Kap. 117 Der ist der Hammer

Percy pov

Auf irgendeine Weise war es schön, mitanzusehen, wie Mutter und Tochter vielleicht doch noch auf eine Art Versöhnung zuzusteuern schienen. Eine Versöhnung nicht nur offiziell, sondern dass die Königin ihre Fehler wirklich einsah und ihre Tochter ihr diese vergab. Ob es genau an diesem Ort hatte geschehen müssen, fragwürdig, aber besser so als garnicht. Zumindest in meinen Augen. Orrin schien sich mal wieder nicht damit abfinden zu können. „Könnt ihr dieses Geplänkel vielleicht hinten anstellen? Ihr strapaziert damit meine wertvolle Zeit!"

Wer eben noch mehr oder weniger unbeteiligt geguckt hatte, war nun überrascht. Arya und Islanzadí, die sonst fast immer einen kühlen und berechnenden Blick aufgesetzt hatten und sich nur in diesem Moment zu etwas weicheren Ausdrücken herabgelassen hatten, wechselten wieder zu dem eiskalten Blick zurück, bei dem man Angst hatte, sie würden einem gleich ihr Schwert durch den Kopf stoßen. Beide Blicke direkt auf Orrin gerichtet und ich hätte mich tatsächlich nicht besonders überrascht oder gestört gefühlt, wenn eine von ihnen tatsächlich eine Waffe gezogen hätte.

Und dann gab es Annabeth, die vorher noch in eine andere Richtung geblickt hatte, nun aber herumwirbelte und den König mit einem mordlustigen Blick anstarrte, bei dem auch ich begründete Angst um mein Leben gehabt hätte. Sie war bereits aus den früheren Vorfällen vorgeladen und das Ganze hatte sich angestaut. Viel fehlte nicht mehr und sie würde nichteinmal mehr versuchen, sich zu beherrschen, was ich absolut nachvollziehen konnte. Ich war vermutlich nur so entspannt, weil ich mir angewöhnt hatte, Orrin immer nur halb zuzuhören.

Sie blickt ihm in die Augen und sprach mit einer Stimme, die so ruhig wie tödlich war: „Noch ein Wort und Ihr verliert alle Eure Ränge. Noch ein Wort und Ihr landet in der ersten Reihe beim Sturm auf Urû'baen. Noch ein Wort und Ihr seid tot. Euer Verhalten ist lange genug toleriert worden. Eure Zeit ist nicht wertvoller als die irgendeines anderen hier und wenn Ihr Euch weiter so verhaltet, dann findet Eure Zeit hier ihr Ende. Habe ich mich klar ausgedrückt?" Während meine bezaubernde und absolut total furchteinflößende Frau sprach, sackte die Temperatur um uns herum spürbar ab. Die Kälte ihres Blickes übertrug sich auf die gesamte Umgebung.

Ihre kurze Ansprache war so effektiv gewesen, dass es tatsächlich ruhig blieb. Niemand sagte etwas, bis sie schließlich tief durchatmet. „Sehr schön, dann wäre das geklärt und wir können uns wichtigeren Dingen als der Eingebildetheit von Monarchen widmen. Wenn wir in die Zitadelle kommen wollen, brauchen wir einen Plan. Wir können wohl kaum einbrechen während wir von einer gesamte Armee, Murtagh und Dorn angegriffen werden."

Ich spürte, dass sie als unsere beste Strategin bereits fünf grundverschiedene Ideen hatte, aber sie wollte zuerst andere Vorschläge hören. Die erste Facette wurde von Oromis vorgeschlagen. „Glaedr und ich werden uns die beiden Jünglinge zur Brust nehmen. Wir werden ihnen zeigen, dass das Glück ihnen nicht immer hold sein kann. Damit sollte der Luftraum zur Zitadelle frei sein." Wer hätte das gedacht? Selbst ein so alter und erfahrener Reiter konnte nicht akzeptieren, dass sein Ehrgefühl in diesem Kampf so sehr gekränkt worden war.

„Unsere Streitkräfte könnten versuchen, die Mauern zu erklimmen. Sie sind hoch, aber mit der richtigen Ablenkung dürfte es funktionieren. Königin, Eure Untertanen beherrschen alle Magie, nicht wahr?", wollte Roran wissen. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie sich in seinem Kopf ein Plan entwickelte. Als die Königen zögerlich nickte, fragte er weiter: „Das bedeutet, sie könnten von sehr weit oben springen ohne dabei in Verletzungsgefahr zu geraten?" Erneut nickte Islanzadí, obwohl ihr anzusehen war, dass sie nicht genau nachvollziehen konnte, wie genau diese Fragen zu einem Plan führen würden.

„Der Überhang, in den diese verteufelte Festung eingebaut ist", begann er also seine Idee zu erklären, „kann ein Vorteil in der Verteidigung von Luftangriffen sein. Jedoch gibt es nichts, was uns vom erklimmen dieses Hügels abhält. Wenn die Elfen von oben auf diese Mauer springen, können sie von dort aus die Truppen des Imperiums ablenken und damit uns anderen die Möglichkeit geben, mit Leitern die Außenseiten hochzusteigen, ohne perfekte Zielscheiben zu bieten. Auf diese Weise ließe sich die Mauer einnehmen und ich möchte wetten, dass es von dort aus umfangreiche Wege hinab in die Stadt gibt, über die wir mit voller Stärke hinter die Mauern kommen können. Dort werden wir genug sein, um jedes einsatzfähige Bataillon dazu zwingen werden, sich uns in den Weg zu stellen. Sie werden es sich schlichtweg nicht leisten können, auch nur einen einzelnen Soldaten von der Front abzuziehen und auf diese Weise zu versuchen, euch davon abzuhalten, in den Bau des Dachses einzudringen."

Tatsächlich hatte er damit direkt die erfolgversprechendste Idee von Annabeth selbst entworfen. Genau wegen diesen Einfällen hatte er es so schnell geschafft, in dieser Armee aufzusteigen. Wegen diesen Einfällen und seinem eisernen Willen, der ihn keine Niederlage zulassen ließ, selbst wenn er dafür einhundertdreiundneunzig Soldaten eigenhändig besiegen musste. Da nicht alle hier so schnell Informationen verarbeiten konnten wie ich, wurde Roran nun von einem halben Dutzend abschätziger Blicke gemustert. Schließlich war sein Plan bisher der einzige gewesen, der auch die gesamten Truppen der Varden mit einbezog.

„Das könnte in der Tat eine Möglichkeit sein. Es wird Leben kosten, auf der Mauer zu landen, denn dort wird man mit Sicherheit nicht tatenlos zusehen, aber mir scheint, es ist der verkraftbarste Verlust, denn machen wir uns nichts vor, niemand geht in eine solche Schlacht in der Erwartung, dass jeder überlebt. Auch wenn er wohl am ehesten auf Kosten meiner Untertanen ausgeht, befürworte ich Euren Vorschlag, Hammerfaust." Es war klar, dass sie ein Zugeständnis machte, denn in Islanzadís Augen waren, wie das bei ihrem Volk wohl auch nicht verwunderlich ist, die Leben der Elfen mehr wert als die eines Menschen, Zwergen oder Urgals. Diese würden ohnehin irgendwann sterben, besser also sie als das niemals alternde schöne Volk.

Ein Gedanke, der mir aus meiner Vergangenheit garnicht mal so unbekannt vorkam. Schließlich hatten die Götter uns auch immer irgendwie so behandelt. Gleichzeitig hatte ich es aber auch schon damals erlebt, wie andere der Meinung waren, mein Leben wäre mehr wert gewesen als das ihre. Eine Vorstellung, die ich niemals so hingenommen hatte, aber nichts desto trotz war mir das Prinzip bekannt. Umso mehr war es beeindruckend, dass sie so weit über ihren Schatten sprang, dieses Zugeständnis zu machen. Wenn man das einmal mit den Göttern verglich...

Auch den anderen wichtigen Persönlichkeiten schien dieser Plan zu gefallen. Und mit wichtig meine ich alle außer König Orrin. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er in einem Labor seinen eigenen Tätigkeiten und Interessen nachging, aber er war als Anführer wirklich nicht geeignet, schien das aber nicht einsehen zu wollen. Und genau darin bestand das Problem.

Es folgten mehrere Minuten, in denen Details besprochen wurden. Wieviele Elfen für die Mauern nötig sein würden und wieviele den Magiern der anderen Völker unter die Arme greifen würden, wer wie große Gruppen befehligen würde, wie man die Völker am besten durchmischen könnte, um die größtmögliche Synergie zu erzeugen oder wann man wohl am besten zum Angriff rufen würde. Tatsächlich arbeiteten alle Kräfte konstruktiv zusammen, was wohl der absolute Idealzustand war. Vermutlich die beste Zusammenarbeit aller Völker, die es in der gesamten Geschichte Alagaësias je gegeben hatte. Not macht nunmal erfinderisch und jeder wusste, dass sie nicht auf irgendeinen Teil des Bündnisses verzichten konnten.

Selbst Jörmundur und Orik tauschten sich vollkommen friedlich mit Nar Garzvogh aus, trotz ihres mehr als nur vorbelasteten Verhältnisses. Solche Spuren zu begraben und hinter sich zu lassen bedeutete einiges an Stärke.

Schließlich waren die Details so weit ausdiskutiert, dass jeder zumindest wusste, was in seinen Aufgabenbereich fiel. Planung von Einzelheiten für bestimmte Manöver mussten so individuell beschlossen werden, dass dabei keine größere Diskussion helfen würde. An diesem Punkt bedankten sich alle für die Zusammenarbeit, denn es war wohl wieder jedem klar gewesen, dass das für alle Seiten kein leichtes war und dass sie nicht die einzigen waren, die über ihren Schatten springen mussten.

In kurzen zeitlichen Abständen verließen die Teilnehmer der Versammlung unsere Senke wieder in exakt der selben Reihenfolge wie sie gekommen waren. Die meisten stellten mit einer erfreuten, positiven Geste ihre Zufriedenheit zur Schau, aber einer musste natürlich wieder aus der Gruppe hervorstechen. Orrin hatte sich einfach abgewandt und war erhobenen Kinns und ohne einen Blick zurück zu werfen zu seinem Pferd stolziert. Er war ganz offenkundig nicht bereit, das Ganze als Erfolg zu verbuchen.

Als er schließlich weg war, standen nur noch wir, die Reisegruppe von Vroengard, und Roran zusammen. Dabei erinnerte ich mich an eine weitere kleine Sache, die ich noch ansprechen wollte. „Roran, wenn du noch Zeit hast, sobald du ins Lager zurückkehrst, ein Freund von uns hätte noch ein Geschenk für dich, wenn du ihn besuchen kommst." Er blickte mich überrascht an und fragte: „Ein Geschenk? Was für ein Geschenk und was für ein Freund?" Ich lächelt geheimnisvoll. „Das werde ich dir noch nicht verraten. Du musst es selbst herausfinden. Der Freund ist Leo und du findest ihn, indem du einfach nach Lärm suchst. Er dürfte irgendwo in der Nähe der Schmieden sein und ungefähr einhundert mal schneller mit dem Hammer auf den Amboss schlagen als jeder normale Schmied. Schwer zu verfehlen."

Hallöchen, bestimmt interessiert es euch genauso wenig wie mich, wie sich Percy, Annabeth, Arya, Eragon, Saphira und die Eldunarí so unterhalten. Vielleicht brennt ihr auch dafür, aber wisst ihr was? Es ist mir vollkommen egal, denn als böser Manfred ist es meine Pflicht vollkommen rücksichtslos zu sein!

Roran pov

Obwohl ich gewusst hatte, dass Eragon und Saphira weg geflogen waren und sich im Lager nur eine Fälschung aufgehalten hatte, war es ein wenig komisch, Saphira vom Lager aus dort hinter den Hügel fliegen zu sehen. Keines Wegs komisch kam es mir jedoch vor, mal wieder eine Andeutung zu bekommen, ohne die zugehörige Information, was diese Andeutung zu bedeuten hatte. Ich hatte jedoch gelernt, dass sie für gewöhnlich durchaus wertvoll waren. Von einer unzerstörbaren Rüstung bis hin zur Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, all diese Dinge waren von mysteriösen Hinweisen aus zu mir gekommen.

Ich beschloss also, mich auf die Suche nach Leo zu machen. Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht mehr so recht, wer von den Freunden er nun eigentlich war. Percy hatte jedoch im Zusammenhang mit ihm eindeutig auf den Hammer verwiesen. Ich hatte nur einen von ihnen allen ein einziges Mal mit einem Hammer in der Hand gesehen. Damals war er dafür verantwortlich gewesen, dass große Teile des Heeres ihren gesunden Menschenverstand in Frage stellten. Sein Hammer war auf magische Weise gewachsen, so sehr dass er größer war als ein Haus, und er hatte damit wie ein Wilder lachend die Mauern von Feinster demoliert. Mit Sicherheit ein Bild, was so schnell nicht aus meinem Gedächtnis verschwinden würde.

Leider half mir das nur mit dem Aussehen seines Hammers, nicht jedoch mit seinem eigenen. Er selbst war ja nur menschengroß und somit nicht besonders gut zu erkennen gewesen. Ich musste mich also wohl oder übel auf die schlichte Beschreibung der Hammerschläge verlassen. Aber es würde ja sicherlich kein Versteckspiel werden. Jemand, der mit einem hundert Fuß großem Hammer Mauern einreißt, wird sich bestimmt auch abseits vom eigentlichen Schlachtfeld nicht besonders unauffällig verhalten. Darauf setzte ich und mit genau dieser Annahme traf ich auch ins schwarze.

Sobald ich in die Nähe der Schmieden kam, hörte ich ein Geräusch, das wie die metallische Version eines Spechts im Frühsommer klang. Vielleicht eher einem Schwarm Spechte, aber ich habe nie mehr als einen zur selben Zeit gehört. Als ich in die Richtung lief, in der die Lautstärke des Klopfens immer unangenehmer wurde, sah ich zusätzlich immer wieder Stichflammen in den Himmel aufsteigen. Nein, unauffällig war hier wohl wahrhaftig ein Fremdwort, das zu lernen er unter garkeinen Umständen bereit wäre.

Und dann erblickte ich ihn. Er reichte mir bis knapp über die Schultern, hatte schwarzes, lockiges Haar und Augen, die fast so lichterloh brannten, wie sein Haar. Als ich näher kam, ließ er den Hammer sinken, wofür meine Ohren ihm unendlich dankbar waren, und wandte sich voll mir zu. „Leo McShizzle Badboy Supreme, was kann ich für Sie tun?", fragte er mit einem wahnsinnigen Grinsen im Gesicht. Ich verstand bestenfalls die Hälfte, aber mein Gefühl sagte mir, dass er das vorher gewusst hatte.

Nichts desto trotz ein wenig von dieser Begrüßung aus dem Konzept gebracht, zögerte ich etwas, als ich antwortete: „Percy hat mir gesagt, es wäre eine gute Idee, dich aufzusuchen." Sein Grinsen wurde daraufhin kein Stück normaler. Wenn überhaupt wirkte er noch aufgedrehter, auch wenn ich das im ersten Moment garnicht für möglich gehalten hatte. „Mich aufzusuchen ist doch immer eine gute Idee!", stellte er strahlend fest. „Leo wird immer gebraucht!"

Ich musste von seiner vollkommen überladenen Energie auch schmunzeln. Gleichzeitig fiel es mir nicht leicht, mich an die kleine Höflichkeitsregel zu halten, die Garrow uns damals beigebracht hatte. „Lächeln, umdrehen, augenrollen. Nicht umgekehrt!" Ich ging nicht davon aus, dass Leo sich auch nur im Ansatz dafür interessiert hätte, wenn ich in aller Förmlichkeit die Augen verdreht, mich dann umgedreht und erst zum Schluss meinen amüsierten Gesichtsausdruck zur Schau gestellt hätte, aber warum nicht jetzt üben, vielleicht würde mir das eines Tages nützen.

„Hat Percy denn damit auch irgendetwas spezielles gemeint oder wollte er mir nur sagen, dass du hier einsam beim Verprügeln des Eisens bist und Gesellschaft brauchst?" Jetzt starrte mich Leo wütend an. Also für ungefähr einen Augenblick, danach lachte er mich für den Gesichtsausdruck aus, den ich gemacht hatte, als ich gedacht hatte, ich hätte ihn mit meiner Frage vielleicht etwas gekränkt. „Du gefällst mir, und ja, er meinte etwas Spezielles.

Ich hatte mir überlegt, dass du zwar recht gut darin bist, anderen Menschen einen Stock mit einem Stück Metall vorne dran auf den Kopf zu hauen" - „Sagt der Mann, der den ganzen Tag mit genau soeinem Stock auf ein anderes Stück Metall eindrischt!", unterbrach ich halblaut seine Ausführungen. „Jaja, wie auch immer. Jedenfalls habe ich mich gefragt, was genau du vorhast, wenn du deinen Stock entweder verlierst oder er zerbricht." Ich schnaubte. „Das wäre dann vermutlich schlecht."

„Richtig erkannt, Großer. Bist schlauer als du aussiehst!", grinste er mich scheinheilig an. Ich ballte eine Faust und starrte ihn wütend an. Wirklich böse war ich aber nicht. Ich hatte bereits in den wenigen Minuten, die ich jetzt mit ihm sprach, verstanden, dass es besser war, keines seiner Worte zu ernst zu nehmen. „Was ich jedenfalls sagen wollte, gegen deine Tollpatschigkeit kann ich wenig tun, außer vielleicht dir ein Elektroschockerarmband anlegen, das dich jedes Mal recht aggressiv darauf hinweist, wenn du ihn verlierst." - „Ein was?", wollte ich sofort wissen. Ich hatte dieses Wort noch nie gehört, aber es hörte sich nicht gut an. Er winkte jedoch nur ab. „Kommt von da, wo ich herkomme. Ihr seid hier viel zu zurückgeblieben in der Zeit, um sowas zu kennen. Außerdem ist das nicht der springende Punkt. Eigentlich sollte das nur eine witzige Überleitung dazu sein, dass ich dem Zerbrechen tatsächlich recht sicher vorbeugen kann."

Ich blickte ihn überrascht an. Nicht zuletzt, weil das wohl die erste klare und vernünftige Antwort war, die ich von ihm insgesamt bekommen hatte. „Du kannst meinen Hammer vor Zerstörung schützen?", wollte ich wissen, um sicherzugehen, dass ich ihn richtig verstanden hatte. „Nix da Großer. Das könnte ich natürlich auch tun, aber das ist eigentlich nicht mein Spezialgebiet. Nein, ich werde kaum auf Magie zurückgreifen. Aber ich kann dir einen neuen Hammer machen, der aus etwas besseren Materialien besteht und deshalb nicht kaputt gehen wird." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Besser als Stahl?"

Sein Grinsen wurde keinen Deut schmaler, als er erklärte: „Besser als Stahl! Stahl ist das beste Metall für Waffen, was ihr Menschen kennt. Aber es gibt viel mehr. Hast du dich mal gefragt, warum die Schwerter der Drachenreiter so bunt sind und warum noch nie irgendjemand eines zerbrochen gesehen hat? Gut, letzteres liegt daran, dass seit hundert Jahren nur ein einziger Imperator überhaupt mehr als fünf verschiedene in Reichweite hat, aber selbst wenn das nicht so wäre, würdest du niemals Splitter eines Reiterschwertes zu Gesicht bekommen, denn es ist ein Beispiel für besseres Material. Und zwar weder das einzige, noch das, was ich zu verwenden gedenke, denn ich habe eben zu noch um weiten stärkeren, die in dieser Welt sowieso nie gebraucht werden würden und deshalb komplett überflüssig sind, Zugriff. Also, was sagst du zu dem coolsten und besten Hammer der Geschichte?"

„Cool?", das war es, was ich dazu sagte oder eher fragte. Leo schloss die Augen und macht eine Geste, als würde er zum Himmel beten. „Götter, ich bin im Mittelalter hängen geblieben!" Habe ich schon erwähnt, dass jedes Gespräch, was ich mit jemandem aus diesem Freundeskreis führte, mich mehr verwirrte als das vorige und dabei hatte die Latte bereits beim ersten relativ hoch gelegen.

„Auch ein Wort aus meiner Welt. Vergiss es einfach. Also, willst du einen besseren Hammer? Und sag mir jetzt ja nicht, dass du mit dem anderen zufrieden bist, das war nicht die Frage. Es geht um besser." Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete, aber schließlich bejahte ich doch. Noch immer galt, je besser ich vorbereitet war, desto besser standen meine Chancen, zurückzukehren und mit Katrina das Leben zu leben, für das ich seit Monaten mein Herz und meine Seele gab. Vor allem Letztere.

„Ausgezeichnet, na dann los. Du gibst mir das Werkzeug während ich arbeite", legte er fest. Ich zuckte mit den Schultern und nickte dann. „Nicht weil ich es mir nicht jedes Mal selbst schneller nehmen könnte, sondern damit du das Gefühl bekommst, du hättest einen Anteil an diesem Prozess", erklärte er weiter. Leo nahm wirklich kein Blatt vor den Mund.

Während aus einer seiner Hände Feuer in eine Esse neben ihm loderte, deutete er auf einen Werkzeugtisch neben ihm und auf ein komisches Objekt, das ich so noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie zwei halbe Schalen, die mit einem Henkel verbunden waren. „Aufsetzen, sonst wirst du vermutlich taub von dem Lärm!" Für einen Moment blieb ich wie angewurzelt stehen, dann war ich plötzlich übereifrig dabei zu erkunden, wie diese beiden Halbschalen zu benutzen waren.

Nach einigen Sekunden vermutlich von außen sehr komisch aussehender Experimente gelang es mir, sie über meinen Ohren zu platzieren, sodass der Henkel auf meinem Kopf auflag und so verhinderte, dass die Schalen runterfielen.

Ich sah, wie Leo vor meinen Augen schnipste und mir mit Zeichen versuchte zu zeigen, dass ich sie nochmal absetzen sollte. Als ich tat wie mir geheißen hörte ich plötzlich das Rauschen von Feuer. „Solange du die trägst, wirst du rein garnichts hören. Ich werde über Gedanken mit dir sprechen und dir jeweils ein Bild von dem gebrauchten Werkzeug schicken, du gibst es mir einfach schnellstmöglich! Verstanden?"

Ich nickte und er bedeutete mir, diese merkwürdigen Ohrenschützer wieder aufzusetzen. Ich tat wie mir geheißen und sofort erschien in meinem Kopf das Bild von einer Zange. Das hätte ich auch noch in Worten verstanden. Ich lief zu dem Werkzeugtisch, nahm sie und reichte sie Leo, der garnicht hinsah, sondern nur eine Hand offen hinhielt.

Während der Prozess lief, bemerkte ich eine kleine Auffälligkeit an der Zeit, zu der er mir immer auftrug, ein gewisses Werkzeug zu holen. Einmal sollte ich irgendeinen spitzen Gegenstand, mit dem er irgendwelche Löcher anstach, holen und noch während ich damit zu ihm kam, schlug er mit seinem Hammer, den er davor gebraucht hatte, auf das vor ihm liegende Metall ein. Er schien mit einzuberechnen, wie lange ich brauchen würde, um ihm etwas zu besorgen. Dieser Mann beherrschte das Schmieden eindeutig auf einem Niveau, was sich kein normales Lebewesen, vermutlich nichteinmal die Elfen, jemals vorstellen könnten.

So kam es tatsächlich, dass die Arbeit schneller von statten ging, als ich bei einem solch massiven Gegenstand angenommen hatte, der noch dazu ja angeblich weit besser als mein alter Hammer sein sollte. Er löschte sein Feuer, auf eine von außen nicht ersichtliche Art und Weise natürlich, und reichte mir dann mit bloßen Händen den Hammer, der Sekunden zuvor noch im Feuer geglüht hatte. Vorsichtig tippte ich das Metall am Griff erst mit dem Zeigefinger an und als ich spürte, dass das Metall nur noch angenehm warm war, ergriff ich ihn mit der ganzen Hand.

Er war ähnlich schwer wie mein alter, aber obwohl ich mich daran gewöhnt hatte, wie besagter Hammer, den ich seit Carvahall nur ein einziges Mal ausgetauscht hatte, in der Hand lag, fühlte sich dieser hier viel besser an. Es war tatsächlich so, als würde jede Stelle der Hand genau so viel Druck beim Führen abbekommen, wie sie aushalten konnte, ohne Beschwerden zu bereiten. Ich lächelte Leo an. „Der gefällt mir, für soeine Waffe lasse ich mich doch gerne als dumm und einer zurückgebliebnen Welt entstammend beleidigen."

Er grinste mit. „Das ist mein Preis. Wer etwas von mir will, muss sich anhören, wie ich zumindest jeden fünften blöden Witz über ihn mache, der mir so in den Sinn kommt. Aber es freut mich, dass dir meine Arbeit gefällt. Empfehle mich unter keinen Umständen weiter, sonst werde ich noch zum normalen Waffenschmieden der Armee degradiert, aber wenn du jetzt noch willst, dass du ihn nicht verlierst, wird sich Annabeth bestimmt freuen, nochmal vorführen zu können, dass ihre Rückkehrzauber durchaus stark und flexibel sind. Du wirst sie finden, wenn du Saphira irgendwo siehst." Ich nickte als Zeichen meiner Kenntnisnahme, auch wenn ich wie immer nur die Hälfte verstanden hatte.

Auf jeden Fall gefiel mir dieser Hammer so gut, dass ich ihn zumindest für die Dauer des Krieges unter garkeinen Umständen verlieren wollte. Danach würde ich ihn an den Nagel hängen und bestenfalls für das Einhämmern von selbigem verwenden, aber als Waffe würde er danach nicht mehr dienen. Und so machte ich mich auf die Suche nach Saphira, da dieser Weg ja laut Leo zu Annabeth führen würde.

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3594 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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