Kap. 26 Agaetí Blödhren
Beim Schreiben dieses Kapitels war dieses Buch das erste mal Platz eins in einer Kategorie, „Eragon", obwohl erst drei Kapitel mit Eragon zu tun hatten. Danke!❤️
Eragon pov
Nachdem die Angelegenheit zwischen Percy und den Elfen geklärt war, begann wieder mein alltäglicher Unterricht. Arya ging mit Percy und Annabeth zurück zu deren Lichtung und ich... ich lernte. Oromis gab mir die Aufgabe, das gesamte elfische Alphabet aufzuschreiben, zumindest den einfachen Teil, die schwierigere Variante hatte, so Oromis, noch etwas Zeit und würde ohne die einfache ohnehin nicht viel bringen.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, während ich mit Schreiben beauftragt war, klärte Glaedr Oromis über dieses große Geheimnis um Percy und seine Freunde herum auf. Wie gerne hätte ich da zugehört.
Als ich eine Viertelstunde später fertig war, stellte ich fest, dass ich wahrscheinlich recht gehabt hatte. Oromis Blick war vollkommen verstört und er brachte keinen geraden Satz heraus. Aus diesem Grund gab mir Glaedr meine nächste Aufgabe. „Zu unserer Linken geht ein kleiner Pfad ab, der in einer Höhle mit einem uralten Baumstumpf endet. Setze dich auf diesen Baumstumpf und versuche alles um dich herum zu hören, bis du nichts mehr hörst. Du wirst wissen, wann du es geschafft hast. Wir erwarten nicht, dass es dir heute gelingt, aber wir erwarten, dass du es versuchst."
Ich nickte und versuchte, alle Gedanken, die nichts mit Glaedrs Aufgabe zu tun hatten, für den Moment zur Seite zu schieben. Es war nicht leicht. Ich war die ganze Zeit am überlegen, wie schrecklich oder riesig das sein musste, was Glaedr seinem Reiter eben erzählt hatte. Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Zur Ruhe kommen und meinen Geist leeren war etwas, das ich vor fast jedem Kampf tat, und doch brauchte ich jetzt mehrere Minuten dafür.
Danach bemühte ich mich, den Stimmen um mich herum zu lauschen. Ich war mir ziemlich sicher, dass der alte Drache nicht von wirklichen Stimmen gesprochen hatte. Es klang irgendwie wie eine Übung für den Geist.
Ich streckte meinen also aus und erkundete die Umgebung. Zumindest hatte ich das vor. Dann schallte mir eine riesige Menge Informationen entgegen, die so gewaltig war, dass ich sie quasi nicht verstehen konnte. Ich verstand nicht, wie ich diese Stimmen alle zur selben Zeit hören sollte.
Vielleicht, so überlegte ich, käme ich ja weiter, wenn ich einfach der Reihe nach durch ging. Alle auf einmal waren vielleicht nicht möglich, aber wieder immer eine weitere dazu nehmen und vielleicht käme ich ja damit in die richtige Richtung.
Und so war mein erstes Ziel ein Eichhörnchen. Diese Tiere hatten mich schon bei meiner Jagd im Buckel fasziniert, da sie scheinbar an jeder Oberfläche klettern konnten und so schnell waren, dass ich selbst nach mehreren Jahren Übung nur mit größter Mühe eins traf, wenn es mich vorher gesehen hatte. Diese kleinen Wesen rannten so schnell.
Und so folgte ich in Gedanken einem Eichhörnchenpärchen, das durch die Bäume sprang. Und schon im ersten Moment meiner Beobachtungen hatte ich mehrere Erleuchtungen. Eine jedoch übertraf wirklich alles.
Ich hatte Tiere immer schwer in unsere Welt einordnen können. Auf der Jagd hatte ich gesehen, wie auch sie gewisse Paarungsverhalten an den Tag legten. Ich hatte gesehen, wie ein aufgeschrecktes Rudel Hirsche reagierte, und es war nicht so unterschiedlich zu uns Menschen.
Trotzdem konnten sie nicht sprechen und das strich ihnen für mich die meisten menschlichen Eigenschaften ab. Nun jedoch hatte ich mich zum Aktiven beobachten entschieden und musste mit den Ergebnissen leben. Sie zu ignorieren wäre der Gipfel der Torheit.
Ich sah und spürte nämlich, dass auch sie von einfachen Drängen gesteuert wurden und sich Pläne machten, wie sie diese erfüllen konnten. Das Ganze war viel schlichter als bei uns, aber trotzdem spürte ich zum Beispiel, wie eines von ihnen Hunger hatte, sich umsah und zu jeder Pflanze einzeln überlegte, ob sie dort etwas zu essen herbekommen könnten.
Dabei war noch recht interessant, wie es über den Weg dorthin nachdachte. Selbst von ganz oben auf dem Baum hinab auf den Waldboden zu springen war keine Idee, die es ausschloss. Anscheinend wussten alle Exemplare ihrer Art von Geburt an, dass das Fallen aus egal welcher Höhe für sie nicht gefährlich war. Sie hatten ein ausgeprägtes Wissen über die Gefahren, die auf dem Boden lauerten, aber sie würden ohne weiteres hinab springen, wenn sie sich etwas gutes davon versprächen.
Ein anderes dachte gerade darüber nach, wie es ein drittes Eichhörnchen beeindrucken könnte, um vielleicht fünf Minieichhörnchen als Ergebnis zu bekommen. All diese Dinge traten irgendwie auch bei uns Menschen auf.
Nach einiger Zeit ging ich zurück zu Oromis Hütte. Er schien sich etwas gefangen zu haben und schaffte es, mir etwas mehr zu meiner Aufgabe von heute zu erklären. Ich hatte offenbar genau den Fehler gemacht, den alle am Anfang machten. Ich hatte mich zu scharf auf ein Ziel konzentriert. Dabei war das große Ganze aus dem Blickfeld geraten.
Er kündigte mir an, dass ich diese Übung von jetzt an jeden Tag für mindestens eine Stunde machen würde, bis ich irgendwann Erfolg hätte. Anschließend beendete er den Unterricht, nicht ohne mir weitere Schriften mitzugeben und mir aufzutragen, weiter das Schreiben zu üben.
Ich stieg auf Saphira und wir flogen zurück zu unserer Behausung. Ich legte die Sachen ab, nahm mein Schwert und als ich gerade die Treppe runter steigen wollte, bot sie an, mich zu der Lichtung zu fliegen. Dieses Angebot nahm ich nur zu gerne an.
Die neuen Unterrichtsgeräte waren unfassbar anstrengend. Selbst Arya, die ja um ein vielfaches stärker als ich war, kam dabei ins Schwitzen. Die Aufgaben die Percy und Annabeth uns gaben, waren alle so aufgebaut, dass sie sowohl Kraft, als auch Ausdauer und Konzentration schulten. Immer am vollen Limit und so, dass wir es gerade so schaffen konnten. Als Annabeth uns schließlich sagte, dass wir für heute fertig mit diesem Teil waren, ließ ich mich erschöpft ins Gras fallen. Arya hatte fast im selben Moment das selbe getan.
Als wir wieder einigermaßen bei Atem waren, erzählte ich: „Nachdem ihr gegangen seid, hat Oromis mir eine Aufgabe gegeben und danach habe ich ihn fünfzehn Minuten lang nicht mehr gesehen. Ich vermute, Glaedr hat ihm euer Geheimnis erzählt." Den letzten Satz sagte ich mit einem etwas scharfen Unterton.
Percy schien diesen bemerkt zu haben, wollte jedoch nur mit einem Grinsen wissen, wie mein Meister die Informationen aufgenommen hatte. „Er sah aus, als wäre seine gesamte Welt zusammengebrochen. Er war nicht mehr wirklich ansprechbar und so musste Glaedr mir meine nächste Aufgabe geben. Als ich nach über zwei Stunden wieder zurück war, hatte sich Oromis wieder einigermaßen gefasst, schien aber immernoch traumatisiert. Er konnte zwar wieder mit mir sprechen, wirkte aber vollkommen abwesend."
Percy schien nachzudenken und sagte dann: „Beeindruckend. Dafür, dass er es einfach über sich hat ergehen lassen, statt zu uns zu kommen und Widerspruch einzulegen, ist das echt eine gute Zeit." Er stieß einen kleinen Pfiff aus. Ich konnte es nicht glauben. Er nahm es als selbstverständlich, dass ein erfahrener Drachenreiter, der schon viele hundert Jahre alt war, nachdem man ihm irgendetwas, anscheinend sehr wichtiges, erzählt hatte, für Stunden vollkommen weggetreten ist? Arya schien einen ähnlichen Gedankengang gehabt zu haben. Auch sie sah verwirrt und entsetzt aus.
Einige Minuten lagen wir schweigend im Gras, bis Arya die Stille brach, indem sie vollkommen das Thema wechselte. Wir wussten beide, dass wir nicht mehr von Percy und Annabeth erfahren würden, wenn sie das nicht wollten. „In einem Monat ist der Agaetí Blödhren. Die Blutschwur-Zeremonie. Wisst ihr bereits davon? Runöhun hat soetwas angedeutet." Percy lächelte, schüttelte aber den Kopf.
„Ich habe mich bisher nicht mit euren Fest- und Feiertagen beschäftigt." Sie nickte und fuhr fort. „Wir feiern unseren Frieden mit den Drachen und den Packt zwischen unseren Völkern. Das Fest geht drei Tage lang und es gibt die Tradition, dass jeder, der der Zeremonie beiwohnt, ein Geschenk macht. Ich dachte, es wäre besser, wenn ihr früher davon erfahrt."
Annabeth nickte und sagte dann: „Danke für die Info, jeder von uns weiß was passiert, wenn man soetwas am letzten Abend macht. Gibt es sonst noch etwas, dass wir wissen müssen?" Arya bestätigte das: „Bei unseren Festen wird viel eigenartige Magie gewirkt. Für alle Wesen, die nicht aus diesem magischen Wald stammen, ist diese Magie gefährlich. Eragon und Saphira haben damit beide schon ihre Erfahrungen gemacht. Ich weiß nicht, ob das bei euch nötig ist, zumindest bei Eragon ist es das allerdings sehr wohl, aber ich würde euch empfehlen, entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen."
Annabeth lächelte und antwortete: „Danke für den Hinweis, aber ich denke, wir kommen auch ohne aus. Gibt es für das Geschenk irgendwelche Regeln?"
„Nur die, dass Magie nur dann eingesetzt werden sollte, wenn es anders nicht möglich ist. Solange es möglich ist, euer Geschenk ohne Magie zu erschaffen, wird es nicht angenommen werden, wenn ihr dafür Magie einsetzt. Sonst nichts." Percy nickte und alle, mich eingeschlossen, schienen über ihr Geschenk nachzudenken.
Nach einigen Minuten sagte Annabeth: „Darum können wir uns später Gedanken machen. Jetzt werdet ihr ersteinmal weiter Schwertkampf lernen." Und damit verbrachten wir den restlichen Nachmittag. Es war erstaunlich, wie gut das nach ein paar Minuten Erholung für die geschundenen Muskeln ging.
HURRA, MANNIE IST WIEDER DA!!! Man, das ist unfair. Ihr habt mir viel zu lange nicht mehr die Möglichkeit gegeben, irgendetwas zu tun, außer ironische Zwischenbemerkungen abzugeben. Selbst meine wenigen Gelegenheiten wurden mir von diesem blöden Eragon weggenommen, indem er einfach weitergeredet hat, als würde ich nicht existieren.
Ich will nicht in Vergessenheit geraten und verblassen. Deshalb bin ich mal freundlich und gebe euch eine kleine Zusammenfassung dessen, was in dem Zeitsprung passiert. Also, Unterricht geht normal weiter. Eragon macht schnell Fortschritte und ist inzwischen so weit, dass er vermutlich fast gegen einen mittelmäßig fähigen Elfen bestehen kann, auch wenn er deutlich langsamer ist. Kräftetechnisch ist er auf einem, für einen Menschen in seinem Alter, sehr guten Stand und sein Unterricht bei Oromis verläuft ebenfalls gut.
Er hat jede Aufgabe, die dieser ihm gestellt hat, recht schnell bewältigt, abgesehen von dem Lauschen bis man nichts mehr hört. Eragon sollte einmal ein Wunschbild erschaffen, also mit Magie Farben nach seiner Vorstellung anreihen, sodass das die eigene Vorstellung auf einer Steintafel oder etwas ähnlichem verewigt wird. Bei ihm ist im ersten Versuch ein Bild von einer scharf zu erkennenden Blume, aber völlig unklarem Hintergrund entstanden.
Im zweiten ein abstraktes Portrait von Arya, auf dem sie aussieht wie der Heiland selbst, oder was eben das Äquivalent in dieser Welt dazu ist. Arya war etwas verwirrt, aber nicht vollkommen abstoßend. Sie ist zwar verschwunden um nachzudenken, ist Eragon aber nicht die nächsten Tage aus dem Weg gegangen. Die beiden haben noch nicht offen darüber geredet, Arya scheint sich noch etwas unsicher darüber. Wer könnte es verübeln, da kann Eragon ihr doch gleich einen Heiratsantrag machen, so direkt ist das.
Saphira hat von Glaedr das, tatsächlich passende, Kompliment bekommen, sie sei die beste Fliegerin, die er je unterrichtet hatte. Das blaue Ding ist eitel und bildet sich durchaus einiges darauf ein. Aber nicht zu viel, sie gehört ja trotzdem zu unseren Hauptcharakteren und darf damit nicht zu problematisch sein.
Die Zeremonie beginnt in zwei Tagen und Eragon ist zu dem Kampfareal von Ellesméra gegangen. Er möchte einmal gegen einen wirklichen Elfen kämpfen, der nicht von Percy unterrichtet wurde. Das dürfte es gewesen sein. Gebt mir bald mal wieder was zu tun! Ich will hier nicht umsonst so lange über die Erlebnisse rumgeschwafelt haben.
Ich stand auf dem Platz und wartete auf Vanir. Oromis hatte es mir ebenfalls für eine gute Idee gehalten, dass ich mich mal wieder mit jemand anderem messen wollte. Laut ihm wollte Vanir gerne sehen, ob ich so gut kämpfte wie Percy. Also wartete ich jetzt auf ihn.
Kaum eine Minute später kam auch er. Nach der formellen Begrüßung sagte ich: „Du weißt, dass ich nicht ansatzweise so schnell wie Percy bin?!" Er sah mich schief an. „Ja, aber alleine durch Schnelligkeit hat Percy uns nicht besiegt. Mal sehen, wie du dich schlägst." Er klang immernoch herablassend, aber nicht mehr so schlimm wie bei unserer ersten Begegnung. Trotzdem wollte ich gewinnen.
Ich nickte und zog mein Schwert. Wir stumpften beide unsere Klingen, etwas worauf wir in den meisten Kämpfen in Percys Unterricht verzichteten, und Vanir stellte sich in die gleiche Haltung, die ich schon beim letzten Kampf bei ihm gesehen hatte. Auch wenn diese Haltung nicht schlecht war, war es ein Fehler, zweimal das selbe zu versuchen. Ich hatte mir nämlich Percys Kampf nach Möglichkeiten eingeprägt und so kannte ich ungefähr die Möglichkeiten, die seine Haltung bot.
Ich kombinierte im Kopf einige Haltungen, die ich bei Percy gesehen hatte, überlegte, ob sie Schwachstellen hatten und stellte mich dann in dieser neuen Pose hin. Vanir machte gleich zu Anfang den selben Fehler, den sie alle gegen Percy gemacht hatten. Er stürzte sich direkt auf mich.
Der Kampf gegen jemanden mit elfischer Geschwindigkeit war im letzten Monat zur Gewohnheit geworden und ich konnte den Angriff ohne Probleme ablenken. Ich hatte gelernt, dass ablenken oft effektiver war als vollständig blocken, gerade wenn dein Gegner schneller und vor allem stärker als man selbst ist.
Da sein Schwert nun in einer schlechten Position war, machte ich sogar einen Gegenangriff. Er schaffte es gerade noch, sein Schwert hochzureißen und den Schlag zu parieren. Da nun seine untere Hälfte ungedeckt war, machte ich den Fußfeger, mit dem Annabeth Arya bei ihrem ersten Kampf aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Vanir sprang rückwärts und war nun für mich außer Reichweite.
Er musterte mich abschätzend. „Ich habe selten gegen Menschen gekämpft, Schattentöter, aber du scheinst wirklich gut zu sein. Das wird aber nicht reichen!" Ich lächelte grimmig und hob mein Schwert.
Den restlichen Kampf verbrachte ich eher defensiv. Ein Fehler meinerseits kostete mich normalerweise nämlich mehr als ein Fehler seinerseits ihn kostete. Der Vorteil der Geschwindigkeit eben. Ein übereifriger Angriff hätte Vanir die Möglichkeit gegeben, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen und/oder zu entwaffnen.
Percy hatte einige Zeit dafür aufgewandt, dass Arya und ich erkennen können, wann man angreifen sollte und wann das kontraproduktiv wäre. Wir waren noch nicht fertig damit, aber alles in allem traf ich in diesem Kampf recht gute Entscheidungen.
Schlussendlich waren Vanir und ich gleichauf. Wir konnten beide zur selben Zeit nicht mehr kämpfen. Elfen haben eigentlich eine deutlich höhere Ausdauer, Percy und Annabeth hatten Arya und mich allerdings besonders in diesem Bereich sehr viel trainiert und ich hatte den ganzen Kampf lang meine Kräfte gespart, während Vanir seine fast verschwendet hatte.
Als wir beide die Zauber von unseren Klingen genommen hatten und diese wieder in die Schwertscheiden gesteckt hatten, kam Vanir zu mir herüber und keuchte: „Unentschieden! Guter Kampf, Schattentöter. Ich habe dich unterschätzt!" Er hielt mir die Hand hin und ich schlug ein. „Du auch, guter Kampf. Du hast sogar aus einigen der Fehler, die du gegen Percy gemacht hast, gelernt. Kleiner Tipp: Such dir einige weitere Haltungen aus, mit denen du anfängst. Sonst bist du berechenbar. Und am Anfang direkt losstürmen ist meistens nicht die beste Möglichkeit."
Er musterte mich forschend. „Danke für den Hinweis. Ich werde sehen, was ich daraus machen kann. Ich würde dir gerne etwas ähnliches zurückmelden, aber du hast keinen mir erkennbaren Fehler gemacht." - „Danke, hast du Lust auf eine Revanche nach der Zeremonie?" Er grinste und antwortete: „Gerne, Schattentöter."
Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zurück zu Vraels ehemaliger Unterkunft. Ich wollte mein Geschenk für das Fest beenden, was mir an diesem Abend allerdings nicht ganz gelang. Also musste ich es wohl oder übel am nächsten Tag machen.
Oromis und Percy hatten uns beide für diesen Tag freigegeben und Glaedr hatte Saphira das selbe mitgeteilt. Ich saß bis nachmittags am Schreibtisch in meinem Baumhaus. Saphira war fortgeflogen um ihres zu beenden und so hatte ich genug Zeit und Ruhe. Mein Geschenk war ein Gedicht, im wörtlichen, nicht im übertragen Sinne, welches von den Abenteuern eines Helden berichtete.
Die gesamte Geschichte war stark an mein bisheriges Leben angelehnt, wenn auch ausgeschmückt und mit einigen Wünschen und ähnlichem gespickt. Sie war über zehn Seiten lang und in der alten Sprache geschrieben. Den restlichen Nachmittag übte ich, das Gedicht vorzulesen, denn das war es, worauf es ankam.
Als Saphira am Abend wiederkam, bat ich sie um eine ehrliche Rückmeldung zu meiner Art des Vorlesens . Als ich fertig war, schwieg sie einen Moment, doch dann meinte sie, „Es klingt an einigen Stellen noch etwas holprig aber du hast meines Wissens nach auch kein perfektes Ergebnis erwartet. Es ist ein großer Sprung von dem ungebildeten Bauernjungen, der nicht einmal lesen und schreiben kann zu solch einem Gedicht. Du kannst es vorlesen. Das bedeutet, du glaubst wirklich, dass diese Geschichte wahr ist. Ich finde, es ist ein gelungenes, gutes Geschenk, welches die Elfen zu würdigen wissen werden." Das klang ehrlich.
Ich wollte gerade etwas erwidern, da ergänzte sie noch spitz: „Und tun sie es nicht, helfe ich ihnen ein wenig beim würdigen nach!" Ich musste schmunzeln. „Danke ... Was wirst du eigentlich mitbringen?" Sie blitzte mich mit einem ihrer riesigen blauen Augen schelmisch an. „Das verrate ich dir noch nicht. Du wirst es morgen sehen und du kannst so viel betteln wie du willst, ich werde es dir nicht vorher sagen."
Ich hörte, dass sie das genau so meinte und seufzte resigniert. „Also schön...aber ich bin neugierig. Weißt du bei irgendjemandem, was er oder sie mitbringen wird?" Sie blickte mich starr an und sagte: „Ich habe bei einigen Ansätzen oder Teile gesehen, aber entweder bin ich nicht daraus schlau geworden, oder es war noch nicht so weit fertig, dass man das Endergebnis absehen könnte." Ich nickte. Nichts anderes war zu erwarten gewesen, auch wenn Annabeth gesagt hatte, wir alle sollten es nicht am letzten Abend machen.
Ich ging an diesem Abend früher als gewöhnlich schlafen, da ich wusste, das ich für die nächsten drei Tage viel Energie brauchen würde. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt, so überraschend das auch war, nicht Saphira oder dem nächsten Abend, sondern Arya.
Am nächsten Morgen ging ich zu Oromis und Glaedr auf die Lichtung. Oromis gab mir eine relativ lange Liste an Zaubern, deren Aussprache ich erst üben und sie dann wirken sollte, damit ich bei den Gesängen nicht jeglichen Verstand verlor. Das hatte er auch ungefähr so ausgedrückt, auf Nachfrage hatte er erklärt, dass es unmöglich war, alle Folgen zu verhindern, und dass auch die Elfen in gewissem Ausmaß davon ergriffen wurden.
Das Fest begann am frühen Nachmittag damit, dass Islanzadí jeglichen hohen Besuch aus den anderen Elfenstädten willkommen hieß und als sie damit fertig war, ging bereits die Sonne unter. Die Königin hob eine Hand und auf ihrer Handfläche tauchte ein weißer, pulsierender Lichtball auf. Oromis hatte mir erklärt, dass man Magie, wenn man sich sehr stark konzentrierte, auch ohne Worte wirken konnte. Dies war allerdings deutlich gefährlicher. Um so beeindruckender, dass sie dieses Risiko für eine so einfache Sache auf sich nahm. Sie legte diese leuchtende Kugel vorsichtig in ein Astloch und diese blieb dort liegen.
Arya stand plötzlich neben mir, Rhunön im Schlepptau. Die Schmiedin schien sich in dieser Menge etwas unbehaglich zu fühlen. Sie brummte etwas unverständliches und Arya sagte zu mir: „Damit ist das Fest offiziell eröffnet. Das Licht wird mit der Zeit kleiner und das Fest endet, wenn die Kugel erlischt. Das letzte mal, dass wir dieses Fest gefeiert haben, war nur wenige Monate nachdem Galbatorix Vrael getötet hatte. Es war von Trauer überschattet. Dieses Mal ist es genau andersherum. Die Varden planen einen Großangriff auf das Imperium, du bist als der neue Reiter das Symbol der Hoffnung und durch die Hilfe von Percy und seinen Freunden wächst du schon jetzt über die Rolle eines Symbols hinaus. Unser Volk möchte feiern und hoffen."
An die folgenden Tage habe ich nur noch vage Erinnerungen. Es fühlte sich an wie im Rausch. Ich spreche noch nicht aus Erfahrung sondern daraus, wie man so darüber hört! Das kann ja jeder sagen... Es gab große Zeiträume, an die ich mich nicht mehr erinnere und an viele andere nur unklar. Der Zeitraum, an den ich mich noch am besten erinnere, ist aber ganz klar die Überreichung der Geschenke. Islanzadí begann. Sie und auch Arya, die als ihre Tochter direkt nach ihr dran war, hatten, wie ich, ein Gedicht geschrieben. Arya's war etwas länger als meins, während das von der Königin über hundert Seiten lang war. Anscheinend hatte sie in ihrer Position viel Zeit.
Auch wenn ich nicht alles verstand, hatte ich den Eindruck, dass viel aus diesem Gedicht aus ihrem Schmerz des letzten Jahrhunderts kam. Erst ihr verlorener Mann, dann ihre verloren geglaubte Tochter. Die traurigen Emotionen sah man ihr in diesem Fall auch an. Eine Seltenheit, seit ich diesen Wald betreten hatte.
Nach den beiden und einigen als ‚wichtig' betitelten Elfenfürsten und Fürstinnen rief Islanzadí mich nach vorne. Ich zog mein Gedicht aus dem Wams und begann zu sprechen, alles in der alten Sprache, wenn auch oft etwas holprig. „Ich war nie ein großer Dichter. Trotzdem habe ich mich für ein Gedicht entschieden. Ich weiß, dass es kein Meisterwerk ist, hoffe jedoch, dass es euch dennoch gefällt." Danach trug ich es vor. Ihr könnt es euch gerne auch durchlesen, wenn ihr nicht im Besitz des Buches seid, unter „Eragons Gedicht" im Fanwiki findet ihr es. Aber nicht den Namen von dem blöden Wasserpark in Percy Jackson: Diebe in Olymp. Was für eine Frechheit.
Danach applaudierten alle. Fürst Däthedr erklärte feierlich: „Ihr unterschätzt euch selbst. Dieses Gedicht ist ein sehr schönes Werk und wird sicherlich vielen hier helfen, euch besser zu verstehen." Die Königin nickte zustimmend und sagte: „Wenn du nichts dagegen hast, Schattentöter, würde ich dein Gedicht gerne in unsere Bibliothek nehmen, damit jeder, der interessiert ist, es noch einmal selbst lesen kann." Ich nickte.
Eine Betäubung des Glücks war das einzige, was ich in diesem Augenblick spürte. Nicht die einzige, aber doch eine der stärksten. Ob es an der Magie der Feier lag oder nicht, ich genoss diese Zeit. Besser hätte mein Teil dieser Vorstellung nämlich kaum ablaufen können. Ich verließ das Podest, auf dem ich vorgetragen hatte und stellte mich wieder neben Arya, die bei meinem Gedicht etwas rot geworden war. Jetzt lächelte sie mich an.
Als nächstes waren Oromis und Glaedr an der Reihe und so konnte ich das inzwischen unvermeidlich abstehende Gespräch noch etwas hinaus zögern. Oromis trug, wie Arya, Islanzadí und ich vorher, ein Gedicht vor. Man merkte an diesem Tag die Liebe der Elfen zu lyrischen Werken. Es war fast ebenso lang wie das der Königin und mindestens genauso gut. Auch er hatte viel Schmerz darin verarbeitet, aber auch die Hoffnung. Hoffnung, die auch mir ziemlich nahe ging. Hoffnung auf eine freie Zukunft, in der unsere Seelengefährten frei leben könnten.
Sowohl Glaedr, als auch Saphira flogen, als sie an der Reihe waren, los und kamen mit einem Gegenstand zurück. Glaedr trug eine riesige Eichenholztafel vor, die Ellesméra und die umliegenden Gebiete bis in unvorstellbar feine Details als Relief zeigte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein so riesiges Wesen mit einer solchen Präzision arbeiten konnte.
Saphira kam mit einem riesigen Felsen zurück, der nur aus Spiralen zu bestehen schien. Sie wies in Gedanken alle an, mehrere Meter zurück zu treten und spie, nachdem das geschehen war, eine blaue Feuersäule auf den Felsen. Nach einigen Sekunden begann dieser rot zu glühen. Rote Schatten tanzten über die Oberfläche und der gesamte Stein schien sich zu bewegen. Alle drei Werke wurden lautstark bejubelt. Ich ließ meine junge Drachendame meine Bewunderung spüren und sie summte versonnen.
Percys Freunde waren als letztes dran. Von ihnen hatten nur Annabeth, Piper, Frank und Will ein Schriftgut mitgebracht. Die Themen waren extrem unterschiedlich aber in allen war die Liebe in den verschiedensten Formen ein großer Bestandteil. Jedes ihrer Werke konnte sich ohne Probleme mit denen der größten Dichter der Elfen messen. Auch die anderen zeigten Dinge, die weder ich, noch die Elfen, wie es schien, jemals gesehen hatten.
Leo machte den Anfang. Er steckte einige Gegenstände auf Stöcken in die Erde und während er arbeitete, verkündete er, dass er einzig zum beschaffen der benötigten Materialien Magie genutzt hatte. Schließlich befestigte er einige Schnüre an den Objekten, die wie viel zu dicke Pfeile aussahen, und band diese am Ende zusammen. Dann schuf er, ohne ein Wort zu sagen oder sonderlich konzentriert auszusehen, eine Flamme in seiner Hand. Warum er solch ein Risiko für so etwas einging, wusste ich nicht. Als er die Schnüre angezündet hatte, trat er einige Schritte zurück und wies alle an, das selbe zu tun.
Als die Brennpunkte der Schnüre die komischen Pfeile berührten, sprühten dort Funken und es erklang ein Zischen. Die Pfeile flogen wie von selbst durch die Luft und explodierten am Himmel zu tausenden Farben. Man hörte zwar manchmal ein Knallen und oft lautes Rauschen, aber es war nie unangenehm zu hören. Einen Lidschlag später formten sich die Farben zu bunten Figuren, die sich über den Himmel bewegten. Sie erzählten eine lange Geschichte über die vielen Abenteuer. Abenteuer eines Jungen, der spezielle Wasserkräfte hatte und mit diesen mehrmals seine Freunde und Familie retten musste. Die ganze Geschichte spielte in einer Welt, in der es sowohl göttliche Wesen, als auch Monster, im Vergleich zu denen die Urgals wie freundliche, hilfsbereite Wesen wirkten.
Im Vordergrund stand allerdings die Liebesgeschichte eines schwarzhaarigen Jungen und eines blonden Mädchens. Die ganze Vorstellung dauerte fast eine Stunde und während dieser Zeit hatte Leo immer wieder weitere von diesen Pfeilen hinterher geschockt. Als er zum Schluss den gesamten Nachthimmel einmal rot färbte, starrten noch immer alle wie gebannt an den Himmel und schließlich gab es einen so gewaltigen Beifall, wie gefühlt bei allen anderen bisher zusammen. Auch ich war beeindruckt.
Islanzadí rief ihm fasziniert zu: „Was für eine Art Magie ist das?" Leo stieß ein koboldhaftes Lachen aus und antwortete: „Wie schon gesagt, nachdem ich alle Materialien hatte, habe ich keine Magie mehr angewandt und werde das auch nur noch tun um einzelne Überreste aufzusammeln." Diesen Teil sagte er in der alten Sprache. Jetzt schienen wirklich alle Elfen beeindruckt. Rhunön neben mir murmelte: „Vielleicht hat es sich ja doch gelohnt, hier herzukommen", und rief dann mit ihrer kratzigen Stimme: „Könntest du uns beibringen, wie man soetwas anfertigt? In all meinen Jahren als Schmiedin habe ich noch nie etwas derartiges gesehen."
Leos Grinsen wurde breiter und er stimmte zu: „Aber gerne doch. Das könnte mal etwas Abwechslung in diese Stadt bringen." Einige Elfen sahen etwas beleidigt aus, Rhunön lachte allerdings und kommentierte das mit dem Satz: „Wie recht du hast..." Leo sprang von der Bühne und machte so Platz für die nächsten. Das war in diesem Fall Nico. Dieser hob einmal eine Hand und vor ihm erschien ein dunkler Wirbel.
Ehe Fragen aufkommen konnten rief er: „Von diesen Wirbeln ist in jeder eurer Städte einer aufgetaucht. Tretet hindurch, denkt an die Stadt, in die ihr wollt und ihr werdet dort landen. Ich dachte, es wäre schade, wenn einige aus eurem Volk dieses Fest nur aus der Ferne beobachten können. Damit ihr mir das nicht nur glauben müsst, habe ich jemanden gebeten es vorzuführen." Wie aufs Stichwort trat Bloëdgarm aus dem Wirbel. Er stolperte leicht, fing sich jedoch sofort wieder und begrüßte alle Anwesenden. Jetzt waren wirklich fast alle erstaunt.
Rhunön und Glaedr waren die einzigen, die dies zwar interessiert beobachteten, jedoch nicht allzu sehr betroffen wirkten. Islanzadí und Oromis schienen zumindest nicht so stark verwirrt wie alle anderen, man merkte jedoch, dass auch diese beiden maßlos beeindruckt waren. Ich hörte, wie Fürst Däthedr, der ganz in meiner Nähe stand, murmelte: „Wie ist das möglich? Die Elfen forschen seit Jahrhunderten nach einer Möglichkeit, Lebewesen zu transportieren ohne ihnen schaden zuzufügen." und danach laut: „Wie lange hält dieser Zauber?" Ohne mit der Wimper zu zucken antwortete Nico in der alten Sprache: „Auf ewig." Nun stand auch den Elfen mit der besten Selbstkontrolle der Mund offen.
Nico war anscheinend in den letzten Tagen in jeder der Elfenstädte gewesen und hatte diese Magie bereits vorgeführt. In den nächsten Minuten kamen viele Elfen aus den Portalen getreten. Sie alle konnten zwar nicht lange bleiben freuten sich aber, dass sie überhaupt einen Teil der Zeit hier verbringen konnten.
Kalypsos Geschenk war nicht so auffällig wie die der anderen. Als sie vorne stand, zog sie eine kleine Eichel aus der Hosentasche und warf sie auf den Boden, ein gutes Stück vom Menoa-Baum entfernt. Sie grub sich sofort in die Erde ein und nach einer Weile völligen Schweigens wuchs daraus ein kleiner Setzling hervor. Von Sekunde zu Sekunde wurde er sichtbar größer und als er schon mehrere Zoll maß, begann sie zu erklären.
„Dieser Baum wird zu einer stolzen Eiche heran wachsen. Er wird auf eine Weise wachsen, dass jeder sein Inneres begehen kann und er wird von einer Magie durchwoben und gestützt, die Frieden bringt. Wer immer die Räumlichkeiten, die sich im Inneren befinden, betritt, erhält augenblicklich einen Schutz vor jeder Gewalt, sofern er nicht vorher selbst solche verbrochen hat. Niemand kann ihm etwas antun, solange er sich zwischen den Ästen dieser Friedenseiche aufhält. Niemand, nicht ein anderer Elf, nicht ein fremder Eindringling, nichtmal Galbatorix oder Shruikan. Möge Frieden einkehren!" Sie verbeugte sich und trat einen Schritt zurück. Auch dieses Geschenk wurde mit Jubel aufgenommen. Wer könnte auch anders.
Alle anderen trugen entweder ihre Schriften vor, oder vergaben Geschenke, die fast an die dieser beiden heran reichte. Die letzten beiden waren Percy und Annabeth. Letzte fing an und erzählte eine ewig lange Dichtung, die entfernt an Leos Himmelsschauspiel erinnerte. Sie war fast fünfhundert Seiten lang und es gab keine einzige Stelle, die nicht großartig klang und gleichzeitig eine solche Spannung aufbaute, dass niemand bereit gewesen wäre, auch nur eine Seite zu verpassen. Es war mit Abstand das schönste und beste Gedicht, dass irgendeiner der Anwesenden jemals gehört hatte. Selbst die sonst sehr gefühlskalte Schmiedin schien ergriffen.
Ich dachte, das alles sei nicht mehr zu übertreffen. Ich irrte mich schon wieder. Percy führte uns einige hundert Meter durch den Wald an einen kleine Teich. Er deutete einmal mit dem Finger darauf und das Wasser verformte sich. Percy sagte in der alten Sprache: „Dies ist eine vollständige Karte von diesem Land. Wenn sich etwas in der realen Welt verändert, ändert sich auch die Karte. Ihr könnt durch sie hindurch gehen ohne nass zu werden oder fürchten zu müssen, dass ihr sie beschädigt." Zum Beweis schoss Leo einen weiteren dieser komischen Pfeile in den Himmel. Dieser hinterließ das Abbild eines riesigen, bestimmt mehrere Kilometer langen, Bronze glitzernden Drachen. Er sah aus, als bestehe er wirklich aus dem Metall und synchron zu diesem erhob und bewegte sich eine winzig kleine Gestalt eines Drachen über den Wald auf Percys Teich.
Schon bei Nico waren selbst die gefasstesten Elfen aus der Ruhe geraten. Als sie jetzt jedoch auf Percys Teich starrten, sahen sie aus, als wäre soeben alles, was sie für besonders gehalten hatten, bedeutungslos geworden. Nicht einmal Oromis oder Islanzadí gelang es, ihre Münder geschlossen zu halten. Ich hatte übrigens bereits bei Leo mit offenem Mund dagestanden. Selbstbeherrschung ist nicht meine größte Stärke.
Als sich, nach über fünfzehn Minuten, wieder alle Elfen einigermaßen gefasst hatten, sagte Percy: „Auch dieser Zauber hält auf ewig. Ich möchte euch allerdings bitten, keine Fragen zu den Hintergründen unserer Magie zu stelle. Insbesondere bei Nico und mir. Danke!"
Islanzadí nickte und sagte: „So gerne wir auch mehr darüber herausfinden möchten, das ist euer gutes Recht. Nun den, lasst das eigentliche Fest weiterlaufen. Ich heiße alle Neuankömmlinge herzliche willkommen. Wir haben jetzt mehr als 24 Stunden mit dem überreichen von Geschenken und dem Vortragen von Gedichten verbracht. Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, derartige Geschenke hat es noch nie gegeben. Weder bei der Zeremonie, noch bei anderen Anlässen."
Ein weiterer Teil, an den ich noch relativ klare Erinnerungen habe, ist der letzte Morgen der Feier. Alle wichtigen Personen stellten sich in einem Kreis auf und zwei Elfen traten in die Mitte. Sie ließen ihre Gewänder fallen und ich sah, dass sie am gesamten Körper tätowiert waren. Oromis flüsterte mir zu: „Das sind Iduna und Nëya. Pass gut auf, dieser Tanz ist ein wichtiger Teil deines Erbes."
Ich nahm mir seine Worte zu Herzen und sah, dass die beiden Elfen jetzt so aneinander standen, dass ihre Tattoos wie verbunden wirkten. Sie wirkten wie ein einzelner Drache. Nicht ganz so wie Saphira und Glaedr, aber dennoch war es ein Drachen.
Die beiden begannen einen Tanz. Am Anfang war dieser noch sehr langsam, aber mit der Zeit wurde er immer schneller. Ich hörte, wie irgendwo ein Elf Flöte spielte, sah Will, inzwischen konnte ich die Namen der Fremden, der auf einer Leier einzelne Töne dazu anschlug, und eine andere Elfe dazu sang. Auch wenn ich den Text nicht verstand, klang es wunderschön. Der Tanz von Iduna und Nëya wurde immer schneller und irgendwann schien sich der Drache auf ihrer Haut unabhängig zu bewegen.
Nach mehreren Minuten löste er sich vollständig und flog durch die Luft. Man konnte erkennen, dass er nicht wirklich existierte, er konnte jedoch Dinge berühren. Einmal streifte eine seiner Schwingen leicht einen Ast des Menoa-Baums. Dieser Ast wurde dabei einige Meter zur Seite gestoßen. Oromis flüsterte mir zu: „Das ist der Geist des Drachenvolkes. Viele schreiben ihm das kollektive Gedächtnis zu, welches Drachen von Geburt an haben." Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstand hatte und wandte mich wieder dem Drachen zu.
Dieser sah sich um, stieß ein lautes Brüllen aus, welches Glaedr und Saphira erwiderten, und sah schließlich mich an. Er stieß ein lautes Brüllen aus. „ERAGON!", und aus seinem Maul kam ein leuchtender Strahl. Als er mich traf, wurde alles um mich herum schwarz.
Ich wachte in meinem Bett auf und fühlte mich so ausgeschlafen wie noch nie. Verdammt noch eins, das ist ganz klar ein Zeitsprung. Meins! Ich stand auf und flog fast vorne über. Das war viel zu viel Schwung gewesen. Ich schaffte es gerade noch, den Schwung abzufangen und stand nun überrascht in meinem Zimmer. Ich merkte erst jetzt, dass ich alles viel schärfer wahrnahm und viel mehr Geräusche hörte.
Ich fragte Saphira, was passiert war und sie antwortete mit einer gewissen Erleichterung in der Stimme: „Als der Strahl dich getroffen hat, bist du umgekippt. Percy war schnell genug um dich aufzufangen und Oromis hat dich dann hierher gebracht. Er konnte nicht viel für dich tun und musste wieder zurück zum Fest, da er zur Zeit der älteste Reiter ist. Unter anderen Umständen hatte er gewartet, bis du aufwachst. Das ist jetzt etwa eine Stunde her. Arya ist ziemlich besorgt um dich, auch wenn Will ihr versichert hat, dass du nur ohnmächtig bist. Sie würde sich, denke ich, freuen, wenn du mit ihr sprechen würdest." Irgendwie freute mich der letzte Satz besonders. „Das ist ja sowieso noch an mehreren Stellen nötig", ergänzte sie spitz.
Ich grummelte irgendwelche unverständlichen Worte vor mich hin, als Antwort auf ihre letzte Anmerkung, machte mich schnell auf den Weg nach unten und ließ mich von Saphiras Erinnerungen zurück zum Fest leiten. Ich ging erst zu Oromis, um ihm mitzuteilen, dass es mir wieder gut ging, und nachdem dieser mir versichert hatte, dass jetzt weder die richtige Zeit noch der richtige Ort war um über das zu sprechen, was passiert war und das wir das beim nächsten mal Unterricht besprechen würden, machte ich mich auf die Suche nach Arya.
Ich fand sie schließlich an einem kleinen Bach, der etwas abseits vom Hauptteil des Festes lag. Mondlicht fiel nur spärlich durch das Blätterdach des Waldes und auf dem Boden waren nun die kleinen Flecken aus Licht zu sehen, die im Herbst immer das gelbe Laub beleuchteten, aber es war kein Sonnenlicht, es war nur der Mond. Die Elfe saß am Ufer und blickte versonnen ins Wasser, ein Bild, was ich vermutlich nie vergessen würde. Sie schien derart in Gedanken versunken, dass sie mein Näherkommen erst bemerkte, als ich mich neben sie setzte.
Sie fuhr etwas erschrocken hoch, lächelte dann aber und fragte schließlich: „Schön, dass du wach bist. Wie geht es dir?" Ich lächelte schief. „Gut. Und dazu tragen zwei Dinge ihren Teil bei. Das erste ist, dass ich mich wacher und aufmerksamer fühle als je zuvor. Ich fühle mich wie es bei euch in den wenigen Erinnerungen, die du und Oromis mit mir geteilt habt. Ich sehe, rieche und höre viel mehr und jede Bewegung fühlt sich mühelos an..."
Arya hob interessiert die Augenbraue und meinte: „Das klingt spannend. Die Zukunft wird zeigen, was das bedeutet. Mir ist allerdings nicht entgangen, dass du gesagt hattest: ‚zwei Dinge'. Was ist das zweite?" Jetzt war ich doch etwas verunsichert, sagte aber schließlich mit einem schiefen Lächeln: „Dass ich mit dir zusammen hier sitzen kann."
Sie blickte etwas überrascht und ich war nicht sicher, ob ich einen Fehler gemacht hatte. Ich wollte gerade anfangen mich zu entschuldigen oder ähnliches, da sah ich, dass sie lächelte. Genauso unsicher, wie ich mich fühlte, vielleicht auch zum Teil etwas traurig, aber sie lächelte. Ein leises Flüstern: „Ich finde es auch schön mit dir hier zu sitzen. Aber bitte Eragon..." Ich merkte erst jetzt, dass sie in die alte Sprache gewechselt war. Der Anfang dieses letzten Satzes klang allerdings nicht besonders gut.
„...gib mir Zeit. Ja, ich habe mich seit dem Tod von Fäolin mit niemandem mehr so verbunden gefühlt wie jetzt mit dir, aber... ich brauche Zeit das alles zu verarbeiten und meine Gedanken zu ordnen." Ich nickte und flüsterte ebenfalls in der alten Sprache: „Soviel du brauchst. Ich kenne dich inzwischen gut genug um zu wissen, dass du nicht in Frieden leben kannst, ohne genug Zeit für dich selbst zu haben." Jetzt lächelte sie wieder und flüsterte ein leises „Danke", mit der Anmerkung: „Nicht vielen wäre das in den wenigen Monaten aufgefallen, die wir uns jetzt kennen." Kompliment, versteckt einwandfrei nach elfischer Art. Kannst du bitte nicht solche Szenen sprengen? Die beiden geben sich Mühe. Und ich auch. Sowas zu schreiben ist echt nicht leicht.
Wir saßen noch einige Minuten schweigend nebeneinander und genossen unsere gegenseitige Anwesenheit. Nach einigen Augenblicken lehnte Arya ihren Kopf gegen meine Schulter. Ich blickte sie überrascht an, ließ es aber gerne zu. Nach bestimmt zehn Minuten, die wir in die Tiefen des Waldes oder in den Bach gestarrt hatten, hob Arya langsam ihren Kopf und flüsterte: „Komm, lass uns zurück zu den Anderen gehen! Noch klingen die Gesänge, noch läuft diese Feier." Ich nickte und erhob mich ebenfalls.
Als ich gerade losgehen wollte, beugte sich Arya vor und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. Ich war auf viel vorbereitet gewesen, aber nicht auf soetwas. Während ich versuchte, mich wieder an meinen Namen zu erinnern, Tanzten in meinem Magen einige ziemlich große Tausendfüßler Ringelreihen.
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6410 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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