Kap. 133 Und deshalb sollte man in Physik aufpassen
Ein kleiner Einblick in meine Gedanken von der Zeit, als ich das hier alles geschrieben habe. Ist mir zu viel Comedygold, um es euch vorzuenthalten:
*Schaut zurück auf das Kapitel, in dem er geschrieben hat, zwei bis vier Kapitel an Weihnachten* *sieht acht fertige, unveröffentlichte Kapitel vor sich* *schüttelt den Kopf und schlägt sich vor die Stirn*
Percy pov
„Ich bin der Meinung, mit dieser Leistung hat sie sich mindestens ein weiteres Geschenk verdient", erklang Thalias Stimme in meinem Kopf. Die Tochter eines der unfähigsten Herrscher in der Geschichte des Universums war eindeutig beeindruckt von Aryas Wagemut. Und dabei war sie nicht die einzige. Sie hatte sich sehr gut angestellt und um ihre Aufgabe zu beenden, brauchte sie noch ein Hilfsmittel, dass wir seit Wochen einfach vergessen hatten. Niernen, die Orchidee, war der Dauthdaert, der Saphira in Belatona fast das Leben gekostet hatte. Er war genau zu dem Zweck geschaffen worden, den wir hier gerade brauchten. Schließlich waren die Dauthdaertya früher zu dem Zweck geschaffen worden, Drachen zu töten, und ließen sich damit von nahezu nichts aufhalten.
Da die Lanze jedoch gänzlich außer Reichweite lag, müssten wir auf ein recht triviales Mittel zurückgreifen. Wir erschufen die Waffe einfach selbst. Allerdings hatte Thalia den Vorschlag gemacht, also war das ihre Aufgabe. „Von mir hast du grünes Licht", gab ich zu verstehen. Sie war sichtlich erfreut von dieser Erlaubnis.
„Sie wird Ouranískos, Himmelsstürmer, gut führen!", stellte sie fest. Während sie noch über die Details nachdachte, wie sie die neue Waffe gestalten wollte, wechselte ich mit Annabeth den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Sie verfolgte nun die letzten Züge des Kampfes zwischen Murtagh und Galbatorix und ich blickte auf die Konfrontation der Drachen.
Da Shruikan nun auf einem Auge blind war, konnte Dorn sich aus seinem toten Winkel heraus an seinen Kopf anschleichen, wenn man das bei Drachen überhaupt so nennen kann. Dieses Bild werde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Das ist schlimmer als der schleichende Hai. Sobald er sich daran festkrallte, drehte sich der schwarze Drache in diese Richtung. Dies entblößte seine andere Seite und sofort ergriff Saphira als geschickte Fliegerin diese Chance und heftete sich auf die andere Seite.
Ihr gemeinsames Gewicht war zu viel für Shruikan. Langsam sackte sein Kopf zu Boden, egal wie viel er dagegen ankämpfte. Thalia suchte sich auch den perfekten Moment für ihr Geschenk aus. Aryas Schwert begann zu knistern und Funken zu sprühen. Es wurde länger und länger, bis sie einen fast zwei Meter langen Speer in der Hand trug, der immer wieder von Blitzen umzuckt wurde. Keiner davon traf jedoch sie selbst.
Die junge Elfe war zuerst verwirrt, doch sie verstand schnell, was dieses Geschenk zu bedeuten hatte, und nachdem ein kurzer Anflug von Missfallen über ihr Gesicht gehuscht war - egal wie die Situation lag, sie war immernoch eine Elfe und ihr Volk war so tief mit den Drachen verbunden, dass sie selbst den Wahnsinnigen, für den es eine Erlösung wäre, das hatte ich in seinen Gedanken sehen können, nicht töten wollte - begann sie loszurennen.
Sie sprang vom Boden ab, einen Augenblick bevor der Aufschlag von Shruikans Kiefer die Halle erbeben ließ. Noch in der Luft holt sie aus, stieß sich zweimal von hervorstechenden Stellen am Maul des Riesen ab und schleuderte ihre neu gewonnene Waffe mit aller Kraft in Richtung des noch heil gebliebenen Auges.
Die scharfe Spitze des Speers traf ihr Ziel, erneut verpasste sie nur haarscharf das Schließen des Augenlids, und bohrte sich immer tiefer in das eisblaue Auge hinein. Der schwarze Drache bäumte sich auf, schüttelte dabei Dorn und Saphira ab, als wären sie Spielzeug, und das urgewaltige Brüllen, was er dabei ausstieß, übertraf das vorangegangene in jedem Punkt noch um Längen. Alleine von diesem Geräusch bebte die Halle und wenn ich welche hätte, würden meine Ohren jetzt klingeln.
Und dann war der Speer anscheinend entweder tief genug in Fleisch und Hirn versunken oder er hatte einen stark genugen Stromstoß abgegeben. So oder so schien er damit den entscheidenden Schaden im Oberstübchen des Himmelsgiganten zu machen, denn noch mitten in einem Höhepunkt des Brüllens erstarb selbiges und genauso auch jede andere Regung. Wie in Zeitlupe sank sein gewaltiger Körper zu Boden und ließ beim Aufschlag alles, inklusive der tragenden Säulen in dieser Halle, wackeln.
Ich wollte uns gerade selbst loben, wie ausgezeichnet unser aller Arbeit gewesen war, doch da riss mich Annabeth wortwörtlich aus meinen Jubelgedanken. Ich hatte sie noch nie so angespannt und ernst gesehen und das wollte bei der Zeit, die wir inzwischen zusammen durchlebt hatten und den vielen stressigen Situationen, durch die wir gemeinsam gekommen waren, schon einiges heißen. Selbst nachdem Hazel in Dras-Leona um ein Haar dauerhaft ihre Fähigkeit, sich einen physischen Körper zuzulegen, verloren hätte, war es nicht so extrem gewesen. Ich mochte eigentlich lieber locker sein und Probleme mit Humor behandeln, aber dieser eine Umstand sorgte augenblicklich dafür, dass ich alle meine Aufmerksamkeit auf das richtete, was sie in diese Stimmung gebracht hatte.
Es war ein hellblauer Diamant, den Galbatorix in der Hand hielt. Zuerst dachte ich, er hätte sich vielleicht über das letzte Jahrhundert noch Energie zurückgelegt. Zusammen mit all den Eldunarí wäre diese Kraft schon gigantisch gewesen, aber dann inspizierte ich ihn genauer.
Ähnlich wie wirklich fähige Magiekundige es in diesen Landen mit Lebewesen konnten, konnten wir die Stärke von Energiekonzentrationen erkennen. Je stärker sie waren, desto heller glühten die Punkte.
Lasst es mich so formulieren, würde man jedes Atom im gesamten Multiversum zu einem neuen Multiversum machen, jedes Atom aus diesen Multiversen in je eine Supernova verwandeln und all diese Supernovae auf einen Punkt komprimieren, dann wäre dieser eine Punkt etwa so ins Verhältnis mit diesem Edelstein zu setzten, wie eine Kerze im Vergleich zu einem des Rotierenden Lichtkegels eines Leuchtturms aus nächster Nähe. Außerdem war der Kristall nicht ein einzelner Punkt sondern mehr als faustgroß und jeder einzelne Punkt darin hatte diese Leuchtkraft.
Okay, um das Ganze abzukürzen könnte man vielleicht auch sagen, man wurde von dem bloßen Anblick blind, er überstrahlte alles und bildete sogar für einen weiten Teil des Raumes ein Gegengewicht zu Annabeths und meiner gemeinsamen Kraft.
Und Galbatorix hatte bereits begonnen, einen Zauber zu sprechen. Er klang dabei, als würde er einen gelernten Zauber rezitieren, nicht einfach selbst einen erfinden, also wagte ich einen Vorstoß. Ich brach vollkommen rücksichtslos in seinen Geist ein, aber er schien das nicht zu bemerken, und kopierte augenblicklich all seine Erinnerungen. Ansehen konnte ich sie mir jedoch noch nicht. Ich war schnell, aber nicht so schnell.
Da er noch sprach, blickte ich noch schnell auf den Zauber, den er wirkte. Wir könnten ihn eher eindämmen, wenn wir seine Funktionsweise entführen. Als ich erkannte, was er da tat, war mein erster Gedanke tatsächlich, dass mein früheres Ich nicht den leisesten Schimmer gehabt hätte, was da vor sich ging. Genauso musste es ihm auch gehen, denn die nötigen Informationen dafür gab es in dieser Welt noch nicht.
Er erschuf magisch zusammengehaltene Wasserstoffatome in nahezu grenzenloser Menge. Allein die Geschwindigkeit, mit der er das tat, brannte seinen Körper aus und ließ ihn mehr und mehr so aussehen, als wäre er gerade in einen aktiven Vulkan gestürzt. Trotzdem konnte er noch weitermachen. Vielleicht hatte er ja irgendeine Art von Schmerzunterdrückungszauber vorher aktiviert.
Im gesamten Raum herrschte nun ein gigantischer Wasserstoffüberdruck, der stärker, als eigentlich möglich sein sollte, war und allen sterblichen Wesen vermutlich binnen Sekunden zum Verhältnis werden würde. An einem kleinen Punkt vor dem König wurde aber das meiste komprimiert. Es war so fest zusammen, dass es eigentlich schon längst die Grenzen der Möglichkeit überstieg. Das interessierte allerdings die Magie nicht. Die Energie in dem Diamanten war noch nichtmal zur Hälfte aufgebraucht und er machte immer weiter und weiter und weiter, bis die Kraft fast aufgebraucht war, für seine Verhältnisse, und das war noch immer stärker als alle Götter und Urgötter zusammen, aber es war einfach weit weniger als zuvor.
Vielleicht hätte ich ihn töten sollen, solange das noch möglich gewesen war, aber ich war zu beschäftigt damit, mir mit Annabeth eine Lösung für seinen Versuch einfallen zu lassen, um daran zu denken.
Er saugte all den übrigen Wasserstoff aus dem Raum in diesen einen Punkt vor ihm, was zumindest bedeutet, dass Drachen, Elfen und Kinder wieder atmen konnten, aber das wäre nicht mehr lange so, wenn dieses Projekt vor uns Erfolg hätte. Die Ansammlung vor ihm war bereits unfassbar heiß, durch den hohen Druck darauf, doch jetzt nutzte er, oder die Reste, die von seinem zerstörten und eigentlich nicht mehr lebensfähigen Körper übrig waren, alle verbleibende Energie, die ihm zur Verfügung standen, um diese hyperkomprimierte Megawasserstoffbombe zu erhitzen. Und weiter zu erhitzen. Und weiter zu erhitzen.
Dieser Vorgang zeigte uns wieder, dass das nicht sein eigener Plan gewesen war. In Alagaësia konnte niemand verstehen, was hier gerade geschah. Ehemals König Orrin hatte es für einen Durchbruch gehalten, als er die These aufgestellt hatte, das es soetwas wie Luft gab. Etwas, was sie nicht mit bloßem Auge sehen konnten, was wohl aber da war.
Hier wurden aber nicht nur Atome als Gas erzeugt, was alleine bereits mehrere Schritte über der bloßen Entdeckung dieses Zustandes stand, hier wurde eine Kernschmelze eingeleitet, die alleine von der Idee her in unserer Welt, wo die sterblichen Wissenschaftler sich immer weiter gegenseitig angetrieben hatten, mehr als ein Jahrhundert hinter der Entdeckung des Aufbaus der Atome lag, der wiederum mehrere Jahrtausende hinter der Entdeckung von Luft als solcher lag. Es war also vollkommen unmöglich, dass er von selbst darauf gekommen war, selbst mit nahezu unbegrenzter Kraft, unbeschränkten Befugnissen und dem Wissen der vergangenen Äonen.
Das war jedoch ein Problem für später. In diesem Moment mussten wir uns darum kümmern, dass diese Explosion nicht freigesetzt werden würde. Die unvorstellbaren Mengen, die er erschaffen hatte, würden richtig angewendet eine Sprengkraft haben, die in einem Radius von mehreren Billionen Meilen alles verbrennen, ebenfalls fusionieren oder zerfallen lassen würde.
Wenn ich alles sage, dann meine ich das tatsächlich auch so. Diese schiere Kraft konnte alles zerreißen, ob Gegenstand, Zauber oder Geist. Selbst höhere Wesen unserer Ebenen könnten möglicherweise so weit zerstreut werden, dass es Jahrhunderte dauern würde, bis wir wieder Gestalt annehmen würden. Falls wir überhaupt wieder Gestalt annehmen würden. So nah, wie wir am Detonationskern standen, konnte es uns auch einfach für immer zerstören. Natürlich ein äußerst unbequemer Gedanke.
Wir wären zu langsam, wenn wir einfach versuchen würden, das Ganze abzukühlen. Dazu hatten wir einfach zu spät begonnen, denn ich spürte, dass die ersten Kerne bereits fusioniert waren und sich der Effekt von jetzt an exponentiell aufheizen würde. Es gab also nur eins. Dämmen, umleiten und letztendlich blockieren.
„Warte!", schrie Annabeth. „Das Gestein schirmt es ab!" Ich konzentrierte mich auf den Boden und versuchte zu sehen, wie dieser auf die Hitze reagierte. Sie hatte tatsächlich richtig erkannt, nicht dass ich je wagen würde, an ihr zu zweifeln, die Magie der Zitadelle hielt ohne weiteres auch undenkbar hohen Temperaturen stand. Sie war aus irgendwelchen Gründen noch stärker. „Dann müssen wir nur die anderen schützen!", antwortete ich. Es war ein unbeschreibliches Glück, dass wir so schnell sein konnten, denn sonst wäre es jetzt wohl schon zu spät.
Von diesem Moment an verzichteten wir auf Sprache. Es galt jetzt zu viele zu vielfältige Informationen auszutauschen, dabei wäre sie uns eher im Weg. Wir stimmten so schnell wie nur möglich ab, wer wen wählen würde, und einen Augenblick später landeten wir alle, Götter, Drachen, Menschen, Elfen und Reiter bei dem Stein, an den Nasuada gebunden war. Alle sahen sich verwirrt um, vor allem die Drachen, die vorher noch im Sinkflug gewesen waren, denn die Gefahr der Situation war noch nicht sichtbar und auch spüren konnte man sie bisher nur durch den kurzen Druck, der beim Erzeugen des Wasserstoffs aufgekommen war.
Damit es keine Fragen geben konnte, die uns abgelenkt hätten, rief ich schnell: „Keine Zeit für Erklärungen!" Mein Tonfall dabei entsprach dem von Annabeth, als sie mich auf unser Problem aufmerksam gemacht hatte. Auch ich hatte ihn nur sehr selten und wenn er doch auftrat, dann sorgte das meist dafür, dass jeder Angst davor hatte. Es war, wenn man nach der Reaktion ging, etwa die verbalisierte Form meiner Kontrolle über Gift als Halbblut. Damals war Annabeth vollkommen eingeschüchtert gewesen, heute war sie es als einzige nicht.
Ohne einen Augenblick Zeit verstreichen zu lassen, entschieden wir, dass ich mich um den Schutz vor dem Druck kümmern würde, während Annabeth uns davor bewahrte, bei lebendigem Leibe eingeäschert oder verstrahlt zu werden. Wir machten uns bereit, alle uns zur Verfügung stehende Kraft in diese Schilde zu leiten. Wir lösten sogar die Materie des Steins unter Nasuada in reine Energie auf, denn Materie besteht nur zu einem Fünfhundertstel aus Masse. Der Rest ist die Energie, die sie zusammenhält. Physik für Nerds, mit freundlichen Grüßen, ihr Autor und Lehrer.
Dies war etwas, was wir noch nie zuvor für irgendetwas benutzt haben, aber es war tatsächlich noch einiges an Stärke, was wir damit ergänzen konnten. Es stand nicht im Verhältnis zum Rest, aber wir nahmen alles, was wir kriegen konnten. Wir hätten auch die restliche Halle aufgelöst für mehr Kraft, aber sie wurde im Gegensatz zu dem Stein von der Macht dieses Ortes durchdrungen und so hätte es mehr Kraft gekostet, als wir gewonnen hätten.
Es hatte natürlich auch zur Folge, dass Nasuadas Unterlage verschwunden war, aber ehe sie zu Boden fallen konnte, wurde sie von Murtagh aufgefangen. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell sein konnte.
Und dann begann dieser unglaubliche Test der Stärke auch visuell. Der kleine Punkt vor Galbatorix Leiche, denn mehr war er inzwischen wohl nicht mehr, begann grell zu leuchten und das Licht breitete sich immer weiter aus. Wie schon gesagt, exponentiell stärker werdende Kraft, von dem Moment an, wo der erste Lichtreiz zu sehen war, bis zu dem, an dem alles um uns herum in grelles, blendendes Licht gehüllt war, verging kaum eine Sekunde. Ich hoffte für unsere Freunde, dass sie ihre Augen geschlossen hielten. Trotzdem schuf ich zur Sicherheit einen dünnen Schutzring direkt hinter den Grenzen, an denen wir auch alles andere abhielten, damit Eragon, Arya, Nasuada, Murtagh, Dorn, Saphira und die beiden Kinder ihr Augenlicht behalten konnten.
Der Wettstreit zwischen uns und dieser Sprengladung begann, als es immer heißer wurde. Millionene und Milliardene Grad Hitze und ein Druck, der jede normale Materie, die nicht gerade selbst am Ausdehnen war, zu der Dichte eines schwarzen Loches zusammengepresst hätte, entstanden und wuchsen nur noch weiter in die Höhe.
Immer weiter wurden unsere Schutzzauber an ihre Grenzen getrieben und immer schneller zeichnete sich der Verlust an Energie bei uns ab. Der schrecklichste Teil war, dass keiner von uns genau wusste, wie viel es noch werden würde. Wir hofften einfach nur, dass unsere eigene Stärke ausreichen würde, aber die Gewissheit würde nicht vor dem Ende kommen. Wenn wir entweder Erfolg hätten oder gescheitert wären.
Es war ein zäher Kampf von Willen und Stärke. Mehr und mehr nagten Sorgen an meiner Entschlossenheit, als die Kräfte einfach nicht abnehmen wollten und stattdessen weiter und weiter in die Höhe schossen.
Gerade als ich durch Annabeths Gedanken Teil einer Abschätzung wurde, derzufolge uns absolut garnichts mehr retten könnte, wenn das Inferno sich noch länger als zehn Sekunden selbst weiter aufheizen würde, spürte ich, wie sich die Geschwindigkeit, mit der das Wüten der Kräfte um uns herum stärker wurde, erst verringerte und dann den Wendepunkt erreichte.
Und dann trat der langerhoffte Moment ein, in dem es schwächer wurde. Nicht binnen einer Sekunde runter auf null, aber es war ein Anfang. Es bestand noch Hoffnung. Trotzdem mussten wir standhalten, denn während der Druck von außen fast konstant blieb, wenn auch mit leichter Abwärtstendenz, wurde unsere Verteidigung immer schwächer.
Ich wagte einen Blick durch das Licht. Ich wusste nicht wirklich, was ich mir erhoffte, aber irgendetwas trieb mich dazu an. Ich sah mich um und mir fiel sofort etwas auf, womit ich nicht gerechnet hatte. Die Säulen, die die Halle zuvor in einen Mittelgang und zwei Randbereiche aufgeteilt hatten, waren vollends verschwunden. Das bedeutete also, dass die verbauten Materialien doch nicht unbegrenzten Schutz boten.
Ich blickte also weiter und stellte fest, dass auch die Wände nicht mehr so waren, wie zuvor. Sie waren rissig und nicht mehr glatt. Flüssiges Gestein floss die Seiten hinab während die Wände immer dünner wurden. Es waren nur noch wenige Dutzend Meter bis nach draußen und es wurde stetig weniger. Stetig rückte die endgültige Vernichtung der Außenwelt näher. Auch wenn es zumindest unser Überleben bedeuten würde, da Druck und Hitze abgelassen werden würden, war das kein Preis, den ich zu zahlen bereit war.
Während ich mich umguckte, arbeitete der von Annabeth kontrollierte Teil unseres gemeinsamen Bewusstseins daran, abzuschätzen, ob wir eine Chance hatten, uns gegen dieses Inferno vor uns durchzusetzen. Sie stellte fest, dass wir die Temperaturen gut ausgleichen könnten. Den Druck jedoch würden wir nur reduzieren können, denn er war einfach zu stark, und auch das nur, wenn wir uns unverzüglich ans Werk machen würden.
Und das taten wir. Abkühlen war leichter als erhitzen, aber es brauchte trotzdem Zeit, Geduld und die richtigen Taktiken. Der Hitze um uns herum war es verschuldet, dass alle Luft um uns herum inzwischen zu, ebenfalls der Hitze wegen, gasförmigem Eisen geworden war. Wir nutzten unsere Kraft, um die Hitzebewegung der einzelnen Teilchen so umzulenken, dass sie sich damit selbst wieder zerstörten. Der Druck sorgte zwar dafür, dass es noch immer unglaublich heiß war, aber inzwischen waren wir wieder in Bereichen, in denen Annabeths Teil des Schutzes kaum noch beansprucht wurde. Diese Temperaturen könnten wir oder Leo ohne weiteres aushalten.
Dadurch, dass es kälter geworden war, war aber auch der Druck weit abgesunken. Nicht so sehr wie die Temperaturen jedoch. Für dieses Problem mussten wir tatsächlich nochmals Masse vernichten. Das war hier allerdings schwerer, weil die Schöpfung auf eine solche, andere Art geschehen war. Wir hatten es nur mit Kernen von Atomen zu tun und diese Kerne bestanden zu viel größeren Teilen aus wirklicher Masse, also eigneten sie sich nicht gut dafür.
Die Energie, die wir für diesen Prozess verbrauchten, lag weit über der, die wir daraus gewannen. Außerdem ging unsere Kraft langsam zur Neige. Wir reduzierten den Druck so weit wir konnten, aber irgendwann konnten wir es uns nicht mehr leisten, weiter unsere Kräfte zu strapazieren. Wir könnten unsere Schutzzauber bald nicht mehr mit Kraft versorgen, wenn wir weitermachen würden.
Also brachen wir diese Arbeit schließlich ab. Der Druck außerhalb wäre für uns zwar aushaltbar, aber nicht angenehm. Es war alles wieder auf Ebenen, die auch natürlich vorkommen könnten, und so traf ich eine Entscheidung. Ich würde zu der dünsten Stelle gehen und ein Loch hinein schlagen. Selbst wenn es meine letzten Kräfte wären.
Diese Rechnung hatte ich natürlich ohne Annabeth gemacht. An diesem Punkt wechselten wir auch wieder zurück zur Sprache, statt zu Gefühlen und Eindrücken, weil es eigentlich nur noch einen Weg gab, den wir klären mussten. „Du gehst da nicht alleine hin. Das war die Abmachung!", stellte sie fest. Ich ließ sie den Eindruck spüren, der einem Seufzen meinerseits entsprechen würde. „Du bist unmöglich!" - „Ich liebe dich auch", erwiderte sie.
In Sekundenbruchteilen trafen wir unsere letzten Vorbereitungen im Inneren unserer Schutzzone. Wir schufen uns einen Körper, ja, einen gemeinsamen, keine Fragen zu Details, und verteilten Aufgaben, solange wir weg waren. „Thalia, du führst alle an, solange wir weg sind. Frank, du musst vorwarnen, wenn die Bedingungen für irgendjemanden nicht auszuhalten sind. Kalypso, pass auf die Kinder auf, wenn es notwendig ist. Leo, Hitzeschild für alle. Hazel, euch und sobald wir ihn öffnen auch den Ausgang mit einem Schild gegen Strahlung schützen, das könnte sonst für die Bewohner der Stadt in den nächsten Millionen Jahren schwer werden. Alle anderen speisen den anderen Schild solange, bis wir eine Öffnung geschaffen haben. Irgendwelche Fragen?", ratterten wir herunter.
„Was habt ihr überhaupt vor?", wollte Hazel wissen. Wir wussten, dass wir uns beeilen mussten, deshalb antworteten wir kurz und bündig: „Der Druck hier drinnen ist immernoch zu hoch. Wir bauen einen Ausgang." Zum Glück kamen keine weiteren Fragen, nach dem bisherigen Geschehen wäre nämlich keine Zeit gewesen.
Thalia starrte uns aber noch immer an. „Ihr kommt lieber lebend zurück! Sonst wäre hier ein Dutzend Götter, die sehr wütend auf euch wären", drohte sie. Wir schenkten ihr das liebste Lächeln, was wir aufbringen konnten und versicherten ihr, dass wir, wenn uns die Wahl gelassen werden würde, auf jeden Fall lebendig zurückkehren würden.
Gerade als wir uns hinaus wagen wollten, fragte Nico: „Was wird passieren, wenn ihr das Loch auf bekommt?" Ich sehe deinen Gesichtsausdruck, Manfred! Nein, denk nichtmal dran! Wir zuckten schlicht mit den Schultern. „Keine Ahnung, wir werden sehen."
Und dann liefen wir hinaus. Das Gefühl war furchtbar. Man fühlte sich eingeengt, gequetscht und so, als würde man Sand berühren, nachdem im Hochsommer Stunden lang die Sonne darauf geschienen hatte. Trotzdem liefen wir weiter. Wir hüpften über meterbreite Lavaströme, die von den geschmolzenen Seitenwänden herab liefen, sprangen über lastwagengroße Steine und setzten Magie ein, wenn der nächste gute Landeplatz zu weit entfernt lag. Immer näher kamen wir der Stelle, die ich als die dünnste ausgemacht hatte. Wir hatten wirklich Glück gehabt, zu welchem Zeitpunkt wir die Hitze gestoppt hatten. Es war nur noch ein halber Fuß Stein vor uns, wir konnten die freie Luft auf der anderen Seite spüren. Es war nur noch eine letzte Anstrengung.
Wir holten aus und traten mit einem magisch verstärkten Fuß zu. Alle restliche Kraft floss in diesen Befreiungsschlag, wirklich alle, sodass wir danach vielleicht sogar gegen einen gut trainierten Halbgott hätten verlieren können. Ich fragte mich wirklich, wie es möglich war, dass wir haargenau so viel Kraft gebraucht hatten. Vielleicht weil wir darauf geachtet hatten, immer gerade genug übrig zu haben, aber es war trotzdem bemerkenswert. Natürlich hätten wir unsere Körper in Energie auflösen können, womit wir noch so einiges hätten bewerkstelligen können, aber es wäre nichts im Vergleich zu dem, was wir soeben verbraucht hatten.
Wir stießen tatsächlich durch den Stein ins freie. Offenbar hatten wir alles um uns herum destabilisiert, denn Steine hagelten links und rechts um uns herum nieder und rollten hinab in den früheren Thronsaal. All die angestaute Luft brauste mit einem lauten Rauschen durch den viele Meter breiten Spalt und presste uns vor sich her. In einem Schwall aus heißer Luft wurden wir in den Himmel geschleudert und flogen davon. Weiter als ich es eingeschätzt hätte. Dann kamen wir irgendwo mehrere hundert Meter außerhalb der Stadtmauern auf weichem Gras auf, drehten uns noch mit allerletzter Kraft auf den Rücken und schlossen die Augen. Ruhe. Endlich für einen Moment Ruhe. Ruhe, in die wir uns so lange hinein sacken ließen, bis wir buchstäblich das Bewusstsein verloren. Und keiner von uns machte sich Gedanken, ob oder wann wir wieder aufwachen würden.
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3763 Wörter
Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.
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