Kap. 120 Es geht los, schon wieder

Eragon pov

Als Roran mit dieser einen Abmachung genauso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war, wusste ich nicht so recht, ob ich mir Sorgen machen sollte. Er war auf dem Weg, in die größte und vermutlich chaotischste Schlacht zu ziehen, die im letzten Jahrhundert stattgefunden hatte und wie ich ihn kannte, stand er dabei an vorderster Front. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass sein Wille ihn immer weiter machen lassen würde. Ob mich das beruhigte oder weiter besorgte, war schwer zu sagen.

Ich erinnerte mich, wie Nasuada mich nach der Schlacht um Feinster gefragt hatte, wie es möglich wäre, dass jeder verbleibende Teil meiner leiblichen Familie eine Schlüsselrolle in diesem Krieg trug. Ihre daraus resultierende Frage war gewesen, wer lebend heraus käme, wenn Roran, Murtagh und ich in einem Käfig eingesperrt wären, den man nur verlassen konnte, wenn beide anderen tot wären. Meine Antwort war klar gewesen. Auch wenn er als einziger keine elfischen Kräfte oder Magie besaß, Roran wäre der Überlebende gewesen, ganz egal wie die Umstände waren. Er hatte einen Urgal in seiner eigenen Disziplin niedergerungen und diese Messlatte danach nicht mehr unterboten.

Ich spürte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und als ich mich umdrehte, lächelte mich Arya aufmunternd an. „Ich glaube, um ihn musst du dir weniger Gedanken machen. Dein Bruder lässt sich nicht so leicht umbringen, wie inzwischen eine Vielzahl von Wesen am eigenen Leib erfahren haben. Ich glaube, dein Teil der Abmachung wird wichtiger und schwieriger einzuhalten."

Ich lachte leise, und zusammen mit Saphiras nachfolgenden Worten hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass Rorans Rückkehr nicht zur Frage stand. „Du stehst auf dem Weg, den schlimmsten Feind in der Geschichte der Reiter zu bekämpfen und zu besiegen und machst dir dabei Sorgen, dass die Mission von jemand anderen gefährlich sein wird. Kleiner, wir haben unsere Aufgabe und wenn die erfolgreich wird, dann besteht für mich kein Zweifel daran, dass dein Bruder-im-Herzen ebenfalls am Leben sein wird."

Natürlich hatte sie recht. Sie beide eigentlich. Aber ich war nunmal so gestrickt, dass ich mir eher Sorgen machte, ob die Leute um mich herum heil zurück kommen würden, als darum, wie es um mich selbst stand.

Das geschah immer genau so lange, bis mir selbst auffiel, dass ich es dann nicht mehr erleben könnte, egal ob sie zurückkehrten oder nicht. Ich wollte sie trotzdem lebend wissen, aber in dem Moment, in dem mir auffiel, dass ein glückliches Leben mit ihnen, sei es in Liebe, als Familie oder verbunden durch Freundschaft, auch nicht möglich wäre, wenn ich dieses Leben nicht haben würde, wurde ich trotzdem von der Vorstellung niedergeschlagen.

„Hey, Eragon", Arya blickte mich fest an, als sie meinen Namen rief, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Ich hätte meiner Mutter dieses Versprechen nicht machen können, wenn ich nicht fest daran glaube würde, dass wir siegen werden. Galbatorix mag stärker sein, aber er ist bei weitem nicht mehr so vorsichtig, wie er sein sollte. Wir werden einen Weg finden und wir haben die beste Unterstützung, die man nur haben kann. Ob als Lehrer oder Mitstreiter, das ist Kraft und Wissen, von dem selbst er nichts weiß." Ich seufzte nur. Das wusste ich ja, aber Sorgen machte ich mir nichts desto trotz. Genau jetzt, wo wir so kurz vor unserem Ziel standen und wo unsere Chancen wohl die besten waren, die uns in der gesamten Geschichte gegeben werden würden, fragte ich mich selbst, was eigentlich wäre, wenn wir scheitern würden.

Ich kannte die Antwort. Es wäre nicht anders, als wenn wir davon laufen würden, nicht anders als es gewesen wäre, wenn wir nichts getan hätten. Nur dass ich eben bei Flucht genau wie beim Scheitern mein Leben verlieren würde. Galbatorix würde nicht ruhen, ehe ich tot oder sein Sklave wäre. Wenn wir fliehen würden, würde er uns suchen, finden und dann könnten wir garkeinen Einfluss auf die Umstände der Konfrontation haben. Es war leider eine Tatsache. Für diesen einen Tag konnte es keine Sicherheit geben. Wir konnten nicht vorher detaillierte Pläne schmieden, wir konnten uns vorbereiten und wir konnten lernen, aber mehr ging nicht. „Du hast ja recht, wir haben alles getan, jetzt heißt es nur noch kämpfen, stark bleiben und nicht aufgeben."

Wir stellten uns so auf, dass wir beide einen Blick auf die Stadt hatten. Auf meiner einen Seite lag Saphira, auf der anderen stand Arya. Ich wusste nicht, ob die beiden sich dazu abgesprochen hatten, aber fast im gleichen Moment legte Arya ihren Arm um meine Schultern und Saphiras Schwanz wand sich einmal um meine Füße. Ich wusste nicht genau, was von beiden mich mehr berührt hätte. Ich legte meinen Arm ebenfalls um Aryas Hüfte und meine Hand fand sich nur ein Blinzeln später auf Saphiras Flanke wieder.

Es war wirklich eindrucksvoll, wie eine so kleine Geste so schnell so dunkle Gedanken vertreiben konnte. „Eine letzte, entscheidende Schlacht?", wollte ich wissen. Ich spürte ihren Körper vibrieren, als Saphira ein zustimmendes Brummen von sich gab. „Auf dass danach Frieden herrscht. Zu lange war Gewalt an der Macht, irgendwann wird Abwechslung gebraucht. Und dieser Zeitpunkt ist heute", erwiderte nun auch die Elfe. Ein seliges Lächeln stahl sich auf meine Lippen, denn ich spürte die Bedeutung, die dieser Moment für mich hatte. Wer brauchte eine gesamte Armee hinter sich, wenn er eine halbe Hand voll Leuten hatte, denen er rückhaltlos vertrauen konnte.

Vertrauen tat ich hier zwar den meisten, aber es gab da Abstufungen. Kleine aber feine Unterschiede, die selbst Leute wie Orik, Percy, Annabeth oder Oromis aus dieser Rechnung ausschlossen. Der Nächste und vielleicht Einzige andere auf dieser Liste führte in diesem Augenblick zehntausend schwer bewaffnete Krieger mehrerer Völker auf die Mauern von Urû'baen zu. Roran war ganz eindeutig in der selbst gewählten Position in erster Reihe im Einsatz, auch wenn es ihm genauso erlaubt wäre, von ganz hinten Befehle zu geben. Vermutlich wäre es sogar die Erwartung an einen Feldherren seines Ranges, aber er war der unerschütterlichen Ansicht, dass er als Motivator in der ersten Reihe mehr bewirken würde, als als Kommandeur in der letzten, wo er dauerhaft vergleichsweise in Sicherheit wäre.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Oromis auf seinem goldenen Drachen in den Himmel stieg und mit jedem Flügelschlag die Luft vibrierte. Fast so spürbar wie bei der Illusion, mit der Hazel Shruikan ausgekontert hatte. Meine empfindlichen Ohren waren allerdings auch dieses Mal ganz und garnicht von dem Druck erfreut. Gleichzeitig war es aber auch für uns das Zeichen, dass wir uns bereit machen mussten. Der Kampf hatte genau jetzt begonnen.

Obwohl ich sie nicht sah, was natürlich vollkommen beabsichtigt war, wusste ich, dass in diesem Moment Elfen auf die Mauern hinab sprangen, um diese wichtigste Verteidigungslinie des Imperiums gleich zu Beginn unschädlich zu machen und ewige Zeit unter Beschuss sparte. Ganz gleich ob am Rammbock oder auf den ewig langen Leitern, die die Kull mit sich trugen, der Sturm auf die Mauern war immer der Teil, der die meisten Toten auf unserer Seite je besiegter Gegner forderte.

Und es dauerte bis zu diesem Zeitpunkt, dass unser Angriff entdeckt und Alarm gegeben wurde. Das war wahrscheinlich spät genug, um genug Elfen auf den Mauern zu haben, bis die Hauptkräfte nachrückten. Besser hätte das ganze wohl kaum starten können.

Eine kurze Zeit verging, in der Glaedr zur Stadt flog, in großer Höhe allerdings, um vorerst noch von Magie und Pfeilen verschont zu bleiben, und alle, die Roran folgten, den Mauern näher kamen. Der Goldene kreiste über der Stadt und konnte von dort aus vermutlich bereits mehr sehen, aber dieses Wissen, was er dadurch erlangte, konnte er wohl vorerst nicht weitergeben. Nichtmal über seinen Eldunarí, der sich inzwischen bei all den anderen befand. Das hätte uns vielleicht schon Sorgen machen sollen, aber es fiel in dem Moment niemandem auf.

Die Zinnen der Mauer waren zu hoch und zu weit weg, um genauer zu erkennen, ab wann das Ganze zu offenen Auseinandersetzungen ausartete. Zu Beginn waren die Elfen schließlich mit einer tödlichen Präzision vorgegangen, die jeder Gegenwehr und anscheinend lange sogar dem Alarm Schlagen vorbeugte, aber irgendwann musste der Punkt gekommen sein, an dem die Menschen sich zu Formationen zusammengeschlossen hatten, mit denen sie etwas länger stand halten könnten. Genauer Zeitpunkte zu erkennen war allerdings vollkommen unmöglich, denn das Ganze war zu weit weg und schon jetzt eigentlich zu unübersichtlich.

Besser zu erkennen war der Beginn des Luftkampfs. Irgendwo im Stein des Überhanges öffnete sich ein verborgenes Tor und ein aus der Ferne noch klein wirkendes rotes Etwas kam hervor geschossen. Dass ‚klein' absolut unzutreffend für Dorn war, stand natürlich außer Frage, aber die Distanz erzeugte dabei eine äußerst wirksame Illusion. Und Glaedrs riesige Gestalt sowieso.

Der Rote gewann sofort an Höhe und ohne weiteres Zögern flog er auf Glaedr zu. Er machte auch sogleich seinen ersten Fehler, der darin bestand, herausfordernd zu brüllen. Die Antwort darauf war so laut, dass es mir selbst hier noch durch Mark und Bein ging. Durch seine Größe konnte Glaedr diesen Teil des Kampfs bereits unumstritten für sich entscheiden.

Da wir wussten, dass genau das gleich unser Einsatz werden würde, sprang ich über Saphiras Vorderbein auf ihren Rücken und in den Sattel. „Bereit?", fragte ich sie und Arya gleichzeitig. Worte schienen meiner Drachendame an diesem Morgen nicht so sehr zu gefallen, denn wieder reagierte sie mit einem entschlossenen, zustimmenden Knurren. Auch die Elfe schien nun an Worten sparen zu wollen, denn sie nickte nur. Ich streckte meinen Arm für sie aus, denn das würde es ihr leichter machen, aufzusteigen ohne mich herunterzustoßen. Schließlich saß ich ja bereits an der Stelle, zu der der normale Aufstiegsweg führen würde, und damit im Weg für jeden im Anschluss Nachsteigenden.

Es war nicht das erste Mal, dass wir dieses gemeinsame Aufsitzen gemacht hatten, und so funktionierte es perfekt. Sie sprang auf Saphiras Vorderbein, stieß sich etwas weiter ab als ich, griff meinen Unterarm, während ich das selbe mit ihrem tat, und lenkte darüber ihren Schwung so um, dass sie hinter mir auf dem Sattel landete. Saphira duckte sich in eine Position, aus der sie sehr schnell starten konnte, die aber trotzdem keine Daueranspannung verlangte. Schon jetzt versuchten wir, so viel Kraft wie nur irgendwie möglich zu sparen.

Als ich auf die andere Seite sah, wo zuvor noch Percy, Annabeth und die meisten ihrer Freunde gestanden hatten, waren dort keine menschlichen Kreaturen mehr. Es war der wohl bizarrste Vogelschwarm der Welt. Von Adler über eine Eule bis hin zur weißen Taube, es waren alle möglichen Vögel vertreten. Sicherlich eine der furchteinflößendsten Armeen in der Geschichte Alagaësias. Wir hatten vorher besprochen, dass das ihr Zeichen wäre, mit dem sie zeigten, dass sie bereit waren.

Nun hieß es warten. Wir würden unsichtbar fliegen, aber diesen Zauber wollten wir nicht wirken, bevor wir ihn brauchten, denn das hätte Kraft gekostet und Kraft waren wir nicht bereit zu geben, wenn es nicht notwendig war.

Die passende Gelegenheit wurde von einem der älteren Eldunarí erkannt. Ich war mir nicht mehr sicher, denn ich hatte zu viel Wissen in zu wenig Zeit aufnehmen müssen, aber ich glaubte mich zu erinnern, dass sie Glaedr im Fliegen unterrichtet hatte. Sie erkannte in einigen der Bewegung ihres ehemaligen Schülers, dass er vorhatte, gleich einen Angriff von oben zu versuchen, bei dem er hoch in den Himmel steigen würde und dabei versuchte, den ungeschützten Rücken seines Widersachers in Reichweite zu bekommen. Wer gegen dieses Manöver bestehen wollte, konnte sich keinen Moment der Unaufmerksamkeit erlauben und musste die gesamte Zeit in den Himmel starren, was zusammen genau das war, was wir für unseren Vorstoß brauchten. Einen nicht vollkommen auf unsere Flugbahn fokussierten Murtagh.

Dadurch, dass wir diese Strategie vorausgesehen hatten, starteten wir genau gleichzeitig mit Glaedr. Ich flüsterte den Zauber, der Arya, Saphira und mich vor allen Augen verstecken würde, und spürte dabei den mächtigen Kraftstrom, der durch mich hindurch floss. Ich hörte gerade so, wie Saphira ihre Flügel entfaltete, und einen Augenblick später schoss die Erde unter mir nach unten. Saphiras Schnellstart war ganz eindeutig geglückt.

Wir stiegen nicht höher als nötig und von da an schossen wir vorwärts, während Wiesen und eine Armee unter uns vorbei zogen. Das erste und ungefährlichste Stück verging ohne Zwischenfälle. Wir glitten unsichtbar und unerkannt durch die Luft. Dann jedoch passierte etwas merkwürdiges. Als wir nur wenige Meter an der Mauer vorbei waren, riss der Magiestrom auf einmal ab und wir wurden wieder sichtbar. Murtagh und Dorn waren zum Glück vollkommen abgelenkt, aber die Soldaten in der Stadt könnten uns sehen, uns angreifen oder dem König Bericht erstatten. Eins ungünstiger als das Nächste.

Trotz des unverkennbaren Umstandes wurde kein weiterer Alarm geschlagen. Das beruhigte und beunruhigte mich gleichermaßen, denn es bedeutet entweder, dass Galbatorix wollte, dass wir zu ihm kommen könnten, und deshalb allen befohlen hatte, uns durchzulassen, oder dass sie einfach schlecht organisiert waren und keinen Sonderalarm besaßen, mit dem sie auf mich aufmerksam machen gekonnt hätten.

Genau die gleiche Unsicherheit traf auch für den Umstand zu, dass wir in unserem Flug über die Stadt viel zu wenige Soldaten sahen. Egal wie erfolgreich unsere letzten Schlachten gewesen waren, es waren noch lange nicht alle, die auf den brennenden Steppen gestanden und sich dann zurück gezogen hatten, niedergestreckt oder gefangen genommen. Es schien mir unwahrscheinlich, dass ihnen allen die Flucht gelungen sein sollte, aber die Möglichkeit bestand und wäre uns sehr willkommen.

Saphira landete auf einem großen Platz, der in einem Tor und einem verzierten Übergang in den von außen massiv wirkenden Felsen endete. „Schritt eins erfolgreich abgeschlossen. Noch fünfzehn weitere, die scheitern können, auf dem Weg", hörte ich Percy murmeln. Da er dabei nicht wirklich ernst klang, ging ich davon aus, dass er lediglich Spaß am Galgenhumor hatte. Ich wusste ja grob, wie sein Leben verlaufen war und dabei konnte man ihm wirklich nicht übel nehmen, dass er sich darüber lustig machte, dass immer noch etwas schief gehen konnte. Trauma nennt man sowas.

Es war aber auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darauf einzugehen, weshalb ich meine Aufmerksamkeit schnell wieder dem dringlicheren Problem widmete. Ein großes, höchst wahrscheinlich durch Magie geschütztes Tor blockierte unser weiteres Vordringen. Ich trat an es heran und probierte schnell eine Reihe von Aufspürzaubern, durch die die meisten Abwehrmechanismen auffallen würden. Jeder einzelne schlug an. Das massive Holz mit den Stahlbeschlägen würde weder schmelzen, noch brennen, noch könnte es von einer scharfen Klinge durchschnitten werden.

Vielleicht hätten wir einen dieser Zauber brechen können, aber wie schon zuvor, das hätte viel Kraft gekostet, Kraft, die wir lieber für den entscheidenen Kampf sparen wollten.

Die geeignetste Schwäche fand schließlich Percy. Die Scharniere schienen nicht ganz so immun gegen jede Form von Einfluss zu sein, wie der Rest. Allerdings benutzte er eine etwas unkonventionelle Strategie, um sie zu öffnen. Soll heißen, er verzichtete vollends auf die filigrane Kunst der Magie. Seine Lösung hieß Gewalt und er schien nicht davor zurückzuscheuen, sie umfangreich einzusetzen. Er trat, ich würde ja behaupten mit voller Kraft, aber mein Gefühl sagte mir, dass das noch lange nicht seine volle Kraft war, gegen eine der Verstärkungen. Die Tür selbst blieb unverändert, aber die Scharniere zersprangen und so stürzte das riesige Konstrukt nach innen. Immer ein guter Ratschlag: Wenn Gewalt nicht funktioniert, benutzt du nicht genug! Ich kenne da noch andere Varianten. Wenn Gewalt nicht die Lösung ist, dann war die Frage wohl falsch. Gewalt mag keine Lösung sein, aber keine Gewalt ist auch keine Lösung. Gewalt ist ein falscher Schritt in die richtige Richtung. Was ist denn an Gewalt bitte ein falscher Schritt?

Als der aufgewirbelte Staub sich legte, konnte man sehen, dass dieses Tor wirklich über einen Meter dick gewesen war. Ich fragte mich in einem kurzen Gedanken, wie oft es unter normalen Umständne wohl geöffnet wurde und wieviele Männer dafür nötig sein mussten. Dahinter offenbarte sich ein Gang, der ganz offensichtlich nicht für Drachen gemacht war. Er war groß und prunkvoll, sogar in einem solchen Maße, dass Saphira darin ihre Flügel fast ausbreiten konnte, aber eben viel zu klein für Giganten wie Glaedr, Shruikan oder die größeren Drachen aus den Zeiten der Reiter. Spätestens damit stand außer Frage, ob oder wie Oromis und Glaedr uns in diese finale Schlacht begleiten hätten sollen. Es wäre unmöglich gewesen. Wir hatten wohl die richtige Entscheidung getroffen, als wir unsere Aufteilung beschlossen hatten.

Ich sah, wie Percy und Annabeth ihre Hände zusammen legten, als sie über die Schwelle in die Festung traten und viele unserer Freunde taten es ihnen gleich. Ich warf einen kurzen Blick zu Arya, der mir verriet, dass sie es auch gesehen hatte. Und so folgten wir ihrem Beispiel und trugen dieses Bündnis ebenfalls ins Innere. Zur gleichen Zeit wechselte auch meine geistige Verbindung zu ihr und zu Saphira in den Zustand, in dem sie nicht nur da war, sondern auch aktiv genutzt wurde. Die meisten Gedanke verloren dabei ihren Ursprung. Sie tauchten schlichtweg auf und von wem von uns dreien sie dann kamen, ließ sich nicht erkennen. Es gab nur wenige, sehr spezifische Ausnahmen, in denen das nicht so war. Ich mochte diesen Zustand, auch wenn es recht lange gedauert hatte, sich daran zu gewöhnen.

Der Gang selbst war nicht weiter besonders. Groß, hoch, glatte weiße Wände und alle paar Dutzend Meter eine hölzerne Tür in Menschengröße. Ganz am Ende des Flurs war nochmal eine Tür. Sie war mehrere hundert Meter entfernt, weshalb man keine Einzelheiten sehen konnte, aber ich hätte einiges verwettet, dass sich dahinter der Thronsaal verbarg. Es erschien mir sinnvoll, dass jeder Besucher durch das Haupttor auf direktem Wege dorthin gelangen könnte. Ich bezweifelte, dass es in diesen Zeiten noch viele Besucher gab, aber all das hier hatte schon länger Bestand. Seit der Zeit der Reiter. Seit der Zeit, in der dieser Ort noch Ilirea hieß.

Wir waren natürlich auch keine Besucher, deshalb schien es mir, und den Gesichtsausdrücken der anderen zufolge auch ihnen allen, als sei das zu einfach. Irgendeine Form von Falle würde hier noch auf uns warten. Welcher Gestalt sie sein mochte, vermochte allerdings niemand zu sagen. „Wir werden die Wände und den Boden nach Möglichkeit untersuchen, aber weit reichen unsere Tastsinne nicht. All die Magie hier ist zu gebündelt, um viel zuzulassen", erklärte Annabeth anscheinend nur für uns drei, die wir aus Alagaësia kamen. Die anderen schienen schon alle Bescheid zu wissen und ließen sich keine besondere Reaktion anmerken.

Arya und ich nickten synchron, Saphira beugte den Kopf leicht, so drückten wir unsere Kenntnisnahme aus. Es war tatsächlich ziemlich wichtig, denn wir hatten ansonsten keine Hellseher dabei, denn die gab es nicht wirklich, abgesehen von den Ungenauigkeiten von Angelas Drachenknochen, und auch keinen Testkörpern oder etwas ähnliches, die eventuelle Fallen auslösen würden. Nein, wir waren auf uns alleine gestellt und wir hatten das unsagbare Glück, dass unsere Verbündeten zumindest bis zu einem gewissen Grad Fähigkeiten besaßen, die dem Voraussagen gleich kämen.

Wir kamen ein gutes Stück den Gang entlang, bis Percy schließlich warnte: „Der Boden hier würde nachgeben oder sich vollends zurückziehen oder auflösen. Ich weiß nicht genau wie, aber hier darunter, fünf Schritte vor uns, befindet sich anscheinend ein Hohlraum oder eine Höhle. Nichts wo einer von uns reinfallen möchte, zumindest so viel kann ich sagen." - „Und wie kommen wir dann ans anderen Ende?", wollte Arya berechtigterweise wissen. Annabeth kommentierte mit einer schlagfertigen Antwort, die nichts desto trotz sehr nahe liegend war. „Wir springen!" Als Arya und ich sie verwirrt anstarrten, ergänzte sie: „Darüber hinweg natürlich, nicht hinein."

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3197 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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