Kap. 33 Ankunft bei den Varden
Nasuada pov
An diesem Morgen war ich recht angespannt. Wenn ihre Vermutungen richtig gelegen hatten, würden Percy und Annabeth heute mit Eragon zurück kommen. Vorausgesetzt, es hatte keine Unfälle oder Probleme gegeben. Haha, was für Unfälle? Insgesamt acht Tote in den zwei Dörfern und ein vollständig ausgelöschter Soldatentrupp? NEIN, auf keinen Fall. Keine Probleme, Unfälle oder sonstige Zwischenfälle.
Alleine beim Gedanken daran lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn das Imperium den jungen Reiter gefangen oder getötet hatte, war unser gesamter Widerstand zwecklos. Ohne ihn an unserer Seite hätten wir auch den letzten Schimmer einer Chance verloren.
Andererseits glaubte ich nicht, dass Percy und Annabeth das zugelassen hätten. Sie hatten erklärt, sie hätten gegen diese beiden Risiken einige Vorkehrungen getroffen und die beiden hatten mit ihren Freunden zusammen gezeigt, dass sie nicht zu unterschätzen waren. Nochmal hahahahaha, nicht zu unterschätzen? Percabeth sind beide stärker als selbst ICH. Okay, da hat wohl jemand auf mich abgefärbt. Tut mir nicht wirklich leid, und ändert so oder so nichts daran, dass die beiden unfassbar mächtig sind und bisher jeder, der sie unterschätzt hat, und einige, die das nicht getan haben, das bereut hat. Auch egal.
Laut Eragon und Arya konnten wir den beiden trauen, mir viel das jedoch noch ziemlich schwer. Der letzte, der eine Gedankenkontrolle verweigert hatte, war Murtagh gewesen und ich befürchtete, dass es mit ihnen ähnliches auf sich haben könnte.
Da waren wir auch schon bei dem Thema, was mich am zweitmeisten beschäftigte. Murtagh und sein roter Drachen, Dorn. Percy hatte behauptet, er würde vermutlich dazu gezwungen werden, gegen sie zu kämpfen, aber das änderte nichts daran, dass er für uns ein Feind ist, den wir bekämpfen mussten. Trotzdem gab ich mich manchmal der Hoffnung hin, dass er uns am Ende doch irgendwie helfen würde. Ich wusste, dass es Wunschdenken war, aber ich konnte es nicht verhindern. Hoffnung gibt einem Kraft, führt aber auch häufig zu Enttäuschungen und der gleichen mehr.
Der Vormittag war recht träge. Es gab nicht weniger zu tun als sonst, die Hoffnung und Erwartung nahm mir dabei allerdings einen großen Teil meiner Konzentration und Motivation. Auch wenn es mir schwer fiel, musste ich mein bestes geben. Andauernd schweiften meine Gedanken ab und ich erwischte mich in Grübeleien, was wir tun würden, sollte Saphiras Reiter nicht auftauchen.
Am Nachmittag hörte ich eine Fanfare vom nördlichen Rand des Lagers. Ich war gerade mit einem weiteren langweiligen Gespräch mit Orrins Adeligen fertig und wollte gerade zu meinem Zelt zurückkehren. Nach diesem Signal schnappte ich mir allerdings sofort mein Pferd und ritt so schnell ich konnte zum nördlichen Lager. Alle Müdigkeit und Grüblereien waren wie weggeblasen.
Dort angekommen wollte ich sofort wissen: „Wer hat warum das Horn geblasen?" Eine der Wachen, die aufpassen sollten, dass wir nicht überrascht wurden, verbeugte sich schnell und gab dann Auskunft: „Das war ich, Herrin. Ich habe auf der Ebene drei Gestalten gesehen. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennen, wer sie sind, oder zu wem sie gehören.
In den Minuten zwischen ihrem Auftauchen und Eurer Ankunft habe ich weitere Dinge erkennen können. Sie laufen deutlich schneller als jeder Mensch und sie alle tragen schwarze Umhänge. Für mehr bräuchte man unnatürlich scharfe Sicht. Im Moment sind sie leider in einer Senke und deshalb nicht zu sehen. Sie werden aber voraussichtlich in gut zehn Minuten hier sein."
Ich sah in die Ferne und tatsächlich. Gerade liefen drei menschliche Wesen aus einem Graben hervor. Sie schossen geradezu über die Ebene, vermutlich schneller als ich sprinten könnte. „Wenn man sich das Tempo anschaut, müssen sie noch sehr weit entfernt gewesen sein, als du das Bescheid gegeben hast. Du musst gute Augen habe. Sehr gut!" - „Danke, Herrin", antwortete er, verbeugte sich erneut und trat dann einige Schritte zurück, da nun auch Surdas König am Schauplatz ankam.
Dieser verscheuchte den Mann, der unseren Besuch entdeckt hatte, was ich eigentlich respektlos gegenüber diesem fand, aber nicht weiter kommentierte. Vor allem zu den Jüngeren musste man netter sein, um sie bei Laune und Motivation zu halten. Trotzdem wäre es in dem Moment vergebene Liebesmüh gewesen. „Was ist los?" Ich konnte mir einen spitzen Unterton nicht verkneifen. „Wenn Ihr den Soldaten eben nicht so forsch und voreilig weggeschickt hättet, könnte dieser Euch darüber aufklären. Eine Gruppe aus drei Personen ist auf der Ebene gesichtet worden. Sie laufen auf uns zu. Viel genaueres können wir noch nicht sagen. Seht selbst." Mit diesen Worten deutete ich in Richtung der Reisegruppe. „Sie sind viel schneller als Menschen es sein sollten." murmelte Orrin. „Richtig, hoffen wir, es sind Eragon, Percy und Annabeth."
Er murmelte etwas Unverständliches. Offensichtlich nahm er es Percy und Annabeth immernoch übel, dass sie ihm, noch dazu in der Öffentlichkeit, widersprochen haben und seine Leute als nicht in der Lage, etwas bestimmtes zu tun, bezeichnete. Der Monarch war grundsätzlich nicht sonderlich fähig, wenn es darum ginge, Kritik aufzunehmen. Eigentlich sollte es mich nicht wundern, dass er den beiden solche, nicht besonders subtile, Unterstellungen der Unfähigkeit länger übel nehmen würde.
In den zäh dahinfließenden Minuten, die wir auf das Eintreffen der Reisenden warteten, stellten auch Orik, als Vertreter der Zwerge, und Jörmundur, als oberster Feldherr, sich neben mich. Aus dem Augenwinkel nahm ich auch war, das einige der ach so geschätzten Edelleute von König Orrin in der Nähe versammelt hatten.
Mit Orik, Jörmundur und Arya führte ich eine deutliche entspanntere und freundlichere Unterhaltung. Allen dreien erklärte ich, was die Wache berichtet hatte. Die genauen Beobachtungen brauchte ich nicht zu schildern, da die drei inzwischen so nah waren, dass man jede dieser Information ohne Probleme mit bloßem Auge erkennen konnte. Während Jörmundur und Orik neben mir stehen blieben, stellte sich die Elfe einige Meter abseits und beobachte die Gestalten auf der Ebene. Am Rand der Versammlung konnte ich auch Percys und Annabeths Freunde sehen, die einige Blicke austauschten, die ich nicht deuten konnte.
Ich sah genauer hin und erkannte, dass eine der drei Gestalten einen Rucksack auf dem Rücken trug. Außerdem waren sie von deutlich unterschiedlicher Größe. Percy und Annabeth waren ungefähr einen Kopf auseinander, Eragon hatte ich nie wirklich im Vergleich betrachtet. Sie waren ohne Gepäck aufgebrochen und er hatte einen Rucksack dabei gehabt. Beides sprach dafür, dass es sich um die Gruppe handelte, auf die wir hofften.
Ich teilte den beiden neben mir meine Beobachtung mit und konnte in ihren Mienen die gleiche Hoffnung sehen, die auch in mir aufstieg. Die Hoffnung, dass unser Drachenreiter wohlbehalten zurück kehren würde. Es würde helfen, wenn die drei ihre Umhänge ausziehen würden, oder wenigstens die Kapuzen absetzen. Leider machte keiner von ihnen Anstalten dazu. Warum auch?
Als sie nur noch etwas mehr als hundert Meter entfernt waren, kam mir plötzlich ein Gedanke. Was wenn das alles eine Falle war? „Alle anwesenden Soldaten legen sofort Pfeile an die Bögen oder ziehen ihre Waffen. Auch wenn wir alle hoffen, dass es sich bei unserem Besuch um Eragon, Percy und Annabeth handelt, sollten wir nicht nachlässig werden", rief ich laut. Einiges Geraschel, Klirren und Fluchen, nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge, war zu hören und kaum zehn Sekunden später waren zwanzig Bögen auf die Neuankömmlinge gerichtet und mehrere Soldaten hatten einen lockeren Halbkreis um uns gebildet.
Die Gruppe kam vor uns an, die Kapuzen immernoch so weit ins Gesicht gezogen, dass man nichts von ihren Gesichtern erkennen konnte, und blieben vor dem Erdwall, der das Lager umgab, stehen. Einer der drei blickte auf und rief: „Womit haben wir denn diese Begrüßung verdient?" Die Stimme klang zumindest so tief wie die von Percy, aber ich war mir noch nicht vollends sicher. „Wir wissen nicht, wer ihr seid und die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass solche Vorsichtsmaßnahmen unumgänglich sind. Solange ihr eure Gesichter nicht zeigt, könntet ihr auch zu Galbatorix' Magiern gehören, einer der Handlanger oder der König persönlich sein. Die Waffen werden erst runtergenommen, wenn wir wissen, wer ihr seid", antwortete ich.
Eine der anderen Gestalten, die ich für männlich hielt, sagte zu den beiden anderen: „Ein freundlicherer Empfang als letztes Mal. Da haben sie direkt geschossen." Die beiden anderen lachten. Das ließ mich misstrauisch werden. „Welches letzte Mal?" Die drei lachten nochmal und der gleiche sagte jetzt: „Bei meiner Ankunft hier haben die Wachen mich direkt mit einem Pfeilhagel eingedeckt", und mit diesen Worten setzte Eragon seine Kapuze ab. Die beiden anderen taten es ihm gleich, es waren Percy und Annabeth.
Als Beweis, dass sie es wirklich waren, ergänzte Eragon noch Worte in der alten Sprache, genau die, deren Bedeutung er mir einmal erklärt hatte. „Ich bin Eragon Schattentöter!" Ich gab den Soldaten das Zeichen, die Waffen zu senken und alle atmeten erleichtert auf.
Da Saphira offensichtlich davon ausgegangen war, dass es sich um irgendetwas handeln würde, dass sie nicht interessierte, war die blaue Drachendame noch nicht da. Soweit ich weiß, reichen nicht einmal Eragons geistige Fühler so weit, dass er seinen Drachen am anderen Ende des Lagers erreichen könnte. „Könnte vielleicht jemand Saphira informieren, dass ihre Anwesenheit jetzt recht sinnvoll wäre?", rief ich also in die, inzwischen beträchtlich angestiegene, Menge. Nico, der düsterste aus Percys Gruppe trat vor. „Mache ich. Dauert nur einen Augenblick."
Alle starrten ihn an, während er mit den Schatten des Zeltes hinter ihm verschwamm. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass sowas mit lebenden Wesen möglich war. Ich sah mich um und erkannte sowohl auf den Gesichtern aller Herrscher, Edelleute und Soldaten große Fragezeichen. Nichtmal die Magier der du Vrangr Gata, unsere von Eragon und Arya einmal abgesehen begabtesten Hexer, schienen etwas davon zu verstehen.
Ehe irgendwelche Fragen laut werden konnten, stand Nico bereits wieder da und rief: „Erledigt! Sie sollte auf dem Weg..." Er wurde von einem lauten Brüllen unterbrochen. Eine sehr große blaue Gestalt erhob sich über das Lager und kam auf uns zugeflogen. Alle Anwesenden machten sofort Platz, um Saphira die Fläche zu geben, die sie zum Landen brauchte. Niemand wollte einem landenden Drachen im Weg sein.
Nun fand offensichtlich ein geistiger Austausch zwischen Drache und Reiter statt, welcher damit endete, dass Eragon sich wieder neben seinen Drachen stellte und sie am Hals kraulte. Ich wusste nicht, ob sie das durch ihre festen Schuppen spürte, Saphira stieß jedoch ein tiefes, zufriedenes Summen aus, dass jeder im Umkreis von hundert Fuß bis in die Knochen spürte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren würde, wenn Saphira älter und größer wäre. Vermutlich würde unser gesamtes Lager so stark wackeln, dass nichts mehr stehen blieb.
In den nächsten Minuten wurden erst formelle Begrüßungen und dergleichen mehr ausgetauscht und anschließend hielten sowohl Orrin, als auch ich, eine Rede. Orrins klang recht steif und sehr formell. Als ich dann an der Reihe war, versuchte ich diese ganze Reise wie eine Errungenschaft darzustellen, da es dem Imperium nicht gelungen war, einen einzelnen Mann im eigenen Land zu halten. Das war nunmal meine Aufgabe. Danach tat ich noch mein bestes, das ganze als ein Zeichen der Schwäche des Imperiums darzustellen. Dem frenetischen Jubel nach, der darauf folgte, war mir das besser gelungen als Orrin.
„Eragon, Percy, Annabeth, würdet ihr bitte mit in meinen Pavillon kommen? Ich und wohl auch Orik, Orrin und Arya, würden gerne die Details eurer Reise erfahren", rief ich schließlich. Langsam zerstreute sich die Menge und die drei warfen mir einen dankbaren Blick zu. Keiner von ihnen schien gerade gerne im Mittelpunkt stehen zu wollen, auch wenn sie wussten, dass ihr Auftritt das Gegenteil bewirkt hatte.
Als ich mich dann umdrehte, um zu meinem Pavillon zu gehen, wo wir die Lage besprechen wollten, folgten mir nur Eragon, Jörmundur, Orik, Orrin, Percy und Annabeth. Sowohl Percys Freunde, als auch Orrins eigentlich in meinen Augen zum größten Teil überflüssige Adelige verschwanden in unterschiedliche andere Richtungen.
Im Zelt angekommen sagte Orrin sehr direkt: „Nun denn, Schattentöter, spannt uns nicht weiter auf die Folter und erzählt uns, warum Ihr im Imperium geblieben seid. Ihr seid nicht so töricht, wegen der Untersuchung des schwarzen Berges diesen ganzen Feldzug aufs Spiel zu setzen. Niemand wird dieses Zelt verlassen, ehe ich die Wahrheit erfahren habe."
Ich wollte gerade Orrin darauf hinweisen, dass er dazu nicht befugt sei, als Percy mir diesen Teil abnahm. Er lachte einmal auf und ging dann nach draußen. Als er nach einigen Sekunden wieder herein kam, grinsten Eragon und Annabeth über diese Aktion und ich hielt ein Lachen nur deshalb zurück, weil es für meine Position unangemessen wäre und meinem Verhältnis zu Orrin direkt schaden würde.
Als Orrin gerade zu einer Beschwerde ansetzen wollte, ergriff ich schnell das Wort. Ich wollte verhindern, dass die Situation eskalieren würde. Das hätte sehr weitreichende Konsequenzen. „Majestät, Ihr seid nicht befugt, irgendjemanden von uns hier festzuhalten. Des Weiteren freue ich mich ebenfalls sehr, dass Eragon wohlbehalten wieder hier ist", bei diesem Satz warf ich ihm einen strafenden Blick zu, „und würde ebenfalls gerne erfahren, warum er im Imperium geblieben ist. Aber Ihr könnt und ich werde ihn nicht zwingen, über diese Dinge zu sprechen. Es wäre besser, wenn er es tun würde, aber es ist seine Entscheidung."
Ich sah am Rande meines Blickfeldes, dass Arya versuchte Eragon mit Blicken zu durchbohren, um mehr über seine Erlebnisse zu erfahren. Erstaunlicherweise hielt er ihrem Blick stand. Sonst gab er nach spätestens einigen Sekunden auf. Irgendwie hatte er bei dieser Aktion an Selbstbewusstsein und Vertrauen gewonnen.
Wie auch immer, Eragon sah uns alle an bat dann: „Wie auch Orrin kann ich euch zu nichts zwingen, ich möchte euch jedoch bitten, dass nichts von den hier besprochenen Dinge dieses Zelt verlässt. Alles andere könnte sehr schädliche Auswirkungen haben." Okay, interessant.
„Wenn du das sagst, vertraue ich dir dabei mal. Ich werde es nicht laut verkünden", erwiderte ich als erstes. Er lächelte über den letzten Kommentar und sah dann die anderen Vertreter ihrer Völker an. Sowohl Orik als auch Arya gaben nur eine kurze Bemerkung, dass sie ganz meiner Meinung wären, ab und alle sahen Orrin an. „In diesem Punkt schließe ich mich Euch an, Nasuada. Ein König, der das Gebot der Verschwiegenheit nicht beachtet, bleibt nicht lange König." Okay... eine einfache Zustimmung bekam man von ihm selten.
Eragon nickte dankbar und begann dann mit dem Grund, dass er im Imperium geblieben war. Er beschrieb seine Gründe und danach war es einige Minuten lang still im Zelt. Schließlich begann Orrin: „Ich finde, Ihr hättet nicht wegen eines Mörders Euer Leben aufs Spiel setzen sollen. Es war eine voreilige und riskante Handlung. Das Urteil, dass Ihr schließlich gefällt habt, halte ich für richtig und denke, Nasuada wird mir da zustimmen." Ich nickte. Ich war zu dem selben Ergebnis gekommen.
Eragon sah etwas überrascht aus. „Ich freue mich, dass ihr mir zustimmt. Für den ersten Teil habe ich mir bereits genug Kritik angehört. Ich würde allerdings gerne erfahren, warum ihr mein Urteil für richtig haltet. Ich hatte damit gerechnet, meine Entscheidung hier jetzt ewig lange rechtfertigen zu müssen." Bei den letzten Worten mussten alle außer Orrin lächeln.
Ich übernahm die Erläuterungen. „Wenn du ihn einfach hingerichtet hättest, hättest du damit eine Selbstjustiz ausgerufen. Du hättest dich über jeden König oder anderen Herrscher gestellt. Das kannst du zwar als Reiter tun und es könnte dich auch niemand davon abhalten, aber ich denke, und ich glaube, damit spreche ich für alle Anwesenden, dass du dafür noch etwas jung bist und nicht genug Erfahrung hast."
Alle anderen nickten zustimmend und Orik ergänzte: „Und der Elfenwald ist der einzige Ort in diesem Land, an den vermutlich niemals einer derjenigen, die euren Metzger gekannt haben, kommen wird. Außerdem kann euer Volk, Arya, auch am besten verhindern, dass er versucht abzuhauen und/oder eine Dummheit anstellt." Als letztes ergriff nun auch die Elfe das Wort. „Es gefällt mir zwar nicht, dass er damit zu einer Last für mein Volk wird, aber ich verstehe, dass es die beste Lösung ist. Jetzt würde ich gerne noch etwas über deine beziehungsweise eure Reise erfahren. Haben Percy und Annabeth dich gefunden oder du sie?"
Alle außer den beiden gaben eine kurze Bestätigung von sich, dass sie diesen Teil ebenfalls hören wollten. „Okay. Bitte keine Unterbrechungen oder Zwischenfragen. Es könnte einige Minuten dauern und ich möchte nicht aus dem Konzept kommen. Für Fragen ist hinterher Zeit. Percy, Annabeth, wenn ich etwas vergessen sollte, könnt ihr es gerne hinzufügen." Danach folgten einige Minuten, in denen nur der Reiter und ab und zu auch einer seiner beiden Begleiter sprach.
Nachdem er die ersten Meilen zwischen sich und den Helgrind gebracht hatte, schien die Reise vorerst sehr ruhig verlaufen zu sein. Als ich hörte, was Percy und Annabeth dort riskieren mussten, nahm ich mir vor, den beiden zu danken, sobald Eragon geendet hätte.
Als er schließlich zu dem kleinen Gefecht mit dem Soldatentrupp kam, verfestigte sich dieser Vorsatz nur noch. Alleine wäre es auch für den Reiter schwierig geworden, dreizehn Soldaten zu Pferd zu besiegen. Das letzte Stück Weg bezeichnete er schlichtweg als ereignislos und das schien ihn nicht besonders zu stören.
„Dann ist es wohl jetzt an der Zeit, Percy und Annabeth für ihre Hilfe zu danken. Ich zweifele nicht an deinen Kräften, Eragon, aber gegenüber einem Dutzend Soldaten, die dich suchen und vorbereitet sind, könntest auch du Probleme haben, wenn du alleine wärest. Insbesondere wenn sie vom König gesandt sind und so über magischen Schutz verfügen." Die anderen stimmten mir zu, auch wenn Orrin dabei wenig überzeugt klang. Da lag ich wohl mit meiner Vermutung ganz richtig, auch wenn mir das Gegenteil lieber gewesen wäre. Die beiden angesprochenen bedankten sich dann höflich und verfielen dann wieder in schweigen.
Die erste Frage kam schließlich von Orrin. Dieser bestätigte meinen Verdacht, dass er das Pärchen nicht leiden konnte, indem er fragte: „Mit welcher Begründung habt ihr irgendeinem Mädchen im Imperium verraten, dass sich Eragon dort aufhält und ihr ihn zu den Varden bringen sollt? Das scheint mir dumm und leichtsinnig." Ich seufzte und schaltete mich kurz dazwischen. „Mäßigt Eure Wortwahl!"
Während man Percy ansah, dass er Mühe hatte, nicht laut loszulachen, konnte man Annabeths Belustigung nur an einem Zucken der Gesichtsmuskeln sehen, als sie antwortete: „Es ist besser, offen zu sein, als sich während des Gesprächs zu verplappern. Außerdem haben sowohl Percy als auch ich gesehen, dass sie freundlich und ehrlich ist. Sie würde uns nicht verraten. Außerdem hat das dazu geführt, dass sie bemerkt hat, dass das meiste von dem, was der König über uns verbreiten lässt, nur Propaganda ist und wir nicht die wilden und bösen Umstürzler sind, die er uns zuschreibt. Vielleicht kann uns das nochmal nützen."
Das klang überzeugend, aber auch so, als wäre sie recht gut darin, Leute zu überzeugen und Dinge zu erklären. Vor allem Dinge, die tendenziell zu Streit führen würden. Irgendetwas sagte mir, dass mindestens einer von ihnen schon sehr oft zu erklären hatte, dass er Unsinn gemacht hatte.
Ich hörte auch noch etwas fremdes in ihrer Stimme, ich meine nicht ihren Akzent, konnte es jedoch nicht einordnen. Annabeth nimmt Charmesprech? Würdest du sagen, es ist nicht sinnvoll, im Umgang mit Orrin? Gutes Argument. Danke! Offensichtlich schien selbst der König ihr diese Erklärung vorbehaltlos abzunehmen. Meinen Respekt dafür, das schaffte ich auch nur sehr selten.
Ich sah mir die Gesichter der Anwesenden an und stellte fest, dass niemand mehr eine Frage zu stellen wollen schien. Arya wirkte, als ob sie noch eine hätte, diese aber privat stellen wollen würde. Ich vermute die Tatsache, dass Eragon ihrem Blick standgehalten hatte, konnte mir aber nicht sicher sein.
Auch wenn ich die Antwort schon kannte, fragte ich nochmals offiziell: „Möchte noch jemand eine Frage stellen?" Nach sechsfachem Kopfschütteln, fuhr ich fort. „Dann schlage ich vor, wir beenden diese Fragerunde erstmal. Auch wenn es nur wenige große Probleme gab, ist Eragon die letzten sechs Tage durch das halbe Land gerannt. Auch Annabeth und Percy sind viel gelaufen und ihr seid vermutlich alle drei zumindest einigermaßen erschöpft. Wenn jemandem noch dringende Fragen einfallen, kann er oder sie diese morgen stellen. Der restliche Tag sollte der Erholung dienen." Eragon, Orik und Arya stimmten mir alle zu, Percy und Annabeth tauschten einen besser nicht zu deutenden Blick aus, der sie beide zum Grinsen brachte und Orrin reagierte garnicht.
Ich klatschte einmal in die Hände und sagte: „Sehr schön. Gute Erholung und es ist schön, dich wieder unter uns zu wissen, Eragon." Er nickte und sagte in dem selben ironischen Tonfall, in dem ich die letzten Worte gesagt hatte: „Danke Hoheit, schön wieder hier zu sein." Und mit diesen Worten verließen sie das Zelt. Orik und Orrin zuerst, Eragon und Arya zuletzt. Ich blickte ihnen nach und fragte mich, ob sie jetzt Arya's unausgesprochene Fragmente einer möglichen Frage klären würden.
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3390 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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