Kap. 19 Wettkampf

Percy pov

Das Training der anderen lief gut. Sie alle wussten, dass das vermutlich das letzte Mal war, dass potentiell ihr Leben davon abhing, wie gut sie waren, und das brachte gleich auf zwei Ebenen Motivation. Für ein finales Ziel kann man sich oft viel leichter motivieren, als für eins, auf das immer noch ein Schritt und noch einer und noch einer folgt.

Gegen Ende dieser Zeit waren sie alle zusammen sogar fast so mächtig, dass sie einen von uns, der keine Fähigkeiten benutzte, im Kampf festzuhalten. Wir waren schneller, stärker und ausdauernder, hatten obendrein auch noch eine weit ausgeklügeltere Technik, aber gegen neun waren wir tatsächlich eindeutig im Nachteil. Im Großen und Ganzen wog sich das ungefähr aus.

Natürlich nur solange, bis der jeweils andere von uns beiden dazu kam und wir Rücken an Rücken kämpften. In diesem Zustand waren selbst die alle und Chaos zusammen nicht in der Lage, einem von uns beiden auch nur einen oberflächlichen Kratzer zu verpassen.

Es fühlte sich alles intuitiv an, jede Bewegung so abgestimmt, dass wir damit keine verwundbare Stelle des anderen preisgaben und ihn nicht an seinen Bewegungen hinderten, aber gleichzeitig auf unserer Seite alles abwehrten und zurück schlugen. Es war immer ein Balanceakt, wo man die Extraanstrengung selbst wählte und wo man darauf vertraute, dass der Partner ausweichen würde. Jedoch ein Balanceakt, bei dem die richtigen Schritte vom Unterbewusstsein vorgegeben wurden.

Trotz dieser Niederlagen hatten auch sie alle viel gelernt und ich hatte das Gefühl, sie könnten Tartarus, der ja obendrein nicht gerade geübt im Umgang mit einem menschlichen, physischen Körper war, zumindest im Nahkampf halbwegs standhalten. Dass seine Fähigkeiten älter, tiefer verankert und dadurch mächtiger waren, stand außer Frage. Aber sie sollten ja auch nicht die finale Konfrontation sein.

Während sich die anderen nach Ablauf der Zeit zurück nach Hogwarts teleportiert hatten, reisten Annabeth und ich nochmal zu Mom. Natürlich war es hier wieder ein paar Stunden später, früher Abend genau genommen, denn wir hatten an diesem Tag bereits unterrichten müssen, aber scheinbar noch früh genug für Besuch. Ich hatte sie das letzte Mal zwei Wochen zuvor gesehen und abgesehen davon, dass ich sie auch jetzt schon vermisste, sie und Estelle, war in dieser Zeit auch einiges geschehen.

Die meisten dieser Dinge waren natürlich direkt oder indirekt meine Schuld gewesen, aber das spielte hierbei nicht die zentrale Rolle. Wir saßen nun wieder mit ihr zusammen im Wohnzimmer, Paul hatte es dieses Mal wieder geschafft, gerade ungünstig anderweitig beschäftigt zu sein, sodass nur Mom als aktive Zuhörerin im Raum war. Meine kleine Schwester saß zwar auch auf meinem Schoß, aber sie würde das wenigste, vielleicht garnichts von dem verstehen, worüber wir sprachen.

Ich war nun gerade kurz davor, mit Annabeth zusammen die Katze aus dem Sack zu lassen und ich musste dabei ihre Hand halten, da ich sonst zu nervös wurde.

Es überrascht vermutlich niemanden, wenn ich sage, dass Mom es mir schon längst angesehen hatte. „Also, was ist passiert? Was möchtest du mir gleichzeitig erzählen und verschweigen?" Hab ich schon erwähnt, dass sie anscheinend ohne weiteres Gedanken lesen kann?

Ich holte tief Luft. „Also... eskönnteseindassannabethundichmöglicherweisevielleichtverlobtsindundwirimsommerheiratenwollen", raste ich durch den Satz, den ich mir seit mehreren Minuten immer wieder zurecht gelegt, ihn wieder in Bestandteile zertrümmert und neu gefunden hatte.

Ja, ich hatte ziemlich sicher schneller geredet, als jedes normale Wesen verstehen könnte. Sie starrte mich an, blinzelte, ließ eine kurze Pause und fragte: „Ist das Geheimcode oder gibts das auch in verständlicher Geschwindigkeit?"

Und spätestens jetzt war ich vermutlich verloren. Ich hatte es ja schon ausgesprochen und somit gab es kein zurück mehr. Annabeth entschied jedoch, dass sie mir die Situation nochmal extra angenehm machen wollte, indem sie vor mir reagierte. „Also, Percy war bestimmt einfach nur zu nervös, um das ganze in normaler Geschwindigkeit auszudrücken. Hier nochmal die eigentliche Botschaft..." Die beiden Frauen schmunzelten, Sally noch mehr als Annabeth. Hilfe, wo war ich hier hingeraten?

Meine liebe und unterstützende Freundin begann nun überdeutlich und nochmal Wort für Wort meine Mitteilung zu rezitieren, so dass es mir nochmal extra unangenehm wurde. Als sie für einen Lidschlag schwieg, sah ich, wie sich ihre Mundwinkel zu einem Feixen verzogen. Sie machte das mit voller Absicht.

Als sie mich zu Ende geärgert hatte, konnte ich einige Gedanken selbst blind von hinten aus dem Gesicht von Mom ablesen, wohingegen andere sich offenbar so tief verbargen, dass ich selbst mit meinen selten benutzten telepathischen Fähigkeiten lange hätte suchen müssen. Aber es war offenkundig eine Menge verschiedener Dinge, was da in ihr vorging.

Alles was sie jedoch vorerst mit leicht zitternder Stimme anmerkte, war: „Mit siebzehn? Ihr wisst schon, dass das gesetzlich verboten ist?" Für meine Antwort hätte ich mir im Nachhinein gerne eine geklatscht, auch wenn sie ihren Zweck erfüllte. „Brückenbögen in die Luft jagen und Ehemänner umbringen auch, oder?" Jetzt wurde ich von zwei Seiten angestarrt. Offenbar konnten sie auch nicht glauben, dass ich das tatsächlich gesagt hatte.

„Außerdem", ergänzte ich, jetzt wieder auf der Seite der sinnvollen Rechtfertigungen, „Ich habe mich lange an Orten aufgehalten, an denen die Zeit langsamer läuft. Damit handelt es sich auch hierbei nur um eine Zahl, die sich bei Bedarf mit einem kleinen Einbruch in die nächste Behörde ändern lässt."

Ein bisschen wie die Stimme des Engelchens flüsterte Annabeth Sally deutlich hörbar zu: „Du kennst ihn noch besser als ich. Du weißt, dass er sowieso darauf bestehen wird, also kannst du dich auch einfach für ihn freuen." Ich kann nicht so recht beschreiben, wieso das so war, aber Annabeth, die meiner Mutter gut zuredete, damit sie, Mom, meine Entscheidung akzeptierte, obwohl diese sie, Annabeth, eigentlich auch davon betroffen wäre, hatte etwas extrem amüsantes an sich. Vor Erheiterung verlor ich sogar meine Fähigkeit, gut verständliche Sätze zu formulieren.

Moms Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass wir vielleicht noch eine Chance hatten, sie wohl zu stimmen, also versuchte ich es weiter mit gutem Zureden. „Außerdem, bei einer ursprünglichen Lebenserwartung von fünfzehn Jahren haben wir damit doch schon viel länger gewartet, als es die meisten mit einer normalen Lebenserwartung tun", stellte ich fest. Dass wir damit nach unserem statistischen Tod heirateten, ließ ich einmal außen vor.

„Das kann ja sein", erwiderte sie, „aber ihr seid beide noch unerfahren. Zumindest in einigen Bereichen. Ich will nicht sagen, dass ich glaube, dass ihr euch so sehr streiten werdet, dass ihr dadurch auseinander kommt, aber ich habe solche Dinge schon gesehen. Könnt ihr mir eine verlässliche Garantie liefern, dass das bei euch nicht passieren wird? Nein, Percy, Bauchgefühl zählt auch bei dir nicht." Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah mich streng an.

Zumindest das war mal eine Frage, die ich ehrlich und vernünftig beantworten konnte. „Ja, sogar eine Vielzahl. Zuerst einmal, das letzte und einzige, an was ich mich erinnern konnte, als ich mich eigentlich an nichts erinnern konnte, war ihr Name und Gesicht. Zweitens, könnte es sein, dass...", ich brach ab. Jetzt hatte ich das Gespräch genau an die Stelle gelenkt, wo ich es eigentlich nicht haben wollte.

Aber Moms Blick war deutlich. Ich hatte es angedeutet, ich würde nicht mehr darum herum kommen, es auch zu Ende zu erklären. Und so nahm ich Annabeths andere Hand, um weiter die Nerven zu behalten, während ich anfing zu erzählen. „Vielleicht haben wir bei unserer Erzählung über die Reise nach Griechenland etwas gekürzt, von dem Zeitpunkt an, an dem wir die Athena Parthenos gefunden haben." - „Ja, ich höre?"

Annabeth sprang für mich ein, als sie sah, dass ich wieder zögerte. „Ich habe mich mit einem Fuß in Arachnes Faden verfangen und als sie hinab in die Grube gestürzt ist, hat sie mich mit sich gerissen. Percy...", sie stockte kurz. Jedes Mal, wenn wir über diese Erinnerungen sprachen, kam auch ein Teil der Emotionen mit dazu. Ich spürte, wie der Druck um meine Hände fester wurde.

„Percy war nicht bereit, mich zu verlieren, und hat mich festgehalten. Wir sind ein paar Meter gestürzt, aber er hat sich mit einer Hand an einem Vorsprung und mit der anderen mich festgehalten. Aber er konnte mit einem Arm nicht mich und die Spinne halten. Statt mich aber loszulassen, wie ich ihn angefleht habe, ist er mit mir mitgefallen. Seine letzten Worte davor haben sich mir als Versprechen eingebrannt. ‚Ich lass dich nicht von mir weg. Nie wieder!" - „ ‚Solange wir zusammen sind!'", flüsterte ich.

Für eine Weile wurden wir von Stille eingehüllt und mein Blick ging ins Leere. Wie das so oft passierte, wenn die falschen Gedanken zurück kamen. Es war vielleicht vorbei, aber die Gefühle, der Schmerz, die Furcht fühlten sich in diesem Moment so frisch an, wie genau in diesem Moment. Nur dass es kein Adrenalin gab, was sie unterdrückte. Genau daran merkte man, dass die Zeit auf Orbis Terrarum Chaos irgendwie nicht wirklich zur Verarbeitung beitrug. Wir trainierten, wir lernten, aufeinander acht zu geben und aufeinander abgestimmt zu agieren, aber die Erinnerungen blieben gleich schrecklich.

Ich spürte, wie meine Gedanken sich auf den Weg in eine Abwärtsspirale machten, verlangsamt oder aufgehalten nur durch Annabeths Nähe, aber dann kam ein neuer äußerer Faktor dazu, den selbst die grausamsten Gedanken nicht voraussehen konnten und gegen den selbst die schrecklichsten Erinnerungen machtlos waren. Estelle war aufgewacht und zog ein wenig an meinem Arm, sodass sie sich daran festklammern konnte. Ihre kleinen Stummelärmchen waren erstaunlich kräftig und zogen so meine Aufmerksamkeit auf dem effektivsten Weg auf sich, den man sich nur denken konnte.

Gerade in diesem Moment hörte ich, wie Mom flüsterte: „Es tut mir leid, Percy. Es tut mir so leid. Ich hätte eurem Urteil vertrauen müssen." Und ein paar Sekunden später fanden wir alle uns in einer Gruppenumarmung wieder. Selbst Estelle beteiligte sich auf meiner Schulter daran.

Das war definitiv nicht die Art, wie ich geplant hatte, dass das ganze verlaufen würde, aber irgendwie hatte der falsche Weg doch zum richtigen Weg geführt. Wir aßen gemeinsam zu Abend und ich stehe weiterhin zu der Aussage, dass Mom die beste Köchin ist, die es gibt. Selbst magisches Essen im Camp, in Hogwarts oder auf dem Olymp hatte dem nichts entgegenzuhalten.

Als wir uns später in der Nacht verabschiedeten, versprach sie uns im Hinausgehen: „Ich kümmere mich um eure Hochzeit. Es wird alles gut werden!" Ich bedankte mich und umarmte sie zum Abschied fest. „Wenn wir helfen können oder du irgendetwas dafür brauchst, insbesondere triviale Dinge wie Geld, dann kontaktier uns einfach. Du kennst die Möglichkeiten."

Sie nickte dankbar und lächelte. Nach einem kurzen Augenblick von beidseitigem Zögern verabschiedete sich auch Annabeth mit einer festen Umarmung. „Pass auf ihn auf", bat Mom. Mein weises Mädchen lächelte glücklich. „Ich werde mein bestes geben. Aber er macht es einem wirklich nicht leicht."

Ich blickte sie beide empört an, aber sie lachten nur. Ich verdrehte die Augen. „Auf Wiedersehen, Mom." - „Auf Wiedersehen, Schatz." Und wir lösten uns zu einem sanften, langsam verblassenden Leuchten auf.

Tatsächlich kamen wir durch die Zeitverschiebung sogar noch über eine Stunde vor dem Abendessen in Hogwarts an. Das hatte den praktischen Vorteil, dass wir uns noch eine Weile erholen und etwas Zeit für uns selbst nehmen konnten.

Wir hatten nämlich vor, noch eine Kleinigkeit zu verkünden, die auch die Schüler motivieren würde, denen ihr eigenes Überleben nicht wichtig war. Gut, das ist übertrieben, aber es könnte ein spaßiger Ansporn sein, der vielleicht das Ganze zumindest ein bisschen aus dem Kontext von ‚kämpfe oder stirb' heraus hob.

Als also alle in der Halle saßen und sich gerade ans Essen machen wollten, beging ich das gleiche Verbrechen für das ich schon Dumbledore böse gewesen war. Ich verlängerte die Zeit, bis sie etwas zu essen bekämen.

Ich teleportierte mich nach vorne vor den Lehrertisch und Annabeth tat es mir gleich. Die sollte schließlich auch den Anteil bekommen, den sie wollte. Trotzdem begann ich auch diese Ankündigung.

„Liebe Schüler, ich bin sicher, viele von euch können die ganzen neuen Ankündigungen langsam nicht mehr hören. Ich bezweifle auch, dass es die letzte sein wird, aber vielleicht werden es jetzt langsam mal weniger. So oder so, wir möchten ankündigen, dass wir pro Jahrgang ein Turnier im Winter veranstalten werden. Wir visieren dafür den zehnten Dezember an. Jeder kann mitmachen, jeder kann seine Fähigkeiten austesten und wir geben wie immer jedem Teilnehmer eine Garantie, dass ihr zum Ende des Turniers unversehrt sein werdet."

Ich sah schon einige interessierte Gesichter, aber die Zahl stieg noch um einiges, als Annabeth ergänzte: „Für die jeweiligen Gewinner gibt es übrigens auch noch eine kleine Überraschung, die euch mit Sicherheit gefallen wird. Ihr könnt euch bis zum Vortag an- oder abmelden. Das Turnier wird draußen stattfinden, um euch ein paar mehr Möglichkeiten für Strategien zu lassen. Viel Spaß!"

Und damit hatten wir uns die Begeisterung der Schüler gesichert. Es gab einen umfangreichen Applaus, tatsächlich von allen Tischen, und wir machten Platz für das wichtigste Ritual des Tages, Essen.

In den nächsten Wochen und Monaten schliff sich langsam eine Routine ein. Wir besuchten immernoch ein paar Fächer, aber da ich zusätzlich zu allgemeiner Verteidigung auch noch Verteidigung gegen die dunklen Künste übernommen hatte, waren es eher Ausnahmen.

Es war wirklich faszinierend, wie begeistert die meisten Schüler waren, wenn wir mit ihnen Unterricht hatten. Es schien fast, als würden Lehrer, die auf lebensnahe Lernziele hinarbeiteten hier eine wahrhaftige Rarität sein. Es gab zwar einige, vielleicht zwei Dutzend aus überwiegend den obersten Jahrgängen, die ich binnen der ersten zwei Wochen aus der Gruppe warf, weil sie die anderen absichtlich am Lernen störten, aber darauf war ich vorbereitet gewesen. Es war schließlich nur eine kleine Teilgruppe.

Und entsprechend machten sie auch Fortschritte. Den ersten stehenden Koloss aus einem Element hatten wir schon Anfang Oktober gesehen. Zwei Wochen später wurde selbst der Patron des Wassers, der am schwierigsten zu meistern war, zum ersten Mal gemeistert.

Und dann, so faszinierend es auch war, als es im späten November zum ersten Mal schneite, entdeckte ein Junge aus dem ersten Jahrgang seine Begabung. Der Schnee hatte ihn schon vorher begeistert, aber als wir den Schülern dann ein weiteres Mal zeigten, wie ihr Patronus, den sie bis dahin schon ausnahmslos geschafft hatten, in ein Element eintauchen konnte, hatte er sich für ein kleines Experiment entschlossen.

Wir fingen eigentlich mit einer Kerzenflamme, einer Pfütze oder einem kleinen Sandhaufen an, aber als er mich mit leuchtenden Augen fragte, ob es auch mit Schnee gehen würde, nannte ich ihm auch dafür den Zauberspruch und er versuchte es. Das Weiß auf der gesamten Lichtung zog sich immer weiter zusammen und türmte sich vor ihm auf. Schlussendlich stand der kleine vor einem lebendigen Schneemann in meiner Größe.

Als wäre das nicht genug, so forderte er mich mit seinem Schneemann eine Woche später zu einem Boxkampf heraus. Die Idee war so absurd und kindisch, dass ich natürlich sofort zusagte. Mein Fazit: Schnee kann ganz schön fest zuschlagen und Gegner, die ihre Form wieder annehmen, wenn man sie zerschlägt, sind ganz klar unfair. Nicht so, dass ich das nicht auch könnte und tun würde, aber das war etwas anderes, weil... weil ich es bin.

Und über all diese Dinge merkte ich garnicht, wie die Zeit voran schritt. Es könnte vom Gefühl her nur ein Tag gewesen sein und schon war der Abend vor dem Turnier angekommen. Macht der da eigentlich gerade genau das, was ich beruflich mache ohne Bezahlung? So eine Frechheit, der macht den Markt kaputt.

Die Anzahl an Schülern, die sich angemeldet hatten, war wirklich extrem. In ausnahmslos jedem Jahrgang meldeten sich genug für fünf Runden an. Natürlich gab es in jedem Jahrgang einige Favoriten und Wetten, die hinter den Rücken der Lehrkräfte abgeschlossen wurden, aber an diesen beteiligte ich mich ausnahmsweise nicht. Es wäre einfach unfair, da ich als Lehrer eigentlich keine Lieblinge oder Ähnliches haben sollte. Man könnte es bestimmt irgendwie rechtfertigen, aber ich hielt mich raus.

Leo nicht. Er setzte einen ziemlich hohen Betrag auf Harry und wettete gegen den Jungen, dessen Schneemann im Boxen gegen mich immer wieder aufgestanden war, allein weil er Schnee nicht mochte. Nach seiner Erfahrung mit Chione war das völlig nachvollziehbar, aber um ehrlich zu sein, eine taktische Wette war es definitiv nicht. Der Kleine hatte definitiv keine schlechten Karten.

Jetzt ist meine time to shine. Eben wollte Percy mir meine Arbeit klauen, aber ich beweise ihm, dass ich das besser mache. Hier, ab zum Turnier.

Es war inzwischen die Runde der Sechstklässler und ich musste schon wieder lachen, als ein übellauniger Leo an mir vorbei stampfte. Er kam noch immer nicht darüber hinweg, dass ihn ein Schneemann gerade mehr als den Wert eines Goldbarren in der Währung der Zauberer gekostet hatte.

Er hatte schon angefangen zu feiern, als der andere Finalist ein irdenes Monster geschaffen hatte und einen baumstammgroßen Stein durch die Luft auf den Schneemann zufliegen lassen hatte. Der Stein hatte Leos Feindbild völlig niedergeschmettert. Bis dahin hatte er noch gelacht. Dann hatte sich der Schnee um den Stein herum wieder erhoben und ihn in seine Mitte eingeschlossen.

Die beiden Konkurrenten hatten sich vollständig gegen den Nahkampf entschieden und ließen ihre Patroni die Arbeit machen. Das allerdings taten sie für ihr Alter mit Meisterschaft.

Enttäuscht von dem Misserfolg ließ der andere, der sich, wie man merkte, sehr auf Steine und Erde konzentriert hatte, seine irdene Gestalt vorstürmen. Diese bildete im Angriff eine Faust aus einem soliden Stein, die mit Sicherheit einiges an Durchschlagskraft gehabt hatte. Aber vergeblich. Er schlug gegen den Stein im Zentrum des Schneemanns und die Faust zersplitterte.

Aber nicht nur das, der Schnee schloss sich um diese Splitter und gefror zu Teilen so, dass es nicht mehr primär ein Schneemann war. Es war ein Eismonster, das zwar große Teile aus Schnee besaß, aber an allen wichtigen Stellen mit spitzen Steinen und Eis gepanzert war.

Es war ein Faustkampf entstanden, aber der Schneejunge hatte so viel Willenskraft und vertrauen in sein Wesen, dass es sich von jedem Treffer erholte und dann doppelt so fest zuschlug.

Die Auseinandersetzung dauerte eine Weile, aber schließlich hatte eine schnelle Schlagfolge aus Stein und Eis den Patron der Erde in Stücke gesprengt. Dessen Beschwörer versuchte noch eine Weile, mit allen möglichen Mittel, von Feuer bis Rückstoß, irgendwelchen Schaden anzurichten, aber der Eistitan, diesen Namen hatte er sich verdient, richtete sich immer wieder vollständig auf. Irgendwann sah er das dann ein und hob zum Zeichen der Aufgabe die Arme. Leo war im selben Moment in Flammen aufgegangen.

Die anderen Duelle hatten sich immer weiter gesteigert, eines war spektakulärer als das andere. Es war wirklich bemerkenswert, wie viele verschiedene Taktiken sich gebildet hatten. Ein Mädchen aus der vierten hatte es bis ins Halbfinale geschafft, ohne einen einzigen Zauber zu benutzen, alleine dadurch, dass sie ihren Gegnern den Zauberstab geklaut hatte. Geschlagen worden war sie zum Schluss von einem Jungen, der glaube ich sogar aus ihrem Haus kam und von seinem ersten Duell an keinen Fuß bewegt hatte. Er war bewegungslos stehen geblieben und hatte alleine mit Zaubersprüchen Kampf um Kampf gewonnen.

Nach ihnen kam dann auch bald der erste Kampf, in dem einer der Schüler antrat, die ich hatte rauswerfen müssen. Ich hatte ihnen die Teilnahme nicht verwehrt, aber ihren Nachteil hatten sie sich selbst zu verschulden. Er flog allerdings auch schon in seiner ersten Runde wieder raus. Das erste und einzige Mal, dass einer von ihnen weiter kam, war bei den Siebtklässlern.

Dieser ziemlich brutal aussehende junge, Theodor Nott wenn ich mich richtig erinnere, schaffte es mit einer Hand voll sehr rücksichtslosen Taktiken bis ins Halbfinale. Dort traf er auf Hermine. Ich wusste nicht so ganz, ob ich mir darum sorgen machen sollte. Ich wusste, dass Nott zu denen gehörte, die sich an der Herrschaft von Lord Waldemar nicht so besonders gestört hatten oder hätten. Dementsprechend war er wohl auch Hermine gegenüber eingestellt. Auf der anderen Seite war sie allerdings auch eine außergewöhnliche Hexe, die vermutlich selbst mit diesen Problemen klarkommen würde.

In etwa dieser Reihe waren auch meine Gefühle während dem Kampf. Kaum hatten wir den Kampf eröffnet, schwang er seinen Stab und brüllte: „Pestis Incendium" Es war der vielleicht verheerendste Fluch, der nicht zu den unverzeihlichen gehörte, die das Ministerium verbot. Ein riesiger Schwall aus Flammen, die verschiedene Raubtiergestalten annahmen, brach aus der Spitze des Stabes hervor und breiteten sich rasant aus.

Ich machte mich schon bereit, im Notfall den Kampf zu unterbrechen, doch ich hatte diese Rechnung ohne Hermine gemacht. „Ventus arcanum!", schrie sie und die Luft um uns herum begann sich zu bewegen. Erst langsam, dann wurde sie immer schneller.

Dem ersten anstürmenden Biest blies eine so feste Böe in die lodernde Fratze, dass es buchstäblich zu Funken zerstob. Das funktionierte vorerst ganz gut, aber das Dämonenfeuer gehörte zu der Art Magie, die sich, sobald sie einmal frei gesetzt worden war, leicht selbstständig machte und dann fast nicht mehr zu stoppen wäre. Es wurde nämlich mit der Zeit kaum schwächer.

Das wusste auch Hermine und so setzte sie den Kampf mit der nächsten Glanzleistung fort. „Patronus environmentalis!" Nicht nur hielt sie zwei mächtige Zauber gleichzeitig unter Kontrolle, denn der Wind wurde keinen Deut schwächer, sondern obendrein wandte sie jetzt schon Fähigkeiten an, die wir in der letzten Stunde angefangen hatten. Sie erweiterte den Bereich, auf den der Patron zugreifen konnte.

Er konnte nun nicht nur auf Gestein und Erde zugreifen, nein, der Patron Bäume auf sich selbst wachsen, mit denen er im Kampf gegen Theodores Fluch der Flammen zu einem wahren Feuerdämon wurde. Das Inferno hüllte den Koloss ein und wand sich um ihn, in dem Versuch, ihn niederzubrennen. Das gelang aber nicht.

Erde und Stein schmolzen und ein riesiges Monster, das erstaunlich viel Ähnlichkeiten mit Filmdarstellungen von Dämonen, Titanen oder dem Teufel hatte, entstand aus Magma und Membranen aus flüssigem Glas. Es war jetzt vielleicht schwerer zu kontrollieren, aber dafür umso gefährlicher für jeden Gegner.

Der Gigant warf sich auf das Zentrum des Feuers und versuchte, es auf diese Weise auszudrücken. Zum Brennen brauchte es zwar keine Luft, aber es brauchte irgendwelchen Raum. Im steinernen Herzen eines Riesen konnte es nicht frei lodern.

Der Lavakrieger glühte immer heller, bis gegen Ende Teile von ihm begannen, in hellem Orange, teilweise sogar in weiß zu glühen. Aber irgendwann schien es nicht mehr mehr zu werden.

Der Riese erhob sich wieder und stapfte mit großen, schweren Schritten auf Theodore zu. Mit jedem Schritt versengte es den Boden und hinterließ tiefe Furchen.

Hermine hielt sich den Zauberstab an die Kehle und rief, mit magisch verstärkter Stimme: „Gib auf, Nott. Deine kleine Kerze ist aus und die Elemente stehen gegen dich!" Angesprochener starrte sie mit hassverzerrtem Blick an, der vor Mordlust nur so triefte. Er versuchte noch Widerstand zu leisten, aber Hermines Krieger hob langsam einen Arm und setzte zum Schlag an. Der Slytherin-Junge, wie ein großer Aufnäher auf seiner Brust einwandfrei zeigte, war dann doch zu stolz zum weglaufen und so ließ er seinen Zauberstab fallen, auch wenn seine Mimik noch immer den Wunsch verkörperte, Hermine an die Gurgel zu gehen. Da diese sich jedoch mit einem Aufrufezauber seinen Stab geholt und ihren eigenen auf ihn gerichtet hatte, hatte er wohl nicht die beste Ausgangslage.

Es gab viel Applaus, denn nicht völlig überraschend, wenn ihr mich fragt, waren Theodore und seine Einstellung aus dem letzten Jahr in dieser Schule wirklich nicht mehr besonders beliebt. Ich hätte zwar in beiden Fällen für den Sieger geklatscht, aber ganz klar nur für Hermine mit echter Freude für ihren Sieg.

Und dann war auch schon das nächste Duell an der Reihe. Eins, auf das vermutlich jeder gespannt war. Harry gegen Draco. Beim Auswürfeln des Plans hatte sich nämlich überraschend eben das ergeben. Die beiden würden erst so spät aufeinander treffen können. Der Sieger dürfte dann gegen Hermine antreten.

Sie begannen das Duell auf die selbe ehrliche Weise, wie man es traditionell tat. Sich zuerst die Hand geben, dann auseinander laufen und dann geht das Feuerwerk los.

Sie fingen mit Kleinigkeiten an. Zuerst sogar noch mit den selben Zaubern, die man vielleicht in der ersten Hälfte seiner Schulkarriere beigebracht bekommen hätte. Draco versuchte, Harry zu schocken, Harry versuchte, Draco zu entwaffnen. Das Ganze schaukelte sich dann aber doch sehr schnell hoch und kaum eine Minute später versuchte Draco, Harry mit einem großen Stein niederzuschlagen, woraufhin Harry versuchte, Draco einzuäschern.

Keiner von ihnen hatte jedoch Erfolg und so steigerten sie sich irgendwann, bis Harry aus einem weiteren Angriff aus Flammen einen sehr fortgeschrittenen Patron schuf. Ein riesiger infernaler Phönix, der sich in die Luft schwang und nur Sekunden später bereit zum Angriff war. Diese Zeit nutzte Draco allerdings, um einen gigantischen Krieger aus Lehm, Erde und Stein zu formen, der alle bisher da gewesenen um viele Meter überragte.

Phönix und Golem begannen nun immer wieder, einander zu bedrängen. Ersterer konnte fliegen und zu einem gewissen Grad auch auf Entfernung angreifen, aber zweiterer war größer und viel stabiler.

Harry versuchte dann irgendwann, mit seinem Patron den anderen zu umkreisen, damit dieser sich von hinten nicht verteidigen konnte. Er hatte seine Rechnung jedoch ohne die Magie gemacht. Drei Runden flog sein Phönix und genau so oft drehte sich der Oberkörper des Golems um seine eigene Achse, ohne dabei einen Fuß vom Boden zu nehmen und dadurch sein Gleichgewicht zu gefährden.

Und dann versuchte der Junge, der überlebte, etwas waghalsiges. Dieser Kampf der Giganten würde noch lange weitergehen, tatsächlich, die Schlacht lief weiter, während er seinen Plan ausführte, er hatte nämlich offenbar gemerkt, dass Dracos Blick fast kontinuierlich auf die Flammen im Himmel gerichtet war. Ein klarer Fehler, der bei mir schon immer von selbst verhindert war. Ich konnte mich nicht auf eine Sache konzentrieren. Ich musste immer in jede Richtung schauen. Die Vorteile meiner Hyperaktivität.

Hier jedoch war es ein Fehler. Er sah so nämlich nicht, wie Harry durch die Beine seines Riesen auf ihn zu sprintete, bis dieser nur noch zwei Meter vor ihm stand und sich auf ihn warf. Der Phönix flog nämlich gerade fast senkrecht über Draco, sodass dieser steil nach oben gucken musste.

Nun wurde er zu Boden geschleudert und hätte sich vielleicht sogar schwer dabei am Nacken verletzen können, darüber hatten wir sehr viel im Unterricht gelehrt, aber die beiden waren inzwischen so weit, dass sie einen Wettkampf ausfochten, kein Duell auf Leben und Tod. Eine Hand von Harry griff hinter seinen Kopf und schob diesen vor auf die Brust. Er spannte die richtigen Muskeln dann gerade noch rechtzeitig an und so blieb sein Kinn im Fallen auf der Brust. Trotzdem war er in diesem Moment etwas benommen und während dieser Benommenheit riss Harry ihm den Stab weg, fixierte mit einer Hand beide Hände seines ehemaligen Feindes so weit, dass dieser zumindest ein paar Sekunden brauchen würde, um sich daraus zu befreien, und hielt ihm die Spitze seines eigenen Zauberstabs an die Kehle.

Draco starrte ihn böse an, gab aber nach wenigen Sekunden auf und wurde aus dieser Position freigelassen. Obwohl es eine vergleichsweise freundschaftliche Auseinandersetzung gewesen war, war der Triumph in Harrys Gesicht unverkennbar. Diesen Moment hatte er sich vermutlich schon seit Jahren erträumt.

Es gab einen großen Applaus, aber ich hatte das Gefühl, durch Dracos Verhalten in den letzten Monaten waren die meisten ihm gegenüber nicht mehr so feindselig gesinnt. Harry half ihm tatsächlich sogar auf, nachdem das Duell für ihn entschieden worden war, und es hatte nicht den Anschein, als würde sich sein langjähriger Rival all zu sehr damit herum grämen.

Wir gaben noch eine Pause von etwa fünf Minuten, da ich es nicht als fair ansah, Harry sofort wieder in den Kampf zu schicken, während Hermine eine Auszeit gehabt hatte.

Als diese um waren, standen unsere beiden Finalisten bereits auf ihren Plätzen. Mit einem blauen Funkenregen eröffnete ich den Kampf. Auch dieses Mal begann es mit einem langsamen Hochschaukeln. Es wurden Kitzel- und Niesezauber ausgetauscht, Harry versuchte es wieder mit dem entwaffnen und Hermine hätte ihm dafür fast eine Ganzkörperklammer verpasst. Es dauerte jedoch nicht lange, bis erst Wasserbälle, dann Äste, dann Steine und zum Schluss Sprengsätze aufeinander geworfen wurden.

Harry ging schließlich mit dem Ausruf: „Bombarda Maxima!", vermutlich neben dem Dämonenfeuer an die oberste Grenze von den Dingen, die in diesen Duellen erlaubt waren, zumindest im Bereich der Magie, die allein über die durch die Luft rasenden Blitze funktionierte. Und so hob sich, statt dass sie einen Abwehrzauber wirken würde, eine riesige steinerne Masse aus dem Boden vor Hermine empor, die zwar bei der Explosion von Harrys Zauber einen Teil ihrer Brust verlor, aber nun kampfbereit vor ihr stand. Auch das Loch flickte sich schnell wieder von selbst.

Und damit war wieder der Kampf der Giganten eröffnet. Vom See unten floss das Wasser zu uns hoch und formte die riesige Gestalt eines Hirsches. Er senkte den Kopf und stürmte vorwärts.

Es ist nun so, dass liquide Gestalten immer das Problem haben, dass sie aufgrund ihrer Primärbestandteile keine richtige Durchschlagskraft haben. Ihre Form ist einfach nicht so massiv wie die von Stein.

Dafür machte sich Harry allerdings einen anderen Vorteil zu nutzen. Bei der Kollision machte der Golem einen Ausfallschritt nach hinten und ging auf sein Knie, ganz wie wir es im Unterricht für Stabilität und Widerstandskraft gelernt hatten, nur dieses Mal übertragen auf einen riesigen steinernen Giganten. Der Hirsch ließ ihn fast einen Meter nach hinten halb durch den Boden rutschen, aber danach war das Wasser überallhin verteilt. Jetzt kam der genannte Vorteil ins Spiel. Wasser formt sehr schnell wieder seine richtige Gestalt.

Während das geschah, setzte Harry noch einen obendrauf. Etwas, was noch kein Schüler geschafft hatte. Er entzündete zuerst ein kleines Feuer an der Spitze seines Stabes, aber dann wechselte er wieder auf die Patronimagie. Er rief den Zauber und blies dabei mit aller Kraft in die zuvor geschaffene Flamme. Daraus wuchs ein leuchtend orangener Phönix hervor, der nun über dem Geweih des Hirschen flog. Auch wenn Hermines Arbeit zuvor, ein Patronus und die Kontrolle über mächtige Winde, dem nicht um viel nach stand, er war der erste und einzige von den Schülern, zwei Patroni zu beherrschen.

Zumindest bis zu dem Augenblick, wo er zum Angriff überging. In diesem Moment entschied Hermine, dass sie gewinnen wollte und entschlossen war, diesen Willen durchzusetzen.

„Patronus tempesta!", schrie sie. Die Wolken zogen sich zu eine dichteren Masse aus Finsternis zusammen. Blitze zuckten und zwischen den Wolken ließ sich der grobe Umriss eines gigantischen Adlers ausmachen. Nur eben aus Dunst und Blitzen.

Als der Kampf losbrach, Hirsch gegen Golem und Phönix gegen Donnervogel, begannen die Schüler mit anfeuern. Von der Lautstärke her waren die Stimmen für Harry ein wenig lauter, aber eine Sache übersah ich auf keinen Fall. Etwas, dass noch vor einem Jahr unmöglich gewesen wäre. Draco Malfoy feuerte Hermine an. Nicht auf die Weise, dass er über Harry herzog, sondern wirkliches, ehrliches Anfeuern.

Für einen Moment glaubte ich sogar zu sehen, dass sie ihn anblickte und dabei sah, was er tat. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, und dann tat sie das unvorstellbare. Ihr Wolkenwesen machte den Himmel über uns frei und trieb den Phönix vor sich her über den Wald, während sie ihren Stab ein weiteres Mal in den Himmel richtete. „Patronus Solaris!"

Annabeth hatte den Spruch früher einmal im Unterricht erwähnt, aber wir waren nicht weiter darauf eingegangen. Scheinbar hatte Hermine private Forschungen angestellt und konnte Ergebnisse aufweisen. Es schien für die Augen fast so, als würde eine Ebene der Welt sich unter unseren Füßen wegkrümmen. Große Teile des Lichts wurden zu einer Gestalt im Himmel zusammengebündelt. Ich konnte die Form nicht genau erkennen, aber ich wusste, wie viel Konzentration das kosten musste, erst recht wenn man gleichzeitig noch zwei andere Riesen kontrollierte.

Dieses grell scheinende Wesen stürzte sich nun auf seinen Gegner und absorbierte diesen binnen Sekunden. Wir lernen daraus, Feuer ist nicht besonders gut gegen Licht. Er war nun so hell, dass es selbst mir unangenehm war, direkt ins Licht zu gucken, aber dadurch, dass er alles Licht zu sich sog, schien er viel größer zu sein, als er wirklich war, als ich einmal meine Sinne ausstreckte, um seine wahre Form zu überprüfen.

Und Hermine fackelte nicht lange. Während Harrys Meerespatron noch immer gegen ihren Golem anstürmte, setzten diese beiden Titanen des Himmels zum Sturzflug ein.

Ich wusste, würden sie einschlagen, müsste ich eingreifen. Die Intensität des Lichts würde den Wasserdampf so sehr erhitzen, dass Harry bei lebendigem Leibe an der Luft gegart werden würde. Von geblendet oder von durch Blitze und damit einen elektrischen Schlag getötet werden einmal ganz zu schweigen.

Aber zum Glück schien das zumindest in Grundzügen auch Harry bekannt zu sein. Er ließ seinen Stab fallen und hob beide Arme über den Kopf. Sein Hirsch zerfloss zu einer mittelgroßen Flutwelle, die den Hügel hinab in den See zurück schwappte. Ein paar Sekunden danach versanken die Steine von Hermines zweibeinigem Explosionsschild wieder im Boden, die Wolken des Sturmvogels verwirbelten sich wieder und wir konnten wieder normal sehen, ohne diese komisch gestreckte Perspektive.

Für einen Augenblick war alles ruhig. Dann begann der Applaus. Schüler aus allen Häusern applaudierten fast gleichermaßen und ausgelassene Rufe schallten über den Hof. Dieser Kampf hatte wirklich eindeutig demonstriert, wie viel man in wenigen Monaten erreichen konnte. Natürlich, die beiden hatten sowohl Talent, als auch schon zuvor einige Ahnung vom Kämpfen, aber nichts davon war ansatzweise so spektakulär gewesen. Aber sie hatten eben mit Fokus an diesem Ziel gearbeitet, hatten die richtigen Sprüche gelernt und, auch wenn ich sowas selten sage, sie hatten in mehrerer Hinsicht die bestmöglichen Lehrer gehabt.

Annabeth und ich hatten in diesem Bereich sehr differenzierte, sich ergänzende Erfahrung, ich vor allem mit Magie, wie mit Taktik, Ausdauer und Kontrolle über den eigenen Körper. Obendrein, und das war mit Sicherheit ebenfalls ein Faktor, war unsere bloße Nähe ein mächtiger Katalysator für jede Form von Magie. In unserer Umgebung konnte jeder mehr vollbringen und schneller Fortschritt machen, als er normalerweise könnte. Wie diese beiden eben so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten.

Guten Tag. Percy klaut mir vielleicht einmal meinen Job, aber ich hole ihn mir zurück. Ab zum Abend mit euch. Das ganze Gejubel braucht eh keiner. Davon bekommt man noch gute Laune.

Wir sahen lächelnd über die langen Tische in der großen Halle hinweg. Es hatte schon etwas berührendes zu wissen, dass Schüler, die noch vor einer Stunde alle Gewalt der Natur losgelassen hatten, um sich gegenseitig niederzuringen, nun wieder gut gelaunt und freundlich nebeneinander saßen. Wir standen vorne auf dem leicht erhöhten Podium des Lehrertisches und wartete darauf, dass es in der Halle ruhiger werden würde. Das dauerte immer ein paar Minuten, aber so viel Geduld hatten Annabeth und ich.

Als schließlich Stille einkehrte, machte ich einen kleinen Schlenker mit dem rechten Arm und sieben kleine Bälle aus Licht flogen daraus hervor. Sie stiegen nebeneinander in die Höhe, wuchsen und teilten sich in verschiedene Farben auf, bis sieben Hologramme über unseren Köpfen schwebten. Jedes bildete den Sieger aus einem Jahrgang ab.

„Ein wundervolles Turnier haben wir heute gehabt und ihr habt alle gut gekämpft. Elias Whiterose mit einem wundervollen Patron aus Schnee, Ellie Fant mit einem wahrhaft unverwüstlichen Golem in der Verteidigung, Luica Ceban mit exzellenter Nutzung verschiedener klassischer Kampfzauber, Sergey Faerlich mit einem wahren Wasserdämon, Justin Time mit beeindruckender Flexibilität im Wechsel zwischen verschiedensten Techniken, Ginny Weasley mit der Nutzung verschiedener Patroni hintereinander, sowie dem gleichzeitigen kämpfen mit klassischen Flüchen und Hermine Granger mit der nahezu vollständigen Bändigung der Natur und Magie, die weit über alles im Unterricht behandelte hinaus geht. Ihr alle habt euch heute mit euren fabelhaften Leistungen den Sieg in eurem jeweiligen Jahrgang erkämpft. Unseren Glückwunsch, kommt nach vorne."

Tosender Applaus brach los und die genannten Schüler kamen zu uns auf die Tribüne, wenn man es so nennen wollte. Ich sah ganz klar, dass nicht alle von ihnen so viel Erfahrung wie Hermine und Ginny damit hatten, im Fokus aller Aufmerksamkeit zu stehen. Ich versuchte also, es nicht all zu schlimm für sie zu machen.

„Nun, meine Lieben, wie wir schon angekündigt haben, gibt es jetzt eine schöne Belohnung für euch. Und zwar haben wir uns gedacht, in der direkten Konfrontation kann euch scheinbar niemand aufhalten. Was aber, wenn ihr der direkten Konfrontation mal aus dem Weg gehen wollt? Eine kleine Hilfe beim unauffällig sein würde doch nicht schaden, oder?" Die jüngeren nickten eifrig, die älteren lächelten eher, beides waren aber Zeichen der Zustimmung, also fuhr ich fort, indem ich sieben fein geflochtene Silberringe hoch hielt, die bis auf in der Größe absolut identisch waren.

„Einen für jeden von euch. Ihr könnt sie tragen wo ihr wollt, sie passen sich von der Größe her an. Und bevor irgendjemand mich enttäuscht anguckt, wie langweilig das denn bitte ist, sie haben ein kleines Geheimnis, das ihr gerne hier auf der Bühne oder später, wenn ihr allein seid, ausprobieren könnt. Es aktiviert sich, sobald ihr sie einmal um euren Finger oder Arm, je nachdem wo ihr ihn tragt, dreht.

Aber Vorsicht, diese Ringe haben ein Gewissen. Selbstverständlich könnt ihr euren Freunden damit einen Streich nach dem anderen spielen, bis ihr es selbst nicht mehr lustig findet, aber sie sind nicht dazu gemacht, jemandem ernsthaft zu schaden. Vielleicht verweigern sie in einem solchen Fall den Dienst", erklärte ich, während ich die Reihe abschritt und jedem von ihnen einen in die Hand drückte.

Ihrer Mimik zu folge, abgesehen von Neugier, hatte ich Glück und keiner von ihnen war zu strenger Verfechter der Gold-Seite. Da hätte ich mir dann überlegen müssen, ob ich ihren Ring nochmal visuell umgestalten sollte.

Einige, wie Hermine und Ginny, ließen die Ringe vorerst einfach in ihrer Hosentasche verschwinden, andere legten sie sofort an und Lucia probierte ihr neu gewonnenes Spielzeug auch sofort aus. Und weg war sie. Ich wechselte Wahrnehmung weg von den Augen und stellte fest, dass sie offenbar wirklich viel Lampenfieber hatte, denn ich sah sie auf dem Weg zurück zu ihrem Platz am Ravenclaw-Tisch. Ihr verschwinden löste aber auf jeden Fall einiges an Geflüster aus.

Als sie Platz genommen hatte, ich wollte sie nicht weiter hier auf der Bühne festhalten, wenn es ihr unangenehm war, merkte ich noch an, laut genug, damit auch sie es hörte, „Der Zauber hält für eine Viertelstunde oder bis ihr den Reif zurückdreht. Er wird danach eine Weile brauchen, bis ihr ihn wieder verwenden könnt." Das war zwar natürlich eine starke Einschränkung, aber ein riesiges Geschenk nichts desto trotz.

Nach dieser Mitteilung waren sie zwar alle überrascht und beeindruckt, aber Lucia war mental anwesend genug, um ihren Reif wieder auszuschalten. So konnte sie zumindest selbst wählen, wann sie wieder sichtbar werden würde.

Und jetzt grätsche ich wieder rein. Kann es sein, dass du es Percy ganz schön übel nimmst, dass er dir das eine Mal deine Aufgabe genommen hat? So ein Schwachsinn, wie kommst du denn da drauf? Nein, ich will keine Antwort.

Wochen und Monate verstreichen. Mit dem aktuellen Lauf der Schule bleiben viel mehr Schüler über die Ferien in Hogwarts. Percy bietet auch über diese Zeit Kurse an, Leo übertrifft an Silvester alle Feuerwerke, die die Hephaistos-Kabine im Camp Half-Blood jemals auf die Beine gestellt hat. Den ganzen Januar und Februar entlang geben die Schüler, die Percy's Unterricht nehmen, wirklich alles und viele trainieren sogar in ihrer Freizeit. Dieser Unterricht ist natürlich eigentlich total schrecklich, Percy ist ein grauenvoller Lehrer und ich bin immernoch überhaupt garnicht sauer.

Ich spürte schon seit Tagen, wie die Kräfte aus dem Wald immer stärker wurden. Immer wieder spürte ich, wie leichte oder mittlere Wellen der Kraft durch das dunkle Unterholz schwappten. Immer öfter griffen uns Monster an. Die hiesigen Zentauren hatten das Glück, dass sie von diesen Monstern nicht als Feinde gesehen wurden, aber leider galt das nicht für die Schüler.

Ein paar Wochen nach Neujahr - Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits mehrere Angriffe gegeben - hatten ein paar von ihnen, die Zweitplatzierten aus den einzelnen Turnieren allen voran, mich überredet, dass sie ihre Kräfte auch an den Monstern testen dürften. Ich wollte sie eigentlich nicht in Gefahr bringen, aber ich verstand auch, dass sie praktische Erfahrungen brauchten.

Es war nun so, dass es einen äußeren Verteidigungsring gab, der die Massen der Monster, denn unseres eigentlichen Feindes wegen waren es wirklich unfassbar viele, zuerst einmal stark ausdünnte, dann gab es einen großen Freiraum, in dem alle Schüler jede Art der Magie an jedem Wesen in dieser Zone austesten durften, und dann gab es einen inneren Verteidigungsring, der alle durchkommenden Monster zuverlässig einäscherte.

Es gab dahinter noch einen magischen Schutzwall, den ich ohne das Wissen der Schüler errichtet hatte, und der alle tödlichen Kräfte, von Monstern bis schweren Projektilen, ebenfalls pulverisierte. Ich wollte den Schülern auch die Möglichkeit zum Verteidigen geben und manchmal verletzten sich auch einige von ihnen dabei, aber ich wollte unter garkeinen Umständen dafür Leben riskieren.

Die meisten Pfeile wurden auch vorher abgefangen, entweder von den vielen Elementarwesen, oder von den Windzaubern der Schüler, aber diese hatten beide keine absolute akute Präzision und somit gab es eben immer wieder Arbeit für Will.

Ein großes Problem an der anstehenden Schlacht bestand darin, dass wir kein genaues Datum hatten. Wir wussten, dass die Anthesterien der Tag des Angriffs sein würden, aber es war kein Fest der heutigen Welt mehr. Vielleicht hatte unser Feind bei sich irgendwo einen zwei Jahrtausende alten Kalender, aber nichtmal in meiner unendlichen Wissensbank ließ sich etwas finden. Mit fortschreitender Zeit ging ich tatsächlich mehr und mehr davon aus, dass er sich selbst einen Plan gemacht hatte und dann selbst entschied, wann er und seine Horden dieses Fest feiern würden. Das Fest der Rache der Unterwelt, wie es in diesem Kontext vielleicht besser betitelt wäre.

Ich spürte natürlich auch, wie die Kraftimpulse, die nur von ihm kommen konnten, von Tag zu Tag stärker wurden, aber das nützte mir ja nichts, weil ich nicht wusste, wie stark sie sein müssten, damit wir wüssten, dass es losgehen würde. Nichtmal Annabeth wusste eine Lösung dafür, die nicht eindringen in die Tiefen des Waldes beinhaltete. Diesen Schritt wollten wir explizit nicht gehen, da es sich dabei um zu viel Eingriff handeln würde.

Wir würden auch in jedem Kampf außer dem gegen Tartarus nicht mehr Kraft nutzen, als die auf alle Felder angewandte, die ich als Halbgott gehabt hatte. Für das eindringen in ihr Lager würden wir mehr brauchen. Deshalb fiel das raus.

Als das Zeichen dann jedoch kam, wusste ich sofort, dass es Krieg hieß. Die Welle des Bösen war um ein Vielfaches stärker, als an allen Tagen zuvor zusammen. Ich wusste nicht so ganz, wieso er sich so ankündigte, aber wenn er es so freiwillig tat, wollte ich dieses Angebot definitiv nicht ausschlagen.

Es war also am Abend wieder Zeit für eine Rede. Eine von denen, von denen ich versprochen hatte, dass wir nicht mehr so viele halten würden, aber das war ein Notfall.

„Liebe Schüler. Wovor wir euch am Anfang des Schuljahres gewarnt haben, ist nun vermutlich eingetreten. Wir rechnen mit einem Angriff über den Verlauf des morgigen Tages. Genaueres können wir wieder einmal nicht sagen, aber, auch wenn das noch mit Professor Dumbledore abgeklärt werden muss, es wird für morgen keinen Unterricht geben.

Wir werden diese Schlacht gewinnen, aber zu eurer eigenen Sicherheit gibt es eine Einschränkung. Jeder wird sich an den Abhandlungen beteiligen dürfen, jedoch sind ausschließlich Schüler über dem Alter von sechzehn Jahren dazu befugt, das Schlossgemäuer zu verlassen. Der Rest darf sich auf den Zinnen verschanzen. Wer aus beliebigen Gründen nicht an den Kämpfen teilnehmen kann oder will, kann entweder beim Heilen von eventuellen Verletzten in der großen Halle helfen, oder sich in die Tiefen des Schlosses zurückziehen.

Erholt euch alle gut, Aufmerksamkeit wird morgen wichtig sein." - „Konkrete Pläne werden morgen beim Frühstück verkündet. Bis dahin versucht, wenigstens etwas Ruhe zu finden. Ihr müsst euch um nichts Gedanken und Stress machen, darum kümmern wir uns." Letzteres stimmte nur so halb. Wir würden Pläne aller Art machen, aber wirklich Gedanken würden wir uns kaum dabei machen, das war inzwischen zu weiten Teilen intuitiv.

Für den Stress hatten wir eine sehr effektive Methode, die das Ganze zu einem aushaltbaren Ausmaß herunter kürzte. Die selbe, die uns seit der Nacht in Damasens Hütte am Leben hielt. Für mich der zweite Teil meiner Seele, Annabeth, und ich entsprechend für sie. Ich war sehr froh, dass ich zumindest diesen einen Gedanken nicht mehr hinterfragte.

Als wir nach dem Essen die Halle verlassen und uns auf den Weg zum Raum der Wünsche machen wollten, wurden wir aufgehalten von einer sehr nach strenger Neugier aussehenden Hermine. „Ihr wisst genauer, was uns erwartet, oder?", verlangte sie sofort und ohne weitere eröffnende Worte zu wissen.

Wir zogen sie schnell ein wenig an den Rand, damit diese Diskussion vorerst nicht vor den Schülern geführt werden würde. Sie hatten schon genug Sorgen für einen Abend.

Annabeth legte den Kopf schief, schüttelte ihn dann aber. „Nein, wissen tun wir nicht mehr. Wir haben vielleicht einige Vermutungen, die wahrscheinlicher als manche anderen sind, aber ganz sicher nichts mit irgendeiner Form von Garantie. Wir können über Taktiken spekulieren, aber wir wissen nichts mit Sicherheit, solange bis der Angriff angefangen hat. Vermutlich auch dann wird noch einiges unklar bleiben. Genau deshalb brauchen wir ja diese Nacht um Strategien zu entwerfen. Das beinhaltet Sammlung aller Möglichkeiten von ihm, Konterpläne finden und diese zusammenbasteln. Wir können die besten Kombinationen zusammenstellen, aber die Zukunft voraussagen ist viel anstrengender, als du dir vielleicht vorstellst.

Es mag ja vielleicht Leute wie zum Beispiel Orakel geben, die einen Blick in die Zukunft werfen oder diese verändern können, wie die Moiren, aber das ist viel mehr eine Verkettung. Die Orakel erlangen wissen durch die Moiren und diese haben nur Einfluss über alles unter den Urgöttern und Olympiern, diese vielleicht noch mit einbegriffen, da sie diese durch äußere Einflüsse sehr genau steuern können. Aber an sich greifen sie nicht in die Zukunft. Sie haben lediglich die Fähigkeit, Dinge zu verändern und daraus ein Resultat folgern zu sehen. Ihre Handlung löst das Ganze lediglich aus, ohne dass sie es wirklich verstehen. Wir könnten die Zukunft bestimmen, aber der dafür nötige Aufwand ist in einem Kampf besser investiert. Dafür wäre nämlich so viel einzukalkulieren, dass uns dieses Wissen am Ende weniger bringt, als die Kraft, die wir zum Erlangen verbraucht haben. Ich glaube, ich schweife ab."

Hermine nickte und winkte ab. „Passiert, aber es ist interessant, wie kompliziert das alles ist." Das konnte sie laut sagen. Hat sie doch. Ja, aber das nennt sich Redewendung, da gehört das dazu.

Annabeth holte tief Luft und ließ zuerst einen Moment der Stille, bevor sie ihre leichten Ausschweifungen nochmal zusammenfasst. „Wir wissen es nicht genau, aber wir können Theorien aufstellen. Wir werden heute Abend die besten Strategien, die sich gegen die meisten wahrscheinlichen Übel am ehesten eignen, entwerfen, besprechen und euch morgen mitteilen. Für Taktiken, die Übung erfordern, wären wir sowieso zu spät." Nach einem Moment des Zögerns nickte Hermine schließlich.

„Und ihr seid euch ganz sicher, dass wir nicht um den Ausgang sondern nur um die Verluste kämpfen?", hakte sie nach.

„Versprochen. Es gibt Regeln und vor allem Prinzipien, die uns daran hindern, euch auf direktem Weg zum Sieg zu führen, nur weil wir auf eurer Seite sind. Wir werden jedoch in diesem speziellen Sonderfall auch nicht zulassen, dass diese Prinzipien euch zur Last werden oder unseren Feind Erfolg haben lassen", schwor ich.

Als wir uns nach diesem Gespräch trennten und wir zurück im Raum der Wünsche waren, taten wir tatsächlich auch zu allererst das, was wir versichert hatten. Es gab verschiedene Möglichkeiten, aber die meisten davon waren unwahrscheinlich.

Das Schloss war von so alten, mächtigen Barrieren, die unter anderem mit Merlins Hilfe verstärkt worden waren, geschützt, dass göttliche Kraft dort kaum von außen eindringen konnte. Deshalb hatte er nicht die Kontrolle über weitere Schüler übernommen und deshalb würde er kaum einen Angriff hinter unseren Reihen starten können.

Damit die Monster überhaupt erst in die Oberwelt kämen, müsste er persönlich sie in unsere Welt holen. Gaia hatte das nicht ohne die Tore des Todes gekonnt, doch Tartarus war nochmal eine ganz andere Ebene. Zuerst und zu vorderst waren die Tore wortwörtlich ein Teil von ihm. Dazu kam seine ungeheure Macht. All die Monster waren seine Zellen. Wenn er in diese Welt käme, was unter den gegeben Umständen nicht unwahrscheinlich war, dann könnten sie alle mit ihm kommen.

Tatsächlich fiel uns nichts besseres ein, was bei diesem Fest, wie er es verkaufte, passieren konnte. Die Geister aus der Unterwelt erhoben sich damals. Jetzt waren die Geister die Monster und es ging nur um den allertiefsten Teil der Unterwelt. Sie suchten damals Rache. Rache war ohne Zweifel ein extrem wichtiger Anteil dieses Angriffs. Rache an Annabeth und mir. Und wie übte man Rache in der Antike aus? Angriff!

Wir überlegten uns, wie man dabei vielleicht die Schüler aufstellen könnte, wie viel man ihnen über die Geschichte verraten würde und was die beste Aufgabenteilung wäre. Zum Schluss waren wir uns einig, dass kein Schüler in eine direkte Konfrontation mit den Monstern kommen sollte. Das war das absolut unersetzliche Schlüsselelement.

Wir stellten uns in etwa vor, dass die Schüler sich innerhalb der Mauern frei bewegen durften, solange sie den Weg zur großen Halle blockierten, die sicherheitshalber eine von hauptsächlich Will betriebene erweiterte Krankenstation werden würde. Qualifizierte Schüler durften ihm helfen, aber sie mussten sich an seine Anweisungen halten.

Wer jedoch außerhalb teilnehmen wollte, und natürlich alt genug war, durfte in einem Abstand von bis zu zwanzig Metern von den Mauern frei um das Schloss herum laufen. Alles außerhalb davon war Todeszone. Dort durften die Schüler von den Zinnen und von der Wiese um das Schloss aus alle Zauber loslassen, jeden Patron beschwören und alle Zerstörung anrichten, zu der sie fähig waren.

Wir würden viel weiter außen kämpfen und so viel Zerstörung anrichten, wie nur irgendwie möglich war. Unsere Bogenschützen, Calypso, manchmal Thalia, manchmal Frank und vielleicht ein paar von Nicos Skeletten würden von oben versuchen, den Schülern außerhalb der Mauern etwas mehr Sicherheit zu geben, aber der Rest wäre an vorderster Front und würde vollständige Vernichtung erreichen. Je weiter wir von einander weg standen, desto mehr Unheil konnten wir in den feindlichen Reihen anrichten, ohne aufeinander acht geben zu müssen.

Die anderen würden wie die normalen Götter, die sie ohne uns gewesen waren, kämpfen, Annabeth und ich als Halbgötter wie schon eigentlich immer. Wenn er sich jedoch persönlich zeigen sollte, dann konnte er sich sicher sein, dass wir beide uns ihm persönlich und ohne Zurückhaltung entgegenstellen würden. Er hatte auch das letzte Recht auf Verzeihung an diese wenigen, verhängnisvollen Minuten da unten. Das war der eine Fall, in dem mich wirklich Rachsucht Antrieb.

So, in dem Glauben, wir hätten einen fertigen Plan, kamen wir zur Ruhe und legten uns schlafen. Das funktionierte tatsächlich ziemlich gut, genau so lange bis Annabeth plötzlich senkrecht hoch fuhr und dabei mit dem Ellenbogen schwungvoll gegen mein Gesicht stieß.

Ich fluchte, beschwerte mich empört, aber mit einer schnellen Geste befahl sie mir das Schweigen. Ich wollte trotzdem murren, aber sie hielt mich davon ab, indem sie selbst das Wort ergriff. „Wenn Tartarus seine Monster, seine Zellen willentlich in unsere Welt bringen kann, was sollte ihn davon abhalten, das selbe nochmal zu tun, wenn sie geschlagen werden?"

Obwohl ihre Worte streng und ernst klangen, spürte ich im selben Moment, wie der Schmerz um meine Nase herum nachließ. Egal wie wichtig es ihr schien, sie passte trotzdem auf mich auf.

Und genauso versuchte ich, bestmöglich auf ihren Einfall einzugehen. Das tat ich am effektivsten mit einem lauten Fluchen. Dieses Mal jedoch themabezogen. Ich erinnerte mich jedoch, nachdem dieser erste Eindruck abgeklungen war, dass es da einen kleinen Trick gab.

„Wenn er tot ist oder kein Bewusstsein hat, kann er sie nicht zurück holen. Wenn er uns angreift, ist er nicht in seinem Element. Also kann er nicht selbst heilen. Damit müssten wir ihn doch eigentlich aus unserer Welt schmeißen können." Sie nickte als Antwort nachdenklich.

„Das könnte gehen, aber ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl dabei. So als ob irgendetwas bei ihm anders sein würde." - „Wie meinst du das?" Sie schüttelte unglücklich den Kopf.

„Ich weiß auch nicht so richtig. So als ob irgendetwas schief gehen würde, wenn wir ihn töten. Ich meine, er ist böse über alle Maßen, aber doch nicht dumm. Würde er in unsere Welt kommen, wenn ihn das möglicherweise sein Leben kosten würde? So denken unsterbliche nur sehr selten." Dabei hatte sie natürlich recht.

„Wir können aber auch nichts anderes tun. Wenn er auftaucht, müssen wir gegen ihn kämpfen. Wenn nicht, dann nicht. Zusammen werden wir das schaffen", erwiderte ich.

Es war wirklich ein Unglück, dass wir in diesem Moment beide vergaßen, dass wir auf viel mehr Wissen zugreifen konnten, als wir je erlangt hatten. Das passierte leider nicht selten, aber in diesem Moment war es wirklich nicht gut.

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8703 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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