Kap.3 Ein Auftrag und mehr als ein Problem
Percy pov
Auch wenn ich den Drang verspürte, einfach in die Arena zu gehen und solange auf Pappkameraden einzuprügeln bis ... weiß ich nicht wann, oder auf den Olymp zu marschieren und die Donnerhose zu ertränken oder so, aber leider würde das beides nicht viel bringen. Stattdessen beschloss ich einfach zu versuchen, die Zeit, die ich noch hatte, bestmöglich zu nutzen.
Das Horn erscholl kaum eine Minute nachdem wir das Hauptgebäude verlassen hatten. Wir liefen zum Pavillon und trafen dort auch auf die anderen. Weder Annabeth noch ich hatten wirklich Lust, darüber zu reden, dass ich schon morgen weg musste und so schwiegen wir vorerst. Wir waren als erste da gewesen, da unser Weg uns sowieso hierher geführt hätte, auch ehe das Muschelhorn zum Essen geblasen worden war. Ich bekam von nahezu jedem neu ankommenden Glückwünsche entweder für meinen Sieg oder für meine Genesung oder beides. Im Kontext dazu, dass Leo dafür sein Leben gegeben hatte, konnte ich mich allerdings nur bedingt freuen. Eine kleine Überraschung war es, als sogar Clarisse sagte, sie würde sich freuen, dass ich wieder auf den Beinen war. Ich hatte zwar die Vermutung, dass das daran lag, dass sie sonst niemanden zum Kämpfen hatte, aber diesen Umstand ignorierte ich gekonnt.
Irgendwann beim Essen fragte Piper schließlich: „Sagt mal, warum schaut ihr beide so finster drein?" Ich sah überrascht auf. Ich hatte nichtmal bemerkt, dass ich so böse schaute, wie immernoch war. Ich wollte eigentlich weiterhin nicht wirklich darüber reden, antwortete aber trotzdem: „Dein Vater, Jason, dessen Liebenswürdigkeit und Einfühlsamkeit so groß ist, dass selbst mein Essen hoch kommt um sie zu sehen hat mir einen neuen Auftrag für die nächste Woche gegeben UND festgelegt, dass ich alleine gehen muss, ohne einen wirklichen Grund...außer dass er mich hasst natürlich" Danach schwiegen erstmal alle.
Jason war eigentlich als Römer sehr stark den Sitten verschrieben, dass man die Götter nicht kritisieren durfte, aber wenn nichtmal er seinen Vater verteidigte, war das wohl eindeutig. Ohne weitere Worte beschlossen wir, das Thema totzuschweigen. Ich gab mein bestes, diese Gedanken zu verdrängen und den Abend zu genießen. Wir rösteten Marshmallows, was aber irgendwie nicht ganz so fröhlich war wie früher, da wir wussten, dass eigentlich auch Leo mit einem brennenden in der Hand in unserem Kreis sitzen und schlechte Witze reißen würde.
Nico hatte Annabeth zufolge zu Anfang gesagt, Leo sei tot doch gestern Abend habe er zugegeben, dass das nur die halbe Wahrheit war, damit sich niemand leere Hoffnungen machen würde. Anscheinend war Leo tatsächlich gestorben, aber nicht in die Unterwelt gekommen. Es hätte vermutlich meine kognitiven Fähigkeiten überschritten, mir anhand von nicht vorhandenem Wissen zu erklären, woran das lag. Es war nichtsdestotrotz besser als sich wegen dem Auftrag bis tief in die Nacht den Kopf über meinen Auftrag zu zerbrechen.
So saßen wir, Annabeth und ich Schulter an Schulter gelehnt, die meisten anderen hatten es sich irgendwie bequemer gemacht, um das Feuer, aßen und versuchten uns über unseren Sieg zu freuen. Wir blieben bis weit nach Mitternacht auf und als wir schließlich alle gute Nacht sagten und zu unseren Hütten zurückkehrten, ließen sich Annie (nein, das habe ich nicht gesagt) und ich etwas zurückfallen. Mir viel nicht wirklich etwas zum Reden ein und ausnahmsweise schien es ihr genauso zu gehen. So trotteten wir einfach nebeneinander her zu der Hufeisenformation der Hütten.
In der Mitte des Platzes davor blieben wir stehen und wandten uns einander zu. „Ich liebe dich, weises Mädchen, und ich will nicht schon wieder weg. Erst recht nicht, wenn ich weiß, dass es nur bedingt unumgänglich ist." sie schloss einmal langsam die Augen und antwortete dann: „Ich dich auch Algenhirn, ich dich auch. Mach einfach so schnell wie möglich, ohne dich umbringen zu lassen. Ich nickte und zog sie in eine Umarmung. Ich genoss noch einmal das Gefühl ihrer Wärme und Nähe und umso mehr schmerzte es, zu wissen, dass ich das alles zurück lassen werden müsse. Und sei es nur für eine Woche. In diesem Moment wünschte ich mir genau zwei Dinge. Zum einen die Zeit anzuhalten, um den Aufbruch entweder aufzuhalten oder zu verhindern und zum anderen eine beliebige Möglichkeit zu finden, Zeus das heimzuzahlen.
Wir blieben fast eine Minute so stehen bis wir uns schließlich seufzend von einander trennten und in unsere Hütten gingen.
An diesem Abend tat ich etwas, was vollkommen untypisch für mich war. Ich packte meine Sachen vorher. Ich wollte nicht die Zeit am nächsten Morgen dafür verlieren und da es die einzige Möglichkeit war, die Arbeit am Morgen zu umgehen, packte ich meine Sachen für den Auftrag bereits an diesem Abend. Es war eine Sache von wenigen Minuten, aber ich hatte gelernt, dass auch Minuten von Bedeutung waren. Ich hatte es vor Jahren im Mount Saint Helens gelernt. Ich hatte es unter Rom gelernt. Ich hatte es auf der Akropolis gelernt. Je kürzer die Zeit war, die einem gegeben war, desto wertvoller waren die Bruchstücke davon.
Ich legte mich danach auch schnell schlafen, da ich prinzipiell nicht mehr viel tun konnte und je ausgeruhter ich war, desto besser würde ich mit den nächsten Tagen fertig werden. Als ich mich aufs Bett fallen ließ, spürte ich noch einmal den Schmerz meines geschundenen Körpers, den ich in den letzten Stunden erfolgreich verdrängt hatte, ehe ich wie ein Stein einschlief.
Leider doch nicht wie ein Stein. Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, so kam es mir vor, roch ich Schwefel und Rauch. Ich wusste noch, dass es ein Traum war doch bereits diese Gerüche ließen die schlimmsten Erinnerungen in mir aufkeimen. Erinnerungen an Schmerz, Verluste und Angst. Ich wollte mich selbst aufwecken um den mit Sicherheit folgenden Erinnerungen zu entkommen aber das wäre zu einfach für das Leben eines Halbgottes gewesen. Stattdessen verlor ich mehr und mehr die Kontrolle über meine Gedanken, bis ich nichtmal mehr wusste, dass ich eigentlich nur träumte.
Anstelle dieser Sicherheit spendenden Wissens begannen sich nun Formen zu bilden. Noch ehe ich etwas scharf erkennen konnte, wusste ich was ich sah. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, was passieren würde, aber trotzdem zu glauben, dass es erst jetzt Realität werden würde.
Um mich herum waren die schwarzen Schemen von Bäumen zu sehen. Aus diesen schwarzen Umrissen wiederum sahen erst zwei dann vier dann unzählige rote Augen auf mich herab, die bei genauerem Betrachten in den Körpern der Arai glühten. Früher hätte mich vermutlich schon dieses Bild aus der Fassung gebracht. Dies war aber jetzt anders. Dafür gab es primär zwei Ursachen. Zum einen hatte ich inzwischen schon so viel mehr gesehen und zum anderen wusste ich unterbewusst, dass das nur der Anfang war und es rasant schlimmer werden würde.
Ich hörte das Kreischen der Monster: „Nein, Iapeteus, dieser Halbgott ist nicht dein Freund. Er hat dich deiner Erinnerungen beraubt und vergessen. Warum hilfst du ihm?" Ich wollte schreien, über meine eigene Dummheit, über meine eigene Unehrlichkeit und darüber zu wissen, dass die Arai recht hatten. Ich sah Bobs enttäuschte Miene vor mir und schon das tat mehr weh als aller physischer Schmerz, den ich jemals erlebt hatte. Ich hatte das Gefühl jemanden verraten zu haben, der mir vertraut hatte. „Mein Gedächtnis... das warst du?", wollte Bob wissen. Ich begann zu schreien, während er mit gequältem Gesichtsausdruck auf mich herab sah. Ich glaubte mich nie elender gefühlt zu haben, aber nur Sekunden später wurde mir das Gegenteil bewiesen.
Ich hatte versucht mich durch die Schatten der Flüche hindurchzukämpfen, aber ohne den fluchresistenten Titanen an meiner Seite war es hoffnungslos. Ich spürte, wie ich meine Stimme verlor, ich spürte, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, ich spürte, dass meine Stimme, mit der ich immernoch schrie, erst heiser wurde und dann gänzlich verblasste.
Erst dann sah ich es. Das wohl schlimmste Gefühl was ich je gehabt habe und die größte Angst, die mich nicht mehr los lässt. Ich sah wie Annabeth, das einzige Mädchen das ich liebe, das mich liebt, auf einen Abgrund zuläuft und dabei weint, weil der Fluch einer der Arai ihr den Glauben geschenkt hatte, ich hätte sie verlassen. Bereits die einzelnen Bestandteile waren schlimm genug um mich fast allabendlich vom Schlafen abzuhalten aber die Summe war einfach zu viel. Ich schrie innerlich, da meine Stimme noch immer weg war, nichts, nichtmal die Flüche, die ich bereits auf mir trug und die drauf und dran waren mich zu töten, bereiteten mir mehr Schmerz als Annabeth in den Tod laufen zu sehen, in dem Glauben, ich habe sie verlassen.
Ich nahm all meine Kraft zusammen und versuchte ihren Namen zu schreien. Tatsächlich klappte es ... zum Teil. Aus dem Schreien war nur ein Flüstern geworden, so leise, dass sie es garantiert nicht gehört haben konnte. In dem Moment, in dem sie ihren Fuß über die Kante, auf die sie zu lief, setzte, rief jemand den ich nicht sehen konnte meinen Namen. „PERCY!" Ich konnte jedoch nichts tun und musste mit ansehen, wie das Mädchen was ich liebte, in die Tiefe stürzte.
Nochmal schrie jemand meinen Namen, aber dieses Mal mit noch mehr Nachdruck und gleichzeitig wurde ich an den Schultern gerüttelt. Ich riss meine Augen auf und fuhr fast senkrecht im Bett hoch. Ich stotterte unzusammenhängende Wörter , „Annabeth ... tot ... nein ... für immer", als meine Augen meine Umgebung wieder scharf stellten und ich sah, dass Annabeth seitlich auf meinem Bett saß und mich an den Schultern hielt. „Alles gut, Percy, wir sind nicht mehr da unten. Wir sind am Leben. Wir haben es geschafft. Wir sind zusammen. Wir sind nicht mehr da unten, ich liebe dich und ich werde nicht sterben!" Bei den letzten Worten zog sie mich in eine Umarmung, die ich schließlich zitternd erwiderte.
In diesem Moment war es uns beiden egal, dass es gegen die Regeln war, wenn wir in einer Hütte schliefen. Ich rückte ein Stück zur Seite und machte so Platz für sie. Als sie sich hin legte, fragte ich: „Wie kam es eigentlich, dass du als einzige so schnell da warst?" Sie sah zu Boden während sie antwortete: „Ich habe auch schlecht geschlafen. Nicht so schlimm wie du offenbar, aber trotzdem schlecht. Ich bin senkrecht im Bett hoch gefahren und als ich mich gerade wieder schlafen legen wollte, habe ich deinen Schrei gehört. Es war jedenfalls laut genug um alle in meiner Hütte zu wecken, aber ich war halt schon wach und bin dementsprechend direkt raus gerannt."
Wortlos legte ich meinen Arm um sie und sie rollte sich ein wenig ein. Es war ein beruhigendes Gefühl, insbesondere nach den Erfahrungen im Tartarus, zu wissen, dass alles vorbei und wir zusammen waren. Dabei war auch der morgige Auftrag nur ein Dorn im Auge. Es war keine Mission bei der ich Gefahr lief zu sterben, spätestens mit den Kräften über Eis, die ich im Kampf gegen Gaia entdeckt hatte, war es nur noch eine Zeit stehlende Aufgabe. Es war tatsächlich sehr ungewöhnlich für ein Halbblut, dieses Gefühl von Sicherheit zu spüren. Aneinander geschmiegt schliefen wir auch schnell ein und dieses Mal vollkommen ohne schlimme Träume.
Hallo, Manfred hier, ich schicke euch jetzt zum nächsten Morgen. Percys Schnarchgeräusche werden spätestens nach ein paar Minuten langweilig.
Ich wurde am nächsten Morgen nicht ganz so schön geweckt wie in der Krankenstation am Vortag. Das wäre nämlich garnicht gewesen. Stattdessen hörte ich erst, wie ich mehrfach angesprochen, dann angetippt, wurde und dann, als ich da bestenfalls unwillige Geräusche von mir gegeben hatte, sich plötzlich alles um mich herum drehte und ich die harten Holzbretter unter mir spürte. Ich murmelte etwas schlecht gelauntes und torkelte dann schlaftrunken ins Bad.
Mein Geheimrezept funktionierte wie eh und je. Ich hielt meinen Kopf unter den Wasserhahn. Fast augenblicklich war ich hellwach und nach wenigen Sekunden auch wieder trocken. Selbst meine Laune besserte sich dadurch. Ich meine damit nicht, dass ich es in irgendeiner Form gerechtfertigt fand, dass ich so früh aufstehen musste, und erstrecht nicht den Grund dafür, aber zumindest war ich nicht mehr schlecht gelaunt weil Annabeth mich wortwörtlich aus dem Bett geworfen hatte.
Wir machten uns so, Hand in Hand, schnellstmöglich auf den Weg zum Frühstück. Ich muss schon sagen, dass ich es vermisst hatte. Es ist inzwischen... weiß ich nicht wie lange her. Ewig. Das letzte Mal, dass ich im Camp gefrühstückt habe, war am Morgen des Tages, ehe ich von Hera entführt wurde. Erst jetzt fiel mir auf, wie viel Zeit sie mir eigentlich gestohlen hatte. Mit ein paar wenigen anderen Dingen zusammen war Zeit das wertvollste, was einem sterblichen Wesen geschenkt werden konnte.
Ich hatte mich bei diesem Gedanken scheinbar ziemlich verkrampft denn von der Seite warf mir Annabeth einen fragenden Blick zu. Ich schüttelte jedoch den Kopf und hoffte, dass sie mich damit durch kommen ließe. Ich hatte Glück und so liefen wir schweigend weiter bis wir am Poseidontisch im Pavillon ankamen. Ich hatte zusammen mit Annabeth beschlossen, dass uns die Sitzordnung egal war. Wir hatten gerade erst die Götter gerettet, da brauchten wir uns nicht um sowas kümmern. Erst recht wenn man bedachte, dass jede Strafe dafür mich leider davon abhalten würde, auf den Einsatz zu gehen.
Zu meiner Überraschung ertönte nichtmal ein Donnergrollen oder etwas vergleichbares. Ich war mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Vielleicht war der Blitzonkel ja einfach noch zu müde um mir zu drohen. Es war schließlich früh morgens und Diktatoren stehen lieber spät auf... habe ich gehört.
Während wir aßen, murmelte meine Freundin etwas darüber, dass sich meine Essgewohnheiten wohl nie ändern würden. Vor Verwunderung fielen mir fast fünfzehn meiner Pfannkuchen über die fünf Teller vor mir. Ich konnte sie jedoch gerade noch mit beiden Händen zusammen aufhalten. Als wir aufgegessen hatten, ich hatte zwar ein klein wenig mehr man betone das „klein" auf meinen Tellern gehabt, war aber schneller fertig geworden, lief ich schnell in meine Hütte und holte den bereits gepackten Rucksack hervor. Letztendlich waren darin nur Essen, Ambrosia, Nektar, Verbände und noch mehr Essen.
Wir hatten beschlossen, den Abschied nicht weiter in die Länge zu ziehen als nötig, da es nur mit jeder Sekunde schwerer werden würde zu gehen. Ich umarmte jeden meiner Freunde einmal schnell, sagte Chiron auf Wiedersehen und gab Annabeth einen Kuss. Der strahlende Sonnenschein dieses morgens passte in keinster Weise zu diesem Abschied. Ich trat an der Fichte Thalias vorbei und lief dann in hoher, aber konstanter Geschwindigkeit weiter erst in Richtung Highway, dann in Richtung Montauk Beach. Dieser Ort hätte eigentlich Erinnerungen geweckt, aber in diesem Fall wollte ich einfach nur zum Wasser. Ich hätte das Camp auch über dessen Strand verlassen können aber die Tradition, das offizielle Aufträge an Thalias Fichte begonnen, wollte ich beibehalten. Ich sprang ins Wasser und ließ die Strömung mich davon tragen.
Annabeth pov
Ein Tag war vergangen, seit Percy los ziehen musste. Ich versuche die ganze Zeit mir einzureden, dass es nur ein verdammter, Tag war aber es ist leider so, dass in unserem Leben ein Tag eben nicht „nur" ein Tag sondern vielleicht unser letzter sein könnte. Dazu kam, dass es erschreckend war, wie sehr ich mir vorkam wie ein Jahr zuvor, als Percy in Neu Rom war.
Es ist so, ich merke nichtmal so wirklich einen Unterschied in meinem Tagesablauf seit er weg ist. Es ist nicht so, dass ich bestimmte Sachen nicht machen kann. Es ist so, dass ich keine Lust auf fast alles habe, wenn er nicht in der Nähe ist.
Ich saß am Athene-Tisch und stocherte gelangweilt in meinem Essen herum. Normalerweise fand ich Percys Essverhalten ja etwas eigenartig, auch wenn ich mich daran gewöhnt hatte und es nunmal zu ihm gehörte, aber ohne ihn und seine in Sirup ertrinkenden blauen Pfannkuchen fehlte etwas alltägliches. Es ist schwer das Gefühl zu beschreiben wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Mein monotones Trübsal geblase wurde von einem lauten Knurren unterbrochen. Ich sah mich um um die Ursache dessen auszumachen. Es war nicht sonderlich schwer. Zwei große Fellberge jagten einem ziemlich dicken Jungen von etwa dreizehn Jahren hinterher. Die beiden Höllenhunde waren im Begriff ihn einzuholen, ehe er die Grenze erreichen würde.
Ich wollte schon aufspringen und hin rennen, war aber durch meine traurigen Gedanken so abgelenkt gewesen, dass Jason mir zuvor kam. In der Zeit, in der ich aufgesprungen war, hatte er bereits sein Schwert gezogen und die Hälfte der Distanz zu dem Jungen hinter sich gelassen. Der Junge war noch etwas mehr als fünfzehn Meter von der Grenze entfernt, als einer der Höllenhunde zum Sprung ansetzte. Jason sprang vor ihn und durchbohrte den Bauch des Monsters in letzter Sekunde mit seinem Schwert.
Das Problem war, er lag jetzt auf dem Rücken und in dem Moment, wo der eine Höllenhund sich auflöste, bäumte er sich auf und riss Jason dabei das Schwert aus der Hand. Monster Nummer zwei war leider nicht so dumm wie man hoffen würde und jagte auf Jason zu. Der Junge, den er eben gerettet hatte, drehte sich um, sah wie Jason unbewaffnet da lag und rannte weiter. Bereits an diesem Punkt entwickelte ich eine gewisse Abneigung gegen ihn. Meine Aufmerksamkeit galt jedoch in dem Moment Jason, der kurz davor war, zerfleischt zu werden.
Ich überlegte, ob ich mit meinem Drakonknochen-Messer gut genug werfen konnte, ehe ich jedoch zu einem Ergebnis kommen konnte, flog kaum zwei Meter neben meinem Kopf ein Bündel Pfeile vorbei. Die Apollohütte hatte scheinbar und zum Glück ihre Bögen samt Köcher mit zum Frühstück genommen. Es trafen alle Pfeile an verschiedene Stellen doch keiner verfehlte und das schwarze Monster zerfiel nur Zentimeter von Jason's Kopf entfernt zu goldenem Staub.
Als der Kopf des Sohns des Zeus aus dem goldenen Staubhaufen hervorbrach, wirkte er ein wenig überrascht, dass er noch am Leben war. Dabei kam zu seinem überraschten Blick noch eine wütende Note dazu, als er in Richtung des Neuankömmlings sah. Dieser stand nun irgendwo in der Mitte des Hügels und hatte aufgehört zu rennen, oder eher laufen, zum rennen war er zu unsportlich. Das war allerdings nicht das Problem. Statt zu sehen, ob derjenige, der ihm sein Leben gerettet hatte, wohlauf war, kam er nun mit einem sehr selbstsicheren Gang auf den Pavillon zu und rief: „Ich bin Mathew (sorry an alle Mathews aber da ich nunmal nicht gut darin bin, mit Namen auszudenken, ist Mathew eigentlich immer vertreten und gerne auch in dieser Rolle), Sohn des Zeus, dem mächtigsten aller Götter, und habe ohne Waffen diese zwei Monster erledigt!" zur Bestätigung tauchte das Hologramm eines Blitzes über seinem Kopf auf.
Ich kam aus dem Staunen oder eher Entsetzen nicht mehr heraus. Zeus hatte ein weiteres Mal seinen Schwur gebrochen und sein Sohn war ein Angeber und Heuchler vom Feinsten. Ich war ja schon gereizt, auch wenn er dafür nichts konnte, aber jetzt war ich kurz davor, ihn einfach anzuschreien, für wen er sich eigentlich hielt. Vorher fing ich allerdings Jason's Blick auf und er schüttelte einfach den Kopf. Ich wollte Mathew zwar immernoch anschreien, was das für eine Aktion gewesen war, fand aber, dass Jason, als hauptgeschädigter, das Recht hatte, zu entscheiden, wie mit seinem kleinen selbstverliebten Bruder verfahren werden sollte. Bis er etwas dazu sagte, beschloss ich mich zu beherrschen. Mein Urteilsvermögen war sowieso durch meine kontinuierliche Gereiztheit ein klein wenig getrübt.
Ich beschloss einfach Abstand zu ihm zu halten. Er gehörte, das merkte ich jetzt schon, zu den Leuten, mit denen ich absolut nichts zu tun haben will. Nach dem Essen ging ich in die Arena und machte einen Übungskampf gegen Clarisse. Während dem Kampf ließ ich so einiges an Wut raus und so dauerte es keine fünf Minuten bis ich drei schnelle Schläge in Folge austeilte, die zur Folge hatten, dass sie einen Arm zurückreißen musste und nun ihren Speer nur noch mit einer Hand hielt. Das war genau die Situation, die ich haben wollte, denn so konnte sie quasi nicht angreifen.
Ich stach, noch ehe sie den Schaft des Speers mit ihrer zweiten Hand wieder packen konnte, nach ihrer anderen Hand und sie realisierte gerade noch rechtzeitig, dass sie jetzt loslassen musste, da ich sonst ihre Hand abtrennen würde. Mit einem dumpfen Aufschlag landete die Waffe im Sand. Für gewöhnlich konnte sie sich selbst ohne Waffe noch verteidigen, aber ich war wie schon erwähnt ein wenig anders drauf und kaum zwei Minuten später gelang mir die Finte eines Stiches, der die Tochter des Ares zwang, sich seitlich wegzudrehen. Statt den Angriff wirklich auszuführen, griff ich mit meiner anderen Hand über ihre Schulter und fixierte sie so, solange bis ich meine Knochenklinge mit der anderen Hand an ihren Hals drückte.
Sie blieb wie angewurzelt stehen bis sie eine Fluch ausstieß und brummte: „Na großartig, das letzte Mal als mich jemand so schnell besiegt hat, war als Jackson das erste Mal die Fähigkeiten von seinem Dad genutzt hat. So kämpfst du doch sonst nicht!" Mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht ließ ich von ihr ab und meinte: „Es tut gut, auch mal nicht alleine mit dem Kopf zu kämpfen." Sie hob eine Augenbraue. „Eine Tochter der Athene, die sich nicht allein aufs Denken verlässt... was würde deine Mutter dazu sagen?"
Ich lachte bitter auf, ehe ich antwortete: „Das ist mir, um ehrlich zu sein, ziemlich egal. Selbst sie hat inzwischen gelernt, dass ich meinen eigenen Willen auch ihr gegenüber habe. Und ich denke du weißt warum ich genau jetzt so drauf bin. Selbst eine Tochter des Gottes der Schläger ist nicht so blind."
„Danke für dein Vertrauen Annabeth, aber ich denke, das würde selbst ein dreijähriges Kind merken. Fischfresse und Mathew?" Ich zuckte mit den Schultern. „Na bitte, geht doch." Sie lachte und meinte dann: „Verstehe ich. Es fehlt einem echt, wenn man Jackson nicht fertig machen kann..." „Wer macht wen fertig?", warf ich ein. „Klappe, das ist jetzt nicht wichtig", erwiderte sie und versuchte nicht ertappt zu klingen. „Und Mathew... ich denke das ist selbsterklärend. Inzwischen wissen nahezu alle Camper von seinen Heldentaten und bis auf einige wenige glauben sie auch alle. Die meisten wissen es übrigens aus erster Hand, weil er sie angesprochen und erzählt hat, was er doch für ein toller Hecht sei. Ziemlich erbärmlich, wenn man mal drüber nachdenkt."
Sie hatte wohl recht und ich merkte, wie dieses hin und her gestichel meine Laune besserte. „Das klingt ja ganz nach deinem Vater. Ach stimmt, technisch gesehen sind die beiden ja Halbbrüder und Mathew ist dein Onkel..., aber schön das selbst du einsiehst, wie peinlich dieses Verhalten ist." Sie knurrte etwas unverständliches und drehte sich dann ohne ein weiteres Wort um und lief in Richtung ihrer Hütte davon. Normalerweise hätte ich das komisch gefunden, aber das hier war Clarisse und da ist das ganz normal.
Ich wollte auch zurück zu meiner Hütte laufen doch als ich die Arena verließ, hörte ich einen Pfiff von der Seite. Ich drehte mich um und dort stand Mathew. Er hatte sich gerade von zwei anderen Mädchen, mit denen er scheinbar bis eben geredet hatte, weggedreht. Eine einzelne schamlos anbaggern reichte ihm offenbar nicht. „Hey Süße, hast du Lust heute Abend einen romantischen Abendspaziergang mit dem mächtigsten Halbgott aller Zeiten zu machen?" Ich hätte vermutlich etwas Schlagfertiges antworten sollen, z. B. dass ich das sehr gerne tun würde, aber Percy leider gerade weg ist, oder ihm einfach eine scheuern sollen, und ihm eine Lehre zu erteilen, aber ich drehte mich einfach um und ging zu meiner Hütte zurück. Er schien aber entweder dumm oder ... nein, er war ziemlich sicher dumm... und rief mir hinterher: „Ich nehme das als ein ja!" Ich hätte ihn am liebsten erwürgt, was dachte er sich eigentlich? Er ist vier Jahre jünger als ich, benimmt sich wie das letzte Arschloch und erwartet, dass ich mit IHM ausgehen wollen würde. Ich würde nichtmal mit ihm sprechen wollen. So oder so, ich musste ganz dringen mit Percy sprechen. Gott... Göttern sei dank, gab es Irisbotschaften.
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3929 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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