Kapitel 3
Der Himmel war dunkel. Kein Licht drang hindurch. Eine gewaltige Angst durchströmte mich. Ich fühlte, wie mich eine Macht durchdrang. Die Macht mit der ein loses Wort reichte, um die Welt um mich herum zu kontrollieren. Es war geschehen, die Schatulle hatte ihre Macht entfaltet. Ich sah hinunter auf die versammelte Menge. Sie standen alle unter den Bann der Schatulle und ich konnte nichts tun. Mein Blick richtete sich auf meinen Feind, der noch immer höhnisch lächelte. ,,Du wusstest doch, dass es so kommen würde. Wieso also spüre ich noch immer, dass du dich dagegen wärst? Es ist zu Ende und ich bin der Sieger.", sagte er triumphierend. Natürlich hatte ich es gewusst, aber ich konnte nicht aufgeben. Ich konnte es einfach nicht! Auch wenn ich wusste, es hatte keinen Zweck, schließlich kontrollierte mein Feind nun alles. Jedes einzelne Lebewesen. Wieso nur musste es so kommen!? Wieso konnte ich ihn nicht aufhalten! Verzweiflung machte sich in mir breit. ,,Es ist, glaube ich, an der Zeit, zu überprüfen, ob sich wirklich alles meinem Willen beugt, findest du nicht auch?", fragte der böse Wind besessen von der gewaltigen Macht in seinen Händen. Er wartete auf keine Antwort und befahl: ,,Dann verneigt euch alle vor eurem Herrscher!" Augenblicklich verbeugten sich alle anwesenden Wesen. Feen, die sich gegen meinen Feind vorher gewehrt hatten, und große Kreaturen, die schon vorher seinen Befehlen gefolgt waren, sie standen alle unter seiner Kontrolle. Ich spürte auch, dass es alle Wesen in den anderen Welten taten. Alle, außer ich. Es fühlte sich an, als wäre meine Welt in dieser Sekunde untergegangen.
Ich schreckte auf. Meine Furcht verschlang mich regelrecht. Ich war nicht mehr in der Lage zu denken. Das, was ich eben gesehen hatte, war einfach zu entsetzlich. Die Kopfschmerzen waren auch wieder zurückgekehrt. Ich sah das offene Buch vor mir liegen. War ich etwa beim Lesen eingeschlafen? Und das auch noch bei der spannendsten Stelle? War ja mal wieder typisch. Ich holte mein Handy raus und schaute nach, wie spät es war. Mein Atem stockte, als ich sah, dass es schon 20:00 Uhr war. Wie lange bitte hatte ich geschlafen!? Ich musste schnell nach Hause. Nicht dass sich meine Familie sorgen machte. Ich schloss das Buch und stellte es wieder an seinen Platz. Dabei versuchte ich das stetig steigende unwohlige Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren.
Meine Gedanken rasten, als ich nach Hause ging. Die Bilder ließen mich nicht mehr los. Ich konnte, die Angst nicht länger zurückhalten. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, was ich gefühlt hatte. Wie sollte ich das nur meiner Familie verheimlichen? Wie? Ich dachte darüber nach, aber fand keine Lösung. Ich wusste ja noch nicht mal, wieso das passierte. Ich hatte keine Ahnung. Nichts ergab mehr einen Sinn. Ich konnte das doch nicht länger geheim halten. Dennoch musste ich es, denn die Anderen würden mich sonst für verrückt erklären oder Schlimmeres. Mir grauste es schon allein beim Gedanken daran. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Es schien, irgendwie alles falsch zu sein. Doch klar war, dass ich niemanden mein Geheimnis erzählen durfte. Das war viel zu gefährlich. Selbst wenn ich es am Liebsten getan hätte.
Als ich zu Hause ankam, begrüßte mich der unruhige Blick meiner Mutter. ,,Wieso warst du so lange weg? Ich habe mir Sorgen gemacht. Dein Vater hat sogar schon beim Karate angerufen, aber sie haben gesagt, du warst gar nicht da. Gerade wollte ich losfahren und nach dir suchen." Sie umarmte mich. ,,Ich...ich bin eingeschlafen, Mum. Ich habe ein Buch in der Bibliothek gelesen und dann bin ich irgendwie weggetreten. Es tut mir leid." Ich erwiderte ihre Umarmung zärtlich. Zumindest musste ich dabei nicht lügen. Das mit dem Traum und meiner Angst erwähnte ich nicht. Auch wenn ich es zu gern getan hätte. Doch ich hatte keine Wahl. Hatte ich noch nie. ,,Ist schon okay. Aber bitte sorge dafür, dass das nicht nochmal passiert. Und geht es dir wirklich gut? In letzter Zeit bist du nämlich noch ruhiger als sonst. Dein Vater und ich, wir machen uns Sorgen, dass irgendwas los ist und du uns nichts darüber erzählen möchtest. Falls das stimmen sollte, dann erzähle es mir bitte. Du weißt, ich würde alles dafür tun, dass es dir gut geht. Du kannst mir vertrauen, Tiana." Ich sah meine Mutter an. So gerne hätte ich ihr alles erzählt. Doch ich unterdrückte es, so gut ich konnte. Ich musste es verheimlichen. Ich musste. ,,Alles gut, Mum. Es gibt nichts worüber du dich Sorgen müsstest." Ich lächelte sie bestätigend an. Dieses Mal zu lügen war so viel schwerer, als die anderen Male, wo ich es getan hatte. Ich wollte es eigentlich nicht, aber ich wusste, dass ich es tun musste. Um sie zu schützen. Meine Lieben.
Zum Glück schien mir meine Mutter zu glauben und ließ mich in mein Zimmer gehen. Sobald ich dort war und auf meinem Bett lag, begann ich zu weinen. Ich konnte es einfach nicht aushalten. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich meine Familie jedes Mal anlog. Sie hatten eine so viel bessere Tochter verdient als mich. Doch ich musste das durchstehen. Vorallem jetzt, wo ich das Gefühl hatte, die Träume, die ich träumte, waren mehr. Was wäre, wenn es in echt passieren würde? Was wäre, wenn das alles real war?
Dann würde ich alles tun, um das zu schützen, was ich liebte.
Koste es, was es wolle.
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