34. Kapitel
★Reece★
Jax und ich stehen zwischen unseren Vätern.
Toll, und jetzt?
„Was ist das?", fragt mein Vater mich, deutet auf die Protese.
„Das ist der einzige Grund, weshalb ich laufen kann. Mein Bein ist seit dem Sturz von der Brücke gelähmt."
Mein Vater zieht die Augenbrauen hoch. „Und wo hast du das her?"
Wow plötzlich so interessiert. Was will er damit bezwecken?
„Geklaut"
Dad nickt verstehend.
„Reece!" Levis Stimme zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ich sehe zu meinem grauhaarigen Freund. Er sieht gerade so verzweifelt aus.
„Alles wird gut, Levi. Mach dir keine Sorgen"
Aufmunternd sehe ich ihn an.
Der Arme. Jetzt muss ich ihn auch noch belügen.
In Wahrheit habe ich keine Ahnung, wie es jetzt weiter geht.
Die Situation ist aussichtslos und wirklich frei ist Ben auch noch nicht. Keiner von uns ist das.
„Was wollt ihr jetzt von uns?", fragt Jax unsere Väter.
Beide gehen einen Schritt zurück was, mich mehr verwirrt, als es mir hilft.
Die Männer in den schwarzen Masken um uns herum, zerren unsere Verbündeten aus der Mitte, sodass Jax und ich uns in einem Kreis gegenüber stehen.
„Verräter Kämpfen bis zum Tod", meint mein Vater.
Ich sehe von ihm zu Jax Vater.
„Verräter kämpfen bin zum Tod" meint auch er mit Blick auf Jax.
Gleichzeitig sehen Jax und ich uns an.
Seine Augen füllen sich mit Tränen, er schüttelt den Kopf.
Unsere Väter fordern uns auf, gegeneinander zu kämpfen, bis einer von uns den anderen umbringt.
„Ich will nicht gegen dich kämpfen", haucht Jax.
Ich lächle ihn aufmunternd an. „Ist schon okay, Jax. Du hast bessere Chancen als damals" Als Hinweis deute ich auf meinen gelähmten Fuß.
Jax schüttelt weiterhin den Kopf, presst seine schönen Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, wendet sich an unsere Väter. „Bitte zwingt uns nicht dazu"
Sein Vater setzt eine verschlossene Miene auf. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Jaxsen. Du hast unserer Familie so viel Schande gebracht. Sei froh, dass du wenigstens noch die Chance hast, um dein Leben zu kämpfen"
„Wie denn?!", schreit Jax ihn an. „Entweder ich sterbe oder ich ermorde die Liebe meines Lebens! Tolle Aussichten, wirklich Dad, danke!", schreit er.
Es ist mucksmäschen still, während ich Jax ansehe und er meinen Vater hasserfüllt anstarrt.
Ich reiße den Blick von meinem kleinen Prinzen los und sehe zu meinem Vater.
Er muss nur ein Wort sagen und dieser Kampf könnte abgebrochen werden.
„Reece, tu es nicht, egal was sie machen!", höre ich Levi schreien.
Ich drehe mich um.
Jedem meiner Verbündeten wird eine Knarre an den Kopf gehalten und der Hals umklammert.
Levi sieht mich an. „Tu es nicht", wiederholt er.
Mein Herz bricht bei seinem Anblick.
Ohne mich wäre er niemals in dieser Situation. Er hat es nicht verdient, das alles. Er was eigentlich schon immer viel zu gut für mich, für dieses Leben. Genau wie Jax. Vielleicht war auf das ein Grund, weshalb ich ihn damals verlassen habe...
Aber jetzt ist alles zu spät, ich muss mich entscheiden, entweder werden meine Freunde umgebracht oder ich kämpfe gegen Jax, bis einer von uns stirbt.
Und diesmal treffe ich die richtige Entscheidung, auch wenn sie sich wieder gegen Jax wendet.
Es tut so verdammt weh, aber es geht einfach nicht anders.
„Jax" Ich hebe die Hände und gehe in Kampfpostion.
Jax dreht sich zu mir, schüttelt den Kopf.
„Nein.", schluchzt er. „Bitte nicht"
„Es ist okay, Jax", rede ich ihm zu.
Er soll nur endlich anfangen, zuzuschlagen, damit ich wenigstens so tun kann, als würde ich mich wehren, doch in Wahrheit habe ich das gar nicht vor.
„Reece, hör auf!", schreit Levi. „Das ist es nicht wert!"
Vermutlich weiß er, was ich vorhabe... Oder dass es mich kaputt machen würde, Jax körperlich auch nur ein Haar zu krümmen.
Ich sehe zu ihm. „Doch, Levi. Das ist es. Du bist es. Ihr seid es. Diese ganze Sache hat mit Jax und mir begonnen, ihr hattet alle nie was damit zu tun. Also soll es auch mit uns enden"
Ich sehe zurück zu Jax. „Es tut mir leid, dass ich nie der Freund war, den du verdient hast. Dass ich dich damals angelogen habe. Dass ich nicht einfach mit dir woanders hingegangen bin und ein neues Leben begonnen habe. Dass ich dir nie bewiesen habe, wie sehr ich dich liebe. Denn das tue ich. Ich liebe dich. Deshalb musst du jetzt zuschlagen"
Jax schüttelt den Kopf. „Ich kann das nicht tun, Reece"
Ich weiß, was ich ihm da zumute, aber ich weiß auch, dass unsere Väter langsam ungeduldig werden.
Wenn nicht bald etwas passiert, knallen sie unsere Freunde ab und finden einen anderen Weg, uns zu bestrafen.
Und da ich ohnehin schon so eine Ahnung hatte, dass ich hier nicht lebendig rauskommen würde, entscheide ich mich zu einem spontanen Manöver.
Ich ziehe meine versteckte Waffe und ziele damit auf Jax.
Er reißt die Augen auf, doch die Tränen laufen einfach weiter.
Ich schieße.
Die Kugel rast auf ihn zu, doch geht knapp an seinem Kopf vorbei und direkt in den des Typen hinter ihm, dann des daneben und des daneben und immer so weiter.
Ich knalle einen nach dem anderen der schwarz Maskierten ab, bis mein Magazin leer ist.
Die Hälfte de Typen liegt auf den Boden und verfärbt den kalten Kirchenstein rot.
Es wird 2 Minuten dauern, bis die Polizei da ist.
Wenn ich Glück habe, kann ich meinen Vater bis dahin aufhalten, damit er verhaftet werden und endlich in den Knast kommen kann.
Tysan brüllt ein „Jetzt!" hinter mir und es ertönten Schlaggeräusche, aber ich habe nur noch Augen für meinen Vater.
Den Mann, der mir mein Leben zur Hölle gemacht hat und den ich Persönlich dahin befördern will.
Scheiß auf Gefängnis, ich schicke ihn direkt dahin, wo er hin gehört.
Ich werfe meine leere Waffe achtlos auf den Boden und gehe auf meinen Vater zu.
„Das wagst du nicht", knurrt er, als er er auch schon meine Faust ins Gesicht bekommt.
Er schlägt zurück.
Für seine 50 ist er noch ganz schön gut in Form, weshalb er kräftig zuschlagen kann.
Er bringt mich für einen Moment zum Taumeln und packt mich dann am Kragen.
Er zerrt mich zum Rand der Plattform und drückt meinen Oberkörper darüber.
„Du willst wohl unbedingt verrecken, was? Du bist so eine Enttäuschung, Reece, da warst du schon immer. Wärst du keine solche Schwuchtel, wäre all das nicht passiert"
Ich kann diese Vorwürfe einfach nicht mehr hören.
Ich bereue es nicht, auf Männer zu stehen.
Ich bereue es nicht, zu sein wer ich bin.
Ich bereue es nicht, Jax geliebt zu haben.
Das einzige, was ich bereue, ist Jax nicht glücklich gemacht zu haben.
Aber daran kann ich jetzt leider nichts mehr ändern.
Vergangenheit bleibt Vergangenheit.
Erinnerungen bleiben Erinnerungen.
Und Liebe bleibt Liebe.
Aber Hass bleibt auch Hass.
Mein Vater hasst mich, das sehe ich in seinem Blick.
Sobald er mich loslässt, werde ich in den Tod stürzen und ich weiß, dass er es jeden Moment tun wird, also tue ich das einzige, was ich tun kann und will noch etwas Gutes machen, bevor ich abtrete.
Ich greife nach dem Kopf meines Vaters und zerre ihn zu mir runter.
Er verliert das Gleichgewicht, wir beide fallen von der Plattform.
Er hat mehr Schwung als ich, fliegt dementsprechend schneller.
Gerade als mir bewusst wird, dass ich in den Tod stürzen werde, greift eine Hand nach meiner.
Levi hält mich fest und klammert seine andere Hand an ein Metallgitter.
Er versucht mich hochzuziehen, sieht mich verzweifelt an.
Ich sehe nach oben, direkt in seine Augen. „Ich liebe dich, Levi"
Er soll es wissen.
Er soll wissen, dass das mit uns nicht bedeutungslos war.
Er presst ein „Spar dir deinen Atem" hervor und versucht mich hochzuziehen, aber im selben Moment stößt jemand an seine Hand, die sich um das Gitter klammert und aus einem Reflex lässt er los.
Sofort greift aber auch eine Hand nach seiner.
Ich sehe Jax auf der Plattform liegen, er umklammert Levis Arm mit den Händen.
Jax ist alles, was Levi und mich vom Fallen abhält, aber ich sehe in seinem Blick, dass er das nicht lange aushalten wird.
Außerdem rutscht auch er immer weiter zu uns runter.
Levi versucht mich wieder hochzuziehen, aber das einzige, was passiert, ist, dass er immer weiter aus Jax' Griff abruscht.
Wir beide sind Jax einfach zu schwer, die Lage ist zu instabil.
In diesem Moment weiß ich, es ist endgültig vorbei.
Rettung in letzter Sekunde gibt es eben nur in Hollwoodfilmen.
Aber das ist okay.
Ich fühlte Frieden in mir, obwohl Jax und Levi total verzweifelt sind.
Das liegt daran, weil sie noch nicht begriffen haben, dass mein Weg hier endet.
Aber ich schon.
Ich sehe ein letztes Mal in Jax' Augen. Er weiß, dass ich ihn liebe, das muss ich ihn nicht sagen. Doch ich Ich sollte ihm eine Art Rechtfertigung geben, warum ich tue, was ich tue, deshalb Presse ich ein „Rette ihn" hervor und dann lasse ich los.
Ich entferne mich immer weiter von Levi und Jax, die mich entsetzt anstarren, höre Levi ein „Nein!" brüllen, mein geschriener Name mit Jax' Stimme dringt an mein Ohr.
So konfus es auch ist, ich schließe die Augen und gieße den freien Fall lächelnd.
Ich weiß, dass ich es diesmal nicht überleben wrde.
Die Brücke und das Wasser waren nichts im Vergleich zu einem 200 Meter hohen Turm, wo unten nur harter Asphalt auf mich wartet, aber ich weiß genauso, dass Levi mit mir fallen würde, wenn ich nicht losgelassen hätte.
Er und Jax bedeuten mir mein Leben.
Für sie ist es mir wert zu sterben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top