Kapitel 18
Am Montag schleppe ich meine Freunde raus ins Kino und merke an den Blicken Lisas und Drews, dass die beiden eigentlich schon was vorgenommen hatten. Aber das können sie auch nach dem Kino machen. Den kommt mal wieder zu spät, weshalb wir erst nach der ganzen Werbung in den Saal gelangen - halbe Stunde zu spät! Es hat zwar was Gutes, wir mussten diese Werbung nicht schauen, aber erstens wird es draußen mittlerweile kalt, um einfach dreißig Minuten herumzustehen, und zweitens war Dens Ausrede, dass vier Bahnen hintereinander ausgefallen wären, ziemlich ungläubig.
Den Dienstag lasse ich unsere Turteltäubchen in Ruhe und fahre bereits um neun zu Den. Bei ihm zu Hause spielen wir erstmal mehrere Stunden auf der PS3, werden dann von seinen Eltern zum Essen gerufen - ich liebe russisches Essen! Vor allem ist alles selbstgemacht. Ich könnte den Rest meines Lebens aufgrund des Essens bei Den wohnen -, wo schon wieder Andeutungen auf uns beide als Paar gemacht werden, und tun nichts Bestimmtes bis nach fünf. Da verabschiede ich mich und muss nach Hause fahren, um mit Shiney wieder Gassi und daraufhin tanzen zu gehen.
Und dann ist auch schon der Mittwoch da. Mein Date. Ich ziehe ein warmes figutbetonendes Kleid an, dazu meine Lederjacke, Schal und Absatzstiefeletten. Gestern Abend haben wir mit Jonas nochmal telefoniert und uns entschieden, Pizza essen zu gehen. Man werde fett!
Ich nehme mir also eine kleine Tasche mit und laufe in Eile zum Bus, der mich zur Ubahn bringt, von wo ich weitere zwanzig Minuten zu Fuß gehe. Das Wetter heute ist wirklich gut. Der Himmel ist blau, leichte Wolken schweben darüber, die Sonne hat noch einige Stunden bis zu ihrem Untergang. In diesem Moment merke ich, dass ich irgendwie gar nicht die letzten Tage genossen habe. Traurig.
Jonas steht schon vor dem Eingang, als ich an der Pizzeria ankomme, und wir umarmen uns kurz.
"Na, wie läuft's so?", fragt er und öffnet die Tür.
"Alles super. Und selbst?", lächle ich und gehe rein. "Ohh, heute haben wir sogar gute Manieren dabei, ne?"
"Wie sonst?", erwidert er und grinst. "Schließlich wäre es zu schade, wenn die armen Manierchen allein zu Hause geblieben wären."
Yesss, endlich ein Typ, der auf Sarkasmus mit Sarkasmus antwortet. OHNE sich über meinen zu wundern. Cool.
Jonas uns ich bestellen uns zwei Pizzen - Ich hätte zwar so tun können, als würde ich sie nicht aufessen können, ich bin ja ein Mädchen und Mädchen essen nicht so viel, aber mal ehrlich, was nützt dann das Essengehen überhaupt? - und setzen uns an einen Zweiertisch am Fenster.
"Wie sind deine Freunde eigentlich so?", möchte er dann wissen. "So eher verrückt oder ruhig?"
Ich trinke einen Schluck von meiner Cola, um mir die passende Antwort zurecht zu legen. Oh Mann, da denkt man, man hätte endlich einen im Großen und Ganzen perfekten Typen getroffen und dann das. Er kennt sich offensichtlich gar nicht mit Menschen aus...! Ich glaube, die Meisten bräuchten nur einen einzigen Blick auf mich zu werfen, um die richtige Antwort zu wissen. Armer Kerl.
"Na ja, mein Freundeskreis ist eher ruhig, aber ich werde auch zu Partys eingeladen. Und wie sieht's bei dir aus?"
Jonas lacht. "Achh, die können drei Tage lang nicht schlafen, wenn gefeiert wird. Kannst ja mal vorbeikommen. Ah, genau, Samstag gibt's ne Party bei meinem Kumpel. Möchtest du mitkommen?"
Ich mache ein nachdenklich-lächelndes Gesicht, verziehe dann jedoch den Mund. Erstens gibt es diesen Samstag meine Geburtstagsfeier, zweitens bin ich nicht so leichtsinnig, wie er vielleicht denkt. Ich möchte mich erst vergewissern, dass er anständig genug ist. Noch bin ich ziemlich misstrauisch. Als wir uns vorhin umarmt haben und er dann zurücktrat, hatte ich den Eindruck, seine Finger hätten meine Brust kurz gestreift. Was zwar völliger Unsinn sein kann, aber nicht sein muss.
"Mhm, sorry, dieses Wochenende geht's nicht. Fahre mit meinen Eltern zu Großeltern. Vielleicht ein nächstes Mal."
Upps, ich lüge wohl bisschen zu viel. Meine Großeltern mütterlicherseits sind vor einigen Jahren gestorben - meine Mutter trauert immer noch. Ich auch, gebe es aber nie zu - und die väterlicherseits wohnen seit 6 Jahren im Seniorenheim am anderen Ende Berlins. Felix und ich besuchen sie paarmal im Monat zusammen. Die beiden sind ziemlich süß, ich liebe meine Großeltern, aber irgendwie findet sich einfach nie die Zeit, sie öfter zu besuchen. Eine Lüge, die ich mir selbst einrede. Außerdem ist der Seniorenheim so erdrückend für mich, fast schon wie ein Kinderheim. Die alten Leute werden einfach nur von ihren Kindern abgeschoben, damit andere sich um sie kümmern. Dabei hätte ich meine Großeltern gern zu Hause aufgenommen - es steht eh halb leer.
"Schade.", sagt Jonas noch immer lächelnd, offenbar der Sache nicht bewusst, dass es gerade eine gewöhnliche Mädchenabsage war.
Oder er ist sich selbst zu sicher. Ich tippe auf Zweites.
Ich lächele zurück und nehme einen weiteren Schluck Cola.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, worüber wir weitere drei Stunden reden, aber ich muss kaum mehr lügen. Wir lachen mehrfach, es gibt einige zweideutige Anspielungen und Jonas' anziehenden Augen scheinen sich in mich hineinzufressen. Jetzt bitte nicht denken, da würde was laufen - oder zumindest starten -, ich fand den Typen von Anfang an schon heiß. Und mit solchen selbstbewussten Kerlen lässt es sich eben am besten spielen.
Jetzt gehen wir schon die zweite Runde um den Schäfersee herum. Die Vögel zwitschern, hier und da sitzen Leute auf den Bänken oder dem Gras, unterhalten sich, lachen, Kinder rennen herum, Jugendliche sind an ihren Handys. Ich klinge ja fast schon wie eine alte Oma. Aber die Aussicht ist wirklich so schön, Schande, wenn man nur in sein Handy starrt.
Jonas bleibt plötzlich stehen und fühle ich mich gezwungen, dies auch zu tun. Auf einmal liegt sein Arm um meine Taille und er zieht mich an sich. Seine Lippen... Ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich stehe nur da und lasse mich von ihm abküssen. Es ist so... so... so... anders als mit allen anderen. Er kann gut küssen. Ich aber auch. Doch jetzt... Zu früh...
Ungeschickt entwende ich mich ihm und schüttele leicht lachend den Kopf. "Zu früh. Jonas, es ist noch zu früh."
Er blinzelt mich verwundert - und wie! - an. "Ich dachte-"
Ich lege die Hände an seine Schultern und schüttele wieder den Kopf. "Nee, zu früh. Ich muss jetzt nach Hause, wir schreiben noch."
Damit lasse ich ihn los, drehe mich um und gehe im schnellen, aber nicht zu schnellen Schritt zur Ubahn in der Nähe der Pizzeria.
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Ich gebe zu, ich habe in den letzten Wochen das Schreiben vernachlässigt. Tut mir leid, aber entweder ist man sozial und kämpft um Verbesserung in der Schule oder man schreibt eben. Mir war der erste Teil wichtiger. Aber ich bin wieder zurück mit dem neuen Kapitel. Für die folgenden paar habe ich auch schon Ideen, also wird es in nächster Zeit nicht vorkommen, dass ich untertauche.
Ich freu mich schon auf Ferien in zwei Wochen, ich habe mal wieder eine menthalisch Tankstelle nötig.
Mit diesem Kapi sollte wohl endlich eindeutig geklärt sein, dass ich für Jonas Pläne habe. Yuhuu, ich habe aufgeholt, was ich versäumt hab.
Viel Spaß noch beim Lesen.
Eure nachtaktive Once
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