Kap. 123 Die Falle

⬆️ Das wäre Jason, wenn er das Herrschaftsgebiet seiner Schwester bekommen hätte. Und sehr wütend auf irgendjemanden oder irgendetwas wäre.

Roran pov

Das Tor knirschte, als es sich langsam bewegte. Stück für Stück weitete sich der Spalt dazwischen aus und dahinter kamen unsere vereinigten Truppen zum Vorschein. Sobald der Weg zu etwa einem Drittel frei war, strömten Menschen, Urgals, Zwerge und Elfen herein und verteilten sich sogleich auf dem Platz. Eigentlich war es genau so, wie der Angriff im Idealfall hätte ablaufen sollen, aber merkwürdigerweise konnte ich mich nicht so recht darüber freuen. Es fühlte sich nicht richtig an. Bis jetzt hatte es noch keinen wirklichen Kampf gegeben und die Soldaten konnten ihrer Schwüre wegen nur dann fliehen, wenn es ihnen gestattet werden würde und Galbatorix würde es nicht gestatten. Er würde eher jeden einzelnen in seinem Kampf sterben lassen, als ihnen die Freiheit zu gewähren.

Es waren einfach zu wenige. Wir konnten zahlenmäßig niemals in der Überzahl sein und es war auch nicht realistisch, dass wir einfach so das Tor öffnen konnten, ohne dass wir uns durch die gesamte Armee kämpfen mussten. Warum sollte eine Stadt so hohe Mauern haben, wenn sie ihr Tor nicht verteidigten? Das ganze musste irgendeinem Plan folgen, denn es hatte sich schon vieles über den Tyrannen gezeigt. Dass er rücksichtslos war, ohne Zweifel. Dass er sich nicht um das Wohl der Menschen kümmerte, keine Frage. Dass er alles tat, um sein egoistisches Ziel zu erreichen, zweifellos. Aber dass er dumm war, ganz sicher nicht. Er würde uns nicht einfach so hier herein marschieren lassen, ohne dass er sich davon einen Vorteil versprach.

Und Vorteile konnten eigentlich nur zwei sein. Entweder der, dass die Soldaten die Stadt kannten und jede kleine Gasse zu ihrem Vorteil ausnutzen konnten, aber das glaubte ich nicht. Diesen Vorteil hätten sie auch noch gehabt, wenn sie vorerst versucht hätten, uns vom Eindringen abzuhalten. Die Alternative war simpel und trotzdem hatte sie anscheinend noch niemand erkannt. „Es ist eine Falle!", knurrte ich, bevor ich in kurzer Folge eine Reihe von Flüchen ausstieß, für die mir Garrow die Ohren lang gezogen hätte.

Und trotz dieser Erkenntnis musste ich quälend lange zusehen, wie sich die Armee ordnete, sodass jeder Hauptmann klar an der Spitze einer Division stand und es keine Verwirrungen geben würde, wer zu welcher Gruppe gehörte. Als sich alle fertig sortiert hatten, hob ich meinen Hammer, damit ich trotz der sehr unterschiedlichen Größen der Krieger von den meisten gesehen werden würde und rief:

„Hauptmänner zu mir!" Ich wollte nicht vor allen gleichzeitig vor einem Hinterhalt warnen, da die Gefahr für eine Kettenreaktion mir zu groß war. Einer würde Panik bekommen, die würde sich ausbreiten und dann würde es ewig dauern, alles wieder zu ordnen.

Meinen Anweisungen wurde augenblicklich Folge geleistet. Ich hatte niemals Befehlshaber sein wollen, aber ich konnte nicht leugnen, dass dieses Gefühl von Macht ein wenig berauschend war. Sobald alle da standen, musterte ich die einzelnen Gesichter der Anwesenden. Gut, die Hälfte sah tatsächlich so aus, als ob sie glaubten, dass wir damit durchkämen. Den meisten übrigen war nicht am Gesicht abzulesen, wie sie dachten, und nur bei sehr wenigen sah ich den Ausdruck, der in mir tobte. „Das ist zu einfach."

Ich stellte diese Behauptung einfach und vorerst unkommentiert in die Runde, um mir die Aufmerksamkeit aller zu sichern. „Die Armee des Imperiums ist größer als diese paar Mann, die jetzt tot auf den Zinnen der Mauern liegen und wir wissen, dass die Soldaten nicht fliehen können. Das lässt nur eine Möglichkeit offen", stellte ich fest. Ich blickte ernst jeden einzelnen an und so kam die Antwort von keinem anderen als Jörmundur. „Es ist eine Falle!" Ich nickte und biss dabei die Zähne fest zusammen. „Ja, zu diesem Schluss bin ich auch gekommen!" Es war nicht das, was irgendjemand hören wollte, aber es war leider nicht zu verleugnen und das sahen sie alle ein.

„Mahnt eure Truppen zur Wachsamkeit und durchsucht die Stadt. Überlegt euch ein Signal, durch das alle wissen, dass ihr in Schwierigkeiten steckt und der eigentliche Kampf begonnen hat", trug ich ihnen auf. Gesprächig war nach dieser Ankündigung niemand und so nickten nur alle, den Befehl zur Kenntnis nehmend, und liefen dann zurück zu ihrem Gefolge. Ich holte einmal tief Luft, bevor ich die paar Schritte zu dem meinen zurück lief, von denen wir uns für diese sehr kurze Beratung etwas entfernt hatten.

Mit einem erhobenen Arm bedeutete ich ihnen, dass sie mir folgen sollten, und lief anschließend allen voraus auf eine der Seitenstraßen zu. Die Hunderten Schritte, die jede Sekunde erklangen, und das Klirren der Kettenhemden waren vermutlich bis weit in die Stadt hinein zu hören, wenn eine Falle vorbereitet war, dann würden die Verteidiger auf jeden Fall wissen, wann wir kommen würden.

„Bleibt wachsam!", rief ich, selbst die Anweisung befolgend, die ich allen anderen gegeben hatte, sobald wir ein paar Dutzend Meter vom zentralen Platz entfernt waren. „Wir wissen nicht, ob und wo sich möglicherweise noch Truppen des Imperiums aufhalten. Es ist unwahrscheinlich, dass wir Urû'baen mit so wenig Gegenwehr einnehmen können." Auch hierbei gab es viele verschiedene Reaktionen, aber nach ein paar Sekunden war in den meisten Gesichtern grimmige Akzeptanz zu sehen, was tatsächlich Sinn ergab, denn die meisten von ihnen hatten schon in früheren Schlachten mitgekämpft und wussten, wie viele Feinde dort normalerweise warteten.

Wir arbeiteten uns durch die Straßen und es lief immer wieder gleich ab. Beim Abbiegen spähte zuerst jemand um die Ecke, sah absolut leergefegte Pflastersteine und anschließend bog die gesamte Gruppe ein und je öfter es geschah, desto schlechter wurde mein Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und garnicht! Dass sich die normalen Bürger nach einem Alarm nicht raus trauen, ist die eine Sache. Aber Patrouillen und Soldaten gab es doch immer. Selbst in Narda und Teirm, wo man nicht wirklich eine Auseinandersetzung erwartete, waren immer wieder Zweierpaare von Soldaten durch die Straßen gezogen. Es war hier einfach zu still.

Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mich nicht von diesem schlechten Gefühl stören lassen, denn es war die bessere Variante gewesen. Dann auf einmal ertönte eine Trommel. Eine Trommel, die mich sehr an die erinnerte, die auf den brennenden Steppen Dorn angekündigt hatte, kurz nachdem wir das Schlachtfeld erreicht hatten. Es began mit einem Schlag, aber dann kam noch einer. Und noch einer. Man konnte es nicht besonders gut heraus hören, da der Ton nicht aus unserer Straße kam, aber es schien außerdem so, dass mit jedem Schlag ein Ton mehr zur gleichen Zeit ertönte. Als hätte man mit einer Trommel begonnen und würde mit jedem Schlag eine dazunehmen, bis die gesamte Armee des Imperiums synchron auf Trommeln einschlug und die Lautstärke des Geräusches uns allen den Kopf sprengen würde. Es wäre mit Sicherheit die bizarrste Art, einen Krieg zu gewinnen, die es in der Geschichte Alagaësias gegeben hätte. Leider für die falsche Seite und dadurch kein akzeptabler Ausgang.

Die Trommel war grob aus der Richtung des großen Platzes vor dem Tor gekommen, aber ich wusste nicht, ob es wirklich eine gute Idee wäre, genau dorthin zurück zu gehen. Schließlich wollte unser Feind offensichtlich genau das. Und noch dazu hatten wir nicht wirklich eine Option. Wir waren hier nach Urû'baen gekommen, um uns die Freiheit zurück zu erkämpfen, und ein gesamtes Bataillon, dass sich irgendwo in den Tiefen des städtischen Gassengewirrs versteckte, würde uns eher nicht zu diesem Ziel führen.

Ich bedeutete also meinen Männern, mir zu folgen, als ich in die nächste Seitenstraße einbog. Ich wollte nicht den selben Weg zurück wie hin gehen, denn das schien mir wie eine offensichtliche und berechenbare Falle, deshalb gefiel mir die Idee, einen kleinen Bogen zu machen, deutlich besser. Sie versprach außerdem den Vorteil, dass wir möglicherweise von hinten auf die feindlichen Truppen stoßen würden. Für jede sinnvolle Formation ihrerseits wäre das ein fatales Problem. Und fatale Probleme bei unseren Feinden verursachen war definitiv nichts, wovor wir zurück schrecken würden.

Wir liefen die Häuserzeilen lang, doch gerade, als ich nocheinmal zur Seite abbiegen wollte, damit wir zurück zum Zentrum kämen, sah ich zum ersten Mal hier unten einen Soldaten. Na gut, das ist vielleicht nicht die richtige Beschreibung. Es war nicht ein Soldat, es war schon jetzt eine Horde, die vielleicht größer war als unsere gesamte Gruppe hier. Und es wurden mehr.

„Stellung einnehmen!", brüllte ich sofort, „Bereit machen zum Kampf!" Sofort begann etwas, das von außen aussah wie ein Gedränge, jedoch schon seit langer Zeit geübt wurde und dadurch eine Routine war, die binnen einiger Sekunden ablief. Die Urgals bildeten zum größten Teil die erste Reihe, da sie im Nahkampf den meisten Schaden anrichten konnten. Gleich dahinter stand eine Reihe Zwerge, die jedem Soldaten, der an den Riesen vorbei kam, eine Überraschung von dort verpassen würden, wo sie es am wenigsten erwarteten. Dahinter kamen die meisten der menschlichen Krieger. Nur vergleichsweise spärlich gemischt mit den anderen Völkern.

Ganz am hinteren Ende standen die wenigen Bogenschützen, die wir hier dabei hatten, und die Elfen. Auch wenn sie im Kampf vermutlich besser als jeder Andere waren, hatten sie vor allem den Vorteil, dass sie alle zumindest zum Teil die Magie beherrschten. Magier waren nun einmal, auch wenn es mir oft nicht gefiel, am Ende der entscheidende Punkt in einem Kampf. Ein Magier, der sein Handwerk verstand, war für gewöhnlich in der Lage Dutzende oder sogar hunderte gewöhnliche Gegner mit einem Schlag auszulöschen, ohne dabei auch nur einen Kratzer abzubekommen. Kurz gesagt, sie waren zu wertvoll, um sie in die ersten Reihen zu schicken, wenn es nicht unbedingt sein musste.

Und von da an begann das blutige durcheinander. Und von da an endete es auch lange nicht mehr. Wir konnten halbwegs unseren anfänglichen Grund halten, aber wir verloren einen Kämpfer nach dem anderen. Mit Sicherheit weniger als das Imperium, aber leider konnten sich dessen Anhänger, freiwillig oder nicht, diese schlechte Quote leisten, da sie in absoluten Zahlen so unverhältnismäßig überlegen waren.

Einmal mitten drin hätten wir den Kampf fast sofort verloren, als wir gerade noch rechtzeitig mitbekamen, wie sich nun auch von hinten Truppen näherten. „Sie kommen auch von hinten!", rief einer der Elfen, der es scheinbar als erster entdeckt hatte. Daraufhin rannten einige wenige Urgals, sogar noch zwei Kull unter ihnen, sowie die verbleibenden Zwerge, die sich noch im Zentrum herum drängten, durch unsere Gruppe hindurch ans hintere Ende unseres kleinen Bollwerks. Die Elfen ließen sie sofort durch und so entstanden auch in diese Richtung halbwegs sichere Schutzwälle.

Ab diesem Moment verschwand das meiste in einem Rausch von Blut und Tod. Ich kämpfe in der ersten Reihe hinter den Zwergen, solange ich körperlich dazu in der Lage war, dann ließ ich in einem schnellen Wechsel einen anderen meinen Platz einnehmen, nur um für ein paar Minuten an die Hauswand gelehnt tief durchzuatmen und wieder neue Kräfte zu sammeln. Es war wahrlich unbezahlbar, dass unsere vereinten Kräfte so mächtig waren, dass wir selbst auf dem Schlachtfeld die Möglichkeiten hatten, sich sicher vor Angriffen ein wenig zu erholen.

Langsam kam es jedoch zu dem Punkt, an dem immer wieder einer der Urgals fiel und Stück für Stück zeigte sich, wie unersetzbar ihre rohe Stärke und die Wirkung, die sie auf jeden Angreifer hatten, für unsere Strategie war. Wir hatten unfassbar Glück, als der Angriff aus unserem Rücken langsam abebbte, denn so konnten wir von dort aus noch ein letztes Mal unsere erste Reihe auf höchste Stärke aufrüsten, aber auch das kaufte uns nur etwas Zeit. Als schließlich ein weiterer Kull und gleich im Anschluss der Zwerg hinter ihm fielen, traf ich eine Entscheidung. „Langsam zurückziehen, wir vereinigen uns wieder mit den anderen Bataillonen!", brüllte ich, in der Hoffnung, dass alle uns hörten.

Der Rückzug war schwerer zu koordinieren, als man sich vorstellen konnte. Es war nämlich so, dass wir nicht zu schnell sein durften, da die Verteidigungsreihen dann nicht mehr mithalten könnten, aber auch nicht zu langsam, denn wenn von ihnen einer stolperte, bedeutete das seinen Tod und vermutlich so viel Chaos dort vorne, dass noch viele weitere dran glauben müssten. So ließen wir immer etwas Abstand zu den Urgals, Zwergen und den ersten beiden Reihen dahinter, während wir versuchten, Stück für Stück zurück in Richtung der Mauer und von dort hoffentlich zurück auf den zentralen Platz zu kommen. Und dieser Plan schien eigentlich aufzugehen, wir hatten gefühlt keine größeren Verluste, als im statischen Kampf, aber dann passierte, was passieren musste. Hinter mir lag irgendetwas, was ich nicht mehr zu Gesicht bekommen sollte, ich stolperte, fiel und konnte gerade noch zur Seite wegrollen, um nicht versehentlich von einem Kull zertreten zu werden. Einem Kull aus der ersten Reihe, was bedeutete, dass ich ein riesiges Problem hatte.

Ich war nun außerhalb der organisierten Defensive und damit vollkommen auf mich allein gestellt und besser noch, mitten in den Truppen, gegen die wir, seit die Leichenschänder in unser Dorf gekommen waren, nahezu dauerhaft aktiv oder passiv kämpften. Aber wenn ich schon in einer aussichtslosen Situation war, dann würde ich zumindest diesen letzten aussichtslosen Kampf bis zu seinem aussichtslosen Ende kämpfen. Dies war mein Versprechen gewesen. Ich würde alles tun, was in meiner Macht lag, um diese Schlacht zu gewinnen. Und wenn es nur meine Gegner etwas aufhalten oder eine Hand voll Soldaten beseitigen war, alles geben schloss auch das ein. Noch einmal würde ich nicht aufgeben.

Mit einer holprigen Rückwärtsrolle kam ich auf die Beine, ohne mir den Kopf am Pflaster aufzuschlagen, und hob Hammer und Schild. Um mich bildete sich eine Traube imperialer Soldaten, auch wenn der Großteil entweder wieder in die Richtung verschwand, aus der sie alle gekommen waren, oder meinen Kameraden den Rückzug erschwerte. Ich stand nun mit dem Rücken zur Wand etwa einem Dutzend bewaffneter Soldaten gegenüber, die alle darauf warteten, dass jemand anderes etwas tun würde. Es war nämlich klar, dass zumindest der erste, der mich angreifen würde, meinen Hammer zu spüren bekommen würde.

Wir standen so lange da, dass es schon wieder ruhig um uns herum wurde. Mein Blick sprang von einem zum nächsten, während ich versuchte, möglichst viel von ihnen allen zu erfassen, ohne dass meine Aufmerksamkeit darunter leiden würde. Und so ging es weiter, bis ich bemerkte, dass einer von ihnen nicht mehr auf meine Haltung starrte, sondern auf mein Gesicht blickte. Zuerst wusste ich nicht, warum er das tat, aber dann machte sich Erkenntnis in seinem Gesicht breit. Und Wut. Genauer genommen war nach einem Augenblick alles außer der Wut wieder aus seinem Gesicht verschwunden.

„Du hast sie umgebracht. Du hast sie alle umgebracht!", knurrte er und in diesem Moment merkte ich, welche Erkenntnis er gemacht hatte. Er wusste nun, wer ich war und dass eine Unsumme auf meinen Kopf ausgesetzt war, die nur von Eragon selbst übertroffen wurde. Vielleicht wusste er auch, dass eine große Zahl der Soldaten in Deldarat mir zum Opfer gefallen waren. Eigentlich war er ein Soldat und sollte dementsprechend damit umgehen können, dass ein Kamerad im Kampf fiel, aber wenn er tatsächlich einen von denen, die unter meinem Hammer ihr Ende gefunden hatten, besser gekannt hatte, dann setzte an diesem Punkt vermutlich die Logik aus und er wollte Rache.

Wie ich auch damals Rache gewollt hatte, nach all den Dingen, allen Toden, die das Imperium über uns gebracht hatte. Ich konnte ihn verstehen, und das würde es mir nicht leichter machen, zu versuchen, ihn zu töten.

Obwohl er einen Moment gebraucht hatte, um diese Entscheidung zu treffen, schien er jetzt zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass es ihm eigentlich auch egal war, ob er lebte oder starb. Er stieß einen Kampfschrei aus und stürzte sich auf mich. Und ich dachte leider noch daran, dass ich seine Beweggründe verstehen würde, und brachte es deshalb nicht über mich, ihm meinen Hammer zwischen die Augen zu zimmern. Stattdessen rammte ich ihm einen Schild ins Gesicht, der im nützlichsten Falle seine Nase brach und damit seine Kampffähigkeit nachhaltig beträchtlich einschränken würde. Leider würde es mir nicht viel nützen, denn das Adrenalin von Wut und Kampf würden ihn den Schmerz erst zu spät spüren lassen.

Dazu hatte ich meine Bereitschaftshaltung aufgegeben und seine Kumpanen sahen das. Den ersten Schlag konnte ich mit dem Schild gegen die Wand ableiten, was ein unangenehm knirschendes Geräusch erzeugte, aber drei weitere hätten mich durchbohrt. Das geschah nur deshalb nicht, weil einer der Zauber, mit denen Eragon mich geschützt hatte, sie alle ablenkte. Ich meinte mich daran zu erinnern, dass er erklärt hatte, dass die Magie absolut tödliche Treffer verhinderte. Leider spürte ich auch gleich den unangenehmen Nebeneffekt. Damit der Zauber länger funktionieren würde, so hatte er es begründet, würde es meine Stärke sein, die diese Magie aktivierte.

Der Kraftverlust kam so unvermittelt, dass ich nicht vorbereitet war und somit in mich zusammen sackte. Ein weiterer Umstand, den meine Gegner in vollem Maße ausnutzten, indem sie alle noch einige Male zustachen. Mit jedem Mal spürte ich meine Kraft schwinden. Die zunehmende Schwäche hielt mich von jedem Gegenangriff ab und nach von ihnen allen zusammen vielleicht fünfzig Angriffen sackte ich auf ein Knie. Nach einhundert konnte ich auch das nicht mehr halten. Ich fiel vorne über und mit letzter Kraft konnte ich noch meinen Arm vors Gesicht ziehen, um nicht damit zuerst auf die Pflastersteine zu schlagen. In meiner derart geschwächten Form gab mir das den Rest und mir wurde schwarz vor Augen.

Und ihr lest nur noch von Schwärze. Solange, bis ich die Zeit weiter drehe aber werde ich das tun? Ja, wirst du! Ach echt, und woher weiß der Werte Herr Autor das? Weil ich es sonst selbst mache und du damit deine Rolle verlieren würdest. Das kannst du doch garnicht. Wollen wir wetten? Es wird weitergehen, selbst wenn du nicht zustimmst. Das glaubst doch nur du. Aber keine Sorge, du musst dich nicht bei dem Versuch blamieren, ich mach ja schon.

Ich blinzelte. Ich hätte ja angenommen, dass ich tot wäre, aber dafür sah alles um mich herum zu langweilig und grau aus. Außerdem schmerzten die meisten Teile meines Körpers, was ich ebenfalls nicht mit dem Tod in Verbindung brachte. Dann ließ ich meinen Blick umher schweifen, ohne meinen Kopf zu bewegen, denn dazu fehlte mir die Kraft. Zu beiden Seiten erstreckte sich eine gepflasterte Straße und vor mir schien eine Häuserfront zu sein. Eine Häuserfront mit zwölf übellaunig dreinblickenden, bewaffneten Männern im Weg. Auf beides, vor allem aber auf die Männer hätte ich gerade sehr gut verzichten können, denn es waren die selben, an die ich mich trotz des Nebels der Schwäche noch erinnerte.

Einer von ihnen, ich glaubte, dass es der war, der mich zuvor erkannt hatte, trat nun mit einem Schild in der Hand vor. Er hob ihn über den Kopf, holte Aus und lies ihn auf mein Gesicht nieder fahren. Er traf sein Ziel nicht. Das brachte zwei schlechte Dinge gleichzeitig mit sich. Zum einen hätte ich diesen Schlag wohl in meinem jetzigen Zustand nicht überlebt und zum anderen verlor ich wieder Kraft, wo ich doch bereits nahezu keine mehr hatte. Dazu kam, dass mir meine innere Stimme sagte, dieses Mal würden sie nicht aufhören, wenn ich ohnmächtig wäre. Sie würden so lange zuschlagen, bis keine Lebensenergie mehr in mir war, die sie mehr aufhalten konnte, und mein Kopf vom Schild an der Wand zerschmettert werden würde. Wenn das überhaupt möglich war, dann war meine Lage jetzt noch aussichtsloser als bevor ich ohnmächtig geworden war... bis ich diese Stimme hörte.

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3201 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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