Kapitel 19

Wenn das Wochenende Zeit lässt, gibt's eben ein neues Kapi
_______________________________________

Ich kann nicht fassen, dass Jonas mich schon beim zweiten Treffen geküsst hat. Obwohl, nein, ich kann es durchaus fassen, so scheinheilig hat er auch wieder nicht ausgesehen, aber ich hatte wirklich Hoffnungen in ihn. Natürlich kenne ich haufenweise Jungs, die nur aufs Schlafengehen aus sind, aber Jonas... Er hat oft richtig... anständig gewirkt mit seiner Unsicherheit! Siehst du, Lisa, wie soll da bitte was aus uns werden? Wenn sie das wüsste...
Ich wälze mich wieder auf die Seite und greife mit dem ausgestrecktem Arm nach meinem Handy. Das Licht blendet mich für einige Sekunden, doch dann geht es. Wlan an - keine wichtigen Nachrichten. Ich lösche die Haterkommentare auf Insta, gehe meinen Feed durch, bis es mir langweilig wird. 02:40. Morgen werde ich wieder um sechs aufstehen. Wie immer. Egal, wann ich schlafen gehen sollte.
Ich drücke auf meine Kontaktenliste und scrolle sie einige Male durch in der Überlegung, jemanden anzurufen. Lisa anzurufen. Aber um drei Uhr nachts...?
Ich merke es selbst nicht, wie mein Finger auf D geht und 'Den' drückt. Drei, vier Klingeln und schon höre ich erneut der Stille zu.
"Emily?", ertönt Dens raue Stimme. Ich merke, dass er zu flüstern versucht.
"Ich kann nicht schlafen.", sage ich leise.
Zwei Sekunden meldet er sich nicht. "Ich auch nicht."
Lügner. In den Ferien liegt er entweder bereits um zehn im Bett und schläft spätestens um elf ein oder er zockt bis zum Morgengrauen. Im Moment wahrscheinlich das Erste. Aber es ist süß von ihm.
"Weißt du, ich habe über deinen Vorschlag nachgedacht."
"Meinen Vorschlag?", wiederholt er verwirrt.
"Ja...", zögere ich das Ganze heraus. Jetzt oder nie. "Das mit der Beziehung, weißt du... Wir könnten es versuchen... Du hast recht, es muss nicht klappen. Aber wenn es klappen sollte, ich uns aber keine Chance gebe, werden wir die Wahrheit nie herausfinden. Ich gebe uns eine Chance."
"Ist es jetzt dein Ernst?" Jetzt ist Den hellwach. "Verarsch mich nicht und spiel mit mir keine Spielchen, Emily."
Ich drehe mich auf die andere Seite. "Ich spiele nicht. Ich meine es so, wie ich's sage, Den."
Eine Weile ist er wieder still, bis er erneut spricht. "Ich fass es nicht."
Ich auch nicht.
"Aber mach es nicht so offensichtlich, okay?", bitte ich ihn. "Ich meine, du musst Drew jetzt nicht anrufen und ihn anbrüllen, wir wären endlich zusammen."
Den lacht. "Versprochen. Hey, und was ist jetzt mit Jonas?" Er verstellt die Stimme bei dessen Namen und zieht bestimmt eine Grimasse. "Wolltest du nicht mit ihm eine Beziehung anfangen? Es ausprobieren und so?"
Ich zucke mit der oberen Schulter. "Es ist nichts. Es war auch nichts, wir sind nur Freunde." Den braucht nicht die Einzelheiten zu wissen. Außerdem habe ich nicht vor, Jonas' Stürmen nachzugeben.
"Hat er dich etwa abgewiesen?"
"Werd nicht frech!", erwidere ich und erhebe kurz meine Stimme. "Ich habe einfach bemerkt, dass auch mit ihm nichts werden wird."
"Auch.", wiederholt Den. "Sehr nett, danke. Hat dich das etwa umgestimmt?"
In seiner Stimme wird die Unzufriedenheit deutlich. Jetzt denkt er bestimmt, ich suche bei ihm eine Notlösung.
"Bist du jetzt unglücklich, dass ich es mir anders überlegt habe, oder was?", frage ich ruhig.
Aber er geht gar nicht erst auf mich ein. "Oder hast du doch mit ihm gespielt?"
Ich entscheide mich, keine Antwort zu geben.
"Emily", seufzt Dennis. "habe ich dir nicht schon tausendmal gesagt-"
"Doch, Den!", unterbreche ich ihn. "Genau das hast du mir schon zehntausendmal gesagt und ich habe dich gehört. Es hat einen Sinn."
"Welchen bitte?"
Meine Langeweile und Einsamkeit zu vertreiben. Aber wenn Jonas mich schon beim zweiten Treffen SO küsst, will ich nicht wissen, wie aufdringlich er nach einigen Wochen wird. Oder ich denke wieder viel zu viel nach.
Ich stöhne auf. "Oh, fang jetzt nicht damit an. Ich habe dir grad zugesagt, eine Beziehung anzufangen, und du hackst wieder an mir herum! Und dann fragst du noch, warum ich dich abweise!"
Ich höre ein Seufzen seinerseits und dann lacht er leicht, aber merklich angespannt. "Ist ja gut, Em, ist ja gut. Vergessen wir's. Ich werde mich bemühen, mich zu bessern, versprochen."
Ich versuche, mich zu entspannen und zu lächeln. "Super, abgemacht."
"Möchtest du mir was erzählen?", fragt er gleich.
Wie merkt er immer, dass etwas nicht stimmt?! Ich verstehe das einfach nicht. So sensibel sind Jungs doch gar nicht. Und das  behaupte ich nicht nur so, ich spreche aus Erfahrung.
"Ehm nein, eigentlich nicht. Sollte ich etwa?"
"Fragst du MICH? Du solltest wohl selbst eine Antwort haben."
Ich drehe mich auf den Rücken und zucke erneut mit den Schultern. "Na dann lautet sie nein."
"Hatte Kay wieder genervt?", fährt Den trotzdem fort.
"Soviel wie sonst auch. Also kaum der Rede wert."
"Wie sieht's mit deinen Eltern aus? Alles nice?"
Ach ja, über die Probleme mit meinen Eltern spreche ich wirklich nur mit Felix. Alle anderen, darunter Den, wissen nichts von dem Stress, den ich mit ihnen habe. Sollen sie auch nicht, sonst werden sie sich bestimmt zu viele Sorgen machen und die sind an dieser Stelle unnötig.
"Yoah, wie anders? Haben Dienstag noch zusammen zu Abend gegessen." Nicht. "Und was ist mit dir?"
"Es wird gerade ein bisschen peinlich, stimmt?", lacht Den.
Ich lache mit, denn ich verstehe, was er meint. Mit dem Gedanken, zusammen zu sein, lässt es sich irgendwie nicht mehr so lässig quatschen, vor allem um drei Uhr nachts. "Oh ja."
"Und wie war das Treffen mit Jonas?", macht er trotzdem weiter.
"Willst du das wirklich wissen?", erwidere ich.
"Hat er dich belästigt?"
Boahhh, die Eifersucht lässt aber echt nicht nach!
"Willst du eigentlich, dass ich angepisst auf dich werde?", meine ich unzufrieden.
"Hä, warum? Ich will nur wissen, ob alles in Ordnung war."
"Ja ja, klar. Den, Jonas ist kein Arschloch" Hoffe ich. ",das habe ich dir schon mal gesagt."
"Tut mir leid, dass ich einem Wildfremden nicht traue."
"DU brauchst ihm auch nicht zu trauen. Ich war mit ihm aus und nicht du."
"Hey, ich bin jetzt dein Freund, Em, ich brauche Leuten zu trauen, die mit dir zu tun haben."
Wie oft er das wohl schon zu sagen gewünscht hat?
"Aww, jetzt ist da jemand stolz auf meine Entscheidung.", flöhte ich und drehe mich abermals auf die Seite.
"Zumindest das darf ich doch sein.", entgegnet er und hört sich so an, als würde er endlich wieder lächeln.
"Schätze dich glücklich.", grinse ich.
Er lacht kurz. "Ich fühle mich geehrt."
"Super.", lache ich zurück. "Okay, ich glaube, ich gehe jetzt schlafen."
"Halleluja, fast um halb vier." Er tut auf richtig glücklich und erleichtert.
Na ja, vielleicht tut er es auch nicht nur so, üpps.
"Arsch.", sage ich. "So, schlaf gut, Den."
"Gute Nacht, Em.", meint er sanft.
Sanft ist so ungewöhnlich für ihn...!
Ich lege auf, schiebe das Handy unters Kissen und kann wundersamerweise sofort einschlafen, ohne von irgendwelchen Gedanken geplagt zu werden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top