Kap. 32 Halt, im Namen des galaktischen Imperiums! ...Nee, warte was?
Percys pov
Annabeth teilte mir mit, dass sie Eragon gefunden hatte. Das ersparte mir die Pflicht, bei jedem Öffnen der Tür nachsehen zu müssen, ob er es gewesen war.
Somit blieb ich einfach mit dem Rücken zur Tür sitzen und aß zu Abend. Eine langweilige Suppe, aber besser als nichts. Nein, ich habe mir keine blauen Pfannkuchen erschaffen, so verlockend der Gedanke auch war. Auffällig und so. Vielleicht hätte ich zumindest etwas mehr auf meine Umgebung achten sollen.
Plötzlich hielt mir jemand von hinten ein Messer an den Hals. Da ich wusste, dass ich sowieso nichts zu befürchten hatte, aß ich einfach weiter. Essen hat Priorität und steht ganz sicher vor irgendwelchen Idioten, die von irgendwo ein Messer mitgehen lassen hatten.
Offensichtlich war das nicht die Reaktion, die die Personen hinter mir erwartet hatte. Ich entschied mich, es elegant zu machen. Während derjenige hinter mir noch überrascht war, griff ich blitzschnell nach seinem, das hatte ich bereits festgestellt, Arm und wandte den Profitrick von meinem Neunmalklug an. Ich judoflippte den Idioten über meine Schulter. Darauf bedacht zu verhindern, dass mein Essen dadurch zu Schaden käme, schleuderte ich ihn auf den Boden. Ich erspare euch jetzt mal die Fachbegriffe vom Judo, auch wenn ich noch genug kenne. Mein Essen hat vor allem, Annabeth vielleicht ausgeschlossen, Priorität.
Als wäre nichts gewesen, aß ich weiter. Früher wäre dieses Verhalten als dumm aufgefasst worden, jetzt war es sowieso egal. Leider war nicht mehr viel Essen übrig und so war ich nach wenigen Sekunden damit fertig und musste jetzt vernünftig sein.
Etwa die selbe Zeit brauchte mein Angreifer und die zwei anderen, die, wie ich jetzt bemerkte, hinter mir standen, um deutlich weniger vernünftig zu werden. Ich spürte, wie gleichzeitig zwei Fäuste von hinten auf mich zuflogen und wiederholte den Prozess. Ich schleuderte die beiden auf den dritten und dieses unfreiwillige Näherkommen war vermutlich etwa so angenehm für die drei, wie es früher für mich gewesen wäre, wenn Zeus mich geblitzt hätte. Nicht tödlich Aber auf jeden Fall schmerzhaft.
„Hat es euch gestern nicht gereicht? War das nicht deutlich genug?" Ich sprach mit einer Stimme, bei der sich selbst mein Neunmalklug ver-DAMM-t anstrengen müsste, um zu erkennen, dass diese Stimme nicht Interesse und Neugier ausdrückte. In dem Schankraum schien niemand zu bemerken, dass es eigentlich ein Ausdruck der Genervtheit war.
Meine drei unterbelichteten Freunde hatten offensichtlich ebenfalls erst gedacht, ich würde verängstigt und jetzt wütend sein. Dem war aber nicht so. Ich hatte schon bei deutlich, deutlich größeren Sachen gelernt, dass wütend werden und die Kontrolle verlieren meist zu irgendwelchen öden Verfahren und sowas werden würden. Mordanschuldigungen, Tote, Erdmütter aufwecken... ihr wisst schon, was ich meine. Von Zeit zu Zeit war es natürlich lustig, aber nicht gegen unterbelichtete Vollidioten im Auswahlverfahren um den Mathew-Preis.
Zum Glück für die Schlägertruppe tat ihnen offenbar alles weh und sie verschwanden sehr schnell aus dem Raum. Zur Feier meines Sieges, wer hätte es gedacht, bestellte ich mir noch eine weitere Portion.
Als ich gerade fertig war, erreichte mich ein fragender Gedanke meiner großartigen Verlobten. „Wir haben hier ein Mädchen, etwa zwanzig, mit mächtigen Zaubern. Ist das zufällig dein Verdienst?" Ich musste unwillkürlich lächeln. „Ja Neunmalklug, ich freue mich auch, dich zu sehen. Und auch ja, das ist wohl meine Schuld oder mein Verdienst. Such's dir aus."
Ein deutliches Gefühl der Erheiterung ging von ihr aus und sie hakte weiter nach. „Warum?" Da ich keine Lust hatte, alles vom gestrigen Abend zu erzählen, übermittelte ich ihr einfach meine Erinnerungen. Ich spürte, dass sie erst verwirrt war, sich dann jedoch ihr Gefühl der Erheiterung verstärkte. Ohne ein weiteres Wort empfing ich einen von ihr ausgehenden Strom an Erinnerungen.
Ich war überrascht, wie ähnlich unsere letzten Abende gewesen waren. Es gab nur zwei gravierende Unterschiede. Erstens, auch wenn das Ergebnis das selbe war, war Annabeth am Anfang direkt in der Rolle des ‚Opfers' gewesen, ich hatte dem ‚Opfer' nur geholfen. Der zweite war, dass ich die Dreiergruppe mit bloßen Händen vermöbelt hatte, während sie ihre Dolche verwendet hatte. Sicherlich genauso effektiv und genauso eindrucksvoll.
Nachdem ich das Gespräch von Annabeth, Eragon und Melina zu Ende verfolgt hatte, ging ich in mein Zimmer in der Herberge. Ich entschied mich, diesen Abend mal wieder zu versuchen, mich daran zu gewöhnen, dass ich keinen Schlaf brauchte, und saß einfach mehrere Stunden lang mit geschlossenen Augen da. Meditation, einfach mal nichts tun, ist wirklich nicht leicht, vor allem, wenn man den Drang zum Bewegen noch immer gewohnt ist. Aber nach einer Weile wurde es langsam einfacher. Ich konzentrierte mich auf den Verlauf meiner Gedanken und glaubt mir, es ist gruselig, wie viel Unsinn in meinem Kopf vor sich geht.
Mitten in der Nacht hörte ich von vor der Tür Geräusche. Betrunkene Stimmen lallten Dinge wie: „Jetzt krischt er sjeine Strafe!" Ich erkannte sofort, dass es sich um die altbekannten Idioten handelte, die offensichtlich beschlossen hatten, dass ich dafür, dass ich sie nicht willkürlich Leute angreifen und ausrauben lasse, bestraft gehöre.
Ich hatte vor, ersteinmal mitzuspielen und mich schlafend zu stellen. Da ich für das folgende Spektakel sowieso meine Meditation unterbrechen musste, legte ich mich einfach ins Bett. Zeitgleich verzauberte ich die Tür so, dass sie nachdem man sie einmal geöffnet hatte, sich wieder schloss und erst nach einer halben Stunde wieder zu öffnen war. Ich bin sicher, Annabeth hätte Hat! das selbe getan. Sicher würde sie auf diesen genialen Gedankengang ihres Algenhirns stolz sein.
Ich senkte meinen Puls und meine Atmung so weit, dass es von außen wie schlafen aussähe und wartete dann. Nicht dass sie es mit ihren benebelten Sinnen oder ihrer Vorsicht bemerkt hätten, wenn ich normal geatmet oder vielleicht sogar die Augen offen gehabt hätte, aber in guter Manier schien es mir angebracht, sie wenigstens nach allen Regeln der Kunst reinzulegen.
Ich brauchte nicht wirklich warten, nach kaum einer Minute wurde die Tür aufgestoßen und die drei kamen hinein. Die Tür fiel ins Schloss, ich stellte mich trotzdem weiterhin den Schlafenden. Jeder von den dreien hatte eine Waffe oder einen waffenähnlichen Gegenstand bei sich. Ob Dolch oder Brotmesser, für jemanden, der nicht vorbereitet war, konnten diese Gegenstände durchaus gefährlich werden. Wer erkennt schon die Ähnlichkeiten zu Annies Abend? Die Frage ist eher, wer es nicht bemerkt! Und auf wen das nicht zutrifft... weiß ich auch nicht, was mit dem ist. Von mir aus. Offensichtlich waren sie betrunken genug gewesen, um nicht zu bemerken, dass niemand bei dem Lärm, den sie verursacht hatten, schlafen bleiben könnte.
Statt sich nochmal nach Beobachtern oder kleineren Sicherheitsvorkehrungen umzusehen, kamen sie direkt auf mich zu. Als der Anführer seinen Dolch hob, beschloss ich, dass es Zeit war, dem Quatsch ein Ende zu bereiten. Ich hatte vor, es für jeden, der später den Schauplatz betrat, aussehen zu lassen, als wären die drei durch ihre eigenen Waffen oder gänzlich ohne die Nutzung von Waffen gestorben.
Ich drehte mich blitzartig um und riss dem Anführer seinen Dolch aus der Hand. Ich warf diesen so präzise und fest, dass er den Körper des zweiten meiner Angreifer auf Brusthöhe durchschlug und sich gut zwei Zoll tief in den Brustkorb des letzten bohrte. Während mich die drei noch überrascht und entsetzt anstarrten, sprang ich blitzartig auf die Beine. In dem Moment, als seine beiden mit-Idioten zu Boden stürzten, verpasste ich dem Anführer einen Schlag mit der Handkante, der ein widerliches Knirschen in seinem Nacken verursachte. Er hatte sich das Genick gebrochen. Na gut, eigentlich hatte ich ihm das Genick gebrochen, aber das waren Feinheiten und die Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben.
Um es nicht zu beängstigend für die Menschen in der Stadt wirken zu lassen, hinterlegte ich noch einen Zettel mit der Aufschrift: „Sie waren selbst schuld!", und hoffte, dass die Person, die den Zettel fand, verstehen würde, dass die drei Toten gemeint waren, und nicht er oder sie. Anderenfalls hätten sie halt Pech. Ich ließ noch einige Münzen auf dem Bett liegen, ich wollte nicht, dass der Besitzer dieser Herberge den Schaden von der Dummheit dieser drei davontragen würde. Anschließend sprang ich aus dem Fenster.
Ich fiel etwa vier Meter tief, das machte mir jedoch nichts aus, da meine kleinen Beförderungen auch meine körperlichen Kräfte enorm erhöht hatten. Ich trug immernoch meinen schwarzen Umhang und so schlich ich mich durch die Straßen.
Naja, schleichen trifft es nicht, ich rannte schneller als es einem Menschen möglich gewesen wäre, machte allerdings dank jahrelanger Erfahrung keine lauteren Geräusche, als sie eine Katze, die über die Dächer lief, verursacht hätte.
Ich kam ungesehen an der Stadtmauer an und sprang dort angekommen direkt über die sieben Meter hohe Steinwand. Da ich keine Geräusche hinter mir hörte, ging ich davon aus, dass mich niemand gesehen hatte. Ich sah noch ein letztes Mal zurück und als ich keine Soldaten oder andere Wachmänner auf der Mauer sah, fing ich an zu laufen.
Als ich bereits einige Meilen von Petrøvya entfernt hatte, berührte Annabeths Geist den meinen. Anscheinend hatte sie ähnliche Erfahrungen mit irgendwelchen Idioten in Eastcroft gemacht, wie ich in Petrøvya. Sie hatte Eragon offenbar trotzdem ohne Probleme gefunden und war mit ihm aus dem Dorf abgehauen, auch wenn sie ebenfalls einige weitere Leben auf dem Gewissen hatte.
Der Umstand, wie ähnlich die Abläufe gewesen waren, ließ uns beide grinsen und wir machten auf einer mentalen Karte einen Treffpunkt aus. Dort wollten wir alles Weitere besprechen.
Da Eragon etwas langsamer als Annabeth und ich war, kam ich bereits über eine Stunde früher an. Also kümmerte ich mich um ein angenehmes Frühstück. Eragons Essgewohnheiten waren irgendetwas zwischen vegetarisch und vegan und so verzichtete ich dabei auf Fleisch.
Ich hatte dabei zwei große Vorteile. Erstens, ich konnte mir alle Zutaten sehr einfach und sehr schnell beschaffen und zweitens, durch meinen gesunden Appetit hatte ich schon gelernt, wie man sich ein gutes Essen macht. Plus, ich konnte alle Überreste selbst übernehmen.
Ich wollte jedoch nicht übertreiben und machte einfach Nudel mit einer guten Pilzsoße. Nudeln, Töpfe, Sahne und Gewürze erschuf ich mir, auch bei Pilzen wollte ich weder ein Risiko eingehen, noch überflüssig meine Gedanken anstrengen und so tauchten auch diese einfach vor mir auf. Die blaue Lebensmittelfarbe ließ ich weg, da ich fand, es passe nicht zu den Pilzen. Zu fast allen anderen ja, aber Pilze? Eher grenzwertig. Das Wasser entzog ich lieber direkt dem Boden, da ich nicht riskieren wollte, dass Eragon oder Annabeth übel wurde, weil die Qualität des Wassers nicht gut war. Das war zwar unwahrscheinlich bis unmöglich, Annabeth sollte eigentlich gegen sowas immun sein, aber da es für mich eher noch Aufwand einsparte, machte ich es trotzdem.
Behältnisse und Besteck für uns drei erschuf ich kurzerhand ebenfalls und ließ dann die magische Flamme, auf der ich die Speisen gekocht hatte, so klein werden, dass sie das Essen nicht mehr weiter erhitzte, sondern lediglich so erwärmte, dass sie nicht kalt wurde. Als ich damit fertig war, legte ich mich ins weiche Gras und wartete auf die anderen.
Es dauerte etwas mehr als fünfzehn Minuten, soweit ich das abschätzen konnte, bis die andern kamen. Sie schienen beide ziemlich erfreut über die Mahlzeit zu sein, da sie beide seit mehreren Tagen nichts Gutes mehr bekommen hatten. Wirtshausspeisen waren in Ordnung, aber nicht gut und Eragon hatte die Tage vorher gänzlich von der Natur leben müssen. Annabeth umarmte mich zur Begrüßung einmal und gab mir einen schnellen Kuss. Trotz ihren Hungers schien sie sich genauso zu freuen, mich zu sehen, wie ich froh über ihren Anblick war. Meine unfreiwillige Reise zu den Römern hatte dafür gesorgt, dass uns schon zwei Tage Trennung wie eine halbe, und vor allem viel zu lange Ewigkeit vorkam.
Nach der Begrüßung setzten wir uns ins Gras und stießen dann auf ein Problem, welches ich nicht bedacht hatte. Eragon kannte zwar Besteck aus seiner Zeit bei den Elfen, davon, wie man Spaghetti isst, hatte er allerdings keine Ahnung. Glücklicherweise lernte er es recht schnell unter der Anleitung eines Profis und damit verschwand seine Portion fast so schnell wie meine. Und die zweite auch.
Erst als wirklich alle Überreste von seinem Teller verschwunden waren, versuchte er mich mit Fragen zu löchern, um herauszufinden, wie ich die Nudeln gemacht hatte. „Magie!" War meine geistreiche und mystische Antwort. Offenbar hatte er erkannt, dass ich ihm nicht mehr verraten würde, also ließ er das Thema fallen. „Wir bringen es dir irgendwann bei!", versprach ich, als ich sein unglückliches Gesicht sah. Jetzt grinste er und um ehrlich zu sein, ein kleiner Essensherstellungskurs klang doch ganz verlockend.
Nachdem ich jedem noch eine weitere Portion aufgetan hatte, oder auch mehrere, denn es schien den beiden wirklich zu schmecken, sagte Annabeth: „Dass du von Sally gelernt hast, wie man kocht, habe ich ja gewusst, aber das ist wirklich gut. Auf jeden Fall besser als der Unfall, den wir zusammen an deinem sechzehnten Geburtstag gebacken haben." Wir lachten beide und Eragon sah uns etwas irritiert an. Ich winkte ab, während ich in Erinnerungen an damals schwelgte.
Nachdem wir wieder für einige Minuten in Schweigen verfallen waren, wurde es schließlich erneut von Annabeth gebrochen. „Früher hätte ich dir erklärt, du würdest nicht genug auf dich aufpassen. Leider habe ich gelernt, dass es erstens meistens nicht du bist, der die Schäden davon abbekommt, zweitens, ich mir eigentlich inzwischen keine Sorgen mehr machen müsste und drittens, du sowieso nicht auf mich hören würdest."
Ich lächelte sie an und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Du kennst mich einfach zu gut, Neunmalklug." Sie lächelte und daraufhin wandten wir uns wieder Eragon zu. Ihm schien es inzwischen nicht mehr ganz zu schwer zu fallen, uns dabei anzusehen ohne eine Miene zu verziehen.
Wir waren uns einig, dass Melina keine Gefahr für uns darstellen würde und kamen schließlich überein, dass es für die letzten Stunden der Nacht besser wäre, wenn wir alle noch einige Stunden Schlaf bekämen. Dass jeweils einer von uns wach blieb und aufpassen würde, hielten wir für überflüssig, da wir alle im Schlaf unsere Umgebung wahrnahmen und keiner von uns so leicht zu überrumpeln wäre.
Zeitsprung zum nächsten Morg... Zu langsam!
Wir wachten alle in einem sehr kleinen Zeitraum auf. Annabeth, welche ihren Kopf auf meine zum Kopfkissen zweckentfremdete Brust gelegt hatte, regte sich zuerst, was auch mich aus meinem doch recht angenehmen Schlaf riss. Ich stieß beim Aufwachen ein lautes Gähnen aus, welches nun auch Eragon aufschrecken ließ.
Nach einem kurzen Frühstück, dieses Mal kümmerte sich meine wunderbare Verlobte darum, und das erfolgreicher als bei dem blauen Ziegelstein damals, machten wir uns wieder zügig auf den Weg. Da Eragon einen kleinen Rucksack mit hatte, war er nochmals langsamer. Dies lösten wir so, dass Annabeth und ich ihn abwechselnd trugen. Er war zwar nicht gerade leicht, aber wir waren zu gut genug trainiert, als dass uns das Kettenhemd und die Notproviante arg zu schaffen gemacht hätten. Unser Gesamttempo wurde sowieso nur dadurch entschieden, wie gut er mithalten konnte.
Trotz alledem waren wir viel langsamer als auf dem Hinweg. Als der Nachmittag anbrach, hatten wir kaum die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Mir ging das zwar zu langsam, es war jedoch der einzige Weg, den wir nicht mit einer großen Flagge, die auf der einen Seite Chaos Symbol und auf der anderen den Schriftzug: „Ich bin Chaos Erbe und das mächtigste Wesen des Universums!", bestreiten müssten. Weder Annabeth noch ich, auch wenn der erste Teil durchaus in der Lage wäre, den zweiten zu verhindern beziehungsweise durchzusetzen, hatten vor, uns zu verraten, indem wir uns einfach zurück teleportiert hätten.
Galbatorix hatte offensichtlich inzwischen mitbekommen, dass sich Eragon ohne Saphira im Imperium aufhielt. Mehrere Male sahen wir Soldatengruppen in der Ferne und einmal sogar Murtaghs roten Drachen am Horizont. Immer wenn wir derartige Dinge bemerken, drosselten wir unser Tempo so weit, und gingen einfach zügig den Weg lang. Auf eine direkte Konfrontation hatte niemand von uns Lust. Nicht das es gefährlich gewesen wäre, aber wir wollten eigentlich nur dann töten, wenn es nicht anders ginge oder einem klaren Ziel diente.
Leider geschah es dann trotzdem kurz vor Abend. Eine Gruppe an Reitern, nicht Drachenreiter, kam aus einem Tal in den naheliegenden Bergen. Wir wurden wie schon die anderen Male langsamer, die Reiter hielten jedoch direkt auf uns zu.
Annabeth, die gerade Eragons Gepäck trug, warf mir den Rucksack zu. Es würde schwierig werden, den Soldaten zu erklären, warum die einzige Frau in unserer Gruppe das Gepäck tragen musste. Sie kannten ja einerseits Annabeth nicht und andererseits waren die Vorstellungen von den Positionen von Männern und Frauen in dieser Welt noch sehr stark zurückgeblieben. Zumindest bei den Menschen, Zwergen und Urgals. Die Elfen waren in diesem Punkt mindestens genauso fortgeschritten, wie es unsere Welt war. Vielleicht etwas besser.
Wir entschieden uns für die Geschichte, Eragon wäre Annabeths Bruder, Annabeth und ich waren verlobt und wir holten ihren Onkel aus Aroughs ab, da wir fürchten würden, die gefährlichen und grausamen Varden würden die Stadt irgendwann angreifen. Zusätzlich hatten wir den Vorteil, dass wir uns über Gedanken abstimmen könnten, welche Details wir wie erklären würden. Eigentlich hofften wir immernoch, dass die Gruppe einfach vorbei reiten würde, aber ich machte mir da wenig Hoffnung. Außerdem, Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Es war sinnvoll gewesen, dass wir diese Vorbereitungen getroffen hatten. Die Reiter änderten nichts an ihrer Richtung und nach gut zehn Minuten kamen sie bei uns an. Unsere Vermutung traf zu. Es handelte sich um eine Gruppe Soldaten unter Galbatorix' Banner, wie ihre roten Wämser mit dem Zeichen des Königs bestätigten. Aus den Gesprächen, die wir dank unseres scharfen Gehörs wahrnahmen, erkannten wir, dass es sich um einen der vielen Suchtrupps handelte, die der Imperator Ach nee, ups, das ist ne andere Geschichte! losgeschickt hatte, um unseren jungen Drachenreiter einzufangen. Also Pech gehabt. Die würden uns garantiert nicht ignorieren. Leider war es auch unwahrscheinlich, dass sie nichts bemerken würden, da sich im Gepäck ein Kettenhemd von sehr guter Qualität befand, Rhunöns Feinarbeit. Kein normaler Reisender hatte soetwas dabei.
Der Anführer stieg von seinem Pferd und kam auf uns zu. Seine Hand ruhte bereits auf seinem Schwert. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier, so nah bei der Grenze des Rebellenlandes Surda?" Wir hatten beschlossen, dass Eragon das Sprechen übernehmen würde, da er die Umgangsformen mit Abgesandten des Königs für ihn am ehesten gewohnt war. Er hatte schließlich früher ab und zu Erfahrungen mit den Steuereintreibern des Monarchen, sagen wir lieber Diktator, zu tun gehabt.
„Mein Name ist Neal. Das ist meine Schwester Annabeth und ihr Verlobter Percy. Unser Onkel lebt in Aroughs und wir fürchten, dass die Aufständler die Stadt angreifen wollen. Mein Vater ist bereits tot und wir fürchten, dass er bei einem solchen Angriff verletzt werden könnte. Deshalb wollen wir ihn abholen und dann nach Melian zurückkehren, Herr." Das letzte war vermutlich eine Höflichkeit, die man den Schergen des Königs entgegen zu bringen hatte. Jedenfalls wenn man keinen Streit wollte.
Der Soldat sah ihn zögernd an und sagte dann, sehr zu unserem Missfallen, „Eine sehr eindrucksvolle Geschichte. Ich glaube euch leider kein Wort. Ihr habt absolut keine Ähnlichkeit und das alles klingt zu sehr nach einer Ausrede. Könnt ihr dieses Vorhaben irgendwie beweisen? Was ist in eurem Rucksack?"
Jetzt waren wohl Annabeths Redekünste gefragt. Sie erklärte mit einer sehr ehrlich, auch wenn das Gegenteil der Fall war, und überzeugend klingenden Stimme: „Herr, in unserem Rucksack ist nur Proviant. Wir haben nur das nötigste dabei und können deshalb auch auf keine Weise zeigen, dass wir das wirklich vorhaben. Wir bitten euch trotzdem, glaubt uns und lasst uns unseren Onkel abholen."
Einige Augenblicke gab ich mich der Hoffnung hin, dass er uns wirklich glauben würde. Ich hätte es besser wissen müssen. Das Schicksal hasst mich! Selbst wenn ich es eigentlich selbst steuern können sollte. „Wenn das stimmt, dann habt ihr doch sicher nichts dagegen, wenn wir euren Rucksack durchsuchen?" Mit diesen Worten gab er einem seiner Leute ein Zeichen und dieser riss ihn mir recht grob vom Rücken. Ich verständigte mich schnell mit Annabeth und Eragon. Worte hätten zu lange gedauert und so machten wir es über Empfindungen und Gedankengänge. Wir waren uns alle einig. Sobald der Soldat in dem Rucksack zu wühlen beginnen würde, wäre ihnen klar, dass wir keine normalen Reisenden waren.
Wir versuchten auszustrahlen, dass wir entspannt waren und wussten, dass wir nichts zu befürchten hatten. Allerdings bewegten wir uns langsam in Positionen, in denen wir unser Waffen sehr schnell auftauchen lassen könnten. Wir entschieden uns für den Zeitpunkt zum Angriff, in dem der Soldat seine Hand gerade in das Fach, in dem die Rüstung lagerte, steckte.
Unsere Waffen erschienen fast synchron und ehe die Soldaten reagieren konnten, und hatte bereits jeder von uns einen, Annabeth zwei enthauptet oder auf andere Art und Weise aus dem Leben gekegelt. Während unsere Gegner noch von den Pferden sprangen und ihre Waffen zogen, waren Annabeth und ich bereits vorgesprungen und hatten je einen weiteren ausgeschaltet. Der Stich von mir war so kraftvoll, dass er sowohl die Rippen auf der Vorderseite, als auch die Wirbelsäule auf der Rückseite, durchschlug und mich dazu zwang, die nächsten Sekunden darauf zu verschwenden, mein Schwert aus dem Körper des Gefallenen zu ziehen. Damit waren allerdings bereits sechs der vierzehn Reiter erledigt.
Leider waren die Soldaten jetzt einigermaßen bereit und der Anführer rief einem seiner Leute hektisch zu: „Du, nimm dein Pferd und gib in der nächsten Kaserne Bescheid, was hier vorgefallen ist und hol Verstärkung. Wir beschäftigen sie solange." Der junge Mann ließ sich das nicht zwei mal sagen und schwang sich sofort auf sein Pferd.
Ich fluchte leise und merkte dabei garnicht, dass es Altgriechisch war. Das führte dazu, dass zwei Soldaten vor mir in Flammen aufgingen. Das kam jetzt überraschend und unbeabsichtigt. Statt weiter auf diesen kleinen Zwischenfall zu achten, rief ich Eragon zu: „Er darf nicht entkommen! Wir schaffen den Rest!" Er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und rannte los.
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er recht schnell aufholte und wandte mich den inzwischen nur noch fünf verbleibenden Soldaten zu. Annabeth hatte bereits einen weiteren erledigt. Die letzten Soldaten versuchten verzweifelt sich zu verteidigen, das gelang ihnen jedoch nicht gut. Einen nach dem anderen erledigten wir. Da wir nicht unnötig grausam sein wollten, griffen wir sie nur mit Techniken an, die schnell und vergleichsweise weniger schmerzhaften töteten. Wir wussten, dass wir sie lieber am Leben gelassen hätten, aber jetzt, wo sie uns bemerkt hatten, konnten wir uns keine Überlebende leisten. Trotzdem wollten wir nicht grausam sein und so starben die meisten an einem gespaltenen Schädel oder einem Kopf weniger.
Die ganze restliche Kampfhandlung dauerte kaum mehr als eine Minute, doch in diesen hatten wir recht gute, oder sagen wir effektive, Arbeit geleistet. Vor uns lagen dreizehn tote Körper in ihrem eigenen Blut. Wir sahen, dass es Eragon gelungen war, den flüchtenden Soldaten zu erwischen und er nun auf dem Weg zurück war. Den Pferden der Truppe nahmen wir jegliche Ausrüstung ab und ich trug ihnen, auf pferdisch versteht sich, auf, davonzulaufen und sich vor allen Menschen zu verstecken. So würde zumindest niemand, der den Schauplatz dieses Gemetzel zufällig entdecken würde, aus dem Geist der Pferde von unserer Schuld an diesem Massaker erfahren.
Wir wollten zuerst einige Meilen zwischen uns und diesen Unfall bringen und so liefen wir noch vier Stunden weiter. Wir hatten jetzt etwa zwei Drittel des Weges zurückgelegt und es wurde langsam dunkel. Wir machten es uns in einer Senke bequem und ich entzündete mit Hilfe von Magie ein rauchfreies Feuer.
Erst als wir so dasaßen, erkannte ich, dass es irgendetwas gab, dass Eragon sehr zu schaffen machte. Er hatte zwar schon in der Schlacht auf den brennenden Steppen viele Menschen getötet, aber dieses Mal schien etwas anders zu sein. Ich wollte nicht seine Gedanken lesen und so wartete ich einige Minuten, ob er es selbst sagen würde, und fragte dann nach.
„Was ist los? Irgendetwas hat dich vorhin ziemlich schwer getroffen. Möchtest du darüber sprechen?" Er schwieg einige Minuten. Ich wusste, dass er inzwischen die Angewohnheit, sehr lange und genau über Dinge nachzudenken, ehe man etwas sagt, von den Elfen angenommen hatte. Zumindest teilweise. Irgendwann holte er tief Luft und seufzte dann. „Der Soldat, den ich verfolgt habe, hat um Gnade gefleht und versprochen, er würde niemandem etwas von dieser Begegnung erzählen.
Ich habe gewusst, dass das zu riskant ist und ich ihn nicht leben lassen kann. Am Ende hat er mich ein Monster genannt. Ich überlege die ganze Zeit, ob er damit nicht eigentlich recht hatte. Ich habe ihn getötet, obwohl er um Gnade gefleht hat", erklärt er schließlich schicksalsergeben. Danach sah er wieder zu Boden und schwieg.
Ich verstand das Problem. Ich hatte solche Probleme selten gehabt, da sowieso jeder erkannt hätte, dass ich an dem Angriff beteiligt gewesen war. Statt mir Gedanken über ähnliche Erfahrungen aus meinem Leben zu machen, überlegte ich, wie ich ihm aus diesem Problem helfen könnte. Dazu beriet ich mich auch mit Annabeth und schließlich begann ich Eragon zu fragen: „Wolltest du es tun?"
Er sah auf und ich konnte sehen, wie tief ihn dieses Problem traf. „Nein! Auf keinen Fall!" Dann hakte Annabeth nach. „Warum machst du dir dann so einen Kopf? Du hast ihn nicht getötet, weil du es wolltest, sondern weil er eine direkte Bedrohung dargestellt hat." Ich ergänzte: „Solange du nachdenkst, ehe du tötest und es nicht tust, weil du Spaß daran hast, sondern weil es sein muss, ist daran nichts oder nur wenig verwerfliches. Sei dir deiner Taten bewusst und frage dich, ist das Ziel, für das du diese Menschen umbringst, einen solchen Preis wert?"
Nach diesen Worten schwieg er wieder einige Minuten. Schließlich sagte er noch etwas unsicher, aber mit fester werdender Stimme: „Das ist es. Ich kann nicht das Schicksal der Varden und des gesamten Imperiums über das eines Einzelnen stellen." Jetzt lachte Annabeth: „Damit hast du eine Lektion gelernt, die selbst Percy immernoch nicht verstanden hat. Er würde die Welt untergehen lassen, wenn er damit vielleicht einen Freund oder jemanden, der ihm wichtig ist, retten könnte."
Nach diesen Worten sah ich sie grimmig an und verschränkte die Arme. Ich wusste, dass sie recht hatte, wie ich nach Annabeths Abenteuer für die Athena Partenos eindrucksvoll bewiesen hatte, es gefiel mir aber überhaupt nicht. Sie bemerkte meinen Blick und streckte mir die Zunge raus und lachte. Ich tat gespielt beleidigt und drehte mich dann wieder zu Eragon um. „Sie hat leider recht. Wenn du es schaffst das zu lernen, bist du mir dabei einen Schritt voraus und wirst es vermutlich auch immer bleiben."
Er nickte, zwar immernoch etwas zögerlich, aber er schien sich langsam mit dem Gedanken abzufinden. Auch Annabeth und ich hielten es für eine bessere Idee, ihm die Zeit zu geben, weiter darüber nachzudenken. Wenn er in diesem Zusammenhang noch irgendwelche Probleme hätte, könnte er uns diese mitteilen.
Nach einem kleinen Abendessen, niemand hatte wirklich Hunger nach dem Gemetzel, nichtmal ich, gingen wir recht früh schlafen, da wir nicht mit Augenringen und total müde bei den Varden ankommen wollten. Dies würde vermutlich am frühen Nachmittag des nächsten Tages der Fall sein. Mein letzter Gedanke galt Annabeth, die sich wieder an meine Seite gekuschelt hatte und ich dachte darüber nach, dass dies einfach eine weitere Mission war, die wir abgeschlossen hatten. Und jede einzelne kam einem immer wieder wie etwas besonderes und einmaliges vor. Ein Gefühl, was ich wohl nie vergessen würde.
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4508 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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