Kap. 116 Zusammenarbeit, aber nicht zwischen allen

Eragon pov

„Die Drachen sind doch nahezu alle tot. Was meinst du mit sie?", wollte Orrin sofort wieder wissen. Bevor ich antworten konnte, kam mir wieder Annabeth zu Hilfe. „Lasst ihn doch erst erklären. Vielleicht beantwortet er Eure Frage ja gleich. Wenn Ihr ihn ständig unterbrecht, werdet Ihr damit nicht schneller sondern langsamer an Erkenntnis gewinnen." Sie hatte sich für heute wirklich vorgenommen, Streit mit dem Monarchen zu provozieren. Ich konnte es ihr nicht verdenken.

„Ich kann sehr gut selbst beurteilen...", begann sich soeben in die Schranken gewiesener aufzuregen, aber er wurde gleich wieder unterbrochen. „Ihr habt gerade gezeigt, dass das nicht der Fall ist! Und jetzt seid so freundlich und haltet die Klappe, damit Ihr nicht die Zeit von zehn anderen Leuten stehlt." Die Empörung auf Orrins Gesicht wich Zornesröte und er plusterte sich auf, wohl um einen Vortrag über die Respektlosigkeit der Anrede zu halten, aber für einen Vortrag bräuchte er Zuhörer und diese Rolle war Annabeth sicherlich und offenkundig nicht mehr bereit einzunehmen. Sie nickte mir zu und so begann ich damit, nach der vorher von Glaedr eingeholten Zustimmung, zu Saphiras Satteltaschen zu gehen und den gewaltigen, von innen leuchtenden goldenen Edelstein herauszuholen.

„Wer von euch glaubt zu wissen, worum es sich hierbei handelt?", fragte ich in die Runde. Es hoben sich genau die Hände, von denen ich es erwartet hatte. Elfen und Götter. Ich konnte jedoch nicht übersehen, dass Islanzadí einen etwas gequälten Eindruck machte und mein Gefühl sagte mir, dass es ihr nicht geheuer war, dass ich so offen darüber sprach.

„Es ist ein Seelenhort, Eldunarí in der alten Sprache. Jeder Drache besitzt einen und doch weiß für gewöhnlich niemand außer den Drachen und den Reitern davon. Ganz egal welche Stellung er hat, dieses Geheimnis hat Alagaësias ältestes Volk seit dem Beginn der Zeit an gehütet und das mit Grund."

Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über die Runde schweifen. Ich konnte nicht leugnen, dass es mir gefiel, ausnahmsweise derjenige zu sein, der mehr wusste und dieses Wissen an andere weitergeben durfte. Oder das eben tatsächlich nicht, denn den entscheidenden Punkt, das hatte auch Oromis mir damals erklärt, durfte nur von einem Drachen weitergegeben werden.

Und so überließ ich von diesem Punkt an Saphira das Wort. „Unser Eldunarí ist normalerweise nur irgendein Teil unseres Körpers. Er ist da, wenn wir geboren werden, er lebt in uns, solange wir leben, und er stirbt mit uns, wenn unser Körper das tut. Doch ein Drache kann, wenn er das möchte, seinen Seelenhort ausspeien. Von diesem Moment an ist der Seelenhort, wie sein Name schon andeutet, ein Behältnis für die Seele. Er steht in permanenter Verbindung zu seinem ehemaligen Körper, bis einer der beiden zerstört wird. Der Eldunarí jedoch altert nicht mehr, nachdem er den Körper verlässt. Dies ist auch einer der Gründe, warum das jungen Drachen für gewöhnlich nicht mitgeteilt wird.

Wird der Eldunarí zerstört, was möglich ist, jedoch aufwendig und selten ohne Hilfe möglich ist, reißt die Verbindung ab und alles ist wie vor dem Ausspeien. Stirbt jedoch der Körper zuerst, und das ist das wahre Geheimnis, so bleibt der Eldunarí eben am Leben. Er wird nicht älter, aber er ist noch da. Er besitzt die Stärke eines Drachen und kann diese zumindest auf der Ebene des Geistes benutzen. Sei es um Ratschläge zu geben oder um jemanden im Kampf bei Kräften zu halten." Sie legte eine Pause ein, um das sacken zu lassen. Kurz bevor sie weitersprechen konnte, stellte Roran noch eine kurze und weitaus sachlichere Frage als die, mit der König Orrin sich am Anfang wichtig machen wollte. „Also befinden sich in diesem funkelnden... Ding die vollständigen Gedanken, Gefühle und die Kraft eines Drachens?" Ich nickte, schmunzelte und antwortete, „Einfach auf den Punkt gebracht, ja. Genau das!"

Anschließend fuhr Saphira mit ihrer Geschichtsstunde fort. „Einst lagen alle Eldunarí des Landes sicher in Dorú Areaba im Herzen der Stadt und geschützt durch Entfernung und die Kraft der Reiter. Doch wir alle kennen die Geschichte. Galbatorix hat die Insel überfallen, nicht zuletzt durch die Kraft versklavter Eldunarí. Er überfiel wilde Drachen, die sich seiner Magie nicht zur Wehr setzen konnten, und zwang sie auf die eine oder andere Art, ihren Seelenhort auszuspeien, bevor er sie tötete. Anschließend fand er einen Weg, sie zusammen mit Morzan zu brechen und vollständig seiner Gewalt zu unterwerfen.

Als er den Orden der Reiter zerschlagen und ihr Werk zerstört hatte, nahm er all die nun ohne physischen Schutz daliegenden Eldunarí an sich. Seit einhundert Jahren bricht er eine Seele nach der anderen und mit jeder wird er stärker. Das ist der Grund, aus dem er immer stärker wird." Je länger sie erklärte, desto mehr Wut und Trauer konnte man in ihrer Stimme hören und spüren. Genug, um jeden an jeder Form von Unterbrechung zu hindern. Und das war ein Segen, denn nach diesem Teil der Geschichte wäre selbst Orrin nach einer abfälligen Bemerkung nicht mehr mit dem Leben davon gekommen.

Nach einer taktvollen Pause sprach Islanzadí schließlich mit vor Wut und Trauer bebender Stimme, denn sie hatte die Drachen und das, wofür sie standen, selbst lange Zeit erlebt und zu schätzen gelernt: „Wenn mein Volk von diesem Verbrechen wüsste, es gäbe niemanden, der ruhen würde, ehe Recht getan würde. Ihr Zorn wäre nicht zu bändigen gewesen!"

Saphira neigt leicht den Kopf. „Das wissen wir, Islanzadí Drötning. Es ist jedoch nicht unser Ziel, diese Gefühle noch weiter zu verstärken, dafür hätte es effektivere Wege gegeben." Sie und Glaedr ließen ihre Stimmen synchron in unser aller Gedanken erklingen und wäre die Stimmung nicht gerade so bedrückt gewesen, hätte ich vielleicht über den Gleichklang geschmunzelt, den sie dadurch erreichten, dass sie sich vorher durch Glaedrs Eldunarí abstimmten und Glaedr durch selbigem sprach, obwohl er selbst noch im Lager war. Dieser Umstand fiel jedoch der Hälfte garnicht auf und die andere war zu beherrscht um zu fragen.

Von nun an übernahm nämlich Glaedr das Erzählen. „Der Mörder hat zwar alle Eldunarí aus unserer alten Hauptstadt, aber das sind nicht alle Seelenhorte, die es noch gibt, auch wenn wir das bis vor kurzem geglaubt haben. Wir haben damals Vorbereitungen für den, wie wir glaubten, sehr unwahrscheinlichen Fall einer Niederlage getroffen und zu diesen Vorbereitungen zählten auch..." - „Wir!", ertönten bald zweihundert Stimmen fast gleichzeitig durch unser aller Gedanken. Es war wahrhaftig ein dramatischer Moment, der selbst mich, der ich bereits gewusst hatte, was kommen würde, ziemlich schwer traf. Vor allem das Wissen, dass die meisten dieser Stimmen alleine früher Giganten des Himmels waren. Dass viele von ihnen fast alleine eine Armee zerschlagen konnten. Ehrfurcht vor dieser Urgewalt war nichts Besonderes sondern einfach normal.

„Das sind die Drachen, von denen Brom, der alte Geschichtenerzähler, immer berichtet hat?", wollte Roran als erster wissen. Mich überraschte das inzwischen nicht mehr. Zum einen genoss ich zur Zeit das Privileg, ihm beim Durchlaufen des selben Weltzusammenbruchs zuzusehen, den ich seinerzeit erlitten hatte. Alle grundlegenden Annahmen über die eigene Umgebung und Zukunft wurden niedergerissen und gewaltsam erneuert. Das ging bei ihm so weit, dass er einfach jede Information von denen, die er als wissend einschätzte, hinnahm wie sie ihm gegeben wurde und nicht weiter hinterfragte. Sicherlich die einfachste Möglichkeit, das Ganze offen aufzunehmen.

Zum anderen war da seine, obgleich er inzwischen auf der selben Ebene stand, noch immer sehr pragmatische und am wenigsten zurückhaltende Einstellung. Er sprach das aus, was er sich fragte, genau wie in diesem Moment. Ich war mir sicher, bei den Drachen würde er damit schnell Sympathie gewinnen, denn auch sie ließen sich nur selten von der Erscheinung oder Haltung anderer einschüchtern, sondern taten genau das, was sie wollten.

In diesem Fall war meine Vermutung auf jeden Fall richtig. Umaroth lachte grollend und antwortete meinem Bruder: „Genau die sind wir, Küken. Brom war wohl in ganz Brodringen derjenige, der sich am wenigsten dem Tyrannen und seinen Regeln unterwarf. Es freut uns, dass er die Geschichte weiter getragen hat. Möge seines Namen Ehre erhalten bleiben." Nach dieser für seine Verhältnisse offenen Antwort stand für mich fest, dass Roran sich soeben wirklich ein gutes Stück Respekt gesichert hatte.

Genau das Gegenteil erreichte Orrin, als er erklärte: „Es ist doch völlig unmöglich, gleichzeitig am Leben zu sein, während man eigentlich tot ist. Das ist doch irgendeine Illusion, die uns mit Zuversicht in die Klinge laufen lassen soll. Soetwas wie Seelenhorte kann es garnicht geben!"

Umaroths Emotionen, die er zumindest für uns recht offen darlegte und die meistens ein sehr treffendes Gesamtbild all der Drachen darstellten, für die er sprach, wechselten von der eben noch angeheiterten Freude über Rorans Mut zu kühlem Zorn. „Erklärt mir gerade ein Küken, das sich wegen dem Namen seines Vaters für wichtig hält und das noch keine dreißig Schlüpfzeiten gesehen hat, was möglich ist und was nicht?", wollte er mit gefährlich ruhigem Ton wissen.

Ein weiteres Mal hatte Orrin das Glück, rechtzeitig durch äußere Umstände aus der Gefahrenzone gezogen zu werden. Mit jedem Mal wurde ich mir sicherer, dass es besser gewesen wäre, das Treffen ohne ihn zu veranstalten. In diesem Fall rettete Annabeth ihm den Hals, indem sie zwei Dinge parallel tat, denen ich nur mit größter Mühe folgen konnte. Ich vermute, die Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig auf diesem Niveau zu bearbeiten, hingen zumindest zum Teil mit ihren göttlichen Fähigkeiten zusammen, denn egal wie klug sie war, ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand selbst mit noch so viel Übung gleichzeitig in der realen Welt und im Geist sprechen könnte. Aber genau das tat sie.

Sie überzeugte die Drachen ohne Orrins wissen, nicht weiter auf die Provokationen einzugehen, da es sich nicht wirklich lohnen würde, und wies den Schuldigen dabei für alle hörbar zurecht. „Sprecht nicht von mehr als Ihr wisst. Es könnte sonst sehr schnell sehr ungemütlich für Euch werden, Orrin. Seid Euch bewusst, dass die nächste derartig rückhaltlose Behauptung Folgen haben wird, die Ihr mit Sicherheit nicht wünscht. Es gibt kaum einen schlechteren Moment als diesen, um eingebildet und arrogant zu sein. Hört einfach zu!" Gegen Ende vibrierte die Luft beim Sprechen immer spürbarer. Fast so als würde nicht nur der Ton, sondern noch etwas anderes dadurch reisen. Magie oder Macht. Sie hatten mir den Unterschied einmal erklärt, aber der springende Punkt war irgendwie nicht hängen geblieben.

Auf jeden Fall war es genug um zu wirken. Orrin blickte nur noch verwirrt und grimmig gleichzeitig drein, sagte aber nichts mehr. Etwas, womit wohl alle Anwesenden sehr gut leben konnten.

Über diesen Streit hinweg war leider ein wenig der Fokus auf die eigentliche Situation verloren gegangen. Trotzdem versuchte Nar Garzvogh es wieder auf die richtige Bahn, das wozu wir hier waren, zu lenken. „Schattentöter, ich bin kein Magier, ich kann wohl kaum richtig erfassen, was das jetzt bedeutet. Wie wie viel ändert das in der bevorstehenden Schlacht?" Ich lächelte grimmig.

„Alles. Es ändert das Gleichgewicht von einer eigentlich fast vollkommen unvermeidlichen Niederlage zu einem Nachteil wie auf den brennenden Steppen. Nach dem, was wir jetzt wissen, hätte ein wahres Wunder eintreten müssen, damit ich ohne die Hilfe der Drachen gegen Galbatorix hätte bestehen können." - „Unsere versklavten Brüder sind uns noch immer bei weitem überlegen, aber bei einem solchen Duell ist rohe Stärke nicht mehr zwangsläufig entscheidend. Wenn einer der beiden Kontrahenten weitaus effizienter mit seiner Kraft umgehen kann, dann kann er auch mit viel weniger Stärke den Kampf für sich entscheiden. Unsere versklavten Brüder sind stark, aber sie dienen dem Verräter nur als Energiequellen. Wir sind fast zweihundert unterschiedlich und kreativ denkende Wesen, von denen vielleicht immer eines einen Weg finden kann, mit dem sich ein Angriff leichter abwehren lässt." Umaroths ergänzende Erklärung fasste tatsächlich unsere Hoffnung ziemlich klar zusammen. Noch immer brauchten wir Glück, aber die Menge davon, die nötig wäre, war so drastisch gesunken, dass man auf Schimmer eines Sieges hoffen durfte.

„Ihr klingt beide so, als würdet ihr davon ausgehen, dass du dort alleine reingehst, Bruder!", stellte Roran mehr nach einer Frage klingend fest. Ein klein wenig überrascht warf ich einen schnellen Seitenblick zu Oromis und kontaktierte genauso schnell Glaedr, um nochmal in meiner Annahme sicherzugehen. Ich war irgendwie von vornherein überzeugt gewesen, dass sie nicht an diesem letzten Kampf gegen den Tyrannen teilnehmen würden. Ich wusste auch nicht so genau, wie ich zu diesem Schluss gekommen war, aber ich hatte es nie hinterfragt.

Sie bestätigten meine Vermutung jedoch beide. „Wir sind beide schon alt und wenn auch von unseren Gebrechen geheilt, so würden wir eher zu Geiseln gemacht werden, denn uns mit der Macht meiner Brüder und Schwestern zu schützen würde zu viel Kraft brauchen. Genug Vorteil in unserem Wissen und unserer Stärke, um das auszugleichen, bringen wir leider nicht mit", begründete der goldene die Entscheidung. „Ich werde euch jedenfalls trotzdem helfen, denn ich gedenke Umaroths Angebot anzunehmen und mich oder zumindest diese Hälfte von mir den anderen Seelen der Vergangenheit anzuschließen." Das war zumindest eine beruhigende Ergänzung, denn irgendwie gab es mir ein Gefühl der Sicherheit, zu wissen, dass auch jemand, den ich kannte, mein ehemaliger Lehrmeister, dabei wäre.

Anschließend fragte ich Arya genau das Gegenteil. Ob sie mir zur Seite stehen würde, denn mit ihr hatte ich all die vergangenen Monate trainiert und wenn es jemanden geben sollte, der mir vielleicht helfen könnte, sollte es zu einem wahren Schlagabtausch mit Waffen kommen, so wäre das sie. Dazu kam natürlich noch all das, was sie mir persönlich bedeutete. Ich wollte nicht siegreich zurückkehren, nur um zu erfahren, dass sie beim Angriff auf die Stadt gestorben war, und genauso wenig wollte ich, dass sie in der Stadt den Sieg miterlebte, nur um dann aus zweiter Hand zu erfahren, dass ich gescheitert war. Also ich wollte grundsätzlich nicht scheitern, aber irgendwie machte diese Vorstellung es unerträglich. Nicht das antreibende Unerträglich, sondern das Ablenkende.

Entsprechend freute ich mich, als sie antwortete: „Natürlich werde ich dich begleiten. Ich hatte gehofft, dass du das fragen würdest. Ich möchte schließlich auch meine Rache bekommen. Ich habe mein ganzes bisheriges Leben diesem Kampf gewidmet, wer wäre ich, wenn ich jetzt am letzten Tag kneifen würde?" Etwas Humor schwang gegen Ende mit, was ebenfalls dazu beitrug, dass ich nach dieser Antwort das Gefühl hatte, jemanden zu haben, auf den ich mich verlassen konnte, und das nicht nur in direkten Auseinandersetzungen.

Beide Gespräche liefen binnen Sekundenbruchteilen ab, da diese Form des Austauschs nicht von der Geschwindigkeit der Lippenbewegungen limitiert wurde. Ein schneller Blick zu Percy ließ mich denken, dass er und seine Freunde uns begleiten würden. Er hatte zumindest genickt. Es war eigentlich auch möglich, dass er mir signalisierte, dass Rorans Aussage zutraf und sie uns nicht begleiten würden, aber nach dem, was ich so über sie und ihre Ziele wusste, schien es mir wahrscheinlicher, dass er uns ihre Begleitung zugesichert hatte.

„Nein, nicht alleine, aber in einer sehr kleinen Gruppe. Jeder, der zusätzlich mitkommt, sorgt dafür, dass die Drachen ihren Schutzzauber ausweiten müssten. Das wäre mehr ein Nachteil als ein Vorteil, fast unabhängig von dem Wissen und den Fähigkeiten der Person", erklärte ich also bereitwillig. Leider schien es so schwammig formuliert zu sein, dass diese Angaben nicht ausreicht hatten.

„Und wie genau wird diese Gruppe aussehen?", wollte Königin Islanzadí, eine Augenbraue hochziehend, wissen. Ich hätte es genau von ihr erwartet, denn Wohlwollen oder nicht, über Fehler und Mangel an Plänen würde sie niemals hinwegsehen.

Um ein Antwort kam ich jedoch herum, denn Percy und Annabeth hoben jeweils eine Hand. Arya tat es ihnen gleich und am Schluss folgte sogar Saphira diesem Beispiel, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, auch wenn man dabei ganz klar sah, dass Drachen nicht dazu gemacht waren, eine Pranke zu heben. Es sah sehr unstabil aus, wie sie sich da abmühte, aber ich spürte ganz klar, dass es ihr Spaß machte.

Die Reaktionen von den Gesichtern abzulesen bereitete durchaus ebenfalls einiges Vergnügen. Islanzadí zum Beispiel schien höchst erfreut über die Entscheidung von Percy und Annabeth, aber ganz klar das genaue Gegenteil bei ihrer Tochter. „Arya...", begann sie, aber ihre Stimme brach weg. Ihren Tonfall dabei hatte ich fast ebenso selten gehört, wie dass sie einen Satz nicht beenden konnte. Und nicht nur in der Art, wie sie sprach, sondern auch auf ihrem Gesicht bildete sich eine Emotion ab, die ich bei ihr wohl noch nie gesehen hatte. Verzweiflung.

„Wieso du? Wenn du, junger Reiter, noch eine weitere Begleitung brauchst, es gibt zwischen meinen Untertanen genug, die älter, kampferprobter und stärker sind. Tochter, du hast dein gesamtes Leben als Botschafterin gedient. Wir waren dadurch nie eine wirkliche Familie. Du weißt nicht, welche Schönheiten es noch zu bieten hat!", flehte sie schon fast. Ich hatte sie wirklich noch nie so erlebt.

„Dass wir keine Familie waren, ist niemals meine Entscheidung gewesen. Es war die deine, nachdem ich mich dem Dienst an meinem Volk verschrieben hatte", antwortete Arya kalt. Bevor diese Worte und Schuldzuweisungen jedoch wirklich einschlagen konnten, fügte sie in etwas weicherem Ton hinzu: „Ich habe mein gesamtes Leben diesem Krieg gewidmet. Über achtzig Jahre lang bin ich durch das Land gereist und über mehrere Jahrzehnte hinweg habe ich das Ei, auf dem all unsere Hoffnungen beruhten, durch das gesamte Land transportiert. Abgesehen von dieser persönlichen Beziehung war ich, keine andere, diejenige, die mit Eragon zusammen trainiert hat. Wenn ihm im Kampf irgendjemand helfen kann, dann bin das ich."

Sie blickte ihrer Mutter in die Augen und hielt den Blickkontakt so lange, bis erstere den ihren senkte. Nochmal öffnete sie den Mund, jedoch zögerte auch sie dieses Mal, bevor sie vorsichtig zu sprechen begann. Ich war mir recht sicher, dass diese Unsicherheit von der Anrede kam. „...Mutter, ich werde nicht sterben. Wir werden lebend zurückkehren. Das verspreche ich!" Und dann überraschte sie uns alle, indem sie diese drei Sätze in der alten Sprache wiederholte. Ein solches Versprechen bedeutete zwei Dinge. Es bedeutete, dass sie bedingungslos daran glaubte und dass sie alles geben würde, um es wahr zu machen.

Die Augen der Königin weiteten sich, als auch sie das verstand. Schließlich nickte sie dann doch und flüsterte: „Pass auf dich auf, Arya. Ich könnte es nicht ertragen, auch dich zu verlieren." Dann wandte sie sich mir zu. „Habt ihr das vorher abgesprochen?" Ich nickte stumm. Nicht sicher ob ich in diesem Moment zu einem klaren und verständlichen Satz fähig wäre, denn dieses Gespräch war durchaus nicht nur ein wenig berührend gewesen.

Sie sah aus, als hätte sie das erwartet, seufzte nur und bat dann: „Also schön. Aber pass bitte auf sie auf, Shurtugal." Ich nickte und antworte: „Das werde ich, auch wenn für gewöhnlich sie diejenige ist, die auf mich aufpassen darf." Das entlockte der Königin doch noch ein trauriges Lächeln und es schien genug zu sein, um ihre Hoffnung wach zu halten.

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3076 Wörter

Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Unabhängig davon freue ich mich über jeden Vorschlag zur Verbesserung.

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