Kap. 13 Eine Zugfahrt nach ... Schweinewarzen?

Percy pov

Ein Junge mit rabenschwarzen unordentlichen Haaren, meinen garnicht mal unähnlich, trat in unser Sichtfeld. Als noch ein Junge und ein Mädchen hinter ihm hervor traten, stellte ich fest, dass sie genau zu der Gruppe gehörten, die eben noch in den letzten Sekunden in den Zug gehetzt waren.

Der rothaarige war der erste, der zu sprechen begann. „Ihr seht doch, dass dieses Abteil reserviert ist und ihr seid ganz sicher keine Lehrer. Nur für die werden Plätze frei gehalten." Die ersten Worte und gleich unfreundlicher als nötig. „Ron!", mischte sich das Mädchen sofort ein. „Das weißt du nicht. Wir haben nur ein einziges Mal gesehen, dass ein Abteil reserviert war. Du kannst daraus nicht auf alle..." Der Junge, der ganz eindeutig meine Frisur kopiert hatte, ließ sie nicht ausreden. „Na und? Wenn für irgendwen etwas reserviert werden sollte, dann doch wohl für uns. Außerdem sind die hier ganz klar nicht von unserer Schule. Wer seid ihr und was macht ihr hier?", verlangte er zu wissen.

Wir tauschten mit hoch gezogenen Augenbrauen Blicke aus, bevor ich antworte: „Percy, Annabeth , Thalia, Piper und Jason. Euer Schulleiter hat uns eingeladen, einige Zeit an eure Schule zu gehen, damit der Schulalltag etwas mehr Abwechslung bekommt, nach dem letzten Jahr. Angenehme Abwechslung."

Für einen Augenblick sah ich, wie Ron und der schwarzhaarige eine sehr merkwürdige Grimasse Schnitten, aber es war so kurz und ging so schnell, dass ich mir nichts dabei dachte. Vielleicht hatte ihnen ja nur die Nase gejuckt. Hatte sie leider nicht, aber das fand ich erst viel später heraus.

„Dann wünschen wir euch schonmal einen schönen Aufenthalt an unserer Schule", erklärte das Mädchen, stieß ihren beiden Freunden, denn dieser Teil war offensichtlich, den Ellenbogen in die Seiten und sah sie vorwurfsvoll an. „Was denn?", fragten beide so synchron, dass es schon fast gruslig war. Noch grusliger wenn man den Grund kannte. „Es ist eine Frage von Höflichkeit! Aber das war ja noch nie die Stärke von einem von euch beiden. Vor allem nicht in den letzten Wochen", wies sie sie zurecht, bevor sie sich wieder an uns wandte.

„Verzeiht die beiden Trottel hier." Schon wieder die Grimasse, die ich noch immer für ein Jucken an der Nase bei den beiden hielt. „Mein Name ist Hermine und das..." Ihre Freunde hatten wirklich keine Manieren, denn sie ließen sie wieder nicht ausreden. Ich mache das ja auch manchmal, aber das lag zum einen oft daran, dass ich mich nicht konzentrieren konnte und zum anderen tat ich es selten während sich jemand vorstellen wollte. „Das brauchst du ihnen nicht erklären. Jeder kennt uns. Wir sind die Helden!", rief der Rotschopf.

Hermine schien allerdings nicht bereit zu sein, sich davon stören zu lassen und fuhr fort: „Und das hier", sie deutete nun erst auf den schwarzhaarigen und dann auf den, der sie eben unterbrochen hatte, „sind Harry und Ron. Und erstens weiß nicht jeder wer ihr seid, zweitens kommen unsere Gäste aus Amerika, während dieser Krieg hier im Land geblieben ist und drittens ist auch das eine Frage von Höflichkeit, Ronald Weasley!", erklärte sie, während sie ihn wütend anstarrte.

Sie erinnerte mich auf einmal sehr stark an Annabeth und aus dieser Parallele ließ sich auch noch etwas anderes schließen. Wenn die beiden sich nicht sehr zeitnah bessern würden, würden sie entweder stehen gelassen werden, oder ein Messer, Verzeihung, einen Zauberstab an der Kehle haben.

„Unsere heldenhafte Stärke ist doch garantiert bis nach Amerika durchgedrungen!", behauptete der Junge, den sie als Harry vorgestellt hatte. Sie warf uns einen fragenden, eindeutig nach Bestätigung heischenden Blick zu und ich sah keinen Grund, diesem nicht zu folgen. „Nein, kein bisschen. Wir haben nichts aus diesem Teil der Welt gehört."

Wie erwartet brachte das den beiden Jungs einen ‚Hab ich es euch nicht gesagt?'-Blick ein. Dabei wurde es sogar den beiden Jungs unangenehm. Sie nahmen den einfachsten, aber nicht besonders erwachsenen Weg, dieser Pein zu entkommen. Sie gingen schnell von unserem Abteil weg. Hermine wollte ihnen gerade mit einem entschuldigenden Schulternzucken folgen, da bot ich freundlich lächelnd an: „Wir haben hier noch einen freien Sitz. Wenn du möchtest, darfst du dich gerne dazu setzen."

Sie drehte sich überrascht zurück zu uns und ihre Augen sprangen immer wieder hin und her zwischen uns und ihren Freunden. Ich hörte aus dem Gang Harry rufen: „Hermine, kommst du endlich?" Das schien bei ihr die Waage zu kippen. Jedoch nicht in die Richtung, in die der Rufende sie vermutlich hatte kriegen wollen.

Sie schob ihren Koffer vor sich her ins Abteil und versuchte ihn aufs Gepäcknetz zu legen. Sie hatte anscheinend keine Ausdehnungsmagie darauf. Der Koffer war groß. Sehr groß. Zu groß für eine zu kleine Hermine. Na gut, der Teil war gemein, aber es war unverkennbar, dass sie nicht aktiv irgendeinen Sport betrieb, etwas, was mir nur so nebenher bei jedem hier aufgefallen war, und so konnte sie ihren Koffer nicht mehr als ein paar Zentimeter vom Boden heben.

Während ich ihr zusah, musste ich kurz schmunzeln. Irgendwie sah es lustig aus, wie sie sich dabei abmühte. Ich wollte mich aber nicht über sie lustig machen und so stand ich kurzer Hand auf und fragte: „Darf ich?" Sie sah mich überrascht an, nickte dann aber.

Ich umfasste mit einer Hand den Griff ihres Koffers und hob ihn so weit hoch, dass ich mit der anderen Hand darunter greifen konnte. Zwei Sekunden später lagen ihre Sachen sicher verstaut im Gepäcknetz und ich ließ mich zurück auf meinen Platz fallen. Dabei sah ich, wie sie mir ein schüchternes und überraschtes Lächeln schenkte, welches ich freundlich erwiderte.

Eine Weile saßen wir alle schweigend da. Schließlich ergriff Hermine wieder das Wort. „Nochmal, tut mir leid wegen den beiden. Sie waren nicht immer so. Nur seit ein paar Wochen... ich weiß auch nicht, was mit ihnen los ist." Sie sah traurig zu Boden.

Behutsam legte Annabeth, die gerade neben ihr saß, ihr eine Hand auf die Schulter und erklärte: „Sie sind nicht deine Schuld. Du sagst, sie wären vorher besser gewesen. Vielleicht finden sie ja noch dahin zurück. Das passiert garnicht mal so selten." Ich wusste, dass sie auf Luke anspielte. Er war von gut über unausstehlich wieder zu gut zurück gekommen.

Unsere neue Freundin, sie schien nett zu sein, also zählte ich sie ab jetzt als solche, atmete tief ein, setzte sich aufrecht hin und nickte. Als sie wieder ordentlich bei sich war und uns der Reihe nach ansah, bat Thalia, die eben noch mit einem Wolfsblick hinter Harry und Ron her gestarrt hatte:„Kannst du uns vielleicht ein paar Dinge über die Schule erzählen, Hermine?"

Angesprochene blickte überrascht auf. „Ihr wisst garnichts über Hogwarts?" Die Tochter des Zeus schüttelte ablehnend den Kopf. „Doch, wir wissen schon einiges, aber Bücher und persönliche Erfahrungen sind selten identisch und ich kenne selbst eine große Anzahl Geschichten, die häufig sehr einseitig geschrieben sind."

Bei dem Wort ‚Geschichten' war die Aufmerksamkeit der jungen Hexe ganz klar geweckt. „Was für welche?", wollte sie wissen. Thalia zuckte mit den Schultern und zog das bei weitem naheliegendste Beispiel heran. „Bist du mit griechischer Mythologie vertraut?", wollte sie wissen. Hermine schien nachzudenken.

„Ich habe viel gelesen. Von Homer bis zu neueren Geschichten oder Fassungen alter Werke. Wieso fragst du?" Thalia grinste. „Nun ja, dir sind vielleicht so allgemeine Dinge aufgefallen dabei. Zeus ist immer als der große König dargestellt, Herkules, sein Sohn, als der größte Held in der Geschichte der Antike." - „Ja, und?" - „Nun, auch wenn es nicht in den bekanntesten Werken steht, sie sind beide unausstehlich."

Sie musterte uns überrascht. „Woher weißt du das?" Zwei Dinge fielen mir dabei auf. Zum einen stellte Hermine sehr viele Fragen. Wenn sie in dem Tempo weiter machen würde, was mich auch nach der schon vorhin aufgewiesenen Gemeinsamkeit mit Annabeth nicht wundern würde, dann hätte sie vermutlich in wenigen Wochen genug Hinweise um zu wissen, dass wir keine normalen Zauberer waren. Der zweite Umstand ging damit gleich einher. Thalia zögerte zu lange, um eine angemessene Antwort zu geben, die uns nicht verraten würde. So lange, dass Hermine bereits einen misstrauischen Blick bekam, bevor Annabeth einsprang.

„Wir haben auch alle Erfahrung mit solchen Geschichten und weiter noch mit den weniger bekannten Teilen davon. Zeus hatte in einem Jahr mehr Liebschaften als die halbe Bevölkerung Athens in ihrem ganzen Leben und Herkules hat mehrfach seine gesamte Familie ermordet und dabei ist nur ein Teil der Schuld auf Hera zurückzuführen. Würdest du diese Figuren damit noch immer als so großartig und heldenhaft betiteln?" Unsere neue Freundin schüttelte schnell den Kopf. „Nein, auf keinen Fall."

Nun gab Annabeth ihr die Geste, mit der sie zuvor die Jungs bedacht hatte. „Also?" Für einen Moment blieb Hermine der Mund offen stehen. Sie war Verlieren offensichtlich genauso wenig gewohnt wie Annabeth, aber sie gestand sie ein und begann so zu erzählen. Über Hogwarts und seine Gründung verlor sie kaum Worte, sie hatte so weit mitgedacht, dass uns dieses objektive Wissen ja schon bekannt war. Schnell kam sie deshalb zu den Geschehnissen der letzten Jahre. Lord Waldemar und seine Versuche der Auferstehung hörten sich irgendwie sehr nach unserer Geschichte mit Kronos an. Der ewige Kampf zwischen den Häusern, insbesondere Gryffindor und Slytherin hatte verdächtige Ähnlichkeiten mit den ewigen Auseinandersetzungen zwischen Athene und Ares Hütte.

An irgendeinem Punkt fragten wir dazwischen, ob sie glaube, dass alle Gryffindor gut und alle Slytherin böse wären, was sie erneut zum Nachdenken brachte. „Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, aber jetzt wo du es sagst... nein, ich glaube nicht, dass es immer so ist, jedoch sind es die Erwartungen, die die meisten an die Schüler haben und somit sind es die lautesten Stimmen. Es gibt aber bestimmt auch Slytherin, die im Krieg auf unserer Seite geblieben sind und Gryffindor, die sich von der versprochenen Macht haben verführen lassen. Suck it Rowling, listig heißt nicht schlecht und mutig nicht unbedingt gut! Es wäre nur schwer für jemanden, diese andere Einstellung auszudrücken, denn sie würden sofort von den meisten in ihrem Haus verstoßen werden."

Nach einer Weile entschied ich, dass ich jetzt lange genug aufmerksam gewesen war, und machte es mir im weiteren bequem um ein bisschen zu schlafen. Keine einfache Mission, aber ich hatte eine geniale Idee. Ich nutzte Annabeths Schoß als mein Kopfkissen und mit ein paar kleinen Verrenkungen ging dieser Plan sogar auf. Ich bekam sogar noch den beste-Freundin-der-Welt-Zusatzbonus. Während ich so da lag und sie mit Hermine redete, Strich sie mir noch mit einer Hand gedankenverloren durch die Haare. Ein wundervolles Gefühl und so döste ich während irgendeiner mir viel zu komplizierten Diskussion zwischen den beiden weg.

Ich genoss die Schlafenszeit sehr, denn der gegebenen Umstände wegen schlief ich so ruhig, entspannt und traumlos, dass mich nichtmal ein Monsterangriff hätte wecken können, solange mein Kopf auf Annabeths Beinen liegen geblieben wäre. Als ich irgendwann doch aufwachte, von selbst, nicht dadurch, dass sie mich aus dem Bett, von dem sie gerade ein Teil war, warf, spürte ich, wie ihre Finger noch immer über meine Haare fuhren. Ich gähnte herzhaft und richtete mich seitlich wieder auf. Ich hatte sehr lange geschlafen. Die Sonne stand schon weit auf der anderen Seite des Zuges.

Vor dem Fenster rasten Täler, Hügel mit saftigen, grünen Wiesen, Dörfer und ab und an eine Kuhweide vorbei. Ich lächelte müde. So fühlten sich vermutlich sterbliche auf normalen Reisen, wo sie keine Angst vor Monsterangriffen, Kriegen oder ihrem eigenen Schicksal haben mussten. Ich hätte gerne normal diese Erfahrung gemacht.

Annabeth spürte meine Stimmung, lehnte sich für eine Weile gegen mich und blickte ebenfalls in meine Richtung. Wir blickten gemeinsam in die Ferne und ich wusste, dass sie die gleiche Stimmung in sich trug, die auch mich gerade ergriff. Wir waren so weit gekommen und hatten so viel durchgemacht, dass wir jetzt mit einem Lächeln da sitzen konnten und die Früchte unseres Durchhaltens genossen.

Ich weiß nicht, wie lange wir so da sitzen blieben. Es konnten Minuten sein, es konnte länger als mein voran gegangener Schlaf sein. Ich wusste es nicht und um ehrlich zu sein, es war mir auch unglaublich egal. Wir hatten diese Zeit.

Schließlich erklang aber doch ihre Stimme in meinem Kopf und kam zu einem etwas näheren Thema als unser lange erarbeitetes Glück zurück. „Ich habe jetzt lange mit Hermine geredet. Punkt eins, ich mag sie. Sie ist schlau und denkt ernsthaft über Sachen nach, die sie sagt und hört. Punkt zwei, sie hinterfragt alles, absolut alles, und du kannst dir sicher sein, dass jedes Wort, was du mit ihr wechselst, in ihrem Kopf bleibt und sich zu einem Bild zusammen formt. Wenn wir nicht alles daran geben, es zu vermeiden, und keine Vergessensmagie verwenden, dann wird sie in maximal einem Monat wissen, dass wir keine Menschen oder Zauberer sind, und in dreien, von welchen Göttern wir abstammen. Deshalb mache ich dir den Vorschlag jetzt schon. Lass es uns ihr sagen, bevor sie es vollständig selbst merkt."

Ich hatte aufmerksam zugehört und auch wenn ich für die meiste Zeit geschlafen hatte, so hatten schon die wenigen Eindrücke, die ich mit der Braunhaarigen gemacht hatte, gereicht, um diese Beobachtungen zu untermauern. „Nicht hier und nicht jetzt, aber ich denke, einen Teil der Wahrheit können wir ihr geben, sobald sie uns etwas mehr vertraut", schlug ich vor.

Sofort bekam ich Zustimmung, „Keine Einwände!", und damit war es beschlossen und wir teilten den anderen über Gedanken sowohl von unserer neuen Bekanntschaft, als auch von diesem Plan mit. Annabeths Wort hatte immer eine starke Autorität und da niemand klare Gründe dagegen sah, stimmten sie kurzerhand zu.

Als der Zug dann schließlich bremste, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und wurden sofort von Hermine gefragt, „Sind da alle eure Sachen für das Jahr drin? Wie schafft ihr das?" Dieses Mal war Piper die schnellste mit ihrer Antwort. „Zum einen haben wir Übung darin, alles nötige schnell in einen kleinen Rucksack zu bekommen, den man sich mit einer Hand greifen kann, wenn man schnell irgendwo weg muss, und zum anderen ist ein Ausdehnungszauber sehr hilfreich." Ausdehnungszauber gab es auch bei den Zauberern, aber ihre Bemerkung über die eventuelle Notwendigkeit einer überhasteten Flucht würde uns ganz sicher irgendwie nochmal auf die Füße fallen. Spätestens das zeigte, wie schwer es sein würde, sich nicht zu verraten. Vielleicht würden wir ihr doch schneller Informationen geben, als wir anfangs gedacht hatten.

Bevor sie aber noch im Zug Nachfragen stellen konnte, hob ich ihr ihren Koffer vom Gepäcknetz runter und stellte ihn vorsichtig auf dem Boden ab. Sie bedankte sich schnell und führte uns im Anschluss nach draußen über den Bahnsteig zu einer langen Karawane von... Kutschen? Ich hatte ja einiges erwartet, aber dass wir von Kutschen zu dieser Schule gebracht werden würden, gehörte nicht dazu.

Obendrein wurden sie nicht von normalen Pferden gezogen. Thestrale, sagte mir mein intuitives Poseidon-Wissen über alle mit Pferden verwandte Wesen. Und natürlich begannen sie sofort, mit mir zu sprechen. Ich hatte noch nie mit einem ihrer Art gesprochen und so hörte ich interessiert zu, während ich zu ihnen lief und zwei von ihnen streichelte. „Ihr könnt sie sehen?", rief Hermine total überrascht aus.

„Wieso, sollten wir das etwa nicht?" Kam sofort die Rückfrage. „Nein, naja, nur jemand, der den Tod gesehen hat, kann einen Thestral sehen. Für alle anderen sind sie unsichtbar." Da war sie, die Hermiklopädie. So wie Annabeth mir mit zwölf einen Vortrag über ausnahmslos jedes Wesen der griechischen Mythologie hätte halten können, konnte sie das selbe mit der magischen Welt. „Ja, den kenne ich persönlich. Hat echt ein gestörtes Verhältnis zu Fairness", gab ich zurück.

So, bevor Percy sich noch weiter verplappert springen wir jetzt mal weiter, bis sie in die große Halle kommen. Das ist nicht die Art, auf die Zeitsprünge funktionieren. Seit wann entscheidest du das? Das brauche ich nicht entscheiden. Zeitsprünge beschreiben das überspringen der Wiedergabe von Geschehnissen, die trotzdem stattgefunden haben.

Noch bevor wir die Halle betraten, sah ich die Decke. Ein tiefblauer Himmel, unter dem tausende Kerzen schwebten. Die Erbauer dieses Schlosses hatten wirklich Geschmack gehabt. Für mich bot diese Decke durchaus eine Möglichkeit, wie man mit unseren unbegrenzten magischen Fähigkeiten einen Ort einrichten konnte. Vielleicht ließe sich die Idee sogar in einer Art Aufenthaltsraum im Palast auf Orbis Terrarum Chaos verwerten.

Hermine hatte uns erzählt, dass sie eine Gryffindor war, und nachdem eine Lehrerin namens Professor McGondor, nagelt mich nicht drauf fest, ich bin nicht gut mit Namen und es ist lustiger so, uns am Eingang zum Schloss mitgeteilt hatte, wir sollten uns erstmal irgendwo dazu setzen, folgten wir ihr zu ihrem Tisch. Ein Glück waren die Plätze der bald dazu kommenden Erstklässler wegen nicht genau abgezählt.

Wir warteten, bis die Tore der Halle geöffnet wurden und dahinter dutzende elfjährige zum Vorschein kamen. Die Lehrerin, die uns auch am Eingangstor erwartet hatte, trat mit einem alt aussehenden Hut in der Hand vor und stellte diesen auf einen dreibeinigen, hölzernen Schemel. Sie holte eine Pergamentrolle, normales Papier war der Zaubererwelt wohl zu langweilig, aus ihrem Ärmel hervor und begann laut immer einen Namen vorzulesen. Der aufgerufene Schüler setzte sich auf den Schemel und sie setzte ihm den Hut auf. Nach unterschiedlich kurzer Zeit rief der sprechende Hut, ganz seinem Namen treu bleibend, dann laut den Namen eines der vier Häuser und der Schüler setzte sich an den entsprechenden Tisch.

Ich passte dabei mit einem Ohr auf. Zwar hatte Hermine gesagt, dass man kaum Austausch mit den anderen Jahrgängen hätte, vor allem aus anderen Häusern, aber ich konnte mir vorstellen, dass so ein bisschen wissen nicht schaden konnte.

Als alle Erstklässler endlich aufgeteilt waren, starrten die meisten um uns herum schon gierig auf ihre Teller. Leider war Maria Zylberbergs Name noch lange nicht das letzte Wort vorm Essen gewesen.

Dumbledore erhob sich von seinem fast thronhaften Stuhl und rief: „Der Abend ist spät und ich weiß, ihr hattet alle eine lange Reise, aber ich muss euch mitteilen, dass es noch zwei weitere Programmpunkte geben muss, bevor das Festmahl beginnen kann. Beginnen wir mit dem schneller abgehandelten. Alle Änderungen im Personal, die im vergangenen Jahr umgesetzt wurden, sind vollständig rückgängig gemacht worden. Nachdem Professor Burbage der Ereignisse des letzten Jahres wegen davon geschieden ist, begrüßen wir heute Professor Willow Doyle als neuen Lehrer für Muggelkunde." Besagter Lehrer stand auf, verbeugte sich und es gab einiges an Applaus. Nach dem letzten Jahr wurde es vermutlich als ziemlich mutig angenommen, dieses Amt zu übernehmen.

Als es wieder ruhig wurde, erhob der Schulleiter erneut seine Stimme. „Aus dem selben Grund kann Professor Snape nicht mehr Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten und da das Ministerium der Meinung ist, dass das letzte Jahr die Notwendigkeit von erfahrenen Lehrern in diesem Bereich verdeutlicht hat, hat der verantwortliche Abteilungsleiter mir heute früh unsere zweite neu ernannte Lehrkraft mitgeteilt. Professor Dolores Jane Umbridge." Er endete nicht gerade in Enthusiasmus und das half der Stimmung in der Halle nicht. Niemand, ausnahmslos niemand klatschte. Es gab nur leises Flüstern.

Ich konnte an allen Gesichtsausdrücken auch ohne meine Allwissenheit erkennen, dass die Schüler sie kannten und hassten. Alle. Selbst Hermine, die eigentlich sehr positiv an nahezu alle Lehrer heran ging. Sie erhob sich von ihrem Platz und als sie anfing zu sprechen sprangen mir drei Dinge viel zu deutlich an mehr Sinnesorgane, als mir lieb war. Sie sah aus wie eine Kröte, so viel Pink auf einem Haufen hätte sogar Drew aus der Aphroditehütte beleidigt und ihre piepsige Stimme gab nur Unsinn von sich. Unsinn, der mich von der Logik her sehr an die Götter erinnerte. Und ja, das ist eine große Beleidigung und sind eigentlich auch zwei zu einem zusammengefasste Argumente.

„Vielen Dank für dieses herzliche Willkommen. Ich freue mich, all diese fröhlichen Gesichter wiederzusehen." Die Gesichter waren nicht fröhlich und sie freuten sich ganz eindeutig nicht, diese Lehrerin wiederzusehen. „Und ich bin sicher, wir werden ein wundervolles Jahr zusammen haben."

Ich hörte neben mir, wie Hermine mehr zu sich selbst als zu irgendjemandem bestimmtes flüsterte, „Sollte die nicht längst in Askaban stecken? Schüler frei misshandeln und sich Voldemort anschließen. Diese beiden Punkte müssten eigentlich schon alleine reichen. Andere Strafen hat sich das Ministerium eigentlich kaum überlegt." Wenn diese beiden Beschreibungen zutrafen und nicht all zu weit übertrieben waren, wovon ich bei Hermine ausging, dann würde es dieses Jahr wohl so einige Probleme geben. Ich nahm mir vor, bei ihr vorsichtig zu sein, was sowieso nicht funktionieren würde, und mir selbst mein Bild zu formen.

Damit würde ich jedoch bis zur ersten Unterrichtsstunde warten. Erstmal hörte ich Dumbledore weiter zu. „Nun zum dritten wichtigen Teil des heutigen Abends. Euch wird vielleicht aufgefallen sein, dass das sprechende Hut noch immer hier vor uns steht. Nun, das hat seinen Grund. Nachdem Albtraum des letzten Jahres wiederholen nicht nur alle Schüler das entsprechende Schuljahr, sondern wir haben obendrein Besuch. Sie sind keine Austauschschüler, denn das wäre etwas beidseitiges, aber für voraussichtlich den Rest dieses Jahres werden uns elf Schüler aus Amerika durch das Schuljahr begleiten. Herzlich Willkommen!"

Es kehrte sofort wieder das Geflüster zurück. Ich konnte nicht wirklich einschätzen, wie gut sich unsere Fahrt im Zug schon rumgesprochen hatte, aber ich vermutete, wir stachen so deutlich aus der Menge hervor, dass uns alle binnen Sekunden gefunden hatten. Wir alle, außer Thalia und Nico, die sich um nichts in der Welt aus ihrem Stil bringen lassen würden, trugen noch unsere Camp-T-Shirts, statt schwarzer Umhänge und den Klischeehexenhüten.

„Bitte beruhigt euch und tauscht euch später aus!", bat Dumbledore die Schüler in freundlichem aber gebieterischen Ton. Er hatte eine Aura, nicht die der Macht, sondern mehr seine Ausstrahlung, die trotz der ausbleibenden Strenge sofort für ein weitreichendes Befolgen seiner Anweisungen sorgte.

„Vielen Dank. Was ich erklären wollte, sind allesamt, so wurde mir mitgeteilt, sehr fortgeschritten im Umgang mit der Magie und werden sich daher, unabhängig von ihrem Alter, dem siebten Jahrgang anschließen. Sie werden allesamt vom Hut in die Häuser eingeteilt werden und können damit genau wie alle anderen Punkte sammeln oder verlieren. Bitte achtet auf einen freundlichen Umgang mit einander, es wäre mir unangenehm, von schweren Auseinandersetzungen hören zu müssen. Zumal diese vermutlich zu euren Ungunsten ausgehen würden." Mit dieser kleinen Drohung endete Dumbledore und hinterließ die gesamte Halle in schweigen. Ein wenig Applaus hätten sie uns doch wohl geben können.

So viel Spaß es auch machen würde und so sehr es mein Herz bricht, der Hut kann leider eigentlich keine Erinnerungen sehen und weil ich versuche, möglichst nah an dem Material zu bleiben, was dem ganzen zu Grunde liegt, müssen wir leider auf einen schweren Anfall des Hutes verzichten.

McGondor trat wieder vor, eine zweite, um Längen kürzere Liste in der Hand. „Annabeth Chase!" Verfluchte alphabetische Reihenfolge. Ich wäre gerne direkt vor oder nach ihr an der Reihe gewesen, aber so würde das nichts werden. Der Hut musste nur in ihre Nähe kommen und rief: „Zu einfach! Ravenclaw!" Und damit stand wohl fest, dass wir nicht in einem Haus wären. Bei allen anderen hätte ich eine Chance gehabt, aber die Art der Schläue, die Romena Ravenclaw von ihren Jüngern gefordert hatte, besaß ich eher weniger.

Sie schien das ebenfalls verstanden zu haben. Wir tauschten einen traurigen Blick aus, bevor sie unter lautem Applaus vom blauen Tisch zu diesem hin lief. Ich atmete tief durch. Das war definitiv schlecht, aber wir würden bestimmt nicht das ganze Jahr getrennt bleiben.

Nico und Thalia kamen beide nach Slytherin, auch wenn der Hut bei ihnen beiden etwas länger überlegte. Jason wurde ein Gryffindor. Dann war ich an der Reihe. Ich hatte, als ich Dumbledore unsere Namen geschickt hatte, mich selbst nur als Percy ausgegeben. Das war der Name, mit dem ich genannt werden wollte, also sah ich keinen Grund, mich als Perseus einzutragen.

„Percy Jackson!", rief die Lehrerin, die, wie ich ihrem Gesichtsausdruck, nachdem Jason eingeordnet worden war, nach urteilte, die Hauslehrerin von Gryffindor sein musste. Ich erhob mich und lief aufrecht und von außen Zuversicht ausstrahlend nach vorne. Es waren schon zu oft alle Augen auf mich gerichtet gewesen, deshalb konnten mich selbst die äußeren Umstände dieser Situation nicht weiter aus der Ruhe bringen, als ich es Annabeths Einteilung wegen war.

Ich setzte mich. Der Hut landete auf meinem Kopf und rutschte über meine Augen. Ich hörte, wie eine Stimme in meinen Gedanken sprechen wollte und ließ sie gewähren. „Hmm, was haben wir denn hier? Mut, ohne Zweifel. List? Ebenfalls, aber nicht auf die Art, wie es andere erwarten. Du bist schlau, aber noch weniger als deine List zeigt sich das in der konventionellen Art. Das ist in der Tat nicht so einfach, wie bei den andern. Lass mich mal sehen. Oho", ich spürte förmlich, wie der Hut ein überraschtes Gesicht machte, sofern Hüte das können. Andererseits, er sprach, es war doch eine kleine Grimasse nicht zu viel verlangt. „Treue. So viel, wie ich es noch bei kaum einem anderen gesehen habe. Damit ist ja wohl der Fall klar." Und bevor ich protestieren konnte, dass ich lieber nach Ravenclaw wollte, rief er laut aus: „Hufflepuff!"

Ich seufzte, bevor ich aufstand und mich auf den Weg zu meinen klatschenden zukünftigen Hausgenossen machte. Sie sahen von weitem alle mehr oder weniger nett und entspannt aus, also würde das vielleicht trotzdem ganz schön werden, sobald ich zusammen mit meinem weisen Mädchen eine Lösung fände. Als ich am gelben Tisch entlang lief, auf der Suche nach einem Platz, hörte ich Geflüster hinter mir, von dem verschiedene Mädchen an sowohl dem Ravenclaw-, als auch dem Hufflepufftisch mit ihren Nachbarinnen über Dinge flüstern, die mich betrafen und die ich am liebsten nicht gehört hätte.

Schließlich machten zwei Jungen, die ganz klar so aussahen, als wären sie schon mindestens sechzehn, vermutlich älter, für mich einen Platz frei und stellten sich als Nicolái und Micah vor. Ich lächelte ihnen dankbar zu und meinte mit einem kleinen Schmunzeln: „Meinen Namen kennt ihr ja jetzt vermutlich schon." Sie lachten und nickten. In solcher Gesellschaft wäre es wahrscheinlich wirklich in Ordnung, mit eben der einen Ausnahme.

Ich blickte wieder nach vorne und verfolgte mit, wie Piper zu Jason nach Gryffindor gesteckt wurde, Leo Annabeth in Ravenclaw Gesellschaft leisten durfte und Will, Calypso, Frank und Hazel sich mit mir ein Haus teilen durften. Thalia, Frank und Hazel hatten wohl das meiste Glück dabei gehabt.

Während ich mich eigentlich nett mit meinen Sitznachbaren unterhielt, und meinen Kopf regelmäßig im Essen versenkte - Ich musste mehr als einmal versichern, dass mein Magen kein Loch ohne Boden war und ich auch nicht plante, die gesamte Wirtschaft der Zaubererwelt zu zerstören, indem ich eine Lebensmittelknappheit herbeiführen würde - schweiften meine Gedanken immer wieder dazu ab, was ich tun würde, wenn ich einen der Albträume bekommen würde, aus denen mich nur Annabeth aufwecken konnte. Die Gefahr hatte schon bei meiner Solo-Mission direkt nach dem Krieg bestanden, aber da war ich immer zum Schlafen nah am Meer gewesen, das beruhigte mich immer zumindest etwas. Hier wäre ich damit komplett aufgeschmissen.

---------------------------

4431 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top