Kapitel 32
Drei weitere Wochen spiele ich mit. Es sind nur noch zwei Wochen bis zu den Osterferien und dann sind die Zwölfler weg. Wir werden mit Lisa allein in der Pause stehen oder zu Leuten gehen müssen, die in unserem Jahrgang sind. Ich ziehe Den und Drew vor. Können die beiden ihr Abi nicht nächstes Jahr machen - zusammen mit uns? Ein ganzes Jahr ohne sie wird doch langweilig. Es sind schon Ludwig und Elias weg, und wenn auch Den und Drew nicht mehr zur Schule kommen... Wen soll ich dann bitte aufziehen? Klar, Lisa bleibt ja noch, aber unsere Beziehung ist anders als meine mit den Jungs. Außerdem... wo soll es mit Den und mir dann hin? Ich... kann ihm nicht mehr vorspielen, dass ich mit allem zufrieden bin. Er fragt mich jetzt schon, ob etwas nicht stimme oder ich Probleme habe... Plus ist da wieder Kay, der erneut seine Pubertät durchmacht, wie es mir vorkommt. Er schafft es, immer mehr Jungs gegen mich anzustiften, obwohl ich gar nichts mache. Selbstverständlich zicke ich zurück, von wegen sie wären eifersüchtig, dass ich schon eine feste Beziehung habe und sie solche Läuche sind, dass keiner was mit ihnen zu tun haben will. Aber es stimmt. Genau solche Leute sind es im Endeffekt. Und wie gern hätte ich mich auch mit den Lehrer, die bei meiner Reaktion die Augen verdrehen, gestritten. Ich fange ja nicht an! Und außerdem sage ich die Wahrheit. Kay ist feige, er verbreitet die Gerüchte, nicht ich.
"Na Emily, hast du dich schon wieder zu heftig amüsiert?", grinst Kay, als ich von der zweiten Hofpause zu spät zur Englischstunde komme.
"Im Gegensatz zu dir weiß ich zumindest, was und wie das ist.", entgegne ich bissig und setze mich auf meinen Platz hin.
"Kay, Emily, do you have some problems?", mischt sich der Lehrer ein und verschränkt unzufrieden die Arme vor der Brust.
"No.", sagt Kay.
"Yes!", widerspreche ich.
Der Lehrer schaut prüfend zu mir, dann zu ihm. Dann verdreht er die Augen. "Geht raus. Klärt das unter euch. Ihr haltet meinen Unterricht auf."
Ich erhebe mich stürmisch und gehe aus der Tür, wobei ich Kay einen genervten Blick hinterherwerfe und er unsicher aufsteht. Wie mich das stresst! Ganz ehrlich, er hätte auch einfach Kay ermahnen können. Warum muss ich das jetzt klären?
"Was willst du eigentlich von mir?", fahre ich ihn aufgeregt an.
"Nur eine einzige Sache.", erwidert er ruhig.
"Was?! Was?! Ich tu alles, lass mich ja nur in Ruhe, Kay!"
Er grinst. Wäre ich Lisa, ich hätte sofort in seine Fresse geschlagen. Aber ich bin nicht Lisa. Ich kann das einfach nicht.
"Ich lasse dich für immer in Ruhe", fängt er mit einem ekligen Lächeln im Gesicht an. "wenn du, die sagenhafteste Bitch unserer Schule, mir einen bläst. Jetzt und hier."
Ich blinzele nur noch einmal und starre ihn stumm an. Mein Kopf scheint wie ein leerer Karton zu sein und es kann sich nicht einmal ein Gedanke, nicht ein Wort bilden. Und dann wirbele ich herum und gehe in völliger Stille den Gang runter zum Mädchenklo und die Hacken meiner Schuhe klatzen laut.
Nach dem Schulschluss treffe ich mich mit Den vor dem Ausgang, weil wir zusammen zu mir fahren wollten. Obwohl wir uns in der Hofpause schon umarmt haben, gehe ich direkt auf ihn zu und lege die Arme um ihn, er umarmt mich seinerseits auch, aber ein bisschen plumt, da ich ihn damit überrascht habe.
"Was ist los?", fragt er besorgt.
"Ich will nicht darüber reden.", meine ich betrübt, wir lassen uns los und setzen uns langsam in Gang.
"Du weißt, dass ich es nicht lasse.", sagt Dennis halb fragend, als wir durch die Schultüren nach draußen treten.
"Ich weiß.", stimme ich ihm knapp zu.
"War es wieder Kay?" Er seufzt.
Ich zucke die Schultern. "Ja. Oder nein. Vielleicht bin ich selbst schuld. Obwohl. Ne, eigentlich nicht."
Ich bin nicht die Sorte Mensch, die sich für alles die Schuld gibt. Eher im Gegenteil. Auch wenn ich schuld an etwas habe, schiebe ich sie öfters auf andere.
"Was hat er wieder gemacht?" Den redet sehr ruhig, ohne Aufregung oder Wut. Und das finde ich sehr schön, weil ich mich ansonsten selbst aufregen würde.
"Ich will nicht darüber reden.", wiederhole ich.
"Ich aber.", beharrt er. "Komm, sag's schon. Es zurückzuhalten, macht das Ganze eh nicht besser."
Ich lächle und starre mir weiter vor die Füße. "Du hast eine schlechte Wirkung auf mich, Den. Ich werde heulen, wenn ich jetzt anfange, davon zu erzählen."
"Erstens heulst du jetzt schon."
Ich schaue verurteilend zu ihm auf. "Tu ich gar nicht."
Er blickt mir in die Augen und nickt. "Doch, doch, und ob du es tust. Man kann heulen, ohne es zu zeigen. Zweitens sehe ich, wie du dir den Kopf schwer machst. Mir darfst du es erzählen, Emily."
Emily... Den nennt mich nur selten Emily. Meinen ganzen Namen aus seinem Mund zu hören, ist fast schon ungewöhnlich für mich. Es klingt so anders, so ernstgemeint und so behutsam.
Ich bleibe stehen, er bleibt mit mir stehen und dann umarmen wir uns wieder. Sein Geruch schwebt um mich, ich lehne meinen Kopf an seinen und es wird mir erst jetzt klar, was ich verliere...n könnte. Was ich verlieren werde...
"Den, ich kann nicht mehr.", sage ich leise und meine Stimme nähert sich mit jedem Wort mehr einem Flüstern.
"Natürlich kannst du. Du bist stark, du schaffst alles, Emy."
"Jeder sagt, ich sei stark.", erwidere ich jetzt wieder etwas lauter, aber noch immer ruhig. "Ach diese Emily, die schafft es eh im Handumdrehen. Ach diese Emily, sie kann's doch sowieso. Ach diese Emily. Langsam reicht es mir. Ich bin auch nur ein Mensch, Den. Ich habe auch meine Grenzen."
"Aber alles ist doch gut.", entgegnet er.
"Nein. Gar nichts ist gut. Gar nichts... Ich habe gelogen. Ich habe so oft gelogen. Ich will nicht mehr lügen. Ich will nicht mehr für alle scheinen. Ich bin nicht perfekt. Und ich habe auch meine ganz besonderen Gefühle."
"Dann lass es. Dann scheine nicht für alle. Dann sage nur die Wahrheit. Dann spreche über deine Gefühle und lüge nicht. Sei, wie du es möchtest. Aber für mich bleibst du für immer perfekt."
Ich schüttele den Kopf und umarme ihn ein wenig stärker. "Nein. Es tut mir leid, Dennis. Ich - Ich mache Schluss."
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Eiskalt oder?
Also, wir nähern uns dem Schluss, das wollte ich auf jeden Fall sagen. Und ich habe schon viele Kapitel vorgeschrieben. Ach ja, und wenn alles so klappt, wie ich will, dann schaff ich doch noch in die Größe von 39 Kapitel reinzupassen. Yuhuu, die Once freut sich.
Ich darf übrigens gratulieren: manche Kapitel werden länger als gewöhnlich.
Und die letzte Info zum Buch für heute: ich hab immer noch keine Ahnung, wie ich es beenden soll. Gut, schlecht, mittelmäßig? Wird sich spontan entscheiden.
Ich schreib morgen meine letzte Klausur für dieses Semester (ok, es sind noch zwei in Grundkursen, aber das zählt nicht) und das freut mich voll. Es ist nämlich so nervig, wenn man zu Hause rumsitzen und lernen muss, obwohl draußen voll das schöne Wetter ist. Kennt bestimmt jeder. Na ja, jedenfalls nur noch morgen, puhh.
Eure Once
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