Kap. 118 Zu weit gegangen

Roran pov

Ich hatte meine Entscheidung ein wenig überdacht. Ich würde noch nicht an diesem Tag zu Annabeth gehen und mir meinen Hammer verzaubern lassen, oder was auch immer Leo vorgeschlagen hatte. Der Angriff lag noch zwei Tage in der Zukunft und es war bereits abends. Ich wollte wirklich nicht bis spät in die Nacht weg bleiben und das hatte zwei Gründe. Zum einen hatte ich heute ein neues Bild von dieser Welt aufgezwungen bekommen, vermutlich eines, was mir besser gefiel, aber ich hatte es trotzdem alles auf einmal eingeflößt bekommen und brauchte Zeit zum verarbeiten.

Zum anderen war ich für diesen Tag schon genug mit fremden Dingen und Magie beschäftigt gewesen. Mit Dingen, die ich nicht verstand, mit Dingen, die ich nicht verstehen konnte, und mit Dingen, die ich vermutlich garnicht verstehen wollte. Nach alledem wollte ich lieber den Abend zusammen mit Katrina verbringen, denn sie verstand ich wenigstens so weit, wie das für zwei Menschen untereinander möglich war. Nach so viel Unbekanntem brauchte ich dieses Gefühl der Sicherheit einfach.

Ich hätte auch so einiges gegeben, um mit ihr darüber sprechen zu können, was ich gelernt hatte. Ich wusste, dass für mich dabei keine neue Erkenntnis oder ähnliches in Aussicht stand, aber die Erfahrung hatte mir gezeigt, dass sich manches Wissen besser tragen ließ, wenn man es einmal mitgeteilt hatte. Aber das durfte ich nicht, so war mein Versprechen gewesen und an das würde ich mich halten.

Was ich ihr jedoch erzählte, war, dass morgen der letzte Tag vor der Schlacht sein würde. Wir würden im Morgengrauen des darauffolgenden Tages angreifen, hoffend, dass die Wachen auf den Mauern noch müde oder schlaftrunken wären und wir so näher an die Mauern kämen. Sie kommentierte diesen Umstand nicht, sondern nahm mich nur in den Arm.

Ich gab mir Mühe, mich zu entspannen, den ganzen Druck vom Tag aus mir heraus fließen zu lassen, aber noch nie hatte es so lange gedauert, bis ich mich wieder ruhig und im Frieden fühlte. Als es mir schließlich weitestgehend gelang, ließen wir uns einfach aufs Feldbett zurücksinken und binnen Sekunden war ich in einen glücklicherweise traumlosen und tiefen Schlaf gefallen.

Als ich am nächsten Morgen aufstand, schlief sie noch und ich gab mir wie immer alle Mühe, das unter keinen Umständen zu ändern. Ich schrieb ihr wie so oft einen kleinen Zettel, dass ich am frühen Abend wieder zurück wäre, und schlüpfte dann aus dem Zelt ins helle Morgenlicht. Hell genug um mich nach dem dämmrigen Licht, welches durch die Zeltplanen fiel, ziemlich zu blenden.

Da es noch früh am Morgen war, brauchte ich einen Moment um mich zu orientieren, bevor ich wieder wusste, in welche Richtung es zu den Trainingsplätzen ging. Egal an welchem Tag, wenn ich früh morgens, noch vor meinem Auszug nach Aroughs, trainieren gegangen war, dann hatte ich dort immer Eragon und Arya kämpfen sehen, während Saphira daneben auf der Erde lag. Bei ihnen sollte angeblich Annabeth sein und das deckte sich schließlich auch nicht selten mit den Beobachtungen, die ich damals gemacht hatte.

Ich erkannte sie von weitem. Ein Wirbel aus blonden Haaren, dunklem Metall und einem noch dunkleren Umhang, der regelmäßig den Blick auf das Geschehen störte. Der Wirbel schien gerade in einen Dreikampf verwickelt zu sein, denn links blinkte es immer wieder silbern und rechts dunkelblau auf. Selbst am letzten Tag vor der Schlacht schien hier niemand an Erholung zu denken.

Gerade als ich mich auf fünfzig Schritt genähert hatte, blieb ich erstmal stehen. Alles andere wäre mir zu gefährlich geworden. Eine gute Idee vermutlich, denn einige Sekunden später wirbelte erst eine und einen Augenblick später auch eine zweite Klinge durch die Luft und blieb mehrere Meter entfernt im Sand stecken. Das wäre wirklich ein peinlicher Tod gewesen. Von einem Querschläger bei einer Entwaffnung in einem Übungskampf durchbohrt zu werden.

Nun, da keine Gefahr mehr bestand, die größer als die pure Anwesenheit dieser Kämpfer war, lief ich auch weiter. Annabeth sah mich und winkte mich zu sich. „Guten Morgen, unser Oberbefehlshaber ist wohl auch mal aufgestanden", bemerkte sie ironisch. Ich grinste daraufhin nur und das schien ihr ein Zeichen zu sein, dass sie einfach weiter sprechen konnte. „Du warst bei Leo?" Ich nickte stumm. „Und der hat dich zu mir weiter geschickt, damit du auch noch etwas Magie für den Hammer bekommst?" Ich nickte erneut und zog die Waffe aus der Schlinge an meinem Gürtel.

„Und der Preis für den Hammer war, dass Leo deine Stimme bekommt?", fragte sie trocken. Ich musste lachen und merkte dabei, dass meine Stimme noch etwas rau war. „Nein, in dem Fall hätte ich wohl doch weiter mit meinem alten Hammer aus der Scheune gekämpft. Aber es ist noch früh morgens und wenn ich nicht sprechen muss, dann schiebe ich das gerne ein bisschen raus. Du hast ja noch keine Fragen gestellt, für die nicht ein Nicken zur Antwort reichen würde." Sie zuckte mit den Schultern und erklärte mit einem Zwinkern: „Vielleicht, dann ist das wohl meine Schuld. Alles einzig und allein meine Schuld." Technisch gesehen hat sie nichtmal ganz unrecht. Alles ist immer irgendwie ihre Schuld, weil sie immer irgendetwas daran hätte ändern können. Wenn das die Art ist, wie du Schuld definierst, dann ist sie immer an allem schuld, ja. Sie und Percy.

Sie seufzte einmal theatralisch, bevor sie wieder etwas mehr an Ironie sparte und mich stattdessen anwies: „Solche Magie wird lieber nicht draußen im Freien gewirkt. Vermutlich würde es niemand mitbekommen, aber wenn doch, dann würde das wirklich viele Probleme mit sich bringen und darauf möchte ich vorerst verzichten. Komm also lieber mal mit", und dann lief sie einfach in Richtung des Lagers zurück. Das kam mir irgendwie ein wenig komisch vor, denn dort konnten ja noch viel mehr Leute zusehen und hören, selbst im Zelt. Es war aber auch nicht ausgeschlossen, dass sie irgendwas wusste, was die Situation für sie anders aussehen lies. Tatsächlich war das sogar recht wahrscheinlich.

Kaum waren wir wieder bei den Zelten, hörte ich von hinter uns wieder das Klirren von Waffen. Eragon und Arya schienen sich wirklich nicht entscheiden zu können, ob sie miteinander oder gegeneinander kämpfen wollten.

Wir liefen schweigend ein Stück durch das Lager, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich Unheil anbahnte. Ich kann nicht wirklich erklären, woher es kam oder wie genau es sich anfühlte, aber irgendwie sagte mir ein sechster Sinn, dass gleich etwas schlechtes passieren würde. Ich blickte mich um, aber nirgends sah ich irgendeinen Grund, der vielleicht in einem Unglück enden könnte. Die riesigen Mauern Urû'baens einmal ausgeschlossen, denn die waren allgegenwärtig.

Und dann, als wir an einem dünnen Pfad zwischen den Zelten vorbei gelaufen waren, explodierte plötzlich ein schrecklicher Schmerz quer über meine rechte Schulter und durch den Nebel der Qual im Stolpern hörte ich auch neben mir ein lautes Fluchen. Meine Beine hatten sofort unter mir nachgegeben und ich wurde nur gerade so von einem fremden Arm, der mich unter der Brust abfing, davon bewahrt, mit dem Gesicht zuerst in den Sand zu stürzen.

Sofort verschwand der Schmerz wieder und ich wurde zurück auf die Beine gezogen. Ich hinterfragte das nicht. Dazu hatte ich später genug Zeit. Stattdessen zog ich schnell meinen neuen Hammer hervor, drehte mich um, denn anscheinend war die Ursache von dort gekommen, aber ein schwarzer Umhang versperrte die Sicht. Während ich einen Schritt zur Seite und einen nach hinten setzte, um besser sehen zu können, spürte ich gleichzeitig, wie es kälter wurde, die Luft knisterte, der Himmel sich binnen Sekundenbruchteilen zuzog und mir wie bei einem Gewitter alle Haare zu Berge standen.

Dort, nur einen Schritt vor Percy, dem der Umhang gehörte, Vielleicht gehört der Umhang ja auch Annabeth und sie haben nur getauscht... Erzähl du mir nochmal was von falscher Situation um Kommentare zu machen! stand König Orrin, sein königliches Schwert in der Hand und die Klinge mit Blut befleckt.

Als er, Percy, nicht Orrin, sprach, vibrierte die Luft. Es war fast so, als würde jeder Teil meines Körpers bis hin zu den kleinsten Einzelteilen erschüttert werden. „Ihr seid zu weit gegangen. Ihr seid viel zu weit gegangen. Alles, was Ihr bisher getan habt, habe ich ignoriert, weil niemand unfehlbar ist, doch mit dieser Tat habt Ihr jede Rücksicht, jede Gnade ausgelöscht. Ich kann über alles hinweg sehen. Über alles, aber versuchter Mord, egal wie hoffnungslos der Versuch ist, an Annabeth, dem ein und alles in meinem Leben, schreibt dich ans obere Ende der schwarzen Liste. Dafür gibt es keine Vergebung mehr."

Jedes Wort fuhrt nieder wie ein Hammerschlag, ich selbst hätte vermutlich nach der ersten Hälfte des ersten Satzes schon versucht, mich unter irgendetwas zu verkriechen. Surdas König jedoch war anscheinend sehr viel mutiger. Mutiger oder dümmer, die Grenze dazwischen ist nicht immer eindeutig. Mitten in Percy's Wortgewalt hinein rief er: „Sie hat unser gesamtes Bündnis unterwandert. Ihr alle drei. Sie, er und du erbärm...", weiter kam er nicht.

„SCHWEIGT!", brüllte Percy. Die Elemente um in herum spielten verrückt, sodass ich noch einen Schritt zurück machte. Es zuckten Blitze, Eiskristalle wirbelten durch die Gegend und das Ganze wurde von Nebelfahnen durchkreuzt, von denen jede einzelne so aussah, als wäre sie greifbar und könnte sich jede Sekunde um die eigene Kehle winden. Er selbst schien zu leuchten, aber es war kein Licht, das von ihm ausging. Dunkelheit, die die Schatten auf dem Boden Fratzen schneiden ließ, glühte an jeder Stelle aus seinem Mantel hervor. Ich konnte nicht sagen wie dankbar ich war, dass ich hinter und nicht vor ihm stand.

„Ihr macht es schlimmer, mit jedem Wort redet Ihr Euch weiter in Euer Verderben hinein, und das ist eigentlich schon besiegelt seit Ihr Euer Schwert gezogen habt. Ich sollte Euch direkt in die Hölle verbannen, es gibt so viele Gründe, selbst wenn man jedes Gesetz des Umgangs mit den Mächten außer acht lässt. Ihr seid einfach viel zu weit gegangen!"

Vor ihm knisterten schwarze Funken und hinter dem König begannen blutrote, schwarze und dunkelblaue Flammen zu tanzen und einen Kreis zu bilden, hinter dem ein anderer Ort zu liegen schien. Die gesamte Atmosphäre war das genaue Gegenteil von vor einer Minute. Aus Sonnenschein waren schwarze Wolken und Blitze geworden. Aus dem Morgenlicht war halbdunkel mit knisternder Finsternis geworden.

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie unfassbar wütend Percy sein musste, um ein solches Werk zu vollbringen. Wenn jemand Katrina bedrohen würde, war ich auch zu außergewöhnlichen Dingen fähig, allein wegen der Bedrohung durch den Tyrannen hatte ich in einer Armee gedient und war zum Anführer aufgestiegen, aber das alles kam nicht einmal in die Nähe dessen, was Percy gerade mit aller Natur um ihn herum tat.

Und dann setzte Annabeth einen Schritt vor, nicht zurück, und legte ihre Hand auf die Schulter ihres Gefährten. „Percy, beruhige dich. Es geht mir gut!" Er fuhr herum, aber sein Blick wurde augenblicklich um ein Vielfaches weicher. Trotzdem wirkte er durchaus noch im Stande, Massenmord in größerem Ausmaß zu begehen, aber vielleicht mit Gnade für die, die sie in seinen Augen verdienten. Wenn das die weichere Seite war, wird daraus vermutlich deutlich, wie schlimm es nur eine Minute zuvor gestanden hatte. Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch.

Dann drehte er sich langsam, als wäre die Zeit selbst ausgebremst, wieder zurück zu dem noch immer wie angewurzelt dastehenden Orrin. Es wirkte nicht, als sei er vernünftig genug für die Emotion der Angst, viel mehr schien er motorisch nicht in der Lage zu sein, sich zu bewegen. „Also schön, ich habe mir damals geschworen, ein gerechter Herrscher zu sein, deshalb werde ich dich nicht augenblicklich in die tiefsten Abgründe der Hölle verbannen. Noch nicht! Du wirst lediglich all deine königlichen Würden verlieren und von nun an nicht mehr König Orrin von Langfeld sein, sondern der Hofalchemist Orrin im Staate Surda, dessen König vor einiger Zeit verschwunden ist und dessen Namen niemand mehr kennt." - „Dazu bist du nicht fähig!", erdreistete sich der nun ehemalige Monarch nochmal. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass es nicht Mut sondern Dummheit und Ignoranz sein mussten. Jede Vernunft musste inzwischen Alarm läuten und versuchen zu retten, was noch zu retten war, wenn überhaupt noch etwas zu retten war. Woran ich auch inzwischen zweifelte.

Ich spürte nocheinmal, wie es kälter wurde, als sich Percy, wie ich mir das vorstellte, bemühte, sich nochmals von Mord abzuhalten. Wäre es überhaupt Mord oder könnte man es an diesem Punkt nicht Selbstverteidigung nennen? Jedenfalls streckte er dann seinen Arm mit der flache Handfläche voraus aus, daraus schien ein Luftwirbel zu kommen und dieser schob den König unaufhaltsam durch den lodernden Kreis, der sich hinter ihm schloss.

Annabeth zog den noch immer starr geradeaus starrenden Percy am Handgelenk herum und in eine Umarmung, in der sich dieser nach einigen Sekunden entspannte. Ich hörte ihn flüstern, auch wenn das lauter als normale Gesprächslautstärke war, „Tut mir leid." Obwohl er das wohl in seiner aktuellen Position mit dem Kopf über ihrer Schulter nur schlecht sehen konnte, schüttelte Annabeth behutsam den Kopf und mit einem ebenso sanften Lächeln erklärte sie: „Dir muss nichts leidtun. Du hast länger Neutralität gewahrt, als ich das geschafft habe, und dich selbst dann noch weitestgehend beherrscht."

Ich blickte sie fragend an, ob meine Anwesenheit vielleicht gerade störend war, auch wenn sich dieser Ausdruck vielleicht ein wenig mit Verwirrung mischte, denn nach dieser bei weitem umfangreichsten Machtdemonstration, die ich in meinem Leben gesehen hatte und vielleicht sehen werden würde, behauptete sie, er habe sich zurückgehalten. Sie schüttelte den Kopf und ich hörte sie in meinen Gedanken sprechen, zumindest glaubte ich, dass sie es waren, denn nach der Art, wie die Natur um uns herum verrückt spielte, wusste ich nicht, welchen Sinnen ich wie gut trauen konnte. „Keine Sorge, er fängt sich gleich wieder. Es erinnert ihn nur an einen recht traurigen Tag als wir Sechzehn waren. Damals wurde ich halb erfolgreich erstochen, um einen Stich auf ihn abzufangen und seine Reaktion war für damalige Verhältnisse ungefähr das Äquivalent zu seiner Reaktion hier."

Und tatsächlich, nach einiger Zeit richtete sich Percy wieder auf und nachdem er und Annabeth sich bis auf die Hände voneinander gelöst hatten, wandte er sich mir zu. „Tut mir leid, wenn ich dich ein bisschen erschreckt habe, es gibt leider gewisse Dinge, die mich überkochen lassen. Gewalt unschuldigen Wichtig! Hier ist Manfred aus der Zukunft und ich sage euch, das solltet ihr euch merken! gegenüber und hinterrücks ermorden sind vermutlich die entscheidendsten." Ich winkte schnell ab und antwortete: „Keine Sorge, du hast mich nicht..." - „Erschreckt? Ja, das sehe ich. Wenn du noch einen Schritt nach hinten machst, stolperst du übrigens über ein Zelt, und im Vergleich zu deinem Gesicht ist ein frisch gewaschenes Bettlaken eine wahre Farbenpracht." Und so schnell konnte sich das Blatt wenden. Schon grinste Percy wieder und sein Zorn war verflogen.

„Dann gib mir mal deinen Hammer, Roran, ich glaube nach der Aufführung brauchen wir auch nicht mehr versuchen, irgendeine Form von Diskretion an den Tag zu legen." Dabei waren wir uns wohl alle einig, denn Annabeth und ich mussten lachen, während ich ihr meine neue Waffe hinhielt, und Percy guckte ein wenig beleidigt, aber es sah nicht so aus, als wäre es wirklich so, mehr wie gespielt.

Sie nahm den Hammer entgegen, ließ ihn zwei Mal durch die Finger kreisen und legte dann eine flache Hand darauf. Er glühte immer abwechselnd auf die selbe dunkle Art, wie Percy selbst vorhin, und in einem Silber, was irgendwie Ähnlichkeiten mit den Funken eines Schleifsteins hatte.

Sie reichte ihn mir und erklärte: „Egal wann und wo du ihn verlierst, von jetzt an kehrt er nach wenigen Minuten zu dir zurück. Selbst in Urû'baen sollte dieser Zauber funktionieren. Er kann wahrscheinlich nur auf zwei Weisen gebrochen werden. Entweder jemand, der mindestens so mächtig wie ich ist, verschwendet ungeheure Mengen Kraft darauf, einem einzelnen Menschen seinen Hammer wegzunehmen, oder, und das ist vermutlich der wichtigere Teil, wenn du ihn jemandem aus freien Stücken schenkst. Der Hammer gehört dir, dieser Zauber ist nicht dafür bestimmt, ihn an jedermann weiterzureichen."

Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Ich hatte sowieso nicht vorgehabt, ihn bis zum Ende des morgigen Kampfes aus der Hand zu geben. Danach würde es mich ohnehin nicht kümmern, ob er mir folgte oder nicht, denn ich hatte bereits entschieden, dass ich nicht länger Menschen töten als Inhalt meines Lebens haben wollen würde.

„Sehr schön, gibt es noch etwas, was wir für dich tun können?", wollte Annabeth wissen. Sie klang tatsächlich so, als würde sie diese Frage ernst meinen und so überlegte ich einen Moment, bevor ich antwortete: „Wenn ich nicht zurückkehre, dann bitte sorgt dafür, dass meine Frau und mein ungeborenes Kind in Sicherheit kommen." Annabeth deutete eine Verbeugung an. „Mit Freuden, diesen Wunsch erfüllen wir sehr gerne." Ich lächelte erleichtert. Ich wusste, dass sie beide ihr Wort hielten, und mich jetzt um ein Problem weniger sorgen zu müssen, würde mit sicherlich helfen, den Kopf frei zu bekommen.

Annabeth winkte, als sie und Percy sich verabschieden und als letztes rief Percy noch: „Geh davon aus, dass niemand außer dir sich mehr an König Orrin oder diesen plötzlichen Wetterumschwung erinnern kann. Die meisten werden es gleich auf magische Weise vergessen." Er zwinkerte mir zu und dann waren sie verschwunden. Ein wenig ratlos stand ich nun irgendwo in einem Teil des Lagers, in dem ich mich nie aufgehalten hatte, und wusste nicht ganz wohin.

Ich wusste, dass wir am folgenden Morgen über eine Stunde vor Sonnenaufgang aufstehen müssten, weshalb ich mich an diesem Tag weit früher als gewöhnlich zur Ruhe legen würde, aber noch war es mitten am Tag. Die letzten Worte an alle würde ich vor dem Abmarsch richten, doch bis dahin hatte ich vollkommene Freiheit in der Gestaltung meiner Zeit. Also tat ich das, was mir am wichtigsten war. Wenn das hier mein letzter Abend war, dann wollte ich ihn mit Katrina verbringen. So machte ich mich auf den Weg zurück zu den Zelten von Carvahall.

Als ich die grobe Richtung hatte, war der Rest ein Kinderspiel und ich fand doch recht schnell zurück. Katrina saß auf unserem Feldbett und hatte das Gesicht auf die Hände gestützt. Als ich reinkam, lächelte sie mich an, doch ich kannte sie gut und lange genug um zu wissen, dass sie nicht fröhlich sondern tief traurig und vermutlich sogar kurz vorm Weinen war. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht eben dieses Versprechen bekommen, dass sie in Sicherheit wäre, wäre ich jetzt fast in der gleichen Stimmung. Ich setzte mich neben sie und nahm sie behutsam in den Arm, während sie sich an mich lehnte.

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3069 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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