10. Kapitel

★Reece★

Ich versuche, das Gespräch mit Jax irgendwie aus meinem Kopf zu vertreiben.

Ich habe gerade wichtigere Dinge zu tun und sollte nicht mehr daran denken.

Aber es hat mir das Herz gebrochen, dass er all das gesagt hat.
Ich weiß, dass er lange echt fertig war und dass ich all diese Worte auch verdient habe, aber ich wollte sie einfach nicht hören.

Ich weiß doch, was ich ihm angetan habe.

Aber ohne mich ist er eh besser dran, solange die Dinge so stehen, wie sie es jetzt tun.

Er hat nie kapiert, dass ich alles nur mache, um die Welt für uns sicherer zu machen. Oder zumindest unsere Stadt.
Okay, der Aspekt der Rache spielt auch mit ein, das verleugne ich ja gar nicht, aber hauptsächlich geht es mir einfach darum, unsere Familie loszuwerden, um diesen scheiß Krieg, der mein Leben zerstört hat, endlich zu beenden.

Wie viele sollen denn noch leiden?

Um mich auf die Bank zu setzen, die genau neben mir steht, bin ich zu aufbracht und sehe stehen auf den Spielplatz.
Es sind wie immer viele Kinder hier und es heulen auch ein paar.

Also alles wie damals, als ich mit Ben und Marco hier gespielt habe.
Ich vermisse die Beiden und denke, es ist endlich Zeit, mich bei ihnen zu melden.

Seit drei Jahren denke ich, es ist besser sie leben in dem Glauben, ich sie gestorben, aber mal abgeshen davon, dass ich Information von ihnen brauche, liebe ich sie zu sehr, um sie niemals wieder zu sehen.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich etwas Metallenes in meinen Rücken spüre und kurz darauf jemand in mein Ohr flüstert. „Ganz ruhig. Wir laufen jetzt zurück, du gibst keinen Ton von dir, oder ich knalle dich ab."

Marco.

Ach seine Stimme habe ich echt vermisst, solange er nicht anfängt zu singen.

Ich bin schon etwas belustigt und mache einfach, was er sagt, gehe Schritt für Schritt nach hinten, bis er mich zwischen ein paar Bäume und Büsche zerrt, wo Ben schon mit gezogener Waffe steht.

Marco lässt mich los und bedroht ich von der anderen Seite.

Verlernt haben sie ja nichts. Vielleicht sollte ich sie auf meine Seite ziehen... Oder Doppelagenten aus ihren machen.

„Marco", haucht Bern, während er mich anstarrt. „Er... Die Narbe am Kinn"
Marco starrt mich ebenfalls an und beißt die Zähne so sehr zusammen, dass man seine Kieferknochen sieht.

Er kommt auf mich zu und rubbelt über die Narbe an meinem Kinn, ehe er zu Ben sieht. „Sie ist echt"
Ben schluckt.

„Was hat Reece zu mir gesagt, nachdem meine Eltern abgehauen sind und wie als war er da?" Er sieht mich so an, als hoffe er, dass ich die Antwort weiß.
Schon verletzend, dass er mich wohl nicht erkennt. u

„Ich war 5 und ich habe gesagt: Du bist einzigartig und wertvoll, auch wenn es sich jetzt vielleicht nicht so anfühlt. Ich würde dich nie verlassen"

Ben schluckt nochmal und kämpft merklich gegen Tränen an.
„Marco", haucht er wieder. „Er hat recht"

Marco steckt die Waffe weg und packt mich grob an Kinn, zwingt meinen Blick nach oben in seine Augen
Er starrt mich einfach nur prüfend an, ehe er mich wieder loslässt.

„Du hast gelogen", sagt er dann kalt und geht solange zurück, bis er vor Ben steht, der ganz langsam die Waffe wieder runter nimmt.

„Gar nicht, das habe ich gesagt" Ich habe nicht gelogen, zumindest nicht da.
Marco schüttelt den Kopf. Er versucht die Kälte aus seinem Blick sprechen zu lassen, aber ich erkenne, dass er mich lieber umarmen würde.

„Du hast ihn verlassen. 3 Jahre lang. Weißt du, was du ihm angetan hast?"
Redet er gerade von Ben? Als der jedenfalls an Marco vorbei treten will, hält der ihn am Unteram fest.

„Was willst du von ihm?", fragt er mich um Fassung bemüht.
Er will Ben vor mir beschützen. Es bricht mit das Herz, dass er denkt, das sei nötig. Aber Recht hat er ja. Ich habe Ben verlassen und somit gelogen. Aber jetzt bin ich ja wieder da.

„Ich hab euch vermisst", gestehe ich.
Ben reißt seinen Arm aus Marcos Griff los, rennt zu mir und umarmt mich stürmisch.
Während ich ihn lächelnd an mich drücke und sich meine Augen mit Tränen füllen, weint er schon längst.

Ich dachte echt, es wäre das beste gewesen, sie in dem Glauben zu lassen, dass ich damals gestorben bin. Ich hatte keine Ahnung, was ich Ben dadurch angetan habe.
Aber, dass der Mann, der mich quasi aufgezogen hat und niemals vor mir auch nur einen einzige Träne vergossen hat, jetzt weint und sich an mich klammert, als würde er jeden Moment in eine Schlucht fallen, zeigt, dass ich wieder mal unrecht hatte.

Langsam kommt auch Marco zu uns und legt seine Hand auf Ben Schulter, der daraufhin weniger schluchzt.
Das Beben seines Körpers wechselt den Grund vom Weinen zum lachen. „Ich hab dir doch gesagt, dass er noch lebt", schluchzt er.

Gott, er wirkt gerade ziemlich instabil.

Daher streiche ich ihm durch die lockigen Haare und küsse eine Wange, sowie er es früher immer bei mir gemacht hat, damit er sich beruhigt.
Und es hilft echt.

Langsam hebt er den Kopf von meiner Schulter und lehnt seine Stirn gegen meine.
Aus seinen veschieden farbigen Augen sieht er mich ab, wobei es für mich so wirkt, als sei sogar sein blaues Auge über die Jahre dunkler gewrden. Vielleicht von der Trauer.

„Ich wusste, dass du noch lebst", schnieft er.
Er weint nicht mehr, sondern wirkt einfach nur glücklich. Und irgendwie fühlt es sich so an, als hätte ich einen Teil meines Selbst zurück, nur weil er und Marco bei mir sind.

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