38. Kapitel

★Ben★

Erst nach ungefähr einer Stunde beruhigt Marco sich langsam, doch los lässt er mich nicht. Ich streiche nur durch seine Haare und über seinen Rücken, damit er weiß, dass ich hier und für ihn da bin und somit ruhiger wird.
Es wirkt, denn sein Oberkörper kippt immer weiter an meinen und sein Kopf findet seinen Platz an meiner Halsbeuge. Er schläft.
Vorsichtig lege ich ihn auf dem Sofa ab und decke ihn zu, küsse seine Stirn, während ich mich auf die Kante des Sofas setze und ihm beim schlafen zusehe.

Marco hat sowas nicht verdient. Okay, er hat früher einen ziemlich exzessiven Lebensstil geführt, aber nicht mal da ist ihm sowas passiert. Und jetzt ist er mit mir verheiratet und dann sowas... Ich frage mich nur, was Jolie einfällt, sowas zu tun. Bei meinem Mann. Ich lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Ich hätte ihn damals in der Hütte nicht wegschicken sollen. Ich hätte damals im Krankenhaus nicht gehen sollen, als ich erfahren habe, dass es ihm gut ging. Ich hätte mir doch denken können, dass es einen Grund hat, warum er umgekippt ist. Aber nein ich war zu blind vor Enttäuschung und Eifersucht. Aber eins ist für mich klar: Jolie wird dafür büßen.

Vorsichtig löse ich mich wieder von Marco und gehe leise aus dem Raum, um zu telefonieren, ohne ihn aufzuwecken.
Simon geht relativ schnell ran, klingt aber atemlos. „Störe ich?", frage ich leise.

„Nein nein, wir waren gerade fertig"

Oh das kann ich ihm glauben. „Mh, ich weiß, das ist jetzt echt blöd, aber kannst du vielleicht wieder zurückkommen und auf Marco aufpassen? Ich will ihn nicht alleine lassen."

„Wieso gehst du dann?", will Simon leicht verwirrt wissen.

Ich höre Tysan im Hintergrund fragen, was los ist.

„Ich muss etwas tun, um ihm zu helfen", erkläre ich.

Es hilft ihm nur, wenn du bei ihm bist. Hör zu, Ben. Er liebt dich echt. Es war nur ein Ausrutscher..."

„Nein, war es nicht" Ich unterbreche ihn durch ein wütendes Knurren. „Komm einfach her und pass auf ihn auf" Dann lege ich auf.

Ich weiß, dass er kommen wird, immerhin haben Marco und ich uns immer um Simon gekümmert, wenn es ihm schlecht ging und jetzt ist er mal an der Reihe. Ich habe mit allem recht, denn als es klingelt, steht Simon unten und ich drücke auf den Türknopf, um ihm aufzumachen. Marco wacht zum Glück nicht auf. Oben erwarte ich ihn schon an der.
Natürlich ist Tysan hinter ihm, der mal wieder lustlos aussieht. „Dafür schuldest du uns was", meint er zu mir.
Ich verdrehe die Augen. „Sorgt dafür, dass er was isst und trinkt. Aber haltet das Bier von ihm fern. Zwingt ihn nicht zum Reden und vor allem, lasst ihn bitte ausschlafen."
Die beiden Männer nicken. Wir gehen ins Wohnzimmer, und stellen uns in eine Reihe vor Marco, noch immer schlummernd auf dem Sofa liegt. Ich setze mich zu ihm und streiche ihm die verirrten Haare aus der Stirn und küsse sie nochmal. Eigentlich will ich ihn nicht bei Simon und Tysan lassen, aber ich weiß, dass sie auf ihn aufpassen werden.

Ich muss jetzt einfach herausfinden, was Jolie ihm gegeben hat, um ihn so auszuknocken, deshalb fahre ich ins Krankenhaus.

Ich versuche es zuerst auf die nette Tour und bitte um die Ergebnisse seiner Blutanalyse, doch selbst als ich sage, dass ich sein Ehemann bin komme ich so nicht weiter. Also muss eine andere Lösung her.

Ich rufe Marie an. „Was?" Sie klingt bissig. Kein Wunder, das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, habe ich ihr gesagt, sie soll sich nie wieder bei mir melden. „Ich brauche deine Hilfe" Ich höre sie schnauben. „Frag doch deinen tollen Ehemann"

Ich atme tief durch. Sie ist verletzt, das verstehe ich ja, aber das ist doch jetzt echt kindisch. „Komm bitte ins Krankenhaus. Ich hab dir doch auch total oft geholfen. Bitte, Marie" Ich bettele sie an, bis sie mit einem genervten „Na gut" auflegt.

Ich warte vor dem Eingang auf sie und sie kommt nach 10 Minuten.
„Was willst du?", fragt sie, fühlt sich sichtlich unwohl.
„Danke, dass du da bist" Ich versuche sie erstmal zu besänftigen, sonst wird sie mir nicht helfen.

„Jaja, komm zur Sache, ich hab noch zu arbeiten"
Ich seufze. „Du musst mir die Ergebnisse von Marcos letztem Blutbild besorgen. Bitte."
Sie zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Wozu?"
„Er will nicht, dass ich darüber rede. Bitte tu es einfach"
Sie verdreht die Augen, geht dann aber ins Krankenhaus, gefolgt von mir.

Dank ihrer Polizeimarke und einem guten Kontakt, bekommt sie Einsicht in die Unterlagen und überreicht sie mir. Leider wird mein Verdacht bestätigt. Jolie hat ihn unter Drogen gesetzt. Sie muss wohl gewusst haben, dass er bei ihr nicht wirklich angetan ist, denn sie hat ihm unter andern Viagra beigemischt.

Seufzend klappe ich die Mappe zu und gebe sie Marie wieder, damit sie sie aufräumen kann.
„Und?", will sie dann wissen. Ach ja und plötzlich ist sie neugierig.
„Mein Verdacht hat sich bestätigt", meine ich nur niedergeschlagen.

Ich will nicht glauben, dass Jolie meinen Mann vergewaltigt hat. Wie krank ist sie denn bitte? Aus der ganzen Familie kommt sie mir noch am normalsten vor... Sie war so nett...

„Und dieser wäre?", hackt Marie weiter nach.
Ich sehe sie traurig an. „Ich werde es dir nicht erzählen. Aber danke für deine Hilfe. Das hat echt war gebracht."
Sie nickt nur.

Wir kommen vor dem Krankenhaus an.
„Hör zu, Ben. Die Sache mit dem Kuss tut mir echt leid. Ich wusste ja, dass du mit Marco zusammen bist, aber ich hab mir eingebildet, da wäre was zwischen uns. War wohl ein Irrtum. Ich sehe, wie sehr du dich um ihn sorgst. Also wenn du was brauchst, dann, zögere nicht, dich bei mir zu melden okay?"
Ich lächele leicht und nicke. „Ja. Danke. Und du kannst mich gerne wieder fragen, wenn du bei einem Fall nicht weiter kommst"
Sie nickt ebenfalls leicht.
Wir verabschieden uns mit einer etwas unbeholfenen Umarmung.

Ich fahre wieder zurück in meine Wohnung, die Gedanken die ganze Zeit bei Marco und wie ich ihm beibringen soll, was da alles in seinem Blut war. Als ich zuhause ankomme, merke ich erst, dass es schon fast mittag ist. Und ich die Hälfte der Nacht im Krankenhaus war und den gesamten Morgen.

Ich schließe die Tür leise und vorsichtig auf, damit ich Marco nicht wecke, falls er noch schläft, aber das ist nicht der Fall.
„Bitte, Marco. Ben hat gesagt, du sollst was essen" Simon klingt flehend. Ich ziehe mir die Schuhe aus und hänge die Jacke an ihren Hacken und trete dann ins Esszimmer.
„Ich will aber nichts essen" Marco sitzt auf dem Sofa, hat die Arme verschränkt und sieht trotzig auf den Tisch.

Als ich seufze, richten sich alle Blicke auf mich. Einen Moment herrscht ein Standbild, bevor Marco aufspringt und mich stürmisch umarmt. „Ich dachte, du kommst nicht mehr zurück"
Ich lege meine Arme um ihn und streiche über seinen Rücken.

Ich spüre, wie dünn er geworden ist, obwohl gerade mal ein paar Wochen vergangen sind, seit er aus der Hütte gehen musste, weil ich nicht mehr mit ihm reden wollte. „Ich komme immer zu dir zurück, Marco. Wir gehören zusammen, das weißt du doch"
Ich spüre ihn nicken, als er mich fest an sich drückt.

Ich sehe an ihm vorbei zu Simon, der einen Teller Nudeln in der Hand hält. Na das würde ich auch nicht essen wollen.
„Hat Simon was für dich gekocht?", frage ich meinen Schatz das Offensichtliche.
Er nickt wieder. „Aber ich hab keinen Hunger"
Ich muss schmunzeln. „Das sieht auch nicht wirklich appetitlich aus"

Simon sieht mich empört an, aber Tysan lacht. „Jetzt checkt er endlich mal, dass ich damit recht habe, dass er einfach nicht kochen kann"
Ich nickte bestätigend.

Marco löst sich wieder von mir und streicht sich unauffällig über die Augen.
„Ich bin dafür, dass wir uns was bestellen", schlage ich vor.
Marco sieht mich fragend an. „Hast du Hunger?"
Ich nicke. „Ich hab seit gestern Morgen nichts mehr gegessen"

Seine Augen weiten sich. „Ich kann dir was kochen", meint er schnell und sieht irgendwie erfreut aus.
Er will sich ablenken? Dann bitte.
„Okay" Ich lächele ihm nickend zu.
Er klatscht fröhlich in die Hände und geht schnell in die Küche. „Lasagne oder?", will er wissen.
„Klar", antworte ich belustigt. Was denn sonst?

Ich höre Töpfe scheppern und lächele darüber, doch das vergeht mir, als ich Simons und Tysans fragende Blicke sehe. „Also ich bin ja echt für eure Versöhnung, aber das wundert mich jetzt wirklich", meint Simon.
Ich seufze.

Ich würde es ja gern erklären, immerhin steht Marco bis dato noch als Fremdgeher da, aber ich denke, es ist Marcos Entscheidung, ob die Wahrheit jemand erfahren soll und solange er es selbst nicht richtig akzeptiert, sollten es auch keine Dritten erfahren.

Also zucke ich möglichst cool mit den Schultern. „Was soll ich sagen? Ich liebe diesen Kerl nun mal"

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