19. Kapitel
★Jax★
Es tut so weh, direkt vor ihm zu stehen und zu wissen, dass er diese Flut in meinem Inneren nur durch seinen Blick auslöst.
Es sollte mich kalt lassen, er solle mir einfach egal sein.
Ich bin es Simon schuldig, dass Reece mir egal ist, aber dem ist nun mal nicht so.
Ich liebe ihn immer noch, aber es tut so unglaublich weh.
„Jax" Reece seufzt meinen Namen, sein Blick verändert sich.
Endlich sehe ich in seinen Augen den Reece wieder, in den ich mich damals verliebt habe.
Nur, dass er so voller Leid ist, dass es mich selbst quält.
„Ich wollte dir nie wehtun" Er klingt so ehrlich dabei, dass ich ihm glauben will.
Dass ich es muss.
Ich nicke schniefend.
Ich habe schon lange bemerkt, dass ich weine, aber jeder Versuch, die Tränen zurückzuhalten, ist gescheitert.
„Ich weiß, Reece"
Ich wende den Blick ab und wische mir über die Wangen.
Ich wollte doch nicht mehr wegen ihm weinen.
Simon hat mir so sehr geholfen, darüber hinweg zu kommen und sobald Reece mir gegenüber steht, bricht alles in mir zusammen.
Mein Herz streckt die Arme nach ihm aus, will, dass Reece das heilt, was von ihm noch übrig ist, aber ich weiß, dass er selbst zu kaputt ist, um mir zu helfen.
Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Wange und übt einen leichten Druck aus.
Ich muss ihm folgen.
Reece nimmt mein Gesicht in die Hände und streicht mir die Tränen weg.
„Ich liebe dich, Jax. Und ich werde es immer tun. Egal, wie weh es tut und egal, was das mit mir anrichtet, egal ob ich daran verzweifle.
An meiner Seite wird immer Platz für dich sein. Sag nur ein Wort und wir können das zusammen durchstehen. Wir wissen beide, dass wir uns nur gegenseitig helfen können. So war es doch schon immer. So wird es auch immer sein. Ich weiß, Simon gibt sein bestes, aber er wird niemals ich sein. Und du wirst ihn nie genug lieben, um über mich hinweg zu kommen, das weißt du oder?"
Ein weiter schwall Tränen fließt aus meinen Augen, während mein Körper bebt.
Mein Kopf sinkt nach vorne auf Reece' Schulter.
Er hat Recht. Er hat so Recht, mit einfach allem, was er gesagt hat. Und es tut unglaublich weh, dass er immer noch genau weiß, wie es in mir aussieht, egal wie sehr ich es zu verbergen versuche.
Es wird immer nur ihn und mich geben. Das weiß ich.
Aber es wird mich umbringen. Das wusste ich schon damals, als wir zusammengekommen sind, aber damals war ich noch ein dummes, naives Kind.
Ich hatte Hoffnung.
Hoffnung, die ich jetzt nicht mehr habe.
Hoffnung, die er zerstört hat und trotzdem heule ich gerade an seiner Schulter während er mich festhält. Mich an ihn zu klammern, schmerzt und heilt mich zugleich, wobei die Schmerzen deutlich überwiegen.
„Bitte mach, dass es aufhört", flehe ich ihn an.
Reece ist mein Ritter, er muss mich einfach vor diesen Gefühlen retten.
Er drückt mich näher an sich heran. „Das kann ich nicht, Jax. Ich würde es tun, wenn ich wüsste wie. Einfach, damit du nicht mehr leiden musst. Aber ich stehe dem genauso machtlos gegenüber wie du"
Ich wische meine Tränen an sein Shirt.
Dieser Satz war der Beweis, dass all meine Schulzuweisungen umsonst waren.
Er liebt mich. Er liebt mich genug, um mich davon zu befreien, wenn er könnte, weil er weiß, dass es mich verletzt, es zu tun.
Aber das macht auch nicht besser. Keiner von uns will diese Gefühle und beide werden sie umbringen, schon wieder.
„Aber ich weiß, wie es einfacher wird", meint Reece nach einer Zeit.
Ich löse mich leicht von ihm, um ihn hoffnungsvoll anzusehen.
Er lächelt leicht, während er mich ansieht und mir sorgfältig die Tränen wegstreicht.
Er sagt nichts, als er seinen Kopf zu mir bewegt, um meine Wange zu küssen.
Wie automatisch schließen sich meine Augen.
Ich weiß, ich sollte das nicht genießen.
Aber ich kann einfach nicht anders.
Auch als er die Lippen wieder von meiner Haut löst, öffne ich die Augen nicht.
Nur wenige Sekunden vergehen, eher mit dem Daumen über meine Lippen streicht.
Ich weiß, was er da tut.
Ich will die Augen öffnen, um ihn böse anzufunkeln, will ich ihn wegstoßen, ihm ins Gesicht schreien, dass ich nichts für ihn empfinde und nur Simon liebe, aber all das wären Lügen.
Also bliebe ich einfach still stehen, während sein Daumen die Kontur meiner Lippen nachfährt und schließlich auf meiner Wange zu liegen kommt.
Nach einen kurzen Moment spüre ich seinen Atem am meinem Gesicht, weiß, was gleich passierten wird, aber kann es nicht verhindern, denn ich will es nicht.
Und dann berühren seine Lippen meinen Mundwinkel.
Ganz sanft, vorsichtig, federleicht.
Äußerlich mag es nur eine kleine Berührung sein, doch in mir löst es einen Tornado aus.
Und als sich seine Lippen dann wieder von meinen lösen, greife ich blind nach seinem Kopf, reiße ihn zu mir und presse meine Lippen auf seine.
Sofort wird ein intensiver Kuss daraus, ein leidenschaftlicher, ein emotionaler.
Ich küsse Reece mit all meinem Gefühl, all meiner Verzweiflung. Und er erweitert es mit derselben Emotion.
Er hatte Recht. Es macht alles einfacher. Es macht alles andere so unwichtig, klein und bedeutungslos.
Wieso kann nicht alles so unkompliziert sein wie dieser Kuss?
So perfekt?
Ganz einfach: Weil es nicht das Leben wäre.
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