfach auf. Vermutlich waren hier schon einige angekommen.
Als wir an dem Punkt ankamen, wo Annabeth sich unter Rom zu der Athena Partenos durchgeschlagen hatte und Arachne gegenüber stand, hob Luke ergeben die Hände. „Schön, ihr habt gewonnen. Irgendwelche Wünsche bei der Sorte?" Ich schlug mit Annabeth ein und sie antwortete: „Nacho, aber warte bitte bis zum Ende. Dann wirst du uns nämlich gleich drei Tüten klauen müssen." Er starrte sie ungläubig an und brummte: „Meinst du, ich bin so blöd, noch eine Wette anzuzetteln, ob ihr Arachne noch überboten bekommt."
„Durchaus. Aber bitte, lass uns den nächsten Teil einfach so schnell wie möglich hinter uns bringen. Es ist auch jetzt noch schwer genug für uns, uns daran zu erinnern geschweige denn darüber zu reden." In seinen Augen flackerte etwas Unruhe auf. Verständlich, wenn Annabeth soetwas verlangt, muss es etwas wirklich schlimmes sein. In diesem Fall war es das tatsächlich.
Tatsächlich konnten wir ohne Unterbrechung bis zu meiner Ohnmacht nach dem Kampf gegen Gaia erzählen. Immer wenn meiner wunderbaren Freundin oder mir die Stimme versagte, übernahm der Andere. Als wir geendet hatten, seufzte Luke auf. „Wir reden gleich, Dad wünsch mir Glück", und mit diesen Worten war er aus der Tür. Ich war noch immer etwas überrascht, dass er inzwischen auch seinen Vater wieder anerkannte.
Annabeth und ich wechselten ausnahmsweise kein einziges Wort während wir warteten. Zu meiner Freude lehnte sie sich aber an meine Brust. Auch nach so langer Zeit und so vielen Abenteuern war es noch unfassbar schwer über den Tartarus zu sprechen. Jedes Mal kamen die Erinnerungen wieder hoch.
Luke's Gebet war wohl erhört worden, denn wenige Minuten später kam er mit einem kleinen Kühlschrank und einer großen Kiste obendrauf zurück. „Da! Ich glaube das passt so als Entgelt auf die Wette." Er teilte Chips, Eis und Cola aus.
Als wir alle wieder ruhig saßen, atmete er schließlich tief ein und gestand: „Ich wusste ja, dass du nicht in der Lage bist, deinem eigenen Leben und Sicherheit Priorität über auch nur einen Schimmer aus Hoffnung zu geben, aber das schlägt wirklich alles, du bist offiziell bescheuert, Percy, auch wenn es kaum jemanden gibt, für den ich es dir eher gleich tun würde."
Ich zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Es funktioniert eben." - „Unverschämt oft. Mit deinem Glück könntest du eine zweistellige Siegesserie in der Lotterie machen, Algenhirn." Daraufhin lachten wir alle und die Stimmung war wieder etwas lockerer als vorher.
Da der Rest unserer Erzählung nicht besonders schlimm war, machten wir es uns bequem und mampften Chips während wir erzählten. Zu Mathews Versuch, sich an Annabeth heranzumachen, meinte er nur: „Wenn Dummheit bestraft werden würde, hätte er eine schlimmere Strafe bekommen als ich, wäre ich einen Tag früher und ohne einen erfolgreichen Abgang gestorben." Direkt danach bekam ich einen fragenden Blick. „Du bist also Chaos Erbe? Darf ich mich nun vor Euch verbeugen, Lord Perseus?" - „Ganz sicher nicht, überflüssiges Verbeugungen und derartige Anreden außerhalb von öffentlichen Anlässen werden bestraft. Das Strafmaß darf ich diktieren."
Er grinste und wir erzählten weiter. Die Information über die Zauberer nahm er mit einem Schulterzucken und der Bemerkung, „Götter sollte es nicht geben, tut es aber. Warum dann nicht auch Zauberer?", auf. Auch die Tatsache, dass es mehr als diese einen Welt gab, akzeptierte er widerstandslos ich vermute, das war dann auch einfach nur ein weiterer Ziegel in der Mauer des Wahnsinns.
Als wir schließlich auch erklärt hatten, was wir in dieser neuen Welt wollten, fragte Luke dann: „Also hoher Herr Perseus und hohe Königin Chase Als würde Annabeth ihren Namen ändern, der ja buchstäblich „verfolgen" bedeutet. womit verdiene ich die Ehre eurer Anwesenheit?" Wir funkelten ihn böse an. „Wenn du uns nochmal so nennst, wird dir diese Ehre gleich wieder entzogen, verstanden?" Luke nickte, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Schön, schön, wir sind gekommen um dich hier rauszuholen. Einfach wiederbeleben können wir dich nicht, naja, eigentlich schon, aber das würde einigen Ärger machen, also wollen wir dir ein Angebot machen. Willst du hier raus und zum Gott erhoben werden?"
Als wir Luke's Gesicht sahen, klatschten Annabeth und ich ab. „Du schuldest uns noch eine Tüte Chips!", lachte ich. Nach einigen Augenblicken schüttelte er sich einmal, griff in die Kiste neben sich und warf mir kommentarlos eine zu. „Im Gegensatz zu dir kann ich so ein Angebot nicht ablehnen, Percy. Hier ist es zwar zeitweise ganz lustig, aber irgendwann wird es einfach auch langweilig. Ich habe schon mehrmals über eine Wiedergeburt nachgedacht, aber bisher hat das Risiko, dass ich mein nächstes Leben auch verhaue und in Asphodel oder direkt auf den Feldern der Bestrafung lande, überwogen. Wie gesagt, wenn das kein blöder Scherz ist, würde ich dieses Angebot gerne annehmen."
Nach einem weiteren Grinsen meinte Annabeth: „Na los, nach dir!" Und dieses Mal erschuf sie den schwarzen Wirbel, welcher uns nach OTC führen würde. Luke sah uns zweifelnd an. „Ganz sicher, dass das funktioniert?" Annabeth feixte. Sie deutete auf das Portal und es änderte seine Farben und hörte auf Funken zu sprühen.
Nun lag einfach ein orangener Kreis vor uns. „Das Aussehen spielt keine Rolle. Percy wollte es gerne etwas dramatisch und seit dem haben wir uns den schwarzen Funkenwirbel angewöhnt. Wenn klein-Luke sonst Angst hat, können wir ihn auch pink und von Regenbögen durchzogen machen." Sein skeptischer Blick verriet seine Meinung über diese Variation. NEIN! „Lieber nicht, was werden wir eigentlich Hades sagen, wenn ich plötzlich verschwunden bin?" - „Was soll er denn sagen? Wenn er ein Problem damit hat, kann er sich ja bei uns darüber beschweren." Bei dieser Vorstellung mussten wir alle drei grinsen.
Luke trat durch die orangene Scheibe, man hört sich das dumm an, schwarzer Wirbel ist doch viel besser! und wir folgten. Er war auf der anderen Seite wie angewurzelt stehen geblieben und so stießen wir gegen ihn. „Kommt es mir nur so vor oder ist das absolut riesig?", wollte er wissen. Ich klatschte überflüssigerweise in die Hände und vor uns erschien ein holographisches Abbild des Olymp. „Reicht das als Bestätigung?" Er nickte wie betäubt und wir schritten durch die Hallen.
Nach einiger Zeit kamen wir bei unserem Arbeitszimmer an. Wir setzten uns in unsere Sessel hinter dem Schreibtisch und Annabeth meinte: „Jetzt nochmal offiziell. Luke Castellan, möchtest du zum Urgott der Entscheidungen werden? Es würde dir die Möglichkeit geben, jede Entscheidung, welche jemand irgendwann wird treffen müssen zu sehen und zu einem gewissen Grad beeinflussen." - „Wieso jetzt Urgott?" - „Sonst stehst du hinter allen anderen von uns zurück und das wäre vielleicht nicht so toll."
„Na wenn ihr meint. Ich, Luke Castellan, danke euch und nehme euer Angebot an." - „Sehr schön. Achtung, es wird ein wenig wehtun", meinte ich und mit einem Nicken kniete er sich hin, um in einer möglichst stabilen Position zu sein. Annabeth und ich hielten die Hände nebeneinander und deuteten auf ihn. Der altbekannte Strahl schoss daraus hervor und traf Luke.
Er wankte etwas, hielt aber stand. Beeindruckend, das hatte nur Nico bisher überbieten können. Nach einigen Sekunden war es auch schon vorbei und mein ehemaliger Feind erhob sich schwankend. „Und was jetzt?" Na was wohl? „Training. Solange du deine Kräfte nicht kontrollieren kannst, stellst du quasi eine Bedrohung für jede Welt dar, in der du dich aufhältst. Los komm, du warst schon früher der einzige der mir im Schwertkampf standhalten konnte, Neunmalklug einmal nicht mitgezählt."
Er grinste und fragte dann: „Na dann los, ich fühle mich auf jeden Fall schneller und stärker. Wie lange wird es denn alles in allem dauern?" Von einem Lachen begleitet antwortete Annabeth: „Zehn Jahre und Percy, du hast mal wieder etwas vergessen. Möchtest du gegen einen unbewaffneten Luke kämpfen?" Ich verstand, doch ehe ich mich um die Waffe kümmern konnte, rief Luke: „So lange? Stört es denn niemanden wenn ihr mal kurz für zehn Jahre weg seid?"
Ich zog einen Kasten unter dem Schreibtisch hervor und antwortete derweil: „Nicht solange wir hier sind. Wenn du ein Jahr hier bleibst, ist auf der Erde nur eine Sekunde vergangen. Den Rest kannst du dir selbst ausrechnen. Nun zu dem zweiten Punkt. Annabeth hat natürlich recht, wenn du keine Waffe hast, auch wenn ich dich gerne für einen Durchgang einfach so fertigmachen möchte, machen Übungskämpfe keinen Sinn.
Bei den anderen haben wir immer nur die bisherigen Waffen verbessert, aber ich halte es nicht für eine gute Idee, dir eine verbesserte Version von Rückenbeißer zu geben. Deshalb habe ich mir gedacht..." Während den letzten Worten hatte ich den Kasten geöffnet und zu Luke gedreht. Seinen fragenden Blick beantwortete ich mit einem Nicken und er zog den Gegenstand hervor. Es war eine Halskette mit dem Symbol des Chaos, des Erschaffers des Universum, nicht den in meinem Zimmer, ich habe es inzwischen herausgefunden. „Und jetzt löse mal den Anhänger!", befahl ich.
Er tat wie ihm geheißen und plötzlich hielt er ein Schwert in der Hand. Es wieß in der Form keine großen Unterschiede zu Rückenbeißer auf, bestand aber vollständig aus dem gleichen Stoff wie unsere Waffen. Er grinste. „Offenbar haben wir ein weiters Springflut-Versteck für Waffen gefunden. Na los, ich kann es nicht erwarten, diesen Schatz auszuprobieren." - „Du hast also dein Elan behalten. Herausforderungen angenommen." Das „Kindsköpfe" von Annabeth ignorierten wir beide gekonnt und ich führte Luke zum Trainingsraum. Auch Annabeth folgte uns. Sie würde ihn danach in der Nutzung seiner Kräfte unterrichten.
---------------------------
6499 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top