Kap. 29 Erklärungsarbeit

Eragon pov

Wir kamen nach einigen Minuten wieder auf dem Schlachtfeld an. Das Plateau, auf dem Percy und ich uns eben noch befunden hatten, lag über eine Meile abseits von der eigentlichen, inzwischen zur Ruhe gekommenen Schlacht. Ich war zwar nicht besonders schwer verletzt, viele kleine und lästige Verletzungen, keine von ihnen bereitete jedoch dauerhafte Probleme. Das Problem war viel mehr, ich hatte über acht Stunden lang gekämpft und war müde. Nachdem Percy, der wieder seinen Umhang trug und sein Gesicht verhüllt hatte, dies bemerkte, fluchte leise und sagte dann: „Öffne bitte einmal kurz deinen Geist. Das würde es deutlich einfacher machen, dich wieder ordentlich auf die Beine zu bringen, und erspart dir einen Schreck, wenn du auf einmal wieder Kraft hast, ohne dass du weißt wieso."

Ich überlegte kurz, jemandem seinen Geist öffnen ist ein großes Risiko, entschied mich dann aber, ihm zu vertrauen. Er hatte mich soeben vor Galbatorix Knechtschaft gerettet. Und ich hatte ja schon gemerkt, dass er mich sowieso auf fünf verschiedene Weisen besiegen konnte, wenn er wollte. Wenn er mir schaden wollen würde, hätte er das längst getan. Er hätte es schon hunderte oder tausende Male tun können. Es gab keinen Grund, warum es jetzt anders sein sollte. Also nickte ich und ich spürte ganz leicht, wie Percy meinen Geist berührte und mir Kraft gab.

Ich fand allerdings, dass er es etwas übertrieb. Nachdem mich die Kraft durchströmt hatte, fühlte ich mich wieder munter wie in den ersten Minuten der Schlacht, als der Rausch gerade einsetzte und ich noch volle Reserven hatte. Wenn irgendjemand anderes mir die Kraft gegeben hätte, hätte ich bei Anzeichen für Erschöpfung in seinem Gesicht gesucht. Die Kraft musste ja von irgendwo kommen. Ich wusste allerdings, dass ich bei ihm sowieso nichts finden würde.

Wir gingen durch das Lager und langsam stießen Percys Freunde zu uns. Alle hatten die Kapuzen ihrer schwarzen Umhänge so tief in die Stirn gezogen, dass man ihr Gesicht nur erahnen konnte. Wir waren noch einige hundert Meter von unserem Ziel, dem Pavillon, in dem ich Nasuada erwartete, entfernt, als ich spürte, dass hinter der nächsten Ecke jemand stand, der ziemlich wütend auf mich zu sein schien. Ehe ich mein Schwert ziehen konnte, bemerkte ich, dass es sich um Roran handelte. Percy und seine Freunde schienen es ebenfalls bemerkt zu haben, denn sie blieben einige Schritte zurück während ich weiter lief. Jetzt standen sie da wie irgendein dunkler Orden, von dem niemand wusste, was er im Schilde führte.

Ganz leise hörte ich aber noch einen Wortwechsel. „Sind alle versorgt, Will?" - „Jede normale Wunde, Krankheit oder Verletzung in einem Radius von ein paar Kilometern wird heilen, bei solchen, die an der Kante zum Tod standen...", danach war es zu leise, um weiter mitzuhören. es war aber mal typisch, dass solche Gespräche bei ihnen völlig locker geführt wurden.

Als ich fast an der Ecke angekommen war, versperrte mir tatsächlich mein Cousin den Weg. Er hatte einen Schnitt an der rechten Wange, was in Kombination mit seinem zottigen Haar und seinem Bart ziemlich wild aussah. „Jetzt bist du mir einige Erklärungen schuldig, Eragon! Und dieses Mal kommst du nicht mit Ausflüchten davon."

„Eine Ausflucht muss noch sein. Ich muss zuerst noch einige Dinge hier klären, danach werde ich meinetwegen fast alle Fragen von dir beantworten. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Einverstanden?" Er sah mich an, als wolle er ablehnen, seufzte dann aber und meinte: „Wenn es sein muss. Also los. Ich lasse dich nicht alleine, bis du alles beantwortet hast!" Sturkopf. Liegt wohl in der Familie.

Percy und seine Freunde schlossen jetzt wieder zu uns auf und ich sah, wie mein Cousin die Augenbrauen zusammenzog und sie misstrauisch ansah. Ich gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass kein Grund zur Sorge bestand, und als sein Blick erneut Zweifel daran äußerte, meinte ich nur kurz angebunden: „Das erklärt sich gleich. Nasuada wird sicher genauso wenig verstehen wie du und ich würde es gerne nur ein Mal erklären."

Wir gingen die letzten Schritte schweigend. Kurz vor Nasuadas Zelt stieß nun auch Arya zu unserer Gruppe. Wir waren wohl vollzählig. Sie schickte mir einige kurze Erinnerungen an Roran, der die Zwillinge, welche die Magier der Varden über längere Zeit beschäftigt und nicht wenige von ihnen getötet hatte, erschlagen hatte. Die darauffolgende Frage, was auf dem Plateau geschehen war, hätte ich fast verpasst, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, einen Sicherheitsabstand und eine gewisse Vorsicht gegenüber seinem Hammer aufzubauen.

Da ich die Frage jedoch nicht überhört hatte, musste ich ihr eben vorerst ausweiche: „Ich erkläre es gleich bei Nasuada. Ich möchte es nur nicht zweimal sagen." Sie spürte, dass es mir ernst war und stellte keine weiteren Fragen.

Als wir vor dem Pavillon ankamen, kreuzten die Wachen ihre Waffen und einer rief hinein: „Eragon, Arya und ein Dutzend Begleiter erbitten Eintritt." Percy und seine Freunde tauschten einige Blicke aus und daraufhin drehten sich alle, außer Percy und Annabeth, um und verschwanden wieder im Lager.

Ich wandte mich wieder dem Zelt zu aus dem gerade eine Stimme, die nach Nasuada klang, auch wenn man durch den äußern Lärm nicht sicher sein konnte, rief: „herein" Die Wachen nahmen ihre Speere aus dem Weg und zogen die Zeltplanen zur Seite. Als wir alle, Arya ging vor, Percy bildete den Schluss, drinnen waren, ließen sie die Planen wieder los und der Eingang schloss sich. Auf einmal war es wieder etwas ruhiger und vor allem deutlich weniger hell.

Annabeth ergriff das Wort zuerst. „Da die Dinge, die hier besprochen werden sollen, wichtig sind und es besser wäre, wenn niemand zufällig davon erfahren würde, schlage ich vor, dass wir mit etwas Magie verhindern, dass Geräusche von hier drinnen nach draußen gelangen. Gibt es Einsprüche?"

Niemand sagte etwas und so murmelte sie ein Wort, so leise, dass ich es nicht verstand, und ein leichtes silbernes Leuchten hüllte die Wände ein. Nasuada nickte und begann dann: „Da sich hier einige untereinander zu kennen scheinen und andere nicht, würde ich eine kleine Vorstellungsrunde vorschlagen. Um den Anfang zu machen, ich bin Nasuada, Anführerin der Varden und Oberbefehlshaberin unserer Streitkräfte."

Ich war neugierig, wie sich die beiden hier vorstellen würden. „Ich bin Percy, das ist meine Frau Annabeth und ich würde behaupten, die Aussage, dass wir Freunde sind, trifft es am ehesten." Im Gegensatz zu Islanzadí schien Nasuada die beiden nicht zu erkennen. Roran stellte sich als mein Cousin vor, auch wenn er von der ganzen Situation etwas überfordert schien, und Arya sich als die Botschafterin der Elfen und ehemalige Beschützerin des Eis.

Nach diesem kleinen Anfang, begann Nasuada erneut. „So wichtig ich es auch finde, mehr über diesen neuen Reiter herauszufinden, vorher möchte ich mehr über unsere drei Besucher erfahren.

Auf Aufforderung fing Roran an zu erzählen. Er erzählte, wie die Soldaten gekommen waren, nur wenige Wochen nachdem ich das Dorf verlassen hatte. Ich bekam dabei ein ziemlich schlechtes Gewissen, aber ich wusste auch, dass ich es vermutlich nicht überlebt hätte, länger dort zu bleiben.

Ruhiger wurde mein Gewissen allerdings auch nicht als ich erfuhr, dass die Bewohner des Dorfes sich mehrfach gegen Soldaten und die Ra'zac hatten verteidigen müssen. Und erst recht nicht als ich obendrein erfuhr, dass dabei mehrere der Dorfbewohner getötet worden waren, darunter der junge Elmund, der mit zehn Jahren, gerade in dem Alter, wo Kinder normalerweise durchkamen. Es hatte schließlich damit geendet, das Roran verletzt und Katrina, seine Geliebte seit vielen Jahren und neuerdings auch Verlobte, entführt wurde. Die Wut in seinen Augen bei diesen Worten war noch immer so frisch wie vermutlich am Morgen danach.

Er erzählte dann eine Geschichte, die mehr nach einem Märchen von einem der Geschichtenerzähler klang, vielleicht von Brom. Sie seien durch den Buckel, den jeder außer mir im Dorf hasste und fürchteten, dass alleine das Betreten davon für viele drei Esel zum Ziehen gebraucht hätte, gereist und haben es durch den Winter hindurch bis nach Narda geschafft. In dieser nördlichen Hafenstadt hatten sie es irgendwie nicht nur geschafft, Barken nach Teirm zu mieten, sondern obendrauf noch jeden einzelnen der Bewohner dazu gebracht, mit an Bord zu gehen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie anstrengend das gewesen sein musste.

Von dort aus hatten sie es tatsächlich bis in die größte Hafenstadt des Reiches geschafft, dort den gesamten Hafen in Schutt und Asche gelegt und das größte Schiff gestohlen. Sie hatten mindestens einen Magier an der Nase herum geführt und waren durch den größten Mahlstrom in allen bekannten Gewässern hindurch gefahren, während dieser noch halbwegs aktiv war. Und das die ganze Zeit mit mehr als einhundert Bauern und Handwerkern, die nicht geglaubt hatten, in ihrem ganzen Leben noch das Dorf zu verlassen.

Das schien auch Percy so zu sehen. „Sich bis nach Surda durchschlagen ist das eine, dabei aber über hundert Bauern davon zu überzeugen, ihre Felder zu verlassen und dir zu folgen... Respekt. Ich hätte das vermutlich nicht geschafft." Auch Nasuada schien in einem gewissen Maße beeindruckt. „Unter diesen Umständen habt ihr ebenfalls meinen Respekt. Es wäre uns eine Freude, euch in unseren Reihen willkommen zu heissen. Wir brauchen immer neue Kämpfer und Helfer. Insbesondere mit einer solchen Entschlossenheit."

Roran nickte: „Einige von uns haben auch Handwerke gelernt, für die ihnen hier die nötige Ausrüstung fehlt, vielleicht könntet Ihr uns die zur Verfügung stellen?" - „Gerne, in diesem Lager sind die meisten Krieger, Handwerker sind rar und werden immer gebraucht. Ich schicke später einen Boten, der euch zeigt, wo ihr welche Ausrüstung bekommt."

Anschließend wandte sie sich zu Percy und Annabeth, die immernoch im Schatten ihrer eigenen Umhänge dastanden. „Und ihr?" Dieses Mal meldete sich Annabeth wieder zu Wort: „Wir kommen von weit her, aber auch wir haben ein Problem mit Galbatorix und wollen ihn loswerden. Wir sind zu elft und würden an eurer Seite kämpfen."

Meine Herrin schien nicht besonders überzeugt und hakte nach: „Wenn ihr nur zu elft seid, mit wie viel Hilfe können wir dann rechnen? Ihr könnt doch unmöglich mit so wenigen Kämpfern einen großen Unterschied machen." Ich sah, wie sich ein Lächeln an den Mundwinkeln der beiden bemerkbar machte. Annabeth antwortete: „Mit genau so viel, wie Ihr braucht! Die meisten von uns haben heute mehr Soldaten getötet als jeder einzelne aus dieser gesamten Armee, Eragon, Saphira und Arya eingeschlossen. Einige von uns sind eigentlich keine Kämpfer sondern Heiler, ich denke jedoch, dass auch sie euch sehr nützlich werden könnten, insbesondere bei sehr schweren Verletzungen."

Bei Nasuadas Gesicht musste ich einfach laut loslachen. „Was ist so komisch?" Ich grinste. „Die beiden haben uns in Ellesméra im Schwertkampf unterrichtet. Percy hat alleine gegen fünf Elfen auf einmal gewonnen und du schaust genau wie alle anderen bisher, die die beiden noch nicht lange kennen."

Sie sah noch verwirrter aus. „Wenn ihr so großartige Kämpfer seid, wo sind dann eure Waffen?" Percy lächelte. Er tippte eine der Tonperlen an und hielt sein Schwert plötzlich in der Hand. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass Percy solche Dinge machte, Nasuada und Roran sprangen jedoch zurück und Roran hatte bereits seinen Hammer in der Hand. „Hier!", kam es ganz trocken von Percy. Arya und ich versuchten nicht zu lachen. Es gelang uns nur mäßig.

Nach einigen Augenblicken hatte Nasuada sich wieder einigermaßen gefangen. „Also schön. Wenn das alles ist, dann müssen wir sowohl euren, Percy und Annabeth, als auch deinen, Roran, Geist überprüfen. Stellt das für euch ein Problem dar." Roran begann als erstes. „Wenn es sein muss, bin ich dazu bereit. Aber ist das wirklich notwendig?"

„Sehr schön und ja, es ist notwendig. Wir können nicht riskieren, dass jemand, der das Lager betritt, theoretisch ein Spion sein könnte. Ich glaube bei keinem von euch, dass dies zutrifft, ich darf allerdings keine Ausnahme machen. Schon alleine für den öffentlichen Schein." Roran nickte. Es schien ihm nicht zu gefallen, er akzeptierte allerdings, dass es notwendig war.

Nun wandte sich Nasuada Percy zu. „Was ist mit euch? Wie schon gesagt, wir können keine Ausnahme machen." Annabeth schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Zum einen gibt es Dinge über unsere Vergangenheit und unser Leben, die niemanden außer uns etwas angehen und zum anderen würde keiner eurer Magier bei Verstand bleiben, wenn er es versuchte. Wir haben Dinge gesehen und erlebt, die jeden von euch wahnsinnig werden lassen würden. Wir haben absolut nichts für Galbatorix übrig, aber wir werden niemanden von außen in unsere Gedanken lassen. Niemanden, ohne Ausnahme."

„Wir können euch nicht dazu zwingen, wir können aber auch nicht zulassen, dass ihr euch den Varden anschließt, ohne euren Geist überprüfen zu lassen." Nasuadas Antwort klang zwar verstehend, aber auch streng.

„Ich kann mir nicht vorstellen, was ihr erlebt haben wollt, dass unsere Magier um den Verstand bringen sollte. Wir alle hier haben in den letzten Tagen, Wochen und Monaten schreckliche Dinge gesehen. Was könnte so viel schlimmer sein?" Ihre Gesichter verdüsterten sich. „Schlachten von einem Ausmaß, gegen die das hier heute nicht mehr als eine kleine Rauferei war, und die buchstäbliche Hölle. Bitte keine weiteren Fragen dazu." Bei dem gebrochenen Ton, in dem er sprach, lief mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Das war nicht imitiert, das spürte ich.

Allen anderen schien es ähnlich zu ergehen. Schließlich fand Nasuada ihre Stimme als erste wieder. „Also schön. Das löst allerdings nicht unser Problem. Ich glaube euch, was ihr eben gesagt habt. Ich werde auch keine weiteren Fragen stellen, aber ich bezweifle, dass das Misstrauen euch gegenüber verschwinden wird, nur weil ich sage, dass ihr ehrlich geklungen habt, als ihr sagtet, dass ihr nichts mit den Tyrannen am Hut habt."

Nun lächelten die beiden wieder leicht, wenn auch traurig. „Sagt ihnen, dass Islanzadí uns für Verbündete erklärt hat. Es ist keine Lüge und sollte ausreichen. Des Weiteren wollen wir uns euch auch nicht anschließen sondern nur an eurer Seite kämpfen. Ähnlich wie Orrin und seine Leute oder die Zwerge. Seid Ihr damit einverstanden? Wir könnten zusätzlich eine Art symbolische Leibgarde für Eragon bilden. Soweit ich das verstanden habe, hatte Königin Islanzadí etwas ähnliches geplant, ehe wir dort aufgetaucht sind."

Das letzte Angebot überraschte mich etwas. Von Lehrern zur Leibwache? Nasuada schien nachzudenken. Schließlich sagte sie: "Das wäre eine Möglichkeit. Ihr wäret nicht die ersten. Angela kämpft meiner Erinnerung nach auch schon ewig für uns, gehört aber streng genommen nicht dazu. Zu eurem zweiten Vorschlag, ich kenne euch noch nicht lange genug, um das einschätzen zu können. Eine Leibgarde für Eragon wäre sowohl symbolisch als auch praktisch eine gute Idee. Wenn Eragon euch genug vertraut, um das zu akzeptieren, ohne das euer Geist überprüfen wird, vertraue ich seinem Urteil." Damit sah sie mich fragend an.

Ich blickte die beiden an. "Percy hat mich von Durzas Fluch befreit, sie haben mir zusammen beigebracht, wie man selbst gegen Gegner, die viel stärker, schneller und erfahrener sind, gewinnt und mir vorhin das Leben oder die Freiheit gerettet. Ich verstehe, dass er seinen Geist niemandem öffnen möchte und, davon einmal abgesehen, gibt es keinen wirklichen Grund, ihnen zu misstrauen. Ich denke, Ayra stimmt mir in diesem Punkt zu. Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr etwas auf mich aufpassen würdet." - „Und mir ein Bedürfnis, bevor sich mein kleiner wieder in Gefahr begibt", merkte Saphira leicht ironisch an.

Arya nickte zustimmend. "Ich verstehe euch zwar in vielen Fällen nicht, das bedeutet aber nicht, dass ich euch nicht vertraue." - „Dann nehmen wir das jetzt mal als Bestätigung. Du wirst uns nicht die ganze Zeit sehen, es werden aber immer mindestens zwei von uns soweit in der Nähe sein, dass sie im Notfall rechtzeitig da sind", kommentierte Annabeth das Ganze. Nasuada nickte und sagte: "Schön. Wenn das dann geklärt wäre, würde ich jetzt gerne von Eragon erfahren, was vorhin passiert ist." Ich nickte und begann zu erzählen.

Fast fünf Minuten sprach ich ohne Unterbrechung. Danach schwiegen erst einmal alle. Schließlich brach Percy das Schweigen. „Es ändert nicht viel, ich denke jedoch, dass Murtagh es nicht unbedingt freiwillig getan hat. Er hat mehrmals gezögert, ehe er etwas getan hat. Das ändert nichts daran, dass er ein Feind bleibt, wir sollten jedoch niemanden zu sehr für Umstände verurteilen, die er sich nicht ausgesucht hat. Ich spreche aus Erfahrung. Und ganz nebenbei bemerkt, du hast gut gekämpft, Eragon."

Ich lächelte schwach und Nasuada sagte: „Das sind in der Tat keine guten Neuigkeiten. Ein zweiten Reiter zu haben ist das, was sich Galbatorix seit dem Beginn seiner Tyrannei wünscht." - „Und was den zweiten Teil angeht", unterbrach Roran sie, „selbst wenn dieser Morzan dein leiblicher Vater sein sollte, dein wirklicher Vater ist und bleibt Garrow. Er hat dich erzogen. Deine leiblichen Eltern haben kaum einen Einfluss auf dich. Du bist immernoch mein Bruder, auch wenn der Stammbaum etwas anderes sagt." - „Weise Worte!", holte sich Nasuada den Gesprächsstrang zurück. „Ich würde es allerdings nicht unbedingt ins Lager posaunen, der Moral der Truppen würde es vermutlich schon schaden."

Ich biss zwar die Lippen zusammen, aber ich freute mich wirklich über diese Worte. „Danke... du hattest wohl Recht, Percy , aber ja, ich werde es wahrscheinlich für mich behalten." Percy brummte leise: „Ich habe schon Erfahrung damit, wie man behandelt wird, wenn Wesen wegen ihrer Herkunft anders behandelt wurden. Wenn man unseren damaligen Fall auf dieses Land beziehen würde, würde Galbatorix Sohn dir das Leben retten und sich dafür opfern. Ich hatte am Anfang die selben Vorurteile, wie sie jeder hätte, und diesen Fehler möchte ich weder nocheinmal machen, noch ihn mitansehen."

Während ich über das nachdachte, was Percy eben gesagt hatte, kam mir ein anderer Gedanke. „Murtagh sollte eigentlich viel langsamer sein. Er war mindestens so schnell wie ein Elf und seine Magie war stärker als die von jedem Elf, den ich je getroffen habe. Wisst ihr, woher das kommt?" Annabeth nickte. „Ja. Aber wir dürfen es dir nicht sagen. Das dürfen nur deine Lehrer in Ellesméra. Bis dahin können wir dich im Kampf mit einer Kraft ausstatten, die es dir erlauben sollte, seiner Macht etwas entgegenzusetzen." Jetzt war ich misstrauisch. Ich wusste jedoch, dass weder Annabeth noch Percy etwas verraten würden, wenn sie nicht wollten. Das war etwas frustrierend.

Wir besprachen noch einige Minuten lang Einzelheiten und gingen danach wieder aus dem Zelt. Es war ein harter Tag gewesen und wir wollten alle unsere Ruhe haben.

Ich wollte gerade zu meinem Zelt gehen, als Roran von hinten meine Schulter festhielt. „Eragon, wir müssen reden!" Ich seufzte und drehte mich um. „Also schön. Wenn es um etwas wichtiges geht, sollten wir das vielleicht in meinem Zelt machen." Er nickte und wir gingen los. Normalerweise wäre ich auf Saphira die kurze Strecke geflogen, so entschied ich mich jedoch für laufen. Ich wollte Roran nicht dazu zwingen, auf einen Drachen zu steigen.

Als wir ankamen, hielt ich die Plane zurück und ließ ihn zuerst hinein. Ich kam hinterher und wir setzen uns auf mein Bett. Ich sah Roran an. Er wirkte nicht mehr so selbstsicher wie vorhin. Eher verzweifelt. „Eragon, du musst mir helfen. Diese Monster haben Katrina entführt. Ich habe das Dorf nicht zu ihrem Schutz hierher geführt, sondern aus Verzweiflung. Ich kann nicht ohne sie leben. Bitte, hilf mir sie zu befreien und Rache an diesen verfluchten Monstern zu nehmen. Dann verzeihe ich dir vielleicht sogar, dass du einfach abgehauen bist. Die könnten inzwischen weiß Gott was mit ihr angestellt haben."

Diese Offenbarung kam etwas überraschend, sie passte aber zu seiner Art. Wenn irgendwer wusste, wie viel Katrina ihm bedeutete, dann ja wohl ich als Überbringer all seiner Botschaften. Ich wusste jedenfalls, was ich zu tun hatte. „Natürlich. Ich wäre ein schlechter Bruder, täte ich es nicht. Ich werde morgen mit Nasuada sprechen und sie bitten, diese Aktion zu erlauben. Das muss ich leider. Aber ich lasse dich nicht hängen!" Und ich hielt ihm die Hand hin. Er sah mich an und nickte. „Danke...Bruder!" Er nahm meine Hand und damit war es bestätigt. Ich lehnte Morzan ab und entschied mich für Garrow als Vater und Roran als Bruder. Die Dankbarkeit in seinem Gesicht zeigte mir, dass er es genauso sah.

Nachdem er gegangen war, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen. Während ich in meine Wachträume hinüber glitt, dachte ich darüber nach, wie ich Nasuada überzeugen konnte, diese Reise zu gestatten. Einfach würde das nicht werden. Sie würde es vermutlich als unbedachte Torheit oder ähnliches bezeichnen und hätte damit letztenendes recht.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich die besten Chancen hätte, wenn ich versuchen würde ihr klarzumachen, dass Galbatorix sie sonst als Druckmittel verwenden könnte. Ich hatte diese Logik jedoch mit einer kleinen Lücke gelassen. Und diese Lücke meldete sich nun recht entschieden zu Wort.

„Und wenn sie dich nicht gehen lassen sollte, dann hast du hier jemanden, der nicht an sie gebunden ist und vermutlich ein gutes Stückchen Druck auf jeden hier im Lager ausüben könnte." Ich ließ sie meine Erheiterung, aber auch meine Freude über ihre Unterstützung spüren. Natürlich, sie verstand meine Gefühle weitestgehend und so wusste sie auch, wie viel es Rorans und dadurch mir bedeutete. Und sie unterstützte mich, komme was wolle. Das war der vielleicht wertvollste Teil der Drache-Reiter-Beziehung.

Mit diesen Gedanken ging ich in meinen Wachschlaf über, wo mich trotz allen beruhigenden Worten und jeder Versicherung in der vorherigen Stunde genau die Gedanken einholten, die ich nicht haben wollte. Bilder von Morzan, wie ich ihn in Büchern gesehen hatte, und Murtagh gestalteten jede Erholung schwierig.

---------------------------

3533 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top