Kapitel 24
Die restliche Ferienwoche treffen wir uns mit Den, Lisa und Drew: gehen ist Kino, spazieren, shoppen, machen ein paar Übernachtungen. Jeden zweiten Morgen bin ich im Saal und tanze, am Ende der Woche ignoriere ich Jonas. Ich putze mein Instagramaccount von ekligen Kommentaren und Nachrichten, lösche meine Facebookseite, klicke alle Snaps durch. Am Samstag feiern wir mit der Familie meinen Geburtstag nach und mein Vater bringt sogar die Großeltern zu uns nach Hause. Der Abend wird fast perfekt.
Am Montag fängt wieder die Schule an und damit leider auch die bevorstehenden Klausuren. Ich schreibe sie ganz gut und helfe sogar Lisa mit der Vorbereitung. Auch Den und Drew haben ihre Klausurenphase, wodurch Lisa und ich die Jungs nicht wirklich oft nach der Schule sehen. Außerdem ist da ja auch noch Fußball. Meine Güte, Den kommt in der zweiten Novemberwoche wieder mit Verband um den Fuß!
Von Lisa erfahre ich, dass ihr Bruder Drews Schwester seine Liebe gestanden hat, sie ihn aber abgewiesen hat und die beiden sich für Freundschaft entscheiden haben. Ist ja fast schon wie bei mir und Den. Aber es gibt halt nur zwei Arten von Liebe: die, die erwiedert wird, und die, die nicht erwiedert wird.
"Und, wie läuft es so mit Den?", fragt mich Analisa.
Ich schließe das Geschichtsbuch, das ich eh nicht gelesen habe, und drehe mich auf ihrem Bett auf den Bauch. Somit sehe ich, wie sie ihren Chemielernzettel über die Schulter schmeißt und mich anschaut.
Ich zucke unbeteiligt mit den Schultern. "Na ja. Es geht. Wir hatten gestern einen kleinen Streit, weil er zum Training gegangen ist, anstatt sich mit mir zu treffen, obwohl wir es abgesprochen haben. Ich stand eine Stunde draußen im Regen!" Ich senke den Kopf, sodass mein Gesicht in die Decke eintaucht, und knurre. Dann schaue ich wieder hoch. "Heute hat er sich aber entschuldigt."
"Ist doch gut.", meint Lisa.
"Nein, ist es nicht.", widerspreche ich mit Nachdruck. "Ich hab die ganze Zeit Jonas ignoriert, aber gestern war ich einfach so wütend! Jetzt sind wir für den Samstag verabredet."
"Aber am Samstag wollten wir uns doch bei mir treffen und Essen kochen?"
"Eben! Ich kann Jonas doch nicht schon wieder absagen!"
Lisa schaut im Zimmer umher und überlegt. Dann zuckt sie die Schultern. "Sag doch einfach Den, dass du dich mit Jonas triffst."
Ich lache unglücklich. "Weißt du eigentlich, was du vorschlägst? Den ist eifersüchtig wie was weiß ich. Außerdem hab ich doch selbst gemeckert, dass er die Freizeit nicht mit mir verbringen will. Wie soll das dann ankommen?"
"Üff, Em... Dann... verschieben wir unser Treffen auf Freitag. Oder Sonntag. Als ob sich kein Kompromiss findet!"
"Am Freitag haben Den und Drew doch Training! Und am Montag schreiben wir alle ne LK-Klausur! Es geht eben nur am Samstag. Ich schreib einfach in die Gruppe, dass ich krank bin."
Lisa zuckt die Schultern. "Wenn du meinst. Wollen wir dann am Freitag einfach schwänzen? Dann sag ich den Jungs, dass wir beide krank waren, es sich bei dir aber verschlimmert hat."
"Ach Lisa" Ich stoße mich ab und schließe sie in eine Umarmung. "Ich liebe dich, weißt du das eigentlich."
Sie lacht und umarmt mich ebenfalls. "Gern doch!"
Am Samstag bin ich wie immer früh wach. Ich dusche, frühstücke, gehe mit Shiney raus, verzichte auf das Frühstück mit meinen Eltern, rufe Den an und huste ihm vor, wie krank ich wäre, dass ich heute zu Hause bleibe und dass er nicht vorbeikommen solle, damit ich ihn nicht anstecke. Er glaubt mir. Dass ich dabei kein schlechtes Gewissen verspüre, ist gelogen. Insgeheim ekelt es mich sogar selbst an, dass ich ihn anlüge, um auf ein anderes Date zu gehen. Ich sollte Jonas heute vielleicht sagen, dass es nichts werden wird, weil ich jetzt einen Freund habe. Na ja, es wäre eh nichts geworden, das weiß ich ja, aber ich hätte es nie so direkt gesagt. Ich hätte nach einer Weile einfach Schluss gemacht und ihn blockiert. Werde ich etwa langsam nett?! Wow.
Wenn ich mal länger darüber nachdenke - und ich hatte ganze drei Tage Zeit -, so hätte ich lieber gleich das Date absagen sollen. Aber Mann, ich war wirklich so wütend auf Dennis. Woher sollte ich wissen, dass er sich am nächsten Tag entschuldigt? Und dann auch noch so, wie er es gemacht hat! Kaum zu glauben, aber er war noch vor der Schule mit einem Strauß Blumen zu mir gekommen. Vor der Schule! Mit einem Blumenstrauß! So etwas hätte ich nie von ihm erwartet, ja nicht mal von irgendeinem anderen Typen! Selbstverständlich habe ich jetzt schlechtes Gewissen. Boah, Den ist die erste Person, die überhaupt ein schlechtes Gewissen in mir hervorrufen kann. Er ist eindeutig kein Mensch. ...kein gewöhnlicher...
Um fünf bin ich fertig zum Losgehen. Bevor ich aber das Haus verlasse, läuft Shiney auf mich zu und deutet mit ihrem ganz bestimmten Bellen, dass sie doch gern rausgehen würde. So bin ich gezwungen, meiner Mutter im Wohnzimmer zu begegnen, um die Gartentür zu öffnen.
"Uh, wohin so hübsch?", fragt meine Mom. "Gehst du mit diesem Jungen raus, der Mittwoch Morgen hier war?"
Oh ja, sie hat Den gesehen, da sie ihm die Tür geöffnet hatte...
"Nein, ich geh mit Lisa raus.", antworte ich mitteilslos.
"Achso, die Lisa, die letztes Jahr in deine Klasse dazu gekommen ist?"
Das einzige, worüber sich meine Mom mit mir unterhalten mag, sind Menschen. Die, die ich kenne, die, die sie kennt, aber auch die, die wir beide eben nicht kennen. Sie kann auch über diesen einen Kerl bei Rewe reden, der sie an der Kasse vorgelassen hat, oder diese magersüchtige Frau an der Tankstelle, die ja so geschmacklos gekleidet war... Als ob sie selbst so viel von Mode versteht. Und als ob mich das interessiert! Ich meine, ich werde mich ganz sicher nicht mit ihr über meine Freunde unterhalten. Die sind ihr eh nie recht.
"Ja, Mom, genau diese Lisa. Die nebenbei auch noch meine beste Freundin ist, aber egal.", erwidere ich mürrisch.
Sie bekommt einen unzufriedenen Ausdruck im Gesicht. Und dann werden wieder diese schrecklichen Fakten deutlich, um die Augen und den Mund. "Emily, wie redest du bitte mit mir? Kann man sich gar nicht mehr anständig mit dir unterhalten?"
Ich schreite an ihr vorbei zurück in den Flur und verdrehe die Augen, sobald sie hinter meinem Rücken verschwindet.
"Doch, Mom, natürlich.", meine ich zuckersüß. "Ich hab nur meine Tage und eine Scheißlaune. Bis dann. Komm spät."
Und die Tür knallt. Nein, ich habe keine Tage. Ich habe keine Lust, mit ihr zu reden.
Diesmal treffen wir uns mit Jonas zum Eislaufen. War mein Vorschlag gewesen. Ich fand es viel harmloser, als zu ihm zu gehen. Bis du ein anständiges Mädchen - oder zumindest schlaues - so gehe nie beim ersten Date zu einem Typen. Und auch nie beim zweiten. Und wenn der Typ dir komisch vorkommt, so gehe am liebsten nie zu ihm.
Ich fahre also zur Erika-Hess-Eishalle, treffe Jonas jedoch bereits an der S-Bahn. Wir umarmen uns und da ist wieder dieses leichte Gewicht ein wenig zu tief an meinem Rücken. Dann gehen wir zusammen die Treppe runter, Jonas ein Paar Stufen hinter mir, und die Straße entlang. Er lächelt nett, wir unterhalten uns über Themen wie Wetter und was vor kurzem so passiert ist. Die Schlange am Eingang der Halle ist nicht allzu lang, genauso wie die an der Ausleihe der Schlittschuhe.
"Kannst du überhaupt Schlittschuh laufen?", frage ich den Blonden.
"Ehm... nicht wirklich gut.", antwortet mir Jonas und grinst kurz.
Scheiße, das wird ja lustig. Aber alles besser als bei ihm zu Hause.
"Hm cool. Ich aber. Egal, wird schon.", lächle ich aufheiternd.
Nein, wird es nicht. Schon in den ersten fünf Minuten fällt er dreimal hin und ich helfe ihm, seinen - sexy - Arsch vom Schnee sauber zu machen. Nach fünfzehn Minuten ist mir heiß, weil es so chaotisch zuläuft, doch meine Hände sind bereits eiskalt. Und dann stolpert Jonas wieder, zieht mich diesmal jedoch mit sich und ich lande lachend auf ihm.
Da klingelt mein Handy.
"Soll ich mal rausholen?", fragt Jonas und ich spüre schon seine Hand zwischen seinem Bein und meinem Arsch.
"Danke, ich mach's selbst.", entgegne ich und richte mich auf.
Ich laufe Schlittschuh jeden Winter seit ich vier bin. Ich kann wirklich in Sekundenschnelle aufstehen.
》Lisa《 erscheint auf dem Display.
Ich wundere mich, dass sie anruft, drücke aber auf grün.
"Hey! Was ist-"
"Em" Lisas Stimme ist leise, aber ernst. "renn."
Verwirrt ziehe ich die Brauen zusammen. "Hä? Was?"
"Den weiß Bescheid.", flüstert sie noch und schaltet ab.
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Ta da da daaam!
Mit der Frage, woher denn, und mehreren möglichen Antworten darauf lasse ich euch jetzt bis zum nächsten Kapitel hängen.
Ist spät, muss schlafen.
Nachti
Eure Once
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