9. Kapitel
★Jax★
Mit leicht geschwollenen Lippen steht mir dieser Schlumpf gegenüber und mustert mich mit einem bösen Blick.
Arschloch.
Ich sehe ihn genauso pissig an.
„Komm rein, Jax", ruft Reece von hinten.
Schlumpf wirft ihm nochmal einen kurzen Blick zu, ehe er zur Seite geht und mich eintreten lässt.
Doch als sich unsere Schultern berühren, greift er nach meinem Unterarm und sieht mich an.
Er presst die Zähne zusammen, bevor er spricht. „Sorry wegen deiner Hand. war keine Absicht", presst er unter großer Anstrengung hervor.
Ich kann nur die Augenbrauen hochziehen und überrascht nicken. „Ähm, schon gut, denke ich"
Er nickt, lässt mich wieder los und haut dann ab.
Komischer Typ.
Ich trete in Reece' Hütte.
Oh Gott, wieso ausgerechnet hier?
Das war mal unser Haus und jetzt?
Wie viele hat er hier wohl schon flachgelegt?
Bestimmt sehr viele.
Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, drehe ich mich zu Reece um.
Er kommt auf mich zu. „Kann dus kurz halten? Ich hab gleich einen wichtigen Termin. Ansonsten können wir morgen reden oder so"
Ich will heulen.
Er hat ja nicht mal die Zeit oder die Lust für ein Gespräch mit mir.
Doch es gibt da einen Sache, die mich stört.
Nämlich der weiße Fleck auf seinem Shirt.
„Und zu deinem Termin gehst du mit Sperma auf dem Oberteil?" Es klingt echt angepisster, als ich es sein sollte.
Aber zumindest weiß ich jetzt, warum dieser Schlumpf mich so hasst.
Reece sieht sich sein Shirt an, seufzt und zieht es ich über den Kopf.
Dann steht er mir mit seinem Tätowierten Oberkörper gegenüber.
Es sind nur vereinzelte Millimeter von noch der Farbe frei, und ich versuche alle Bilder in mir aufzuziehen und ihre Bedeutung heruaszufiltern.
Doch an einem Tatto bleibt mein Blick hängen.
Eine Krone, mit einem J darin.
Ich schlucke.
„Wenn du fertig mit Starren bist, dann kannst du schnell mit hoch und mir sagen was du zu sagen hast, während ich mich anziehe.", schlägt er von und geht dann auch schon voran.
Mit rotem Kopf folge ich ihm.
Sogar ein Rücken ist tätowiert.
Wieso hat er seine Haut so verunstaltet?
Okay, so erkennt man die Narben nicht mehr, aber trotzdem... Er hat sich selbst übermalt.
„Redest du heute noch, oder bist du nur zum Starren gekommen?", fragt Reece mich belustigt, während wir die Treppen hochgehen.
Es fühlt sich komisch an, ihm in sein Schlafzimmer zu folgen.
In dem wir schon gekuschelt und unsere ersten gemeinsamen sexuellen Erfahrungen hatten.
„Ehm also" Ich räuspere mich. „Simon meinte, ich soll mit dir reden"
Er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu. „Du und Simon also", meint er abschätzend.
Er klingt nicht mal als sei er verletzt. Wieso will ich denn, dass er verletzt ist? Oh Mann.
„Was dagegen?", frage ich.
Bitte sag ja.
Scheiße, ich fühle mich so schlecht, Simon gegenüber, aber ich will, dass Reece was gegen meine Beziehung hat.
Er öffnet seinen Schrank, steht noch immer mit dem Rücken zu mir während er sich was zum Anziehen raussucht. „Prinzipiell nein, aber er ist schon etwas alt für dich, meinst du nicht?"
Er fragt das echt ohne jeglichen Unterton.
Doch, Simon, es hat schlimmer werden können, denn das tut es grade.
Ich will heulen.
„Ich weiß nicht", murmele ich. „Ich glaube nicht, es kommt auf das Alter an"
Reece dreht sich wieder zu mir, zieht sich das Shirt über und mustert mich dann. „Mit 21 einen Freund zu haben, der nur noch 2 Jahr von den 30gerin entfernt ist, ist bestimmt nicht gerade leicht. Ich meine, du bist ja noch ein halbes Kind und er..."
Er wird durch mein Lachen unterbrochen. „Wirst du jemals aufhören, den kleinen, 15-järhringen Jungen in mir zu sehen?"
Er schüttelt den Kopf, während er einen Mundwinkel hochzieht.
„Seit wann rasierst du dich eigentlich?"
Ich zucke mit den Schultern. „Simon hat der Bart beim Küssen gestört"
Reece lacht. „Mich auch, aber für mich hast du ihn nicht weggemacht"
„Du hast dich ja nie beschwert", verteidige ich mich.
Wieso zum Teufel lächeln wir uns jetzt an? Scheiße, dieses Gespräch war echt keine gute Idee, wir sollten nicht in solchen Erinnerungen schwelgen. Ich
„Du und der Schlumpf...", setze ich an.
Reece lacht. „Er heißt Levi. Und er hasst es, wen man ihn wegen seinen Haaren aufzieht. Warte ein paar Wochen, dann hat er plötzlich grüne oder pinke Haare."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Wieso zur Hölle macht er sowas?"
Reece zuckt mit den Schultern. „Er hat mir mal erzählt, dass er Probleme hatte, weil er sich sehr früh geoutet hat und seine Klassenkameraden so unreif waren und so. Er hatte es nie einfach. Ich denke, der macht das, um seine Umgebung zu provozieren. Er würde sich sogar I'm Gay auf die Stirn tätowieren lassen, wenn es nicht scheiße aussehen würde", gegen Ende lacht Reece. Es schwingt Anerkennung in seiner Stimme mit. Und das tut echt weh.
„Magst du ihn?"
Reece seufzt und rubbelt sich über die auf wenige Millimeter rasierten haare.
Das sieht so seltsam aus!
„Klar mag ich ihn, aber..." Er zuckt mit den Schultern. „Es wird niemals dasselbe sein, weißt du?"
Oh Gott, dieser Blick, mit dem er mich jetzt ansieht.
Und wieso zum Teufel läuft er jetzt zu mir? Und wieso tue ich nichts dagegen, als er viel zu knapp von mir stehen bleibt?
„Dasselbe wie was?", flüstere ich.
„Wie mit uns"
Mit dem Daumen streicht er über mein Kinn. „Oder willst du behaupten, du liebst Simon genauso wie mich?"
Scheiße, wieso tut er mir das an?!
Ich denke, wir wissen alle, was die Wahrheit ist, aber das mein Herz gerade so schemerzt, beweist, dass ich zu Simon gehöre. Nur zu ihm.
Er bricht mit nicht das Herz durch einen einzigen Blick. Er hätte gar nicht die Macht dazu.
„Hast du mich vermisst, Jax?", haucht er mir zu, weil von mir heute Antwort kommt.
Und er erhält wieder keine.
Langsam nähert sich sein Gesicht meinem an, ich stelle die Atmung ein. „Ich habe dich nämlich sehr vermisst"
Kurz bevor seine Lippen meine berühren, gehe ich einen Schritt zurück.
Reece richtet sich wieder etwas auf und grinst mich an.
„Ich bin mit Simon zusammen", erinnere ich ihn. „Und du hast mit mir Schluss gemacht, also komm jetzt nicht wieder an"
Reece schüttelt grinsend den Kopf. „Wer hat wem das Ultimatum gestellt?"
„Das hab ich nur gemacht, damit du dich für mich entschiedest!"
Das weiß er doch genau. Arschloch.
„Vielleicht hättest du mich einfach so akzeptieren sollen, wie ich war", schlägt er vor und wirkt plötzlich total distanziert.
Er macht mir Vorwürfe? Wirklich?
War er nicht der, der den Wunsch seiner eigenen Gang über seine Liebe zu mir gestellt hat?
„Du merkst es gar nicht"
Ungläubig schüttele ich den Kopf.
„Reece, du warst blind vor dem Gedanken an Rache. Du bist es immer noch. Wie sollte ich denn sowas akzeptieren? Wir hatten endlich eine Chance zusammen glücklich zu werden, aber das einzige, was du gesehen hast, war unsere Vergangenheit, für die du Vergeltung wolltest."
Reece schnaubt. „Du hast es nie verstanden. Unsere Familien haben uns alles genommen. Wir haben beide versucht uns umzubringen, Jax. Und wofür? Weil sie uns das Leben zur Hölle gemacht haben. Du kannst das vielleicht einfach so vergessen, aber ich nicht. Ich werde mein Leben lang daran erinnert werden und zwar deswegen"
Er schlägt sich auf das Bein.
„Ich spüre nichts, Jax, rein gar nichts. Aber das liegt nicht daran, weil ich von der Brücke gesprungen bin und ich nicht daran, weil ich es getan habe, weil ich dachte, du wärst tot, sondern an der Tatsache, dass unsere Familien uns zu dem Punkt gebracht habe, an dem es nötig war, dass du deinen Tod vortäuschst. Diese ganze Scheiße."
Er gestikuliert wild in der Luft herum, während er i!mehr lauter wird.
„...hat mich zu einem verdammten Krüppel gemacht! Denkst du, das lasse ich auf mir sitzen?!" Er schreit mich an, als sei es meine Schuld, dass er sein Bein nicht mehr spürt.
„Reece..." Ich seufze seinen Namen.
Er schüttelt den Kopf, hat Tränen in den Augen. Doch ich denke, sie kommen eher von der Wut als vom Schmerz, nicht wie bei mir.
„Hör auf zu behaupten du wüsstest, wie ich mich fühle, Jax. Du weißt gar nichts. Und den geheucheltes Verständnis ändert auch nichts daran, dass ich für immer so bleiben werde"
Ich beiße aus einem Reflex heraus auf meine Lippen, um dem Schmerz in meinem Inneren irgendwie zu entkommen. „Nein, Reece, ich verstehe dich nicht. Kein bisschen. Ich habe dich geliebt, ich wollte mit dir zusammen sein, egal ob dein Bein funktioniert oder nicht, aber dir war meine Liebe nicht genug. Und das ist es, worum es hier geht. Du hast mir versprochen, dass wir zusammen alles durchstehen. Du und ich für immer. Du hast gesagt, du tust alles für eine Zukunft mit mir und als es dann soweit war, das zu bewiesen, hat sich rausgestellt, dass du mich nur belogen hast. In Wahrheit hast du mich auch nie geliebt."
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